Archiv für Januar 2021
Journal Samstag, 30. Januar 2021 – Frühlingsboten und große Müdigkeit
Sonntag, 31. Januar 2021Zu früh aufgewacht nach unruhiger Nacht, ich war den ganzen Tag schlapp und müde.
Das Wetter mild mit viel Sonne, das Hasenglöckchen auf dem Balkon wird schon munter.
Kneten, Ruhen, Falten, Garen, Backen der Häusemer Bauerekrume, doch anders als geplant verschränkte ich das nicht mit Sport: Ich hatte derart keine Lust, dass ich lediglich eine Runde Yoga machte und eine Hüft-Reha-Übung auf dem Balance Pad.
Das Brot glang sehr gut. Ich viertelte es nach dem Abkühlen und fror drei Viertel ein.
Vormittags hatte ich auch das Dessert fürs Abendessen zubereitet: Aus einigen Löffeln Orangenmarmelade 2021, die Herr Kaltmamsell in der Woche davor gekocht hatte, wurde mit Sahne, Crème fraîche, Orangensaft und Orangeschale mit Hilfe von Gelatine eine Creme, die der Guardian “Marmalade panna cotta with bay and bourbon” nennt. Bourbon war keiner im Haus, ich griff zum braunen Rum.
Schmeckte abends sehr gut, hätte etwas fester sein dürfen – vielleicht nächstes Mal mit einem zusätzlichen Blatt Gelatine (oder weniger Orangensaft, die Mengenangabe “Saft einer Orange” finde ich beim Einsatz von Gelatine wegen der großen Bandbreite der Saftmenge aus einer Orange fahrlässig).
Ich brachte das vorerst letzte Buchpaket weg, dieses zu einer Hermes-Annahmestelle bei St. Paul. Bei ausreichender Leere hatte ich Obsteinkauf im Süpermarket geplant – doch dort wie an manchem Ketten-Supermarkt im südlichen Bahnhofsviertel standen Schlangen bis draußen. Ich spazierte zum Hauptbahnhof für Frühstückssemmeln (das Brot musste erst auskühlen); der Rischart in der Bahnhofshalle nutzte nur die Hälfte des Ladens und war mit nur einer Verkäuferin besetzt – mehr lohnt sich wohl beim Pandemie-bedingten Reisenden-Aufkommen nicht.
Frühstück kurz nach zwei. Da es weiterhin in Hüfte und Rücken zwickt, setzte ich mich für die Lektüre der Wochenend-Süddeutschen mit Füßehoch aufs Bett. Hin und wieder stand ich auf, um die Sauerteigreste der vergangenen Wochen zu Sauerteig-Crackern zu backen, die ich den Nachmittag über gleich knabberte. Das Wetter war düster geworden, windiger Regen.
Das Nachtmahl bereitete wieder Herr Kaltmamsell zu: Er machte aus dem Ernteanteil-Wirsing eine Wirsing-Lasagne mit Wurst-Brät, darin auch Linsen, überbacken mit Ricotta-Käse-Ei-Masse. Sie schmeckte ausgezeichnet.
Dazu gab es ein Glas rassen Blaufränkisch vom Heinrich.
Journal Freitag, 29. Januar 2021 – Alkohol aufs Wochenende und “Bolero”-Erinnerungen
Samstag, 30. Januar 2021Fast sogar gut geschlafen – wenn das am Wochenende MIT Ausschlafen funktionierte, wäre das wundervoll.
Die milden Temperaturen und der fast ununterbrochene Regen hatten den Schnee beseitigt, übrig blieben klägliche Häufchen und viel, viel Rollsplit (den meine Stiefel durch komplexe Sohlenimpulse und Luftströme so reichlich ins Innere wirbelten, dass ich eine Rechnung des Winterdienstes befürchte). Der Tag wurde stürmisch, das fegte immer wieder große Wolkenlöcher frei, durch die Sonne kommen konnte.
Mittags reichlich Radicchio mit Balsamico-Dressing, nachmittags Kiwi und Birne.
