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Journal Sonntag, 24. November 2024 – The Room Next Door

Montag, 25. November 2024

Ausgeschlafen, gemütlicher Sonntagmorgen.

Sehr gemischter Himmel, aus dem auch mal ein Regenschauer kam, doch wie angekündigt stiegen die Temperaturen.

Erst nach zehn und nach dem Puderzuckern und Einpacken der beiden ersten Weihnachtsstollen machte ich mich fertig für meinen Isarlauf.

U-Bahn nach Thalkirchen, von dort lief ich nach Süden über Hinterbrühler See, hoch zur Großhesseloher Brücke, Waldwirtschaft nach Pullach und zurück. Das Wetter war in fahler Wintersonne eher grau, es lag noch ein wenig Schnee, die Wege hatten Matschflecken. Der Körper spielte ganz gut mit, doch die Lauffröhlichkeit wollte sich in den gut anderthalb Stunden nicht recht einstellen.

Aus weit erhöhter Perspektive durch ein sichtbares Gitter fotografiert: Fluslandschaft mit Schneeflecken

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick von hinten auf eine Parkbank, auf der zwei Menschen sitzen. Sie steht über einem tiefen Abhang, man sieht über eine Flusslandschaft

Blick kurz vor Pullach ins Isartal.

Sonniger, kahler Laubwald, der Weg ist mit braunem Laub bedeckt

Isarhochufer

Gegenlicht-Aufnahme: Im Vordergrund sitzen zwei Menschen auf einer Bank, hinter ihnen erstreckt sich ein Kanal, Ufer gesäumt von kahlen Bäumen und Büschen
Isarwerk

Wegen meiner frühabendlichen Verabredung kochte Herr Kaltmamsell statt abends bereits zu Mittag: Es gab um zwei Rosenkohl-Zitronen-Pasta u.a. aus Ernteanteil-Rosenkohl, allerdings mit landwirtschaftlichen Zutaten statt dem veganen Ersatz im Rezept.

Den eher sonnigen Nachmittag verbrachte ich mit Zeitunglesen, Internetlesen, unter anderem ausführlich Bluesky (für Sie zusammengefasst: Es ging in den vergangenen zehn Tagen sehr viel um Bluesky).

Die Verabredung war eine fürs Kino: The Room next Door – endlich kam ich mal wieder in einen Film, den ich sehen wollte, seit ich den Trailer gesehen hatte, herzlichen Dank meiner Begleitung für den Anstupser.

Die beiden Freundinnen Martha und Ingrid treffen sich nach langjähriger Pause in New York wieder: Kriegskorrespondentin Martha hat Krebs und bittet die Romanautorin Ingrid, sie bei ihrem Suizid zu begleiten, mit dem sie den sicher diagnostizierten baldigen Tod vorwegnehmen will – im Zimmer nebenan. Obwohl sie sich vor nichts so sehr ängstigt wie vor dem Tod, willigt Ingrid ein.

Ich mochte das Kammerspiel sehr, diesen ersten englischsprachigen Film von Pedro Almodóvar (Korrektur: in Spielfilmlänge). Mich interessierte jedes Detail dieser Freundschaft, der Menschen, des Austauschs zwischen den beiden Frauen – auch wenn fast nichts davon durch Handlung vorgeführt wurde, sondern alles in Dialogen erzählt (fast, denn eine Erinnerung Marthas an den Irakkrieg wird als Rückblende gezeigt, das irritierte mich sehr), nahegehend gespielt von Tilda Swinton und Julianne Moore. Dazu gab es die Almodóvar-typischen Kamera-Einstellungen (z.B. Dialoge: Leinwand-füllendes Gesicht / Leinwand-füllendes Gesicht) und Quietschfarben, diesmal auch thematisiert (rosa Schnee – weil er im Sonnenuntergang fällt).

Doch meine Begleitung hatte einen ganz anderen Film gesehen, in dem ihr viel unangenehm aufgestoßen war. Im anschließenden Gespräch wies sie auf die Doppelung jeder Film-Aussage durch Dialoge und/oder Bilder hin, bezeichnete ihn als plakativ, fühlte sich als Zuschauerin nicht ernst genommen (ich gebe das hoffentlich richtig wieder). Das fand ich hochspannend, denn ich konnte ihre Wahrnehmung durchwegs nachvollziehen, nur dass sie für mich nicht im Vordergrund gestanden hatte.

Doch unterm Strich sind das Thema des Films und Almodóvar wohl wirklich keine gute Kombination: Dem Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, waren keine filmischen Erzählmittel dazu eingefallen – die gefilmte Rückblende bekam fast etwas Entschuldigendes.

Julianne Moore und Tilda Swinton gut anderthalb Stunden zuzusehen, empfehle ich aber so oder so.

Zurück daheim hatte ich zu meiner Überraschung keinen echten Abendbrot-Hunger, aß also nur Äpfelchen – und die allabendlichen Süßigkeiten.

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Wie ich richtig Respekt für Hugh Grant bekam, den ich eigentlich immer als Airhead einsortiert hatte.

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https://youtu.be/s5s06x7nrdk?si=WBttFWuG0-4z3pyv

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Instagram-Tipp: Die britischen Illustratorin Angelica Hicks stellt Mode- und Roter-Teppich-Stylings nach, und sie postet Filmchen vom Ablauf (zu dem immer, IMMER mindestens ein Happen zu essen gehört). Das ist ungeheuer kreativ und großartig.

via @kid37

(Na gut, ihre Reels auf instagem haben ein paar Millionen Aufrufe – wahrscheinlich kennt sie mal wieder jede außer mir.)

Journal Samstag, 9. November 2024 – Eine weitere Generation lernt Sound of Music

Sonntag, 10. November 2024

Schön lang geschlafen.

Blick Richtung einem modernen Kirchturm im Nebelschleier, links angeschnitten Balkone, unten eine Straße mit Bäumen, an denen nur noch wenig Herbstlaub hängt

Ein weiterer Nebeltag.

Gleich nach Milchkaffee und Bloggen leistete ich meinen Beitrag zum gestrigen Event und schnippelte zwei Kilo Glockenäpfel für Apfelstrudel.

