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Journal Samstag, 4. Oktober 2025 – Rückreise nach München, zu lange

Sonntag, 5. Oktober 2025

Reisetag, Brighton verabschiedete mich sonnig.

Letzter Ferienwohnungsblick.

Ich hatte viel Zeit, ein wenig Bammel allerdings vor der langen Nacht (planmäßig Abreise London 15:03 Uhr, planmäßige Ankunft München 06:03 Uhr). Dann wieder wurde am Freitag und gestern der Münchner Flughafen jeweils wegen Drohnensichtungen gesperrt (Sind “Drohnen am Flughafen” jetzt die “Personen im Gleis” der Flugzeugreisenden?), eine Flugzeug-Rückreise hätte sehr wahrscheinlich mindestens so lang gedauert. (“NEUNZEHN Stunden Zugfahrt?! Da hättst ja gleich fliegen können, hahaha.”)

Erst beim Ticketkauf am Bahnhof Brighton wurde mir klar, dass es eine Zugverbindung direkt zum Bahnhof London St. Pancras International gab, an dem der Eurostar abfährt (und ankommnt) – das macht München-Brighton per Zug ja noch attraktiver. Zurück ging es statt über Paris über Brüssel: Diese Verbindung war laut beratender Bahn-Ticketverkäuferin im Mai verspätungssicherer, Umsteigen zwischen Brüssel und München in Köln (oder Siegburg/Bonn, wie es jetzt, fünf Monate nach Buchung angezeigt wurde).

Ein wundervoller Tag, ich sah auf der Fahrt nach London begeistert in den Frühherbst vorm Fenster.

Am Bahnhof St. Pancras wollte man mich noch nicht in den Eurostar-Wartebereich lassen. Ich hatte eh ordentlich Frühstückshunger, also schloss ich meinen Englandurlaub kulinarisch mit Full English Breakfast ab.

Nicht richtig sichtbar: Black pudding (super!) unter dem Rösti, Bratwurst und Bacon, insgesamt eine sehr zufriedenstellende Mahlzeit (nur die Kartoffelwürfel ließ ich liegen), die bis in die Nacht sättigte.

Ankunft in Brüssel mit einer halben Stunde Verspätung, das verkürzte meine zweieinhalb Stunden Wartezeit auf den Anschlusszug. Erster Zeitvertreib im Brüsseler Bahnhof: Klo-Suche, in Brüssel kann man Baustellen. Dann aber Erfolg an einem Bezahlklo, auch meine Wasserflaschen konnte ich auffüllen. Brüssel würde ich mir gerne mal ansehen, aber jetzt las ich einfach auf einer Bank im Bahnhof (die aktuelle Wochenend-Süddeutsche feierte 80 Jahre Süddeutsche mit vielen spannenden Rückblicken und Hintergrundgeschichten).

Abfahrt des sehr schicken ICE international verspätet, auch diesmal sah ich vor allem meine Wartezeit auf den Anschluss in Köln (oder Siegburg/Bonn?) verkürzt. Mehrfach bat der Zugchef in seinen Ansagen nachndrücklich darum, das eigene Gepäck niemals aus den Augen zu lassen – und verunsicherte mich damit, die ihren großem Koffer wie immer in die ersten Kofferablage beim Reinkommen geschoben hatte, die ich aber von meinem Platz aus nicht sehen konnte.

Abendessen gegen neun: Äpfel, Birne, Nüsse, Trockenpflaumen.

Der Zugchef hatte dann den Schlüsseltipp für Reisende nach München: Umstieg wie zur Zeit meiner Buchung in Köln ging eh nicht, weil der Anschlusszug dort nicht mehr hält – er empfahl Weiterfahrt bis nach Flughafen Frankfurt. Das war mir auch insofern recht, als ich mir von diesem Bahnhof Drinnenmöglichkeiten für über eine Stunde Warten erhoffte, auf die ich bei Umstieg in Siegburg/Bonn nicht wettete.

Eben freute ich mich noch, wie wach ich um diese eigentlich für mich längst Schlafenszeit war (Schlaf plante ich erst im letzten Abschnitt meiner Reise), da merkte ich bereits, wie schwer ich mich auf meine Lektüre konzentrieren konnte.

Das Warten am Bahnhof Frankfurt Flughafen erforderte dann Ausdauer und fast zwei Stunden – der nächste Zug kam deutlich verspätet.

Ich vertrieb mir die Zeit im unangenehm Kühlen mit einem Interview: “They Talk Tech” sprachen mit Katharina Borchert über “USA – was ist da los?” – ich genoss die liebe vertraute Stimme. Außerdem stromerte ich mit meinem Riesenkoffer durch die Gänge, damit mir wärmer wurde (Gastro um diese mitternächtliche Zeit längst geschlossen).

Warm wurde mir dann kurz vor Besteigen des Anschlusszuges: Gleisänderung drei Minuten vor Einfahrt, es war viel lustigen Rennens. So war ich auch wieder richtig wach und guckte endlich die lang eingemerkte Doku auf arte:
“Brainwashed: Sexismus im Kino”.

Wie einseitig, unrealistisch und schädlich die Darstellung von Frauen und ihren Körpern in Kinofilmen ist (u.a. Frauen als Objekt statt als Subjekt, ihre Körper immer über male gaze) war mir schon länger bewusst (was mir mittlerweile einige Lieblingsfilme vergällt hat), doch hier wird auch die Perspektive aus der Filmindustrie selbst, zuforderst aus Hollywood dargelegt. Zudem formulieren Forscherinnen und Filmschaffende explizit aus, welche Auswirkungen das auf scheinbar unbeteiligte gesellschaftliche Bereiche hat. Zudem merkte ich, dass selbst mit dem Bewusstsein dafür auch ich immer noch übersehe, wie gesetzt dieses visuelle Erzählen bis heute ist – ich hatte es in einigen der gezeigten Beispile nicht bemerkt, obwohl es doch offensichtlich war.

