Wandern

Journal Samstag, 3. Juni 2023 – Sonnenwandern: Zu Fuß von Starnberg nach Pasing

Sonntag, 4. Juni 2023

Der viele Wein vom Vorabend beeinträchtigte meinen Schlaf kaum, ich wachte ausgeruht und nur ganz wenig verkatert auf.

Für gestern hatten Herr Kaltmamsell und ich uns eine Wanderung vorgenommen, ich hatte gezielt eine längere Strecke ausgesucht, um uns endlich auf die Ganztages-Etappen des diesjährigen Fernwanderwegs Cotswold Way vorzubereiten: Ca. 23 Kilometer die Würm entlang von Starnberg nach Pasing.

Das angekündigte Wetter war mit Sonne und 24 Grad ideal, wir kannten die Route bereits in die andere Richtung. Ich hatte die Gegenrichtung zum einen zur Abwechslung vorgeschlagen, zum anderen würden wir beim Wandern nach Norden die Sonne im Rücken haben. Ich trug trotz der leichten Strecke mit sehr bequemen Wegen meine Wanderstiefel: Test, ob eine lange Strecke in warmen Temperaturen automatisch roten Ausschlag (“Wanderkrätze”) erzeugen würde.

Und so genossen wir tatsächlich ideales Wanderwetter mit leichtem Wind, in schattigen Abschnitten war es sogar für nackte Schultern etwas zu frisch. Was wir für die mindestens so langen Etappen in England übten: regelmäßige Pausen. Und zwar nicht erst bei Ausruh-Bedürfnis, sondern stur alle zwei Stunden, damit erst gar kein echtes Ausruh-Bedürfnis entsteht.

Die Ausblicke und Anblicke im Leutstettener Moos und an der Würm waren märchenhaft, ich sah zum ersten Mal im Leben Wasseramseln – allerdings sah ich sie nicht tauchen, das konnte ich bei erster Begegnung aber nicht gleich erwarten. Zumindest konnte ich sie lang genug beobachten, um ihre lustigen Kniebeugen zu sehen.

Allerdings erwischten wir eine nicht optimale Streckenführung: Etwa ein Drittel des Wegs (zwischen Gauting und Planegg) führte Straßen entlang, wir mühten uns vergeblich immer wieder in Flussnähe zu kommen. Womit wir gerechnet hatten: Viele Radler*innen, die Route ist als Fahrradwanderung ausgeschildert – mit dem hohen Straßenanteil wahrscheinlich dafür wirklich besser geeignet. Alle Beteiligten kamen gut miteinander aus.

Erster Hinweis auf unser Wanderthema, hier noch minus Idylle.

Start des Idylls im Leutstettener Moos.

Blick zurück von Leutstetten zum Starnberger See.

Mühltal.

Endlich an der Würm – sie stand in voller Blüte.

Um halb zwei Brotzeitpause nach gut zwei Stunden Wandern (Glockenapfel vom Vollcorner, ich hatte mich sehr gefreut, auf diese Sorte zu stoßen).

Vor Gauting “Roter Flieder” oder wie ich dieses Jahr Herrn Kaltmamsell beibrachte, dass Kastanien nicht unbedingt weiß blühen (und die rot blühenden unanfällig für die Miniermotte sind, möglicherweise mittlerweile bevorzugt gepflanzt werden).

Diesen Pfad an der Würm abseits der Straße hatte Herr Kaltmamsell bei einer Wanderung in die Gegenrichtung entdeckt, er ersparte uns einen Kilometer Straße – ließ uns auf herrliche Grundstücke auf der anderen Seite sehen und war abenteuerlich wild.

Herrliche deutsche Sprache – hier in Stockdorf.

St. Margaret in Krailling.

In Planegg gab es um vier eine zweite Pause. Ein wenig Sorge bereitete mir, dass Herr Kaltmamsell mit seinen vertrauten Wanderschuhen kämpfte, sie drückten ihn. Er betonte, dass er einfach seine Einlagen vergessen habe, ich hoffe, das war wirklich die Ursache. Selbst lief ich völlig unbeschwert, das darf in England gern so bleiben. Daheim sah ich: Wanderkrätze nur ganz leicht.

Am Pasinger S-Bahn-Gleis trafen wir nach gut sechs Stunden Wanderung auf Bekannte – und freuten uns, dass wir auf ihre Frage “Wo kommt ihr denn her?” antworteten: “Aus Starnberg.”

