Wandern

Journal Mittwoch, 18. Mai 2016 – Cotwolds Tag 4 (Old Sodbury bis Cold Ashton)

Donnerstag, 19. Mai 2016

Hier könnte eine Geschichte stehen von Wandern im strömenden Regen, von Bibbern vor Kälte und von Wanderstiefeln, aus denen man das Wasser gießen konnte – schließlich war ordentlich Regen angekündigt. Doch das englische Wetter ist unstet, man kann sich auf nichts verlassen, nicht mal auf angekündigten Regen. Zwar war es gestern wolkig und eher kühl, doch tatsächlich angeregnet wurden wir nur dreimal, und das eher kurz. Wir sahen sogar ein paar Mal Sonne. Zudem wieder Fasane, Feldlerchen, Distelfinken, Möwen (konstante Begleiter am Himmel) – und ein hochherrschaftliches House. Da die eigentliche Wanderstrecke übersichtlich kurz war, nahmen wir nämlich auf dem Weg Dyrham Park mit, ein Anwesen in der Hand des National Trust, dessen Äußeres für den Dreh von Remains of the Day verwendet wurde. Mit diesem Umweg und einer langen Pause waren wir für gemessene 23 Kilometer etwa sechseinhalb Stunden unterwegs.

Nur von Ferne erahnen konnten wir Dodington Park, das mittlerweile dem Staubsauger-Dyson gehört. Unser Hotelgastgeber hatte uns erzählt, dass Dyson zwar die öffentlichen Wege durch sein Grundstück weiterhin nutzen lässt1, zum Haus hin allerdings sichtschützende Bäume habe pflanzen lassen. Das ist aus Sicht des Besitzers völlig verständlich, ruiniert allerdings die sensationelle historisch unbegrenzte Lage der Häuser in weitläufiger Parklandschaft.

Eingekehrt sind wir gestern nur auf eine Tasse Tee in den schönen tea room von Dyrham Park. Vorher hatten wir mit Blick auf das Haus auf einem Baumstamm sitzend Brotzeit gemacht und das Lunchpaket unseres Gastgebers verzehrt.

Diesmal war unsere Unterkunft eine ehemalige Farm, die sehr geschmackvoll und modern zu einem B&B umgebaut war. Unsere Gastgeberin begrüßte uns herzlich und mit ausführlichen Informationen, das vorbereitete Abendessen machten wir uns in einer kleinen Gästeküche warm: Unsere Gastgeberin hatte uns liebevoll Salat (mit frischen Basilikumblättern und gerösteten Pinienkernen) und Dressing vorbereitet, außerdem örtliches Bier “Cotswold Way” sowie Fish Pie und zum Nachtisch Sticky Toffee Pudding.

Abend über Bloggen und Livegucken der dritten Folge von Mary Beard’s Ultimate Rome auf BBC 2.

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Bei Regen starteten wir vom Old Sodbury House Hotel.

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In Old Sodbury gibt es sogar noch ein altes Telefonhäuschen – von außen heruntergekommen, von innen sauber und voll funktionstüchtig.

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Einem bestimmten Grad Idyll kann auch Regen nichts anhaben.

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Er macht das Idyll allerdings recht matschig. Meine Wanderstiefel waren bald doppelt so schwer wie beim Anziehen.

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Der öffentlich passierbare Teil von Dodington Park.

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Der erste von vielen Fasanen, die wir gestern sahen – diesen so nah, dass ich ihn sogar mit meinem Smartphone erwischte.

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In Tormarton guckten wir in die örtliche Kirche St. Mary Magdalene. Dort entdeckten wir, dass mit dreckigen Wanderschuhen gerechnet wurde.

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Und was kirchliche Dienstleistungen kosten, wenn es keine Kirchensteuer gibt. Taufen sind in einer missionierenden Religion natürlich kostenlos.

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Ein kleiner palate cleanser nach all dem Idyll: Die Cotswolds haben auch Hochspannungsleitungen, Windkraft und Autobahn.

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Dyrham Park konnten wir nur von außen besichtigen: Das Gebäude wird restauriert, nicht immer kann man ins Innere.

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Zeit für eine Pause.

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Ich trinke hier gerade so gerne Tee (im tea room von Dyrham Park mit Milch zum Selbstzapfen), dass ich meinen gewohnten Milchkaffee gar nicht vermisse.

