Journal Donnerstag, 27. Januar 2022 – Arbeit mit “Störung”

Freitag, 28. Januar 2022 um 6:44

Nur dreimal BÄNG!-Aufwachen geht derzeit als gute Nacht durch.

Zackiger Morgen, zum Warmhalten marschierte ich auch besonders zackig in die Arbeit. Wolkenloser Himmel, eisiger Bodennebel.

Turbulenter Arbeitsvormittag. Die Dichte der Probleme (ich dachte oft an meinen Vater, der in der Instandhaltung einer riesigen Fabrik arbeitete, wie er manchmal völlig fertig von der Schicht nach Hause kam und die Erklärung fast immer lautete: “Störung.”) brachte mich nahe an Verzweiflung, jede kleine Lösung erzeugte die Euphorie “so schön, wenn der Schmerz nachlässt”.

Beim Einpacken der Brotzeit (ein Glas mit zwei Orangen und zwei Clementinen in Stücken, ein 500ml-Glas Quark mit Joghurt) hatte ich noch gedacht: Das ist zu viel, ich werden mich überfressen fühlen. Zur Mittagspause kam ich auf die brillante Idee, erst mal nur die Hälfte Joghurtquark zu essen, dann das Obst – und tatsächlich war ich dann so satt, dass ich den restlichen Joghurtquark für Freitag in den Kühlschrank stellte (find what feels good!). Möglicherweise die Idee, auf die ich gestern am allerstolzesten war.

Zu Feierabend war ich ziemlich erledigt.

Das Abendrosa machte mir bewusst, dass der Tag herrlich sonnig gewesen war, Temperaturen etwas über Null.

Direkter Heimweg: Mir fiel kein Anlass für einen Umweg ein, und ich freute mich auf eine Runde Yoga. Diese Folge 9 des 30-Tage-Programms “Move” fühlte sich ungewöhnlich an und gut, die will ich nochmal machen.

Während ich meine Brotzeit für Freitag schnippelte (mehr Orangen und Clementinen) briet Herr Kaltmamsell das Abendessen: Bratkartoffeln aus frisch geholtem Ernteanteil mit Spiegelei, ich machte den Ernteanteil-Portulak mit einer klassischen Vinaigrette an. Nachtisch Schokolade.

Mehr Wohnungseinrichtung: Ich ging meine Einmerker dafür durch, beriet mich mit Herrn Kaltmamsell und bestellte für den Flur einen Teppichläufer. Auch fürs Wohnzimmer fand ich einen Teppich (dünner Kelim), der uns beiden gefiel, muss aber noch länger überlegen, ob ein kontrastreiches Muster den Raum nicht zu unruhig macht.

§

Was Genozid auch bedeutet: Dass niemand mehr da ist, der sich an einzelne Ermordete erinnert. Genau dagegen arbeitet Yad Vashem, und auf Twitter hat gestern zum Holocaust Gedenktag @hugorifkind die Geschichte von Sulamita Szapiro aufgeschrieben – und warum er sich als Bewahrer ihres Andenkens sieht.

§

Hätte ich auch nicht gedacht: Dass ich mir mal wünsche, mich bei Dior einkleiden zu dürfen – diese perfekten Schnitte! Hier die Christian Dior Spring 2022 Couture als Dia-Show. (Meine Favoriten: Dieser Mantel, dieses Kleid, dieses Kostüm, dieses Abendkleid, dieser Anzug.)

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 26. Januar 2022 – Sonne im Homeoffice

Donnerstag, 27. Januar 2022 um 6:17

Recht gut geschlafen, hurra!

Weil ich gestern von daheim aus arbeitete, fiel der Arbeitsweg weg; ich nutzte die halbe Stunde für eine Runde Pilates-Cardio-Mischung. Sie war ordentlich schweißtreibend, sollte ja auch den Nutzen von Aufheizen gegen Homeoffice-Frieren haben.

Als ich meinen Arbeitsplatz aufbaute, inklusive von Herrn Kaltmamsell ausgeliehenem Bildschirm, stellte ich fest, dass ich das falsche Netzkabel eingesteckt hatte: das für den Laptop, nicht für die Docking Station. Die Verkabelung hätte fast trotzdem hingehauen – bis ich feststellte, dass mir ohne Docking Station genau eine USB-Schnittstelle zu wenig zur Verfügung stand. Ich brauchte drei für Mouse, Tastatur, Telefonier-Kopfhörer. Also alles zurückgebaut, ich arbeitete dann doch direkt am kleinen Laptop.

Viel Jonglieren mit Verschiedenem, weitere Schulungen, die weitere Abgründe auftaten. Ein wundervoll wolkenloser Tag, ich musste die Sonne mit Rollladen aussperren.

