Theater

Journal Mittwoch, 22. Oktober 2025 – Wie ich dann doch einmal ausflippen musste / Sauhund an den Kammerspielen

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Als der Wecker mich aus hochinteressanten Träumen holte, war mein erster Gedanke: Drei von fünf Arbeitswochenwecken geschafft.

Das Aufstehen selbst gestaltete sich körperlich mühsam, meine schiefe und marode Lendenwirbelsäule plagt mich derzeit mit muskulären Schmerzen rundum, die über den Tag auch lustig die Beine runterziehen, mal das eine, mal das andere – ich weiß exakt, wie sich die Bewegungsform “hüftsteif” anfühlt.

Draußen war es düster mit nassen Straßen, doch ich sah niemanden mit Regenschirm vorm Haus. Als es gleich beim Losgehen tröpfelte, kehrte ich dennoch um und holte einen Schirm aus der Wohnung – der dann doch nur als Talisman fungierte, das Tröpfeln hörte gleich wieder auf.

Im Büro fühlte ich mich erschlagen und müde, vielleicht gerade weil das Adrenalin der vorhergehenden Arbeitstage fehlte und ich im Grund ruhig Dinge abarbeiten konnte.

Schon bald kam ich ohnehin beruflich raus an die frische Luft und spazierte zu einer Informationsveranstaltung. Dort litt meine schmerzende Kreuz- und Hüftgegend sehr unter den provisorischen Stühlen, doch ich erfuhr Interessantes.

Auf dem Rückweg verlor der Regenschirm seine Funktion als Talisman und hielt Regen von mir fern.

Sehr später Mittagscappuccino in der hauseigenen Cafeteria, entsprechend lang stand ich dafür an.

Spätes Mittagessen (Granatapfelkerne mit Joghurt, Hüttenkäse), weil mir ein Ausflippen zur eigentlichen Essenszeit den Appetit verdarb: Eine Ermahnung war die eine Umdrehung zu viel im Wahnsinn der Kombination Bundesreisekostengesetz/Bundesrechnungshof/Reiseabrechnung-Software, und nein, ich werde auch künftig nicht überprüfen, ob das einzige bezahlbare Hotel für eine Dienstreise nach München auch wirklich innerhalb des Münchner Stadtgebiets liegt. Abbekommen hatte dieses Ausflippen jemand, die wirklich nicht Schuld an dieser Kombination trägt, das tat mir leid. (Wo ich doch sonst im Arbeitsleben versuche, dem Bild des archaischen Kouros zu entsprechen.)

Fast so früher Feierabend wie geplant: Gestern Abend war die erste Theaterabo-Vorstellung der Spielzeit in den Kammerspielen terminiert, die Energie dafür würde ich nur durch Arbeitsende vor vier aufbringen.

In der Heimeranstraße hielt ich den herbstlichen Höhepunkt der Bodenblätterbuntizität fest, einen Regenschirm brauchte ich zum Glück nicht.

Einkäufe, Umweg über Goetheplatz für Briefmarken in der dortigen Post: Zum letzten Mal, ab 18.11. gibt es dort keine Post mehr. Ich las die Ankündigung beim Warten mit sinkendem Herzen (also würde ich hier keine Weihnachtspost mehr abwickeln können), der freundliche Schaltermann wies mich auch darauf hin. Bleibt von daheim aus noch die Post am ehemaligen Hauptbahnhof.

Bis daheim war ich heiser, weil ich in eine LALÜ!!!-Flut von Polizeiautos geriet, gegen die ich zusätzlich zu Ohrenzuhalten irgendwann nur noch anbrüllen konnte (musste trotzdem weinen).

Häuslichkeiten, dann buchte ich mit Herrn Kaltmamsell an meiner Seite die Bestandteile unseres Berlin-Ausflugs – fast, denn als ich an die Kabarettkarten nicht rankam, ohne mir im Theater ein Online-Benutzerkonto anzulegen, rastete ich wieder aus. Gestern konnte ich nicht noch einen menschenfeindlichen Wahnwitz vertragen, ein weiteres Benutzerkonto mit einem weiteren Passwort (ich verwalte derzeit ungefähr 300 davon) ist absolut unnötig. Wie sich umgehend zeigte, als ich unsere Friedrichstadtpalast-Karten über Paypal kaufte: ohne Benutzerkonto.

Eine Einheit Yoga, zum etwas vorverlegten Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Karotten aus dem Ofen sowie Stangenbohnen aus dem elterlichen Garten: Sie hatten sich dieses Jahr sehr viel Zeit gelassen mit dem Wachsen, wir bekamen die gesamte Ernte des Sonntags geschenkt.

Gegeben wurde an den Kammerspielen Sauhund nach dem Roman von Lion Christ (Theaterstücke werden im Theater ja praktisch nicht mehr gespielt), die gespielte “Fassung” von Ludwig Abraham, Hannah Baumann, Florian Fischer, Elias Krischke, Annette Paulmann, Tobias Schuster, Edmund Telgenkämper, also ein Gruppendrama. Das Thema, “80er in München: gay, vom Land, lebenshungrig”, las sich schonmal attraktiv, 1h 40min Aufführungsdauer ebenfalls.