Aufsicht auf Küchenarbeitsfläche, rechts ein Dutzend geschälter Äpfel, links eine rote Plastikschüssel, in der bereits kleingeschnittene Äpfel zu sehen sind, beides mit auffalend hellem Fleisch

Wenn es stimmt, dass langsames Verfärben des Fruchtfleisches auf einen hohen Gehalt von Ascorbinsäure deutet, dann waren das Vitamin-C-Bomben. Dann hackte ich noch auf Bitte des Strudelbäckers Herr Kaltmamsell zwei Hände voll geröstete Haselnüsse von Elterns Busch.

Das Anlass: Nachmittags war die Bruderfamilie zum Gucken von Sound of Music eingeladen. Die junge Generation war gewarnt, dass das ein einschneidendes Erlebnis würde, möglicherweise schmerzhaft. Aber dass es in der Pause (damals hatten Filme mit 3 Stunden Länge noch eine Pause, hahahaha) zumindest österreichische Leckerei geben würde.

Draußen war es neblig und kalt geblieben, ich schlüpfte für meinen Isarlauf erstmals in die neue Winter-Laufjacke.

Ganzkörper-Spiegelselfie: Frau mit Mütze und Brille in dunkler Laufkleidung mit schwarzer Hose, schwarzer Jacke, die im oberen Teil ein helles abstraktes Muster hat

Direkt über Alten Südfriedhof an die Isar, auf der Westseite nach Süden über Flaucher nach Thalkirchen, nach gemessenen 45 Minuten kehrte ich um und lief auf der Ostseite zurück. Auf dem Rückweg sah ich schon auf der Thalkirchner Holzbrücke erste blaue Flecken durch die Nebel- und Wolkendecke, daraus wurden richtig blauer Himmel und Sonnenschein. Mein Körper spielte gut mit, die Kleidung erwies sich als genau richtig, ich kam in einen angenehmen Rhythmus, zu dem meine Gedanken fließen und Ideen entstehen konnten.

Schlichter Grabstein vor Ziegelwand, darauf ein stilisiertes Fernrohr und die Schrift "Josef Fraunhofer"

Mal wieder bei Joseph von Fraunhofer vorbeigeschaut. Die Schreibung seines Namens variiert, und das ist nicht der ursprüngliche Grabstein, der wurde wie so viele andere in der Bombennacht 2./3. Oktober 1943 zerstört. Die Stadt München hatte Fraunhofer zu Allerheiligen mit einem Kranz geehrt.

Ausblick aus einer Fußgängerunterführung mit Graffiti ins Grüne

Unter der Kapuzinerstraße.

Breiter Weg in Park mit Herbstlaub-lichten Bäumen, im Vordergrund von hinten ein Jogger mit roter kurzer Hose und ein blaues Leih-Fahrrad

Neblige Flusslandschaft mit kahlen Bäumen, im Vordergrund Brückengeländer, rechts eine Frau in hellgrüner Laufjacke von hinten

Nebel in Thalkirchen…

Drei berittene Pferde hinter Bäumen vor Fluss

… aber auch Reiter*innen

Zum Teil von Bäumen verdeckt: Bunte Kajaks, die von einzelnen Menschen auf einem Weg getragen werden, dahinter Fluss

und Kajak*innen auf dem Weg ins Wasser.

Pfeiler einer modernen Brücke von der Seite, darauf und auf der Brücke gemalt ein mächtiger bunter Greifvogel, der in seinen Krallen Werkzeug hält, unten beschritet mit "Bakunin"

An der Brudermühlbrücke entdeckte ich, dass der untere Teil des Bakunin-Gemäldes erneuert worden war: Ich sehe es es seit vielen Jahren unübermalt (soweit ich weiß, ist das eine deutliche Respekt-Geste), hier eine Aufnahme von 2018, dieses Jahr im Mai entstand aber unten ein neues Gemälde – das wurde rückkgängig gemacht.

Breitseite eine Betonbrückenpfeilers, bemalt mit abstrahierter Raumfahrtszene, im Vordergrund der Helm einer Astronautin

Außerdem ein ganz neues Streetart-Gemälde.

Breiter Kiesweg mit Spaziergänger*innen, links Fluss, im Hintergrund alte Brücke und Kirchtürme

Mit der Wittelsbacherbrücke im Blick wurde es sonnig. Ich machte einen kurzen Abstecher in den Biosupermarkt für einen letzten Einkauf.

Blauer Himmel mit senkrechten Federwolken, darunter kleiner Kirchturm über altem, parkähnlichen Friedhof

Sonne überm Alten Südfriedhof.

Seitlich an Trafokasten kleine Malerei eines Männchens mit Farbrolle und Lackeimer

In der Reisingerstraße: Marvin hat einen neuen Job.

Sonniger Balkon, davor kahle Bäume, darauf unter anderem zwei große Pflanzentöpfe mit Palmen, die jeweils drei weiße Blütenstände haben

Die Hakenlilie auf dem Balkon lässt es nochmal so richtig krachen.

Zum Frühstück gab’s einen Apfel sowie Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus / mit Nocilla. Wir präparierten die Wohnung fürs Filmschauen (Bügelwäsche und Papiernester verstecken, Sofa und Sessel um den Fernsehbildschirm gruppieren).

Als die Bruderfamilie kam, verzögerte sich der Filmstart natürlich um die Zeit, die wir für den Austausch von Informationen benötigten, untern anderem hatten einige auf dem gestrigen Requiem von Altbürgermeister Peter Schnell gesungen: Er hatte sich von Anfang an für den Jugendkammerchor Ingolstadt eingesetzt, dessen Mitsängerin auch ich ein paar Jahre lang war.

Jetzt aber Bildung: Sound of Music aus dem Jahr 1965, die Generation der Nifften (der mittlere war durch Studienveranstaltung verhindert) sollte die Chance bekommen, die zahllosen Anspielungen im englischsprachigen Raum bis heute zu erkennen. Herr Kaltmamsell und ich disziplinierten uns und sangen an keiner Stelle mit.

Pause nach zwei Stunden. Herr Kaltmamsell hatte viel Apfelstrudel nach Familienrezept gebacken, lediglich veganisiert, den gab es aufgewärmt mit Sahne und zweierlei Vanilleeis (vegan und nicht) – sehr gut. So ließ sich auch das Drama der letzte Filmstunde durchstehen.

Die nächste Generation erklärte sich für informiert und beteuerte, die Erfahrung sei gar nicht so schlimm gewesen. Die Gäste brachen bald auf, es gab eine besonders passende Zugverbindung zurück nach Ingolstadt.