Mittags kochte ich mir Porridge, richtete es mit Clementinen, ein paar Löffeln Joghurt und etwas Ahornsirup an. Es blieb ein Rest für nachmittags übrig.

Gerade als ich mich in der Küche zum Essen setzen wollte, klingelte an der Tür der Anlass für den Heimarbeitstag: Lieferung von zwei weiteren der schönsten aller Stühle.

Wie bisher immer bei Heimarbeit fehlten mir die vielen Gelegenheiten aufzustehen, die mir das Arbeiten im Büro bietet. Nicht so früher Feierabend wie geplant, weil spät noch etwas reinkam.

Dann aber marschierte ich zum Telekomladen auf der Schwanthalerhöhe, um über eine Vertragsverlängerung an ein neues Smartphone zu kommen. Das klappte nur halb: Das Modell, auf das wir uns einigten, musste erst bestellt werden. Na gut, muss das alte Gerät (“Sie verwenden Ihr Gerät wirklich lang.”) noch ein paar Tage durchhalten.

Ich kaufte noch eine Runde Lebensmittel für Abendessen und nächste Brotzeiten ein. Daheim eine Folge Yoga – diesmal hielt ich die Runde mit bloß Schnaufen und ein bisschen Dehnen (“find stillness“) ganz gut durch.

Als Abendessen hatte ich Nudeln mit Sahnelinsen bestellt, Herr Kaltmamsell lieferte.

Mafaldine eigneten sich für das Rezept ganz hervorragend, sie sind ohnehin sehr schnell auf meiner Liste von Lieblingspasta gelandet.

Viel Schokolade. Im Bett las ich Sand von Wolfgang Herrndorf ein zweites Mal aus – das Ende hatte ich komplett vergessen. Auch dieses hervorragend gemacht, auch dieses zitiert indirekt eine ganze Fiktionsgeschichte an Vorbildern, um dann etwas ganz Anderes damit zu machen.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 25. Januar 2022 – Handyabschied

Mittwoch, 26. Januar 2022 um 6:38

Mittelgute Nacht, zumindest mit interessanten Träumen.

Es wurde ein sonniger Tag, ich ging in der Dämmerung durch eisige Nebelbänke in die Arbeit.

Im Büro überraschend turbulent, mehrere Termine gleichzeitig, viele Kämpfe in kleinen Details, die das große Ganze komplett überdeckten, Dinge funktionierten nicht, es war nur mittelspannend, die Ursachen herauszufinden, da sich Abgründe auftaten. Ich fühlte mich unangenehm gestresst, reagierte (hoffentlich nur innerlich) gereizt auf jedes zusätzlich Anliegen. Die Furcht, ich könnte gereizt wirken (wofür die Anfragenden doch nichts konnten), stresste mich zusätzlich.

Mittags gab es Hüttenkäse, Blutorangen und eine besonders gute Clementine.

Ich verfolge weiter gespannt das Wachsen des Neubaus am Heimeranplatz. Letzte Woche stand ich dort mal an der Ampel, als der Kran gerade ein sehr großes Teil transportierte – ich werde definitiv eine Rentnerin, die Stunden mit Baustellengucken verbringt.

Einen Handyneukaufbeschluss gefasst. Das aktuelle Gerät schaltet sich inzwischen auch bei 80 Prozent Akkuladung gerne mal spontan aus, die Kamera schießt immer mehr unscharfe Bilder, und – das geht halt leider überhaupt nicht mehr: Der Gesundheitstracker stellt immer wieder das Schrittezählen ein. Außerdem behauptete gestern eine Spedition, mir eine Sprachnachricht hinterlassen zu haben, die nirgends auf dem Handy war.

Nachmittags weiter viel Arbeit, meinen Vorsatz eines pünktlichen Feierabends konnte ich nicht umsetzen. Abschließend packte ich Rechner und einen Gutteil der Peripherie ein, denn Mittwoch wird Homeoffice.

Auf dem Heimweg wieder eisiger Bodennebel. Zu Hause Yoga, die Bauchmuskel-Einheit vom Vortag hatte keinen Muskelkater hinterlassen.

Nachtmahl von Herrn Kaltmamsell: Grünkohl aus Ernteanteil mit Gerstengraupen (sehr gute klassische Kombination) und Ingolstädter Bauernwürscht. Und Semft.

Nachtisch viel Schokolade.

Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 treibt die Infektionszahlen weiter steil in die Höhe, die Inzidenz in München lag gestern bei über 1.500. Die Politik belässt es bei den derzeitigen Maßnahmen, alle sehen ängstlich auf die Bettenbelegung in Krankenhäusern (steigt) und die Belegung von Intensivbetten (gleichbleibend). Alle Daten belegen, dass der beste Schutz vor schwerem Verlauf und Tod weiterhin Impfung ist.

§

Anke Gröner hat an einem Online-Film-Workshop teilgenommen und einen kleinen Film über den Alten Nordfriedhof gemacht. Hier die Entstehungsgeschichte, hier der Film – den ich sehr schön finde.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 24. Januar 2022 – Bauchyoga

Dienstag, 25. Januar 2022 um 6:27

Mittelgute Nacht. Originelle Features: Einmal wachte ich auf, weil meine Nasenschleimhäute komplett zugezogen waren (bis zum Schlafengehen keine Spur von Chlorschnupfen), einmal hatte ich eine beeindruckende Albtraum-Phase.

Draußen war es frostig, ich ging unter klarem Himmel besonders schnell in die Arbeit. Im Büro war mir so kalt, dass ich ausnahmsweise die Tür schloss, um mir mit hochgedrehter Heizung richtig warm machen zu können.

Zügiges Wegarbeiten von Jobs (Korrekturlesen), die Freitag kurz vor Feierabend reingekommen waren, bevor ein Besprechungs-Reigen einsetzte.

Zu Mittag gab es selbst gebackenes Brot und viel Blutorangen – it’s Tarocco time! Nachmittags ruhigeres Arbeiten, draußen war es weiter sonnig und frostig. Ich muss mir aktiv vor Augen führen, dass uns noch ein paar Monate Winter bevorstehen, irgendwas in mir möchte JETZT Sommerröcke in die Änderungsschneiderei bringen und sucht auf Bekleidungs-Websites vergeblich nach kurzen Hosen.

Auf dem Heimweg stoppte ich in einem Supermarkt für Süßigkeitenkauf (und nahm im Vorbeigehen eine Sonderangebot-Yogahose in passender Konfektionsgröße mit, die zum einen nicht rutschen würde, zum anderen anders als meine aktuell zum Yoga getragene lange Laufhose keinen Reißverschluss im Kreuz hatte, der mich beim Anziehen der Knie in Rückenlage immer schmerzhaft drückte). Zu Hause eine Einheit Yoga, 20 Minuten fast ausschließlich Bauchtraining. Darauf war ich dank (fast) täglichem Bankstütz/Seitstütz gut vorbereitet, ich spürte eher die Hüftbeuger. Mal sehen, ob die ungewohnte Art der Bauchübungen dennoch Muskelkater verursachen konnte.

Nachtmahl: Herr Kaltmamsell hatte die letzten Ernteanteil-Karotten zu Suppe verarbeitet, damit ich auch etwas Warmes bekam, sonst gab es Käse und Brot. Nachtisch viel Schokonüsse und Schokokugeln.

Im Fernsehen ließen wir eine US-amerikanische RomCom von 2001 laufen (Männerzirkus), die durch und durch erwartbar war. Ich merkte, dass es sogar generische RomCom-Filmmusik gibt – man hätte allein daran die Art des Films gehört.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 23. Januar 2022 – Kurz vor Schwimmfrösteln

Montag, 24. Januar 2022 um 6:32

Bessere Nacht, nur dreimal Aufwachen ist inzwischen Erholung.

Das Draußen düster und kaltnass. Ich entschied, dass es vernünftiger war, zum Dantebad die Tram zu nehmen als das Rad. Doch erst mal füllte ich eine Waschmaschine mit Handtüchern und Tischwäsche, auf dass sie genug Zeit zum Trocknen hatten.

Nach Bloggen und Wäscheaufhängen nahm ich eine Tram zum Schwimmen. Zu meiner Überraschung erwartete mich vorm Dantebad eine zehnköpfige Schlange: Die Anzahl der Badbesucher war pandemisch begrenzt, es durften immer nur weitere rein, wenn welche das Bad verließen. Nachdem sich mehrere Minuten gar nichts tat, überlegte ich schon umzudrehen und daheim in Laufkleidung zu wechseln, doch dann hörte ich eine Unterhaltung mit, in der zwei Badegäste von “am Sonntag immer” und “geht aber schnell” sprachen. Tatsächlich wurden die Anstehenden immer gruppenweise eingelassen, ich stand nicht mal zehn Minuten an.

