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Journal Faschingsdienstag, 4. März 2025 – Freier Tag mit neuen Geräuschen und Wandern um Röhrmoos

Mittwoch, 5. März 2025

Herrlich und lang geschlafen, zu hellem Himmel aufgestanden. Für gestern hatte ich mit Herrn Kaltmamsell die erste Wanderung des Jahres geplant, zumal schon lang schönes und sogar mildes Wetter vorhergesagt wurde.

Auf der Suche nach einer Route hatte ich in dem Büchlein geblättert, das uns seinerzeit zum Wandern gebracht hatte: Wandern mit dem MVV von 1995, deutlich umfangreicher als die späteren Bände (wir besitzen auch die Ausgabe von 2015). Mir war durchaus bewusst, dass es veraltet ist und es nach 30 Jahren einige Wege nicht mehr geben mag, doch heutzutage findet man ja über GPS leicht Umgehungen und Alternativen. Ich präsentierte Herrn Kaltmamsell eine Auswahl, er entschied sich für einen Rundweg Röhrmoos-Schönbrunn.

Davor Fertigbloggen und Internetlesen an Milchkaffee, Wasser, Schwarztee mit Milch. Herr Kaltmamsell hatte am Wochenende endlich den höhenverstellbaren Schreibtisch bestellt, zu dem ich ihm seit Jahren rate und an dem er auch stehend arbeiten kann (seit auch er über Kreuzschmerzen klagt: viele Jahre gehörte er zu der Minderheit ohne jegliche Rückenschmerz-Erfahrungen), und zwar bei IKEA. Der war am Montag geliefert worden, und zu meiner großen Bewunderung hatte Herr Kaltmamsell ihn noch am selben Tag in aller Ruhe, ohne Fluchen und zu 95 Prozent erfolgreich aufgebaut (irgendwas ist ja immer). Nur bei drei Handgriffen hatte er um meine Unterstützung gebeten, und dann nur für das Wenden/Transportieren großer Teile. Eine Nebenwirkung des neuen Möbels: Es gibt ein neues Geräusch in der Wohnung, nämlich wenn Herr Kaltmamsell die Tischplatte hoch- oder runterfährt. Noch brauche ich ein paar Sekundenbruchteile zur Einordnung.

Was mich hierzu bringt: Im Film Conclave fiel mir zum ersten Mal auf, wie viel Informationen Geräusche transportieren können. Ich fand ohnehin die Erzähl-Ökonomie des Drehbuchs hervorragend, dazu nutzte es auch Töne. Zum Beispiel erfuhr ich nur durch das charakteristische Piepsen, dass die Zimmer der Unterkunft der Kardinäle, wohl im Vatikan, durch Zahlencode geöffnet wurden – es gab keinerlei Bild dazu.

Blick durch einen 50er-Türrahmen in ein Schlafzimmer, das von Sonnenlicht durchflutet wird, gegenüber durchs Fenster ein Park mit kahlen Bäumen

Sonne macht schön.

Aufbruch zur Wanderung nach kurzen Lebensmitteleinkäufen. Dieses Jahr war ich schlau genug, mir nicht bei der ersten Wanderung des Jahres auch gleich den ersten Sonnenbrand zu holen: Ich cremte mich gründlich ein.

Die S-Bahn-Fahrt nach Röhrmoos nutzte ich für Zeitungslektüre. Von Röhrmoos aus wanderten wir über einige Straßen, aber auch Feldwege, vor allem über freie Landschaft, mit manchen Ausblicken nach München, die Bewegung tat sehr gut. Zur GPS-Unterstützung mussten wir schon bald greifen: Die Bahngleise, die wir queren mussten, lagen inzwischen auf der anderen Seite des angegeben Orts und verliefen auf einer hohen Trasse auf Pfeilern. Und nach zwei Dritteln kamen wir an einer völlig anderen Stelle aus dem Wald als angekündigt: Die letzte Stunde improvisierten wir eine Schleife über Schönbrunn.

Blauer Himmel mit Kondensstreifen, darunter kahle Bäume, davor ein leeres Feld mit heller Erde

Blauer Himmel mit Kondensstreifen, darunter kahle Bäume, davor Feld mit breitem Feldweg, im Vordergrund gehrt gerade ein Mensch mit Hosen, blauer Wanderjacke und roter Kappe

Spätwinterlandschaft, auf vielen Feldern ein erster Hauch von Grün.

Vor blauem Himmel mit Kondensstreifen ein riesiger kahler Baum, darunter ein Wegmarterl mit Bank

In Unterweilbach fiel uns ein stattliches Gut auf, das Herrenhaus offensichtlich erst kürzlich saniert, die restliche Anlage vor nicht allzu langer Zeit. Um herauszufinden, wem das Gut gehört oder die längste Zeit gehört hat, kann man natürlich googlen. Oder man schaut im Friedhof der benachbarten Kirche vorbei.

Vor blauem Himmel rechts eine kleine Barockkirche mit Zwiebelturm, links davon eine Straße, davon lings angeschnitten Wirtschaftsgebäude eines alten Guts

An der Kirchenwand eine Tafel mit den Lebensdaten vieler Familienmitglieder von Spreti in alter Schrift

Die von Spretis also. Hier mehr historischer Hintergrund.

Die Grabsteine auf diesem Friedhof waren ohnehin besonders interessant:

Alter Grabstein mit einer glänzenden schwarzen Platte, darauf viele Mitglieder der Familie Pabst

Wir rätselten lang und ergebnislos über diese verwandtschaftlichen Verbindungen.

