Filme

Journal Samstag, 11. November 2023 – Herbstgebrause mit Freundinnentreffen, Pumuckl-Film und Häuslichkeiten

Sonntag, 12. November 2023

Vorab: Housekeeping. Die Ansicht dieses Blogs auf dem Handy funktioniert derzeit nur eingeschränkt, wir warten auf ein Update des Plug-ins.

Unruhige Nacht mit Störung durch Draußenlärm, Krämpfe, Scharchen mit Vibrationseffekt auf die Matratze und ab vier Uhr Angst (stellen Sie sich das als Gefühl wie Frieren vor), kurz nach sechs gab ich auf.

Draußen gründlich durchmischtes Herbstwetter mit Wind, Wolken in allen Farben, immer wieder Regen.

Geordneter Morgen, denn ich war schon um 10 Uhr verabredet, und zwar im weiter entfernten Café Wiener Platz. Zum Glück hatte ich für die Anfahrt die Öffi-Verbindung frisch recherchiert (eigentlich nur, um die Fahrtzeit einschätzen zu können): Es gab auch an diesem Wochenende Bauarbeiten und Pendelverkehr, meine gewohnte Verbindung hätte es gar nicht gegeben. An Wochenenden ist es in München bis auf Weiteres ratsam, Öffi-Fahrten jedesmal kurz vorher beim MVG nachzuschlagen.

Das war ein sehr schönes Treffen über Cappuccino und Schorle, ich kam mit vielen persönlichen und sachlichen Eindrücken und Informationen raus, aber weil ich eine schlechte Freundin bin, sehe ich diesen Menschen wahrscheinlich auch weiterhin viel zu selten.

Nach Hause ging ich ein größeres Stück zu Fuß, die herbstliche Luft war nicht zu kalt und freute mich. Semmelkauf, am Isartor nahm ich eine Tram.

Mit Herrn Kaltmamsell frühstückte ich um halb zwei Semmeln (für mich eine mit Butter und Wabenhonig, eine mit Butter und Schwarzer Johannisbeermarmelade), dann brachen wir schon wieder auf: Ich hatte Kino-Karten gekauft für Neue Geschichten vom Pumuckl, wir nahmen eine S-Bahn Richtung Museum Lichtspiele.

Der Pumucklfilm selbst: Hmja. Und das obwohl ich wusste, dass er aus den ersten drei Folgen der neuen Fernseh-Serie besteht. Die originale Fernsehserie habe ich als Kind nie gesehen, dafür war ich schon zu alt. Ich bin komplett die Generation Hörspiel-auf-Schallplatte, für mich klingt ja schon Gustl Bayrhammer falsch, weil ich mit Alfred Pongratz aufgewachsen bin.

Im neuen Film fand ich die KI-generierte Hans-Clarin-Stimme großartig, Florian Brückner ist als der junge Eder wirklich gut, und die Szene, in der er dem Pumuckl erklärt, dass der Meister Eder wirklich nicht wiederkommt, rührte mich. Zudem hörte ich in den ersten beiden Folgen mehr Bayrisch in München als in meinen gesammelten 24 Jahren Wohnen hier (brutal übertrieben). Aber ich hatte bereits vergessen, dass in Kinderfilmen die meisten schmerzlich schlecht schauspielen (ob Schuld von Regie oder Darsteller*innen, weiß ich nicht).

Dann wieder: Extra Pluspunkt für das schöne Detail, dass die Polizistin nach einer Wasserbomben-Attacke des Kobolds realistisch verlaufene Wimperntusche hat. Und ich fand es herzerfrischend, zwischen Kindern im Kino zu sitzen – die zum Teil an völlig unerwarteten Stellen loslachten.

Hier der Trailer.

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https://youtu.be/7Ofee7jwc1M?si=LDb3ELksq08vUcpq

Obwohl der Wind uns immer wieder Regentropfen entgegenwarf, gingen wir zu Fuß nach Hause.

Daheim eine Runde Geschäftigkeiten. Ich bügelte alles weg, hörte dabei ein Interview aus der Reihe “Ferngespräche” von Radioeins:
Holger Klein spricht mit ARD-Korrespondentin in Madrid, Franka Welz.

Sehr interessant und frisch erfuhr ich Hintergründe der aktuellen Regierungsbildung in Spanien, über die offizielle Haltung zu Ukraine und Nahost-Krieg, Umgang mit Klimawandel, Immigration, Mobilität, Stand des Sepratatismus’.

Am Sonntag sind wir zur Martinsgans bei meiner Mutter eingeladen, weil das in großem Familienkreis stattfindet, ist eine vegane Alternative notwendig: Ich übernahm die Vorbereitung eines Möhrenstrudels mit Weißem-Bohnen-Mus als Beilage.

Als Aperitif rührte ich uns Negronis, fürs Nachtmahl sorgte wieder Herr Kaltmamsell: Auberginen-Lamm-Curry mit Roten Linsen.

Ausgesprochen köstlich. Nachtisch Apfelkuchen und Süßigkeiten.