Und an den Wasserbecken stellte sich heraus, dass die Schwimmwilligen in der Minderzahl waren, die meisten das Spaßbecken mit Sprudelschnecke ansteuerten: Die Schwimmbahnen waren rege genutzt, aber nicht überfüllt. Ich genoss meine 3.000 Meter, stellte fest, dass die neue, höher geschnittene Bikinihose auch bei kräftigem Abstoßen vom Beckenrand nicht rutschte. Neugierig schielt ich mehrfach auf die Hüften einer Frau, die sehr schnell, aber nur mit einem knappen Höschen bekleidet schwamm, das sehr gut hielt: Es schnitt sichtbar ein, war also im Grunde ein bisschen zu klein – möglicherweise ist das der Trick.

Unter buntem Himmel, an dem ich beim Auftauchen zum Atmen auch ein wenig Blau sah, war ich immer wieder kurz vor Frösteln – wie gut, dass ich die Idee noch nicht umgesetzt habe, mal wieder eine Schwimmrunde im Olympiabad zu versuchen: Mich würde in dessen deutlich kälteren Wasser sehr wahrscheinlich wieder frieren. Vielleicht hat das ja mit den perimenopausalen Kapriolen der Körpertemperatur zu tun. Darauf habe ich bei meinen Recherchen zwar keinen Hinweis gefunden, doch es würde mich nicht wundern, wenn solch komisches Frauengedöns in der Sportforschung keine Rolle spielt. Menstruation und Schwangerschaft waren ja auch in Fitness-Trackern zunächst keine Kriterien (und sind es am End’ immer noch nicht?).

Daheim nutzte ich vor allem anderen die Nasendusche, um Chlorschnupfen vorzubeugen. Frühstück nach dem Auspacken um zwei: Hühnereintopf mit ordentlich Fleisch und ein paar Griesnockerln.

Über die vorherigen Wochen hatte sich eine gute Stunde Bügelwäsche angesammelt, die bügelte ich weg, ein willkommener Anlass mal wieder Musik zu hören. Im Spotify-Family-Mix der Bruderfamilie tauchten sehr schöne Stücke auf.

Mich zog es nochmal raus, auch wenn das Wetter jetzt wieder nasskalt bedeckt war. Ich spazierte zum Isartor und übers Gärtnerplatzviertel zurück. Daheim eine weitere Runde Yoga “Move”; diesmal habe ich kein Bedürfnis nach Zweimalturnen derselben Folge; mittlerweile bin ich so geübt, dass ich alle Anweisungen dieses Anfängerprogramms sofort verstehe.

Ein weiteres ungefragt zugeschicktes Geschenk erforderte diesmal etwas mühevolle Recherche nach einer Abnehmerin: Es war ohne Absender eingetroffen, daher konnte ich es nicht einfach zurückschicken. (Tun Sie’s bitte einfach nicht.) (Nein, Müllifizieren ist keine Option, damit würde ich mich noch schlechter fühlen.)

Nachtmahl: Herr Kaltmamsell servierte Kalbszunge mit Lauch und Kartoffeln, war aber mit dem Fleisch nicht zufrieden, weil die Zunge nicht gepökelt und daher geschmacklich arg… mild war. Insgesamt aber ein gutes Sonntagsessen. Nachtisch Zitronenschnecke aus der Gefriere und spanischer turrón.

§

“Warum kostet ein Wein so viel, wie er kostet?”

via @tknuewer

Der Artikel schlüsselt anhand von drei Beispielen gründlich auf:

Warum wird im Supermarkt ein Wein für € 2,99 angeboten, der Durchschnittspreis bei Wein am Limit liegt vielleicht bei € 29,99 und gleichzeitig gibt es Weine, die man für € 299,- oder mehr erwerben kann? Diese Frage ist eigentlich ganz leicht zu beantworten wenn man es ganz allgemein ausdrückt. Es wird allerdings etwas schwieriger, wenn man ans Eingemachte geht. Denn vom ersten Gedanken, einen Wein zu machen bis zu dem Zeitpunkt, wo der Wein in irgendeinem Regal dieser Welt steht, gibt es eine sehr große Zahl von Faktoren, die Auswirkungen haben auf den Preis für eine Flasche Wein.

§

Das schöne Projekt Crowdfarming blickt zurück aufs vergangene Jahr, auf Erfolge und Verbesserbares:
“Dankschreiben zur Ernte 2021”.

Zu mir kommt als Nächstes Anfang Februar eine Kiste Avocados. Verbesserbar für mich selbt: Die Terminierung von Lieferungen, Planung von Adoptionen und Bestellungen statt Impulskäufen.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 22. Januar 2022 – Nasser Schnee, gemütlicher Samstag

Sonntag, 23. Januar 2022 um 8:27

Noch öfter nachts aufgewacht, das war nicht lustig. Beim Aufwachen kurz nach sechs erklärte ich die Nacht für beendet.