Der Abend passte dann genau zur Beschreibung, erzählte die Geschichte von Flori aus Wolfratshausen in den 1980ern in München, freundlich und naheliegend inszeniert, mit nichts Neuem zum Thema (wobei es mir ja doch jedesmal das Herz zerreißt, wenn es um die grausige Schneise geht, die Gevatter AIDS in dieser Zeit schlug – inklusive dem unmenschlichen Sonderweg der bayerischen Politik dazu). Die Übertragung von Romanform auf die Bühne griff hauptsächlich zum Erzählmittel aufgesagter Romantext. (We want theater play.)

Einiges sah nach Sparmaßnahmen aus: Die drei hervorragenden Darster*innen Elias Krischke, Annette Paulmann (<3), Edmund Telgenkämper spielten alle Rollen, umgezogen wurde sich viel auf der Bühne, ein einziges Bühnenbild ohne Chichi oder Gewackel aus einer Wand mit Fotos aus der Zeit, die nacheinander und zum Schluss alle erschienen. Der Zuschauerraum zu 80 Prozent gefüllt, das freute mich.

Schöner Heimweg durch die ruhige, milde Herbstnacht, unter anderem vorbei an der Synagoge.

§

“The Architecture and Planning of Fascist New Towns in Sardinia”.

via @sauer_lauwarm

Weil’s darin erwähnt wird, erinnerte ich mich: Meine Tante Barbara, Schwester meiner Mutter, hatte ja nach Italien geheiratet und war exakt in einem dieser Mussolini-Orte in den pontinischen Sümpfen gelandete, Pontinia. Das prägte durch die Familienurlaube dort lange mein Italien-Bild, und ich verstand als Kind und Jugendliche wirklich nicht, was die Deutschen immer mit ihrer Italien-Begeisterung hatten.
(Später gefolgt vom Unverständnis für deutsche Grappa-Begeisterung – den ich nur als Selbstgebrannten vom Bauernhof kannte, geschmackliche Alternative zu Rattengift.)

Journal Mittwoch, 9. Juli 2025 – Abschluss meiner Theater-Saison mit Shakespeare-Albernheit

Donnerstag, 10. Juli 2025

Nach eigentlich besonders gutem und tiefen Schlaf eine halbe Stunde zu früh aufgewacht. Weil aber wirklich wach, stand ich auf – wohl wissend, dass ich irgendwann am Tag dafür würde zahlen müssen (ich war ja schon am Dienstag für meinen Lerchenlauf deutlich früher aufgestanden).

Der Morgen war knackig frisch, aber blauer Himmel hatte die Regenwolken abgelöst.

Angenehmer Marsch in die Arbeit, besonders frühes Einstempeln. Doch bereits in der ersten Arbeitsstunde merkte ich an Benommenheit den Schlafmangel – wie so oft hatte ich auf den Arbeitsstart besonders Konzentrations-bedürftige Tätigkeiten geschoben, weil ich dann eigentlich am fittesten bin.

Was mich aber freute: Der Tee, den ich dazu trank, ich hatte endlich die Packung Mamecha aus Berlin angebrochen. Er schmeckte mir noch besser, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Außerdem fiel mir ein, dass ich wegen meiner Theaterpläne am Abend eh früher Feierabend machen würde – vielleicht mit Gelegenheit einer kleinen Siesta.

Abwechslungsreicher Vormittag, ich kam erst spät los zu meinem Mittagscappuccino im Westend.

Zu Mittag gab es später am Schreibtisch Ernteanteil-Gurke, Hüttenkäse, sehr gute Aprikosen.

Nach weiteren Emsigkeiten Feierabend mit Unterstunden: Letzter Theaterabo-Termin der Spielzeit. (Ich habe es nicht geschafft, mein Kammerspiel-Abo zum Resi umzuzuiehen: Als ich wollte, war es noch nicht möglich, als die Termin-Erinnerung in meinem Kalener aufpoppte, hatte ich gerade zu viel Anderes im Kopf.) Kurz vor Aufbruch rafften sich dunkelgraue Wolken nochmal zu Regen auf, aber schon am Regenradar sah ich, dass es das erstmal sein würde. Und so geschah es, Heimweg über Einkaufsstopps im Vollcorner und im Süpermarket Verdi.

Zu Hause war ich immer noch so müde, dass ich die Idee der nachgeholten Siesta umsetzte, tatsächlich eine halbe Stunde einschlief und mich danach munterer fühlte. Eine Einheit Yoga-Gymnastik mit sehr ruhigem Dehnen.

Zum Nachtmahl gab es erstmal Nektarinen- und Tomatensalat mit Basilikum aus meiner Hand.

Sehr gut, hoffentlich nicht zum letzten Mal diesen Sommer.

Dann verwendete Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Spitzkohl für Okonomiyaki.

Ebenfalls sehr gut.

Gespielt wurde gestern Abend an den Münchner Kammerspielen Shakespeares Was ihr wollt, das ich in den vergangenen Jahrzehnten einige Male gesehen hatte, irgendwann während des Studiums auch gelesen (und das ich jedesmal beim Stichwort “gelbe Strümpfe” assoziiere).

Ein letztes Mal Kammerspiele für diese Saison.

Zweieinviertel Stunden ohne Pause – ich profitierte auf dem engen, unbequemen Stuhl sehr davon, dass die Sitze neben mir frei waren und ich mich mal in die eine, mal in die andere Richtung ausbreiten konnte. Was ein Glück war, der Zuschauerraum war nämlich zu zwei Dritteln besetzt, für einen Kammerspiel-Abend ist das derzeit dicht.