§

Der Guardian hat eine neue Rubrik zu Wellness:

Well Actually (…) aims to bring some healthy scepticism to an industry prone to consumerism, misinformation and goals that can feel unattainable.

Heißt es im Newsletter dazu, die Rubrik soll also einen skeptischen Blick auf eine Industrie werfen, die zu Konsumerismus neigt, zu Falschinformation und zu Vorgaben, die sich unerreichbar anfühlen können.

Ich empfehle gleichmal die erste Folge der Kummerkastentante Jessica DeFino (die man wohl in der Beauty-Influencer-Szene kennt?): “Ask ugly”.
“Should you be getting Botox? Welcome to Ask Ugly, our new beauty column!”

Stretch marks are now “warrior marks” or “earned stripes”. Wrinkles are now “signs of wisdom”. I saw an influencer refer to her forehead line as “a hard-earned mark of enduring and carrying on” the other day, and I’m sorry to her and the Indigo Girls, but I hate it so much! This “reclaiming” is not better than the original fallacy. It still frames the physical body as a marker of worth and assigns a moral value to a slab of flesh that intrinsically has none.

Wrinkles are not morally bad, and they are not morally good. They don’t mean you’re a worthless old hag, and they don’t mean you’re older and wiser. Wrinkles simply are. They happen. They’re human.

Journal Montag, 2. Oktober 2023 – St. Brück mit Oktobersommer und anschleichender Hexe

Dienstag, 3. Oktober 2023

Nach guter Nacht unruhige Phase vor Weckerklingeln – in diesem Angst- und Sorgenkarussell war ich aber wach genug mir selbst zuzusehen und zu schimpfen: “Im Ernst? DARUM sorgt du dich?!” Wecker trotz St. Brück, um Herrn Kaltmamsell und mir vor seinem Aufbruch in die Arbeit Milchkaffee zu kochen. Draußen wolkenlos strahlender Sonnenschein, frische Luft.

Ich machte mich früh für meine Schwimmrunde fertig, denn gestern war der Putzmann für früher als sonst angekündigt. Auf der Fahrt ins Dantebad brauchte ich durch die Morgenkühle noch einen Pulli. Bereits um halb zehn waren erstaunlich viele offensichtlich Oktoberfest-Willige unterwegs.

Wie erhofft herrschte auf den Schwimmbahnen des Dantebads wenig Betrieb, ich schwamm im sehr warmem Wasser und in Sonnenglitzern so leicht, dass ich problemlos auf 3.300 Meter erhöhte.

Beim Zurückradeln brauchte ich den Pulli nicht mehr, es war bereits T-Shirt-warm. Und wurde immer wärmer, nachmittags las ich 26 Grad an einem Apotheken-Thermometer. Ich zeichne das auch weiterhin hier auf: So sehr ich mich über den verlängerten Sommer freue, so sehr gruselt er mich.

Um die Heimkehr in die noch geputzt werdende Wohnung zu verzögern, erledigte ich Einkäufe im Einkaufszentrum Schwanthalerhöhe, genoss einen Mittagscappuccino.

Drogerie, Edeka, Vollcorner, Bäcker Wimmer – mit schwerem Rucksack machte ich mich auf den Heimweg.

In den Menschenströmen Richtung Oktoberfest nach meiner Schätzung mindestens 80 Prozent der Männer in irgendwas Lederhosoidem. Wie schade, dass sich keine andere (genauso erfundene) bayerische Tracht als Verkleidung durchgesetzt hat, zum Beispiel eine der fränkischen, oder einfach eine Hose, die nicht auf die Gamsjagd zurückgeht. (Was lediglich beweist, dass es derzeit in erster Linie um wiedererkennbare Verkleidung geht.)

Während zu Hause noch geputzt wurde, setzte ich mich um zwei auf den sonnigen Balkon zum Frühstück: Apfel, Körnersemmeln mit Butter und Marmelade.

Leider zickte mein Kreuz mittlereweile verstärkt, der Zauber Schwimmrunde hatte nicht funktioniert: Die Muskeln um die Lendenwirbelsäule schmerzten wie seit Jahren nicht, vor allem beim Aufrichten – Folge Schürhacklhaltung wegen Verkrampfung. Das war dann doch ein heranschleichender Hexenschuss; schon beim letzten Mal vor drei Jahren erwischte mich der nicht klassisch schlagartig (-schuss), sondern langsam (Hexenwürger?). Ich konnte nur versuchen, ihn nicht so schlimm werden zu lassen wie damals.

Auch um nochmal in die herrliche Spätsommerluft zu kommen, ging ich also auf eine weitere Einkaufsrunde, brachte unter anderem Thermacare und mehr Ibu heim. Am inneren Ende der Sendlinger Straße passierte ich einen AfD-Stand, der mit massivem Polizeiaufgebot geschützt wurde (mal kommentarlos festgehalten, der Chronik wegen).

Wie immer, wenn mich Körperliches plagt, habe ich das Bedürfnis, etwas dagegen zu TUN. Gestern ließ ich also die nächste Yoga-Folge meines derzeitigen Adriene-Programms bleiben und turnte statt dessen Rücken-Yoga von Mady Morrison. Ging alles, Vieles tat auch gut.

