Journal Donnerstag, 5. Januar 2023 – #Lindwurmessen im Café Pfundig

Freitag, 6. Januar 2023 um 8:32

Beim nächtlichen Klogang dann doch den Wecker ein wenig vorgestellt, um nach dem späten Einschlafen mehr von der Nachtruhe zu haben. Dadurch etwas hektischer Morgen.

In der Arbeit ruhiges Abarbeiten den ganzen Tag über, eine erste Besprechung 2023 per Video.

Mittags gab es Clementinen und einen Flapjack.

Nach Feierabend kurze Supermarkteinkäufe, gegen die gelegentlichen Regenschauer brauchte ich einen Schirm. Daheim eine Runde Yoga, bevor ich mit Herrn Kaltmamsell zum #Lindwurmessen aufbrach,1 das die eben entdeckte Lücke Café Pfundig schließen sollte.

Diesmal fand ich den Zugang über die Lindwurmstraße neben dem Edeka express.

Das Restaurant, das ich auch ignoriert hatte, weil es “Café” heißt, liegt im zweiten, viel größeren und begrünten Innenhof.

Von der bayerisch-schnitzelbetonten Speisekarte wählten wir einen Zwiebelrostbraten und ein Cordonbleu vom Schwein mit Pommes, beides gut.

Zurück daheim gab es noch Pralinen zum Nachtisch, im Fernsehen ließen wir Men in Black 3 laufen, der dann doch besser war, als ich ihn in Erinnerung hatte.

Ins Bett mit Freude auf Ausschlafen in den Dreikönigs-Feiertag.

§

Rosi Mittermaier ist gestorben, mit nur 72 Jahren.

Als ich die Nachricht erfuhr, wurde ich sofort von Erinnerungen geflutet – die wohl in keinem Nachruf auf die Olympiasiegerin im Skiafahren auftauchen werden: Rosi Mittermaier war meine erste und besonders gemochte Online-Vorturnerin. Einige Jahre aktivierte meine Mutter im Winter die Familie (na ja, zumindest mich, meiner Erinnerung auch meinen Bruder) zur Skigymnastik im Bayerischen Fernsehen, um uns aufs verletzungssicherere Skifahren vorzubereiten. Und vorgeturnt wurde von Rosi Mittermaier – hier ein paar schöne Bilder. Am intensivsten im Gedächtnis blieb mir die “Abfahrts-Hocke” am Ende, die man minutenlang zum Film einer echten Wettkampf-Abfahrt durchwippte. Vielleicht war auch mal die Lauberhorn-Abfahrt dabei, die wir bei der Fahrt aufs Jungfraujoch sahen. @stefansommer hat die Lauberhornabfahrt für Skigymnastik gefunden, allerdings nicht mit Rosi Mittermaier, sondern mit dem Schweizer Bernhard Russi.

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https://youtu.be/_Q-DflmspWU

Nachtrag: Ein wunderschöner Nachruf von Johannes Knuth in der Online-Süddeutschen auf Rosi Mittermaier (auch der aber ohne Erwähnung der Skigymnastik) (€).
“Normal und gerade deshalb groß”.

§

Katatonik, die noch länger aktiv im Internet unterwegs ist als ich, stellt sich Menschen vor, die nicht online leben.
“Die Seriösen”.
Und macht mir bewusst, wie fremd mir Leben sind, die überhaupt nicht im Internet stattfinden, weder passiv noch aktiv. Möglicherweise kann ich mich einfacher in eine buddhistische Nonne hineindenken.

§

Ich weiß, ich weiß, ich weiß: In den allermeisten Fällen funktioniert der Umzug von Telefon und/oder Internet problemlos und ist keine Geschichte wert. Aber Geschichten wie die von Vanessa Giese beweisen, dass man sich nie und auf keinen Fall darauf verlassen sollte.
“Der Passierschein ins Internet”.