Die Inszenierung von Lies Pauwels bescherte mir einen kurzweiligen Abend – allerdings sieht man ja das Thema Gender-Bending und die Besetzung von Frauen-/Männerrollen mit dem anderen Geschlecht aus dem Stück inzwischen in allen Inszenierungen, so dass es bei Was ihr wollt zu verschwinden droht. Pauwels arbeitete dem gegen mit einer zusätzlichen großen Szene am Anfang: Alle Darsteller*innen standen als Warhols Marilyn Monroe gestylt auf der Bühne und warfen sich in ihre ikonischen Posen – das gefiel mir.

Ohnehin: Originelles Spiel mit Kostümen und Maske, verantwortlich Johanna Trudzinski (unter anderem hatten alle Darsteller*innen ihre Schminktische auf der Bühne, mit denen auch herumgefahren wurde), auch mit dem Thema Rollen-/Schauspielen, alle (?) Schauspieler*innen traten über den Abend hinweg an den Bühnenrand und erklären sich mal kürzer, mal ausführlicher (besonders beeindruckte mich Martin Weigel). An den Bühnenrand mussten sie fürs Sprechen ohnehin treten: Diesmal trugen sie keine Kopf-Mikrofone, sondern nutzten die Examplare auf Ständern an eben diesem Bühnenrand, jeder Satz dadurch als Schauspiel markiert.

Aber so im Lauf der Vorstellung und auf dem Heimweg durch die sehr frische Nacht dominierte meine Wahrnehmung immer mehr der Gedanke, dass Shakespeares Stück selbst eigentlich schon ein rechter Schmarrn ist. Malvolio und Sir Andrew als einzige wirklich interessante Figuren – jemand sollte über die ein Stück schreiben (wie Rosencrantz and Guildenstern Are Dead von Tom Stoppard) (was wahrscheinlich eh schon existiert).

Journal Sonntag, 15. Juni 2025 – Freibad / Mephisto in den Kammerspielen

Montag, 16. Juni 2025

Länger geschlafen, dennoch müde aufgestanden.

Nach Balkonkaffe mit Bloggen radelte ich ins Dantebad (scenic route über Hackerbrücke, Nymphenburger Straße, Rot-Kreuz-Platz, Gern) für eine Schwimmrunde. Das Sommerwetter hielt immer noch, obwohl bereits am Vortag heftige Gewitter angekündigt waren. Ich hoffte auf Wetter-Stabilität zumindest bis Ende meiner 3.000 Meter Schwimmen.

Das klappte auch ganz wunderbar, nur hin und wieder verschatteten Wolken das Wasserbecken ein wenig. Es war sehr viel los: Parkplatz für mein Radl hatte ich nur auf einem etwas versteckten Nebenparkplatz gefunden (inneres Haareraufen über Radler*innen, die ihr Gefährt wegversperrend abstellen), in der Umkleide hatte ich einen freien Spind suchen müssen, und die beiden Schwimmbahnen wurden emsig genutzt. Zum Glück von eher freundlichen Menschen und solchen, die eh nur ein paar Bahnen schwammen, ich kam auf meine Kosten und genoss die Bahnen in Lindendüften – bis gegen 12 Uhr wieder das Frittenfett vom Kiosk die Geruchshoheit übernahm.

Da die Sonne weiter schien, legte ich mich nach schnellem Abduschen und erweitertem Sonnencremen ein Stündchen auf die Liegewiese.

Beim Heimradeln war es dann schon auf der unangenehmen Seite heiß. Als ich unterwegs den restlichen, herrlich freien Sonntag plante, fiel mir ein, dass er keineswegs frei war: Auf gestern war der Theaterbesuch geschoben, den ich wegen re:publica nicht wahrnehmen konnte. Und er startete bereits um 16 Uhr – was ich an sich sehr begrüße, so endet die Vorstellung selbst bei über drei Stunden Spiellänge noch zu Abendessenszeit.

Das bedeutete eine gewissen Zackigkeit daheim: Nach Versorgen der nassen Schwimmsachen gab es zum Frühstück Aprikosen, Flachpfirsiche und ein großes Stück Käse, dann duschte ich mich gründlich und machte mich theaterfein.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren und einem hellblauen Sommerkleid

Ich brach früh auf, denn in der schwülen Hitze wollte ich mich nicht durch schnelles Gehen gleich wieder stinkig schwitzen. In der Fußgängerzone passierte ich Buden: München feierte Stadtgeburtstag, ich verlegte meinen Weg auf Nebenstraßen.

Gegeben wurde gestern an den Kammerspielen Mephisto nach dem Roman von Klaus Mann. Den hatte ich zwar nicht gelesen, aber die Verfilmung von István Szabó 1981 hatte mich sehr beeindruckt (unwahrscheinlich, dass ich sie im Kino sah, also mindestens einmal im Fernsehen).

Beim Kartentausch hatte ich mir einen Platz auf der anderen Seite als der meines Abos ausgesucht, nämlich auf der linken, um eine andere Perspektive zu bekommen. Von dort erlebte ich dreieinhalb kurzweilige Stunden mit einer Pause – gestört allerdings von den wirklich unbequemen Sitzen der Kammerspiele, schon vor der Pause wusste ich schier nicht mehr, wie ich mich halten sollte, um die Schmerzen in Kreuz und Sitzbeinhöcker zu lindern (sehnsüchtige Gedanken an die wundervollen Sessel im Volkstheater).