Herr Kaltmamsell hatte fürs Abendessen bereits Aloo Gobi aus Ernteanteil-Blumenkohl vorbereitet, ich buk als Nachtisch Apple Crisp.

Vorher gab es Drinks! Ich hatte ein Paket mit sächsischem Sekt und Gin geschenkt bekommen; den Sekt (Flaschengärung) probierten wir erstmal so und mochten ihn, dann gab es nach dem Rezept auf der Packung French 75.

Schmeckte uns sehr gut, könnte es öfter geben.

Köstliches Aloo Gobi (zufällig vegan).

Apple Crisp, den ich mit flüssiger Sahne servierte: Definitiv eine Alternative zu meinem Apple Crumble, beim nächsten Mal werde ich allerdings die Zuckermenge für die Äpfel halbieren.

Abendunterhaltung war auf arte die damals hochgerühmte Krabat-Verfilmung von 2008 – der damalige Ruhm überraschte mich. Die Austattung allein schon, die wirkte wie ca. Yentl 1983, bloß mit weniger Budget. Regie und Schauspieler ebenfalls höchstens so lala, da wurde schon sehr schultheatert. Ganz schlimm fand ich die süßliche und bestenfalls generische Musik, die dem Ganzen auf einfachste Weise Zauber und etwas Besonderes hätte verleihen können. (Wenn man die Scorpions engagiert hätte?) Und die angeblichen Raben waren Krähen – selbst die Computer-generierten.

Ins Bett mit Wärmegürtel um die Hüfte, Abschied von den Sportplänen für den Feiertag.

§

Nachtrag: Happy Brückentag.

Journal Donnerstag, 10. August 2023 – BARBIIIIIIIEEEEE!

Freitag, 11. August 2023

Ich war seit Längerem mit einer sehr weltläufigen Internet-Bekanntschaft, die es vor ein paar Monaten beruflich nach München verschlagen hat, und mit Herrn Kaltmamsell zum Barbie-Gucken verabredet und hatte für gestern Abend Tickets im Cinema besorgt. (Wegen dieser Verspätung hatte ich bislang auch noch keine Rezensionen oder Analysen des Films gelesen, wollte ihn möglichst wenig vorbelastet sehen.)

Der so lange vorbefreute Film erwies sich als gemischtes Erlebnis.

Einerseits:
Ich amüsierte mich die knapp zwei Stunden lang, hatte viel Spaß und Vergnügen, lachte mehrfach laut.
Die Schauspieler*innen waren sensationell, angefangen mit Margot Robbie und Ryan Gosling, auch America Ferrera, und Kate McKinnon bringt mich ja schon durch schiere Anwesenheit in einem Film zum erfreuten Quietschen.
Bühnenbild, Maske und Kostüme erwiesen sich als mindestens so großartig wie erhofft, die Texte enthielten einige wirklich gute Pointen.

Andererseits:
Ausgerechnet das Drehbuch von Greta Gerwig empfand ich als mangelhaft. Es schien mir unentschlossen, welche Geschichte es eigentlich erzählen wollte, erklärte mir seine Anliegen (Pink-Washing im Kapitalismus vs. wirklichem Kampf für Frauenrechte / irreale Ansprüche an Frauen / Patriarchat als Seuche / finde dich selbst im traditionellen US-amerikanischen Sinn) zu explizit und ein paar mal zu oft. Die Handlung, die sich anfänglich abzeichnete, wurde schnell aufgegeben, statt dessen kippte der Film in eine Nummernrevue (was nicht schlecht sein muss!), in der für meinen Geschmack Ken zu viel vorkam, die Managerbrigade von Mattel nach dem ersten Lacher komplett überflüssig war. Und gegen die vielen besinnlichen Vorträge am Schluss bin ich eh allergisch.

Zusammengefasst: Ich wünschte, der Film wäre eine konsequente Nummernrevue gewesen und hätte seine ideologischen Anklänge charmanter indirekt durchscheinen lassen.
(Bin schon sehr gespannt auf all die Rezensionen, die ich zum Hinterherlesen abgespeichert habe.)

§

Der restliche Tag:

Wieder nach Aufwachen vor fünf nochmal tief eingeschlafen, Weckerklingeln als unangenehme Störung empfunden.

Nachts hatte es nochmal geregnet, doch schon auf dem Marsch in die Arbeit glaubte ich das Wärmerwerden der Luft zu spüren.

Die Büros um meines waren gestern wieder überraschen gut gefüllt. Bei mir war es aber so ruhig, dass ich sogar die Posten auf meiner Jobliste anpackte, die ich seit Monaten von Liste zu Liste übertrage.

Mittags lief ich auf den Markt am Georg-Freundorfer-Platz (wirklich im Schweinsgalopp, Bauarbeiten am Bürohaus zwangen mich zu einem Umweg), kaufte im Sonnenschein an einem Gärtnerei-Standl Tomaten, neue Äpfel und Mirabellen. Mittagessen zurück am Schreibtisch: Pumpernickel mit Butter, Nektarinen.