Problemlose Fahrt an den Stachus, auf dem letzten Abschnitt nach Hause kaufte ich am Standl noch Erdbeeren für den Abend.

Daheim füllten wir auf dem Balkon das viel genutzte Wasserschälchen nach: Zu unserer großen Freude trauen sich dieses Jahr auch die Distelfinken aus den Bäumen davor ran.

Räumen und Ausruhen, dann briet Herr Kaltmamsell uns Würste zum Nachtmahl, dazu aus Ernteanteil Grelos (Stängelkohl). Ich hatte sogar Lust auf ein Glas Weißwein dazu. Danach gab es große Mengen Erdbeeren (jetzt sind die heimischen richtig gut), noch ein wenig Schokolade.

Im Bett den nächsten Roman angefangen und mich von ihm nach China mitnehmen lassen: Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Weiches Begräbnis.

§

Ein Text von Friederike Gräff in der taz, der mir nahe geht. Auch mich bestürzt es immer wieder, wenn Menschen die Nachricht vom Tod eines sehr alten Menschen mit “na ja, er war doch schon alt” abtun: Für Nahestehende, für Angehörige und Freunde, ist dieser Tod ein schmerzlicher Verlust, der durch die Länge der gemeinsam verbrachten Lebensjahre sicher nicht geringer wird.
“Trauer ist alterslos”.

Journal Sonntag, 30. MaiApril 2023 – Wandern mit Besuch am Loisach-Isar-Tal

Montag, 1. Mai 2023

Lang ausgeschlafen, und das auch noch gut – sehr schön.

Gemütlicher Vormittag vor hellgrauer Draußenkulisse mit Wäschewaschen, einer Runde Yoga-Gymnastik.

Ich buchte unsere Ferienwohnung in Brighton – doch für länger als ursprünglich geplant, weil wir den Cotswolds Way in weniger Tagen als ursprünglich geplant gehen werden: Die Unterkünfte entlang des Wegs sind für Ende Juni / Anfang Juli gerne mal schon vergeben. Dennoch fürchte ich keineswegs Menschenmassen auf den Wegen: In manchen Orten am Weg gibt es, wie wir vor sieben Jahren gesehen hatten, halt nur zwei B&Bs.

Fertigmachen fürs Wandern: Wir waren mit zwei München-Besuchern aus Hamburg und Berlin verabredet, die unseren Vorschlag der Runde Icking-Wolfratshausen über Isartal angenommen hatten.

Treffpunkt war das Abfahrtsgleis der S7 unterm Stachus. Ich hatte Frühstück am Bäckerstand Rischart besorgen wollen, doch der war geschlossen – schnelles Ausweichen in den Starbucks, denn irgendwas würde ich unterwegs essen müssen.

Herzliche Begrüßung, den Besuch aus Berlin hatte ich seit vier Jahren nicht gesehen, seinen Mann aus Hamburg seit einem Jahr.

In Icking empfing uns wunderbares Wanderwetter, das die ganze Runde über hielt: Kühl, ohne kalt zu sein, regenfrei und hin und wieder sogar mit Ahnungen von Sonne.

In Schlederloh versteht man was von Diskretion.

Ich genoss es, mit zwei anderen erfahrenen Wanderern unterwegs zu sein: Die beiden kannten andere Pflanzen als ich (sogar treffsicher Waldmeister, bei dem ich mir nie sicher bin, zudem probierte ich auf ihren Hinweis erstmals Blättchen der Knoblauchrauke), erzählten von ganz anderen Gegenden.

Blick aufs Loisach-Isartal, wie erwartet mit recht hohem Wasserstand.

Dorfen mit einer seltenen Sehenswürdigkeit: Öffentlichem Nahverkehr.

Der gewohnte Abstieg nach Wolfratshausen wurde etwas anstrengend: Ein Hohlweg und ein Brückerl über eine anschließende kleine Schlucht waren wegen zahlreicher umgestürzter Bäume eigentlich unpassierbar. Wir entschieden uns für Klettern über die Stämme, denn der Abschnitt war nur kurz und die Alternative wäre ein großer Umweg gewesen.

An der Loisach in Wolfratshausen machten wir auf einer Bank Pause, ich frühstückte eine Zimtschnecke, auch Herr Kaltmamsell hatte etwas dabei.

Flößer und Floßruder.

Zurück über und dann an der Loisach zum Ickinger Wehr war der Weg hin und wieder recht matschig, aber immer noch gut zu gehen.

