Wandern

Journal Samstag, 21. Juni 2025 – Von Gauting bis Pöcking auf neuen Wegen

Sonntag, 22. Juni 2025

Traurig bis verzweifelt aufgewacht, was mochte ich nur in dieser eher unruhigen Nacht geträumt haben?

Obwohl ich für den Tag Pläne hatte, ließ ich den Morgen ruhig angehen, genoss auf dem Balkon über Bloggen, Milchkaffee und Wasser die wirklich frische Morgenkühle eines weiteren herrlichen Sommertags. Die Pläne: Wandern (allein, denn Herr Kaltmamsell musste arbeiten), ich hatte die Strecke Gauting-Starnberg an der Würm entlang ausgesucht.

Zum Fertigmachen gehörten meine (fast) täglichen Bank- und Seitstützübungen.

Linke Hand mit riesigem blauem Fleck auf roter Turnmatte

Die Schwimmbahnen im Dantebad sind wirklich breit genug für bequemes Überholen. Wenn mir dabei aber ein Krauler entgegenkommt, der die Arme in horizontalem Halbkreis nach vorne schwingt, kann dieses passieren. (Ich begriff beim Schwimmen erstmal nicht, was passiert war, und dachte, ich sei zu weit nach links geraten. Erst Umschauen nach dem Schwimmer erklärte die Kollision.)

Am Stachus Warten auf die S-Bahn (große Öffi-Liebe – es ist solch ein Luxus, mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu so vielen schönen Wanderrouten fahren zu können!). Auf der Fahrt kam ich ins Gespräch mit einer alten Münchnerin auf dem Weg zum Baden, lernte einige ihrer Gedanken und Meinungen kennen, in den illustrierenden Geschichten dazu sprang sie durch die Jahrzehnte ihres Lebens.

Für die bekannte Route hatte ich eine neue Wegführung recherchiert – aber das merkte ich erst, als ich nach dem Ausstieg in Gauting einfach wie gewohnt losstiefelte und an der ersten Ampelkreuzung auf den GPS-Track guckte.

Doch ich merkte sofort, dass es sich lohnte, diesem Weg zu folgen: Er vermied besonders sorgfältig Straßen und führte immer wieder auf winzigen Fußwegen zwischen Häusern, die man als Ortsfremde nicht selbst findet.

Die Würm in voller Blüte (und mit reichlich Forellen).

Unter anderem wurde ich unter der Gautinger Kirche durchgeleitet.

Hinter Gauting fiel ich wieder auf meinen Orientierungssinn rein: Bei einem Check des Tracks zeigte sich, dass ich einen weiteren dieser winzigen Fußwege verpasst hatte. Den wollte ich aber wissen, also kehrte ich um – und lernte beim Vorbeigehen unter anderem das Gautinger Freibad kennen.

Bereits hinter Gauting. Hier sah ich einem rüttelnden Falken zu – und lernte, dass sich Gautinger Mountainbiker in voller Montur genauso wenig um das Schild “Fußgängerweg” scheren wie die in und um München.

Allerdings war der neue Track nicht ganz zuverlässig: Er lenkte mich auf einen Weg abseits des viel-beradelten Hauptwegs, den ich mehrfach verfehlte – bis ich einsehen musste, dass er einfach nicht existierte, da war bloß Auwald (bis zu dieser Erkenntnis hatte ich mir bereits eine ordentliche Schramme im Schienbein von einem Ast geholt).

Ich suchte mir, ebenfalls abseits der Radlrennstrecke, einen Nebenweg direkt an der Würm – dass ich darauf ein wenig steigen und klettern musste, nahm ich hin.

Die App Flora incognita bestimmte:1 Gewöhnliche Straußmargerite (auch Straußblütige Wucherblume).

An die Aussicht auf den Starnberger See kam ich über den neuen Track von einer anderen Seite.

Leutstettener Moos.

Das letzte Wegstück vorm Starnberger See hatte ich mit großen und vielbefahrenen Straßen als unangenehm in Erinnerung, entsprechend gespannt war ich auf den Vorschlag der neuen Route:

Die Alternative führte mich durch ein Wohngebiet und einen Fußgängertunnel zum Friedhof Percha – wundervoll! Zumal Friedhof ja Wasserleitung bedeutet: Ich konnte meine Flaschen auffüllen.

Wo die Würm in den aus dem Starnberger See mündet fließt.

Dass die 14 Kilometer von Gauting nach Starnberg mir als Tagesration Wandern nicht reichen würden, hatte ich geahnt, also von Vornherein eine Erweiterung um den Prinzenweg nach Pöcking geplant: In diese Richtung war ich ihn noch nie gegangen, immer nur von der Maisinger Schlucht (zuletzt im Januar in herrlichem Schnee).

Im Schatten der S-Bahn-Unterführung orientierte ich mich und trank nochmal viel Wasser, dann ging’s weiter.

Zum Merken für die Gegenrichtung: Erst hinter diesem Wegkreuz führen Treppen vom Prinzenweg direkt zur See-Promenade.

Wie geplant machte ich hier oben auf dem ersten Bankerl im Schatten Brotzeitpause:

Es gab Walnussbrot (gut! wenn auch diesmal nicht wirklich großporig) und einen Pfirsich.

Gestärktes und vergnügtes Weitergehen.

Auf diesen Anblick hatte ich mich schon gefreut, diese Geschwisterbirken waren mir bereits beim allerersten Mal aufgefallen.

Ankunft in Pöcking.

Das waren gemessene 20 Kilometer in knapp fünf Stunden mit einer Pause. Zu meiner Freude bewährte sich die Entscheidung, die Wanderstiefel daheim zu lassen und in Turnschuhen zu wandern – ich hatte mich an die mallorquiner Bergführerin erinnert (kennengelernt, als sie mich zu einem Ausgangspukt meiner letztjährigen Tramuntana-Fernwanderung fuhr), die zugab, im Sommer auf die definitiv viel sichereren Wanderstiefel zu verzichten, weil es darin einfach zu warm wurde. Zudem wusste ich ja, dass ich auf guten Wegen gehen würde.

Auf der Rückfahrt las ich in meiner mitgebrachten Wochenend-Zeitung. Im Vierersitz auf der anderen Seiten des Gangs saßen drei junge Männer in herzlichem Gespräch in einer Sprache, die ich nicht verstand, doch es war klar, dass sie vertraut waren. Unterwegs setzte sich eine ältere Frau in sportlicher, gepflegter Kleidung zu ihnen und sprach sie umgehend an: Ob sie Geschwister seien, wo sie heute waren, was sie studierten – ich war überrascht über ihre soziale Energie, doch es gibt schließlich besonders joviale Menschen, die sich nicht erst mit vorsichtigem Sondieren aufhalten, ob das Gegenüber gerade offen für ein Gespräch ist.