Nachmittags stieg mir hin und wieder der Duft meines aktuellen Parfums (Aesop Eidesis) in die Nase und erfreute mich: Es riecht ungewöhnlich stabil, verändert sich nach dem Auftragen nicht.

Aktueller und bislang stärkster Motivator, meine Tagespläne darauf abzustellen, dass Yoga reinpasst (was ich bislang nicht sehr gemacht habe – wenn’s nicht klappte, dann halt nicht): Zufällig habe ich diese Wiederholung von Adrienes 30-Tage-Programm Move an einem ersten des Monats gestartet, seither stimmen Datum und Nummer der Folge überein, ich muss nie nachdenken oder gegenchecken, welche drankommt. Das gefällt mir. Doch diese Harmonie bleibt nur erhalten, wenn ich jeden Tag eine Folge turne.

Pünktlicher Feierabend, denn es gab ja Abendpläne – vor denen ich, siehe oben, noch eine Folge Yoga-Gymnastik unterbringen wollte. Das klappte auch, gegen Magenknurren aß ich einen Eiweißriegel und eine Hand voll Mirabellen. Dann nahmen wir eine U-Bahn zum Cinema und guckten mit der Internet-Bekanntschaft (der Herr hatte es sogar in ein blassrosa Outfit geschafft) Barbie.

Wir hatten alle drei noch nicht zu Abend gegessen, spazierten also nach Filmgucken rüber in den Löwnbräukeller (zum Draußensitzen im Biergarten war es mir zu frisch). Ich bestellte zu meinem alkoholfreien Weißbier Kalbskopfsülze mit Bratkartoffel, Letztere sehr gut, die Sülze allerdings stark unterwürzt. Diskussionen über den eben gesehenen und andere bunte Filme, Abenteuergeschichten aus des Neu-Münchners Weltläufigkeit.

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Wie Leute arbeiten, die an echten historischen Sanskrithandschriften forschen.
“Routine (Beijing)”.
(Blogs sind toll.)

Journal Montag, 17. Juli 2023 – Erster Nach-Urlaubs-Arbeitstag ohne großes Leid

Dienstag, 18. Juli 2023

Eigentlich hatte ich mir eingebildet, dass ich nach einem Klogang kurz nach vier nicht mehr richtig eingeschlafen war – doch als der Wecker klingelte, hatte ich das regenreiche Gewitter seit kurz vor fünf überhaupt nicht mitbekommen, zum Glück hatte das Poltern Herrn Kaltmamsell geweckt, der die sperrangelweit offenstehenden Fenster und Türen schloss.

Ich startete in den Tag also nicht mit Aufwischen von Wasserlachen, sondern mit Blumengießen, Geschirrspülerausräumen, Milchkaffee.

Zu meinem Weg in die Arbeit hatte der Regen aufgehört, ich genoss die frische Luft im Sommerkleidchen.

Dank der Vorarbeit am Sonntag konnte ich den Bürotag gefasst und effizient angehen. Dank einer kurzfristig abgesagten Besprechung kam ich sogar zu meinem Mittagscappuccino raus, in der Sonne war es bereits nicht mehr angenehm.

Zum späten Mittagessen gab es Aprikosen (es wäre schön, einmal dieses Jahr wirklich gute zu erwischen) und Roggenvollkornbrot mit Butter.

Auch am Nachmittag konnte ich viel wegarbeiten.

Auf dem Heimweg noch ein paar Einkäufe (Obst, Süßigkeiten, Schminkzeug für die Party am Samstag). Zu Hause freute ich mich über eine Runde Yoga-Gymnastik, die sonntägliche Hantel-Eskapade hatte nur wenig Muskelkater zur Folge.

Zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder den Wunsch nach einem meiner Lieblingsgerichte: Jamie-Oliver-Glasnudelsalat mit Sojahack, Garnelen, Chilis, Frühlingszwiebeln, Erdnüssen, frischen Kräutern.

Wichtigstes Ziel: nicht überfressen, das hatte ich in den vergangenen Tagen ein paar Mal zu oft (und fühle mein Intelligenzlevel dann immer auf Höhe Cocker Spaniel). Auch nicht an der Schokolade zum Nachtisch. Abend mit dem Erfolg abgeschlossen, dass ich mich tatsächlich nicht überfraß.

Gleich nach Sonnenuntergang begann es abzukühlen, ich konnte bald die Fenster öffnen.

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Dass “Antwort auf die endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest” ein frühes Beispiel für verheerendes Prompt Engineering ist – taucht das schon in einschlägigen Berater-Folien auf?

§

Schlimme Nachricht: In Brighton brannte am Samstag das historische Hotel Royal Albion. Ich verbinde es immer mit Graham Greenes Roman Brighton Rock (lesenwert, auch wenn man Brighton nicht kennt), obwohl es gar kein Schauplatz der Handlung ist (hier ein Blogpost von 2015, der sich auf die Suche nach Spuren von Brighton Rock im damaligen Brighton macht).

