Journal Montag, 8. August 2022 – Corona Tag 2 (uninteressant)

Dienstag, 9. August 2022 um 6:35

Gut geschlafen! Nachdem am Vorabend meine Nasenschleimhäute angeschwollen waren, hatte Nasenspray freies Atmen ermöglicht, den Wespenstich beruhigte Fenistil. Die Nacht war erholsam.

Weiterhin kein Fieber, allerdings plagten mich Nebenhöhlenschmerzen; Ibu half ganz wunderbar.

Ich baute meinen Arbeitsplatz mit allem für die Woche auf, der neue Esstisch bietet genug Platz dafür. Sogar präsentabel geschminkt hatte ich mich, weil einige Online-Besprechungen anstanden. Während der ersten merkte ich, dass ich bei Rechner in Docking Station (rechts hinten) für Sichtbarkeit eine externe Kamera gebraucht hätte – und die hatte ich im Büro gelassen.

Den Vormittag kämpfte ich im Konflikt zwischen dem Ziel, die Wohnung vor erneut aufziehender Hitze zu schützen, und dem Homeoffice-Frieren, das mich auch mit Wollsocken Wärme herbeisehnen ließ.

Und so arbeitete ich so vor mich hin, dekorierte meinen Arbeitsplatz nach und nach mit vollgeschneuzten Taschentüchern – wie halt bei einer Erkältung auch, mit der ich ganz normal in die Arbeit gegangen wäre.

Mittagspause auf dem Balkon. Es gab Pumpernickel mit Butter, Nektarine und Banane mit Joghurt. (Auch zum Obstkauf werde ich diese Woche Herrn Kaltmamsell schicken müssen – besonders schwer zu delegieren und zu briefen, weil ich selbst halt immer nehme, was gut aussieht.)

Krankheitsgefühl weiter lediglich Erkältung inklusive blöd im Hirn – wie ich das immer bei belegten Nebenhöhlen kenne. Angenehm war das nicht, aber kein Vergleich zu dem scheiß Magen-Darm-Infekt vor drei Wochen.

Anflüge von Lagerkoller bereits an Tag 1. Das kommt davon, dass ich nie einen echten Lockdown einhalten musste (anders als die Verwandtschaft in Spanien), sondern in allen Phasen der Pandemie bisher zur Arbeit oder zu einem Spaziergang raus durfte. Und anders als bei einer Erkältung (die halt eine Woche dauert, durch die ich irgendwie mit möglichst wenig Leid durchkommen muss -> Symptombekämpfung mit Schmerzmitteln, Erkältungslikör, Nasenspray), horchte ich jetzt deutlich ängstlicher auf Symptome und Veränderungen. War mir schwummrig wegen des Infekts oder weil ich mich den ganzen Tag kaum bewegt hatte? War ich blöd im Hirn wegen Corona oder weil halt Nebenhöhlen zu?

Nach Feierabend probierte ich ein wenig Yoga gegen mögliche Rückenbeschwerden, ging.

Lesen auf dem Balkon, Sauerteige aufgefrischt, ich könnte das erzwungene Homeoffice zum Brotbacken nutzen.

Herr Kaltmamsell machte aus jungen Ernteanteil-Zucchini Abendessen: Es gab sie mit Gemüsefüllung und mit Käse überbacken – sehr gut. Zum Nachtisch gab’s vor der Schokolade noch spanische Honigmelone von Crowdfarming: Nach der letztjährigen Enttäuschung war sie gut (selber Lieferant, der diesmal zum Glück lieber den Liefertermin verschoben hatte, als so unreife Melonen zu liefern, dass sie erst nach sechs Wochen essbar waren – es ist doch schön, echte Verbesserung zu sehen).

Direkt gut ging’s mir nicht, auch wenn Ibu half. Früh ins Bett.

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Nochmal Wechseljahre. Diesmal geht es in einem Interview von Eiken Bruhn mit der Autorin Miriam Stein um ihr Buch Die gereizte Frau – und diesmal auch darum, warum das Thema scheinbar plötzlich so präsent ist:
“Neues Sachbuch über Wechseljahre:
‘Kein Mann würde das ertragen!'”

Frauen meiner Generation, die ihr Leben lang eigenständige Entscheidungen getroffen haben, sind es nicht gewohnt, dass ihnen ihr Körper so starke Grenzen aufweist, und sehen es auch nicht ein, dass sie sich jetzt zurückziehen sollen mit ihren Beschwerden.

In Ihrem Buch beschreiben Sie, wie Sie völlig unaufgeklärt in die Wechseljahre gestolpert sind. Nach meiner Erfahrung geht das den meisten Frauen so.

Ja, das hat mich auch überrascht – aber erklärt vielleicht den Erfolg des Buchs.

Es beginnt mit einer detaillierten Beschreibung einer heftigen Regelblutung.

Ich dachte, ich blute aus! Niemand hat mir gesagt, dass die Blutungen in der Perimenopause stärker werden können.

Was nicht stimmt in dem Interview: Bioidentische Hormone werden sehr wohl verschrieben, und nicht nur auf Privatrezept. Aber die Patientin muss erst mal einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin finden, die sich überhaupt mit Hormonen auskennt und nicht nur mit “Bikinimedizin”, wie Miriam Stein sie nennt: “Eine Diagnostik, die sich bei Frauen nur auf die Geschlechtsorgane konzentriert: Brüste und Unterleib.” Ich hatte das Glück, in München bei der Suche nach einer Gynäkologin zufällig auf eine Spezialistin für Wechseljahrbeschwerden zu stoßen. Woanders in Deutschland kann vielleicht die Deutsche Menopause Gesellschaft einen Tipp geben. Und nein: Sie müssen als jüngere Frau keineswegs Angst vor den Wechseljahren zu haben. Hierzulande kommt ein Drittel aller Frauen mit keinen oder minimalen Beschwerden durch, ein Drittel hat mittelschwere Beschwerden, nur ein Drittel leidet unter richtigen Beeinträchtigungen – und kann etwas dagegen tun.