Schnell aber wurde klar, worauf die Frau hinaus wollte: “Gott.” Sie begann gestenreich und in einfachen Worten (sie hatte herausgefunden, dass die drei nicht viel Deutsch sprachen) zu predigen, wies in diesem Zusammenhang auf den jungen Mann hinter ihr, der im Stehen laut auf einen Fahrgast einsprach, die Wörter “Jesus” und “Drogen” fielen mehrfach. Die drei Opfer der Frau blieben freundlich, wurden lediglich einsilbig. Ich konnte mich nicht mehr auf meine Lektüre konzentrieren, versuchte kurz, die Missionarin durch Anstarren zu mäßigen – vergeblich. Mir blieb nur Platzwechsel, damit ich mich wenigstens nicht mehr aufregen musste. Starke Erinnerung an die Welt von Oranges are not the only fruit und Nachdenken, ob diese Jesus-Terrorist*innen wohl nach einem Playbook vorgehen? Dass sie durch Verkaufstrainings geübt sind wie alle Vertriebler*innen, schien mir offensichtlich.

Auf dem letzten Stück Heimweg machte ich einen Abstecher für Obstkäufe im Lidl, ich entdeckte unter anderem dunkelrote Aprikosen aus Spanien, die ich gleich mal zum Probieren mitnahm.

Obwohl ich nicht sehr geschwitzt hatte, sehnte ich mich sehr nach einem Vollbad – bei mir sehr selten. Für die ein- bis zweimal Vollbad im Jahr halte ich keine Badezusätze vorrätig, klares Wasser in der Wanne erfüllte seinen Zweck aber ebenso. Ausführliche Körperpflege, eine Runde Yoga-Gymnastik mit Dehnen rundum.

Als Abendalkohol machte ich uns tinto de verano – der erste Schluck transportierte mich umgehend in die Kastilien-Urlaube meiner Kindheit und Jugend. Wieder wurde es überraschend früh (und sehr willkommen) abendkühl.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Blumenkohl zu einem sahnigen Curry mit Kichererbsen und Erbsen verarbeitet, köstlich.

Nachtisch Schokolade und rote Aprikosen (gut!), vorm Zu-Bett-Gehen wieder große Fledermaus-Show.

  1. Wieder ein Argument dagegen, intensive Handynutzung als “Handysucht” einzuordnen – ist es nicht einfach sensationell großartig, wie viel einfacher ich damit unterwegs Wege finde und Pflanzen bestimme? Warum sollte ich mir wünschen, das nicht zu tun? []

Journal Samstag, 10. Mai 2025 – Von Wolfratshausen heimgegangen (fast)

Sonntag, 11. Mai 2025

Nach etwas unruhiger Nacht (schwieriges Atmen, weil meine Nasenschleimhäute geschwollen waren – ich werde mir doch nicht Heuschnupfen zugezogen haben?) wachte ich früh auf – gar nicht unwillig, den ich hatte Wanderpläne für diesen angekündigten Sonnentag mit kühler Luft (= ideales Wanderwetter).

Meine Wanderstiefel hatte ich am Vorabend frisch eingefettet – und zu meiner Überraschung und Enttäuschung festgestellt, dass sich nach nur zwei Jahren an diesen Meindl-Schuhen bereits eine Naht löste. Da es keine wichtige ist, trug ich die Stiefel trotzdem, muss sie aber bald zur Schusterin bringen.

Die Wanderpläne: Vergangenen Samstag hatte ich beim Wandern um Wolfratshausen ein Wanderschild des Isartalvereins entdeckt, das einen Weg nach München auswies – das fand ich auf angenehmste Weise abgefahren, den wollte ich gehen. Auch GPS-Daten hatte ich dazu gefunden (allerdings nicht vom Isartalverein), auf die ich zur Not zurückgreifen konnte, so nutzte ich die nächstmögliche Gelegenheit: gestern.

Da auf von dem Schild von 30 Kilometern die Rede war, die Wegbeschreibung zum GPS-Track acht Stunden veranschlagte, brach ich zeitiger auf als sonst und startete kurz nach zehn vom Bahnhof Wolfratshausen. Immer mit der Erinnerung, dass mein Vater vor über 20 Jahren (damals zwei Jahre älter als ich heute und wenige Wochen nach einer Knie-OP) mit seinem besten Freund den Camino de Santiago mit Tagesetappen von durchschnittlich 30 Kilometern gegangen war.

Selfie einer Person mit Schirmmütze und Sonnenbrille im Grünen, hinter ihr Wanderwegweiser, u.a. „München 30,0 km“

Start am ausschlaggebenden Schild im Norden von Wolfratshausen. Den ersten Abschnitt ging ich nach Erinnerung, ab Ebenhausen/Schäftlarn folgte ich der GPS-Route – die ich auch brauchte, denn die Ausschilderung war sehr wenig zuverlässig (mir ist sehr bewusst, wie komplex und aufwändig eine gute Wegbeschilderung ist).

Breiter Wanderweg durch sonnigen, lichten Laubwald, darüber blauer Himmel

Erhöhter Blick gerahmt von Bäumen auf eine weite Gläche mit Wald und Flussdelta, im Hintergrund dunstige Berge mit Wolkensaum

Blick vom Riemerschmidpark.

Durch eine Lücke zwischen Laubblätterkronen Blick hinunter auf ein verwachsenes Flusstal im Sonnenlicht

Pupplinger Au.

In der Sonne ein altes, hölzernes Wehrgebäude mit rotem Dach, das sich im Fluss spiegelt

Ickinger Wehr.

Zuwachsender Bachlauf im Sonnenschein

Oben in Icking fragte mich ein Wanderpaar, ob ich mich auskennte: Sie brauchten Entscheidungshilfe, ob sie an der Isar nach Kloster Schäftlarn oder nach Wolfratshausen gehen sollten. Ich erzählte vom eigenen Fehlversuch des vergangenen Jahres, einen Weg nach Kloster Schäftlarn zu schlagen und schickte die beiden Richtung Wolfratshausen – mit der Empfehlung, einmal durchs Ickinger Wehr und zurück zu gehen, weil das Holz in der Sonne so gut riecht (ihrer Miene nach war ihnen dieser Aspekt völlig neu – tut mir leid, dass sie ausgerechnet an mich gerieten).

Blick einen sanften Grashügel hinab auf Wald und Tal, darüber blauer Himmel mit wenigen weißen Wolken

Blick von Icking aus übers Isartal.

Vor sonnenbeschienener Weide zwei weiß-braun gefleckte Jungrinder im Schatten eines Baumes

Vor einer Wiese im Sonnenlicht eine mächtige alte Rosskastanie, links daneben eine junge rote Kastanie

Eine der schönen Kastanien-Alleen um Holzen. Die nachgepflanzten Bäume sind alle rote Kastanien – ich unterstelle als Grund deren Resistenz gegen die Miniermotte.