  1. Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. []
die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 4. Januar 2023 – Nora an den Münchner Kammerspielen

Donnerstag, 5. Januar 2023 um 9:06

Am zweiten Arbeitstag des Jahres war ich nicht mehr völlig allein auf dem Büroflur, es wurden gute neue Jahre gewünscht.

Die Schlagzahl war allerdings bereits wieder so hoch, dass ich zügig wegarbeitete, um nicht durch Querschießendes in Hektik zu geraten. Zumal ich gestern besonders früh gehen wollte (also so richtig mit Minusstunden), um abends das Wahrnehmen meines Theaterabotermins wahrscheinlicher zu machen.

Der Tag startete mit Sonne und wärmte mein Büro, bewölkte aber mittags immer mehr.

Mittagessen Mango mit Joghurt, Pumpernickel mit Butter.

Danach legte ich einen Zahn zu bei der Arbeit, um auch wirklich schon um halb vier zu gehen. Das klappte dann wegen eines Querschusses nur um eine Viertelstunde nicht.

Heimweg im Hellen mit einem Einkaufsabstecher für Drogeriewaren und Lebensmittel. Zu Hause las ich alte Zeitungen auf, zog mich dann um (“Hop into something comfy”) für das diesjährige 30-Tage-Yogaprogramm von Adriene, “Center”. Aus Erfahrung mit den anderen Programmen checkte ich erst mal den Anfang – und übersprang die ersten fünf Minuten Sitzen und besinnliches Geplapper. Danach bekam ich eine halbe Stunde Dehnen und Halten mit immer noch genug Yoga-Besinnlichkeit.

Frühes Abendessen, Herr Kaltmamsell servierte spanische Tortilla und hatte dafür auf meinen Wunsch erstmals mit gekochten Kartoffeln gearbeitet, wie es viele zeitgenössische spanische Rezepte tun. Schmeckte gut und nach Tortilla. Davor hatten wir uns eine Dose callos a la madrileña geteilt, danach gab es nur ein wenig Süßigkeiten.

In Milde und Wind marschierte ich zu den Kammerspielen, auf dem Spielplan stand Nora. Als Herr Kaltmamsell das erfahren hatte, bewarf er mich umgehend mit dem angestaubten Witz
“Mögen Sie Ibsen?”
“Keine Ahnung, ich habe noch nie geibst.”
(Im Englischen funktioniert er mit Kipling.)

Für diese Inszenierung werden als Autor*innen allerdings angegeben: Sivan Ben Yishai, Henrik Ibsen, Gerhild Steinbuch, Ivna Žic. Der Website entnehme ich auch, dass die Theaterwelt mittlerweile nicht mehr dekonstruiert, sondern interveniert; mal sehen, wann auch dieser Begriff bis in die Speisekartenwelt verwässert (“an drei Interventionen vom Rosenkohl”).

Der Zuschauerraum war so voll, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte, fast jeder Sessel besetzt.

Ich sah gut zwei Stunden spannendes Theater. Vor dem Ibsen-Teil setzten sich die Darsteller*innen am Bühnenrand an einen Tisch, erklärten als Darstellende der Rollen dem Publikum, wessen und welche Geschichte das Stück eigentlich erzählt, hinter ihnen projiziert das Bild eines Puppenhauses, das langsam verschneit, der Tonfall war kommödiantisch. In diesem Prolog wurden die Inhalte thematisiert, die heutigen Betrachter*innen sofort auffallen – und gleich mal abgefeiert, unter anderem mit einem fulminanten und brutalst überzogenen Ausbruch der Nora-Darstellerin inklusive “FUCK PATRIARCHY!”

Dann erst begann Ibsens Nora, doch auch darin Selbstgeschriebenes wie eine Szene, in der die Kinder auf die Ereignisse zurückblicken, Lieder, die Hauptdarstellerin Katharina Bach singt (die auch das großartig und in verschiedenen Musikstilen konnte, Highlight “S.O.S” von ABBA als düsteres Industrial-Stück, wie sie an diesem Abend ohnehin atemberaubend schauspielte und körperliche Artistik bewies). Außerdem eine Szene, die mir sehr nach Improvisation aussah: Ich mache meinen Verdacht daran fest, dass die eine oder andere Minute lang weder Licht noch Ton oder Filmprojektion eingesetzt wurden – wo ich doch seit Jahren einen tiefen horror vacui in Theaterinszenierungen diagnostiziere.

