Journal Freitag, 5. September 2025 – #WMDEDGT
Samstag, 6. September 2025Fünfter des Monats – Antwort auf das #WMDEDGT (Was machst du eigentlich den ganzen Tag?) von Frau Brüllen!
Donnerstagabend hatte ich mir endlich die Unterlagen der Wanderagentur für den ersten Teil meiner Oktoberfestflucht nach Südengland angesehen, befasst mich also endlich auch mit den B&Bs, die für mich gebucht worden sind. Und schon träumte ich davon, in Brighton anzukommen und erstmal auf Hotelsuche gehen zu müssen, mit sehr wenig Erfolg, weil alles ausgebucht war oder ich keine Ansprechperson fand.
Womit ich mich für diese Reise tatsächlich noch befassen muss: Wie und wo ich von London St. Pancras nach Winchester komme und wie ich das bezahle.
Aufstehen in letzter Nachtdunkelheit. Der Freitag würde noch so voller Arbeit stecken, dass sich kein rechtes #TGIF-Gefühl einstellte (das u.a. immer mit Vorfreude auf Alkohol am Abend einher geht).
Das Wetter war unwirtlich kühl, grau und regnerisch, in die Arbeit marschierte ich bei Regentröpfeln.
Statt meine frühe Ankunft für die Vorbereitung von Unterlagen zu nutzen, sah ich meinem Computer 45 Minuten bei Update-Versuchen und Neustarts zu, nochmaligen Update-Versuchen, weiteren Neustarts. Aber dann legte ich endlich los, bekam ordentlich was weg, hatte sogar Ideen (die von der guten Sorte: die nicht viel zusätzliche Arbeit verursachen).
Es regnete immer wieder heftig, dennoch zog es mich auf meinen Mittagscappuccino raus ins Westend für ein wenig Bewegung an der frischen Luft, ich ging halt unterm Regenschirm. Das Durchlüften bezahlte ich mit nassen Schuhen und teilnassen Socken – wie gut, dass ich ein paar neue Turnschuhe zum Wechseln und Einlaufen in der Arbeitstasche hatte.
Zu Mittag ein Obstfest: Die mehligen Aprikosen versenkte ich geschnippelt in Sojajoghurt, außerdem gab es einen saftigen Apfel, geschenkte Zwetschgen aus Kolleginnen-Garten (sehr gut), zwei Flachnektarinen, die deutlich besser schmeckten, als ihre Härte vermuten ließ. Spätsommer ist super!
Anstrengender Nachmittag, weil eine Tätigkeit, die eigentlich auch von Ungelernten ausgeführt werden könnte, den Einsatz einer technischen Plattform erfordert, für deren Bedienung man studiert haben sollte.
ABER! Langsam beruhigte sich das Wetter wie angekündigt. Nach Feierabend kam ich über Süßigkeiten- sowie Vollcorner-Einkäufe trocken nach Hause. Dort erstmal Yoga-Gymnastik – die core-Folge strengte mich mehr an als erwartet.
Mal wieder fühlte ich mich nach einer (nicht mal besonders heftigen) Arbeitswoche fix und alle – was mich wieder zum Nachdenken über Lebensarbeitszeit brachte. Derzeit plane ich, in sieben Jahren mit 65 in Rente zu gehen – zwei Jahre vor dem für meine Alterskohorte geltenden Rentenalter. Mein Vater ging mit 60 in Rente (zwei Jahre vor den damaligen 62, ermöglicht durch ein Programm seines Arbeitgebers). Er hatte allerdings in die Rentenversicherung eingezahlt, seit er mit 16 seine Lehre antrat. Obwohl ich davor bereits viele Jahre bis zum sehr niedrigen Lebenunterhalt Geld mit Arbeitstätigkeit verdient hatte, zahlte ich (mit Ausnahme von zwei Jahren Volontariat) erst ab 30 in die Rentenkasse ein – das allein verpflichtet laut meinem Gewissen zu längerer Erwerbstätigkeit. Schließlich war für mich schon immer (schon als Jugendliche) sehr viel klarer als für viele Zeitgenoss*innen: Wovon ich leben möchte, in der mir angenehmen Qualität, und was ich haben möchte, muss ich mir halt durch Erwerbstätigkeit verdienen. Mir diesen Lebensunterhalt als (dann hoffentlich noch) gesunde und fitte 65-Jährige von der Staatsgemeinschaft zahlen zu lassen (der größte Posten des deutschen Bundeshaushalts ist Jahr für Jahr der Zuschuss zur Rentenkasse), fühlt sich ein wenig schmarotzerisch an. Es ist kompliziert.
Jetzt aber erstmal Alkohol.
Ich schüttelte uns Whisky Sour, für Balkonsitzen war es allerdings viel zu kalt.
Zum Essen öffnete ich eine Flasche weißen Uhudler, Herr Kaltmamsell hatte sich ein Testpaket der Winzerei Mirth schicken lassen: Wir schmeckten sofort die Gemeinsamkeit mit dem roten Uhudler davor – das ist also der typische Geschmack.
Abendessen war ein Mais-Festival: Herr Kaltmamsell hatte die Begeisterung für das Mais-Gericht der Wiener Rosebar als Inspiration für Käse-gefüllte Arepas sowie Brei aus frischen Maiskörnern genommen.
Vor allem der Brei aus frischen Maiskörnern schmeckte mir ganz ausgezeichnet, die Arepas aber auch. (Der Wein passte nicht dazu – mir fällt auch nicht viel als Begleitung zu diesem Wein ein.) Nachtisch Schokolade, Abendunterhaltung zwei Folgen Mad Men – die zweite Staffel bewirkt nicht mehr die ungläubige Begeisterung, die das meisterliche Zeichnen dieser Welt und seines Personals in der ersten bei mir ausgelöst hatte.
Im Bett las ich noch ein wenig, beschienen von Fast-Vollmond an klarem Himmel durchs Schlafzimmerfenster.
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Immer-schon-Bloggerin Creezy wird bald 60 und schaut zurück, was in diese konkreten sechs Jahrzehnte Leben in Berlin gepasst hat – sehr persönlich reflektiert:
“I’m Growing Old!”
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Die Deutsche Hirnstiftung hat ihre Patienten-Leitlinie zu Migröne aktualisiert, auch für Laien verständlich, mit Kapiteln unter anderem zu Therapien und Prophylaxe inklusive Einordnung in die Evidenzlage (der blutdrucksenkende Wirkstoff Candesartan zum Beispiel, in dem ich die Ursache meiner relativen Migränefreiheit seit Beginn der Einnahme sehe, fällt unter “Medikamente mit geringerer Evidenzlage”):
“Leitlinie Therapie der Migräne für Patientinnen und Patienten”. (PDF)
Ich stolperte lediglich darüber, dass Migräne-Kopfschmerz definitorisch als “pulsierend-pochend” beschrieben wird: Das war meiner nie.