Die Inszenierung von Jette Steckel stellte fast die gesamte Handlung ins Theater, auf und hinter der Bühne – das funktionierte gut. Sie räumte der Zeit vor der Machtergreifung einen deutliche größeren Raum ein, als ich es vom Film in Erinnerung hatte, und damit den Diskussionen, wie man dem erstarkenden Faschismus gegenarbeiten konnte. Viele Bezüge zur Gegenwart, unter anderem beim Umgang mit einem jungen Schauspielkollegen, der leidenschaftlich auf der Seite der Nazis stand.

Das Ensemble auf der Bühne fand ich wieder großartig, darunter zwei Schauspieler-Entdeckungen: Erwin Aljukić spielte vom revolutionär agitierenden Schriftsteller bis zum herrschaftlichen Intendanten nuanciert, am Ende sogar Hitler selbst (der einzige Ausflug in Slapstick in einer wirklich gut gebrochenen Szene mit Hauptdarsteller Thomas Schmauser) – auch wenn visuell erstmal im Vordergrund stand, dass er mit seinem zierlichen und verschobenen Körper Rollstuhl fährt. Ähnlich nuanciert Bless Amada als Höfgens Liebhaber Julien, bei dem ich erstmal über seine große Schönheit hinweg sehen musste.

Sehr viel Applaus am Ende. Um halb acht stand ich wieder vorm Theater auf der Maximiianstraße, natürlich war es noch hell, UND das Wetter hielt immer noch. Herr Kaltmamsell erwartete mich mit Abendessen (die ersten Frühkartoffeln im Ernteanteil als Kräuterkartoffeln – köstlich, dazu ein wenig Bratkäse, Nachtisch Kirsch-Pie aus Familienkirschen). Und jetzt gewitterte es mit ordentlich Regen.

Vorbereitungen für Putzmann-Einsatz und Arbeitswoche (die letzte kurze vor sieben langen).

Journal Freitag, 4. April 2025 – Die Nashörner im Volkstheater

Samstag, 5. April 2025

Gut geschlafen, aber immer noch Nachholbedarf.

Weil abends ein Theaterbesuch zu viert anstand (also kein echtes Wochenende), zog ich gleich das Kleid dafür an, vorläufig kombiniert mit geh-freundlichen Schuhen.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in einem grünen Kleid in A-Schnitt, das über ihren Knien endet, sie trägt weiße Turnschuhe

Das hob schonmal meine Laune.

Wie angekündigt startete ein herrlicher Sonnentag, ich genoss den Marsch in die Arbeit.

In goldener Morgensonne vor blauem Himmel ein Sandstein-Altbau, davor unter anderem eine blühende Magnolie

Auf der Theresienwiese erste Indizien für Aufbau Frühlingsfest.

Für gestern wusste ich auswendig eigentlich nur von einer anstehenden Aufgabe, ein wenig mühsam, aber machbar. Zu der kam ich dann erst am Nachmittag, weil ich zum einen überm tumultösen Donnerstag ganz viel Kleinscheiß vergessen hatte (deshalb führe ich Listen) und weil zum anderen der eine oder andere Querschuss dazwischen kam – Assistentinnen-Alltag. Zudem nahm ich mir Zeit für ein Gespräch. Konzentration schwierig, Tempo auch.

Spaziergang zum Mittagscappuccino durch sonnige Herrlichkeit unter wolkenlosem Himmel und in kühlendem Wind.

Im Vordergrund eine dunkle Holztischplatte, darauf ein Cappuccino, im HIntergrund die flächendeckenden Glasfenster eines Cafés, draußen sitzen Menschen an Cafétischen

Mittagessen Crowdfarming-Orangen – so sauer, dass sie mich verärgerten: Ich esse sehr ungern Dinge, die mir nicht schmecken, will allerdings auch nichts Essbares wegwerfen. Also schluckte ich die Stücke schnell und fast ungekaut. Außerdem (deutlich besser) Apfel, Pumpernickel mit Butter.

Emsiger Nachmittag, pünktlicher Feierabend. Auf dem Heimweg gönnte ich mir zwei Sträuße Tulpen, um das Wohnungswohnen am Wochenende zu verschönen. Daheim war gerade noch Zeit, diese Sträuße zu versorgen, dann brach ich mit Herrn Kaltmamsell Richtung Volkstheater auf: Wir waren schon zu einem Abendessen vor Vorstellung verabredet, im angeschlossenen Restaurant Schmock.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in einem grünen Kleid in A-Linie, das über ihren Knien endet, an den Füßen hat sie rote Glitzer-Mary-Janes in der Hand eine dunkle, bestickte Henkeltasche

Verbrezelung des Kleides.

Schräg fotografiertes Bronzetor in Sonnenlicht, oben eine Reihe wenig stilisierter nackter Kleinkinder, darunter Jugendstil-Geometrien

Detail an der Hauner’schen Kinderklinik.

Spaziergang durch herrlichen Frühling zum Volkstheater, dort freudiges Wiedersehen mit ganz alten Bekannten (an der Uni als Kollegen kennengelernt), Austausch von Neuigkeiten (es tauchen die ersten Enkelkinder auf, leider ist es auch die Zeit von Todesmeldungen aus dem früheren Kollegenkreis).

Das Theaterstück, zu dem wir verabredet waren: Eugène Ionesco, Die Nashörner.