Dann war ich wirklich sehr müde. Schlafen konnte ich dennoch nur kurz, irgendwo um Stuttgart waren Erkan und Stefan (in heutiger Inkarnation) zugestiegen und hatten eine Riesengaudi.

Die letzten beiden Stunden sind bei langen Reisen immer die längsten. Und wenn dann noch der Zug anderthalb Stunden vor fahrplangemäßem Ankommen eine unerklärte halbe Stunde Stop and Go auf freier Strecke einlegt, wabert Verzweiflung am Horizont.

In München wartete der allerbeste Herr Kaltmamsell am Bahnsteig und nahm mir den Koffer fürs letzte Stück ab – hochwillkommene Unterstützung. Daheim um sieben nur schnell mitgebrachten Käse in den Kühlschrank gestellt, kurze Abendtoilette, ein Becher Milch mit Honig (hatte ich mir in den Stunden davor genau so vorgestellt), bei heruntergelassenem Rollladen ins Bett.

§

Dass das Maß des Jakobsweg-Tourismus inzwischen alle Vorstellungen sprengt, hatte ich durchaus mitbekommen; was die Reportage in der Süddeutschen schildert, ist allerdings komplett gruslig (€):
“Jakobsweg in Spanien
Wir sind dann mal zu viele”.

In den 1980er-Jahren erkannte der Ministerpräsident Galiciens, Manuel Fraga, der zuvor Tourismusminister unter Diktator Franco gewesen war, das ökonomische Potenzial des Camino. Um den Olympischen Spielen in Barcelona und der Weltausstellung in Sevilla (beide 1992) etwas entgegensetzen, entstand die Initiative „Xacobeo 93“. Der Camino Francés, die aus Frankreich kommende Hauptroute, wurde mit Kilometerangaben und Schildern versehen. Kirchen und Klöster wurden renoviert, Herbergen gebaut. 1993, ein heiliges Jahr in der Jakob-Logik, weil der Namenstag des Apostels auf einen Sonntag fällt, brachte den Durchbruch. Angestachelt von der Kampagne machten sich fast 100 000 Pilger auf den Weg.

In Deutschland machte das 2006 veröffentlichte, drei Millionen Mal verkaufte Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling den Weg beliebt. Jeder zwanzigste Pilger kommt laut einer Statistik des Pilgerbüros heute aus Deutschland.

(…)

Weniger als 1500 Menschen sind in Portomarín gemeldet, aber es gibt 2500 Gästebetten, sagt die Frau, die in der Kirche Pilgerpässe abstempelt. „Gestern war es Wahnsinn“, sagt sie, alle Unterkünfte seien ausgebucht gewesen, man musste Notbetten in einer Mehrzweckhalle aufbauen. Und als das nicht mehr reichte, wurden Pilger mit Bussen in die umgebenden Dörfer gefahren, wo sie übernachteten und am nächsten Morgen wieder nach Portomarín gebracht wurden, damit sie ihren Camino fortsetzen können.

(…)

Die Exzesse mancher Besucher dokumentiert ein Instagram-Account. @compostelaresiste, zu Deutsch „Compostela leistet Widerstand“, postet verwackelte Videos von Gruppen, die um vier Uhr morgens grölend durch die Stadt ziehen, zeigt Filzmarker-Schmierereien am Obradorio-Platz, an dem man sich laut Stadtverordnung nicht mal an die Säulen lehnen darf, Pilger, die mitten im Stadtpark ihr Zelt aufschlagen oder Leinen für ihre Wäsche aufspannen. Ein Besucher badet mit Hund im Barock-Brunnen am Praterías-Platz neben der Kathedrale. Und einer benutzt Relief-Figuren in der Fassade der Kathedrale als Kletterwand.

Journal Mittwoch, 1. Oktober 2025 – Strandpromenade Hove und The Roses

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Ich wachte nach gutem Schlaf auf zu fettem Halsweh – das hatte ich nun wirklich nicht kommen sehen. Zwar wusste ich, dass solches Morgenhalsweh beim Aufwachen am stärksten ist und dann abklingt, aber es passte wirklich nicht zu Schwimmen in 19 Grad kaltem Wasser unter freiem Herbsthimmel. Während ich mich am Vorabend noch enthusiastisch auf das Schwimmabenteuer gefreut hatte, war ich jetzt nur ein bisschen enttäuscht. Nächstes Mal. (Tatsächlich verschwand das Halsweh im Lauf des Vormittags völlig.)

Beim Einschlafen hatte die neue Blase vorm linken Fußballen zudem gehörig geschmerzt, vielleicht probierte ich einfach mal diese Rekonvaleszenz aus, von der man im strukturierten Sporttreiben manchmal hört.

Also stellte ich um auf Gammeltag (darf man das denn auf Reisen, statt die raren Tage in der Ferne zu NUTZEN?!), überlegte Spaziergänge durch Brighton.

Auf der Tonspur wurde seit dem Vortag beim Bewohnen der Ferienwohnung einiges geboten: In der Wohnung über mir hatte es am Dienstag Besuch von vielen Menschen gegeben, darunter einigen kleinen Kindern, die Abenteuerspielplatzlärm machten. Mindestens eines davon blieb über Nacht, am gestrigen Morgen war viel Streitens und Weinens. Die große Baustelle am Eck ging wieder um acht in Betrieb, doch der markerschütternde Baulärm mit Bohren und sonstigem Kaputtmachen kam direkt aus dem Nebenhaus auf der anderen Seite, an dem ein Baugerüst hängt. Noch fühlte ich mich nicht sehr gestört.