Wir kamen an den S-Bahnhof Icking pünktlich zur Einfahrt des Zugs zurück nach München, waren etwa dreieinhalb Stunden unterwegs gewesen.

In München hatte der Besuch ein Lokal zum Einkehren ausgesucht, das Craft Beer servierte – ein weiteres Interessensgebiet der beiden. Wir nahmen vom Heimeranplatz einen Bus ins Schlachthofviertel und setzten uns vors True Brew. Dort gab es sehr interessante Biere, ich genoss auf Empfehlung mein Pale Ale Coastline (ich hatte um etwas Hopfiges, Herbes gebeten). Dazu mehr herzliche Gespräche – und die Aussicht darauf, dass die beiden öfter mal nach München kommen würden, unter anderem zum Wandern.

Zurück daheim bereitete Herr Kaltmamsell das Nachtmahl zu: Der Ernteanteil hatte Emmernudeln von einem befreundeten Betrieb enthalten, die Gelben Bete daraus hatte ich morgens bereits gekocht, zusammen mit Feta wurde daraus ein sehr gutes Nudelgericht. Nachtisch Schokolade.

Und ich stellte fest, dass ich schon wieder die Zusammenstellung der Lieblingstweets und -tröts zum Monatsende vergessen hatte. Diesmal hole ich’s halt am Ersten des Folgemonats nach.

§

Machen Sie sich lieber keine Hoffnungen auf einen milden Start in den Mai. In Spektrum erklärt Lars Fischer mit einem “dramatischen atmosphärischen Ereignis im Februar”
“Warum es erst einmal kühl bleibt”.

Journal Samstag, 29. April 2023 – Energisches Aprilwetter beim Wandern um die Loisach-Kochelsee-Moore

Sonntag, 30. April 2023

Nicht gut und zu wenig geschlafen, schon um sechs aufgewacht – dabei hatte ich doch gar nicht so viel Alkohol getrunken. Wie vorhergesagt hatte der Regen aufgehört.

Wäsche aus der für morgens programmierten Waschmaschine aufgehängt, nach Bloggen und Morgenkaffee war Zeit für Aufbruch: Ich plante mit Herrn Kaltmamsell eine Rundwanderung von Benediktbeuern über Kochel am See – hatten wir vor vier Jahren schon mal gemacht, da glaubte ich noch dem Orthopäden, meine Hüftbeschwerden kämen von den LWS-Bandscheiben.

Die Anfahrt war ein wenig anstrengend, weil wir in Tutzing in Schienenersatzverkehr umsteigen mussten. Herr Kaltmamsell kam unterwegs auf die Idee, dass wir doch eigentlich Kochel zum Start- und Endpunkt der Wanderung machen könnten, zumal der Stichweg-Abschnitt von und nach Benediktbeuern eh langweilig war. Außerdem versprach die Gastronomie für abschließendes Einkehren in Kochel mehr.

Die fast einstündige Fahrt von Tutzing nach Kochel mit dem Bus über Land und durch die Orte war interessant. Unter anderem überraschte mich Penzberg als reizvoller, lebendiger Ort mit offensichtlich Geschichte (Bergbau), Läden, Gastronomie, umfassender Infrastruktur, wir fuhren auch an der berühmten Moschee vorbei. Mögen Bahnschienen durch schönere Landschaft führen als Straßen – von Orten außer Großstädten bekommt man auf Zugreisen halt nichts mit.

In Kochel setzten wir uns erst mal ins neue Café im Schusterhaus (Karte mit Bowls und Veganem) auf einen Cappuccino (gut!), Stärkung fürs Wandern, gingen dann den Rundweg gegen den Uhrzeigersinn, also erst mal nach Osten hinauf ein wenig auf den Berg.

Wir bekamen schöne Aussichten, glucksende Bächlein, blühende Bäume und Wiesen (viel Gelb von Löwenzahn und Sumpfdotterblumen sowie Schlüsselblumen), an Fauna Milane und Bussarde am Himmel, über den Wiesen und an den Häusern Schwalben, in Gewässernähe reichlich Bachstelzen. Auf dem Boden sah ich eine große graue Eidechse verschwinden, auf den Weiden, die wir kreuzten, standen Kühe, wir passierten wie schon vor vier Jahren auch diese seltsamen gefleckten Schafe mit Schlappohren.

Das Wetter hielt nur zweieinhalb Stunden, lieferte dabei sogar immer wieder Sonnenschein. Gerade als wir nach einer Bank für eine Brotzeitpause suchten, zog übers Gewerbegebiet Benediktbeuern eine böse schwarze Wolke, die nicht nur Regen, sondern auch zwei kurze Hagelschauer brachte.