Diese Anreicherungen von Dramen bin ich vor allem bei Klassikern gewohnt und sie funktionieren oft sehr gut, auch hier. Überrascht bin ich, dass die Anreicherinnen hier als Co-Autorinnen auftauchen, im Grunde sind das doch fast immer die Dramaturgin oder der Dramaturg einer Inszenierung.

Eine sehr dominante Rolle spielte das Bühnenbild: Eine schräge Ebene in Form eines auf den Kopf gestellten Hauses, die Oberfläche mit griffigen Matten bedeckt. Darauf turnten und liefen die Darstellenden raumgreifend (oder eben nicht wie der tastend unsichere Krogstad, gespielt von Thomas Schmauser) – mir kam es vor, als hätte Bühnenbildnerin Viva Schudt ein Stück im Stück geschrieben (und mag das eigentlich nicht).

Alle Darstellenden beeindruckten mich sehr, Svetlana Belesova als Frau Linde merke ich mir besonders.

Viel Schlussapplaus. Den ich auch für mich beanspruche, weil ich es bereits in meine ersten beiden Abo-Abende der Spielzeit 2022/23 geschafft habe. (Immer noch kein Fitness-Tracker für Kultur auf dem Markt? Für bewegungsfreudige Leute mich mich, die keinen inneren Schweinehund für Sport kennen, aber für Theater- und Ausstellungsbesuche? Obwohl sie – parallel zum inneren Sport-Schweinehund – doch wissen, dass sie sich danach immer besser fühlen?)

Heimweg durch weiter milden Sturm, aufgekratzt vom Abend schlief ich nur schwer ein.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 3. Januar 2023 – Ruhiger Arbeitsstart, Schulerinnerungen

Mittwoch, 4. Januar 2023 um 6:23

Schlaf nicht durch bevorstehenden ersten Arbeitstag nach Urlaub belastet: Ich vermute als Ursachen zum einen die Verinnerlichung des Umstands, dass in den Weihnachtsferien halt echt nichts passiert, zum anderen dass ich wirklich und bis ins Unterbewusstsein noch nicht auf Arbeitsrhythmus eingestellt war.

Trotzdem klingelte der Wecker um 5:40 Uhr und mich in Orientierungslosigkeit.

Düsterer Weg in die Arbeit, aber mild und trocken. Die Büroflure lagen verlassen, die meisten Arbeitenden (gestern erster offizieller Arbeitstag nach Weihnachtsferien) taten das wohl von Daheim aus. So hatte ich vor allem mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen zu tun, die wie ich Dinge wegschaffen mussten, zum Beispiel Rechnungen oder die Post von mehreren Abteilungen seit 22. Dezember, für die ich zuständig bin.

Mittags ging ich im milden und leichten Regen auf einen guten Cappuccino ins Emilo, so lange es das noch gibt, nahm auch ein Kilo Espressobohnen mit.

Mittagessen später im Büro: Apfel, Clementinen (besonders gut), Pumpernickel mit Butter.

Nachmittags weitere Geschäftigkeit, die sich aus dem Vormittag ergeben hatte.

Pünktlicher Feierabend ohne Probleme, ich war verabredet mit zwei Menschen aus einer lang vergangenen Vergangenheit, nämlich Mitschülerinnen. Kein Regen mehr, wir trafen uns im Café Pfundig – und ich entdeckte erstmal, dass wir beim #Lindwurmessen dieses Lokal übersehen hatten: Ich hatte es in der Häberlstraße gewähnt, doch die Adresse lautet Lindwurmstraße.