Holzwand von innen, links ein großer offener Bogen in hellgrüne, sonnige Bachlandschaft, rechts an der Wand ein Schild mit der Aufschrift "Maria Rast"

Kurz vor Kloster Schäftlarn – Inspiration für einen weiteren bayerischen Feiertag?

Links hinten ein barocker Kirchturm mit Uhr, rechts ein altes Wirtschaftsgebäude

Kloster Schäftlarn. Ich sah schon weitem, dass im Biergarten der Klostergaststätte Hochbetrieb herrschte, Menschen waren mit Autos, Motorrädern, Fahrrädern gekommen. Also ließ ich Mittagscappuccino aus und ging gleich weiter.

Die zwei Stunden zwischen Kloster Schäftlarn und Baierbrunn waren wenig abwechslungsreich, halt ein breiter Schotterweg im Laubwald, genau das richtige für die vielen Radler*innen (zu großer Mehrheit mit Bio-Antrieb). Und eigentlich waren das vermutlich eh anderthalb Stunden: Ich hatte wohl eine Abzweigung verpasst und ging einen Umweg.

Mittagspause deshalb später als eigentlich geplant: Ich wollte erst sicher sein, dass ich wieder auf dem richtigen Weg ging. Gerade in diesen Stunden kam ich an keinem Bankerl vorbei, also musste dieser halbwegs trockene Baumstamm als Sitzgelegenheit dienen.

Im Sonnenlicht zwischen Laubbäumen ein umgestürzter Baumstamm, bereits fast kahlgebleicht

Es gab Äpfel und eine Nussschnecke (2,80 Euro – irgendwie habe ich bislang den Augenblick verpasst, in dem Kleingebäck so viel kostete, wie ich es von einem Stück Torte erwartet hätte) (ich will gar nicht wissen, wie viel ein Stück Torte inzwischen kostet).

Meine Kleidung erwies sich als perfekt für die kühle Luft: Ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis, die Fleecejacke über dem T-Shirt abzulegen.

Breiter, leicht abschüssiger Schotterweg zwischen Laubbäume, darüber blauer Himmel

Irre Farben, aber auf die Dauer langweiliger Weg (außer für schnelle Radler*innen).

Blick durch Baumstämme auf nahen Fluss, im Vordergrund gemauerte Stufen für einen Zufluss

Doch dann kam ich wieder nah an die Isar. Um den Preis, dass ich den Menschenlärm (nur männliche Stimmen), der das Tal die ganze Zeit emporgeschallt war, einordnen konnte: Floß-Party.

Blick durch Laub auf sonnigen Fluss mit wenig Wasser, darauf ein Holzfloß mit vielen Menschen und einem roten Regenschirm

Gerade als ich dachte: “Wenigstens haben sie keine Musik”, stimmte ein Party-Quartett auf dem Floß “Rosamunde” an. Die größte Enttäuschung war aber, dass ich durch genaueres Hinschauen die Quelle eines eigenartiges Brumm-Geräuschs erkannte: Das Floß hatte einen kleinen Außenbord-Motor. Ich nehme an, dass nur so ein Zeitplan eingehalten werden kann.

Selbst hätte ich durchaus mal Lust auf eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach Thalkirchen: Mit Biolog*innen/Naturschützer*innen, die mir Flora und Fauna von dort aus erklären. Wir können gerne auch Brotzeit machen und einen Kanon zusammen singen.

Auf einem Fluss vor grünen Auen türmt sich Schwemmholz, rechts schieben sich Floßruder und zwei Flößer ins Bild

Schmaler Pfad, der sich durch Läubbäume zu einem FLussufer windet, durch die Bäume leuchtet blau das Wasser

Moderne, hohe Brücke vom Flussufer aus gesehen, sie führt auf einen hoch gelegenen Ort zu

Nächste Wegmarke: Die Grünwalder Brücke.

In einem Laubwald führt eine steinerne Treppe mit Eisen-Handlauf nach oben

Treppe zurück zum Hochufer.

Tempel-artige Kapelle in sonigem Laubwald, davor zwei Spaziergängerinnen

Ich lernte, dass Grünwald direkt in Pullach übergeht. Zweite Pause auf DER Bank mit DER Aussicht, jetzt befand ich mich bereits auf meiner gewohnten Laufstrecke.

Sehr erhöhter, sehr weiter Blick über bewaldete Flusslandschaft, darin ein gemauertes Wehr-Gebäude

Ich setzte mich zu zwei Herrschaften, plauderte sogar.

In dieser Pause beschloss ich, tatsächlich die ganze Strecke bis nach Hause gehen. Doch als ich aufstand und mich auf den Weg machte, merkte ich schnell, dass es genug war: Ich fühlte mich erschöpft, mein Beine waren schwer, ich ging langsam.

Sehr erhöhter Blick auf Flussbett in Sonne

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick übers Wasser auf ein großes Wehrgebäude mit rotem Dach, davor zwei Schwäne und mittem im Wasser aus Zweigen ein Nest

Isarwerk mit rechts brütendem Blesshuhn.

Also war ich vernünftig (wo es doch so cool gewesen wäre sagen zu können, dass ich von Wolfratshausen aus heim gegangen bin) und ließ es bei Thalkirchen gut sein: Ich kürzte die restlichen fünf Kilometer ab und nahm die U-Bahn nach Hause. Siebeneinhalb Stunden und gut 29 Kilometer reichten.

Was mich beim Gehen am meisten beschäftigte (was es eh seit Lektüre getan hatte): Die Erkenntnisse von Historiker Daniel Blatman über Grausamkeiten der deutschen Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur bin ich erschüttert über diesen neuen Beleg unfassbarer Rohheit. Sondern er legt nahe: So ist die menschliche Natur. Was in Konsequenz bedeutet: Auch ich wäre dazu in der Lage.

Auch wenn ich in der Kühle nicht wirklich verschwitzt war, hatte ich zuhause große Sehnsucht nach einer heißen Dusche – also gönnte ich sie mir.

Gestern hatte die Post auch das Büchl des Isartalvereins gebracht, das ich eine Woche zuvor für die gestrige Wanderung bestellt hatte, Das Isartal – nein auch das Buch verlinkt keinen GPS-Track (z.B. per QR-Code). Schaue ich fürs nächste Mal durch.

Zum Nachtmahl hatte ich mir Shakshuka gewünscht, Herr Kaltmamsell machte uns eines.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, in der Mitte eine weite Pfanne mit roter Sauce, darin vier gestockte Eier

Dazu tranken wir die restliche Maibowle. Nachtisch Schokolade aus der sich bedrohlich leerenden Süßigkeitenkiste.

