Archiv für März 2021

Journal Dienstag, 23. März 2021 – Ministerpräsidentenkonferenz erfindet den “Ruhetag” gegen Corona

Mittwoch, 24. März 2021

Nicht verschlafen, weil ich das weckende Telefon aufs Nebenkopfkissen gelegt hatte.

Fußweg in die Arbeit OHNE Schneeflocken, es blinzelte sogar ein wenig die Sonne.

Am Vormittag schlug ich vorsichtig die vorabendlichen Pandemie-Beschlüsse der Ministerpräsident*innenkonferenz MPK nach. Ich habe sie nicht kapiert – also nicht nur im Sinn von WARUM?!, glauben die wirklich, fünf Tage Daheimbleiben bringen etwas?! -, sondern auch nicht, was sie bedeuten, z.B.

Um eine Phase der Osterruhe zu entwickeln, sollen Gründonnerstag und Ostersamstag Ruhetage mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen werden. Es gelte dann an fünf Ostertagen das Prinzip „Wir bleiben zu Hause“.

Den Gründonnerstag habe ich Urlaub genommen, doch ich ahne, dass mein Plan nicht aufgehen wird, ihn für eine Fahrt zum Wertstoffhof zu nutzen. Oder doch? Gelten die Kontaktbeschränkungen nur für private Treffen? Am frühen Nachmittag dann die Pressekonferenz der Bayerischen Staatsregierung: Gründonnerstag wird zum Feiertag erklärt. Das heißt zum einen, dass es nichts mit Wertstoffhof wird. Aber heißt es auch, dass mir kein Urlaubstag abgezogen wird? Ich bin sicher, dass Personalabteilungen und Betriebsräte derzeit rotieren.

Mittags gab es den restlichen Kohlrabi-Apfel-Petersiliensalat vom Vorabend, dazu ein Laugenzöpferl – sehr befriedigend und sättigend.

Heimweg in kalter Sonne, ich machte einen Umweg die Theresienwiese entlang. Zu Hause konnte ich mich nicht wie geplant sofort in Yoga-Kleidung stürzen: Es waren Handwerker da, die eine neue Klingel-/Gegensprechanlage einbauten (nicht nur bei uns, sondern im ganzen Haus). Also erst mal Blumen gegossen, Brotzeit für den nächsten Tag vorbereitet. Aber dann gab’s Yoga, die lange Abschlussfolge von Adrienes “Home”. Ich kam ins Schnaufen und Schwitzen.

Herr Kaltmamsell hatte vergangenen Freitag aus den Hühnerknochen eine Brühe gekocht, auf meinen Wunsch wurde sie gestern Basis einer Tom Kha Gai, statt mit Hähnchenfleisch mit Räuchertofu. Schmeckte sehr gut. Nachtisch Schokolade.

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InStyle hat ein schönes Interview mit Melissa McCarthy, die seit ein paar Monaten in Australien lebt und arbeitet:
“Melissa McCarthy Does It for the Laughs”.

Und wenn ich schon mal da war, suchte ich gleich den Trailer von Thunder Force, weil: Melissa McCarthy und Octavia Spencer als Superheldinnen? Yes please.

https://youtu.be/kJa8b8Zplv4

Journal Montag, 22. März 2021 – Montagsfrage zum Anfang und Grund des Bloggens

Dienstag, 23. März 2021

Ein bisschen zu gut geschlafen – Herr Kaltmamsell musste mich wecken, weil ich zehn Minuten Weckerklingeln überhört hatte, trotz näherer Platzierung. Ich war dann fast eine Stunde völlig schlaftrunken.