Das Spazieren führte mich erst durch den Ortsteil Seven Dials: Wenn ich schon gezielt eine Unterkunft darin gewählt hatte, sollte ich mich auch mal umsehen. Das bereitete Vergnügen: Viele kleine Läden, die Greek Bakery, an die Einheimische sofort bei Seven Dials denken (eigentlich eine Bäckerei plus Feinkostgeschäft), Pubs, Cafés.

Jetzt ging ich hinunter zum Meer und am Strand entlang bis ans Ende des (hervorragend ausgebauten) Wegs in Hove. Gestern sollte laut Vorhersage jetzt aber wirklich der letzte regenfreie Tag sein, ich bekam tatsächlich ein paar Regenspritzer ab.

Aus dem hölzernen Meeting Place war ein steinernes geworden.

Neue Scheußlichkeiten an der Strandpromenade.

Doch insgesamt wurde sehr deutlich, dass dieser Abschnitt bei Hove sich herausgeputzt hatte: Viel neue Gastronomie, viele neue Sportanlagen.

Am Ende des Wegs fiel mir schon von weitem ein Schild auf, das für “The Cheese Man” warb, eigentlich bereits im Industriegebiet.

Ich schaute in den kleinen Laden – und stieß zu meiner großen Freude auf ein Angebot an heimischem Käse. Gleich mal für daheim eingekauft.

Das setzte ich zurück in Brighton fort: In dem Weinladen an der Western Road, an den ich mich erinnerte, fragte ich nach heimischen Weinen, durch deren Weinberge ich beim Wandern gekommen war. Genau die hatten sie zwar nicht im Sortiment (Sekt von Wiston eigentlich schon, lediglich im Moment nicht), aber ich ließ mir Neues vom englischen Weinbau erzählen: Weiter hauptsächlich Schaumweine nach Méthode Champenoise, mit den dafür angebauten Pinot-noir-Trauben auch ein wenig Rotwein (sehr leicht), als Weißweintraube dominant Bacchus. Markterfolg bei Schaumweinen durchaus, andere heimische Weine seien vor allem zu teuer für große Akzeptanz (kann ich mir gut mit den kleinen Anbaugebieten und viel manueller, teurer Arbeit erklären). Als der freundliche Herr mir auch zwei Pinot gris vorstellte, schlug ich zu: Grauburgunder mag ich ja sehr gerne, ich freue mich auf einen Test daheim.

Mittagscappuccino am Norfolk Square, dann Rückweg hoch in die Ferienwohnung.

Immer wieder entdecke ich neue Gässchen und Durchgänge.

Kurz vor zwei gab es in der Ferienwohnung Frühstück: Birne, rote Paprika, Butterbrote. Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen und Schreiben am Fenster. Und ich suchte mir einen Kinofilm aus: Das Odeon wird nämlich hinterm Baugerüst doch noch betrieben. Am späten Nachmittag spazierte ich zu einer Vorführung von The Roses mit Benedict Cumberbatch und Olivia Colman, Remake von The War of the Roses von 1989 mit Michael Douglas und Kathleen Turner.

Auffallend im Werbeblock: Einige Aufrufe zu Spenden für Organisationen, die aus deutscher Sicht staatliche Aufgaben übernehmen, zum Beispiel die Fort- und Weiterbildung von arbeitslosen Jugendlichen – wirklich eine andere gesellschaftliche Haltung hier, historisch bedingt.

Im Kino wurde ich gut unterhalten, wenn ich auch in dieser Version weder nachvollziehen konnte, was das zentrale Paar zusammengebracht hatte, noch warum sie später so gemein zueinander waren. Das ganze funktioniert nur auf der Basis einer ganzen Reihe von Prämissen zu romantischen Gefühlen, die ich für überholt gehalten hatte. Außerdem glaubte ich die Chemie zwischen Benedict Cumberbatch und Olivia Colman nicht, im Grunde war das gesamte Ensemble disparat – zum einen hinkte meiner Ansicht nach das Drehbuch (die Kinder? ernsthaft?), zum anderen könnte das an schlechter Regie liegen. Ich fürchte, der Film funktioniert einfach nicht.

Was immer funktioniert: Brightons West Pier. Als ich durchs Baugerüst nach draußen trat, empfing mich Abendrot in allen 70er Rosa-lila-blau-Tönen.


Und ein ungemein dekorativer Mond.

Nach atemlosen Fotografieren hielt ich inne und sah mich um: Einige Leute saßen tatsächlich einfach da und guckten, allein oder in kleinen Gruppen. Ohne Fotos zu machen. Verrückt.

Eine Weile machte ich es ihnen nach, sog die wundervolle Meeresluft ein (die immer noch etwas Sommerliches hatte).

Langes inneres Hin und Her, ob ich Essen gehen sollte (mit Alkohol, auf den ich große Lust hatte) oder eingekaufte Lebensmittel aufbrauchen. Es siegte die Aussicht auf die Süßigkeitenvorräte in der Ferienwohnung. Also gab es dort Linsenrest, Käserest, Paprika-Hummus. Und dann Apple Pies sowie Schokolade.

§

Selbstverständlich sind nach Katastrophen Menschenleben das wichtigste. Doch auch Kulturgüter sollen überleben, dafür gibt es, lernte ich gestern, ehrenamtliche Kulturgutretter*innen. Ein Artikel in der Süddeutschen über das Training dafür (€):
“‘Wenn wir nichts machen, macht es keiner'”.