Wir räumten auf, zum späten Abendessen gab es die weitere österreichische Spezialität, die Herr Kaltmamsell vorbereitet hatte: Krautfleckerl mit Kraut aus Ernteanteil und Farfalle. Dazu Schnaps: Neben einem wundervollen Blumenstrauß hatten die Gäste uns ein Flascherl Enzian mitgebracht. Wurde nach meiner Erinnerung in meiner Kindheit noch regelmäßig angeboten, war mir aber schon ewig nicht mehr begegnet – unverständlich, denn wir fanden ihn beide besonders und aromatisch.

§

Die Bundeswahlleiterin Ruth Brand tut ihren Job und weist auf die Folgen und Risiken eines Hauptsache baldigen Wahltermins hin, hier ihr Original-Brief.

Daraufhin las ich Stimmen, die ihr Projektleitungskompetenz absprachen, wenn nicht sogar stereotypische Behördenträgheit unterstellten. Ich bin verdutzt, denn wer sonst sollte sich bitte mit den zahllosen Orga-Details und Bestimmungen für eine Bundestagswahl auskennen? Ich halte es sogar für ihre Pflicht, sich zu Wort zu melden. Und welch ungeheurer Aufwand eine Bundestagswahl ist, ahnt zumindest jede, die mal wahlgeholfen hat. Kleinere Gemeinden haben nicht wie Städte ständige Wahlämter mit entsprechender personeller Ausstattung, dort machen Gemeinde-Angestellte das alle paar Jahre als zusätzliche Belastung mit (Frau Brüllen hat mal eine sehr erleuchtende Leserinnenzuschrift dazu veröffentlicht).

Tagesschau.de hat sich die Bestimmungen wenigstens zum Teil genauer angeschaut und nachgerechnet:
“Früher Wahltermin? Das könnte zu Problemen führen”.

Wahlvorschläge für die Wahlkreise und Landeslisten der Parteien sind spätestens am 69. Tag vor der Wahl schriftlich einzureichen. Im Anschluss muss der Bundeswahlausschuss über die Zulassung der Wahlvorschläge entscheiden. Würde Scholz also schon nächste Woche die Vertrauensfrage stellen, hätten die Parteien nur etwa eine Woche Zeit, ihre Erststimmen-Kandidaten und ihre Wahllisten in allen Bundesländern aufzustellen. Für kleinere Parteien könnten die Probleme noch größer sein, da sie Unterstützerunterschriften sammeln müssen.

Eine solche Situation würde das Vertrauen in die Demokratie wohl kaum stärken.

Journal Freitag, 25. Oktober 2024 – Neue Backform, neuer Zauberstab (und persönliche Gottschalk-Erinnerungen)

Freitag, 25. Oktober 2024

Eigentlich wundert mich eher, dass mir das nicht öfter passiert: Einen Entwurf dieses Posts habe ich gestern Nachmittag versehentlich veröffentlicht, durch “privat”-Stellen gleich wieder offline genommen. Ich bitte um Nachsicht für die Verwirrung.

Wieder vom Weckerklingeln geweckt, diesmal aber zumindest mit der Aussicht: Morgen und übermorgen zweimal NICHT!

Zum Abschluss der Morgentoilette beduftete ich mich endlich wieder mit meinem aktuellen Lieblingsparfum Eidesis (so schön trocken holzig!): In den Monaten davor hatte ich eine stark duftende Körperlotion verwendet, das wollte ich nicht mischen. (Kürzlich im Nachruf auf einen exzentrischen Parfumhändler gelesen, er habe jeden Tag ein anderes Parfum verwendet – und schon konnte ich mir keinerlei Duft-Kompetenz bei ihm vorstellen, welch grauenhaftes Durcheinander selbst bei täglicher gründlicher Körperreinigung -> Kleidung!)

Morgendunkle Altstadtstraße mit herbstbunten Bäumen, parkenden Autos; mitten auf dem Gehweg steht ein neongrünes Leih-Fahrrad

Münchner Humor.

Das Draußen wurde nur zögerlich hell, ließ weitere Erleuchtungen nach der Stufe Lesen-ohne-Lampe-möglich bleiben, Hochnebel.

Emsiger Vormittag, in dem ich mich auch um Dinge kümmern konnte, die niemand im Blick hat (und die nur wichtig würden, wenn irgendwann jemand entdeckte, dass sich seit Jahren niemand darum gekümmert hat).

Bester Mittagscappuccino im Westend, auf dem Rückweg Brotkauf. Vielleicht nehme ich irgendwann das automatische Angebot der Angestellten an, dieses Brot in Scheiben schneiden zu lassen – einfach um herauszufinden, was ein Bäckerei-Brotschneideautomat aus einem frischen und sehr feuchten Roggenvollkornbrot macht, mein Tipp: Matsch.

Mittagessen später am Schreibtisch: Fenchelsalat (Ernteanteil), Roggenvollkornbrot.

Display eines Stationär-Telefons mit Meldung „Notbetrieb“

Dysfunktionalitäten. Ich möchte bitte ein Schild “Notbetrieb” für meinen Schreibtisch und die Auswahl eines solchen Status auf MS Teams. Für alle Fälle.

Ab zwei schob die Sonne den Hochnebel immer weiter weg, doch bevor es richtig sonnig werden konnte, übernahm schon wieder der Hochnebel.

Zäher Arbeitsnachmittag, auch der endete irgendwann in Feierabend.

Über ausführliche Lebensmitteleinkäufe für Abend und Wochenende ging ich nach Hause: Vollcorner, Verdi – inklusive Schwatz mit der Frau an der Kasse von immer über das ständige Wechseln zwischen Sprachen. Diesmal aktualisierte ich die Einkaufslisten-App ganz, ganz oft, um Doppelbesorgungen wie am Freitag zuvor zu vermeiden.

Wie geplant machte ich mich daheim erstmal ans Backen: Die neue 30-cm-Kastenform sollte mit Nusskuchen getestet werden, ich hatte mich für dieses Rezept aus einer Kommentarempfehlung entschieden.

Auch für Teil 1 des gestrigen Nachtmahls hatte ich mich verantwortlich gemacht: Artischocken mit Knoblauch-Majo. Während die Artischocken im kochenden Wasser garten, weihte ich den neuen Zauberstab ein, Spielanleitungs-gemäß verwendete ich die Schlagscheibe für die Idioten-Majo.

