Journal Donnerstag, 25. Mai 2023 – Nachdenken über Bestätigungstheater
Freitag, 26. Mai 2023Ich hatte mir nach dem Theaterabend ein wenig mehr Schlaf gönnen wollen, wachte aber sogar früher als sonst auf.
Auf dem Weg in die Arbeit (dass Wetter weiterin konsequent grau und kühl, buhuhuhu) ging mir durch den Kopf, was diesen Theaterabend mit A scheene Leich möglicherweise kennzeichnete: Bestätigung. Er brachte nicht auf neue Gedanken, sondern bestätigte bereits vorhandene Perspektiven und Horizonte, und das auf nicht-überraschende Weise. (Was völlig in Ordnung ist!)
Die Monologe von national treasure, na gut: Bavarian treasure Gerhard Polt (in der Rolle des Bestattungsunternehmers) über die Veränderungen der Zeit und wie es früher war – über genau sowas tauschen wir alte Leute uns aus und sind beruhigt, dass auch andere Altersgenoss*innen darüber stolpern, uns gar bestätigen, dass das Neue doch eh alles a Schmarrn ist (daraus speisen sich mittlerweile die gesamten Programme von Monika Gruber). Es gab Zeiten, in denen Polt dem Publikum hinterfotzig genau daraus einen Strick drehte.
Die im Stück dargestellte und satirisierte Welt von Pflege und Bestattung war ausschließlich die mehrheitliche: eine weiße, bayerische, eher ländliche, heterosexuelle – die Welt, in der auch der Komödienstadel spielt. Die einzige Minderheit, von der zumindest gesprochen wurde, war die Altenpflegerin aus Osteuropa: Sie habe sich als einzige wirklich gekümmert und sei nun nicht mehr da. Dabei, so ging mir weiter durch den Kopf, sind doch jetzt auch die Einwander*innen der Gastarbeiter-Generation im späten Senioren- und damit im Pflegeheim-Alter. Dabei gibt es auch in der dargestellten Dorfgesellschaft Menschen aus sehr nicht-bayerischen Kulturen, die zum Beispiel in den Chorszenen hätten auftauchen können. Dabei gibt es in Pflegeheimen inzwischen offen Schwule und Lesben, die durch ihre schiere Existenz zum Umdenken zwingen. Vor allem aber: In all diesen Nicht-Mainstream-, Nicht-Bestätigungs-Aspekten steckt enormes komödiantisches Potenzial. Ich erinnere mich mit Amüsement an die Erzählungen einer Kollegin, die bei ihren türkischen Einwanderer-Eltern in einem kleinen schwäbischen Dorf aufwuchs, unter anderem wie sie ihre Teilnahme am Kindergarten-Fasching erbettelte. Ein buntes Autor*innen-Team hätte sicher lustige Ideen.
Aber schon merke ich, dass ich mir als Anreicherung des Abends all die Elemente wünsche, die laut Christine Dössel das Publikum aus den Kammerspielen vertreiben.
Dann wieder: Während ich direkt nach der Vorstellung noch schulternzuckend dachte, dass solche Theater-Nettigkeiten mir am wenigsten bringen, hat diese also doch ein Nachdenken angestoßen.
Ein Arbeitsvormittag mit viel Druck, gleichzeitig musste ich anderen zum Weiterarbeitenkönnen verhelfen (Aufgaben bekommen bei mir automatisch eine höhere Prio, wenn von ihnen das Weiterarbeiten anderer abhängt). Und ich traute mich nicht weg von meinem Arbeitsplatz für einen Mittagscappuccino, bemühte also den traurigen Vollautomaten Marke Hallenbad mit Münzeinwurf.
Mittagessen bestand aus einem Apfel sowie Sahnequark mit Joghurt.
Nachmittags neben Routinearbeiten gespanntes Warten auf Entscheidungen, die kurz vor Feierabend fielen. Mittlerweile hatte der Himmel aufgerissen und zeigte Blau. Ich spazierte erledigt in Sonnenschein nach Hause, unterwegs ein paar Einkäufe im Vollcorner.
Zu Hause zackige Geschäftigkeit: Pediküre, Chocolate Chip Cookies backen, dazwischen Pflanzen gießen, zu packende Kleidung und mitzunehmendes Geschirr fürs Treffen rauslegen, Koffer aus dem Keller holen, füllen.
Als ich mit all dem durch war, war es deutlich später als geplant. Doch ich wollte nicht auf meine Yoga-Gymnastik verzichten, also gab es halt mal Abendessen nach der Tagesschau, die ich erst nach neun als Aufzeichnung nachholte. Herr Kaltmamsell verarbeitete möglichst viel vom gestern geholten Ernteanteil, wir würden ja erst am Sonntag daran weiteressen können. So gab es ein Mairübchen-Curry (super), Spinat, ich machte den Salat mit einem Orangen-Dressing an. Danach Schokolade.