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Typisch public footpath.

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Cold Ashton

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Die offene Tür führt in unser Zimmer des B&B.

  1. Es ist auch ziemlich schwierig, das zu verbieten, wie Konstantin auf London Leben schön erklärt. Und so stiefelten wir auch gestern einmal so richtig quer durch jemandes Garten, mitten durch Felder, quer über Kuh- und Schafweiden waren wir immer wieder unterwegs. []

Journal Dienstag, 17. Mai 2016 – Cotswolds Tag 3 (Wotton-under-Edge bis Old Sodbury)

Mittwoch, 18. Mai 2016

Es war der Tag der Fasane: Nachdem unsere Gastgeberin uns am Vorabend Fasan serviert hatte, prognostizierte sie, dass wir in den nächsten Tagen auch lebendige würden sehen können – und all so geschah es. Vielleicht hat sie ja den Cotswold-Way-Verein angerufen und welche bestellt, wir sahen sieben Stück entlang unserem gestrigen Weg.

Morgens war ich erstaunt, dass wir beide immer noch keinen Muskelkater hatten – am Vortag waren einige wirklich anstrengende Passagen dabei gewesen, vor allem beim steil bergab Gehen hatte meine Oberschenkel ordentlich gebrannt.

Nach dem Frühstück sahen wir uns erst mal in Wotton-under-Edge um (überraschenderweise “Wuttn” ausgesprochen): Eine lebendige zentrale Einkaufsstraße mit kleinen Läden von Bäckerei und Metzger über Cafés bis Friseur und Musikinstrumente. In der Kirche St. Mary verbrachten wir einige Zeit: Ich war vor allem fasziniert von den handbestickten Kniekissen (Gobelin?), die an jedem Platz hingen.

Hinter Wotton-under-Edge gingen wir einen Bach entlang und passierten eine große Gruppe Kinder in Gummistiefeln (Schulklasse?), die von drei Frauen angeleitet verschiedene Untersuchungen am Bach anstellten. Herr Kaltmamsell erspähte auf einem Klemmbrett die Überschrift “River Study”, sah nach einem sehr spannenden Projekt aus.

Einige Zeit später kamen wir an einer Gruppe Menschen vorbei, die gerade eine der dry stone walls zwischen Weg und Feld reparierte. Wir grüßten und bekamen ein Magazin in die Hand gedrückt: den Cotswold Lion. Ein jovialer alter Herr erklärte dazu, dass sie eine Freiwilligengruppe vom Cotswold Conservation-Verein seien, die sich darum kümmern, dass Mauern repariert werden, Hinweisschilder erneuert, Wege passierbar gehalten. Wir scherzten ein wenig hin und her, ich dankte ihm sehr herzlich für sein Engagement, das mir diesen Urlaub so angenehm macht.

Regen bekamen wir auch ab: Schon mittags verdüsterte sich der Himmel immer mehr, bald mussten wir uns gegen ein paar Regentropfen schützen. Auch deshalb beschlossen wir, unser Lunchpaket für den Abend aufzuheben und statt dessen in einem Pub Pause zu machen und zu Mittag zu essen: Im nahe gelegenen Hawkesbury Upton war auch eines empfohlen, das sich als perfekt herausstellte.

Danach kamen wir nochmal in einen heftigeren Schauer, doch auch der ging bald vorbei. Kleine Übung für den Mittwoch, da soll es durchregnen. Von den letzten beiden Stunden der Wanderung habe ich keine eigenen Fotos, weil meinem Smartphone der Strom ausging (und auch die Powerbank leer war, die mich in den Tagen davor gerettet hatte). Deshalb musste ich die Länge der gestrigen Strecke schätzen: In den acht Stunden mit einer guten Stunde Mittagspause haben wir vermutlich 26 Kilometer zurückgelegt.

Unsere Unterkunft in Old Sodbury ist ein kleines Hotel in einem alten Gebäude an der Schnellstraße, möglicherweise waren wir die einzigen Gäste. Geräumiges Zimmer, geräumiges Bad mit Wanne. Wieder war für mich ein Vollbad genau das Richtige. Zum Abendbrot holten wir unsere Käsebrote und den fruit cake heraus, den uns die Zimmerwirtin in Wotton eingepackt hatte – wunderbar. Dazu guckte Herr Kaltmamsell Fernsehen, ich bloggte.