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Promotion des Barbie-Films geht weiter (habe “Barbie-Film” eben bei Google eingegeben – probieren Sie das mal). Hier Styling-Tipps von Ken – für Ihre KENERGY!

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https://youtu.be/aNJ_JPkbH2M

via @donnerbella

Journal Donnerstag, 13. Juli 2023 – Ende Englandurlaub

Freitag, 14. Juli 2023

Fast 13 Stunden von Tür zu Tür – das war gestern ein langer Reisetag.

Letzter Blick vom Balkon der Ferienwohnung.

Wir nahmen wieder einen National-Express-Bus zum Flughafen London Heathrow, weil der laut Fahrplan auch nur zehn Minuten länger brauchte als die Zugverbindung, außerdem kein Umsteigen erfordert und nur ein Drittel kostet. Herr Kaltmamsell hatte die für ihn typisch frühe Abfahrt gewählt, weil “man weiß ja nie”, ich bin schon lange darauf eingestellt, zumal: Für An- und Abreise per Flugzeug kalkuliere ich einen Tag ein, fertig. Das ist ohnehin genau betrachtet sensationell schnell für über 900 Kilometer Luftlinie.

Vom Busbahnhof Pool Valley aus Abschied vom Palace Pier – den ich diesmal nicht mal betreten hatte.

Das “man weiß ja nie” war dann ein Unfall vor uns auf der Autobahn, der umfahren werden musste. Der Busfahrer informierte uns darüber und rechnete mit einer halben Stunde späterer Ankunft in Heathrow. Doch schon unterwegs erreichte uns eine weitere Information: Unser Flug wurde um eine Stunde verschoben.

In Heathrow würden wir also längere Zeit verbringen, durch eine weitere Verschiebung unseres Abflugs wurden es vier Stunden.

Unter anderem kam ich um halb zwei dann doch noch zu einem full English breakfast, besonders gut schmeckten mir die Bratwurst und die Pommes. Herr Kaltmamsell aß dirty fries und Paprika-Hummus.

Smartphones laden (gar nicht so einfach – mittlerweile bin ich Lademöglichkeiten in Öffentlichen Verkehrsmitteln und an Flughäfen so gewohnt, dass ich davon überrascht werden konnte, hier lang suchen zu müssen, denn an den wenigen Stationen gab es vor allem britische Steckdosen, die spärlichen USB-Steckmöglichkeiten waren fast alle kaputt), Zeitung- und Romanlesen. Unser Abflug-Gate war denn netterweise genau das mit dem einen funktionierenden USB-Stecker, an dem wir ohnehin saßen.

Abschied von England.

Zurück in Bayern.

Da wir erst nach 19 Uhr am Münchner Flughafen landeten, wurde es für Lebensmitteleinkäufe knapp: Der vertraute Edeka am Flughafen hatte geschlossen (und wies auf einen Ersatzort, den wir erst hätten suchen müssen), wir setzten auf die Minuten vor Ladenschluss um 20 Uhr der Lebensmittelabteilung des Kaufhof am Marienplatz.

Herr Kaltmamsell fuhr unsere Koffer nach Hause, ich verließ die S-Bahn am Marienplatz – und stand vor dem nächsten Hindernis: Rolltreppe und Treppe zum Ausgang waren gesperrt, der angeforderte Aufzug hielt nicht auf dieser Ebene, sonder fuhr mehrfach leer vorbei. Da ich mir Salat zum Abendessen und Milchkaffee am nächsten Morgen in den Kopf gesetzt hatte, blieb mir nicht viel Zeit, ich verlegte mich aufs Klettern: Nämlich über die Absperrung der Rolltreppe und übers Bauloch darin. So schaffte ich es noch in den Kaufhof, da deren Brottheke bereits leer war, um 19:59 Uhr auch in den U-Bahnhof-Rischart für ein Brot. München hatte netterweise für unsere Rückkehr mit einem Unwetter in der Vornacht ordentlich abgekühlt, kein Temperaturschock.

Heimkehr in unsere Wohnung so spät, dass ich sogar das Kofferauspacken verschob: Wir räumten nur Notwendigstes aus, in der Wohnung herum, nach neun servierte ich Kopfsalat mit Tomaten und Knoblauch-Vinaigrette, dazu Brot mit englischer Salzbutter. Süßigkeiten zum Nachtisch waren noch reichlich vorhanden.

§

Ich bin weiterhin sehr sehr gespannt auf den Barbie-Film, nämlich seit ich erfuhr, dass Greta Gerwig ihn macht. Im New York Times Magazine ein erschöpfend ausführlicher Artikel über Gerwigs Ansatz und über den Hintergrund des Phänomens Barbie: gesellschaftlich, wirtschaftlich, künstlerisch. Erzählt mehr über die Entwicklung von Frauenrolle und Feminismus als manch theoretische Abhandlung.
“Greta Gerwig’s ‘Barbie’ Dream Job”.