Blick auf eine Theaterbühne durch zwei Zuschauerinnen hindurch, auf der Bühne eine weiße, kahle Hausfasade, davor eine grüne Fläche

Die Inszenierung gefiel mir gut: Wie ich schön öfter am Volkstheater erlebt hatte, sangen die Schauspieler*innen im mehrstimmigen Chor, es gab vor allem am Anfang großartig choreografierte Tanzeinlagen, ich war völlig fasziniert, wie gezielt und in drei Dimensionen der Bühnenraum genutzt wurde – zum Beispiel als im rechten Drittel ein Bühnenelement hochgefahren wurde, zu einer eigenen Bühne mit Brüstung wurde: Ein Büro. Darin spielten die Büroszenen, wie Tanzszenen choreografiert, der Text dazu wie ein Chorstück inszeniert – überhaupt eine ungemein präzise Inszenierung. Musik spielte eine große Rolle, die auffallende Lücke im Medienmix: Filmprojektion, ohne die ich schon sehr lange keine Inszenierung mehr gesehen hatte (mir fehlte sie überhaupt nicht).

Überrascht und fasziniert war ich, wie gut ich den Text des Stücks kannte – ich erinnerte mich vage, dass wir in der Schule absurdes Theater durchgenommen hatten, anscheinend sehr gründlich. Und im anschließenden Gespräch mit unserer fachkundigen Theaterbegleitung kamen wir drauf, dass in den späten 1980ern, frühen 1990ern die Werke des absurden Theaters besonders häufig auf die deutschsprachigen Bühnen gebracht worden waren.

Als politisches Statement fand ich die Inszenierung nicht unbedingt angelegt (auch das gibt es heute noch), ich sah eher das Thema Wahrnehmung in Abgleich mit Fakten in Abgleich mit Mehrheitsmeinung zu Wahrnehmung, sah eher das Spannungsfeld Individuum/Gesellschaft. Es bleibt ohne eindeutige Aussage viel in der Schwebe, sowohl im Stück als auch in der Inszenierung – das gefiel mir sehr gut.

Vor allem sah ich eine ausgesprochen vergnügliche Show, zu 90 Prozent unrealistisch gespielt (passend zum Text), meist auch komisch. Bühnenbild in Weiß und Neongrün in erster Linie funktional, der Knaller der Ausstattung: Die drei lebensgroßen Nashörner, die fürs Schlussbild auf die Bühne kamen und die ich umgehend haben wollte.

Erst der Rezension in der Süddeutschen (€) entnehme ich, dass es tatsächlich zur Inszenierung Merchandise im Foyer gegeben hätte – was ja perfekt zum Inhalt des Stückes passt. Gutes Theater, Empfehlung.

Auch die Dauer des Stücks von 1 Stunde 45 Minuten begrüßte ich, so kamen wir nicht zu spät nach Hause und ins Bett.

Journal Mittwoch, 19. März 2025 – Jan-Christoph Gockel, Oh Schreck!

Donnerstag, 20. März 2025

Guter Schlaf, wie schon in den Nächten davor schien der Mond (derzeit deutlich abnehmend) vom wolkenlosen Himmel volle Kanne auf mein Bett.

Diesmal dachte ich daran, trotz strahlender Sonne die warme Winterjacke für den Marsch in die Arbeit anzuziehen: Es war wieder deutlich frostig, im Ledermantel war mir zu kalt gewesen. Weiterhin Applaus für den Frost, der hoffentlich auch weiterhin die blöden Obstbäume davon abhält vorzeitig zu blühen und sich der Gefahr später erfrorener Blüten auszusetzen – ich bin auch Natur, und diese Natur will im Sommer Kirschen, im Spätsommer und Herbst Äpfel und Zwetschgen.

Gut strukturierte Arbeit, ich bekam den Tisch leer. Raus auf einen Mittagscappuccino im Westend, es war dann doch noch warm genug für Mützen- und Handschuhlosigkeit geworden.

Backsteinkirche mit runden Formen vor knallblauem Himmel

St. Rupert

Zu Mittag gab es Hüttenkäse und die Kerne eines Granatapfels.

Überfrüher Feierabend, denn für abends hatte ich Theaterpläne. Und ich hatte wieder mit einem Termin zum Beinenthaaren sichergestellt, dass ich auch wirklich sehr früh gehen würden.

Nach der Beinkosmetik holte ich meine gekürzte Hose von der Schneiderin, kaufte noch im Vollcorner Milchprodukte und Obst.

Diesmal begleitete mich Herr Kaltmamsell in mein Theaterabo an den Kammerspielen, ich hatte ihn für Oh Schreck interessieren können, “eine Vampirkomödie von Jan-Christoph Gockel inspiriert von F. W. Murnaus ‘Nosferatu’ und dem Leben von Max Schreck”. Also servierte er Abendessen etwas früher als sonst: Es gab die restlichen Ernteanteilkarotten als Ofenfritten, außerdem Tellerlinsen und Orecchiette.

Gedeckter Tisch mit weißen Sets, im Vordergrund ein weißer, tiefer Teller, rechts darain gekochte Linsen, links gekochte Nudeln, dahinter ein Glasteller mit gebackenen Stiften violetter Karotten

Balsamico auf die Linsen, Olivenöl auf die Orecchiette, die Karottenfritten (Sorte Purple Haze) waren besonders gut geraten.

Im letzten Abendlicht unter weiterhin wolkenlosem Himmel spazierte ich mit meinem Haus-Vampirologen in die Maximilianstraße.