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Die Einkaufsstraße von Wotton-under-Edge.

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Der Lardy Cake in der Auslage der Bäckerei erinnerte mich an das Rezept dafür, das ich noch ungetestet daheim habe.

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Die Kirche St. Mary in Wotton-under-Edge von außen.

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Und von innen. Es folgen ausgewählte Gobelinkissen, manche deutlich kirchlich:

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Manche sind so irgendwie dazwischen:

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Bei anderen ist der kirchliche Bezug sehr erklärungsbedürftig:

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Aber für Knie sind sicher alle bequem.

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Schüler beim Flussforschen.

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Eine kissing gate – von denen es gestern definitiv zu wenige gab.

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Das ist ja wohl mal EIN HOHLWEG! Herr Kaltmamsell begann von Tolkiens Konzept guter und böser Wälder zu erzählen.

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Einer der sieben Fasane, denen wir gestern begegneten, fotografiert von Herrn Kaltmamsell mit mächtigem Teleobjektiv.

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Ich fand ein Bündel wunderhübscher Federn und schmückte meinen Hut damit. Auf Twitter erfuhr ich, dass das sehr wahrscheinlich Fasanenfedern sind. Überraschung.

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Regen. Und ein weiteres absurdes monument auf einem Hügel, dieses für einen General Sumerset.

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Pub food! Ich hatte als kleines Tagesgericht einen faggot mit gravy, Erbsen und Pommes, Herr Kaltmamsell Cottage Pie mit ähnlichem drumrum. Wir sind auf dem Foto beide bei unserem zweiten Getränk: Ich hatte nach einem Pint Ale (Dursley Donkey) lieber mal eine Cola (Urlaubsgetränk), Herr Kaltmamsell wagte sich nach einem Pint Cider an eines mit Ale – nachdem ich ihm versprochen hatte, dass er die nächsten Stunden betrunken würde hinter mir her stapfen können.

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Samma: Den Bärlauch machen die doch da zur Deko hin.

Journal Montag, 16. Mai 2016 – Cotswolds Tag 2 (Middleyard bis Wotton-under-Edge)

Dienstag, 17. Mai 2016

30 Kilometer auf und ab, oft ausgesprochen steil, sind auch mit drei Pausen und in gut acht Stunden anstrengend. Jetzt wissen wir das also.

Das Wetter passte auch gestern bestens zum Wandern: Sonne mit ein paar Wolken, milde Temperaturen. Wieder bekamen wir optimal ausgeschilderte Wege, zu den gesichteten Vögeln (in der Aufzählung vom Vortag fehlten Eichelhäher, Schwalben und Mauersegler) kamen ein graues Eichhörnchen, viele Schafe, Ziegen, wieder Kühe in allen Schattierungen. Fledermäuse allerdings nicht: Unser Abstecher zu Woodchester Mansion, wo man angeblich fünf verschiedene Fledermausarten sehen kann, war zwar wanderisch schön, doch die Mansion ist montags geschlossen. Wir guckten also nur von außen.

In Dursley kehrten wir in einem Pub ein und ließen uns je ein Pint Ale schmecken. So hatte ich mir das vorgestellt.

Diesmal begegneten wir auch anderen Wanderern, koordinierten zum Beispiel drei Herren, die an verschiedenen Stellen des Wegs aufeinander warteten (hatten sich für ein Teilstück zu Alternativen getrennt) und uns Botschaften mitgaben für den nächsten, den wir treffen würden. Mountainbiker waren fast keine unterwegs.

Das B&B, in dem wir in Wotton-under-Edge eingebucht waren, stellte sich als Eigenheim ohne Kennzeichnung heraus, in dem uns ein Zimmer mit Bad zugewiesen wurde. Begrüßt wurden wir auch von zwei Hunden, die ich ausgiebig streicheln konnte. Beim Buchen der Reise war uns hier ein home cooked dinner angeboten worden; da andere Abendessensmöglichkeiten eine weitere Wanderung erfordert hätten und weil wir neugierig waren, nahmen wir an. Zusammen mit unseren Gastgebern aßen wir also in einem Esszimmer mit Blick übers Tal eine Fasanenkasserole (mein zweites Mal Fasan, auch das erste Mal war in England gewesen) mit Kartoffelstampf, Karotten und jungem Brokkoli, zum Nachtisch Apfel-Brombeer-Pie mit flüssiger Sahne.