Auf einer Wiese vor blauem Himmel und bei einem Haufen Reisig in einem Gehege einige Hirsche

Hirsche am Purtlhof. Zudem bekamen wir zahlreiche Greivögel am Himmel geboten, am Boden auch einen mächtigen Feldhasen.

Erhöhter Blick auf landwirtschaftliche Landschaft, am Horizont die dunstige Silhouette einer Großstadt

Nach gut zwei Stunden Wandern setzten wir uns auf eine Bank für Brotzeit mit Blick auf das diesige München, ich aß Äpfel und Hüttenkäse. Hier wie auf der ganzen Wanderung war der Sound geprägt von den Passagierflugzeugen, die eher niedrig über uns flogen – nicht störend laut, aber ungewöhnlich geballt.

Sonniger Waldbiergarten, im Hintergrund eine alte Kapelle, links vorne ein Wanderer in blauer Jacke und roter Kappe

Mariabrunn ohne Biergartenbetrieb.

Sonnige Lichtung mit Bach in einem Wald

Auch in Röhrmoos kreuzten wir einen Friedhof. Ein Grabstein ließ mich verdutzt anhalten:

An einer Friedhofsmauer ein Grabmal mit rechts einem grauen Stein, darauf Sterbedaten eines Manns, links eine etwas unterlebensgroße Frauenfigur aus rosa Stein in Abendkleid mit hochgesteckten Haaren. Im Hintergrund sonnige Landschaft

Eine ausgesprochen weltliche Frauenfigur – da hängt doch eine Geschichte dran.

Es hat natürlich gute Gründe, dass das Büchlein Wandern mit dem MVV im Lauf der Jahrzehnte immer dünner wurde: Feldwege waren jetzt Straßen, Landstraßen mit wenig Motorverkehr, die man Wander*innen ruhigen Gewissens entlang schicken konnte, waren jetzt für Fußgänger*innen lebensgefährlich. Die Entwicklung konnten wir gestern sehr gut nachvollziehen.

Nach viereinhalb Stunden Wandern mit einer Pause waren wir beide so gut durchgesportelt, dass ich die Yoga-Einheit des Tages verschob.

Nach ereignisloser S-Bahn-Rückfahrt: Daheim Vorbereitungen des ersten Arbeitstags nach Faschingsferien, Brotzeitvorbereitung, Lesen mit einer großen Tasse Tee – und alles mit dem wohligen Glühen im Gesicht, das viele Stunden Bewegung in kühler Draußenluft hinterlassen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Gelben Bete aus Ernteanteil als Pasta-Gericht mit Feta, ich hatte Endiviensalat mit Tahini-Dressing vorbereitet.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, darauf ein weißer tiefer Teller mit Spaghetti in weißer Sauce mit Stücken gelben Bete, dahinter ein Topf, rechts eine Glasschüssel mit Salat

Die Pasta schmeckte gut, aber wenig nach Bete. Nachtisch Schokolade – nicht viel, die Süßigkeitenkiste ist bedrohlich leicht geworden.

Journal Samstag, 18. Januar 2025 – A real pain, Wäscheständer als innenarchitektonische Herausforderung

Sonntag, 19. Januar 2025

Gut geschlafen, auch genug.

Das Wetter machte mit Grau bis Dunkelgrau weiter, das nahm mir die Lust auf Radeln zum Schwimmen. Also fuhr ich mit U-Bahn ins Olympiabad, schwamm dort zwischen vielen Geräteschwimmer*innen meine 3.000 Meter, zwar mit guter Kondition und nur wenig Kreuzzwicken, aber bei so viel Verkehr unentspannt. Auf dem Rückweg stieg ich an der Münchner Freiheit aus, kaufte Espressobohnen-Nachschub und Frühstücksemmeln.

Zu Hause Wäscheaufhängen, zum Frühstück kurz nach zwei gab es Semmeln mit Butter und Marmelade, Orangen (bald sind wir durch diese zehn Kilo durch).

Für Nachmittag war Sonne angekündigt, ab drei wurde es tatsächlich heller. Das freute mich, weil ich mit Herrn Kaltmamsell eine Kino-Verabredung hatte: Wir gingen zu Fuß in schönem Winterwetter zu den Museum Lichtspielen.

Blick einen Fluss eintlang im Abendlicht; im Hintergrund ein Schornstein, in dessen Wolke sich rasagold das letzte Sonnenlich fängt

Blick von der Reichenbachbrücke nach Süden.

Ausgesucht hatte ich A real pain von und mit Jesse Eisenberg. Das waren gut genutzte 90 (!) Minuten: Ein schöner, kleiner Film über zwei US-amerikanische Cousins, die zusammen nach Polen reisen, um in einer begleiteten Heritage Tour die Schauplätze der Vergangengeit ihrer jüdischen Großmutter kennenzulernen. Richtig gutes Drehbuch (da hätte man viel falsch machen können), hervorragende Darsteller (ich mochte besonders Will Sharpe als nordenglischen Tour Guide), kann ich mir auch auf einer Theaterbühne vorstellen.