Ich war sehr froh um das Ende der Arbeitswoche. Auf dem Heimweg erledigte ich ein paar Einkäufe in einem weiträumigen Edeka, zu Hause setzte ich erst einmal Vorteige für Häusemer Bauerekrume an. Dann Einstieg ins Wochenende mit Cosmopolitans, während Herr Kaltmamsell fürs Nachtmahl sorgte: Es gab Miesmuscheln, er hatte ein Nigel-Slater-Rezept mit Tamarinde und Kokosmilch umgesetzt. Dazu gab es einen Riesling von Buhl Deidesheimer Herrgottsacker 2017, der mich gleich beim ersten Schluck daran erinnerte, warum ich seinerzeit nach dem Probieren sofort ein Kistlein bestellt hatte.
Köstliche Muscheln, wenn auch mit ziemlich viel Ausschuss.
Früh zu Bett, um noch in William Maxwell, So long, see you tomorrow zu lesen, während Herr Kaltmamsell neben mir beim Leseversuch sofort einschlief.
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Eine 53-Minuten-Doku auf arte über den Bolero von Maurice Ravel:
“Bolero – Ein Refrain für die Welt”.
Es gehört zu meinen Kindheits-/Jugenderinnerungen, als meine Eltern den Bolero von Ravel entdeckten (wodurch eigentlich? ich muss mal fragen – die Filmmusik zu Les uns et les autres?, denn ich glaube, dass er 1984, als er nochmal durch das Eistanz-Paar Jayne Torvill und Christopher Dean um die Welt ging, schon ein Familien-Ohrwurm war) und er wieder und wieder von Schallplatte durchs Haus (oder schon durch die Wohnung?) klang. Die Choreografie von Maurice Béjart, ausgeführt von einem Tänzer mit nacktem Oberkörper auf einem roten Podest, sah ich als Schülerin bei einer der regelmäßig angebotenen Fahrten zur Münchner Oper (war das möglicherweise sogar Jorge Don, der in der Doku auftaucht?), die mich tief beeindruckte.
Journal Donnerstag, 28. Januar 2021 – Fehlende Vorfreuden
Freitag, 29. Januar 2021Tauwetter. Ich wachte zu Tropfengeräuschen auf, kurz vor meiner Ankunft im Büro tröpfelte es auch vom Himmel.
Nebenwirkung der Friseurlosigkeit: Haareföhnen dauert bei mir inzwischen mehr als doppelt so lang wie frisch vom Friseur. Ein astreines Luxusproblem, denn ich habe so viel Haar auf dem Kopf, dass für einen wirklich guten Kurzhaarschnitt mindestens ebenso viel ausgedünnt werden muss wie gekürzt (irgendwann scherzte Herr Fiseur, er werde mich seine Dienste nach Haargewicht zahlen lassen). Und so habe ich jetzt ein dickes Winterfell, das fürs Trockenföhnen (Lufttrocknen ergibt bei mir umgehend Lungenentzündung) empfindlich lang braucht.
Es regnete den ganzen Tag durch.
Gelernt: Manche undurchdringlich scheinende (unangenehme) Aufgaben sortieren sich tatsächlich von selbst durch Abwarten. Weil nach und nach die nötigen Informationen vorbeigeflogen kommen. (Passiert mir allerdings zum ersten Mal im Berufsleben, normalerweise werden sie durch Liegenlassen immer komplizierter.)
Die subjektive Relativität von Zeit im Büro, selbst bei gleicher Arbeitslast: Am Mittwoch merkte ich erst, dass längst Mittag war, weil ich Bauchweh vor Hunger hatte. Gestern konnte ich kaum fassen, dass erst elf Uhr war, wo ich doch schon so viele Dinge gewuppt hatte.
Mittagessen war ein dickes Käsebrot und Orange mit Joghurt.
Auch am Nachmittag Arbeit, während der Wind Regen gegen meine Büroscheibe schlug.
Auf dem Heimweg brauchte ich meinen Schirm nur auf den letzten Metern, dafür war ich ziemlich damit beschäftigt, tiefen Schneematsch-Pfützen auszuweichen. Zuhause wieder Yoga, dann machte ich den Feldsalat aus frisch geholtem Ernteanteil an, es gab ihn zum Nachtmahl mit Käse und Brot.
Vor über einem Jahr hatte ich zum letzten Mal Gäste in der Wohnung.