Wotton-under-Edge ist ein sehr lebendiges Städtchen mit etwa 6500 Einwohnern in den Cotswolds (unsere Gastgeber erzählten uns, dass es sogar ein Kino gibt), hat aber nur ein Hotel und zwei B&Bs (das andere gehört einer Freundin unserer Gastgeberin). Die Cotswolds scheinen ohnehin nicht wirklich touristisch erschlossen – möglicherweise hatte ich bei meinen Erwartungen zu sehr das Allgäu oder das Chiemgau im Hinterkopf, wo jedes Kuhkaff Pensionen hat und die seit den 50ern “Fremdenzimmer” anbieten. Offensichtlich eine ganz andere Historie.

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Sonnige Aussicht beim Aufstehen.

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Full English Breakfast in Middleyard. An sich und in entsprechenden Cafés mag ich das ja, doch die fettarme, unknusprige Heimvariante ist dann doch nicht so das Meine.

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Zu Beginn der Wanderung: wilde Tiere.

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Schon gestern kamen wir an sowas vorbei, was unser Wanderführer als piggery eingezeichnet hatte. Da hier aber keine Schweine zu sehen sind, bin ich unschlüssig, was es sein soll.

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Wie auch am Sonntag: Immer wieder blühender (und entsprechend riechender) Bärlauch, soweit das Auge reicht.

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Woodchester Mansion, hübsch, aber zu.

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Hat man hier gerne oben drauf: Topographen.

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Zum Käsebrot hatte unsere B&B-Wirtin uns Capri Sonne ins Lunchpaket gepackt. Ich wurde schlagartig wieder elf. (Als ich meine Mutter vergeblich um so etwas anbettelte. Heute schmeckt es mir leider nicht mehr. Vielleicht kann es doch irgendwann zu spät für eine schöne Kindheit sein.)

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Landeskunde: So sieht heutzutage die Karte für Pub Food aus.

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Sehen Sie rechts ganz hinten den Turm auf dem Berg? Da waren wir auch.

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Und das war der Turm, das Tyndale Monument, das vielleicht weltweit größte Denkmal für einen Übersetzer.

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Auch ein Denkmal, bestehend aus eingemauerten Pinien und wechselnden Anlässen zugeeignet.

Journal Sonntag, 15. Mai 2016 – Cotswolds Tag 1 (Painswick bis Middleyard)

Montag, 16. Mai 2016

Welpen! Kaninchen! Rehe! Kühe! Elstern! Es war ein tierreicher erster Wandertag. Dafür ganz schön pubarm: Der Cotswolds Way ist ausgesprochen gut ausgeschildert und führt von einem schönen Anblick zum nächsten. Was ihm allerdings ein wenig fehlt, sind Einkehrmöglichkeiten – besonders am Sonntag, wie wir gestern feststellten. Der eine von den drei im Reiseführer ausgewiesenen Pubs, zu dem wir mittags abseits des Wegs in einen Ort gegangen waren, hatte überraschend geschlossen. So kamen wir erst am Nachmittag zu einer Rast mit Sessel und Getränk, in einem Café.

Da das Wetter wunderschön war, sonnig und warm, nahmen wir gestern bei Alternativen immer die längere, folgten jedem Hinweis auf Sehenswürdigkeiten. So waren wir für gemessene 24 Kilometer mit zwei Pausen insgesamt gut sieben Stunden unterwegs – was allerdings auch an überraschend vielen Höhenmetern lag.

Eine Besonderheit von englischen Wanderwegen, die wir schon kannten: die vielen Gatter verschiedener Techniken, die es zu öffnen, zu passieren und zu schließen gab. Die häufigste Technik gestern war das kissing gate – als gute Touristen nahmen wir jedes als Gelegenheit für einen Kuss. Was einen passierenden Hundegassiführer zur Beschwerde brachte, er fühle sich jetzt aber ganz schön außen vor, er habe ja nur einen Hund zum Küssen dabei (der entzückende Zwergdackel wäre aber keine schlechte Wahl gewesen).