§

Deutschlehrer @herr_rau hatte eine Unterrichtsidee – und unser gutes, altes, rosenduftendes Internet spielte begeistert mit (ich glaube, das wird den Schüler*innen am schwierigsten zu erklären sein: dass es auch heute noch Bereiche der social media gibt, in denen nicht vermarktet wird, nicht Content-Produzierende auf der einen Seite, -Konsumierende auf der anderen – sondern Leute, die miteinander Spaß haben).

So ging es los (die Vorschläge hinter dem Link oben):

Journal Sonntag, 3. August 2025 – Wintergrillen im Hochsommer

Montag, 4. August 2025

Erholsame Nacht, beim Aufstehen regnete es gerade nicht mit fast schon hellem Himmel.

Ich war mit Herrn Kaltmamsell zu Familiengrillen bei meinen Eltern in Ingolstadt eingeladen, meine Mutter hatte das als sicher angesagte Scheißwetter für irrelevant erklärt. Gestartet wurde ein wenig später (die Bruderfamilie hatte sich nach einer großen Hochzeit am Samstag Ausschlafen erbeten), das verschaffte mir Zeit für einen Isarlauf, zur Zeitersparnis die Strecke direkt ab Haustür über Alten Südfriedhof nach Thalkirchen und zurück. Da der Regenradar in diesem Zeitraum kein Regengebiet vorhersagte, verließ ich das Haus barhäuptig und ohne Regenjacke. Ich war offensichtlich nicht die einzige, die sich an dieser Wetterprognose festhielt, das Läufer*innenaufkommen war überraschend hoch.

Stephansplatz

Übergang von altem zu neuem Teil des Alten Südfriedhofs.

Die Isar hatte sich trotz anhaltendem Regen beruhigt, kein Hochwasser mehr.

Das Laufen strengte mich an, weil mein gesamtes Becken schmerzte, inklusive daran aufgehängter Lendenwirbelsäule (nicht aber die Hüftgelenke, verstehe jemand diesen Körper!). Aber ich freute mich an Luft, Licht und Bewegung.

Erst im letzten Drittel erwischte mich ein Regenduscher zwischen Flecken blauem Himmel.

Nach dem Heimkommen zeigte der Regenradar den Hintergrund des kurz getakteten Wechsels zwischen Regen und Sonne an.

Screenshot von Wetter online.

Mir fielen immer mehr Aspekte an Grete Weils Tramhalte Beethovenstraat ein, die den Roman kunstfertig und lesenswert machten – vor allem unglaublich dicht auf gerade mal 240 Seiten. Ich plapperte sie an Herrn Kaltmamsell hin, er lieh sich das E-Book schließlich von mir aus.

Unter Regenschirm zum Hauptbahnhof, wir erreichten Ingolstadt mit Verspätung. Dort freudiges Wiedersehen, alle drei Nifften waren nach ihrem Urlaub in Kastilien noch da und nicht an ihre neuen Wohnorte gezogen. Meine Eltern hatten die Grillerei auf der Terrasse aufgebaut, den Tisch aber im warmen, trockenen Drinnen gedeckt: Wintergrillen im Hochsommer.

Es gab köstliches Essen (bei mir vom Grill Seehecht, Maiskolben, Hähnchenflügel, fränkische Bratwurst, aus dem Ofen Lammschulter, dazu Kartoffelsalat und eingelegte rote Paprika) mit Aperol Spritz vorher, Rotwein dazu, Espresso und Melone danach. Dazu erfuhr ich unter anderem Details des Spanien-Urlaubs (inklusive herzerwärmende Fotos), Details aus der Kantine des Deutschen Bundestags, Berichte über die Familienhochzeit am Vortag.

Die Familie auf dem kastilischen Dorf hatte uns Naturalien mitgeschickt: Aus eigenem Anbau Zwiebeln und Knoblauch, außerdem süßes und scharfes Paprikapulver sowie Safran. Und einen lieben Brief. <3

Zum Bahnhof für unsere Heimfahrt kamen wir sogar trocken, wirkliche Wetterbesserung ist aber erst für Mitte der Woche angekündigt.

Auf der Hin- und Rückfahrt las ich in meiner nächsten Lektüre: Jasmin Schreiber, Marianengraber. Doch dieser Roman in Form einer Ansprache von Paula an ihren verstorbenen kleinen Bruder erwies sich als Missgriff: Eine Aneinanderreihung von Floskeln (“mir schlug das Herz bis zum Hals”) Klischees und Allgemeinplätzen, Flughöhe deutscher Fernsehfilm. Ich glaubte fast nichts und niemand davon, und definitiv nichts und niemand interessierten mich. Nach einem Drittel brach ich ab – meine Wunschleseliste ist zu lang, als dass ich mich mit uninteressanten Büchern aufhalte (selbst wenn ich einrechne, dass es jeder Roman nach Grete Weil schwer hat). Es hätte mich misstrauisch machen müssen, dass in der Münchner Stadtbibliothek beide vorhandenen Exemplare verfügbar waren.

Zu Hause war ich immer noch sehr satt, das Abendessen ließ ich ausfallen, eigentlich war mir sogar nicht gut. Auf Arte kam der herrliche Grand Budapest Hotel von 2014: SO viele liebevolle Details, sensationelles Schauspieler*innenaufgebot, großartige Musik. Dennoch ging ich leicht unpässlich früh ins Bett, um mich pässlich zu schlafen.

§

Herzerwärmung gefällig? Ich empfehle diese Bio-Achterbahn.

Journal Sonntag, 27. Juli 2025 – Sonnenbrand am Regentag

Montag, 28. Juli 2025

Gut und lang geschlafen, bei leisem Aufwachen immer erst angenommen, dass der nächste Tag ein Montag sein würde, bereits Arbeitshandgriffe geplant – bis mir einfiel, dass ich noch einen ganzen freien Sonntag vor mir hatte und ich mich freute.