(Wobei ich gegen die Überschrift des Interviews protestiere, ebenso gegen die Behauptung, Männer könnten die Schmerzen von Menstruationsbeschwerden oder des Gebährens nicht ertragen: Das lässt sich schlicht weder beweisen noch widerlegen, ist auch komplett irrelevant für die Diskussion.)

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“Von den Reichen kann man’s Sparen lernen” höre ich bis heute oft – als Kommentar über die Besitzer*innen extrem teurer Immobilien und Autos, mit denen sie zu Einkäufen beim Discounter fahren. Das ist leider eine schlimme Verzerrung der eigentlichen Zusammenhänge, denn es müsste heißen: “Von den Reichen kann man Rücksichtslosigkeit und Ausbeutung lernen.”

Rebecca Kelber hat sich für Krautreporter von Armen erzählen lassen, wie sie sparen:
“So sparst du, wenn das Geld eh schon knapp ist”.

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Landeskunde Fernsehen woanders. In Nigeria gibt es zum Beispiel seit 2015 “Cowbellpedia”, eine Mathe-Quiz-Show. Die dann so aussieht. (Wow.)

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Montag, 8. August 2022 – Corona Tag 2 (uninteressant)“

  1. Ilka meint:

    Oh, ich las “Symptombekämpfung mit Eierlikör”. Kommt das auf die Liste “statt Medizinstudium?
    Gute Besserung!

  2. Beate meint:

    Einen weiterhin milden Verlauf und eine schnelle Genesung wünsche ich!

    Das mit dem Lagerkoller verstehe ich nur zu gut – bin seit Anfang der Pandemie JEDEN TAG draußen gewesen, da war der erzwungene Stubenarrest beim Warten auf den (jedesmal negativen) PCR-Test sehr lästig.

  3. B. Reimers meint:

    Auf dem Krautreporter-Artikel kaue ich jetzt schon eine Weile rum und schwanke zwischen lautem Auflachen und Haare-Raufen.
    Wer ist denn die Zielgruppe dieses Sammelsuriums, das mit dem Unterton vermittelt wird, von den richtig Armen sich wertvolle Spartipps abzuholen? Offenbar eine vollkommen lebensunfähige Klientel, die nicht ahnt, dass man Teebeutel mehrfach aufbrühen kann und Saft verdünnen. Oder ein Haushaltsbuch führen, oder Zuschüsse beantragen oder oder … Wohlgemerkt: Ich staune/ärgere mich nicht über die Liste an sich, sondern über das vermittelte Bild, diese Tipps wären ein Spezialwissen, das durch Armut zu gewinnen sei.

    Besonders schön fand ich übrigens den unkommentierten Hinweis, doch das übriggebliebene eigene Essen unters Tierfutter zu mischen, der Tierarzt wird es dankbar goutieren.

  4. Karin meint:

    @B.Reimers: ich finde es absolut nicht zum Lachen, dass solche Tipps nötig geworden sind. Und manche davon finde ich an der Grenze zur Zumutung, zum Beispiel bei der Monatshygiene. Wenn es Frauen gibt, die sich nicht einmal Tampons leisten können (und nicht jede möchte mit den Cups hantieren), dann ist meines Erachtens in dieser Gesellschaft noch viel mehr im Argen als das ohnehin der Fall ist. Und ich möchte jetzt gar nicht von den Lindners dieser Welt anfangen, für die Sparen vermutlich heißt, dass die Garage für den Drittporsche nicht mehr beheizt wird.

    @Kaltmamsell: wären Sie meine Kollegin, würde ich es durchaus bevorzugen, wenn Sie bei einer Erkältung, die so heftig ausfällt, auch ohne positiven Test zuhause bleiben und auf weitere Verteilung der Viren verzichten würden…
    trotzdem natürlich weiterhin gute Besserung!

  5. Anke meint:

    Vielen Dank für den Link zu der nigerianischen Mathe-Show, ich bin sehr, sehr beeindruckt.

  6. Alexandra meint:

    Wissen über Wechseljahre zu verbreiten und zu vermitteln ist eigentlich das A und O.

    Im Grunde ist es genauso ein hormoneller Umsturz wie die Pubertät – nur eben anders herum. Letztere wird im Sexualkunde-Unterricht kichernden Pubertären gründlich vermittelt – aber wo hätte die Wissensvermittlung über den “Rückweg” ihren sinnvollen Platz … ?

    Ich bin eine von dem glücklichsten Drittel, ich bin früh, flott und nahezu beschwerdefrei durch die Wechseljahre gekommen.

    Und gerade geht mir auf, dass ich diejenige bin, die das Wissen um all’ das meinen erwachsenen Kindern am besten mitgeben kann.

  7. N. Aunyn meint:

    Vielleicht interessant im Hinblick auf Wechseljahre dieses neu gegründete Online-Magazin: Palais – Fluxx, für Rausch, Revolte, Wechseljahre: http://palais-fluxx.de/:

  8. die Kaltmamsell meint:

    Danke für den Tipp, N. Aunyn! Dahinter steckt ja Silke Burmester, die mag ich eh.

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