Durchsichtiger Becher mit viel Öl, unten ein Ei und Gewürze

Zutaten in Becher (der neue Zauberstab kam mit einem neuen, durchsichtigen). Zauberstab langsam versenken.

Becher, in dem ein Zauberstab steht, oben ein wenig Öl, unten Majo

Zwischenrgebnis zwei Sekunden nach Einschalten. Zauberstab langsam hochziehen, dann so lange bewegen, bis kein Öl mehr sichtbar ist.

Durchsichtiger Becher mit Majonese

Majo fertig. Ein Drittel davon mischte ich mit reichlich Joghurt, würzte mit Salz, Pfeffer, frisch gepresstem Knoblauch.

Als Aperitif gab es von Little Crab Orangenwein und Wermut – als Probiererl vor einem Jahr von der Herstellerin geschenkt.

Gedeckter Tisch für zwei mit Bast-Sets, in tiefen Glastellern ganze Artischocken, daziwschen eine weiße Schale mit weißer Sauce, zwei Weingläser, eine Weinflasche mit der Aufschrift "Nouat", auf der gegenüberliegenden Seite sitzt ein Mann mit rotem Shirt und Strickjacke

Nachtmahl, Teil 1: Zur Artischocke hatte ich den mallorquinischen Weißwein Nounat bestellt, den Frau Brüllen empfohlen hatte, den ich in Port d’Alcúdia sogar gesehen hatte – allerdings in einem geschlossenen Weinladen. Jetzt wollte ich aber endlich! Stellte sich heraus, dass diese Cuvée aus Prensal Blanc und Chardonnay tatsächlich sehr elegant und besonders schmeckt – und hervorragend zu den Artischocken passte.

Als Teil 2 hatte ich mir Pfefferleber gewünscht, die Herr Kaltmamsell aus Kalbsleber briet, wunderbar. Nachtisch Süßigkeiten, Schokolade.

Dazu ließen wir im Fernsehen Addams Family von 1991 laufen – und stellten fest, dass wir diesen ersten Teil überraschenderweise viel weniger kannten als die Fortsetzung – dabei war das SO eine Erleuchtung damals im Kino!

Nach dem enttäuschenden Dusse hatte ich noch Donnerstagabend in die nächste Lektüre reingelesen, wieder termingerecht bereitgestellt von der Münchner Stadtbibliothek: Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen. Und war im Wien des späten 19. Jahrhunderts gelandet – für meinen Geschmack ein wenig zu faktendicht erklärend, aber ich wollte umgehend wissen, wie es mit dem 17-Jährigen vom Land weitergeht.

§

Ich habe ja das Glück, dass mein Thomas Gottschalk der prä-Wetten-dass ist, den man nur als Alte und als damalige Hörerin von Bayern 3 kennt. Seine Sendung Pop nach acht lehrte mich internationales Pop-Geschäft, sein Tonfall und die Art seiner Interviews mit Studiogäste waren anders als alles, was ich je im Radio gehört hatte. Gottschalk sprang auch in anderen Sendungen ein. Unvergessen, wie ich Mitte der 1980er mal aus der Schule heimkam, im Radio (bei uns lief damals sehr viel Radio, immer Bayern 3) die mittägliche Sendung “Schlagerkarussel”. Eine Dame sang gerade leidenschaftlich “Wer Liebe will, muss auch Liebe geben”, woraufhin sich eine Moderatorenstimme einschaltete (allein das war unerhört: mitten in die Musik reinzusprechen!): “Da könnte ja jeder kommen: ‘Wer Eier will, muss auch Eier legen’.” Der eingesprungene Thomas Gottschalk, und Radiohören war nie wieder wie vorher.

Dann die Zeit in den nur wenig späteren 1980ern, in der Gottschalk mittags die “B3-Radioshow” mit Günther Jauch machte: Doppelmoderation bei der Übergabe, auch etwas, was es zumindest für mich vorher nicht gegeben hatte – und Jauch kannte ich aus der Sendung “Morgentelegramm”, wo er mir durch seine Sachkenntnis und sein unbeirrbares Nachhaken in Interviews aufgefallen war.

Während dieser Zeit, 1987/1988, arbeitete ich selbst beim Privatradio. In den Büros lief natürlich der eigene Sender (genauer: liefen die drei Sender, die sich über den Tag abwechselnd die Frequenz teilten, es waren die wilden Anfangszeiten des Privatsendertums) – nur zwischen 13 und 14 Uhr wurde auf Bayern 3 umgestellt, und wir klebten an jedem Wort. Alle wollten wir moderieren wie Thomas Gottschalk, so witzig und schlagfertig. (Und journalistisch wollte ich sein wie Günther Jauch – weiß man heute ja gar nicht mehr, dass Jauch als richtiger Journalist angefangen hat.)

1988 ging ich nach Augsburg zum Studieren, lebte die nächsten zehn Jahre ohne Fernseher, hörte im Radio vor allem Nachrichtensendungen und Hörspiele: Thomas Gottschalk war ab dann nicht mehr Teil meiner Welt (na gut, bei meinen Eltern habe ich sicher die eine oder andere Folge “Wetten dass” gesehen, zumindest habe ich Gottschalk in abenteuerlichen Stylings vor Augen).

Journal Samstag, 19. Oktober 2024 – Rezepttest Zitronenkuchen, Rezepttest Tumbet

Sonntag, 20. Oktober 2024

Nicht ganz so lange wie ideal, aber gut geschlafen, der Alkohol vom Vorabend strafte mich lediglich mit ganz leichten Kopfschmerzen.

Parkbäume und schlichter, moderner Kirchturm vor feuerrosa Himmel

Eos auch am Wochenende fleißig.

Wie geplant buk ich nach dem Bloggen Zitronenkuchen in der neuen kleinen Form nach einem von Ilse empfohlenen Rezept: Ultimate Lemon Cake. Uuuuuund wir haben einen neuen Weltmeister in der Disziplin Am-meisten-Werbung-auf-eine-Webseite-packen! Hier ist der Anteil 90 Prozent des Inhalts, sogar zwischen Zutaten-Posten und Zubereitungs-Schritten – ich hatte die englische Version lange Zeit nicht mal gefunden und bereits Google Translate für die französische verwendet. Wäre ich nicht einer bewährten Empfehlung gefolgt, hätte ich diese Website nicht länger als zwei Sekunden angesehen und dann nie wieder.

