Journal Montag, 11. Januar 2021 – Wohin wir umziehen

Dienstag, 12. Januar 2021 um 6:24

Das Haus in der Münchner Innenstadt, in dem wir seit nun 21 Jahren wohnen, wurde Ende 1950er / Anfang 1960er gebaut. Unsere Wohnung gehört zu den beiden von 16, die seither nie grundsaniert wurden – und das merkten wir immer unangenehmer: Das Riemchenparkett war nicht nur an vielen Stellen unansehnlich, sondern begann zu splittern, beim Staubsagen lösten sich Klötzchen; die sanitären Einrichtungen, vor allem das Bad, wurden immer ekliger. Doch eine Renovierung mit voller Möblierung und während wir drin wohnen, stand für mich nicht zur Diskussion (zumal eine Grundsanierung laut Hausbesitzer auch ein Entfernen der Küche samt Boden für das Verlegen neuer Leitungen und das Rausreißen der Holzabtrennung zum Wintergarten bedeutet). Gleichzeitig wollten wir sehr, sehr gern in diesem Haus wohnen bleiben.

Also schrieb ich im Dezember 2018 einen Brief an die Hausverwaltung, in dem ich die Situation schilderte und vorschlug, dass wir bei Freiwerden einer der bereits grundsanierten Wohnungen im Haus umziehen könnten, damit unsere jetzige Wohnung grundsaniert werden kann. Die ernüchternde Antwort der Hausverwaltung war damals: Gerne, wir setzen Sie auf die Warteliste. Ich rechnete also nicht mit dieser Möglichkeit in absehbarer Zeit.

Doch Anfang Dezember sprach eine Nachbarin Herrn Kaltmamsell an: Sie zögen im Frühjahr weg, und die Hausverwaltung habe auf unser Interesse hingewiesen. Diese Wohnung liegt nicht nur ein paar Stockwerke höher, sondern auch auf der anderen Seite des Treppenhauses (im Haus zwei Wohungen pro Etage) nach Süden und Westen, hat ein halbes Zimmer mehr. Im ersten Moment war ich überfordert, doch auf genau dieses Signal hatten wir ja gewartet.

Mittlerweile haben wir die Wohnung angeschaut (die Aussicht ist noch umwerfender als von unserer jetzigen), haben die Zimmer verteilt (mit Beratung der Gesamt-Einrichtungsberaterin Kaltmamsell senior), haben uns damit abgefunden, dass wir unsere jetzige Küche nach sechs Jahren schon wieder aufgeben müssen (in der neuen Wohnung ist eine noch neuere eingepasst, sogar mit Induktionsherd) – und haben den Mietvertrag unterzeichnet. Herr Kaltmamsell stimmt sich mit dem Umzugsunternehmen ab (auch wenn wir nur ein paar Stockwerke umziehen, werden wir nicht Kisten schleppen und Möbel ab- und aufbauen, außerdem muss ja die Küche raus und – hoffentlich für die Nachmieter – in der Nähe zwischengelagert werden), ich habe eine Schreinerei kontaktiert (Empfehlung meiner Eltern), die für mein Schlafzimmer einen Einbauschrank schreinern soll (sehr schönes und persönliches Gespräch mit freundlichem Plaudern, wegen hoher Auslastung wird es allerdings ein paar Monate dauern, bis der Schrank existiert).

Bocksfuß ist, dass wir dann doch ein paar Dinge ersetzen wollen (u.a. Bücherregale, Esstisch) oder neu brauchen (Schuhregal, Sofa, Barschrank, Lampen, Garderobe – letztere kann uns vielleicht auch der Schreiner einbauen) – und derzeit die Läden geschlossen haben. Am liebsten würde ich mich erst mal in der Halle 2 umschaun, also im Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadt München. Auch zu. Nicht wirklich schlimm, wohnen wir halt erst mal in dem, was wir haben plus Umzugskisten und mit Glühbirnen: Wir haben eine Küche und ein neues Bad, zudem Betten – damit geht’s ja wohl erst mal.

Die Miete ist natürlich in einer grundsanierten Wohnung mit ein paar Quadratmetern mehr deutlich höher, im Moment sehe ich uns künftig von Ernteanteil und Margarine leben. Plus Haferflocken. Und wenn nicht jetzt, dann spätestens in der Rente. Doch sehr wahrscheinlich wird sich auch das einrütteln.