(Als New York Times-Abonnentin darf ich zehn Artikel pro Monat verschenken, und zwar mit einem “anyone can read it”-Link. So mögen wir das; geben Sie mir Bescheid, ob das funtkioniert?)

Journal Samstag, 24. Juni 2023 – Vom Kartoffelkombinat-Film mitgenommen

Sonntag, 25. Juni 2023

Ausgeschlafen, mit Kopfweh und Kieferschmerzen (?) aufgewacht. Das Draußen eher trübe, sollte aber im Verlauf des Vormittags aufhellen.

Da ich mich derzeit körperlich fit fühle, sah ich keinen Anlass für Schonung vor den Wandertagen und gönnte mir eine Laufrunde an der Isar, und zwar im lang nicht mehr besuchten nördlichen Englischen Garten.

Mit der U-Bahn zum Odeonsplatz, diese zwei Stationen wurden ja mit Pendelverkehr bedient. Wie angekündigt entwickelte sich der Himmel von gemischtwolkig zu immer sonniger, sofort stieg die Temperatur. Ich mäßigte mich und lief nur unter anderthalb Stunden, blieb dabei soweit wie möglich im Schatten.

Die Rückfahrt wurde etwas umständlich, aber daran hatte ich selbst schuld: Zwar war mir sehr bewusst, dass gestern CSD in München gefeiert wurde (den ganzen Tag über wimmelte die Innenstadt vor Regenbogen-Volk), doch ich hatte nicht konsequent daraus geschlossen, dass das den Tram-Verkehr behindern würde. Am Tivoli musste ich also flugs umplanen, nahm einen Bus zur Giselastraße, U-Bahn zum Odeonsplatz (Touristen beraten, wie sie von dort zum Tierpark kommen, mich für die Umstände entschuldigt: “Wissen’S, wir bauen.”), Pendel-U-Bahn zum Sendlinger Tor. Von dort ging ich auf den geplanten Abstecher zum Semmelholen. Völlig in Ordnung, nur war ich mittlerweile wirklich sehr durstig und stürzte daheim erstmal zwei Gläser Wasser hinunter.

Nach dem Duschen sorgte ich für den Abend vor: Die beiden kleinen Kohlrabis aus Ernteanteil wurden roh Salat mit Zitronensaft und Joghurt, ich bereitete Pizzateig zu, stellte ihn zum Gehen in den Kühlschrank.

Frühstück kurz vor zwei war ein Kichererbsensalat, den Herr Kaltmamsell mit roter Paprika, Limettensaft, Chilisalz und Ernteanteil-Koriander, dem aromatischsten, den ich je erlebt habe, angemacht hatte. Außerdem Semmeln.

Dann gingen wir die paar Minuten hinüber zum Kino am Sendlinger Tor zur Weltpremiere des Dokumentarfilms über unser Kartoffelkombinat, Das Kombinat.

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https://youtu.be/ZyeNS6Pw360

Ich sah im Publikum einige bekannte Gesichter anderer Genossenschaftler*innen.

Moritz Springer hatte für die Doku das Kartoffelkombinat von 2013 bis 2022 begleitet, also ab kurz vor dem Zeitpunkt meines Beitritts, konzentrierte sich vor allem auf die beiden Gründer Daniel Überall und Simon Scholl, zudem auf Gärtner Benny. Der Film nahm mich sehr mit: Jetzt verstand ich die Hintergründe des Hin und Her, als es erst hieß, Vorstand Daniel werde zurücktreten, als es dann aber überraschend Simon war, der sein Amt abgab. Ich ahnte wohl, dass das Zeichen einer Krise war, doch jetzt sah ich auch, wie viel Schmerz dahinter stand, es zog mir das Herz zusammen – die Leute auf der Leinwand kannte ich ja alle und mag sie sehr.

Nach der Aufführung, vor der Fragerunde: Moritz Springer links mit Mikrophon, rechts davon das Kartoffelkombinats-Team, das im Film auftaucht.

Über die Qualität des Films kann ich nichts sagen, dafür bin ich zu nah dran und drin. Mir ging durch den Kopf: Wann sagen sie jetzt endlich, dass die Gärtnerei vom Sigi war? Oh, die Phase im Kloster Schönbrunn kommt gar nicht vor? Und auch nicht die Zeit mit unserer ersten Vorständin Teresa Lukaschik? Alles Resultate filmerischer Entscheidungen, die sehr wahrscheinlich erst möglich machten, dass die Doku in 90 Minuten passte. Und es handelte sich ja auch nicht um eine Chronik. Der Eindruck Unbeteiligter würde mich sehr interessieren, am 28. September kommt der Film in die Kinos, sobald ich einen Ausstrahlungstermin auf 3sat weiß, gebe ich Bescheid.

Mit Herrn Kaltmamsell kaufte ich noch Erdbeeren für den Abend-Drink ein, dann bügelte ich alles weg, was zu bügeln war: In erster Linie, um aus dem Urlaub nicht zu Bügelwäsche zurückzukehren. Und um den Sonntag echt frei zu haben für Kofferpacken und Aufregung. Ich hörte dabei weder Musik noch Podcast, war mit Verarbeitung des Films beschäftigt.