Das Thema Schmerz und Nervigkeit, mit dem der englische Filmtitel wortspielt, war nachvollziehbar gezeigt, mir gefiel die unverkünstelte Bildsprache, die dennoch visuelle Besonderheiten des heutigen Polens unterstreicht (durchaus aus der Perspektive einer Touristin, mir waren auf meiner Polenreise vor 19 Jahren ähnliche Ansichten aufgefallen, siehe blitzblank geschniegelte geometrische Wohnblockästhetik). Der Nachspann (ich lese Bücher bis zum letzten Buchstaben, ich gucke Filme bis zum letzten Buchstaben oder Bild) verriet, dass viel von der Finanzierung des Films aus Polen gekommen war.

Nach Hause nahmen wir eine Tram vom Isartor (die Ludwigsbrücke wir langsam abgerüstet, aber die Tramgleise sind noch nicht wieder nutzbar). Daheim wartete der schon vor Kinobesuch geputzte Ernteanteil-Rosenkohl, ich verwandelte ihn in Rosenkohl-Zitronen-Pasta. Ein schlichtere Variante als die mit Sahne und Frischkäse, die Herr Kaltmamsell bereits mehrfach serviert hatte, schmeckte aber auch gut. Dazu ein kräftiger italienischer Weißwein (Pecorino), danach reichlich Schokolade.

§

Wenn man nur lange genug wartet, werden alle Fragen beantwortet. Vor 18 Jahren bloggte ich über das ästhetische Problem Wäscheständer:
“Die härteste Nuss des Wohnstylings”.

Und vergangenen Freitag ging sie das Süddeutsche Magazin als Titelthema an:

Aufsicht auf SZ-Magazin auf Tischplatte, darauf Titelfoto eines schwarzen figürlichen Metallgestells in einem Wohnzimmer, an dem ein paar Wäschestücke hängen

“We will trock you”.

Na ja: Meiner Ansicht nach erfüllt kein einziger Designer-Vorschlag die Anforderung, eine Maschine Wäsche trocknen zu lassen und gleichzeitig gut auszusehen, nur entweder oder. Ich warte weiter.

Journal Mittwoch, 8. Januar 2025 – Geackert, draußen winterliche Nässe

Donnerstag, 9. Januar 2025

Mich hatte wieder ein Ohrwurm erwischt: Nachdem sie bei Schwiegers wie so oft gelaufen war, spielte mein Hirn mir nachts bei jedem leisen Aufwachen Dvořáks Sinfonie “Aus der Neuen Welt” vor, den alten Gassenhauer. Weil bereits in der Schule durchgenommen, kenne ich sie sehr gut und hörte dabei jedes einzelne Instrument. (Beim Aufschreiben jetzt spielt mein Hirn sofort wieder los, gna. Besonder stark klebt es an diesen einen Triolen.)

Arbeitsweg im Stockdunklen (Andeutung eines Hellwerdens am Himmel kurz vor Ziel) und unter Regenschirm.

Am Schreibtisch Fortsetzung des Vortags: Zwar kamen kaum neue Querschüsse, aber es gab so viel auf einmal zu tun, dass es mir schwer fiel, einen klaren Gedanken zu fassen und ich wie eine Stubenfliege ständig die Richtung meiner Tätigkeit änderte. Im Lauf des Vormittags sah ich mich langsam raus und konnte geordneter, somit zackig wegarbeiten. Ich schaffte sogar die erste Treppenrunde des Jahres in den 16. Stock und ging raus auf einen Mittagscappuccino ins Westend.

Sehr erhöhter Blick auf eine Großstadt mit modernen Bürohäusern, davor Bahngleise, düster dunstiger Himmel, ein paar Schneeflocken

Ausblick vom 16. auf München. Aus dem Augenwinkel sah ich den ganzen Tag Niederschlag draußen, um die Mittagszeit hatte er vage die Form von Schnee.

Längsblick auf ein tiefes Fensterbrett vor Schaufenster, darauf ein ausgestrecktes Bein in Jeans mit goldenem Schnürschuh, eine Tasse Cappuccino, vor dem Fenster nasser Fußweg

Guter Cappuccino im Stray.

Mittelspätes Mittagessen: Hüttenkäse, Orangen vom adoptierten Baum (sensationell köstlich und süß!).

Den Nachmittag ackerte ich durch, hatte aber auch eine lang vorbereitete Besprechung, in der die Erleichterung meiner Arbeitslast das Ziel war. Durch die wurde es allerdings wieder ziemlich spät, bis ich meinen Rechner runterfahren konnte.

Keine Einkaufsrunde nach Feierabend, denn Herr Kaltmamsell hatte unsere Liste bereits leergekauft. Also direkt nach Hause (leichter Regen, wirklich kein schönes Draußenwetter). Daheim hängte ich frisch durchgelaufene Wäsche auf, turnte eine Einheit Yoga-Gymnastik (sehr angenehme Flows), bereitete die Brotzeit für Donnerstag vor.

Herr Kaltmamsell servierte köstliches Abendessen:

Aufsicht auf einen weißen tiefenTeller, darin bunte gemüsesuppe mit mittelgroßen Muschelnudeln

Müllsuppe1 mit reichlich Wintergemüse und Nudeln (vegan bis auf den Parmesan drüber). Nachtisch Pralinen, Plätzchen.

Im Fernsehen hatte Herr Kaltmamsell einen Film mit Lilo Pulver von 1959 aufgestöbert, Das schöne Abenteuer, wir freuten uns an ihr und der naiven Niedlichkeit des Drehbuchs (wenn Sie mal einen jüngeren Horst Tappert sehen wollen?).