Aufgewacht zu lautem Regenrauschen.

Da durchgehend Regenwetter vorhergesagt war, ließ ich Bloggen, Milchkaffee, Tee gemütlich angehen – war aber dennoch überraschen früh fertig für meine Schwimmrunde im Dantebad. Freibadschwimmen bei Regen macht mir gar nichts aus, ich finde die Tropfen auf meinen Schultern sogar schön. Dass ich in einer Regenpause zur U-Bahn und zum Schwimmbad kam, war mir aber durchaus recht.

Die Bahnen übersichtlich beschwommen, ich genoss die Bewegung. Doch dass völlig überraschend der Himmel aufriss und die meiste Zeit zwischen Phasen mit dunkelstgrauen Wolken die Sonne rauskam, beunruhigte mich: Mit Aussicht auf eine Regenrunde hatte ich mich nicht sonnengecremt.

Das Schwimmen selbst lief aber so gut, und ich war laut Blick auf die Stadionuhr so schnell (Verdacht, dass mein Schwimmanzug im Gegensatz zu Bikini bei Sonnenschein großen Anteil daran hat) (nicht etwa wegen irgendwelcher Oberflächenzauberei, in solch einer Liga schwimme ich wirklich nicht, sondern weil ich damit nach der Wende einen so kräftigen Abstoß wage, wie es meine starken Beine zulassen – was ich mich in Bikini aus Höschenverlustangst nicht traue), dass ich am Ende meiner 3.000 Meter weiterschwamm. Und noch eine Runde. Und noch eine. Nach 3.500 Metern hörte ich nur auf, weil meine Harnblase drückte, gestern wäre locker noch mehr drin gewesen.

Wieder draußen hatte ich Lust auf Spazieren und ging durch Gern bis zum Rotkreuzplatz, ein bisschen angesprutzt von dunklen Wolken. Als ich am Sendlinger Tor den U-Bahnhof verließ, goss es allerdings kräftig; wie gut, dass ich einen Regenschirm dabei hatte. Heimkehr mit schon wieder nassen Socken.

Frühstück um halb zwei: Körnerbrot zweimal mit Butter, Tomate, Basilikum, einmal mit Butter und Zuckerrübensirup, außerdem zwei sehr gute Nektarinen. Der Haut-Check ergab: leichte Sonnenrötung auf Nacken, Schultern und Dekolleté, zefix.

Nachmittag mit Tüchtigkeiten (Konto-Checks, Überweisungen, Aktivierung und Einsicht elektronische Patientenakte s.u.), Zeitungauflesen, Auslesen des Ausstellungskatalogs Farben Japans. Draußen mal Sonne, mal Regenguss, manchmal verbunden mit Gewitter, es wurde kühler.

Trotz Schwindel (was soll das?) eine Runde Yoga-Gymnastik – gut!

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell einen halben Chinakohl aus Ernteanteil (die andere Hälfte war schon auf dem Weg zu Kimchi) zu unserem Pasta-Klassiker mit Räucherlachs. Davor snackte ich noch köstliche Salzgürkchen. Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen ließen wir Florence Foster Jenkins mit der immer wieder atemberaubenden Meryl Streep laufen: Überraschend gutes Drehbuch, das ist meiner Erfahrung nach bei Biopics selten.

§

Ich hatte es auf Mastodon bereits mitbekommen, hier erzählt Vanessa Giese in einem Blogpost, was sie in ihrer elektronischen Patientenakte ePA entdeckte:
“Ein Notfall, eine Entdeckung, ein Wahlprogramm, eine Arena und ein eskalierender Garten”.

Nach Gescanne und Getippe war ich dann drin und Heureka! Welch Erkenntnis! Mein ehemaliger Gynäkologe hat offensichtlich systematisch Abrechnungsbetrug betrieben – oder hielt mich jahrelang für eine andere Patientin. Die Diagnosen, die dort für die Zeit zwischen 2015 und 2024 dokumentiert und abgerechnet wurden, sind mir jedenfalls völlig unbekannt: Weder hatte ich entsprechende Beschwerden noch habe ich die abgerechneten Beratungen erhalten.

Bonmot: Der Arzt, bei dem ich 2022 eine Corona-Impfung erhielt – wir erinnern uns: Man suchte sich über Doctolib jemanden, der zeitnah den guten Stoff verabreichte – hat keine Impfung abgerechnet, dafür eine Angststörung. Die ist jetzt auch so niedergeschrieben. Ich habe diesen Mann nie gesehen! Die Impfung hat die MTA verabreicht.

Interessanterweise gab es in meinem Internet extrem unterschiedliche Reaktionen darauf (neben dem verbindenden Aus-allen-Wolken-fallen): Die einen sahen sich in ihrer grundsätzlichen Ablehnung der elektronischen Patientenakte bestärkt (weil wilde Fehldiagnosen dadurch die Behandlung durch spätere Ärzt*innen fehlbeeinflussen), die anderen begrüßten die Möglichkeit, durch die ePA ihren Ärzt*innen künftig auf die Finger zu sehen (übrigens haben Patient*innen die Möglichkeit, Inhalte der ePA zu sperren – also auch erfundene Diagnosen). Ich gehöre zur zweiten Gruppe und hatte schon bei Vanessas Entdeckung einige Tage zuvor den komplizierten Prozess für den Zugriff auf die elektronische Patientenakte begonnen, inklusive Download einer weiteren Krankenkassen-App (die eigentliche nutze ich längst) und einer verbundenen Ausweis-Verifizierungs-App. Dieser Prozess blieb an einer Stelle hartnäckig hängen; ich beschloss, erst nach Sichtung meiner Bayern-ID-Unterlagen weiterzumachen. Nämlich gestern.