Mich hatte das Ziel “seidige Textur” und “in ganz dünne Scheiben schneidbar” angezogen, das las sich nach einem ganz anderen Zitronenkuchen, als ich ihn sonst kenne. Und abgefahrene Techniken ziehen mich eh an, in diesen Fall das Einwickeln des noch warmen Gebäcks in Frischhaltefolie.

Der ausgepresste Saft der Zitrone ergab exakt die angegebenen 80 Gramm, ein befriedigendes Gefühl (gutes Rezept, das auch dafür Gewicht angibt – “der Saft einer Zitrone” deckt ein viel zu breites Spektrum für seriöses Backen ab).

Die Backzeit belief sich bei mir allerdings statt der angegebenen 30-40 Minuten auf 50-60, das liegt jenseits der Toleranz für unterschiedliche Backöfen.

Auf einem Kuchengitter eine kleine Kastenform mit hellem, gebackenen Rührkuchen

Kleiner Kastenkuchen fest in Frischhaltefolie gewickelt

Ich kam also eine halbe Stunde später als geplant auf den Weg zu meiner Schwimmrunde ins Olympiabad, kehrte nach Radlrausholen aus dem Keller nochmal um, weil ich für die milden Temperaturen mit Sonne viel zu warm angezogen war (weder Pulli unter der Jacke noch Mütze brauchte es). Die Fahrt raus nach Oberwiesenfeld war schön, auch wenn ich zweimal vor unterträglichen Martinshörnern vom Rad springen musste, um mir die Ohren zuzuhalten.

Bei Betreten der Schwimmhalle sah ich bereits aus den Augenwinkeln, dass die Bahnen besonders rege beschwommen wurden, als mich die mutmaßliche Ursache in Form eines freundlichen Mannes ansprach: Das Rote Kreuz veranstaltete eine Spendenaktion mit Bahnenzählen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ins Dantebad zu wechseln, fand mich dann aber doch mit der Situation ab.

Tür aus Glas, durch die man ebenerdig ins Hellblau einer Schwimmhalle blickt, die Wände des Gangs vor der Tür orange

Meine Schwimmrunde verlief erfreulich aus Fitnessperspektive: Ich fühlte mich kraftvoll, hatte fast keine Schmerzen (bisschen rechte Schulter, bisschen Kreuz – Normalzustand), genug Energie und Ausdauer, um viele langsamere Schwimmer*innen auf meiner Bahn zu überholen (ungewöhnlich, im Olympiabad werde ich eher überholt). Allerdings schluckte ich dabei reichlich Wasser, denn zwei bewegten sich heftig strampelnd fort (Respekt für das Durchhaltevermögen, stelle ich mir sehr anstrengend vor), mal bäuchlings, mal auf dem Rücken, was die Wasseröberfläche stark aufwühlte. Doch unterm Strich schwamm ich so eine neue Rekordzeit – wenn ich mich nicht verzählt habe, ich hatte das Zähl-und-Spende-Angebot des Roten Kreuzes ausgeschlagen.

Heimradeln im jetzt wieder Trüben, aber noch Milderen, unterwegs Brotkauf.

Weißer Teller mit gegartem Blattspinat, daneben eine Scheibe Brot

Frühstück um zwei: Herr Kaltmamsell garte Ernteanteil-Spinat, außerdem gab es einige Scheiben frisches Tessiner-Brot vom Wimmer (Butter/Honig, Butter).

Ich stellte den Zitronenkuchen fertig, auch die Sache mit dem Trocknen des Zuckergusses im Ofen gefiel mir.

Kleiner Kastenkuchen auf Kuchengitter, frisch hell glasiert

Allerdings viel zu viel Zuckerguss, insgesamt kommen über 300 Gramm Zucker in und an den kleinen Kuchen.

Nachmittag mit Zeitunglesen, immer wieder sah ich aus dem Fenster und freute mich an der herbstlichen Farbenpracht.

Fürs Abendessen hatte ich mich zuständig gemacht: Ich wollte das mallorquinische Tumbet nachbauen (obwohl nichts von den Zutaten aus dem jahreszeitlichen Ernteanteil stammte), ein Freund hatte mir das Rezept des mallorquinischen Star-Kochs Santi Taura durchgereicht. Bei solchen Traditionsrezepten traue ich auch einem Restaurantkoch zu, dass er für eine Privatküche mitdenken kann.

Während das Gemüse im Ofen fertiggarte, machte ich Yoga-Gymnastik, eine eher sportliche Folge, die sogar den Puls ein wenig nach oben brachte.

Eckige Auflaufform auf schwarzer, spiegelnder Kochfläche, darin Gemüse in Tomatensauce

Gedeckter Tisch, auf Korb-Sets Glasteller mit Gemüseauflauf, und einer halben Scheibe Brot, dahinter die Auflaufform mit dem Rest, rechts vom Teller ein Glas Weißwein

Schmeckte sehr gut und wie meine Lieblingsversion in Esporles. Ich hatte die im Rezept angegebenen frischen Tomaten allerdings durch tomate frito ersetzt, die ich in einer Aktionsecke beim Lidl entdeckt hatte (etwas eingekochte Passata geht sicher auch), und das nächste Mal lasse ich den abschließenden Knoblauch weg.

Hier kurz zum Festhalten das wirklich einfache Rezept (spanische Küche ist ja sehr einfach – nur dass meiner Ansicht nach im Gegensatz zur italienischen cucina povera das Ergebnis selten viel mehr ist als die Summe seiner Zutaten – hier schon), erst nach Sicherung durch Wiederholung schreibe ich es auf meine Rezepte-Seite:

3 große Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden.

2 große rote Paprika (ich nahm drei Spitzpaprika) in Streifen scheiden.

2 Auberginen in eher dünne Scheiben schneiden.

Das Gemüse getrennt in Olivenöl golden braten, zur Seite stellen. (Santi Taura tut das auf Küchenkrepp, um Öl zu entfernen – ich mag Olivenöl. Die Göttinnen haben uns mit der Auberginen sogar ein Gemüse geschaffen, dass den Zweck hat, möglichst viel Olivenöl zu transportieren.)

Ofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) heizen.