Da ich jetzt um halb drei aber sehr hungrig war, stellten wir uns zum Brotzeiten in den Windschatten einer Scheune, ich frühstückte Apfel und Nussschnecke. Eine Bank zum Ausruhen fanden wir dann nach Regenende an der Loisach.

In Kochel.

Über Kochel.

Eine Rinder-Situation, zum Glück ohne Kälber. In unserer Partnerschaft bin ich ja ich dafür zuständig, meinen Mann vor großen Tieren zu beschützen, zum Beispiel vor Kühen auf dem Wanderweg. Wir gingen also langsam und ruhig an den Rindern vorbei, freundlich grüßend, ließen uns anstarren.

Blick auf Benediktbeuern.

Übers Kochel-Loisacher Moor.

An der Loisach, die sehr hoch stand – und die wir am Sonntag an anderer Stelle wiedersehen werden, wenn wir mit Besuch zwischen Icking und Wolfratshausen gehen.

Am Ende unserer Wanderung von gut 15 Kilometern in viereinhalb Stunden waren wir noch nicht wieder hungrig genug fürs Einkehren in Kochel. Jetzt regnete es ausdauernd und heftig; wir setzten uns an den Bahnhof und verbrachten die 40 Minuten bis zum nächsten Bus mit Lesen.

Zurück in München holten wir uns auf dem Heimweg Abendessen beim Servus Habibi. Hier hatte es offensichtlich nicht geregnet, nicht nur das Lokal selbst, sondern auch die Außentische an Schwanthaler- und Schillerstraße waren voll besetzt.

Ausruhen über köstlichem Essen, wir hatten beide den Eindruck, dass es seit unserem letzten Take-away von Servus Habibi noch ausgefeilert und besser geworden war (Zhug dabei, ungewöhnliches sauer eingelegtes Gemüse, auf dem Labneh auch getrocknete eingelegte Tomaten).

Überraschung des Abends: Herr Kaltmamsell sah die ersten Mauersegler am Himmel, rief mich sofort auf den Balkon, um seine Sichtung zu verifizieren.

§

“Wie Bankenkrisen entstehen, einfach erklärt”.

Der Artikel hält, was die Überschrift verspricht: Nicht nur habe ich die Erklärung verstanden, ich habe sie sogar gern gelesen.

Journal Samstag, 30. Juli 2022 – Verkatert am Tegernsee, Pimm’s Trifle

Sonntag, 31. Juli 2022

Ja, das war ein astreiner Kater gestern Morgen, ich büßte ordentlich für den zu vielen Alkohol am Freitagabend. Aspirin und Milchkaffee zum Bloggen, es war zu kühl zum Draußensitzen.

Fürs Abendessen machte ich Kartoffelsalat, auf das Pimm’s Trifle kam die nächste Schicht (custard, wir hatten sogar Bird’s im Haus).

Herr Kaltmamsell und ich hatten eine Wanderung geplant, in Anbetracht unseres körperlichen Zustands (er war auch nicht besser beinander als ich) entschieden wir uns für eine kurze Strecke: den Tegernseer Höhenweg, den wir schon mal im Januar gegangen waren. Bis ich nach Duschen und Packen bereit zum Aufbruch war, ging es mir zum Glück deutlich besser.

Auf dem Weg zum Bahnhof kaufte ich uns Brotzeit. Im Zug zum Tegernsee hatte ich 9-Euro-Ticket-Menschenmengen befürchtet, doch die Wagen war nur licht besetzt. Auch in Tegernsee selbst keine Touristenscharen, die ich in der Hochsaison erwartet hatte.

Beim Bahnhof setzten wir uns zu einem zweiten Morgenkaffee (um eins), dann begannen wir noch im Ort den Aufstieg.

Weil ich wusste, dass wir hier den schönsten Ausblick hatten, setzten wir uns bereits kurz darauf zur Brotzeit. Ich aß Aprikosen und eine Nussschnecke. Und dachte umsummt von Wespen daran, die Schicht Insektenspray aufzulegen, die ich daheim vergessen hatte.

Gemütliches Wandern über und um Rottach-Egern herum, wir begegneten auch nicht mehr Wandervolk als im Januar. Herr Kaltmamsell schnaufte etwas mehr als sonst, meine Wanderfreude wurde ein wenig durch Rückenschmerzen gemindert – ganz fit waren wir halt nicht.