§

Die Nacht auf gestern war wieder eher mittel, aber ich genoss den Fußweg in die Arbeit. Es ist weiter kalt (aber nur knapp unter null). In der Arbeit gab es vielfältige Arbeit mit reichlich Menschenkontakt. Zu Mittag geräucherte Forelle, ein Laugenzöpferl, eine rote Paprika, nachmittags ein Stück Marmorkuchen.

Ich ließ es nicht zu spät werden, das soll gar nicht erst wieder einreißen. Auf dem Heimweg (es war kälter geworden) kaufte ich noch im Rewe ein, von der Einkaufsliste und für nächste Brotzeiten.

Daheim heizte ich gleich mal ein und stürzte in Sportkleidung. Hurra, ich schaffte eine Runde Yoga nach der Arbeit. Hoffentlich der Anfang einer Reihe.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den Rest Füllung des Steak&Kidney Pies mit Nudeln, das war gut und wärmend.

die Kaltmamsell

16 Kommentare zu „Journal Montag, 11. Januar 2021 – Wohin wir umziehen“

  1. creezy meint:

    Das sind schöne Nachrichten.

    Und danke für „Laugenzöpferl“. Nie wieder werde ich auf Laugenstangen blicken können ohne an Dich zu denken. (Zöpferl haben es bisher nicht hierher geschafft.)

  2. Neeva meint:

    Oh, ein Induktionsherd! Damit kocht sich wirklich angenehm. (Wenn mensch erstmal weiß wo genau die Töpfe stehen müssen und wie die neuen Kochzeiten sind.)

  3. Christine meint:

    Oh! Eine Schwester im Geiste. Auch ich sehe mich gezwungen umzuziehen.

    Mir ist Anfang November mein Haus wegen Eigenbedarf zum 28.02. gekündigt worden. Ich habe die sportliche Herausforderung gemeistert, mir ein Haus zu kaufen(!) und im Februar wird umgezogen.
    Zwar brauche ich keine neuen Möbel (bis auf ein Bett für mein Kind, aber das kann man improvisieren). Viel ärger trifft mich, dass die Baumärkte geschlossen sind und ich gerne neue Teppichböden etc verlegen würde. Ich hoffe, dass sich die Lage zum Monatswechsel bessert.
    Ich drücke euch die Daumen, dass alles klappt. Toitoitoi.

  4. Roland B. meint:

    Bei vielen Baumärkten gibt es Abhol- oder Lieferservice-Angebote. Wenn man genau weiß was man will, ist das sicher eine Möglichkeit.

  5. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Oh … ähnliches haben wir auch im Sinn, also Umzug innerhalbs des Hauses. Wir sind 8 Mietparteien, davon zwei ältere alleinstehende Damen … ja, darauf zu hoffen das von ihnen jemand auszieht ist fast ein wenig makaber, aber ja, auch wir sind guter Dinge.

  6. Sabine Kerschbaumer meint:

    Bezüglich Teppichboden und Tapeten (der Sohn arbeitet in diesem Bereich): Die “Spezialgeschäfte” beraten auch telefonisch sehr gut und bieten häufig den Service an, dass man Musterbücher ausleihen kann. Bestellen und abholen ist ja auch wieder möglich.

    Alles etwas umständlich, aber viel besser als gar nicht renovieren zu können. Den Läden tut es gut :-).

    Ja, die Münchner Mieten. Ich bin ja schon neugierig, was kostet ein renoviertes Domizil in Ihrer Lage? Landsberg beherbergt ja viele Münchner Pendler und wir merken das stark an den Mieten. Effekt: Wir würden uns nach dem Auszug vom Lieblingssohn gerne verkleinern. Die Krux an der Sache: Eine kleinere Wohnung kostet kalt inzwischen etwa 200 EUR mehr als die jetzige. Ergo gibt es wohl ein riesiges Nähzimmer für mich im ehemaligen Kinderzimmer-Dachstudio.

  7. Stefan meint:

    Ich bin immer wieder überrascht (ok, eher genervt), dass es noch Firmen gibt, die offensichtlich kein HomeOffce anbieten, obwohl augenscheinlich die Tätigkeiten dies problemlos zulassen würde. Sehr, sehr schade.