Ich muss mir Vorhaben einfallen lassen, auf die ich mich freuen kann. Die gewohnten gibt es ja seit einiger Zeit nicht: Treffen mit Familie, mit Freundinnen und Feunden, Restaurantbesuche, Museum, Theater, Schwimmen – mir wird immer bewusster, wie sehr mich die Vorfreude darauf durch die anstrengenden Teile des Alltags getragen hat. Oder das Runterzählen der Arbeitswochen, dann -tage bis zur nächsten Reise. Jetzt ist da nichts, und das macht mich immer trauriger und mutloser, so geht das nicht. Zumal belastende Vorhaben wie der Umzug ohne Aussicht auf erfreuliche Ereignisse zum Ausgleich mich noch mehr belasten.
Abendliche Freude gestern war eine neue Folge Mailab: “So endet Corona”.
https://youtu.be/pGJEVXvOcRY
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Mit “Je Türenknall, desto wiederkomm” fasste Kathrin Passig einst die Beobachtung zusammen, dass besonders laut deklarierte Abschiede von Social-Media-Plattformen nie von Dauer sind. (Für mich ein hervorragendes Beispiel, wie kraft- und wirkungsvoll man die deutsche Sprache einsetzen kann, wenn man nicht der Verein Deutsche Sprache ist und in erster Linie an Regeln und jetzigem Stand festhält.) Jetzt hat sie unter diesem Titel ihre gesammelten Kolumnen des Jahres 2020 veröffentlicht, wahlweise gegen Geld oder kostenlos zu lesen.
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Marina Weisband hat in der Gedenkenstunde zum Tag der Befreiung im deutschen Bundestag gesprochen, als Vertreterin der nachgeborenen jüdischen Generation. Es wurde eine kluge und eindringliche Rede, hervorragend gehalten:
https://youtu.be/8h9cQOlD4Pw
Journal Mittwoch, 27. Januar 2021 – Flucht in Traumwohnung und Urlaubsträume
Donnerstag, 28. Januar 2021Gut geschlafen, am Ende wunderbar geträumt, nämlich nach Langem mal wieder von einer interessanten Wohnung: Sie war riesig, hatte im Vorderbereich Schlafräume und Arbeitszimmer, gegenüber der Eingangstür führte eine Doppelflügeltür in einen weitläufigen open plan-Bereich, zur gegenüberliegenden Wand mit Fenstern/Balkontüren stand als Abtrennung eine lange Theke, hinter der Kücheneinrichtung lag. Nachteil: Die Wohnung hatte nur winzige Dachbalkone, aber von dort eine tolle Aussicht. Mir fiel ein, dass ich die Wohnung vor diesem schicken Um- und Ausbau bereits aus Träumen kannte, als sie noch so verwinkelt war, dass man einen besonderes spannenden Teil fast nicht fand. (Das ist für Sie höchstwahrscheinlich ebenso langweilig wie für Herrn Kaltmamsell, der bei meiner detailreichen Schilderung am Morgen demonstrativ die Augenlider sinken ließ, aber hier geht’s schließlich nicht um Sie, und ich will den Traum festhalten. Zumal ich noch auf meinem Weg in die Arbeit genüsslich daran dachte.)
Wunderschönes Morgenlicht:
Dazu nur zum Vorstellen: Wie im winterlichen Sonnenaufgang die Rauchsäulen über den Kaminen der Häuser vor strahlend blauem Himmel aufleuchteten.
Am Vormittag zog es aber wieder zu, schneite über den Tag auch immer wieder ein wenig.
Als Mittagessen hatte ich mir den Rest Grünkohleintopf vom Sonntag mitgenommen, erwärmte ihn in der Mikrowelle. Nachmittags ein Apfel.
Auf dem etwas späteren Heimweg steuerte ich den Vollcorner an, um Obst, Salat, Käse, weitere Milchprodukte zu kaufen.
Daheim erst eine Yoga-Einheit, dann Küchenaktivitäten (Sauerteige auffrischen, Brotzeit für den nächsten Tag vorbereiten), zum Nachtmahl gab es aufgetaute Kutteln Madrilener Art.