Fast drei Stunden erzählten wir einander, ich erfuhr aktuelles Leben (studierende Kinder, seltsame Schwager), aber auch erstmals, wie der Lebensabschnitt dieser beiden Frauen direkt nach dem Abitur verlaufen war, als ich sie sofort aus den Augen verloren hatte (dass die dritte Kollegstufe und Abitur gar nicht mit uns gemacht hatte, sondern auf ein anderes Gymnasium gewechselt war, hatte wir beiden anderen nicht mal in Erinnerung).

Herr Kaltmamsell wartete mit Abendessen auf mich: Die zweite Hälfte Kürbis aus Ernteanteil gab es mit Erbsen, Tamarinde, Tomate, dazu Reis. Nachtisch Pralinen.

§

Dass es problematisch sein kann, große Datenmengen im Web zum Trainieren von Algorithmen zu verwenden, die oft KI genannt werden, wurde schon früh klar. Michaela Menken schildert in einem Aufsatz, wie unterschiedliche problematische Verzerrungen eigentlich entstehen und welche Lösungen es geben könnte:
“Bias in / bias out – Warum wir mehr Datenethik brauchen”.

Noch nie bedacht hatte ich zum Beispiel:

Manche Dinge tauchen in natürlicher Sprache gar nicht häufig auf, obwohl sie hochfrequent in der Welt vorkommen. In solchen Fällen sprechen wir von der Reporting Bias. Merkmale, die implizit vorhanden oder so geläufig sind, dass sie nicht extra erwähnt werden müssen, sprechen oder schreiben Menschen einfach nicht mit. Kaltes Eis, gelbe Zitrone, aber auch das Verb blinzeln, all das sind Wörter und Kombinationen, die in unserem Weltwissen verankert sind, über die wir aber nicht mehr reden müssen. Das stellt für ein maschinelles System ein Problem dar, da der Computer natürlich nicht weiß, dass wir alle paar Sekunden blinzeln, oder dass Eis grundsätzlich kalt ist. Implizite, ontologische Kenntnis der Welt steht der KI nicht vollumfänglich zur Verfügung, da Teile unseres sprachlichen und Weltwissens in Texten nicht auffindbar sind.

Die Autorin war so freundlich, auch einen darauf vorbereitenden Hintergrundartikel herauszukramen:
“Ethical by Design? – Die menschliche Verantwortung hinter der künstlichen Intelligenz”.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 2. Januar 2023 – Rückfahrt Bern-München

Dienstag, 3. Januar 2023 um 6:13

Am Rückreisetag gar nicht so früh aufgestanden, denn unser Zug verließ Bern erst nach zehn.

Also hatten wir noch ein wenig Zeit, um mit unseren Freunden Kaffee zu trinken, Gespräche weiterzuführen. Im Kanton Bern war gestern Feiertag, die beiden mussten nicht arbeiten und chauffierten uns wieder: Ein letztes Mal, zum Bahnhof in Bern. Herzlicher Abschied mit innigem Wunsch nach einem baldigen Wiedertreffen, diesmal in München.

Reibungslose Fahrt. Beim Umsteigen in Zürich hatten wir eine halbe Stunde, in der wir ein wenig im dortigen Einkaufszentrum mit Gleisanschluss einen Cappuccino tranken, herumspazierten (unter anderem fast nicht mehr aus dem Migros rausgekommen wären – so viele spannende Dinge in den Regalen, zum Beispiel Ruchmehl!). Im IC der SBB nutzte ich das etwas dünne, aber durchwegs vorhandene WLAN, um den Blogpost über den Vortag online zu stellen, Twitter und Mastodon zu lesen. Dass die Sitze selbst bei hochgestellter Lehne kein aufrechtes Sitzen ermöglichten, sondern auf eine Lounge-Haltung ausgerichtet waren, nahm mir mein marodes Kreuz allerdings mit der Zeit übel (in einer Zeit eingerichtet, in der noch nicht mit Laptop-Arbeit beim Fahren gerechnet wurde?). Ankunft in München kurz nach drei, Wetter auch hier trocken und sehr mild.