§

Wir lieben Eulen. Wir lieben Asterix. Zum besten bei Asterix gehören die Eulen, hier eine Zusammenfassung.

Journal Samstag, 3. Mai 2025 – Wandern entlang Loisach und Isar in wechselndem Frühlingswetter

Sonntag, 4. Mai 2025

Wunderbar früh aufgewacht, genau richtig für meine Pläne. Denn als Erstes machte ich mich gestern ans Brotbacken. Wie angekündigt war das Wetter am Umschlagen, der Himmel bedeckt, die Luft kühl.

Bald Abschied von unserem Übernachtungsgast, ich setzte mich über Milchkaffee zum Bloggen.

Weiterer Plan des Tages: Nach Fertigbacken des Brotes (eines der schnelleren Rezepte) Wandern mit Herr Kaltmamsell, das Wetter sollte gestern perfekt dafür sein.

Sehr großer Brotlaib mit leichten Rissen in der Oberfläche auf schwarzer Kochfläche

Brot gelungen.

Herr Kaltmamsell war vor ein paar Tagen recht schnell für einen Wander-Samstag zu begeistern gewesen (als Lehrer ist er ja alles andere als spontan und hat seine Wochenenden gewöhnlich bereits mit Arbeit verplant), er bat allerdings um eine eher kürzere Strecke. Die Wahl fiel auf die vertraute Route Icking-Wolfratshausen-Ickinger Wehr.

In mitteldüsterem Wetter brachten uns U-Bahn und S-Bahn nach Icking, wo wir Richtung Süden starteten. Wie vorhergesagt war es kühl und düster – schon nach wenigen Minuten holte ich meine Wanderjacke aus dem Rucksack, weil ich in Hemdsärmeln auch bei Bewegung fror. Schnell stellten wir fest, dass der Weg, den wir vergangenes Jahr zum Teil suchen mussten, jetzt besser gepflegt war, dass der Isartalverein ihn neu ausgeschildert hatte. Besonders angenehm: Es waren sehr wenige Menschen unterwegs, wir begegneten nur zweimal anderen Wandersleuten und gar keinen Radler*innen.

Rechts Pfad zwischen Wiese und großen, hellgrün belaubten Bäumen, links ein rotes Holzhaus

Nahaufnahme von Maiglöckchen, rechts eingegrenzt von grauen Pflastersteinen

Schlederloh mit Maiglöckchen.

Blick zwischen Zweigen von oben über ein weites Flussdelta mit Kies und viel Grün

Blick über die Pupplinger Au: Hier bahnt sich der Zusammenfluss von Loisach und Isar an.

Altes Dorfhaus mit ockerfarbener Fassade, leich verfallen, hinter pflanzenreichem Garten und hölzernem Gartenzaun, um den sich die Straße nach oben biegt

Dorfen

Im Laubwald führen Metallstufen mit Holzgeländer einen Hang nach oben, im Vordergrund ein Wanderer von hinten mit blauer Jacke und rot-grünem Wanderrucksack

Weg hinüber nach Wolfratshausen.

Im Vordergrund niedriges Tischchen mit zwei gefüllten Kuchentellern und zwei Cappuccinotassen, dahinter eine Ladenfläche mit Regalen voller Cafeteras, Kaffeepackungen, Süßigkeiten

Dort ließen wir uns wie geplant im Museums-Café Velvet auf Mittagscappuccino nieder, und weil es gerade passte, auch auf Frühstück mit einem Stück Torta dela nonna für mich (sehr gut!). Das nächste Mal plane ich auch einen Besuch des Museums ein.

Als wir an der Loisach entlang weiterzogen, trafen uns Regentropfen, aber genau dafür hatten wir ja unsere Wanderjacken.

Blick einen schmalen Fluss entlang, gesäumt von Bäumen, auf der Wasseroberfläche Regentropfen, im Hintergrund erahnt man eine dunkel überdachte Holzbrücke

Blick über Fluss auf gegenüberliegendes Ufer, dort moderne Häuser, dahinter bewaldete Anhöhe, rechts angeschnitten eine überdachte Holzbrücke

Durch die Metallstreben einer Brücke Blick auf ein funktionales hohes Gebäude, oben die Aufschrift "Waidachmühle"

Blick von unten einen Maibaum hinauf. Auf dem ersten Schild unten steht "Auf Waidachs grünen Auen, soll dieser Baum hier schauen. Ein Symbol für Einigkeit und Kraft, die der gute Wille schafft. 2023"

Hinauf zum Riemerschmidpark wurde der Weg schlechter (allerdings warnt jetzt endlich ein Schild Radler*innen vor der Weiterfahrt – sie mündet in einen sehr steilen und wenig wegsamen Abstieg zum Fluss), ermöglichte am Ziel aber wieder eine schöne Aussicht.

Der Regen hatte bald aufgehört, ein wenig kam die Sonne heraus – und wärmte sofort sehr.

Unter einer dunklen Bretterwand mit Fenstern, durch die man grüne Flussauen sieht, eine Mauer mit Graffiti aus Fischen

Ickinger Wehr von innen.

Am Ickinger Wehr außen sahen wir Bauarbeiten, hohe Kiesberge standen bereit, womöglich die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses von 2023, eine Radbrücke zu bauen. Bislang müssen Fahrräder sich durch den engen Wehr-Durchgang fädeln, gestern mussten wir wegen zweier solcher auf dem Rückweg umkehren und sie erstmal durchlassen.

Schon kurz nach Wolfratshausen hatte ich gestern Wanderwegweiser nach München entdeckt, die ab dort 30 Kilometer anzeigten. Sie standen auch oben in Icking, wo wir beschlossen, im jetzt warmen und sonnigen Wetter doch noch einen S-Bahnhof weiter bis nach Schäftlarn zu gehen. Zu Fuß von Wolfratshausen nach München zu laufen, idealerweise immer nah an der Isar, erscheint mir ausgesprochen reizvoll. Wenn ich GPS-Daten dazu finde, mache ich das bald.

Eine weite Weide in der Sonne, auf der im Vordergrund einige Jungkühe liegen, weiter hinten einige stehen, links ein landwirtschaftlicher Weg, im Hintergrund Bäume

Auf diesem Zusatzstück gab es Ausblicke über Felder und blühende Bäume.

Zwischen zwei Tannenstämmen ein Wegkreuz, dahinter sonnige Felder und ein Feldrain

In sonniger Landschaft führt ein heller Schotterweg auf hohe Bäume zu, links ein Rapsfeld

Tiersichtungen unter anderem: Greifvögel, Wasservögel, keine Schwalben oder Mauersegler, einen Kuckuck hörten wir, vom Biber sahen wir deutliche Nagespuren, aber das Highlight war ein Fuchs, rot und mit mächtig buschigem Schwanz, den wir im Sonnenlicht in einem Feldrain verschwinden sahen.