Auf Twitter las ich von Urlaubsplanungen für das Jahr (vor dem Hintergrund unterschiedlicher Pandemie-Szenarien), ich kann das Bedürfnis sehr gut verstehen. Selbst möchte ich für Pläne erst noch abwarten, wie sich meine post-operative Wandertauglichkeit entwickelt (dann aber: Bayerischer Wald! Schwäbische Alb! Sächsische Schweiz!), meine Fantasien gehen eher Richtung Herbst 2022: Dann beginnt das Sabbatjahr von Herrn Kaltmamsell und wir möchten den ersten von drei vierwöchigen Urlauben dieses Sabbathjahrs antreten. Derzeit im Spiel als Reiseziele für dieses Jahr: Baskenland (Basislager San Sebastián, Anreise mit Zug und Zwischenstopp Paris), Sizilien (Anreise mit Zug und Zwischenstopp Neapel), Florida (Verwandtschaft) und Kalifornien (Freunde), Israel (Anreise idealerweise per Schiff). Und es ist eine wundervolle Flucht vor der derzeitigen Realität, mir dafür Details auszudenken.
Journal Dienstag, 16.26. Januar 2021 – Bernardine Evaristo, Girl, Woman, Other
Mittwoch, 27. Januar 2021
Morgens erst mal Bücherpakete fertig gemacht, auf dass sie der hilfreiche Herr Kaltmamsell zur Post bringen konnte. Der Bücherberg ist sichtbar geschmolzen, hurra!
Ich war nicht vom Lärm des Winterdienstes aufgewacht: Es lag so viel Schnee, dass die Räumfahrzeuge sich noch nicht um unsere Straße ohne Durchgangsverkehr hatten kümmern können.
Tief verschneit, ca. 30 cm hoch, war auch mein Weg in die Arbeit (jetzt wieder in Schneestiefeln, leichte Büroschuhe hatte ich im Rucksack dabei), ich profitierte aber durchwegs von zumindest einer schmalen geräumten Schneise.
Im Büro viele Online-Besprechungen, nach und nach lerne auch ich Haustiere kennen.
Hin und wieder schneite es nochmal, doch heftiger Wind pustete die Bäume kahl.
Mittags nur eine halbe Cornish Pastie (ich lerne dazu), außerdem Granatapfel mit Hüttenkäse (oder doch nicht: ich war wieder überfressen; dafür brauchte ich bis zum Abend nichts mehr).
Heimweg in leichtem Schneefall und Wind, über die Theresienwiese scholl das Kinderjuchzen und -rufen von den Schlittenhügeln auf der Westseite.
Als ich auf den Beethovenplatz zuging, sah ich schon von Weitem ein sehr kleines Auto, das mit durchdrehenden Hinterreifen aus einem Scheeberg loszukommen versuchte. So viel weiß auch ich vom Autofahren, dass durchdrehende Reifen nie von selbst greifen werden. Ich trat also vorsichtig ans Fahrerfenster, das einen Spalt breit geöffnet war, und bot an: “Soll ich schieben?” Die Fahrerin willigte ein, ich empfahl die Richtung rückwärts, weil hinterm Wagen kein Schnee lag. Mit zweimal Schieben von vorne war das Autochen frei, wir freuten uns.
Daheim genehmigte ich mir erst mal eine Einheit Yoga, dann packte ich weitere Bücherpakete.
Zum Abendessen gab es den letzten Gang des Wochenend-Gockels: Hühnerbrühe mit gekauften Tortellini (Spinat-Ricotta-Füllung).
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Montagabend hatte ich Bernardine Evaristos Girl, Woman, Other ausgelesen, bis zuletzt mit Vergnügen.
Die zwölf Kapitel drehen sich alle um britische Frauen mit schwarzem Hintergrund, die eine mit mehr, die andere mit weniger. Alle sind personal aus der Sicht der Frauen erzählt (oder der other: eine der Figuren lernt im Lauf des Kapitels, dass sie – they – sich keinem Geschlecht zuordnet), alle ganz nah an den Figuren. Das ist bunt, nahbar und reichhaltig, in die Kapitel über alte Frauen passen viele Jahrzehnte Leben. Die Spanne der Figuren reicht von Theaterautorin über Putzfrau, Bäuerin, Studentin, Hausfrau, Bankerin bis Lehrerin – alle leben in derselben Welt, manche sind miteinander verbunden. Und alle haben Erfahrungen mit Rassismus und mit Gewalt gemacht.