Fußweg in die Arbeit wieder durch vereinzelte Schneeflocken und scharfen Wind, den ganzen Tag über schneite es immer wieder. Gestern entdeckte ich vorm Wohnhaus die Veilchen, die ich oft auch schon im Februar gesehen hatte, aber ansonsten raffen sich nicht mal die Forsythien zum Blühen auf. Auch wenn meine Sehnsucht nach Sonne und Wärme groß ist, würde ich derzeit mit einem weiteren Talmi-Sommer und Temperaturen über 20 Grad hadern: Zu sehr schmerzten mich die in späterem Frost erfrorenen Obstbaumblüten, die es in den vergangenen Jahren mehrfach gab und die die Obsternte ganzer Landstriche in Bayerns Süden ausfallen ließen. Also jetzt lieber noch ein paar Tage Schneeflocken und Temperaturen um den Gefrierpunkt, dann langsamer Start des Frühlingprogramms.

Über den Vormittag breitete sich in meinem Körper ein leichter, wohliger Muskelkater vom sonntäglichen Krafttraining aus, gerade genug um zu merken, dass ich richtig trainiert hatte.

Im Büro fror ich fast den ganzen Tag, vielleicht ist meine Winter-Wärmeenergie dann doch aufgebraucht.

Zu Mittag gab es Avocados mit Grapefruit, nachmittags einen Apfel und Nüsse.

Der Heimweg wurde wieder durch scharfen Wind vereist. Zu Hause absolvierte ich nochmal die Runde Yoga vom Vortag. Davor hatte ich die Waschmaschine an den Geschirrspüler-Wasserhahn gehängt um zu waschen. (Die Hausverwaltung wird einen Installateur schicken, “aus dem Hahn kommt gar kein Wasser und am anderen Eckventeil angeschlossen läuft sie” überzeugte, dass es nicht an der Waschmaschine liegt.)

Gulasch geht nicht in kleinen Portionen, Abendessen war also Sonntagsessen Teil 2. Dazu hatte ich aus Ernteanteil-Kohlrabi einen Salat mit Apfel gemacht (obwohl er in dem Rezept sowohl als “gesund” als auch “leicht” angekündigt war – was mich sonst zuverlässig abschreckt), schmeckte sehr gut. Herr Kaltmamsell hatte auch Feldsalat besorgt, gab’s als weitere Beilage.

Vorher ein Anruf mit erlösender Information: Meine Eltern haben beide Impftermine, noch vor Ostern.

Joël stellt seit einige Wochen eine Montagsfrage. Gestern lautete sie:
“Warum bloggst du und wie hat das damals bei dir alles angefangen?”

Ich blogge so lange (fast 17 Jahre, konsequent als tägliches Tagebuch seit August 2013), dass es zu meinem Leben gehört. Vogel fliegt, Fisch schwimmt, ich blogge. Und ich bringe die Energie dafür immer noch täglich auf, weil ich nicht muss. Weil ich weiß, dass ich jederzeit “heute schien die Sonne, sonst war nichts” als Tagespost veröffentlichen könnte, wäre auch ok. Aber irgendwas ist halt dann doch immer. Und mittlerweile ist das Blog für mich das zentrale Nachschlagewerk eigener Vergangenheit geworden, ich tue meinem künftigen Ich gerne den Gefallen, die spätere Vergangenheit nachschlagbar zu machen (außer in den Belangen, die hier nicht auftauchen, die ich aber manchmal zum Festhalten als nicht-öffentliche Einträge hinterlege).

Wie es angefangen hat, weiß ich nicht mehr so recht. Von Blogs erfuhr ich im Web im brandeins-Forum, in dem ich seit 2000 mitdiskutierte, zunächst erschien mir das Format besonders attraktiv für Herrn Kaltmamsell und seine abseitigen Interessen wie US-amerikanische Radio-Shows der 1930er und 40er oder Verlagsgeschichte von Superhelden-Comics: Wenn er darüber bloggte, würde er schnell die paar weiteren Menschen finden, die sich ebenfalls mit diesen Themen beschäftigten.