In Schäftlarn kam eine verspätete S-Bahn gerade passend und brachte uns zur U-Bahn ab Obersendling, diese uns nach Hause.

Wand aus grob gehauenen Säulen, alle rostrot bis auf eine in Grau, quer darüber ein blauer Metallstreifen, darauf "Obersendling"

Wir waren knapp 16 Kilometer in vier Stunden mit einer Pause unterwegs gewesen.

Im Alnatura besorgte ich noch schnell Pflanzen für die nächsten beiden Abendessen (ich einigte mich mit Herrn Kaltmamsell auf diese Bezeichnung, weil er Salat nicht als “Gemüse” gelten ließ, das ich mir im Grunde wünschte).

Restlicher Nachmittag weiterhin warm genug für offene Balkontür, ich las die Wochenend-Zeitung aus. Eine Runde Yoga-Gymnastik, ich probierte mal die von Gabi Fastner.

Als Abendessen gab es geräuchterte Forelle von mir daheim mit Meerrettichsahne und selbstgebackenem Brot, als Salat Ruccola mit roter Paprika. Nachtisch Tiramisu.

Früh ins Bett zum Lesen, ich startete als neue Lektüre Stephan Thome, Pflaumenregen aus der Bibliothek.

Journal Samstag, 12. April 2025 – Kurze Haare, neue Wanderroute von Herrsching nach Tutzing, Nachdenken über Brotzeitbrettl

Sonntag, 13. April 2025

Nicht ganz so gut geschlafen wie erhofft (der Alkohol), vom Wecker geweckt, weil ich ja morgens den ersehnten Friseurtermin hatte.

Gegen das Kater-Kopfweh nahm ich eine Ibu, nach Bloggen und Morgenkaffee spazierte ich zum Haareschneiden durch die Morgensonne.

Ich war die erste Kundin des Tages und bat auf Herrn Haarschneiders “Und was kann ich heute für Sie tun?”1 nach den fehlgeleiteten Sperenzchen mit “Ach, warum nicht mal ein bissen länger?” um einen sehr kurzen Schnitt, hielt ihm als Vorbild ein Berufs-Portrait von vor vier Jahren hin.

Weißer Friseurstuhl von hinen, auf dem weißen Marmorboden drumrum viel weißes und graues Haar, im Spiegel davor spiegel sie die fotografierende Frau mit kurzem Haar

So kam ordentlich was runter, wie so oft beim Friseur dachte ich abschließend:

Selfie-Porträt einer Frau mit weißen, kurzen Haaren und Brille an einer Altstadttraße

“Jetz kon i wieda nei in’d menschliche Zivilisation” – Generation Gerhard Polt beschreibt mich deutlich treffender als X.

Daheim Packen für die geplante Wanderung mit Herrn Kaltmamsell: Wir wollten nach dem Frühling zwischen Ammersee und Starnberger See schauen, diesmal auf einer zum größten Teil neuen Route. Von Herrsching am Ammersee gingen wir nach Andechs erstmal den See entlang, diesen Weg mag ich besonders. Dann aber anders als sonst von Andechs nach Tutzing über Machtlfing und Traubing. Erwies sich als durchaus schöner Weg, wenn auch mit deutlich höherem Anteil an asphaltierten Wegen (= Radler*innen in allen Tempi) als die vertrautere Route.

Anreise per S-Bahn mit Umsteigen in Pasing, am Wochenende wird an der Stammstrecke gearbeitet. Im sonnigen Herrsching gab es erstmal Mittagscappuccino und Brotzeiteinkauf in einer Filiale der regionalen Bäckerei Kasprowicz, die ich in den vergangenen Jahren sehr zu schätzen gelernt habe. Und dann wanderten wir los, fanden diesmal sogar die Abzweigung nach Andechs mit dem schöneren Weg, die ich sonst immer nur in Gegenrichtung erwische.

Kurz vor der Wallfahrtskirche bogen wir aber schon nach Erling ab, nahmen an dessen Ende die Abzweigung ins Neue. Wir fühlten uns beide körperlich gut, genossen den grünen Schleier über den Bäumen und die vielen Frühlingsblumen in der Sonne – allerdings in einer Wärme, die für April und zum Stand der Botanik nicht wirklich passte. Es war auch sehr trocken: Jedes überholende Auto oder landwirtschaftliche Gefährt hüllte uns in eine Staubwolke.

Sonnige Uferpromenade an See, rechts Seeufer mit einem alten Bootshaus, auf der Promenade Menschen zu Fuß und Fahrrad schiebend, im Hintergrund eine große Weide mit grünem Hauch

Es war natürlich viel los auf der Strecke, schon hier am Ammersee.

Blick durch ergrünende Büsche einen Pfad entlang zum Strand und auf blauen See, darüber blauer Himmel

Im Sonnenlicht Blick über grüne Wiese, ein Tal mit Häusern auf Hügel mit kahlen Bäumen, auf dem eine mächtige barocke Wallfahrtskirche thront, dahinter blauer Himmel

Blick von Brücke hinunter auf sonnenglitzerndes schmales Bachtal mit Wehrmauern

Beginnn des Kienbachtals unter Andechs.

Bemalte Holztür in grob verputzter Hausmauer mit gemaltem Rahmen

Nahaufnahme des Spruchs über der verzierten Tür: Wer eus Freind do eine gehd, der kumd nie z'fria eher z'pad

In Erling eigenwillige Verschriftlichung von Bayerisch:
“Wer eus Freind do eine gehd, der kumd nie z’fria eher z’pad”

Nach zwei Stunden machten wir hinter Erling um halb drei Brotzeitpause, ich aß einen Wanderapfel und eine Rosinenschnecke (sehr gut).

Sonnige Landschaft mit grüner Wiese und kahlen Bäumen, links angeschnitten ein Schotterweg

Selfie-Porträt einer Frau und eines Mannes mit Wanderkappen und Brillen vor grüner Wiese, kahlen Bäumen, blauem Himmel

In der Sonne auf einer Wiese ein Dutzend Ziegen mit langen Hörnern und sehr langem Fell in Weiß und Dunkelbraun, im Hintergrund ein Dorf mit hellem Kirchturm

Kurz vor Machtlfing exotische Ziegen – solch einen Anblick hatte ich nicht erwartet, ich habe mich doch gerade erst an die regelmäßigen Alpakas gewöhnt. Außerdem aus dem Tierreich: Wir sahen (neben vielen Schmetterlingen) die ersten Schwalben des Jahrs (Rauch- und Mehl-), überraschend viele Bachstelzen, am Himmel reichlich Greifvögel von Falken über Rot- und Schwarzmilane bis Bussarde (fast ein Dutzend über einem Feld, das gerade gepflügt wurde), Meisen, Amseln, Mönchsgrasmücke, in den Ortschaften Spatzen.