  1. Ich danke Frau Brüllen sehr herzlich für diese Bezeichnung der Gemüsebrühe, für die wir Gemüseschalen/-wegschnitte und Kräuterreste in der Gefriere sammeln. []

Journal Freitag, 27. Dezember 2024 – Fahrt nach Berlin, Roman The Little Red Chairs, Film All We Imagine as Light

Samstag, 28. Dezember 2024

Eine eher unruhige Nacht, aber ich stand recht frisch früh auf. So hatte ich reichlich Zeit für Reisevorbereitungen, auch wenn unser ICE nach Berlin noch vor neun fuhr.

Einen Bahnsteig außen entlang fotografiert, rechts fährt ein ICE ein, links geht eine Frau in schwarzer Kleidung, weit weg im Hintergrund die Bögen einer schmiede-eisernen Brücke

Hier fährt er ein, unser Zug, in geradezu klirrendem Frost.

Dieser Frost begleitete uns vorm Zugfenster bis Berlin, mal mit dicken Raureif, mal mit eher verhaltenem, mal in Nebel, dann wieder unter Hochnebel. Bei überpünktlicher Ankunft in Berlin Hauptbahnhof tat der Berliner Winter im Gegensatz zum Vorjahr seinen Job: Bleihimmel, kalt.

Im Zug las ich Edna O’Brien, The Little Red Chairs aus, bis zuletzt wusste ich nicht recht, welche Geschichte hier eigentlich erzählt wurde. Dass der geheimnisvolle Naturheiler, der im irischen Dorf auftaucht, nach dem Vorbild des Kriegsverbrechers Radovan Karadžić gezeichnet war, wusste ich bereits aus dem Klappentext: Keinerlei Spannungsbogen, und noch vor der Hälfte des Romans wurde er verhaftet und vor das UN-Tribunal in Den Haag gebracht. Dazu kam die Geschichte einer verheirateten Dorfbewohnerin, die eine Affäre mit ihm angefangen hatte und grauenhaft dafür bezahlte.

Dazwischengewoben, und das mochte ich am meisten: Sehr viele individuellen Geschichten von Migranten und Geflüchteten in der Gastronomie und Hotelerie in Irland, später in London – immer von ihnen selbst erzählt (die Anlässe waren mal Geburtstagsfeiern, mal eine Selbsthilfegruppe). Aber sie waren praktisch nicht eingebettet in die Haupthandlung.

Am meisten nahmen mich die Kapitel mit, in denen die weibliche irische Hauptfigur mit Ende 30 mittellos und ohne Kontakte in London ein neues Leben beginnen muss, irgendwie Unterkunft und Arbeit finden – ich stellte mir die völlige Verzweiflung dieser Situation vor.

In Berlin brachten wir in der Nähe des Bahnhofs Zoologischer Garten unsere Sachen in ein schönes Hotelzimmer mit Küchenzeile und gingen erstmal Frühstücken. Auf meiner Liste hatte ich das 30 Minuten zu Fuß entfernte Frühstück 3000, gegen halb zwei marschierten wir dorthin los.

Auf einem Holztisch zwei Teller, einer mit Eggs Benedict, einer mit einer Scheibe Brot mit Roastbeef und Spiegelei, dazwischen eine Tasse Cappuccino und ein Glas grüne Limonade

Ich bestellte eine Roastbeef Focaccia: Roastbeef eindeutig zu erkennen und ausgesprochen schmackhaft, auch die Scheibe Brot darunter sehr schmackhaft, aber keine Focaccia. Dazu eine sehr gute Basilikum-Ingwer-Limonade. Herr Kaltmamsell frühstückte Eggs Benedict.

Außer dem Anlass des Berlin-Ausflugs, nämlich der kabarettistische Jahresrückblick am Samstagnachmittag, hatte mein Hirn keine Pläne gemacht. Herumspazieren machte gestern in Nebel und früher Dunkelheit nicht recht Spaß, wir entschieden uns für einen Kinobesuch im Vorabendprogramm.

Vorher hatten wir noch ein wenig Zeit zum Ausruhen im Hotelzimmer, dann spazierten wir ins nahegelegene Kino Delphi Lux und sahen All We Imagine as Light.

Blick auf Kinovorhang vor Kinoleinwand, Decke, Vorhang, leere Sitzpolster sind alle knallrot, der Vorhang mit Glitzersteinchen

Großartiger Glitzervorhang!

In diesem Fall wollte ich definitiv die Originalsprachen Malayalam, Hindi und Marathi hören und sie mir mit Untertiteln übersetzen lassen, eine deutsche Synchronisation wäre mir ungeheuer gekünstelt erschienen.

Der Film gefiel mir sehr gut: Wunderbar alltagspoetische Bilder ohne leisesten Kitsch (Drehbuchautorin/Regisseurin Payal Kapadia kommt vom Dokumentarfilm), die drei zentralen Figuren, die alle in Mumbai im selben Krankenhaus arbeiten, interessierten mich sehr – und wurden von hervorragenden Schauspielerinnen dargestellt. Und ich war sehr von einem Erzählfluss angetan, der nur wenig erklärt. Leider konnte ich aber die Sprachen nicht unterscheiden, dabei spielte die Verschiedensprachigkeit durchaus eine Rolle.

Hier der US-Trailer:

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https://www.youtube.com/watch?v=2mgQcpmYr_A

Auf dem Weg zurück ins Hotel fragten wir uns unter anderem, an wen sich der Film richtete – wohl am ehesten an westliches Publikum?