Wie fast alle las ich erst mal Blogs, unter anderem die persönlichen Blogs von Anke Gröner, Don Dahlmann, stattkatze und Lyssa, Link-Blogs wie Industrial Technology and Witchcraft, Antville-Gemeinschaftsblogs wie tug (trunken & genau), Alltags-Blogs von Menschen in den USA oder UK. Bis ich recht schnell auch sowas haben wollte und Herrn Kaltmamsell um Unterstützung bat. Mich reizte der Technik-Aspekt und der Austausch mit ähnlich gesonnenen Leuten, die ich auf anderem Weg niemals kennengelernt hätte – wie ich es bereits im Forum erlebt hatte.

Journal Sonntag, 21. März 2021 – Keine Lust auf eisiges Draußen

Montag, 22. März 2021

Nach gutem Schlaf zu früh aufgewacht. Ich angelte nach meiner Brille, schob mir ein weiteres Kissen unter den Kopf und schaute vom warmen Bett aus eine Weile den kahlen Park im Morgengrauen an.

Am Vormittag gönnte ich mir endlich mal wieder ausführliches Krafttraining, Aufwärmen auf dem Crosstrainer (während Herr Kaltmamsell draußen ein Runde joggte und nicht unter dem Lärm leiden konnte).

Geduscht und angezogen brachte ich mehr Aussortiertes in den Keller, wo es auf den Transport zum Wertstoffhof wartet, ging kurz raus zur Wertstoffstonne – es war beißend kalt zwischen den vereinzelten Schneeflocken. Dazu kam bleigrauer Himmel (Farbton Januar in Berlin), mich zog es gar nicht zu einem Spaziergang raus.

Zum Frühstück aß ich den Rest Ofengemüse vom Vorabend (schmeckte auch kalt sehr gut, merken), einen Apfel, Nusskuchen.

Ein Stündchen bügeln, diesmal im Wohnzimmer mit neuem Süd-Ausblick, das war besonders schön. Vorm Haus kurze Übergabe der entliehenen Krücken, leider braucht die Entleiherin sie wieder. Austausch von Zu- und Umständen.

Kalt war es, wir mussten rundum Heizungen aufdrehen, um die Wohnung auch nur Pulli-und-Socken-gemütlich zu machen. Ich las das Granta 154 aus, einige gute Texte darin. Nach draußen zog es mich auch deshalb nicht, weil die neue Wohnung noch aufregend ist, ich wohne einfach gern.

Im Abendgrauen eine Runde Yoga, kurz vor Ende der 30 Tage “Home” wurde es nochmal anstrengend.

Das Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell, seit nachmittags roch es appetitlich aus der Küche: Es gab Rindergulasch mit Böhmischem Knödel. Die Tagesschau vermeldete 30 Prozent höhere Infektionszahlen als am Sonntag davor, die Pandemie entwickelt sich weiterhin, wie diejenigen Expert*innen, deren Prognosen seit einem Jahr stimmen, als Warnung vor Lockerungen vorhergesagt hatten.

Abendunterhaltung waren die Folgen 3 und 4 von Beforeigners – ich war weiterhin begeistert vom Drehbuch, das mich immer wieder überraschte und dessen Erzählökonomie ich schätzte. Ausgezeichnete Schauspieler und Schauspielerinnen hat die Serie zudem.

Aufräumen für Putzmann-Besuch, die putzbaren Bereiche sind im Vergleich zur Vorwoche deutlich größer geworden.

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Ich kann schon auch über Fußball lachen!

Journal Samstag, 20. März 2021 – Fernsehfund

Sonntag, 21. März 2021

Unruhige Nacht für uns beide. Während Herr Kaltmamsell schon vor sechs aufgab, versuchte ich mit Erfolg nochmal zu einzuschlafen und wachte erst nach sieben auf.

Zubereitung des Morgenkaffees mit diesem Ausblick vom Küchenbalkon.

