Journal Mittwoch, 22. März 2023 – Am interessantesten war der Beifang aus dem Internetz

Donnerstag, 23. März 2023 um 6:18

Nach eigentlich gutem Nachtschlaf geschätzt eine Stunde vor Weckerklingeln mit Angst und Sorgen verbracht, müde aufgestanden.

Ein sonniger Morgen, auf dem Arbeitsweg fotografierte ich an der Anglerstraße Westend-Fauna, die vom Morgenlicht ideal ausgeleuchtet wurde.

Dieselbe Sonne wärmte mein Büro, bald hatte ich das Fenster gekippt und freute mich über Frühlingsluft.

Mittags testete ich ein Hole-in-the-wall-Café, an dem ich oft vorbeigehe, auf Cappuccino-Tauglichkeit.

War in Ordnung, aber der Verlust des Emilo schmerzt weiter.

Mittagessen: Ernteanteil-Äpfel, Birchermuesli mit Joghurt.

Am Nachmittag war mir zittrig und schwindlig, und seit ein paar Tagen plagt mich wellenartig komisches Bauch-/Kreuzweh, das sich wie Menstruationsschmerzen anfühlt.

Auf dem Heimweg genoss ich das Licht und die Luft.

Bavariapark.

Daheim erst mal Tüchtigkeit: Ich pflanzte einen Ableger der Efeutute ein, der nach vielen Wochen endlich Wurzeln bekommen hatte. Das ging schneller als erwartet, ich hatte noch Zeit für Yoga-Gymnastik.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell bayerischen Quinoa mit Röstzwiebeln (Mejadra-Stil) und Petersilie mit Ofen-Karotten aus Ernteanteil – sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Wieder früh ins Bett zum Lesen, Pantopia von Theresa Hannig liest sich gut (ist nur deutlich länger als erwartet, ich hatte nicht mit einem 560-Seiten-Ziegel gerechnet – wobei der Ziegel ja nur in meiner Vorstellung existiert, ich lese eine Datei).

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Folge 1 hatte ich schon verlinkt, jetzt ist der ganze Vortrag von Prof. Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück, in Schnippseln bei tiktok – Soziologie ist so erhellend!
Der Titel “Superdiverse Klassengesellschaft” weist darauf hin: El-Mafaalani erläutert seine Analyse, wie die breite Einwanderung der vergangenen Jahrzehnte die deutsche Gesellschaft verändert hat, auch vor dem Hintergrund der Beteiligung anderer Minderheiten am gesellschaftlichen Leben, darin definiert er unter anderem das Integrationsparadoxon, das zu neuer gesellschaftlicher Ungerechtigkeit führt. (Ohne Handlungsempfehlungen, nur Feststellungen und Analysen.)

Hier geht’s nochmal los mit Teil 1, von dort aus kann man sich durch die nächsten Folgen bis Teil 7 klicken.

Für mich unter anderem erhellend in Teil 5: Die unterschiedlichen Erwartungen an Diskriminierungsfreiheit bei verschiedenen Einwanderergenerationen. Und am Ende der Hinweis: Herrschaftssysteme sind nicht logisch, deshalb lassen sie sich auch nicht mit Logik bekämpfen.

Nachtrag: Sigrid hat in den Kommentaren auf den YouTube-Film hingewiesen, der den gesamten Vortrag zeigt.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/ggFx590Acj8

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Auch andere machen sich Gedanken über die Grenze zwischen self care und Egoismus/Rücksichtslosigkeit.
“Mir war danach
U-Bahn Gedanken”.

via Buddenbohm & Söhne

(In einem Fall habe ich nach langen Jahren des Haderns den Kontakt abgebrochen, da irgendwann die Zuneigung verschwunden war. Schlagartig hatte ich in meinem Leben eine kontinuierliche Ärger-Quelle weniger – das ist vermutlich genau self care.)

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Ebefalls Buddenbohm hat mich auf diesen Artikel gebracht: Ein Autor von Krautreporter arbeitet drei Monate als Lehrer. Als Studiendirektors-Gemahlin1 bin ich natürlich befangen, doch ich warte seit vielen Jahren vergeblich auf eine solche Reportage, die als Resümee zieht: “Ois easy, stellt euch nicht so an.” Obwohl das für jede Journalistin, jeden Journalisten der Coup des Lebens wäre.
“DIESER VERDAMMTE LÄRM!”