Zum Abendessen hatte wir uns in einem Supermarkt eine Dose Linseneintopf besorgt und nutzte die Küchenzeile. Schokolade zum Nachtisch gab es auch.

§

Ingolstädter Geschichte in der taz:
“Widerstandskämpfer war in Wirklichkeit Nazi”.

Ich weiß, dass Thomas Schuler schon als Donaukurier-Volontär (seine Ausbildungszeit überschnitt sich mit meiner) zu unserem damaligen Verleger Reissmüller recherchierte, anfangs noch in erster Linie über seine fragwürdigen Methoden, Konkurrenzmedien in Ingolstadt zu unterbinden: Unter uns Volontär*innen kursierte eine Hefter mit dem Material, das der Schuler Tom (wir kannten uns schon vorher von den Pfadfindern) zusammengestellt hatte.

Journal Sonntag, 15. Dezember 2024 – Ehre der Wicked Witch

Montag, 16. Dezember 2024

Gute Nacht, auch mit längerem Schlaf als an Arbeitstagen.

Gegen zehn, als ich mich gerade für meinen Isarlauf fertigmachte, veränderte sich das bislang graue Licht vorm Fenster. Es würde doch nicht…? Doch: Da ein bisschen blauer Himmel, dort ein Fleck silberne Wintersonne.

Ich lief von Haustür zu Haustür: Alter Südfriedhof, Wittelsbacherbrücke, Thalkirchen, Maria Einsiedel und über den Flaucher (an dem sich gerade Eisbader*innen nach ihrem Eintauchen wieder anzogen) zurück. Sonne gab es nur ganz wenig, auf dem Hinweg blies ein schneidender Gegenwind, aber zumindest bekam ich gemischten Himmel statt dem Einheitsgrau über München der vergangenen beiden Wochen. Mein Körper spielte gut mit, fast keine Extraschmerzen.

Alter, parkähnlicher Friedhof mit kahlen Bäumen, Sonne bescheint zwei alte Grabsteine

Blick über einen Brückenrand auf einen FLuss, in dem sich blauern Himmel spiegelt; im Hintergrund eine Insel mit Bäumen, links am Ufer eine Kirche mit zwei Türmen

Blick auf einen Fluss, am diesseitigen Ufer ein Marterl, am gegenüberliegenden eine sonnenbeschienene Hütte

Blick einen schmalen Wasserlauf entlang, an beiden Seiten gesäumt von kahlen Bäumen, im Hintergrund ein altes Wehrgebäude, davor klein ein Kanufahrer

Frühstück kurz vor eins: Avocado auf Pumpernickel mit Crema di Balsamico, wunderbar. Dann war es schon Zeit für den Aufbruch mit Herrn Kaltmamsell zur Nachtmittagskultur, und zwar:

Manche Menschen erkennen das Vorbild meiner wundervollen roten Glitzer-Mary-Janes und rufen: “Dorothy!” Das freut mich, denn hierzulande ist Wizard of Oz von 1939 wirklich nicht Allgemeinbildung, und auch ich bin für Details auf das fundierte Wissen von Herrn Kaltmamsell angewiesen. Doch eigentlich, das füge ich inzwischen immer hinzu, bin ich Team Wicked Witch (genauer Wicked Witch of the East, auf die ich mich mit diesem Outfit bezog).

Doch erst die Rezension vergangenen Donnerstag in der Süddeutschen Zeitung informierte mich, dass es 1.) über die Wicked Witch ein Musical gibt, Wicked, das 2.) jetzt als Film in den Kinos läuft. Ich schimpfte Herrn Kaltmamsell, dass ich sowas aus der Zeitung erfahren muss, und gestern Nachmittag sahen wir ihn in den Museum Lichtspielen.

Schöner Film, sensationelle Kostüme (ich hatte auf Iris van Herpen getippt, aber nein: Paul Tazewell, der sich doch aber von ihr inspirieren hat lassen!) , wundervolle Cynthia Erivo, überraschend interessanter Charakter Glinda, Göttin Michelle Yeoh, beste Make-over-Szene ever, beeindruckender Gesang der beiden Hauptdarstellerinnen (allerdings ertappte ich mich bei dem Verdacht, da könnte heutzutage technisch nachgeholfen worden sein) – allerdings können weder Herr Kaltmamsell noch ich mit der Musical-Musik der vergangenen 20 bis 30 Jahre etwas anfangen (Andrew Lloyd Webber hat alles kaputt gemacht): Alles Hymnen, nichts könnte außerhalb dieser Musicals geschehen, fast keine eingängigen Melodien. Der eine Schlager in Wicked: “Defying Gravity”. Mir sind halt die Musicals lieber, vor allem Filmmusicals nach dem Muster: Handlung, Song, Handlung, Song. Gesungene Handlung finde ich ja auch in Opern albern. War auf jeden Fall den Sonntagnachmittag wert, wenn auch nicht 2 Stunden 40 Minuten, ächz.1

Elend beim Gedanken an die nächste Arbeitswoche. Eigentlich hatte ich als Karotte vor Augen, dass nach dem Dienstag mit Hochdruck-Einsatz (der meine Teilnahme an zwei Weihnachtsfeiern blockiert, es ist nicht alles schlecht) erstmal alles rum ist, doch jetzt sitzt mir die viel komplexere neue Sache Ende Januar im Nacken.