Ich sehnte mich arg nach schweißtreibendem Sport – aber QuietschKlackerKnarz. Deshalb schob ich den Crosstrainer in die Küche, an den am weitesten von Herrn Kaltmamsells Arbeitsplatz entfernten Ort in der Wohnung. Wozu ich bald um des Herrn Hilfe bat, denn die Rollen am Crosstrainer gaukeln einen deutlich einfacheren Transport vor, als er dann tatsächlich war. Ich strampelte mit schönem Ausblick, immer wieder fiel Schnee.

Mittägliche Einkaufsrunde, draußen war es mindestens so kalt, wie es aussah: Semmeln beim Bäcker, Zutaten fürs Abendessen beim Basitsch, im Blumenladen am Stephansplatz kaufte ich eine Lage Primeln, zu denen mich diese Schüssel gelockt hatte.

Zum Frühstück gab’s eine Semmel mit Avocado und zwei Scheiben Nusskuchen. Mit einer Siesta Schlaf nachgeholt.

Einrichtungsdinge gestern: Ein Loch gebohrt zur Stabilisierung eines Buchregals, im Bad Hinterlassenschaften der Vormieter überm Waschbecken entfernt, und zwar einen riesigen Flüssigseifenspender, einen Magnetseifenhalter und zwei Halterungen, deren Zweck sich nicht erschließen ließ. Nach Internetrecherche entfernte ich die mannigfaltigen Kleberreste mühevoll, aber letztlich erfolgreich mit der Rasierklinge (Werkzeug zur Kochfeldreinigung).

Zeitunglesen im Sessel, bis es Zeit fürs Abendessenkochen war (Herr Kaltmamsell überließ die Küche mir): Es gab Pastinaken und Karotten aus Ernteanteil als Ofengemüse, dazu Sauerrahm mit Kresse. Drinks: Highballs aus Ginger Ale und Canadian Whisky.

Abendunterhaltung: Die Medienseite der Süddeutschen Zeitung hatte mich auf eine norwegische Fernsehserie in der ARD-Mediathek aufmerksam gemacht, deren Grundannahme sich sehr interessant las – Beforeigners. Weltweit tauchen Menschen aus der Vergangenheit im Meer auf, zu vielen tausenden. Die Serie spielt einige Jahre später in Oslo, wo Menschen aus der Steinzeit, der Wikingerzeit und aus dem 19. Jahrhundert Teil der Gesellschaft geworden sind, bei Weitem nicht integriert. Hauptfiguren sind ein Kriminalkommissar mit (natürlich) persönlichen Problemen und die erste Polizistin mit “multitemporalem” Hintergrund. Wir sahen zwei Folgen an, und ich freute mich sehr daran, wie das Thema Einwanderung und Diversität über diese Analogie durchgespielt wird, die Herkunftsort mit Herkunftszeit ersetzt – inklusive nEhMEn uNS dIe fRauEn WEg, falsch ausgesprochenen Namen und völlig un-stereotyper Genderverteilung im Ermittlerpaar (die Zeitreisende war Wikinger-Kriegerin).

(Zweckpessimismus: Wenn die Serie mir gefällt, bedeutet das, dass sie nicht kompatibel mit dem Programmprofil ist und nach der ersten Staffel wieder abgesetzt wird. Meh.)

Journal Freitag, 19. März 2021 – Weiterhin Schnee, erstes Kuchenbacken in neuer Küche

Samstag, 20. März 2021

Schon wieder verschlafen (um 10 Minuten), ich muss meinen Smartphone-Wecker näher heranrücken.

Draußen hielt sich der Winter, den ganzen Tag über schneite es immer wieder.

Hübsch, aber an einem 19. März komplett unnötig: verschneiter Bavariapark.

Im Büro ohne Ausweichbewegungen sofort die Panik-Aufgabe vom Vortag angegangen (mir war nachts ein Work-around eingefallen, der zum gewünschten Ergebnis führen konnte): Drei Stunden ultra-konzentriertes Arbeiten, jetzt sollte das hoffentlich erledigt sein.