Auch wenn sich immer wieder bedrohliche schwarze Wolkenberge türmten, blieb das Wetter stabil und angenehm. Erst in Rottach-Egern wurden wir ganz kurz leicht angeregnet.

Nach guten drei Stunden gelangten wir wieder an den Bahnhof Tegernsee. Auf der Rückfahrt (auch hier nicht viel los) holte mich der Kater nochmal ein, ich schlief eine halbe Stunde tief. Bei Ankunft in München seltenes Gelüst auf Steckerleis, ich holte mir am Kiosk eines mit Salzkaramell innen und Schoko-Nuss-Ummantelung.

Fürs Abendessen war ja ich zuständig. Ich bereitete den Teig für Fleischpflanzerl vor, schrieb diesmal mein Standard-Rezept im Blog auf. Vor dem eigentlichen Braten hatte ich noch Zeit für eine kurze Runde Yoga, die erwartungsgemäß gut tat.

Dazu allerdings nicht wie geplant den Pittnauer Rosé Dogma Natural Wine, weil ich eigenartigerweise ü-ber-haupt keine Lust auf Alkohol hatte.

Zum Nachtisch das Pimm’s Trifle, das als letzte Schicht gesüßte Schlagsahne bekommen hatte.

Wir stellten fest: Ja, das kann man sehr gut machen! Also dieses Grundrezept, Sherry durch Pimm’s ersetzen, Dosenobst durch frische Aprikosen/Nektarine/Orange/Birne/Erdbeeren, angereichert durch ein Stückchen Gurke in Würfelchen und ein Dutzend Minzblätter.

§

Kate Bush hatte gestern Geburtstag – und wieder tanzten Menschen auf der ganzen Welt für sie. Als Kate Bush verkleidet. Zum Beispiel in Sydney, aber auch sonst überall auf der Welt. (So schön! Auch wenn meine Lieblingsversion die vom Ukulele Orchestra of Great Britain bleibt.)

Journal Samstag, 14. Mai 2022 – Isar-/Loisachtalwandern in Maien-Idyll

Sonntag, 15. Mai 2022

Bis fast acht geschlafen, und das auch mit nur wenigen Unterbrechungen – super.

Draußen entwickelte sich wunderbares Wetter – auch das super, weil Herr Kaltmamsell den Tag für eine Wanderung hatte freinehmen können.

Erst mal gemütliches Bloggen und Morgenkaffee, Wäschewaschen, Telefonat mit meiner Mutter.

Ich ging eine schnelle Runde Einkaufen (u.a. Spargel und Erdbeeren für Sonntag, Brotzeit), dann zogen wir los. Eigentlich hatten wir mal wieder vom Starnberger See an den Ammersee wandern wollen, doch wegen Stammstreckensperrung der S-Bahn hätten sich An- und Abreise sehr kompliziert gestaltet. Statt dessen fuhren wir unkompliziert und direkt ab Hauptbahnhof Richtung Wolfratshausen, Wanderung am und im Loisach-/Isartal. Hier waren wir schon oft (zum Beispiel hier beschrieben), diesmal hatte Herr Kaltmamsell eine Erweiterungsschleife um die Loisachmünundung und in der Pupplinger Au recherchiert.

Gegen Sonne und Stechmücken hatte ich mich kräftig gecremt und besprüht, roch wie ein Drogeriemarkt nach Besuch einer Elefantenherde.

Schon die S-Bahnfahrt durch Sonnen-beschienene Maienlandschaft war herrlich. Rapsgelb bekam ich allerdings erst kurz vor Icking zu sehen.

Das Wegstück von Icking durch den Wald ist inzwischen ausgebaut und befestigt: In den Corona-Jahren waren wohl mangels entfernterer Ausflugsziele so viele Menschen durchgekommen, dass das nötig geworden war. Gesten begegneten wir nur sehr wenigen Wanderern oder Radler*innen, vielleicht haben wir jetzt die Wanderwege im S-Bahnbereich wieder mehr für uns.

Ich hatte mich für kurze Wanderhosen und Ärmel entschieden, das stellte sich als genau richtig heraus.

Schlederloh.

Blick auf die Loisachmündung in Frühlingsfarben, hier verlief das letzte Stück unseres Wegs.

Es wurde bereits an vielen Stellen das erste Heu gemacht (hier im Bild der Kreiselheuer, in meinem Hirn spielten Haindling “Mo mah du”).

Vor Dorfen.

Hinter Dorfen, kurz vor der Abzweigung nach links Richtung Wolfratshausen.