Fürs Abendessen machte ich Pizza: Eine Margarita, eine bianca mit Olivenöl, Mozzarella, Parmesan, Knoblauch, Oregano.

Für selbstgemachte Pizza sehr gut geraten, ich merke mir den maximal hochgedrehten Backofen (Backstein eh) und das Ruhen der Pizza vor Einschießen in den Ofen. Dazu gab es den ersten Erdbeer-Gin&Tonic der Saison, irgendwie waren wir bislang nicht dazu gekommen.

Gestern war ich besonders dankbar für öffentlich-rechtliches Fernsehen als (soweit überhaupt möglich) belastbare Nachrichtenquelle. Die von Russland engagierte Söldner-Armee Wagner hatte völlig überraschend einen Putsch begonnen und war auf dem Weg nach Moskau, den ganzen Tag über hatte ich den Verlauf verfolgt, war aber hilflos bei der Bewertung. Abends halfen mir die Expert*innen der ARD vor Ort in der Tagesschau und im anschließenden Brennpunkt, den Vorfall und seine Hintergründe einzuordnen, zudem externe Fachleute zum Thema – ja, das war ein sehr einschneidender, wichtiger Vorfall.

Letzte telefonische Absprachen mit meiner Mutter zum Wohnunghüten.

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Rätsel Mensch: Was lässt jemanden annehmen, Gesundheitstipps, noch dazu mit einer Belastbarkeit von “Ich kenne jemanden, bei dem hat geholfen”, könnten mir per E-Mail willkommener sein als hier in den Kommentaren? Aber keine Sorge: Auch die lösche ich sofort nach Identifikation als solchen.

§

Saubere Konjunktive ohne Hilfsverb sind im Deutschen schon lange ein Elite-Ding. Aber wenn man’s kann, machen sie enorm Spaß, wie @formschub beweist:
“Der konjunktive Kuchen”.

Journal Sonntag, 28. Mai 2023 – Heimkehr aus Nierstein, Martin Arz, Street Art München

Montag, 29. Mai 2023

Nachts weniger Kampf mit dem dicken, riesigen Hotel-Kopfkissen, doch beim Aufwachen fühlte sich meine Wirbelsäule an mehreren Stellen gebrochen an.

Draußen herrlichster Frühsommer, ich hörte vorm Hotelbalkon Entengeschnatter (für meine Ohren ein angenehmes, friedliches Geräusch, wie ich schon am Vortag im Garten von Frau Mutti anhand ihrer Asylenten lernte) und wie schon am Vorabend deutliche Falkenrufe.

Gemütliches Bloggen, gestern begleitete ich Herrn Kaltmamsell zum Frühstück und genoss zwei Cappuccinos (für Vollautomat ausgesprochen gut – vielleicht eine Frage der Automaten-Einstellung).

Flüssige Rückfahrt mit zweimal Umsteigen, die beide problemlos klappten. Wenig Aussicht aufs sonnige Maien-Draußen, durch das der ICE brauste, denn der Fensterplatz war wieder mal einer mit Mittelstrebenwand.

Bei Heimkehr musste ich nach drei dann doch mal was essen: Partyreste, also Tomätchen und Pumpernickel, gestern mit dick Butter. Dann Geschäftigkeiten in der Wohnung, Zeitunglesen auf dem Balkon (!), eine Runde Yoga-Gymnastik.

Wenn das Wetter schon endlich schön ist, wollte ich zum Nachtmahl in einen Biergarten – zumal ja sogar noch die Kastanien blühen! Das Wetter stellte sich auf unserem Spaziergang zum Flaucher sogar als traumhaft heraus: Nur so warm, dass es in der Sonne angenehm war, eine leichte Brise.

Ich aß eine halbe Schweinshaxe (auf das halbe Hendl, das mir lieber gewesen wäre, hätte ich 40 Minuten warten müssen, denn es war noch nicht gar), trank dazu ein alkoholfreies Weißbier. (Die Halbe Bier oder Radler im Biergarten mittlerweile bei 5,20 Euro – ich wünsche mir sehr, dass die Preiserhöhung in die Gehälter des Personals fließt.)

Auch der Heimweg war wunderbar – allerdings bereits recht frisch, ein Jäckchen wäre angenehm gewesen.

Westermühlbach.

Alter Südfriedhof.

Daheim noch eine Runde Schokolade. Dazu Fernsehen: Auf 3sat lief Wie angle ich mir einen Millionär. Ich sah den Film zum ersten Mal synchronisiert – und als im eleganten Restaurant auf einer Tür die Beschriftung “Powder Room” auftaucht, übersetzt der Untertitel tapfer: “Pulverraum”.

Mich im letzten Abendlicht auf den Balkon gestellt, bis ich Fledermäuse sah (dauerte nicht lang).