Blick von rechts auf eine Theaterbühne, darauf ein riesiger goldener Bilderrahmen, darin in verlaufenden roten Buchstaben "Oh Schreck!"

Der Zuschauerraum war nahezu voll besetzt, das hatte ich in den Kammerspielen schon sehr lang nicht mehr erlebt. Das Stück begann mit einem Monolog des betagten Walter Hess vom Bühnenrand, der wie in der Soliloqui vor vielen Shakespeare-Stücken das Setting erklärte: Die Menschen, die an den Kammerspielen arbeiten, sind alles Vampire, ein Regisseur von außerhalb inszeniert mit ihnen Nosferatu. Das war sehr praktisch, das musste also schonmal nicht per Handlung erklärt werden.

Und dann erlebte ich nach Langem mal wieder einen richtig schönen Kammerspiel-Abend. Ich hatte Klamauk befürchtet, doch auf der Bühne fand wirklich Lustiges statt: Mit verschiedensten Medien (das also wie immer) kamen Versatzstücke aus mehreren Jahrhunderten kultureller Verarbeitung des Vampir-Mythos zusammen, die Klammer war der Umstand, dass der Hauptdarsteller des Nosferatu-Films von 1922, Max Schreck, lange Jahre an den Münchner Kammerspielen gearbeitet hatte – und möglicherweise bis heute dort haust.

Besonders gut gefiel mir die Umsetzung der Ansage, diesen Stummfilm auf die Bühne zu bringen: Nämlich mit fast lebensgroßen Marionetten (Michael Pietsch), die vor die Darstellenden gebunden wurden, Text hinter ihnen auf die Bühne projiziert. Auch sonst schöne Ausstattungs- und Masken-Ideen, wundervolles Schauspiel. Den Vogel schoss Katharina Bach als Kristine van Helsing ab (mal wieder eine Schauspielerin, die mir seinerzeit vom ersten Anblick an entgegenbrannte mit ihrer PRÄSENZ!): Sie trat mit einer Slapstick-Nummer auf, die in einem Wortspiel-Monolog mündete, mit einer René-Polesch-Gedächtnis-Spachkaskade.

Für eine Szene wurden die fünf Bühnenarbeiter auf die Bühne geholt, die zuvor mehr oder weniger sichtbar Bühnenbild geschoben hatten, Katharina Bach verwendete sie als Requisiten für einen weiteren wunderbar irren Monolog – und das war schon sehr rührend, diesen ganz echten Nicht-Schauspielern beim Durchhalten zuzusehen.

Herzerfrischung rundum, ich kam lächelnd aus dem Theater, ließ mir auf dem Heimweg von Herrn Kaltmamsell (“Was willst du wissen? Was willst du wissen? Komm, frag mich!”) unter anderem Publikationshintergründe zu Nosferatu erzählen.

§

Comedian John Mulaney versucht – wie so viele – ein Bild für die Weltsituation zu finden. Er nimmt: “There’s a horse loose in a hospital.”

Journal Samstag, 1. Februar 2025 – Uni-Erinnerungen

Sonntag, 2. Februar 2025

Gut und lang geschlafen, interessant geträumt. Gemütliches Bloggen, Nachlesen der Mastodon-Timeline der vorhergehenden 24 Stunden – anhand der Verarbeitung dort auch tagespolitische Ereignisse des Vortrages nachverfolgt, ähnlich wie die Aufzeichnung eines Sport-Ereignisses.

Erst beim ersten Auftauchen von Lieblings-Microblogging-Posts in dieser Timeline bemerkte ich, dass ich selbst die für Januar komplett vergessen hatte. Vermutlich wäre ich eh nicht dazu gekommen, aber diesmal hatte sie einfach vergessen.

Fester Plan war Schwimmen gewesen, vor allem hatte ich darauf gehofft, dass dadurch die seltsamen Kreuz-/Hüftschmerzen verschwinden würden. Doch als es Zeit für Packen und Aufbruch wurde, hatte ich keine Lust. In diesem Fall fiel das Hadern aus: Ich hatte ja Urlaub, also verschob ich die Schwimmrunde einfach auf Montag – an dem ich ursprünglich wandern wollte, für den mir aber keine wirklich attraktive Route eingefallen war.

Statt dessen: Schweizer Sonntagszopf! Ich hatte sehr im Kopf, dass noch ein angebrochener Würfel Hefe im Kühlschrank mit Vergammeln drohte. Während der Teig ging (ohne Ei, weil keines im Haus, aber ich wusste ja, dass er auch ohne funktionieren würde), duschte ich und ging auf eine Einkaufsrunde – für die ich energisch “Blumen” auf die Liste setzte, schließlich konnte ihr Anblick mich in der Urlaubswoche besonders häufig erfreuen.

Die Front eines sehr alten Kinos mit leeren Schaukästen, mit verblichen rotem Samt ausgekleidet, über dem Eingang die Buchstaben "Filmtheater Sendlinger Tor", ein Mann mit Wollmütze und Jeans geht gerade vorüber

Trauriger Abschied von einer Kino-Institution:1 Das Kino Sendlinger Tor ist jetzt Vergangenheit, Mitte Januar war die letzte Vorstellung.

Auch in den Nachbarschafts-Blumenladen bog ich ein, bewunderte beim Warten die überraschend große Auswahl an Nelken, nahm davon ein paar in Dunkelweinrot mit, die Kundin nach mir war eine der örtlichen Verkehrswächterinnen.