Daheim nur kurz Abladen, eine Waschmaschine gestartet (nichts aus dem Koffer, sondern Handtücher und sonstiges Weißes). Zusammen mit Herrn Kaltmamsell ging ich Einkaufen in den Vollcorner und genoss ein wenig Bewegung.

Räumen und Tun, es galt den ersten Arbeitstag nach den Ferien vorzubereiten – noch bin ich gar nicht darauf eingestellt. Ich goss unsere Zimmerpflanzen; eine drinnen kümmernde Balkonpflanze bekam einen radikalen Schnitt, der sie hoffentlich wiederherstellt.

Vor dem Abendessen freute ich mich über eine Runde Yoga: Einmal Durchdehnen mit Adriene. Außerdem: Zum ersten Mal einen Schakal am namibischen Wasserloch gesehen (in der dortigen Abenddämmerung).

Herr Kaltmamsell war von den sensationellen Kochkünsten unseres Berner Gastgebers sehr angespornt. Wir hatten noch einen Butternut-Kürbis aus dem jüngsten Ernteanteil; die Hälfte verarbeitete er zu “Butternut squash polenta with rosemary chilli oil”.

Hammer – der Salbei machte sich hervorragend. Ich steuerte Salat mit Gurke und Walnussöl-Kirschbalsamico-Dressing bei. Nachtisch: Die hervorragenden Pralinen aus Königsbrunn vom Café Müller, die wir zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 1. Januar 2023 – Erlebnis Jungfraujoch

Montag, 2. Januar 2023 um 12:11

Wir begannen das Jahr 2023 sehr zeitig: Unsere Gastgeber hatten einen Ausflug zum Jungfraujoch geplant und vorbereitet – bei dem ich sehr viel lernte, unter anderem dass dieses touristische Ziel für viele, vor allem außereuropäische Reisende ein Muss ist.

Ein ganzer Strauß von Verkehrsmitteln brachte uns hin: Nach schnellem Kaffee stiegen wir im Morgengrauen ins Auto nach Thun. Von dort nahmen wir einen Zug nach Interlaken Ost, eine erste Zahnradbahn fuhr bis Kleine Scheidegg – schon ziemlich weit oben in den Bergen. Dann ging’s mit einer weiteren Zahnradbahn aufs Jungfraujoch. In jedem Abschnitt Fahrkartenkontrolle – immer mit zarter Slapstick-Note: Unsere Gastgeber hatten uns bereits für die Fahrt in die Schweiz zum Halb-Tax der SBB verholfen (was sehr wahrscheinlich Auswirkungen auf unsere Urlaubsplanung 2023 hat), diese vorläufigen Dokumente mussten wir vorzeigen, dazu natürlich die eigentlichen Zugtickets, unsere Gastgeber besaßen weitere Vergünstigungsausweise, die ebenfalls kontrolliert wurden. Ich war ungemein dankbar, dass sie diese ganze Orga übernommen hatten.

Das Wetter kam uns entgegen, in jedem Teil der Strecke waren die Anblicke großartig – tatsächlich ab Haustür Gastgeber, denn auf den Wiesen und Feldern standen ausgesprochen dekorative Reiher.

Thuner See.

Eiger Nordwand beim Umsteigen in Kleine Scheidegg.

Zwischenstopp Eismeer mit Foto-Op.

Das letzte Stück steile Fahrt nach oben verlief durch Tunnel, Unterhaltung gab es über Bildschirme, die uns auf die Attraktionen des weitläufigen Gebäudes auf dem Jungfraujoch vorbereiteten: Aussichtsplattformen, Geschäfte für Uhren, ein „Eispalast“ mit verschlungenen Eisgängen, in Nischen Eisskulpturen, Geschäfte für Souvenirs, Restaurants, eine bunt beleuchtete Ausstellung zur Geschichte der Jungfraubahn und des Gebäudes, Geschäfte für Schokolade.

Kurz nach elf trafen wir ein und sahen uns das dann auch an – in allererster Linie die atemberaubenden Ausblicke.