ABER! Es gab echtes Sonntagsessen zum Nachtmahl: Rehgulasch von Herrn Kaltmamsell, und ich durfte Semmelnknödeln dazu machen (für die ich am Freitag beim Bäcker eigens Weißbrot zum Altwerdenlassen kaufte, das fühlt sich immer irre dekadent an) (nein, es gab kein Knödelbrot). Schmeckte beides hervorragend, allerdings waren meine Knödel ein wenig desintegriert – das Wasser hatte in einem unachtsamen Moment stark gekocht (die ersten 10 Minuten hatte ich aufgepasst, die zweiten 10 Minuten bei gleichbleibender Hitzezufuhr nicht).

Vorbereiten der letzten Arbeitswoche vor Weihnachtsferien, früh ins Bett zum Lesen.

  1. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen Filme “mit Überlänge” mehr Eintritt kosteten. Heute wäre ich bereit, für Filme unter 120 Minuten mehr zu zahlen. []

Journal Sonntag, 24. November 2024 – The Room Next Door

Montag, 25. November 2024

Ausgeschlafen, gemütlicher Sonntagmorgen.

Sehr gemischter Himmel, aus dem auch mal ein Regenschauer kam, doch wie angekündigt stiegen die Temperaturen.

Erst nach zehn und nach dem Puderzuckern und Einpacken der beiden ersten Weihnachtsstollen machte ich mich fertig für meinen Isarlauf.

U-Bahn nach Thalkirchen, von dort lief ich nach Süden über Hinterbrühler See, hoch zur Großhesseloher Brücke, Waldwirtschaft nach Pullach und zurück. Das Wetter war in fahler Wintersonne eher grau, es lag noch ein wenig Schnee, die Wege hatten Matschflecken. Der Körper spielte ganz gut mit, doch die Lauffröhlichkeit wollte sich in den gut anderthalb Stunden nicht recht einstellen.

Aus weit erhöhter Perspektive durch ein sichtbares Gitter fotografiert: Fluslandschaft mit Schneeflecken

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick von hinten auf eine Parkbank, auf der zwei Menschen sitzen. Sie steht über einem tiefen Abhang, man sieht über eine Flusslandschaft

Blick kurz vor Pullach ins Isartal.

Sonniger, kahler Laubwald, der Weg ist mit braunem Laub bedeckt

Isarhochufer

Gegenlicht-Aufnahme: Im Vordergrund sitzen zwei Menschen auf einer Bank, hinter ihnen erstreckt sich ein Kanal, Ufer gesäumt von kahlen Bäumen und Büschen
Isarwerk

Wegen meiner frühabendlichen Verabredung kochte Herr Kaltmamsell statt abends bereits zu Mittag: Es gab um zwei Rosenkohl-Zitronen-Pasta u.a. aus Ernteanteil-Rosenkohl, allerdings mit landwirtschaftlichen Zutaten statt dem veganen Ersatz im Rezept.

Den eher sonnigen Nachmittag verbrachte ich mit Zeitunglesen, Internetlesen, unter anderem ausführlich Bluesky (für Sie zusammengefasst: Es ging in den vergangenen zehn Tagen sehr viel um Bluesky).

Die Verabredung war eine fürs Kino: The Room next Door – endlich kam ich mal wieder in einen Film, den ich sehen wollte, seit ich den Trailer gesehen hatte, herzlichen Dank meiner Begleitung für den Anstupser.

Die beiden Freundinnen Martha und Ingrid treffen sich nach langjähriger Pause in New York wieder: Kriegskorrespondentin Martha hat Krebs und bittet die Romanautorin Ingrid, sie bei ihrem Suizid zu begleiten, mit dem sie den sicher diagnostizierten baldigen Tod vorwegnehmen will – im Zimmer nebenan. Obwohl sie sich vor nichts so sehr ängstigt wie vor dem Tod, willigt Ingrid ein.

Ich mochte das Kammerspiel sehr, diesen ersten englischsprachigen Film von Pedro Almodóvar (Korrektur: in Spielfilmlänge). Mich interessierte jedes Detail dieser Freundschaft, der Menschen, des Austauschs zwischen den beiden Frauen – auch wenn fast nichts davon durch Handlung vorgeführt wurde, sondern alles in Dialogen erzählt (fast, denn eine Erinnerung Marthas an den Irakkrieg wird als Rückblende gezeigt, das irritierte mich sehr), nahegehend gespielt von Tilda Swinton und Julianne Moore. Dazu gab es die Almodóvar-typischen Kamera-Einstellungen (z.B. Dialoge: Leinwand-füllendes Gesicht / Leinwand-füllendes Gesicht) und Quietschfarben, diesmal auch thematisiert (rosa Schnee – weil er im Sonnenuntergang fällt).

Doch meine Begleitung hatte einen ganz anderen Film gesehen, in dem ihr viel unangenehm aufgestoßen war. Im anschließenden Gespräch wies sie auf die Doppelung jeder Film-Aussage durch Dialoge und/oder Bilder hin, bezeichnete ihn als plakativ, fühlte sich als Zuschauerin nicht ernst genommen (ich gebe das hoffentlich richtig wieder). Das fand ich hochspannend, denn ich konnte ihre Wahrnehmung durchwegs nachvollziehen, nur dass sie für mich nicht im Vordergrund gestanden hatte.