Der Donnerstag fühlte sich ja abschließend wie Superdeppen-Fiasko an, dabei hatte er mit einem für mich typischen Erfolgserlebnis begonnen: Ich hatte ein komplexes, mittelgroßes Unternehmensproblem gelöst, das kaum jemand als Problem auf dem Schirm gehabt hatte. Gestern wurde ich cc gesetzt, wie jemand meine Lösung gleich praktisch anwendete, und das freute mich sehr. (Doppelte Arroganz: Ich fühle mich ersetzbar, weil ja ohne mich niemand diese Probleme hat, die ich ans Licht zerre. Und wenn sie ohne mich explodiert wären, hätte sie sicher auch niemand als wirklich schlimm empfunden – nur ich, SUPER-SHERLOCKINE, erkenne die ganze Tragweite.)

Heimweg in einem weiteren Schneegestöber, auch solche Anblicke halte ich für unangebracht:

Ich machte mich sofort ans Backen des ersten Kuchens in neuer Küche, eines “So backst du saftigen Nusskuchen besser als deine Oma”. Tatsächlich hatte mir nur das schlichte Rezept gefallen, der Text passt eh nicht dazu und sieht nach 90 Prozent SEO aus zur Maximierung von Traffic, den bereits seit vielen Jahren Algorithmen zusammenstellen statt Redakteurinnen. Nusskuchen besser als meine Oma zu backen, und hier fange ich gar nicht erst mit den Gender-Stereotypen an, die sich selbst 2021 backende Opas nicht vorstellen können, ist die einfachste Übung der Welt, denn meine spanische Yaya buk überhaupt keinen Kuchen (Kuchen kaufte man in Spanien zumindest damals zu besonderen Anlässen beim Bäcker oder in der Pastelería und machte ihn nicht selbst), meine polnische Oma ließ Kuchen grundsätzlich zu lange im Ofen, ihre waren immer sehr trocken.

Herr Kaltmamsell hatte sich Nusskuchen gewünscht, er bekam Nusskuchen (wenn auch mit gemahlenen Mandeln, weil die halt noch da waren). Die Handgriffe und Orte beim Backen müssen sich noch einrütteln in der neuen Küche. Ich fürchte, unser Brotkasten wird rausfliegen: Nimmt viel zu viel Platz weg an strategisch wichtigen Plätzen, wird dafür viel zu wenig genutzt.

Alkohol zum Einläuten des Wochenendes: Prosecco mit Aperol. Herr Kaltmamsell servierte das besonders hübsche und wohlschmeckende Nachtmahl:

Tahini-Hähnchen auf Hummus mit Kichererbsen-Chips, Frühlingszwiebeln und Knoblauch.

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Auch diese Folge maiLab empfehle ich sehr: “Wie sicher ist AstraZeneca wirklich?”

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/oBLQmE-nG60

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In den meisten Hetero-Familien sind es die Mütter, die sich um die Haushaltslogistik kümmern, meist vom Rest der Familie ohne Anerkennung als selbstverständlich hingenommen. Ich weiß, dass sehr viele davon träumen, einfach mal ein paar Tage das ständige Hinterherräumen und -putzen bleiben zu lassen, um diesem Rest vor Augen zu führen, dass es nicht von allein passiert. Eine, @MissPotkin, hat es durchgezogen – und zum Glück für uns alle dokumentierte sie es auf Twitter.

Journal Donnerstag, 18. März 2021 – Schreiner-Überstürzung

Freitag, 19. März 2021

Die Nacht mit erfreulich gutem Schlaf endete um fünf, ich ruhte noch ein wenig.

Morgenkaffee und Bloggen, während draußen wieder Schnee einsetzte, erst als Leiserieseltder, dann ernsthaft. Die Wettervorhersage verspricht nicht etwa Frühling, sondern sinkende Temperaturen in München, für Sonntag zweistellig unter Null. Kann ich die Option mit Winterschlaf nochmal sehen?