Über Wolfratshausen machten wir um halb drei Brotzeit: Ich aß Apfel und Nussschnecke.

Die Loisach in Wolfratshausen. Diese gingen wir wieder ein Stück entlang, doch an der Stelle, an der wir sie sonst zurück kreuzten, gingen wir Richtung Osten und Pupplinger Au / Isartal. Dieser neue Abschnitt stellte sich als besonders reizvoll heraus.

Der Weg mäanderte schmal durch den Auwald und den Bärlauch, links erzähte das Wasser Geschichten, mal mit Gluckern, mal mit Rauschen. Auf dem Weg sahen wir zweimal kleine Blindschleichen, im Wasser Fische.

An der Floßlände Angermeier kreuzten wir die Isar.

Brückenmadonna von Anton Ferstl. Selbst bei solch einer behutsamen Modernisierung griffen die Bürger*innen 1990 umgehend zu den Mistgabeln: Alles was nicht nach Dorfkirche-mit-Zwiebelturm-Holzschnitzerei aussieht, wird hierzulande erbittert bekämpft. (Allerdings nehme ich sehr an, dass auch ein Matthias Grünewald zu Lebzeiten auf solche Reaktionen stieß und fuchteln musste: “KUNST kommt nicht von ‘gefallen’!”)

Vor solchem Uferabbruch warnten Schilder, sie sind typisch für diese Flusslandschaft.

Auf dieser Isarseite gingen wir zurück Richtung Icking.

Weitere Abwechslung in der Landschaft.

Kurz vorm Ickinger Wehr. Vor Rückenkraulen wird gewarnt.

Aus dem Ickinger Wehr.

In Icking gibt es nur ein Wirtshaus. In dem kehrten wir ein.

Wurstsalat und Schweinsbraten (wenn die Wirtshausküchen halt lieber gleich auf Versuche in Kruste verzichten würden, statt unkaubares Hartleder zu produzieren). Ich hatte wieder keine Lust, auf der Rückfahrt dumpf im Kopf zu sein und trank lieber zwei alkoholfreie Weißbiere (Elektrolyte!).

In München holten wir uns auf dem Heimweg vom Bahnhof Nachtisch bei der Nachbarschafts-Eisdiele. Die Streckenlänge (ca. 16 Kilometer in knapp fünf Stunden mit zwei Pausen) war genau richtig gewesen, weder Herr Kaltmamsell und ich hatten auf den letzten Metern Beschwerden.

Journal Sonntag, 10. April 2022 – Palmsonntag mit Schnee und entlang der Würm

Montag, 11. April 2022

Zwischen den Unterbrechungen gut und tief geschlafen, bis fast sieben.

Gemütlicher Morgen, zu unserer Wanderung wollten wir erst am späten Vormittag aufbrechen. Also hatte ich vorher noch Zeit für eine Runde Yoga. Doch als sich abzeichnete, dass es erst mal wieder ausführlich ums Schnaufen gehen würde, ließ ich das Video weiterlaufen, Adriene vor sich hin schaufen, und machte meine Bankstütz- und Seitstützübungen. Erst als sie nach zehn Minuten vom Schnaufen zu table top position wechselte, stieg ich wieder ein.

Das Wetter draußen hatte sich nicht an die Abmachung gehalten, es war genauso wechselhaft wie am Samstag. Egal, ich zog mich warm an mit einer Strumpfhose unter der Wanderhose und meinem dicksten Pulli unter der Wanderjacke, Mütze und Handschuhe eh.

Plan war, die Würm entlang von Pasing Richtung Starnberg zu gehen, so weit wir halt Lust hatten – Einzugsbereich MVV, also mit reichlich Möglichkeiten zur Rückfahrt. Brotzeit besorgten wir erst in Pasing, denn der Bäcker unterm Stachus war geschlossen. Wir zogen strammen Schrittes los, sahen viel Frühling, an der Würm Kanadagänse (LAUT!), Bachstelzen, Rotkehlchen, Buchfinken, Grasmücken, Stock- und Mandarinenten, Amseln,  Meisen, hörten unter anderem Wacholderdrosseln. Der seltsame Zweig oben auf dem kahlen Baum, der von der Weite wie ein Vogel ausgesehen hatte, stellte sich von Nahem tatsächlich als Vogel heraus: ein Turmfalke.