Wunderbar indirekt macht sich die implizite Erzählerin durch diese Perspektive auch liebevoll lustig, lässt für die Leserin weniger schöne Charakterseiten durchscheinen (z.B. die junge Jazz mit ihrem stark gefilterten Blick, der in allem und jedem Rassismus sieht, oder die alte Winsome, die ihre erwachsenen Kinder für verwöhnte Faulpelze hält). Erzählt wird technisch geschickt durch viel showing, was ich mir mit Evaristos Theatererfahrung erkläre. Auch wenn die Kapitel keine durchgängige Handlung ergeben (ein Rahmen ist die Uraufführung des Theaterstücks der erfahrenen und lange alternativ lebenen schwarzen Autorin Amma, auf der viele der Figuren zusammenkommen), entsteht ein dichtes, lebhaftes Gesamtbild. Interessantes Detail: Evaristo bedient sich des Schriftsatzes als Stilmittel. Sie schreibt oft in sehr kurzen Absätzen von einem Satz, die ohne Punkt enden, manche Absätze verteilen die Wörter wie ein Gedicht über die Seite – ohne dass die Lesbarkeit in irgendeiner Weise leidet. Es entsteht vielmehr dadurch ein Rhythmus, den sonst nur Vortrag erzeugen könnte.
Mal wieder bekam ich durch Fiktion Einblick in Welten und Kulturen, die ich vorher höchstens aus dem Augenwinkel kannte.
Eine Recherche nach Rezensionen erinnerte mich daran, dass Evaristo den Booker Prize 2019 zusammen mit Margaret Atwood bekam, letztere für The Testament. Ich nehme an, dass das im Lauf der Zeit völlig in Vergessenheit geraten wird, denn Girl, Woman, Other überragt den Routine-Roman von Atwood weit.
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Dank Sendung mit der Maus habe auch ich verstanden, wie die verschiedenen Maskentypen wirken.
https://youtu.be/F59fGJf7Xtw
Journal Montag, 25. Januar 2021 – So richtig Schnee
Dienstag, 26. Januar 2021Mittelgute Nacht, ich war noch vor Wecker wach.
Unvorhergesehene Folge der Pandemie: Ich trage meinen wunderschönen Hut nicht. Um die Maskenbändel hinter die und von den Ohren zu bekommen, müsste ich ihn nämlich jedesmal absetzen, und das ist mir zu umständlich. (Andererseits könnte die Kombination mit Maske allerliebst nach Spanischer Grippe 1918 aussehen – muss ich mal ausprobieren.)
Schneefreier Weg in die Arbeit, doch gleich nach meiner Ankunft im Büro schneite es erst eine Stunde, ab Nachmittag schneite es durch und alles ein. Der Haken: Dafür waren meine Schuhe völlig ungeeignet, und da ich gestern völlig frei von Abenteuerlust war, nahm ich nach Feierabend die U-Bahn nach Hause.
Mittags: eine ganze Cornish Pastie. Das war zu viel. Ich merkte, wie lange es her war, dass ich mich nach dem Mittagessen im Büro überfressen fühlte – das kannte ich eigentlich nur aus einem früheren Leben vom Kantinenessen.
Ziemlich heftiger Arbeitstag, tausend Kleinigkeiten. Außerdem hatte ich eine Auseinandersetzung mit meinem Kolbenfüller, bei der ich den Kürzeren zog. (Aus früheren Vorfällen weiß ich, dass schwarze Tinte mindestens zwei Tage Händewaschen übersteht.)
Daheim machte ich mich erst mal daran, die Buchwünsche in sechs Stapel zu sortieren (es funktioniert!) und Details zu arrangieren. Draußen sah die Umgebung immer mehr nach halbgeschlagener Sahne aus.
Dann gönnte ich mir eine Runde Yoga, die aus viel Dehnen bestand. Ich bilde mir ein, dass sich die operierte Hüfte immer besser in den Schneidersitz bringen lässt.
Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell aus Ernteanteil einen Eintopf mit Hauptbestandteil Grünkohl. Da die verarbeiteten Karotten lila waren (Sorte Purple Haze), hatte der Eintopf eine recht Halloween-kompatible Farbe in Gräuliche. Er schmeckte aber hervorragend, auch die Wurst darin machte sich sehr gut.
Letzter Blick raus vor dem Schlafengehen, jetzt hatte der Schneefall aufgehört.
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Augsburg hat sich seit meiner Studienzeit ziemlich verändert.