Boden einer Auflaufform mit
Passata (insgesamt 500-600 Gramm) bestreichen. Mit dem Gemüse füllen: Erst Kartoffeln, darauf die Auberginenscheiben, darauf die Paprika – jede Schicht nach Belieben salzen. Darüber die restliche Passata, das Gemüse sollte gut bedeckt sein.

Santi Taura verteilt abschließend zwei gepresste Knoblauchzehen auf dem Gemüse: Braucht es nicht, schmeckt zu dominant raus.

40 Minuten garen, vor dem Servieren 10 Minuten etwas abkühlen lassen. Wird auf Mallorca als Vorspeise eingeordnet.

Dazu gab es bei uns einen italienischen Weißwein Pecorino sowie Ruccola aus Ernteanteil.

Nachtisch Zitronenkuchen.

Auf einem weißen Teller zwei dünne Scheiben heller Kastenkuchen, dahinter der restliche Kuchen

Ja, ließ sich in besonders dünne Scheiben schneiden. Ja, schmeckte eigen und ganz hervorragend. War allerdings stellenweise sulzig, ich habe als Ursache das Einwickeln des eben erst aufgegangenen Gebäcks im Verdacht, dass nun zum Zusammenfallen gebracht wird. Und vermute, dass die feinporige, samtige Textur auch ohne diesen Schritt gesichert ist – weil die Eier nicht schaumig geschlagen werden.

Abendunterhaltung: Herr Kaltmamsell zeigte mir angeregt durch David Schalko Schwere Knochen den Klassiker The Third Man. Ganz hervorragend, erstaunlich viel Deutsch im Original (und natürlich mit der ganzen Riege großer deutschsprachiger Schauspieler*innen der Zeit), Bilder des zerbombten Wiens, die abschließende Verfolgungsjagd durch die Wiener Kanäle ein visuelles Meisterwerk.

§

Ein weiterer Reiter der Apokalypse.

Journal Samstag, 24. August 2024 – Return of the Hochsommer

Sonntag, 25. August 2024

Recht früh aufgewacht, doch da ich mich ausgeschlafen fühlte, stand ich auf.

Blick über einen Balkontisch hinweg, auf dem zugeklappter Laptop, Kaffeetasse, Wasserglas stehen, in einen Park mit hellblauem Morgenhimmel

Hurra, nochmal Balkonkaffee.

Auf dem Balkonsims eine Kohlmeise, dahinter Sonnen-beschienener Park

Meisi zu Besuch.

Nach dem Fertigbloggen buk ich Zwetschgenkuchen mit Mürbteigboden.

Schwarze Springform, darin Zwetschgenkuchen

Wie schon beim Einkauf auf dem Markt staunte ich über die Größe der Zwetschgen, hat’s am Bodensee (daher kommen die Früchte laut Marktstandl-Schild) noch Tschernobyl-Reststrahlung?

Sportplan für gestern: Schwimmen im Dantebad. Das Hinradeln war schon mal schön in strahlender Sonne und noch ohne Hitze. Schwimmen war auch meistens schön, ich erschrak nur zweimal sehr, weil jemand mich kurz vor Bahnende überholte und am Beckenrand auftauchte, an dem ich gerade wenden wollte (und dann stehenblieb, mein Angebot ablehnte, vor mir weiterzuschwimmen). Um die Mittagszeit war es immer noch nicht unangenehm heiß, ich legte mich in die Sonne und hörte Musik.

Heimradeln jetzt in Hitze unter wolkenlosem Himmel über Semmel- und weiteren Wochenendeinkauf. Daheim erstmal Frühstück: Kurz vor drei gab es zwei Körnersemmeln mit Butter und Tomate. Den Zwetschgenkuchen schnitt ich erst nach dem Duschen an, schlug Sahne dazu – köstlich.

Blick vom Wohnzimmer auf den Balkon mit geschlossener Balkontür, leuchtend oranger Markise, links davon Wohnzimmerfenster mit herabgelassenem Rolladen

Vertrödelter Nachmittag in angenehmer Temperatur bei geschlossenen Fenstern mit Playlist-Zusammenklicken, restliche Zwetschgen zu Zwetschgenröster Einkochen für den nächsten Kaiserschmarrn, Yoga-Gymnastik, schonmal PetNat Heinrich Oh when the Saints aufmachen, während Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Zucchini mit Garnelen nach einen Jamie-Oliver-Rezept zubereitete.

Außen, Himmel mit vielfarbigen Wolken, davor Kirchturm und Park

Der Abendhimmel passte zur Vorhersage mit Wetterumschwung.

Beim Rumzappen im Fernsehprogramm, was wir schmerzfrei laufen lassen konnten, blieben wir an Freunde mit gewissen Vorzügen von 2011 hängen – weil die Dialoge so schön originell waren und auf einer RomCom-Metaebene spielten. Vor dem vorhersehbar klebrigen Schluss schaltete ich aber lieber aus.

Im Bett neue Lektüre: In der Stadtbibliothek stand rechtzeitig das vorgemerkte All Fours von Miranda July bereit, der Anfang las sich vergnüglich.

Journal Freitag, 2. August 2024 – Sterbebetten

Samstag, 3. August 2024

Unruhige Nacht, die Todesnachricht trieb mich um. Zumal ich sehr wahrscheinlich nicht an der Beerdigung des Verstorbenen würde teilnehmen können, da sie wohl mit meiner Reise nach Essen kollidiert (Termin stand da noch nicht fest – doch abends erwies sich meine Befürchtung als zutreffend).

Blick aus Wohnzimmer auf Balkon mit Bank und Tisch, darauf zugeklappter Laptop, eine große Tasse, ein Wasserglas

Balkonkaffee, angenehmer Weg in die Arbeit. Sowohl über dem Klinikviertel als auch überm Westend sah ich einen einzelnen Mauersegler fliegen, vielleicht war es derselbe. Der ganz zum Schluss nochmal nachsieht, ob auch niemand was im Bad oder unterm Bett vergessen hat.

Im Büro wechselte ich wieder in die neuen hohen Riemchensandaletten zum Einlaufen.

Ich rief meinen Vater an, sprach ihm mein Mitgefühl zum Verlust eines seiner ältesten Freunde aus, erfuhr Details über die letzte Begegnung mit dem Freund auf dem Sterbebett. Es war eine lustige Geschichte, die mir den ganzen Tag nachging: Zum einen dachte ich viel an den Verstorbenen, der Teil meiner Kindheit war. Zum anderen daran, dass diese Art von Geschichte von einer Weltwahrnehmung sprach, die meinen Burder, meinen Vater und mich verbindet.