Diesmal blieb der Vorgang einen Schritt später hängen. Nach (gemessenen) 20 Minuten Kreiselgucken mit “Warten auf Antwort des Servers”, startete ich diesen Schritt erneut – wenn ein Vorgang an die Bayern-ID gebunden ist, hat er bei mir noch nie aufs erste Mal funktioniert.

Dann aber: Olé! Nach weiteren zehn Schleifen war ich drin und lud ein PDF “Leistungsauskunft” seit 2019 herunter. Die Lektüre der Diagnosen (es war auch alles aufgeführt, was ich im Anamnesebogen und im Anamnesegespräch erwähnt hatte) erbrachte nur wenige Seltsamkeiten, zum Beispiel einen Orthopäden (einer der mehreren “es ist nicht die Hüfte” über die Jahre meiner Hüftprobleme), der “leichte depressive Episode” hinterlegte. Für Abrechnungen hätte ich die Patientenquittung einsehen müssen, die im Anschreiben des PDFs zwar verlinkt war, aber nur auf die Startseite der Krankenkassen-Website führte, dort war nirgends eine Patientenquittung zu finden.

Mehr als dieses PDF hing nicht in der ePA, also nicht etwa MRT- und Röntgenaufnahmen, wie ich mir das in den 20 Jahren seit ersten Plänen für die ePA vorgestellt hatte.

§

Großartiges Interview mit Jamie Lee Curtis im Guardian:
“‘Generations of women have been disfigured’: Jamie Lee Curtis lets rip on plastic surgery, power, and Hollywood’s age problem”.

Journal Freitag, 2. Mai 2025 – St. Brück im Mai-Sommer

Samstag, 3. Mai 2025

Mittel erholsame Nacht, aber das war bei dem vielen Wein und dem abschließenden Espresso eingepreist. Zumindest musste ich gestern im Gegensatz zu Herrn Kaltmamsell nicht in die Arbeit.

Bloggen, Räumen u.a. für Übernachtungsgast, das alles mit verkatert unzuverlässiger Konzentration – aber ich schaffte es unterm Strich und machte nichts kaputt. Ebenfalls schaffte ich sogar, das Fertigmachen für eine Schwimmrunde in dieses Räumen einzufädeln. Mit der Aussicht auf sonnige 25 Grad hatte ich das Dantebad für Schwimmen unter freiem Himmel angepeilt, aber rechtzeitig nach Öffnungszeiten gesehen: Es sind gerade Wir-bereiten-die-Sommersaison-vor-Wochen, das Dantebad ist bis 14. Mai geschlossen. Also halt auf Olympiabad umgeplant, auch das schaffte ich.

Sehr besonnenes Radeln zum Olympiapark, schließlich musste ich durch den Werktagsverkehr. Baustellen derzeit vor allem im Bahnhofsviertel, dort aber neben denen für den Bahnhof selbst (ich habe mit mir selbst die Wette laufen, ob ich die Fertigstellung noch erleben werde) und für Neubauten immer wieder überraschendes Straßenaufreißen.

Im Schwimmbecken der erhoffte deutlich ruhigere Verkehr, nur die Hälfte anderer Menschen auf meiner Bahn waren Geräteschwimmer. Körperlich und geistig problemlose 3.000 Meter geschwommen.

Auf dem Heimweg stoppte ich am Alnatura u.a. für Obst; zum Frühstück kurz nach zwei gab es Apfel sowie Quark mit Joghurt und Banane – auf dem Balkon sitzend, den ich mit Markise vor Hitze schützen musste.

Blick von einem Balkon die Hauswand entlang auf die Reihe anderer Balkone am Haus, links eine riesige blühende Kastanie

Deutschland deine Balkone. Ich habe den Verdacht, dass es sich um etwas Typisches für Deutschland / deutschsprachige Regionen handelt, dessen sich die Einheimischen gar nicht bewusst sind (ähnlich wie Schrebergärten); eine systematische Untersuchung der Balkonkultur im internationalen Vergleich (Deutschland: zentrales Kriterium bei Wohnungssuche / eigene Themenbereiche für Ausstattung in Gartencentern, Tchibo-Katalogen) fände ich interessant.

Trotz Müdigkeit ging ich nochmal raus in die Innenstadt: Da ich den Samstag für eine Wanderung nutzen wollte, blieb nur dieser Nachmittag für Besorgungen weiter ab von den täglichen Wegen. Erfolg nur mittel (ich suche seit einiger Zeit eine 400- bis 500-ml-Blechdose, gerne in Schlicht und Schön, das ist offline schwieriger als vohergesehen) (OFFLINE!). Viel Volk in der sonnigen Fußgängerzone, zum größten Teil in Hochsommerkleidung und Schatten suchend (das Thermometer in der Sendlinger Straße zeigte 29 Grad an).

Zurück daheim Zeitungslektüre, bis ich erste Handgriffe fürs Samstagsbrot tat: Es sollte mal wieder das 7-Pfünder Hausbrot geben. Während die Körnermischung dafür kochte, turnte ich die Abschlussfolge der Pilates-Woche, ab jetzt gibt’s wieder Yoga.

Als Nachtmahl verwandelte Herr Kaltmamsell den vorerst letzten Ernteanteil-Spinat in Eggs florentine.

Aufsicht auf einen großen Glasteller mit Blattspinat, verlorenen Eiern, zwei englischen Muffins, Sauce hollandaise, rechts daneben auf einer weißen Serviette Messer und Gabel

Die Sauce hollandaise war ihm nicht recht gelungen, die englischen Muffins waren innen noch roh und mussten nachgebacken werden – Herr Kaltmamsell war verärgert (ihm misslingt selten ein Gericht). Aber insgesamt schmeckte das alles sehr gut.