§

Auf der Rückreise las ich Martin Arz, Street Art München. Ich scherze ja gerne, dass in München selbst Graffiti sauber und hübsch ist – ich ahnte ja nicht, dass es sich um eine Folge von Vorreitertum handelt:

Kaum noch jemand schien sich daran zu erinnern, dass die deutsche Graffiti-Szene einst größtenteils von München ausging und über Jahrzehnte wichtige Impulse bekam.

(…)

Die Münchner Szene feierte einige Premieren: Der Güterwagon, den Ray 1984 bemalte, gilt als erster seiner Art in Deutschland, Don M. Zaza besprühte den ersten Intercity der DB und Cheech H verewigte in Herrsching erstmals ein Graffito auf einer deutschen S-Bahn.
Im März 1985 dann gestalteten sieben blutjunge Burschen eine S-Bahn der Linie S4, die im Bahnhof Geltendorf für die Nacht abgestellt war. Der sogenannte Geltendorf Train galt als der erste Wholetrain – ein von vorne bis hinten besprühter Zug, in diesem Fall bis zur Fensterhöhe – in Europa.

Und München gehörte demnach früh zu den wenigen Städten, die Streetart offiziell förderten. Seit 1996 sind die Flächen unter der Brudermühlbrücke legalisiert, 1999 eröffnete der Kreisjugendring München-Stadt die Färberei unter der Leitung von Astrid Weindl, seitdem eine Anlaufstelle für Graffiti und Streetart in München. Mittlerweile vergibt das Kulturreferat Geld für Streetart-Projekte.

Zudem wurden diese schon früh dokumentiert:

Nicht zuletzt wegen des Geltendorf Trains gründete die Bahnpolizei die Sonderkommission Graffiti. Der Bahnpolizist Hans Schluttenhofer, beruflich Graffiti-Jäger, privat passionierter Graffiti-Liebhaber, war der Münchner Szene immer dicht auf den Fersen. “Schlutti” erstellte ein umfassendes Archiv mit Tausenden Fotos aus der Münchern Frühzeit.

An dieser Stelle musste ich schon lachen.

Martin Arz sortiert seine Foto-Beispiele mal thematisch, mal nach Projekten, mal nach Örtlichkeit. So zeigt er auch typisch Münchner und typische bayerische Motive – aber mein Liebling darunter ist nicht dabei:

Brudermühlbrücke 2008 (so systematisiert Arz seine Fotos, ergänzt um den Hinweis, dass die Jahreszahl die Aufnahme datiert, nicht die Entstehung) – doch auch wenn ich durch das Buch jetzt einige Namen mir vertrauten Streetart-Stilen zuordnen kann (z.B. Flin und Beastystylez), kann ich nicht sagen, von wem das ist.

Mehr ist in der Munich-Abteilung von streetartcities.com gesammelt.

§

Der Solinger Glumm hat seine persönlichen Erinnerungen an den Brandanschlag in Solingen aufgeschrieben, der sich am 29. Mai zum 30. Mal jährt – aus denen hauptsächlich Ratlosigkeit spricht, auch Hilflosigkeit, auch gegenüber der persönlichen Farbe der Erinnerungen.
“30 Jahre Solinger Brandanschlag: ‘Unser Türkenhaus brennt'”.

Selbst war ich damals in Wales im Urlaub – und erfuhr von all dem erst nachträglich (Internet war damals noch keine Nachrichtenquelle).

§

Einem Hinweis auf einen Artikel in der taz gefolgt – und gleich wieder vergessen, vom wem er kam: Vielen Dank ins Blaue!
“Armut in Deutschland:
Ein Erdbeben, und niemand schaut hin”.

Ein Fünftel aller Menschen in Deutschland ist von Armut bedroht. Mindestens. Doch selbst die Betroffenen, die am lautesten sind, werden kaum gehört.

Mich schmerzt immer wieder, wie wenig diejenigen Menschen, die in unserer Gesellschaft in Wohlstand leben, sich Leben in Armut vorstellen können oder auch nur mögen. Ein Leben, in dem es nur einmal im Monat für den Cappuccino im Café reicht, nie einfach so nebenher, in dem solche Kurzausflüge mit Hotelübernachtung, wie ich ihn gerade nach Nierstein hatte, komplett unerreichbar sind. In dem Pfennigfuchsereien wie Museumsbesuche an Eintritts-freien Tagen oder Vorratseinkäufe bei Lebensmittel-Sonderangeboten kein Sport sind, sondern bittere Notwendigkeit. Nur zum Beispiel.

Mich schmerzt noch viel mehr eine implizite Grundhaltung vieler Menschen ohne Geldsorgen, dass Armut meist Folge eines Fehlverhaltens sei, eigene Schuld, weil “wenn ich arm wäre, wäre ich nicht lange arm”.

Was ich selbst gegen diesen Missstand tue? Da es sich um ein strukturellen Problem handelt: Zumindest vor Wahlen die Wahlprogramme der Parteien daraufhin abklopfen, ob sie zur Lösung des Problems beitragen oder es verschärfen, siehe “Every billionaire is a policy failure” (übersetzt: Jeder Milliardär bedeutet ein politisches Versagen.)