Doch unterm Strich sind das Thema des Films und Almodóvar wohl wirklich keine gute Kombination: Dem Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, waren keine filmischen Erzählmittel dazu eingefallen – die gefilmte Rückblende bekam fast etwas Entschuldigendes.

Julianne Moore und Tilda Swinton gut anderthalb Stunden zuzusehen, empfehle ich aber so oder so.

Zurück daheim hatte ich zu meiner Überraschung keinen echten Abendbrot-Hunger, aß also nur Äpfelchen – und die allabendlichen Süßigkeiten.

§

Wie ich richtig Respekt für Hugh Grant bekam, den ich eigentlich immer als Airhead einsortiert hatte.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/s5s06x7nrdk?si=WBttFWuG0-4z3pyv

§

Instagram-Tipp: Die britischen Illustratorin Angelica Hicks stellt Mode- und Roter-Teppich-Stylings nach, und sie postet Filmchen vom Ablauf (zu dem immer, IMMER mindestens ein Happen zu essen gehört). Das ist ungeheuer kreativ und großartig.

via @kid37

(Na gut, ihre Reels auf instagem haben ein paar Millionen Aufrufe – wahrscheinlich kennt sie mal wieder jede außer mir.)

Journal Samstag, 9. November 2024 – Eine weitere Generation lernt Sound of Music

Sonntag, 10. November 2024

Schön lang geschlafen.

Blick Richtung einem modernen Kirchturm im Nebelschleier, links angeschnitten Balkone, unten eine Straße mit Bäumen, an denen nur noch wenig Herbstlaub hängt

Ein weiterer Nebeltag.

Gleich nach Milchkaffee und Bloggen leistete ich meinen Beitrag zum gestrigen Event und schnippelte zwei Kilo Glockenäpfel für Apfelstrudel.

Aufsicht auf Küchenarbeitsfläche, rechts ein Dutzend geschälter Äpfel, links eine rote Plastikschüssel, in der bereits kleingeschnittene Äpfel zu sehen sind, beides mit auffalend hellem Fleisch

Wenn es stimmt, dass langsames Verfärben des Fruchtfleisches auf einen hohen Gehalt von Ascorbinsäure deutet, dann waren das Vitamin-C-Bomben. Dann hackte ich noch auf Bitte des Strudelbäckers Herr Kaltmamsell zwei Hände voll geröstete Haselnüsse von Elterns Busch.

Das Anlass: Nachmittags war die Bruderfamilie zum Gucken von Sound of Music eingeladen. Die junge Generation war gewarnt, dass das ein einschneidendes Erlebnis würde, möglicherweise schmerzhaft. Aber dass es in der Pause (damals hatten Filme mit 3 Stunden Länge noch eine Pause, hahahaha) zumindest österreichische Leckerei geben würde.

Draußen war es neblig und kalt geblieben, ich schlüpfte für meinen Isarlauf erstmals in die neue Winter-Laufjacke.

Ganzkörper-Spiegelselfie: Frau mit Mütze und Brille in dunkler Laufkleidung mit schwarzer Hose, schwarzer Jacke, die im oberen Teil ein helles abstraktes Muster hat

Direkt über Alten Südfriedhof an die Isar, auf der Westseite nach Süden über Flaucher nach Thalkirchen, nach gemessenen 45 Minuten kehrte ich um und lief auf der Ostseite zurück. Auf dem Rückweg sah ich schon auf der Thalkirchner Holzbrücke erste blaue Flecken durch die Nebel- und Wolkendecke, daraus wurden richtig blauer Himmel und Sonnenschein. Mein Körper spielte gut mit, die Kleidung erwies sich als genau richtig, ich kam in einen angenehmen Rhythmus, zu dem meine Gedanken fließen und Ideen entstehen konnten.

Schlichter Grabstein vor Ziegelwand, darauf ein stilisiertes Fernrohr und die Schrift "Josef Fraunhofer"

Mal wieder bei Joseph von Fraunhofer vorbeigeschaut. Die Schreibung seines Namens variiert, und das ist nicht der ursprüngliche Grabstein, der wurde wie so viele andere in der Bombennacht 2./3. Oktober 1943 zerstört. Die Stadt München hatte Fraunhofer zu Allerheiligen mit einem Kranz geehrt.

Ausblick aus einer Fußgängerunterführung mit Graffiti ins Grüne

Unter der Kapuzinerstraße.

Breiter Weg in Park mit Herbstlaub-lichten Bäumen, im Vordergrund von hinten ein Jogger mit roter kurzer Hose und ein blaues Leih-Fahrrad

Neblige Flusslandschaft mit kahlen Bäumen, im Vordergrund Brückengeländer, rechts eine Frau in hellgrüner Laufjacke von hinten

Nebel in Thalkirchen…

Drei berittene Pferde hinter Bäumen vor Fluss

… aber auch Reiter*innen

Zum Teil von Bäumen verdeckt: Bunte Kajaks, die von einzelnen Menschen auf einem Weg getragen werden, dahinter Fluss

und Kajak*innen auf dem Weg ins Wasser.

Pfeiler einer modernen Brücke von der Seite, darauf und auf der Brücke gemalt ein mächtiger bunter Greifvogel, der in seinen Krallen Werkzeug hält, unten beschritet mit "Bakunin"

An der Brudermühlbrücke entdeckte ich, dass der untere Teil des Bakunin-Gemäldes erneuert worden war: Ich sehe es es seit vielen Jahren unübermalt (soweit ich weiß, ist das eine deutliche Respekt-Geste), hier eine Aufnahme von 2018, dieses Jahr im Mai entstand aber unten ein neues Gemälde – das wurde rückkgängig gemacht.