  8. FrauC meint:

    Oh wie schön, das ist doch mal ein Lichtblick in anstrengenden Zeiten!

  9. Nina meint:

    Meinen Sie Frau Kaltmamsell damit? Sie hatte doch letztens geschrieben, dass ihre beruflichen Tätigkeiten weitgehend Präsenz vor Ort erfordern.

  10. Nina meint:

    Herzlichen Glückwunsch, tolle Neuigkeiten!

  11. Daniela meint:

    Schön dass es geklappt hat mit der neuen Wohnung, Glückwunsch! Wie ist das denn mit dem interessanten Farbkonzept der Vormieter ausgegangen, müssen die zurückbauen?

  12. lihabiboun meint:

    Ach verehrte Frau Kaltmamsell, wie schön, dass Sie mir “erhalten bleiben” … obwohl das natürlich Blödsinn ist, ich kann Sie ja lesen, ganz wurscht, wo Sie wohnen. Aber dennoch … ich fühle mich Ihnen nachbraschaftlich verbunden – wenn ich das so sagen darf. Guten Mut für den Umzug, ein neuer Anfang. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch einen Zauber darin finden!

  13. Christine meint:

    Natürlich weiß ich, dass es “Click&Collect” im Baumarkt gibt. Aber gerade Teppichböden will man vorher “streicheln”.
    Somit wird eine Sache, die eigentlich sehr einfach ist, plötzlich ziemlich umständlich. Aber noch habe ich ja ~vier Wochen.

  14. Monika meint:

    Viel Glück beim Umzug. Ich kann mir vorstellen, dass die neue Wohnung sehr viel mehr an Miete kosten wird.

    Ich weiss von einer renovierten Wohnung in Schwabing-West im historischen Altbau. 90 qm. Die kostete vor der Grundsanierung ca. 900 Euro kalt. (die Mieter waren 35 Jahre in der Wohnung) Zustand wohl ähnlich wie bei Frau Kaltmamsell. Sie wurde letztes Jahr für 1730 Euro kalt vermietet. Sie hat Fischgrät-Parkett, schöne Kassettentüren, noch die alten Fenster, die aber keinen Schallschutz bieten. Kein Balkon, aber schöner Hinterhof mit alten Bäumen. Die Wohnung geht zum grossen Teil zu einer zu Stosszeiten stark befahrenen Strasse hin.

  15. kelef meint:

    OH! herzlichen glückwunsch zur neuen, grösseren, weiter obeneren und vor allem VOR DEM EINZUG grundsanierten wohnung! hier bin ich ja eingezogen in eine wohl grundsanierte, aber keineswegs fertige wohnung (kein ordentlicher fussboden, keine fliesen im bad, provisorische küche), dann, als alles fertig war, zog die tochter aus und ich – baute um. wenige jahre später lernte ich den ex kennen, der zog dann zu mir, und ich – baute um. wenige jahre später warf ich den ex hinaus, und ich – baute um. wenige jahre später ging ich in pension, und baute noch schnell einmal alles so um wie ich es für den rest meines lebens gerne haben wollte. wenige jahre später wurde das haus verkauft, und nach fünf jahren verarsche und lügerei wurde fünf jahre lang saniert – fertig ist noch immer nicht alles. ich, in der zwischenzeit – baute um, weil: wo früher fenster jetzt balkontür, etc.. dass ich mich in der zwischenzeit nicht mehr richtig rühren kann und für jeden schas hilfe brauche macht die sache weder einfacher, noch billiger, noch schneller. immerhin liegen aber die teppiche wieder dort, wo sie hingehören, und das dunkel lichtet sich.

    jedenfalls, abgesehen von super: am besten, sie legen ihre anweisungen schriftlich nieder, lassen fertig machen was neu kommt, und fahren dann drei wochen auf urlaub während der rest ihres besitzes unter den strengen augen von vertrauenspersonen die paar stock hinauftransportiert wird. und lassen sie sämtliche kommunikationsmittel zu hause, sonst springen sie im kreis!

  16. die Kaltmamsell meint:

    Die Geschichten, die Sie von den vergangenen Jahren erzählen mussten, kelef, gehörten durchaus zu den Abschreckungen einer Grundsanierung im laufenden Betrieb.

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