Küchenausblick – ich glaube, der wird mich noch oft entzücken.

Spaziergang in die Arbeit zwischen Schneeflocken.

Bewegung bekam ich im Büro unter anderem durch regelmäßiges Herablassen oder Hochziehen von Rollos, denn mal war das Büro superduster (Wolken, Schneefall), oder mich blendete Sonne. Mittagessen Reisnudeln vom Vorabend mit einer Avocado, sehr erfreulich.

Am Nachmittag stürzte ich in Panik: Zum einen wegen einer Aufgabe, die mich überraschte und die ich ohne Ahnung einer Lösung sehr schnell erledigen muss. Zum anderen wegen Dummheit: Ich hatte mich nachmittags mit dem Schreiner verabredet zu einer Besprechung von Details des Einbauschranls – ich ging aus irgendeinem Grund von einem Telefonat aus. Bis er mich anrief, weil er vor meiner Haustür stand und ihm niemand öffnete. Ich ließ alles liegen, warf mir den Janker über und stürzte in die U-Bahn, angestrengt nach dem schnellsten Weg nach Haus überlegend, denn das letzte Stück der gewohnten Öffi-Strecke wird derzeit wegen Gleiserneuerung nicht bedient. Ich stieg an der Theresienwiese aus und eilte zu Fuß heim. Das ging mit dem Adrenalin im Blut überraschend gut, vielleicht werde ich ja doch wieder joggen können.

Zum Glück besitzt der Schreiner ein völlig anderes Temperament als ich, er hatte freundlich und gelassen gewartet. Er sah sich in der Wohnung um, maß aus, dann setzten wir uns für Details über seiner Skizze und Materialbeispielen zusammen, er begleitete mich durch die Entscheidungen. (Alles mit FFP2-Maske, das ging gut.)

Zwei Stunden nach überstürztem Aufbruch war ich wieder im Büro (selber Rückweg wie Hin-), erledigte letzte Dinge, räumte zusammen. Auf dem Heimweg Einkäufe beim Vollcorner, halb acht ist eine deutlich leerere Zeit als sonst kurz vor sechs.

Zum Abendessen servierte Herr Kaltmamsell mexikanische Tortilla mit Omelette gefüllt zum Asiasalat aus Ernteanteil, Nachtisch viel Schokolade.

Es hatte wieder Nifften-TV auf instagram gegeben, das ich hinterhergucken musste, da ich bei der Sendung am Mittwoch nicht in der Nähe eines Empfangsgeräts gewesen war. Große Rührung über die Bruderfamilie.

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In der neuen Wohnung haben wir ein weiteres Einrichtungsproblem: Wohin mit dem Wäschetrockner? Er stand in der alten Wohnung unauffällig im Wintergarten, dazu gibt es jetzt kein Pendant (siehe Crosstrainer). Derzeit ist er provisorisch in meinem Schlafzimmer geparkt, wird dort aber in den nächsten Monaten vom Einbauschrank verdrängt. Gestern fand ich zumindest schon mal eine mögliche Lösung auf instagram – das mir ja regelmäßig von Einrichtungsfreundinnen und -freunden als Inspiration empfohlen wird, jetzt weiß ich auch warum.

Journal Mittwoch, 17. März 2021 – Waschmaschinen- und Pflanzensorgen

Donnerstag, 18. März 2021

Aufgeweckt vom Lärm eines Schneeräumfahrzeugs, weitergeschlafen. Bei Weckerklingeln zeigte das erste Licht der Dämmerung nassen Schnee auf den Bäumen.

Unangehme Entdeckung: Die am Vorabend für morgens programmierte Waschmaschine hatte nicht gewaschen, trotz aufgedrehtem Zulauf war kein Wasser geflossen. Ein paar Versuche mit Aus- und Einschalten, Auf- und Zudrehen brachten nichts, wir verschoben Weiteres auf den Abend.