Es war nicht viel los, eine positive Folge der düsteren Wolken und regelmäßigen leichten Graupelschauer, die sich mit sonnigen Abschnitten abwechselten. Ich hatte diese Strecke ausgesucht, weil die Wege zum großen Teil gut befestigt sind und ich nach den Niederschlägen der letzten Wochen Matsch befürchtet hatte. Die Sorge war unberechtigt: Es hatte nicht genug für Matsch geregnet, leider.

Nach zwei Stunden machten wir Pause, es gab Nussschnecke und Apfel, außerdem heißen Tee aus der Thermoskanne.

Maibaumwerkstatt der Feuerwehr Gräfelfing, nicht im Bild die Bewachung (-> Maibaumstehlen).

In Gauting, nach gut drei Stunden Fußmarsch, machten wir Schluss. Herr Kaltmamsell fühlte sich nicht wirklich fit (morgens hatten wir uns beide auf Corona gestestet, aber es gibt ja auch noch andere Infekte), der nächste S-Bahn-Halt lag fast zwei Stunden entfernt. Also spazierten wir zum Gautinger Bahnhof und fuhren zurück.

Daheim holte ich über einer Tasse Tee das Süddeutsche Magazin vom Freitag nach, las unter anderem den Artikel von Catrin Lorch über ihr Handweben (€). Handwerklich Hergestelltes kostet Zeit, hohe Fertigkeit, Erfahrung – und doch empfinden viele den Endpreis als Abzocke. Lorchs Artikel liefert mir einen argumentativen Schlüssel:

Der kalifornische Handweber Travis Meinolf hat in einem Interview einmal die Rechnung umgedreht und vorgeschlagen, dass Kunden ihm für einen Schal, den er in dreitägiger Arbeit herstellt, doch bitte bezahlen mögen, was sie selbst in drei Tagen verdienen.

Abendessen war wieder der asturischer Bohneneintopf Fabada vom Vorabend – ist, wie fast alle Eintöpfe, schlecht in kleinen Mengen zu kochen. Am meisten genoss ich darin die weißen Bohnen.

§

Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin Hanna Engelmeier über ihr instagram-Gucken:
“Andere Leben als meines”.

Bei meinen Exerzitien in Fremdscham und Anteilnahme denke ich regelmäßig an den Aufsatz, den ich eines Tages über diese Storys schreiben möchte, und bastele an dem Argument, dass hier ein neuer Werkbegriff her muss, einer, bei dem Autorinnenschaft nicht mit dem Ziel der Erschaffung bleibender Artefakte, sondern dem Aufrechterhalten beständiger Aufmerksamkeit für das eigene Tun verknüpft ist.

§

Auf Empfehlung sah ich gestern eine 3sat-Doku über den Schauspieler Christoph Waltz – und empfehle sie hiermit weiter (noch bis 16.4. in der Mediathek).
“Christoph Waltz – Der Charme des Bösen”.

Waltz äußert sich ausschließlich über seinen Beruf und seine Karriere, aber das höchst interessant. Immer wieder betont er, dass er nie besser sein kann als das Drehbuch, und dass sein Job ist, die Tätigkeiten von Drehbuch, Regie (Kamera, Schnitt) zu komplettieren, damit ein Film daraus werden kann. Auch die (bescheuerte) Frage, wie viel von ihm als Person in seinen Rollen stecke, beantwortet er damit: Sein Beruf sei, eine Rolle zu spielen; die Rolle müsse gut geschrieben sein und er die richtige Besetzung dafür – dann werde das Ergebnis gut. Das freute mich vor allem vor dem Hintergrund meiner regelmäßigen Verwunderung, wenn Schauspieler*innen fachlich zu den Inhalten ihrer Rollen interviewt werden, wenn zum Beispiel eine Schauspielerin, die gerade die Leiterin einer Jugendpsychiatrie gespielt hat, zum Stand der deutschen Jugendpsyche befragt wird – und auch noch antwortet. Die Frau ist keine Psychaterin, sie ist Schauspielerin!

§

Eine sehr schöne, ungewöhnliche Tango-Filmszene.

Journal Samstag, 29. Januar 2022 – Auf dem Tegernseer Höhenweg in die Sonne

Sonntag, 30. Januar 2022

Eine besonders schlechte Nacht mit Aufwachen zu jeder Stunde und sehr unangenehmen Nebenhöhlenschmerzen.

Um sechs erklärte ich diese Nacht für beendet. Entsprechend erledigt hing ich über Bloggen und Mogenkaffee. Dann doch die bunte Sonderangebots-Sommerhose aus einem offenen Tab bestellt, Futter für die Illusion, den Winter verkürzen zu können.