An Tieren sahen wir erst Kaninchen, dann das eine oder andere Reh im Wald ganz nah. Viele Vögel, von denen wir die häufigen Elstern, außerdem die Stare, Dohlen, Rotkehlchen, Amseln, Krähen, Meisen leicht identifizierten, die Feldlerchen brachte uns der Wanderführer bei, die Termik-segelnden Greifvögel blieben für uns aber nur ungefähr.

Dummerweise wachte ich mit einem Hackebeilchen im Gesicht senkrecht übers linke Auge auf – zumindest fühlte sich das Kopfweh so an, das im Grunde schon am Samstagnachmittag begonnen hatte. Ich kämpfte es zwar am Vormittag mit Ibu nieder, fühlte mich aber den größten Teil des Tages benommen.

Dabei begann der Tag mit einem wundervollen Frühstück im urigen Esszimmer des B&B.

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Zum full English und einer Kanne Tee gab es Besuch eines hinreißenden Welpen. Ich bat Herrn Kaltmamsell, ein Foto von mir mit dem schmusenden Hundebaby zu machen; jetzt weiß ich, warum es als ultimative fotografische Schwierigkeit gilt, schwarze Hunde aufzunehmen.

Nach unserem Abschied vom B&B sahen wir uns erst noch ein wenig in Painswick um. Vom Kirchturm war am Vorabend erstaunlich vielstimmiges Geläut geschallt. Jetzt lernten wir von Infotafeln: Ja, hier sind bell ringers am Werk (das Phänomen hatte ich im Buch Akenfield kennengelernt).

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Dann bogen wir endlich in den Cotswold Way.

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Bei Stonehouse kamen wir an einem jungen, sehr weitläufigen Weinberg vorbei.

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Die letzten Meter mussten wir uns mit einem der Mountainbiker teilen, mit denen wir uns auf dem Weg arrangierten.

Diesmal war das B&B ein eingeschoßiger Neubau in einer Eigenheimgegend: Großes Zimmer mit eigener kleiner Terrasse, Badewanne und wunderbarer Aussicht. Nach der ausgiebigen Bewegung war uns beiden ausnahmsweise nach Vollbad. Abendessen war das Lunchpaket, das uns das vorherige B&B auf unsere Bestellung hin mitgegeben hatte: Zum einen hatte das kräftige Frühstück tatsächlich für den Tag gesättigt, zum anderen wussten wir, dass es in Middleyard am Sonntagabend keine Essensmöglichkeit als einen Chinese takeaway gab.

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Aber Sonnenuntergänge können sie da.

Journal Ostermontag, 28. März 2016 – Pupplinger Au

Dienstag, 29. März 2016

Nach Ausschlafen und gemütlichem Bloggen kochte ich mir Porridge mit Gewürzen, das ich nach Duschen und Anziehen mit Quittenkompott und Joghurt frühstückte. Seit für Ostermontag trockenes Wetter angekündigt war, plante ich mit Herrn Kaltmamsell eine Wanderung; die Wahl fiel auf den Weg von Wolfratshausen durch die Pupplinger Au nach Schäftlarn. Wirklich schön war dabei der Abschnitt durch die Pupplinger Au, die wir auf vorherigen Wanderungen von oben gesehen hatten und die Herr Kaltmamsell “Ödnis” getauft hatte. Davor gingen wir auf Fahrradwegen und Straßen, danach hatten die Wege den Charakter von stark organisiertem Naherholungsgebiet, wie ich sie von den Sonntagsspaziergängen meiner Kindheit kenne. Entsprechend bevölkert waren sie an diesem Ostermontag.

Auf den gesamten 15 Kilometern mussten wir uns aktiv mit Radlern arrangieren, von Renn- über Querfeldein- bis Ausflugsradlern. Insgesamt war die Tour nett mit einigen schönen Entdeckungen, muss ich allerdings nicht unbedingt nochmal machen.

Vom S-Bahnhof Wolfratshausen aus gingen wir an den Stadtrand, bis wir die Isar querten.

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Nach zwei Kilometern bogen wir in die Pupplinger Au.

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Diese rauschende Flussbiegung schaltete in meinem Hirn sofort Marilyn Monroe an, wie sie “River of no return” singt. Für instagram habe ich ein kleines Filmchen von der Ecke aufgenommen.

Am Pfad die Isar entlang nach Icking sahen wir viele Blumen, neben Buschwindröschen, Seidelbast, Josefsblümerl (hier gelernt, danke!), Schlüsselblumen, Huflattich auch diese Herrschaften.