Dorf mit hoch gelegener Kirche vor sonniger Frühlingslandschaft

Machtlfing von außen.

Helle alte Dorfkirche mit eckigem Turm und ummauertem Hof, rechts daneben ein Holzstadel, davor ein schwarzer Motorroller

Machtlfing von innen (Kirche St. Johannes Baptist aus dem 19. Jahrhundert).

Sonnige Dorfmitte mit Wirtshaus und Kirche, kahlen Bäumen

Traubing

Gemauertes Bruckerl über sehr schmales Bacherl, im Hintergrund ein altes Dorfhaus, drumrum kahle Bäume

Wegkreuz auf dunklem Holzgintergrund mit realistischer Christunsfigur und beschrifteter Tafel darunter in lichtem sonnigen Wald, Beschriftung wie unten

Trag dein Kreuz, so trägt es Dich
zur besseren Heimat sicherlich!
Doch murrest Du so drückt es sehr
Und weichet dennoch nimmermehr
Wirfst Du es ab, so glaub es mir,
Ein neues schweres nahet Dir.

Wer heute Wand-Tatoos liebt, malte früher solche Belehrungen.

Blick nach oben in blühende Magnolien um ein MVV-Busschild vor blauem Himmel

Magnolienrausch in Tutzing. Auf unserer Wanderung sahen wir sogar DREI Mal Linienbusse, UND es saßen Leute drin! (Wochenende-Ausflügler wahrscheinlich.)

Nach ca. 18 Kilometern in fünf Stunden mit zwei Pausen waren wir am Bahnhof Tutzing. Da es vor Ort immer noch keine wirklich attraktive Wirtschaft gibt, ließen wir uns in einer gesteckt vollen Regionalbahn nach Starnberg fahren und kehrten dort im vertrauten Tutzinger Hof ein.

Ein dunkles Bier für mich (darauf hatte ich mich seit Stunden gefreut und genoss jeden Schluck), ein Pils für Herrn Kaltmamsell. Wir bestellten die Brotzeitplatten, die ich ebenfalls seit Stunden vor meinen inneren Auge und Magen gehabt hatte. Die herzliche Bedienung riet uns, eine zu teilen, denn die meisten, die eine Doppelbestellung wagten, müssten sich die Hälfte einpacken lassen. Ich versicherte ihr, dass wir zum einen wirklich Hunger hatten und außerdem wussten, was auf uns zukam. Als Beweis führte ich das allererste Mal an, dass ich die Brotzeitplatte in diesem Lokal bestellt hatte. Beim Abräumen hatte die Bedienung kommentiert: “Ich sag doch immer, dass man die schaffen kann.”

Gedeckter Wirtshaustisch, außen je zwei Brotzeitbretter, dazwischen Teller, ein Brotkorb, eine Flasche Bier und ein halb geleerter Bierkrug

Der Schweinsbraten darauf war frisch und ausgezeichnet, ebenso das Fleischpflanzerl, das warme Brot schmeckte herrlich, lediglich der Obatzte war nur gut, nicht mehr der beste jemals, als den ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Ich mag ja Brotzeitbrettl besonders gern, vor allem nach dem Wandern – und über die Jahre weiß ich immer besser, dass ich am liebsten die ganz altmodischen mag mit der Basis Pressack (rot und weiß), grobe Leberwurst, Käse, kalter Braten (wenn grad noch einer vom Mittagstisch da ist) – der Rest darf variieren. Doch genau die sind in und um München nahezu ausgestorben, sehr wahrscheinlich dem Mainstream-Kundengeschmack geschuldet (PRESSACK?!).

Mein Körper spielte so gut mit, dass mir die zehn Minuten Marsch zum Bahnhof Starnberg keinerlei Mühe bereiteten. Gemütliche S-Bahn nach München durch goldener werdendes Abendlicht.

Zu Hause keine Süßigkeiten auf sehr vollen Magen, endlich schaffte ich das mal, wo ich doch wusste, dass es mir ohne besser gehen würde.

  1. Möglicherweise habe ich ihn versehentlich dazu gebracht, mich als einzige seiner Kund*innen zu siezen – meine Default-Einstellung gegenüber unbekannten Erwachsenen ist halt weiterhin “Sie”. []

Journal Freitag, 3. Januar 2025 – Traumwinterwanderung am Starnberger See

Samstag, 4. Januar 2025

Eher unruhige Nacht: Vor meinem Fenster wurden mit Fahrzeugen die 2 Zentimeter Schnee geräumt – das dauerte dem Lärm nach eine gute Stunde.

Das Wetter war freundlich, Eis auf den Wegen. Für meine Verabredung zum Wandern haderte ich ein wenig mit der Schuhauswahl: Meine Schneestiefel hatten zwar die allergriffigste Sohle, doch von meinen Märschen in die Arbeit wusste ich, dass sie auf die Dauer scheuern würden. Also doch die altbewährten Wanderschuhe mit ordentlich Sohlenprofil? Ich testete sie auf einer kurzen Einkaufsrunde auf Schnee und Eis in der Stadt: Funktionierte gut.

Bruder und Schwägerin holte ich an ihrem Ankunftsbahngleis am Münchner Hauptbahnhof ab, gemeinsam stiegen wir in eine Regionalbahn nach Starnberg. Und schon unterwegs zeigte sich, dass die Wettervorhersage für die Gegend geirrt hatte – aber in die Richtung, die wir mögen: Die Landschaft war verschneit, der Himmel keineswegs wie angekündigt bedeckt, wir wanderten in allerschönstem frischen Schnee, verglitzert von Sonne. Die Temperatur fand ich perfekt für einen Wintertag: Mit dicken Socken und Strumpfhose unter Jeans hatte ich warme Füße, in meinen gefütterten Fäustlingen warme Hände, eine Wollmütze hielt meinen Kopf warm, die dicke Winterjacke brauchte nur einen Thermorolli drunter. Geht doch, Winter!

Die Regionalbahn brauchte für die Strecke nach Starnberg so viel weniger Zeit als die vielmals haltende S-Bahn, dass uns die Ankunft kalt erwischte: Am Starnberger See stürzten wir mit schnell zusammengerafften Jacken und Taschen in der Hand aus dem Zug.

Ich hatte die vertraute Wanderung durch die Maisinger Schlucht nach Pöcking und zurück über den Prinzenweg rausgesucht – doch im Schnee war ich sie noch nie gegangen, und so erkannte ich sie die meiste Zeit gar nicht wieder.

Bewölkter Blick auf verschneite Bootslandestelle an sehr großem See, davor Holzzaun und Bäume

Starnberger See – der war (auch dank Beschilderung) auch mit Schnee noch gut erkennbar.
Ob die Bahnhsteige des Starnberger Bahnhofs je ein Dach bekommem werden? Eine Anwohnerin meinte: Nein, die rostenden Metallstreben seien schon seit Jahrzehnten dachlos.