Gläserne Auflaufform von der Seite, man sieht Schichten weißer Creme und dunkler Biskuitlöffel, angeschnitten die Kakao-bedeckte Oberfläche

Zum Ausgleich war mir diesmal das Tiramisu gelungen: Wir waren uns einig, dass wir diese Variante inklusive Espressopulver besonders mochten.

Abendunterhaltung (wie so oft an besonders müden Tagen nach zu wenig Schlaf wurde ich jetzt nochmal munter): Eine Doku auf arte über einen meiner Allzeit-Lieblingsfilme, Modern Times:
“Chaplins ‘Moderne Zeiten’. Der Abschied vom Stummfilm.”

Eine interessante Einordnung des Films in Chaplins Gesamtwerk und in seine Biografie. Allerdings wunderte ich mich über das eine oder andere Detail, unter anderem die Aussage, der Tonfilm habe zur Industrialisierung des Filmwesens in Hollywood geführt – Monumentalfilme gab es durchaus schon vorher, die Wirtschaftsmacht des Studiosystems mit seinen künstlerischen Einschränkungen hatte bereits weit vorher (1919) dazu geführt, dass Charles Chaplin, Douglas Fairbanks Sr., Mary Pickford und David Wark Griffith selbst ein Filmstudio gründeten: United Artists. Doch die mir neuen Informationen über die Hintergründe von Modern Times lassen mich das Kunstwerk jetzt sogar noch mehr wertschätzen.

Journal Montag, 14. April 2025 – Mittagspausenausflug in den Frühling

Dienstag, 15. April 2025

Schlaf nur bis halb vier gut, nach dem Klogang schlief ich nicht mehr richtig ein – auch ohne Angstkarussel wollte sich mein Herzschlag nicht schlaftauglich verlangsamen. Daher nicht ganz so frisches Aufstehen.

Körperlichkeiten: Seit einiger Zeit zwickt das Kreuz links besonders schmerzhaft und bis in Hüfte und Knie, sogar beim Schwimmen, sogar in bettlicher Seitenlage. Wieder mal nehme ich mir das Vereinbaren von Massageterminen vor, denn weder lässt sich hier ursächlich was machen, noch kann ich mir vorstellen, dass es zu all den Dutzenden krankengymnastischer LWS-Übungen, die ich über die Jahrzehnte gelernt habe, die eine weitere gibt, die hilft. Ach, und wenn wir schon dabei sind: Das linke Schlüsselbein schmerzt gerade heftig an der Schulteraufhängung – Schultereckgelenk? Mein Körper stellt mir gerade ein bislang unbekanntes Gelenk vor.

Marsch in die Arbeit durch kühle Luft unter bedecktem Himmel, doch die Wettervorhersage hatte uns die Hoffnung auf Regen wieder entzogen.

Geordnetes Losabrbeiten ohne Überfälle aus dem Postfach. Am Bürogebäude wurden Fenster außen geputzt, und wieder trugen die Herren auf der Hebebühne keine Spiderman-Kostüme, so eine verpasste Gelegenheit.

Mittags ging ich auf einen Ausflug. Ich brauchte Espresso, und die Sorte Barista vom Fausto, die ich beim jüngsten Besuch de Caffe Fausto gekauft hatte, schmeckt mir besonders gut. Die Anreise von der Arbeit war zwar mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas umständlich (keine Direktverbindung nach Südosten), doch ich nahm mir die Zeit mit Aussicht auf einen Spaziergang vom Candidplatz zur Kraemerschen Kunstmühle durch Sonne und Frühling. War es dann auch total wert.

Vor blauem Himmel und hinter kahlen Bäumen ein prächtiges Klostergebäude mit Zwiebeltürmen

Templer-Kloster

Blühende und grünende Büsche in der Sonne

Über ein Holzbrett mit Cappuccino hinweg Blick durch Fenster auf eine Terrasse mit Tischen und Stühlen, daran Menschen, dahinter Bach

Entdeckung im Caffe Fausto: Da hat’s ja eine Terrasse raus zum Auer Mühlbach!

Eine Betonsäule unter eine Betonbrücke, mit meinem realistischen Kinderpaar bemalt, darüber die Schrift "... as long as we are together...". Im Hintergrund sonnige Bäume und ein Bürogebäude

Candidplatz

Eingang zu den Gleisen eines U-Bahnhofs, dessen Wände im Farbverlauf des Lichtspektrums

Der U-Bahnhof Candidplatz stellte sich als einer der besonders schönen von München heraus.

Spätes Mittagessen wegen Querschüssen: Eine Avocado (diese Crowdfarming-Lieferung ist seltsam: die Avocados sind nach dem Reifen eher wässrig als cremig – eine Low-fat-Version?), Muesli mit Joghurt.

Es blieb sonnig, das Bürofenster konnte ich den ganzen Nachmittag gekippt lassen.

Auf dem Heimweg besorgte ich noch Obst, ging dann aber direkt nach Hause. Beim Queren der Theresienwiese hörte ich aus dem Zelt des Circus Krone die laufende Vorstellung: Die Zirkuskapelle spielte gerade “Voulez-Vous” von ABBA – das klang sehr speziell in diesem Zirkuskapellen-Sound.

Zackiges Marsch-Tempo: Ich wollte vor der Verabredung mit Herr Kaltmamsel noch Yoga-Gymnastik turnen. Das klappte.

Weil Herr Kaltmamsell an diesem seinem ersten Osterferientag durchgehend unterwegs war, gab’s aushäusiges Abendessen im Madam Chutney Schnellimbiss.