Arbeitsweg mit tropfend nassem Schnee.

Ich hatte zu einem meiner dicksten Wollpullis gegriffen, da ich am Dienstag im Büro gefroren hatte. Nur dass mein Temperaturempfinden wohl derzeit wieder vom Kasperl am Regler abhängt: Ich schwanke lustig zwischen zu warm und Frieren (nein, nicht so wie bei Fieber oder Migräne). (Apropos Migräne: Ich bin kurz vor der Halb-Jahres-Marke ohne. Überlegen Sie sich das als Migränikerin nochmal mit dem Hüft-Implantat aus Titanium: Es hilft wirklich.)

Mittagessen war Hering in Currysoße aus dem Supermarkt-Kühlregal und ein Laugenzöpferl plus Orange.

Angebot der Schreinerei für den Einbauschrank angenommen. Wofür habe ich Ersparnisse, wenn nicht für etwas, womit ich die nächsten 30 Jahre zu leben gedenke?

Nach Feierabend ging ich mit kleinem Umweg heim, ich hatte das Bedürfnis nach Spaziergang. Zu Hause befassten wir uns gleich mit der Waschmaschine. Es lief einfach kein Wasser zu (einmal war die Waschmaschine vor einer Woche problemlos durchgelaufen). Alle möglichen Untersuchungen ergaben: Aus diesem Wasserhahn, an dem der Zulauf angeschraubt wird, kommt derzeit wirklich kein Wasser.

Herr Kaltmamsell bat Twitter um Rat (und erntete einen ganzen Strauß möglicher Fehlerquellen), ich telefonierte mit meinem Vater – ohne Lösung. Um wenigstens eine Maschine waschen zu können, wechselten wir den Waschmaschinenzulauf auf den Hahn der Geschirrspülmaschine – die Schnittstelle genauso aus, aber wenn man aufdreht, fließt Wasser. Es wird wohl ein Handwerker kommen müssen.

Das Abendessen holte ich wieder beim Vietnamesen und freute mich an gebratenem Zitronengras-Tofu, viel frischem Gemüse und Kräutern. Die Reisnudeln stellte ich zur Seite als Brotzeit für Donnerstag.

Dann sah ich meiner Lieblingszimmerpflanze wieder beim Beleidigtsein zu.

Sie ist mein Liebling, weil ich sie schön finde – und weil sie meine älteste ist: Die Urform hatte ich beim Auszug aus dem Elternhaus vor 35 Jahren mitgenommen. Doch sie hasst Veränderungen. Das stellte ich zum ersten Mal schmerzlich fest, als ich die damals noch kleinere Pflanze zu Studienzeiten für eine längere Abwesenheit bei einer Freundin unterstellte: Obwohl die Freundin mir versicherte, dass sie die Pflanze umsorgt und umhegt habe, Gießvolumen immer mit vorherigem Daumentest abgestimmt, warf sie alle Blätter bis auf drei von sich. Diesmal quittiert sie den Umzug mit Blattabwurf, erst werden die Blätter gelb, dann fallen sie ab.

Nach Schulbuch (und Meinung meiner gründaumigen Mutter) müsste sie umgetopft werden, doch auch auf Umtopfen hat sie bislang noch jedesmal mit Blätterabwurf reagiert. Mehr als eine grundlegende Veränderung wollte ich ihr nicht gleichzeitig zumuten. (Ja mei, andere haben Hunde und sorgen sich um jede deren Regungen.)

Aber: Herr Kaltmamsell hatte Tulpen gekauft! In zwei Vasen signalisierten sie den Frühling, den der wiederholte Schneefall vorm Fenster bestritt.

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Wie war es wohl, als Teenager den Zusammenbruch der Sowjetunion zu erleben? Auf Twitter beantwortet @SlavaMalamud diese Frage in einem sehr aufschlussreichen Thread für sich als Beispiel.