Herr Kaltmamsell hatte dieses Wochenende frei. Und er war eisern entschlossen, es für eine Wanderung mit mir zu nutzen, Winter und Wetter egal. Das überraschte mich, ich kenne ihn eigentlich nicht so kompromisslos wanderbegeistert, doch ich erfüllte ihm gern den Wunsch. Als Strecke hatte ich eine am Tegernsee recherchiert, von der mir eine Freundin als Winterwanderung um Weihnachten erzählt hatte, nämlich den Tegernseer Höhenweg. Auf das abschließende Übersetzen per Schiff oder Ruderfähre mussten wir allerdings verzichten, da es derzeit auf dem Tegernsee gar keinen Schiffsverkehr gibt.

Ich packte einen Rucksack mit Getränken, Brotzeit holten wir uns am Bahnhof – an einem der wenigen dort verbliebenen Brotzeitstände, denn am Münchner Hauptbahnhof ist inzwischen fast alles außer dem Gleisbereich Baustelle.

Im Zug nach Tegernsee ein verräterisches Verbotsschild am Gepäckfach über den Sitzen:

Gestern allerdings sah ich nur einmal Mensch mit Snowboard auf der Hinfahrt, einen mit Ski zurückzu (der lustige Skistiefel-Gang! als Choreografin würde es mich drängen, einen Tanz daraus zu machen – ähnlich der Taucherflossen-Nummer in Mama mia). Alle anderen Passagiere sahen nach Wandern oder Spazierengehen aus. (Maskendisziplin 1A.)

Die Wettervorhersage hatte für Nachmittag Sonne angekündigt, und so war es dann auch: Wir wanderten unter düsterem Himmel los ins immer Sonnigere. Der Weg war gut ausgeschildert, ließ sich auf sulzigem Schnee in festen Wanderschuhen gut gehen (umfasste allerdings ein paar sehr steile Abstiege), wir begegneten nur wenigen anderen Menschen, Richtung Rottach-Egern immer weniger, und wir hatten immer wieder wundervolle Aussicht.

Blick rüber nach Bad Wiessee. Ich erkannte die Reha-Klinik, in der ich Ende 2019 nach meiner Hüft-TEP so schnelle Heilungsfortschritte machte.

Rottach-Egern mit Wallberg.

Nach zwei Dritteln machten wir kurz vor zwei Brotzeit auf einem Bankerl an der Rottach: eine mächtige Nussschnecke, dazu Kräutertee aus der Thermoskanne – sie hatte ihn wirklich heiß gehalten.

Jetzt wurde es herrlich sonnig und warm, schlagartig waren alle Wege und Bänke voller Menschen.

Blick vom Strandbad Point nach Rottach.

Kloster Tegernsee.

Tegernseer Rathaus.

Zurück nahmen wir einen Zug kurz vor vier (sie gehen zwischen Tegernsee und München zweimal in der Stunde – wirklich bequem). Das waren 14 Kilometer in knapp vier Stunden gewesen. Was ich Herrn Kaltmamsell bis zur Rückfahrt verheimlicht hatte: Beim Gehen schmerzte seit dem Aufstehen am Morgen meine einst kaputte Hüfte mit überraschender Heftigkeit. Ich wollte die Tour trotzdem probieren, und es ging dann auch gut, wirkliche Schmerzen hatte ich immer nur nach Aufstehen vom Sitzen.

Auf der Rückfahrt nutzte ich die Gelegenheit, mal ein Foto von der Großhesseloher Brücke aus auf Gleishöhe aufzunehmen statt beim Joggen ein Stockwerk tiefer.

In München kauften wir auf dem Weg nach Hause noch Zutaten fürs Abendessen. Ich fühlte mich nach der schlechten Nacht unverhältnismäßig erledigt, legte erst mal die Füße hoch.

Herr Kaltmamsell kümmerte sich auch gestern ums Nachtmahl und servierte aus Ernteanteil den letzten Lager-Knollensellerie und Gelbe Bete mit Zwiebeln vom Blech, ich rührte dazu Schnittlauchjoghurt und Tahini-Sauce (mit Meyerzitronensaft) an. Davor gab es Gin Tonic.

Nachtisch große Mengen Süßigkeiten.

Ich gab meiner Erschöpfung nach und war schon um halb zehn im Bett. Draußen hatten Sturm und Regen eingesetzt, wir hatten den richtigen Wochenendtag zum Wandern gewählt.