Ein Restauranttischchen mit zwei Alu-Tabletts mit Vertiefungen, darin Currys und Naan-Brote in Vierteln

Grandmom’s Special Mattar Paneer für mich, Chicken Vindaloo gegenüber, beides ganz hervorragend inklusive Joghurt und Naan.

Nachtisch gab’s daheim: Herr Kaltmamsell hatte am Sonntag eine experimentelle Punschtorte zubereitet (unterschiedliche Tränkungen), davon bekam ich ein köstliches Stück.

Auf arte lief Gefährliche Liebschaften – ich hatte schon vergessen, wie gut der ist, vor allem das Drehbuch, das in seinen besten Passagen ganz nah an der Briefromanvorlage bleibt.

§

Schöne Fotos von Sonntagskleidung an Kindern im Chicago den 1940ern. Das kannte ich als Kind auch noch: Sonntagskleidung, also dass ich neue, schöne Oberbekleidung zum ersten Mal an einem Sonntag trug. Heute ist es umgekehrt: Am Wochenende trage ich tendenziell Kleidung, die nicht mehr gut genug fürs Büro ist oder nie dafür angeschafft wurde. Aber ich gehe ja auch schon lange nicht mehr am Sonntag in die Kirche.

Journal Sonntag, 23. März 2025 – Familiensonntag

Montag, 24. März 2025

Der Übernachtungsbesuch war diesmal schon am Samstag ausgeflogen, ich wachte also im eigenen Bett auf. Und das nach ausreichend Schlaf, etwas öfter unterbrochen als optimal, unter anderem einmal von brutal schmerzendem rechten Fuß. Als ich wach genug war, wurde mir klar, dass die Schmerzquelle mal wieder mein Kreuz war, einfaches Umdrehen ließ den Schmerz verschwinden. (Ich fürchte, grundsätzlich besser wird das nicht mehr.)

Herr Kaltmamsell verschwand wieder in der Küche und setzte seinen Kocheinsatz vom Samstagnachmittag fort: Gestern trafen wir uns mit meinen Eltern bei seinen Eltern zum Mittagessen, für die Speisen sorgte er.

Ich hingegen hatte exakt durchgerechnet, wie ich vor dem Aufbruch noch zu einem Isarlauf kommen könnte, hatte diese Rechnung aber mit Herrn Kaltmamsell verifiziert: Bei der jüngsten solchen Planung war ich um genau die eine entscheidende Stunde daneben gelegen und hatte die Laufkleidung ungesportelter Dinge wieder ausziehen müssen.

Dass der Himmel düster war, der Boden nass und dass es nach weiterem Regen aussah, ließ ich mir egal sein: Wozu hatte ich meine noch recht neue Regenjacke? Und so startete ich bei leichtem Tröpfeln von der Haustür aus, lief über Alten Südfriedhof und Wittelsbacherbrücke Isar-östlich nach Thalkirchen, auf der anderen Seite zurück. Das war ok, nicht ganz so leichtfüßig wie auch schon mal, aber in vielerlei Hinsicht besser als Nichtlaufen.

Alter Friedhof mit kahlen Bäumen und düsterem Licht, zwischen den alten Grabsteinen Grün mit hellblauen kleinen Blüten

Auf die Krokanten- folgte eine Blaustern-Party auf dem Alten Südfriedhof.

Vor einem großen Haus mit Baugerüst eine Mauer, an der alte Grabsteine stehen, die in graue Plastikfolie eingewickelt sind

Schutz der historischen Grabsteine vor Bauarbeiten.

Auf einer nassen Brücke in düsterem Licht eine Laterne, neben der man auf den Fluss sieht, rechts rennt gerade eine Frau mit einem Laufkinderwagen nach links

Nasser, breiter Pfad in einer Wiese, daneben kahle Bäume, weit dahinter Blick auf Fluss und ein einzelnes Hochhaus

Bei aller regnerischer Düsternis unbestreitbar: Der grüne Schleier über den Bäumen der Isarauen – er kommt wirklich, der Frühling.

Zurück daheim zackiges Fertigmachen, durch fast trockene Luft zum Hauptbahnhof. Ereignislose Fahrt nach Augsburg, wo uns Herr Schwieger mit dem Auto abholte. Bei den lieben Schwiegers trafen bald auch meine Eltern ein.

Es folgten schönes Stunden mit gutem Essen: Herr Kaltmamsell hatte ein scharfes Lammcurry mitgebracht, ein mildes Blumenkohl-Korma, rotes Dhal, vor Ort kochte er nur noch Reis dazu; meine Mutter hatte als Dessert Rotweincreme dabei. Wir ließen uns ausführlich von Reha/Urlaub erzählen, außerdem scherze ich schon lange nicht mehr darüber, wie viel alte Leute sich über Krankheiten unterhalten: Es handelt sich um wirklich wichtige Informationen.

Frau Schwieger hatte auch noch KaffeeundKuchen vorbereitet, bei dem durchaus ansehnlichen Käsekuchen passte ich aber.

Rückfahrt im vollen Regionalzug. Ich teilte einen Vierersitz mit Vater mit zwei Prä-Grundschul-Kindern – die ganz offensichtlich von der Kinder-Lobby gezahlt waren, derart charmant und einnehmend waren und interagierten sie miteinander und mit mir.

Zurück daheim Häuslichkeiten, Wochenvorbereitung, eine halbe Stunde Yoga-Gymnastik – gestern konnte ich mich gut auf reines Schnaufen und Dehnen einlassen. Ich brachte sogar ein Hüngerchen für Abendessen auf: Gekochte Eier, Avocado, von Freundes-Schwester scharf eingemachte Essiggurken (hervorragend). Nachtisch noch ein wenig Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Betty Smiths A Tree Grows in Brooklyn nimmt sich Zeit und Muße für die Menschen um das kleine Mädchen Francie Nolan.