Durch die Scheibe der Aussichtsplattform innen, es gab Brotzeit mit mitgebrachten Sandwiches.

Aussichtsplattform außen mit reichlich Gebirgsdohlen, denen der scharfe Wind offensichtlich nichts ausmachte.

Blick ins Berner Oberland.

Selfie muss man hier halt (aber, darauf möchte ich hinweisen, muss es nicht ausschließlich – wir waren die Ausnahmen).

Links die höchste Bergspitze: Jungfrau.

Blick auf die Aussichtsebene im Freien, auf die auch uns die Tour durchs Gebäude brachte.

Dort standen die Leute zwölf Meter Schlange für ein Bild mit Fahne „Jungfraujoch“ (rechts).

Wir waren auf mehr als 3.400 Metern über Meereshöhe, auf der Fahrt war durchaus darauf hingewiesen worden, dass man das körperlich spüren könnte. Dennoch brauchte ich eine Weile, um meine Kurzatmigkeit beim Treppensteigen, den leichten Schwindel und das leichte Kopfweh damit in Verbindung zu bringen: Außer beim Flugzeugfliegen war ich mit Abstand noch nie so hoch gewesen.

Den Rückweg hatten unsere Gastgeber variiert: Mit der Zahnradbahn fuhren wir nur bis Eigergletscher (abwärts ein deutlich seltsameres Gefühl der Steile als nach oben), stiegen dort in eine Gondel nach Gruindelwald Terminus, von dort brachte uns eine Zahnradbahn bis Interlaken Ost, hier ging ein deutscher ICE zurück nach Thun, Auto zurück nach bei Bern.

Gondel-Blick.

Skifahren in Zeiten des Klimawandels: Kunstschnee zwischen grünen Wiesen.

Auch an diesem Abend wurden wir viergängig bekocht – kulinarischer Luxusurlaub.

Es gab nach einem Absinth-Cocktail Erbsenhummus (Erbsen aus Eigenanbau) mit selbst gebackenen Brötchen, dann Kürbis-Ingwer-Suppe (wunderbar), ein sämig-aromatisches Safran-Risotto mit Steinpilzen.

Die Einführung der Gastgeberin in Schweizer Weine (so spannend!) führte gestern Abend nach Wallis und Tessin nach Neuchâtel/Neuenburg: Erst gab es einen Pinot gris vom Château d’Auvernier (dunkel, blumig kräutrig ohne Parfümiertheit), dann vom selben Weingut einen Pinot noir, der ganz besonders meinen derzeitigen Geschmack traf und hervorragend mit den Steinpilzen harmonierte. Wie ärgerlich, dass die Schweiz nur zwei Prozent ihrer Weinproduktion exportiert.

Dessert war ein Töpfchen Absinth-Soufflé glacé Mitterrand mit Geschichte, sehr besonders und sehr gut.

Obwohl wir uns den Tag über nicht viel bewegt hatten, waren wir (von der Höhenluft?) so erledigt, dass wir uns schon um zehn zur guten Nacht verabschiedeten.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 31. Dezember 2022 – Schokolade bei Cailler, Giger in Gruyères

Sonntag, 1. Januar 2023 um 6:50

Gut, aber nicht so lang geschlafen, wie möglich gewesen wäre im ausgesprochen bequemen Gästebett unserer Freunde in bei Bern.

Sie hatten einen Ausflug nach Gruyères und das dortige Giger-Museum vorgeschlagen. Herr Kaltmamsell, der drei Bildbände von Giger besitzt, war sofort darauf angesprungen. Und weil es in der Nähe auf dem Weg lag, außerdem das Giger-Museum erst nach Mittag öffnete, war auch ein Besuch bei Cailler geplant.

Nach Morgenkaffee ließen wir uns bei hellem und milden Wetter im Auto der Gastgeber hinchauffieren.