Verschneite kahle Büsche, dazwischen ein Bächlein, darüber ein Steg, den gerade ein Wanderer mit blauer Jacke und rotem Rucksack überschreitet

Aber fast hätte ich am Anfang des Wanderwegs durch die Maisinger Schlucht diese Abzweigung zur Kapelle verpasst, weil man sie zwischen den verschneiten Bäumen gar nicht sah.

Fast völlig versteckt zwischen verschneiten Ästen: Eine kleine Kapelle

Verschneiter Weg zwischen großen, kahlen, verschneiten Bäumen, rechts vom Weg ein Bach, auf dem Weg zwei Menschen im Gehen

Unter bewölkten Himmel Blick auf hell zugefrorenen See zwischen verschneiten Büchen, darauf klein ein Mensch

Maisinger See – auf den zu unserem Schrecken gerade jemand rausging, um das Eis zu checken (Schwägerin: “Den müssen WIR rausholen, wenn der einbricht!”).

Verschneite kahle Bäume, rechts hinten ein Stück Eisfläche eines Sees, ganz rechts rot ein Kasten mit der Aufschrift "Rettungsgerät", dahinter eine Metallleiter

Ein wenig blieben wir beim Rettungsgerät, bis wir am Telefonat des Herrn hörten, dass er sich wohl auskannte.

Leicht erhöhter Blick auf verschneite Landschaft mit Schilf

Überraschend schwierige Lichtverhältnisse zum Fotografieren: In Echt war alles sehr hell, wohl durch den reflektierenden Schnee, doch die Fotos sind so düster wie dem bewölkten Himmel angemessen. Immerhin hatte es genug Licht, dass wir einige Reiher bei Start, Landung, Flug beobachten konnten, einmal gescheucht von einem Bussard oder Sperber.

In Pöcking machten wir an der Bäckereitheke eine Supermarkts Pause, setzten uns zu einem Kaffee. Alle drei fühlten wir uns fit fürs Weiterwandern – und wurden auf dem Prinzenweg von weiteren wundervollen (und schwer zu fotografierenden) Aussichten belohnt.

Blick von unten einen verschneiten Hügel hoch: Zwischen verschneiten Ästen eine alte, helle Villa

Blick auf leicht abschüssige, sonnig verschneite Wiesen auf einen entfernten verschneiten Ort

Blick auf verschneite Bootslandestelle an sehr großem See, davor Holzzaun und Bäume, aus blauem Himmel blinzelt über eine Wolke hinweg die schräge Sonne

Nach gut dreieinhalb Stunden Wanderung mussten wir nur kurz auf eine Bahn zurück nach München warten. Dort Abschied: Ich spazierte nach Hause, die Verwandtschaft fuhr weiter.

Daheim heißer Tee und Lesen. Eine Folge Yoga-Gymnastik, dann erinnerte ich mich an den Salat vom Vortag, während Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl eine herzhafte Käsetorte zubereitete, die er in einem Kochbuch aus den 1970ern entdeckt hatte.

Aus komplexen Gründen hatten wir echte CocaCola im Kühlschrank, die weg musste: Es gab klassischen Cuba libre, schmeckte wirklich gut. Der Salat (Radicchio) gelang dann besser als die Torte, doch sie schmeckte und wärmte. Nachtisch Pralinen.

Gesamtstimmung bereits eingetrübt durch die Aussicht auf Arbeitsstart nächsten Dienstag.

Journal Samstag, 28. September 2024 – Schlussetappe Lluc-Pollença

Sonntag, 29. September 2024

Weiß gedeckter Tisch mit leerer Kaffeetasse, Teller mit Käse- und Wurstsandwich

Gepflasterter Platz mit vielen Bäumen, im Hintergrund Berge, über die dunkle Wolken kommen

Steiniger, ebener Wanderweg zwischen wenig Bäumen unter düsteren Wolken

Steiniger Wanderweg in hellen Stufen aufwärts zwischen Bäumen

Erhöhter Blick in ein grünes, sonniges Tal, in dem eine Klosteranlage aus hellgelben Steinen liegt

Im gegenlicht eine Wasserrinne zwischen Pflanzen

Ein Laub-armer Baum mit kleinen roten Früchten vor blauem Himmel

Holzleiter über eine Steinmauer im Wald

Hinter Sonnen-beschienenem Wald mit Wandeweg kriechen Wolken über einen felsigen Berg

Auf einer Wiese vor Bäumen steht ein riesiger weißer Sack voller Johannisbrotschoten

Eine schmale Straße, auf die die Sonne duch die danebenstehenden Bäume Muster malt

Links ein ebener, steinfreier Wanderweg, beschattet von den Bäumen links danaben, rechts ein steiniges, leeres Flussbett

Trampelpfad neben einer Straße, mit Leitplanke davon getrennt

Durch einen Zaun fotografiert: Granatapfel an Baum

Gepflasterte Plaza in einem Ort, darauf Stufen, große Sonnenschirme, im Hintergrund Gbäude aus Sandstein

Auf einer Handflläche fünf kleine rot-orange Früchte, im Hintergrund ein Fenster, das auf eine Plaza hinausblickt

Erhöhter Blick auf einen alten, eckigen Kirchturm aus Sandstein vor Abendhimmel, seine Uhr zeigt 19:40

Journal Freitag, 27. September 2024 – Ins Santuari de Lluc gewandert

Samstag, 28. September 2024

Das war ein schöner Wandertag gestern, fühlte sich nach Berg-Etappe an mit seinen Aussichten, hatte Abwechslung im Verlauf, Ungewöhnliches, Wald, Tiere – und war mit 15 Kilometern in fünfeinhalb Stunden auch genug Bewegung. Allerdings wieder in Gesellschaft zahlreicher anderer Wander*innen, meist zu zweit, aber auch in großen Gruppen – ich konnte nur zum Teil gedankenverloren und in wirklich meinem eigenen Tempo gehen. Das Wetter sonnig und mild, doch der Weg schön schattig.

Erstmal aber wurde ich nach Kolumbien mitgenommen. Meine Wanderung startete wieder am Stausee Cúber, dorthin fuhr mich ein Herr – der, wie sich herausstellte, aus Kolumbien stammte (er hatte mich aufgrund meines Nachnamens als Nachfahrin von Landsleuten verdächtigt, der sei in Kolumbien ausgesprochen häufig). Und als ich ein wenig Smalltalk über die Schönheiten von Mallorca machte, fing ich mir einen halbstündigen Vortrag über die Schönheiten von Kolumbien als Reiseland ein, über die Heimatstadt des Herrn, Armenia, über die geografischen und historischen Hintergründe, so grün, tolle Natur, super zum Wandern, und Medellín, das meine Generation ja in erster Linie mit Drogenhölle assoziiert, sei zum Innovations-Hotspot geworden, weil ganz viele US-amerikanische Start-up-Leute von dort remote arbeiteten. Nach dem Aussteigen am Stausee zeigte er mir auf seinem Handy noch YouTube-Ausschnitte zur Illustration. Ich war durch und durch überzeugt: Machen Sie Urlaub in Kolumbien!