Trotz starkem inneren Abgelenktseins brachte ich Arbeit zuwege, letzter Arbeitstag vor einer Woche Urlaub.

Mittagscappuccino im Westend, unterwegs jagten gerade dunkelgraue Wolken über den Himmel und drohten mit Regen.

Subjektive Kameraperspektive von jemandem, der auf einer breiten fensterbank sitzt, Beine mit blauer Hose darauf ausgestreckt, links davon eine Tasse Cappuccino, draußen sitzen Menschen

Mehrgängiges Mittagessen: Salat aus kleingeschnippeltem Ernteanteil-Fenchel, Flachpfirsiche (nicht sehr aromatisch) mit Sojajoghurt. Dazu las ich einen Artikel im SZ-Magazin, der zu meinem Tages-Gefühl passte: Die Ärtzin und Schriftstellerin aus Odessa Iryna Gingerova erzählt über Hausbesuche (€ – ich wünschte, ich könnte Ihnen den wundervollen Text schenken):
“Hausbesuch” / “Es gibt so viele Arten zu sterben”.

Urlaubsübergaben, Dinge fertig gemacht, Abwesenheitsnotiz eingeschaltet: Ab in den dritten Bröckerl-Urlaub des Jahres (nach re:publica und Bachmannpreis), bevor ich dann Mitte September endlich so richtig drei Wochen Jahresurlaub inkl. Oktoberfestflucht mache. (Und damit endlich den Jahresurlaub 2023 aufbrauche.)

Der Heimweg über Abendessen-Einkäufe im Vollcorner war angenehm kühl, ich musste mich in meinem Sommerhemd sogar erst warmgehen. Zu Hause erste Abendessens-Vorbereitungen (Tsatsiki mit Ernteanteil-Gurke), dann Yoga-Gymnastik, die wieder sehr gut tat (weswegen ich dieses Programm weiterverfolge und nicht wie geplant auf eine Woche Pilates gewechselt habe).

Bohnenranke in einer Gebäudenische am Fenster, die sich vom Topf im Boden bis über die Decke hinaus hochrankt

Stand der Kletterbohne.

Jetzt aber Feiern des Wochenendes und des Starts in meine Urlaubswoche. Als Alkohol hatte ich Herrn Kaltmamsell vorgeschlagen: Aperol Spritz oder PetNat oder eine Flasche Weißwein zum Essen.

Ein Mann und eine Frau auf einem Balkon lachen in die Kamera und haben jeweils ein Glas Aperol Spritz mit Strohhalm in der Hand.

Hier seine Wahl, wir setzten uns fürs erste Glas davon auf den jetzt sonnigen und warmen Balkon.

Als Nachtmahl briet Herr Kaltmamsell die dicke Scheibe Bio-Entrecôte, die ich mitgebracht hatte, mit Knoblauch und Ernteanteil-Salbei, dazu gab es Mole und das Tsatsiki. Hervorragend. Zum Nachtisch Eiscreme und noch ein wenig Schokolade. Im Fernsehen ließen wir Clueless laufen, meiner Ansicht nach eine der besten Verfilmungen von Jane Austens Emma. (Nein, nein, nein, der kann unmöglich schon 19 Jahre 29 JAHRE – siehe Kommentar – alt sein.)

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Wir im Kartoffelkombinat haben einen wirklich spannenden Arbeitsplatz zu besetzen:
Die Leitung des Pack-Teams für die Ernteanteile. Vielleicht wissen Sie jemanden?

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Maximilian Buddenbohm erzählt von einem München-Aufenthalt mit Familie, und ich frage mich, in welche Inszenierung er da wohl geraten sein mag, mit Kostümen, Lehrfilmchen und sonstigem Drum und Dran. Das Erleben der eigenen Wohnstadt durch Besucher ist schon arg anders. Ja, man sieht vereinzelt Bayern-Cosplayer*innen im Münchner Straßenbild, doch so geballt, wie er es schildert, eigentlich nur zum Oktoberfest-Umzug. Und vergangene Woche war ja nicht mal Starkbierzeit oder ähnliche Kostümfeste. Durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft fallen wir Münchner*innen sonst auch weiterhin nicht auf; wo bei anderen sowas sitzt, haben wir hier Grant: Die grundsätzliche Verstimmung über die Zumutung des Lebenmüssens. Noch dazu zwischen anderen Menschen. Das müssen alles weitere Besucher*innen gewesen sein.

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Dieser Artikel wurde in den vergangenen Wochen in meinem Internet so oft von Radlerin zu Radlerin gereicht, dass ich auch hier auf ihn hinweisen will: Er scheint wirklich wichtig zu sein.
“Cycling’s Silent Epidemic”.

Too many women stop riding their bikes because of labial swelling and pain. Here’s why it happens, what they can do about it, and how to prevent it in the first place.

Einen Absatz zitiere ich unabhängig von Sattel-Problemen bei Radlerinnen: Zu viele Frauen können ihre äußeren Genitalien nicht korrekt benennen (das soll um Himmels Willen kein Vorwurf sein, es ist nie zu spät zum Lernen) – was das Sprechen über Probleme damit noch schwerer macht als ohnehin.

To fully understand what causes these injuries, it’s important to review some basic terms. Despite our colloquial use of the word “vagina,” the correct word for a woman’s external genitals is “vulva,” which includes the labia majora (fleshier outer lips), labia minora (inner lips), the clitoris, perineum, pubic mound, and the vaginal opening (but not the vagina, which is the muscular inner canal that connects the vulva to the uterus).

Hier eine Grafik mit den deutschen Begriffen.

When I started reporting this story, I too felt awkward discussing the topic with sources—we would talk in coded language. Then I decided to start each interview with a quick review of terms, and discussions became more comfortable and informative. A woman could now tell me that her labia majora became enlarged, instead of grasping for vague euphemisms like, “It wasn’t pretty down there.”

Journal Samstag, 11. Mai 2024 – Wahlhilfegeschult in neuer Rolle

Sonntag, 12. Mai 2024

Früh aufgewacht, aber erfrischt, und überhaupt kam mir das sehr entgegen.