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Gelbstern?

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Die unterste ernannte Herr Kaltmamsell zum Zombie-Edelweiß, diese Bezeichnung ist möglicherweise nicht botanisch belastbar. Mein Bestimmungsbuch ist wieder einmal unbrauchbar – ob wieder geneigte Leserinnen weiterhelfen können?

Zwischen Isar und Isarkanal weiter nach Schäftlarn.

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An dieser Vogelfutterstation sah ich sogar einen Grünspecht.

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Kloster Schäftlarn. Im Klosterbräustüberl machten wir Rast, wollten gerne ein Bier. Der Namen des Gasthauses hatte mich annehmen lassen, ich könnte ein hiesiges bekommen – leider nicht.

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Na gut, dann halt ein Dachauer Kellerbier.

Die einzige ernsthafte Steigung war die zum S-Bahnhof zurück, aber mit ein wenig Bier im Blut gut zu bewältigen.

Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch ein Krabben-Curry.

Journal Samstag, 19. März 2016 – Anwandern an Loisach und Isar

Sonntag, 20. März 2016

Dass der Samstag ein sonniger Frühlingstag werden sollte (und zwar der einzige auf längere Sicht), hatte die Meteorologie seit Tagen angekündigt. Herr Kaltmamsell riet also, die Wandersaison zu beginnen: Schließlich haben wir für Ende Mai einen einwöchigen Wanderurlaub in England gebucht und sollten dafür trainiert sein.

Nach einer Runde Einkäufen und einem fast mittäglichen Frühstück nahmen wir also die S-Bahn Richtung Wolfratshausen und gingen eine vertraute Runde von Icking nach Wolfratshausen obenrum, zurück nach Icking untenrum an der Loisach und dem Isartal entlang zum Ickinger Wehr.

Es war tatsächlich warm genug, um ohne Mütze und Handschuhe, sogar mit offener Jacke zu wandern.

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Bei Itzing oben lagen noch Schneefetzen. Aber am Wegesrand erfreuten uns Blümelein. Huflattich und Schlüsselblumen erkannte ich leicht, doch am häufigsten sahen wir diese hier:

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Mein Bestimmungsbuch verwirrt mich eher – kann jemand helfen?

Dorfen:

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Wolfratshausen:

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Rast an der Loisach.

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Die Floßsaison war allerdings noch nicht eröffnet.

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Hier fließen Loisach und Isar zusammen:

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Am Ickinger Wehr sahen wir sogar einen Frosch (Kröte?).

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Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Retro-Gericht geplant: Mit Linsen gefüllte Zwiebeln (das erste Rezept hier).

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Der Koch war leider enttäuscht, mir schmeckte das Gericht ganz ausgezeichnet.

Journal Montag, 25. Mai 2015 – Goldregen am Starnberger See

Dienstag, 26. Mai 2015

Für den Pfingstmontag hatten wir uns Wandern vorgenommen, also zog ich mit Herrn Kaltmamsell zu einer Wanderung los – mochte der Himmel auch noch so düster sein. Nach einem Frühstück im Forum (um 10 Uhr ist auch ohne Reservierung noch ein Tisch zu bekommen, der Münchner und die Münchnerin treffen sich zum Frühstücken um 12 Uhr, zumindest laut Reservierungsschildern), nahmen wir die S-Bahn nach Starnberg, um die Wanderung durch die Maisinger Schlucht zu wiederholen, Rückweg über den Prinzenweg. Diesmal blühte am dominantesten der Goldregen, an manchen Stellen so üppig, dass zwischen Blütenregen schier keine Blätter sichtbar waren.

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Die Bayern sind ein tiefgläubiges Volk.

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Hausmannskunst im Wald.

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Workaround by nature.

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Auch in der Schlucht: Schäden des Palmsonntagsturms.
Am Ende unserer Wanderung bekamen wir sogar noch ein wenig Sonne zu sehen.

§

In München kehrte am späten Nachmittag das Wetter zum pfingstlichen Regen zurück.

Beim Bügeln hörte ich wieder Andrea Dieners Literaturpodcast Tsundoku, erst über ihre kürzliche Lektüre, dann ihr hochinteressantes Gespräch mit Julia Bähr, die launige RomComs schreibt.