Weiterarbeit am Sonntagszopf, wieder scheiterte ich am zweisträngigen Flechten (vielleicht fehlt mir einfach die Ablenkung durch ein Gespräch über Relativitätstheorie), aber das Ergebnis war zopfoid.

Durch die Backofenscheibe fotografierter Hefezopf, der gerade am Aufgehen ist, noch ungebräunt

Meiner Nase traue ich beim Backen mehr als der Uhr: Wenn der Duft meldet “Hefezopf 1 Minute über fertig”, kann die Uhr noch so sehr anzeigen “noch 5 Minuten Backzeit” – Zopf kommt raus.

Aufsicht auf glänzend braun gebackenen Hefezopf auf Backpapier auf Blech

Nach 20 Minuten Abkühlen ließ er sich in flaumige Stränge zupfen, die ich mit Käse und Orangenmarmelade genoss. Ich freute mich sehr darüber, dass ich backen kann.

Zeitungslektüre, doch dann holte ich die Lieblingsmicrobloggingpostst nach: Die nächste Runde hat bereits die Bundestagswahl hinter sich, Vieles würde sich überholt haben.

Programm war gestern ein Ausflug nach Augsburg: Herr Kaltmamsell ist immer noch im Verteiler des Anglistentheaters der Uni Augsburg, dessen Teil er als Student war (nicht auf der Bühne, sondern mit Orga und Ticketverkauf), und jetzt hatten wir uns nach Jahrzehnten aufgerafft, mal wieder Tickets für eine Vorstellung zu kaufen. (Wir haben beide an der Uni Augsburg studiert, uns dort als Hiwis kennengelernt.) Gegeben wurde Dracula: A Postmodern Postmortem, eine Verarbeitung von Bram Stokers Roman von 1897.

Das Hinkommen war gar nicht so einfach: Die Regionalbahn, die uns mit unserem Deutschlandticket rechtzeitig für einen Abend-Snack vor der Vorstellung nach Augsburg bringen sollte, fiel aus – „Grund ist die kurzfristige Erkrankung des Personals.“ Herr Kaltmamsell spendierte kurzerhand zwei ICE-Tickets, doch in diesem schickeren Zug saßen wir erstmal: Er fuhr „auf unbestimmte Zeit“ nicht ab, „wegen fehlendem Personal“.

Schließlich kamen wir aber nach Augsburg, zu spät für ein Einkehren (wir hatten nach dem vielen warmen Sonntagszopf eh noch keinen Hunger), doch mit reichlich Zeit für einen Spaziergang übers Uni-Gelände.

Augsburg hat eine Campus-Uni im Süden der Stadt, wir versuchten uns in der nächtlichen Szenerie zu erinnern, welche Gebäude und Infrastruktur es zu unserer Zeit schon gab (Abschluss 1995 – mein Studiengang Englische Literaturwissenschaft existiert längst nicht mehr, nicht mal mehr mein Studienabschluss Magister), sahen in der Zentralbibliothek vorbei (die rosa Zettel damals für Fernleihe!), rekonstruierten unsere Recherche-Wege durch die Bibliotheksgebäude als Hiwis, guckten von außen in die stille Cafeteria. Ich hatte schon sehr lang nicht mehr an diese Zeit gedacht. (Damals, krächzte sie, gab es ja noch nicht mal die Straßenbahn raus zur Uni, es fuhr nur ein Bus, und die Haltestelle hieß “Alter Postweg, Universität” – mit Universität als Nebensache.)

Vertraut war das Hörsaal-Gebäude, in dem das Theaterstück aufgeführt wurde.

Kunstbeleuchtetes Foyer eines modernen Hörsaalgebäudes, vom ersten Stock aus fotografiert; der Boden besteht aus Pflastersteinen, Wände und Treppen aus Beton, links sieht man eine gelbe Hörsaaltür, manche Blenden sind grün. Vereinzelt stehen Menschen herum

Ich weiß, dass rechts unten ein öffentlicher Telefonapparat hing, unter anderem weil ich daran im ersten Semester für meine allererste Uni-Seminararbeit telefonierte, die gleich mal ein großes Abenteuer war (Nebenfach Alte Geschichte, Proseminar Epigrafie, Inschriften aus der späten Kaiserzeit) – die Geschichte habe ich immer noch nicht erzählt.

Im gut gefüllten Hörsaal fühlte sich der Holzsitz unterm Po durchaus vertraut an (und immer noch bequemer als die Sitze in den Münchner Kammerspielen, aber dazu gehört nicht viel), der heruntergeklappte Tisch machte das Sitzen noch bequemer – ich sitze einfach am liebsten an einem Tisch.

Das konventionelle Bühnenbild mit realistischen Möbeln und einem silbernen Theaterdeko-Sarg bereitete mich auf die Art der Inszenierung vor. Bis zur Pause fühlte ich mich gut unterhalten von der leichten und immer wieder scherzhaft erklärten Geschichte um Jonathan Harkers Reise zu Graf Dracula, das war liebevoll und mit Herzblut (haha) gemacht. Nach der Pause allerdings zog sich der Abschluss der Handlung in Wiederholungen, da half auch Klamauk nicht.