Unter anderem kam ich so kurz nach neun los auf meine Laufrunde durch einen herrlichen Frühlingstag, wundervolle klare Luft, mit leichten Beinen. Ich nahm dieselbe Runde wie schon am Donnerstag: Alter Südfriedhof, Westermühlbach, Flaucher, Maria Einsiedel und zurück.

Spielplatz in einem Park mit alten Bäumen, kleinsieht man darin zwei Kinder und eine Erwachsene

Der Nußbaumpark wurde bereits bespielt.

Park-ähnlicher Friedhof im Sonnenschein mit wenigen alten Grabsteinen

Kleineres viereckiges Graffiti an Brückenpfelier, darauf eine Kloschüssel und die Wörter "Dead" und "shit"

Unter der Braunauer Eisenbahnbrücke.

Blick durch Bäume auf sonnenbeschienenen Fluss

Blick auf FLusslandschaft unter einer Eisenbahnbrücke durch, die mit Graffiti bemalt ist, dahinter am Horizont zwei Türme eine Kirche

Ich bog auf dem Rückweg wieder zum Bäcker ab und stellte fest, dass das Glockenbachviertel wuselte: Tag der Hofflohmärkte, das Angebot bordete über und wurde rege angenommen.

Frühstück schon um zwölf: Apfel, Körnersemmel. Die frühe Uhrzeit war meinem Nachmittagstermin geschuldet: Wahlhilfeschulung für die Europawahl am 6. Juni, ich absolvierte zum ersten Mal die Schulung zur Wahlvorsteherin (werde als stellvertretende solche fungieren). Nachdem mich der letzte Einsatz bei der Landtagswahl sehr gestresst hatte, wollte ich mir das ja eigentlich nicht mehr antun. Doch Europawahl ist wirklich die einfachste Wahlhilfe (mit der war ich seinerzeit auch eingestiegen), das ging nochmal.

Die Schulung fand im Gebäudekomplex des KVR statt, ich mäanderte durch den wundervollen Frühlingstag im Schlachthofviertel hin.

In einem Seminarraum Blick auf Leinwand, auf der steht "Herzlich willkommen zur Schulung für Vorstehende im Wahlraum"

Blick aus einem modernen verglasten Treppenaus auf eine alte Häuserzeile

Die Schulung war spannend (auch wenn ich gerne nochmal Schriftführung übernommen hätte: es gibt neue Wahlkoffer, neue Software), ich lernte einiges auf vielen Ebenen, auch auf der menschlichen. Und ich erfuhr, dass die Landtagswahlhilfe vergangenes Jahr nicht nur mich besonders anstrengend war, aus denselben Gründen.

Auf dem Rückweg schlenderte ich und nahm mir die Zeit für Fotos.

Altmodische Ladenfront in Altbau, darüber ates Schild "Obst Lebensmittel Gemüse", davor steht ein Hollandrad

Altmodische Ladenfront in Altbau mit altem Schild "Waschmittel", rechts neben Laden ein roter Kaugummiautomat

Moderne Kirchentür in schlichter Mauer, Schrift "St. Andreas"

Blick in sonnige Stadtstraßenkreuzung mit Radler und weißem Auto, ganz im Hintergrund einer Straße sieht man die Bavaria

Im Nußbaumpark begegnete ich mehr als einer Sorte… ähm… Hörnchen in Bäumen.

Baumstamm mit Eichhörnchen

Baumkuhle mit Ratte

Das untere war nur eines einer Dreier-Gruppe.

Daheim gleich mal Brotteig geknetet – da der Buttermilchbecher nicht mehr voll war, ergänzte ich mehr Wasser.

Während der Brotteig sein Ding machte, also Gehen, setzte ich mich auf den genau richtig temperierten Balkon. Auf dem Weg zur Schulung hatte ich am Volkstheater Werbung für die aktuelle Inszenierung von Dürrenmatts Besuch der alten Dame gesehen – Check ergab einen sehr spannenden Ansatz. Da Herr Kaltmamsell sich in letzter Zeit etwas offener für Theaterbesuche zeigte, fragte ich ihn, ob er mich begleiten würde – und kaufte uns dann gleich zwei Tickets (die allerletzten für die Vorstellung, läuft für’s Volkstheater, was?).

Und weil mich die Empanada so gefreut hatte, schrieb ich das Rezept auf meine Rezeptseite.

Fürs Nachtmahl sorgte Herr Kaltmamsell: Es gab persisches Rhabarberlamm, Rhabarber aus Ernteanteil.

Gedeckter Tisch mit weißem, gefüllte Teller - Reis und Ragout, darüber große Pfanne mit Ragout, kleiner Topf mit Reis

Rhabarber, Lamm und Minze passten gut zusammen, insgesamt ist das aber nicht mein Lieblingsgeschmack. Nachtisch Schokolade.

Das Brot gelang gut:

Aufsicht auf einen schwarzen, eisernen Topf, darin ein beim Backen aufgerissener Brotlaib

Im Fernsehen stolperte ich in den Disney-Trickfilm Vaiana (englischer Originaltitel Moana. Why.). Er gefiel mir so gut, dass ich den Rechner zuklappte und ihn mit ganzer Aufmerksamkeit ansah: Ein pures Märchen mit einigen wunderschönen Ideen – allein die erzählenden Tatöwierungen! Und was die Animation mit dem Protagonisten Wasser gemacht hat, ist atemberaubend.

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Margaret Atwood ist einem Alter (84), das mich sofort besorgt macht, wenn ich länger nichts von ihr höre. Zu meiner Beruhigung stellt sie sich in dem Interview mit Lisa Allardice im Guardian als quicklebendig heraus:
“‘I can say things other people are afraid to’: Margaret Atwood on censorship, literary feuds and Trump”.

“I’m a kind of walking opinion poll,” she says. “I can tell by the questions that people ask me what’s on their minds. What is the thing they’re obsessing about at the moment.” The backwards turn of women’s rights, with the ruling just this month that the 1864 total ban on abortion be enforced in Arizona, for example, is high on the list. But as always she is careful to stress that there is no one answer to questions about the future for women. “I have to ask which women? How old? What country? There are many different variations of women.”

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In der vergangenen Zeit berichten Medien immer wieder über “Trends”, von denen ich vorher nichts wusste – und verstehen darunter Themen, die besonders viel durch Social Media gereicht werden. Fachmann Jens Scholz erklärt den Denkfehler des Mechanismus’ in einem Mastodon-Thread.