Wir werden nicht zu einem guten Koch, nur weil wir jeden Abend im Restaurant essen. Logisch. Und trotzdem meinen wir, Lehrer:innen ihren Job erklären zu können, nur, weil wir selbst mal Schüler:in waren.

Übrigens endlich der letzte Anstoß, der mich zu einer bezahlten Krautreporter-Mitgliedschaft gebracht hat. Das Konzept finde ich eh super (Genossenschaften FTW!) und eine mögliche Zukunft für unabhängigen Journalismus.

  1. Immer noch im Rennen für meine Grabaufschrift. []
die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 22. März 2023 – Am interessantesten war der Beifang aus dem Internetz“

  1. Beate meint:

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    Gerne gelesen

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  2. Sigrid meint:

    Den Vortrag von Prof. El-Mafaalani gibt es auch als Ganzes bei Youtube
    https://www.youtube.com/watch?v=ggFx590Acj8

  3. Sigrid meint:

    Bei Ihnen habe ich vor langer Zeit “Krautreporter” entdeckt und bin seit dem Mitglied und mittlerweile auch Genossenschaftlerin.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, Sigrid, den YouTube-Link hole ich gleich mal hoch.

  5. Lotti meint:

    Vielen Dank für diesen interessante Blogartikel. Manchmal beobachte ich mich kritisch und frage mich, warum ich die privaten Blogs anderer Menschen lese (Voyeurismus, Stalking, manchmal kommts mir ein bisschen so vor). Aber wenn ich dann auf interessante und bereichernde Beiträgen an anderer Stelle im Internet gestoßen werde, weiß ich: weil es bereichernd ist! Also: Danke dafür.

  6. Thea meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  7. Croco meint:

    Es ist tatsachlich der Lärm, der unendliche Lärm, der einen fertig macht. Und ich werde immer empfindlicher.
    Das Schöne am Kranksein jetzt gerade ist die Stille.
    Die Geschichte mit der Bahnhofsbank ist schön, und schön entlarvend.
    Nicht zu einer Einladung zu kommen und erst ganz kurzfristig abzusagen, ist sehr rücksichtslos dem Gastgeber gegenüber.
    Bei meinem letzten großen Geburtstag ist mir das aufgefallen, dass es sich häuft. „Mir war einfach nicht danach,“ oder „ Wir waren gerade so schön am Grillen “ oder „ Ich bin dann doch zu dem Konzert gegangen.“ Da es am selben Tag war, musste ich im Restaurant die Essen trotzdem bezahlen.
    Sonst bin ich nicht so, rechne nicht auf bei Einladungen, aber diese Personen waren nie wieder hier im Hause.
    Die Zunahme der Ichlinge ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomene und zeigt die Entsolidarisierung.
    Doch wie kann man es ändern? Reicht Konsequenz wie die Tasche wegstellen? Oder muss einfach die Meinung sagen?
    Ich habe mir einen Satz angewöhnt „Es mag Dich überraschen, aber Du bist nicht allein auf der Welt.“
    Nein, ich mache mir keine Illusionen, dass es hilft.

  8. Mitzi meint:

    Danke für das Teilen meines Beitrags. So bin ich auf diese interessante Seite gestoßen.
    Liebe Grüße
    Mitzi

  9. southpark meint:

    Als Mensch mit Uniabschluss in Soziologie würde ich sagen – Soziologie kann sehr schmerzhaft werden, wenn man die üblichen Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen anhören muss und versucht, dabei nicht allzuoft in Tischplatten zu beißen.

    Es schmerzt natürlich besonders, wenn man inhaltlich auf Seiten der Diskutant*innen steht und immer denkt “Das geht so nicht!” – aber die Diskutant*innen versuchen weiter mit viel Verve Herrschaft logisch wegzudiskutieren.

    Ich bewundere jede*n Soziolog*in, die geduldig erklärt und erläutert und dabei nicht aufgibt.

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