Draußen war es knackig kalt, statt an der Uni auf die nächste Tram zu warten, marschierten wir eine Haltestelle weiter. Dann erwischten wir aber gleich eine pünktliche Regionalbahn zurück nach München – auch wenn wir in Pasing nochmal umsteigen mussten (am Wochenende immer Bauarbeiten), kamen wir noch vor elf nach Hause. Hunger hatten wir beide immer noch keinen echten, doch aus Vernunftgründen bereitete Herr Kaltmamsell aus den Fertig-Gnocchi im Kühlschrank mit Käsesauce ein kleines warmes Abendessen zu.

§

Nochmal Prof. Drosten zu Corona – mei, er ist halt auch weiterhin weltweit führend in der Sars-CoV-Forschung, es ist nur seriös, sich mit Fragen dazu an ihn zu wenden. Zum Beispiel mit Fragen über den Forschungsstand zum Ursprung des Sars-CoV-2-Virus.
“Christian Drosten
‘Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich'”.

(Herzchen für den Schlusssatz:
“Drosten: Mitdenken ist anstrengend. So ist das nun mal.”)

  1. Sehr schön in der kleinen Doku: Der Sprachunterschied zwischen den Generationen – eine spricht noch Bayrisch, die nächste komplett ungefärbtes Deutsch, rollt nichtmal das R. []

Journal Mittwoch, 29. Januar 2025 – Henrik Ibsen, Gerhild Steinbuch, Ensemble, Baumeister Solness

Donnerstag, 30. Januar 2025

Zu regnerischer Düsternis aufgestanden, doch bis zu meinem Arbeitsweg hatte zumindest der Regen aufgehört.

Emsiges Arbeiten am Schreibtisch, auch eine kleine Schulung dabei, während das Wetter immer schöner wurde. Auf dem Weg zum Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria bekam ich bereits ein wenig Sonne ab, nach Mittag wurde es dann so richtig blauhimmlig sonnig. Das freute mich umso mehr, als dass ich das Haus sehr früh verlassen würde: Abends Theatertermin, und ich hatte mit einem Enthaarungstermin um vier sichergestellt, dass ich auch wirklich kurz nach halb vier Feierabend machen würde.

Mittagessen: Apfel, Avocadochen, Granatapfelkerne mit Joghurt.

Emsiger, aber sehr kurzer Arbeitsnachmittag, dann eilte ich hinaus in den herrlich sonnigen Tag und zum Beinwachsen. Langsam scheinen die Haare tatsächlich weniger zu werden, wie Frau Wachserin anfänglich angekündigt hatte.

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, unter anderem fürs Brotbacken in meiner Urlaubswoche. Das alles brachte mich zur letzten Dämmerung nach Hause. Vor dem Aufbruch ins Theater passte noch Yoga-Gmynastik, als vorverlegtes Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Erbseneintopf aus Schälerbsen, verwendete restlichen Lauch, Karotten, Kartoffeln aus Ernteanteil.

Gegeben wurde gestern in den Kammerspielen von Henrik Ibsen, Gerhild Steinbuch, Ensemble, Baumeister Solness. Der Zuschauerraum war nur zu einem guten Drittel besetzt, kein gutes Zeichen.

Und so sah ich die sich fragmentarisch entwickelnde Geschichte des namensgebenden Baumeisters, der sich trotz seines Status und Erfolgs vor der nächsten Generation fürchtet, immer mehr zeigt sich die Geschichte seiner Vergangenheit. Das alles ausschließlich im düsteren, unheilverheißenden Katastrophenmodus inszeniert und gespielt; so harmlos konnte ein Austausch der Schauspielenden im Vordergrund gar nicht sein, dass nicht noch im Hintergrund drohende Schatten, böse pulsierende Musik, die Filmprojektion eines verzerrten Gesichts oder eine sich wortlos in Pein windende weitere Schauspielerin darauf deuteten, wie schlimm und schrecklich alles war. Leider ging das gestern Abend an mir vorbei, ich hielt mich an der Aussicht fest, dass das Stück nur 90 Minuten dauerte.

Und dann wurde abschließend auch noch eskalierend gebrüllt, vermutlich waren das die selbst hinzugefügten Texte, denn ich hörte mehrfach: “Die Scham muss die Seite wechseln!” In meinen Augen und Ohren war die Inszenierung heillos an Mitteln überladen (ist das die Sorte, zu der Rezensent*innen “furios” schreiben?). Interessant fand ich aber, dass die Dialoge meist übereinander gelagert gesprochen wurden, das gab ihnen eine faszinierend realistische Note.

Applaus pflichtschuldig (ein Thema des Stücks spiegelnd, hihi), die Leute auf der Bühne konnten ja nichts dafür, ganz vorne allerdings versprengt Aufsteher*- und “Bravo”-Rufer*innen, ich vermutete Freunde und Familie.

Beim Heimmarsch durch die leere Fußgängerzone war es immer noch ein wenig mild, ich lag nur eine halbe Stunde später als gewohnt im Bett.

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Eine Folge BR-Lebenlinien über den Mann hinter dem Münchner Restaurant Schmock – dem alten und dem neuen: Florian Gleibs.
“Mit Chuzpe und Omas Rezepten”.

via @Klugscheisser

Es kommt auch das Café Puck drin vor. (Ich vermisse das alte, herrlich schabernackige Schmock bis heute. Verstehe die Gründe für die Schließung aber.)
Und ja, zefix, dann habe ich halt doch Florian Gleibs Kochbuch bestellt, an das ich mich erinnerte: Wir Münchner*innen können die levantinische Küche ja nicht völlig Ottolenghi überlassen.