Wir hatten Tickets für die 11.30-Uhr-Führung dabei, rechts vom Gebäude auf dem Foto ging es in den Besucherbereich. Er bestand aus einem riesigen und sehr gut besuchten Shop (ich hörte Sprachen aus fast aller Herren Länder) und dem Zugang zur Führung, für den wir als Gruppe von zwölf einen Audio-Guide in Wunschsprache umgehängt bekamen. Und dann öffnete sich die Tür zu einer Show in acht Räumen, in denen es Erläuterungen zur Geschichte der Schokolade und der von Cailler gab:

In jedem der Räume gab es ein Kapitel in Form von Bühnenbild mit Bewegung und Lichtführung, wirklich liebevoll und eindrücklich gestaltet (eines der Kapitel spielte in einem Schiffsbauch, in dem die kleine Schifflaterne über unseren Köpfen sogar schwankte).

Die Tür des letzten Raums (es war immer spannend, was im Raum sich als Tür zum nächsten öffnen würde) ging in einen Raum mit Erläuterungen zu den Rohstoffen, die verarbeitet wurden (Kakaobohnen, Zucker, Mandeln, Nüsse, Milch), von Anbau über Beispiele zum Anfassen und Riechen. Es gab auch eine kleine Show-Produktion, die die einzelnen Schritte der Schokoladenproduktion im Haus vorführte. Und schließlich eine angeleitete Verkostung eines Stückchens Cailler-Schokolade, von Ansehen über Anhören (wie klingt das Knacken einer Zartbitter- im Vergleich zur Vollmilchtafel), Riechen, Schmecken, Nachschmecken. Das war alles wirklich liebevoll und professionell gemacht.

Im Shop hatte ich mich beim Warten auf unseren Termin-Slot bereits gründlich umgesehen, die abschließende Einkaufs-Eskalation verlief sehr strukturiert.

Weiter im Auto nach Gruyères, einem kleinen mittelalterlichen Örtchen auf dem Gipfel eines Hügels (ja: auch der Käse Gruyère kommt von da, wir passierten Herstellungs- und Verkaufsstellen; und überall wird Fondue angeboten).

Der Parkplatz am Fuß des Hügels war reichlich belegt, entsprechend ging es in den wenigen idyllischen Gässchen zu.

Das Giger-Museum liegt in einem dieser idyllischen Häuser. Das Gebäude war sehr interessant, die Ausstellung schon auch – aber erwartbar.


Na gut: Mit unerwarteten Ausnahmen.

“Visual Design”, die Disziplin, für die H.R. Giger seinen Alien-Oscar bekam, beschreibt sein Werk vielleicht am besten.

Sehr schön waren die Aussichten aus den Fenstern des Museums.

Wir gaben uns die volle Packung und kehrten anschließend in das Giger-Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf Getränke ein.

Abschließender Spaziergang durch Gruyères und um die Burg.

Nach Rückkehr gelassender Silvesterabend bei den Freunden bei Bern. Herr Kaltmamsell erkundete die Bibliothek.

Es gab köstliches Abendessen, das mit Franciacorta begann (die Gastgebenden argumentierten, dass bei unserer Veranlagung nicht sicher sei, ob wir zu Mitternacht noch anstoßfähig sein würden, also zogen wir den guten Schaumwein lieber vor).

Ein Schälchen örtlichen Feldsalat mit Tomätchen, würzige griechische Auberginen aus der Pfanne, Rinderzunge mit Kapernsauce und Reis (meine erste Rinderzunge natur, ich kenne sie sonst nur gepökelt, geräuchert – oder beides, ohne schmeckt sie viel intensiver nach Rind), Vermicelles mit Meringe und Sahne – alles ganz wunderbar und von Weinen aus dem Tessin begleitet.

Es waren definitiv die idealen Freunde zum Silvesterfreiern: Wir gingen ganz normal vor elf ins Bett, am Sonntag ist ein Ausflug auf einen Berg geplant.

die Kaltmamsell

Lieblingstweets/-tröts Dezember 2022

Samstag, 31. Dezember 2022 um 17:07

Erst mal die in meinen Augen schönsten Tweets:

Und dann die in meinen Augen schönsten Tröts auf Mastodon:

die Kaltmamsell