Breitseite eine Betonbrückenpfeilers, bemalt mit abstrahierter Raumfahrtszene, im Vordergrund der Helm einer Astronautin

Außerdem ein ganz neues Streetart-Gemälde.

Breiter Kiesweg mit Spaziergänger*innen, links Fluss, im Hintergrund alte Brücke und Kirchtürme

Mit der Wittelsbacherbrücke im Blick wurde es sonnig. Ich machte einen kurzen Abstecher in den Biosupermarkt für einen letzten Einkauf.

Blauer Himmel mit senkrechten Federwolken, darunter kleiner Kirchturm über altem, parkähnlichen Friedhof

Sonne überm Alten Südfriedhof.

Seitlich an Trafokasten kleine Malerei eines Männchens mit Farbrolle und Lackeimer

In der Reisingerstraße: Marvin hat einen neuen Job.

Sonniger Balkon, davor kahle Bäume, darauf unter anderem zwei große Pflanzentöpfe mit Palmen, die jeweils drei weiße Blütenstände haben

Die Hakenlilie auf dem Balkon lässt es nochmal so richtig krachen.

Zum Frühstück gab’s einen Apfel sowie Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus / mit Nocilla. Wir präparierten die Wohnung fürs Filmschauen (Bügelwäsche und Papiernester verstecken, Sofa und Sessel um den Fernsehbildschirm gruppieren).

Als die Bruderfamilie kam, verzögerte sich der Filmstart natürlich um die Zeit, die wir für den Austausch von Informationen benötigten, untern anderem hatten einige auf dem gestrigen Requiem von Altbürgermeister Peter Schnell gesungen: Er hatte sich von Anfang an für den Jugendkammerchor Ingolstadt eingesetzt, dessen Mitsängerin auch ich ein paar Jahre lang war.

Jetzt aber Bildung: Sound of Music aus dem Jahr 1965, die Generation der Nifften (der mittlere war durch Studienveranstaltung verhindert) sollte die Chance bekommen, die zahllosen Anspielungen im englischsprachigen Raum bis heute zu erkennen. Herr Kaltmamsell und ich disziplinierten uns und sangen an keiner Stelle mit.

Pause nach zwei Stunden. Herr Kaltmamsell hatte viel Apfelstrudel nach Familienrezept gebacken, lediglich veganisiert, den gab es aufgewärmt mit Sahne und zweierlei Vanilleeis (vegan und nicht) – sehr gut. So ließ sich auch das Drama der letzte Filmstunde durchstehen.

Die nächste Generation erklärte sich für informiert und beteuerte, die Erfahrung sei gar nicht so schlimm gewesen. Die Gäste brachen bald auf, es gab eine besonders passende Zugverbindung zurück nach Ingolstadt.

Wir räumten auf, zum späten Abendessen gab es die weitere österreichische Spezialität, die Herr Kaltmamsell vorbereitet hatte: Krautfleckerl mit Kraut aus Ernteanteil und Farfalle. Dazu Schnaps: Neben einem wundervollen Blumenstrauß hatten die Gäste uns ein Flascherl Enzian mitgebracht. Wurde nach meiner Erinnerung in meiner Kindheit noch regelmäßig angeboten, war mir aber schon ewig nicht mehr begegnet – unverständlich, denn wir fanden ihn beide besonders und aromatisch.

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Die Bundeswahlleiterin Ruth Brand tut ihren Job und weist auf die Folgen und Risiken eines Hauptsache baldigen Wahltermins hin, hier ihr Original-Brief.

Daraufhin las ich Stimmen, die ihr Projektleitungskompetenz absprachen, wenn nicht sogar stereotypische Behördenträgheit unterstellten. Ich bin verdutzt, denn wer sonst sollte sich bitte mit den zahllosen Orga-Details und Bestimmungen für eine Bundestagswahl auskennen? Ich halte es sogar für ihre Pflicht, sich zu Wort zu melden. Und welch ungeheurer Aufwand eine Bundestagswahl ist, ahnt zumindest jede, die mal wahlgeholfen hat. Kleinere Gemeinden haben nicht wie Städte ständige Wahlämter mit entsprechender personeller Ausstattung, dort machen Gemeinde-Angestellte das alle paar Jahre als zusätzliche Belastung mit (Frau Brüllen hat mal eine sehr erleuchtende Leserinnenzuschrift dazu veröffentlicht).

Tagesschau.de hat sich die Bestimmungen wenigstens zum Teil genauer angeschaut und nachgerechnet:
“Früher Wahltermin? Das könnte zu Problemen führen”.

Wahlvorschläge für die Wahlkreise und Landeslisten der Parteien sind spätestens am 69. Tag vor der Wahl schriftlich einzureichen. Im Anschluss muss der Bundeswahlausschuss über die Zulassung der Wahlvorschläge entscheiden. Würde Scholz also schon nächste Woche die Vertrauensfrage stellen, hätten die Parteien nur etwa eine Woche Zeit, ihre Erststimmen-Kandidaten und ihre Wahllisten in allen Bundesländern aufzustellen. Für kleinere Parteien könnten die Probleme noch größer sein, da sie Unterstützerunterschriften sammeln müssen.

Eine solche Situation würde das Vertrauen in die Demokratie wohl kaum stärken.