Es dauerte dann eine Weile, bis ich den Kopf und den Blick frei hatte für jetzt und Mallorca.

Ich habe eine Idee, woher die Idee zu dem Muster Ikat herkommt (danke für die Recherche!).

Der Weg startete gleich mal ziemlich abgefahren neben einem modernen Aquädukt.

Rechts eine Beton-Rinne, in der Wasser fließt, links ein Wanderweg, daneben lichte Bäume

Selfieeiner Frau mit Brille und Kappe vor Wanderweg mit Betonrinne

Mitten auf dem steinigen, befestigten Wanderweg zwei große Pilze, um sie Erdreich vom Hochkommen

Und mit Pilzen, die sich wie Bauarbeiter mitten im Weg rausgegraben hatten.

Erhöhter Blick auf sonnige Landschaft mit See und Bergen

Blick auf den Stausee Gorg Blau.

Im Gegenlicht ein Felsen, auf dem ein Baum wächst, daneben Betonrinne und Wanderweg

Breiter, steiniger Wanderweg zwischen Bäumen

Steiniger, sonniger Wanderweg abwärts zwischen hohen Bäumen

Viele, viele Steineichen.

Ein sehr zotteliges Schaf zwischen Bäumen

Immer wieder Ziegen und Schafe – unter anderem dieses, das dringend mal einen Friseur bräuchte. (Über den Anhöhen viele Schwalben.)

Lila blühender Busch im Schatten vor sonnigen Bäumen und Berg

Dominante Blühpflanze des Tages war Wacholder – die Blüten duftete sogar sanft.

Steinig-stufiger Weg aufwärts Richtung blauem Himmel

Zunächst ging es vor allem hoch.

Blick hinab in sonnige grüne Berglandschaft

Blick hinab in felsige Berglandschaft bis hinunter zum Meer

Wer weit hoch geht, kann runterschaun.

Auf einer Anhöhe Blick auf schmalen, sonnigen Wanderpfad, der von Gräsern fast verdeckt wird

Jetzt war der Weg meist von diesen Gräsern verdeckt – tückische Steinstolpergefahr.

Blick von weit oben auf ein grünes Tal zwischen Bergen, ganz klein ein Sandstein-Kloster im Sonnenlicht, im Vordergrund die Knie der Fotografin

Nach fast vier Stunden Brotzeit kurz vor zwei: Ich hatte mir vom Hotelfrühstück zwei Körnersemmeln genommen und mit dem (vielen) restlichen Käse vom Vortag belegt. Unten sah ich jetzt bereits mein Tagesziel, das Santuari de Lluc (kein eigentliches Kloster).

Mit großen Steinen befestigter Wanderweg, links eine Steineiche

Unaufgeräumt steiniger Wanderweg nach unten zwischen Steineichen

Ein mehrstöckiges schlichtes Sandsteingebäude in der Sonne, davor ein Platz mit wenigen Bäumen

Angekommen im Santuari. Beim Einchecken wurde mir gleich das Tagesmenü des angeschlossenen Restaurants angeboten, ich reservierte unbesehen.

Breiter Korridor mit glänzenden Bodenfliesen, von dem Zimmertüren abgehen

Der Korridor erwies sich schnell als Geräusch-verstärkend hallig.

Schlichtes, geräumiges Hotelzimmer mit drei Betten

Allein im großen Dreibett-Zimmer, das gefiel mir. Allerdings sehr hellhörig: Ich wusste bald, dass auf beiden Seiten je zwei Frauen wohnten.

Diese Blasenpflaster soll man ja dranlassen, bis sie von selbst abfallen, richtig? Joah, meine an den gehäuteten Fersen waren beim Sockenausziehen bereits zerwuzelt und abgefallen. Was blöd ist, denn das waren meine beiden einzigen ganz großen.

Die Anlage Santuari de Lluc ist berühmt, Pilgerzentrum (auf dem Tischerl im Zimmer eine Broschüre mit Mariengebeten), Menschen reisen eigens zum Angucken hierher, also ging ich frisch geduscht nochmal raus und sah mich um.

Blick von einem Innenhof auf eine Kirchenfassade in schlichtem spanischen Barockstil

Wo Pilger, da Wallfahrtskirche.

Düsteres barockes Inneres der Kirche

Madonnenfigur (Moreneta) zur Anbetung in einer Kapelle hinterm Altar.

Blick von oben auf die Klosteranlage aus Sandstein

Auch durch den kleinen und wirklich bezaubernden botanischen Garten spazierte ich.

Blauer Swimming Pool, zum Teil verdeckt von einem Bronzeengel

Es gibt hier einen richtigen Swimming Pool! Ich hätte sogar Schwimmzeug dabei, doch gestern war es mir zu frisch für Wassergelüste – und einer Schwimmrunde vor dem Frühstück steht die Öffnung um 10:30 Uhr entgegen.

Hellblauer Abendhimmel hinter Silhouette von Bäumen

Die Zimmeraussicht ist hier auch nicht schlecht.

Ich hatte mich für die Abendessens-Spätschicht im großen Pilger-Restaurant eintragen lassen, also die nach acht.

Mit weißer Tischdecke gedeckter Tisch, darauf ein tiefer Teller mit Kichererbsen und ein Glas Weißwein, im Hintergrund Restaurant mit alten Mauern und Steinsäulen

Aus dem Tagesmenü wählte ich Kichererbseneintopf (gute, herzhafte Kichererbsen), Hähnchenschenkel mit Salat und Pommes, Mandelkuchen – alles zufriedenstellend. Dazu ein Glas Weißwein.

Abends Ausschüttungs-Mitteilung von VG Wort: Durch mehr Beteiligte am System ist die Zahlung pro Blogpost 2023 auf 25 Euro gesunken. Ich komme insgesamt immer noch auf zwei zusätzliche Monatsgehälter und kann wirklich nicht meckern (wo ich ja eh bloggen würde).

§

Moment: Wir hatten doch vereinbart, dass Maggy Smith nie sterben darf. Wir hatten sogar eigene Lebensjahre gespendet dafür, weil: Prioritäten. Und jetzt das. NOAAAAAAAIN!

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https://youtu.be/rvrMVf8HJ44?si=vIBVHpcASbzqCoYX

Im Guardian eine Biografie in Fotos.