Es schneite windig, in den folgenden Stunden auch immer wieder in eher leichterem Maß. Aber schon schön, wie der Schnee alles hell macht.

Der Morgen gehörte dem Brotbacken (zwischen Morgenkaffee und Bloggen). Ich hatte das Abend-Brot von Lutz Geißler rausgesucht und begann den Tag mit Kochen des Brühstücks. Die Vorteige hatte am Freitagnachmittag Herr Kaltmamsell angesetzt, während ich noch im Büro war.

Nach dem Fertigbacken turnte ich eine Runde Sport daheim (Fitnessblender Upper Body & Cardio – eigentlich wollte ich mal wieder Neues ausprobieren, stellte aber schnell fest, dass ich dieses Programm bereits kannte; offensichtlich springe ich unter den vielen Hunderten Fitnessblender-Filmchen immer auf dieselben an). War angenehm anstrengend. Anschließend Körperpflege.

Mein Bedürfnis nach Draußen verband ich mit meinem Bedürfnis nach guten Espressobohnen: Ich spazierte in die Maxvorstadt zu San Lucas.

Nasser Schneefall vor Lenbachhaus.

Ich bekam meine Kaffeebohnen, zurück machte ich einen kleinen Umweg über den Alten Nordfriedhof, in dem viel Vogelgezwitscher tönte.

Am Bahnhofsplatz sah ich mich um nach dem Stand der Bauerei. Es ist noch mehr Bahnhof weg, das Loch gähnt hässlich und riesig. Und das wird wegen der vielen unterirdischen Baumaßnahmen wohl noch ein paar Jahre so bleiben, zuletzt war die Fertigstellung des neuen Bahnhofs für 2030 angegeben. Der ehemalige Hertie gegenüber ist ebenfalls für den Umbau halb kaputt; hinter abgebrochenen Abdeckplatten taucht interessanter ursprünglicher Fassadenschmuck auf.

Am Bahnhofs-seitigen Anfang der Schillerstraße haben sie es fertiggebracht, auf beiden Straßenseiten gleichzeitig Häuser abzureißen, die Baustellen verschlingen auf 50 Metern beide Fußgängerwege. Aber pft, wer denkt schon an Fußgänger in der Stadt. Noch ein Glück, dass Corona weiterhin Touristen fernhält, für die das hier einer der Hauptwege von Bahnhof zu Hotels ist.

Daheim gab es Frühstück: Zwei riesige Scheiben vom frischen Brot, eine mit dem Petersilien-Knoblauch-Sößchen vom Vorabend, eine mit Butter und Orangenmarmelade.

Gut gelungen, zum ersten Mal knetete ich gemahlene Haselnüsse unter – die man nicht wirklich schmeckte.

Den Nachmittag verbrachte ich hauptsächlich mit Zeitunglesen im Sessel, dazwischen rührte ich Grießnockerlteig fürs Abendessen (60 gr weiche Butter, 110 gr Grieß, 2 Eier), ließ ihn quellend ruhen.

Dann packte ich die 2021er-Meldungen bei VG Wort an. Die neue Oberfläche, die das eigentliche Eintragen lediglich anders, aber nicht weniger umständlich gemacht hatte, erleichterte diese Schritte tatsächlich ein wenig. Auch wenn die Ladezeiten mich weiterhin vermuten lassen, dass auf VG-Wort-Seite in Wirklichkeit manuelle Arbeit dahinter steckt.

Eine Einheit Yoga aus dem 30-Tage-Programm “Move” von Adriene.

Herr Kaltmamsell hatte am Freitag ein glückliches Hähnchen gekauft und das Abendessen daraus zubereitet: Zum einen Hühnerbrühe, in der ich Grießnockerl garte.

Jajaja, irgendwann bringe ich mir schon noch bei, wie man mit zwei Löffelchen schöne Nockerl absticht, anstatt mit einem Löfferl einfach Teigbrocken in die Brühe zu werfen. Auch so schmeckten sie hervorragend. Dazu gab es eine spritzige Cuvee “Weißer Stoff” vom sächsischen Steffen Loose.

Zum anderen hatte er aus den Hähnchenbrüsten ein Curry Buttered Chicken zubereitet, von dem ich als zweiten Gang einen Teller aß (sehr gut!). Das restliche Hühnerfleisch wird am Sonntag in der restlichen Brühe Hühnereintopf. Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen ließen wir die erste Hälfte von Zeit der Zärtlichkeit laufen, den hatte ich nie gesehen. Ich musste erst mal über die 80er-Jahrigkeit des Films hinwegkommen – und stellte dann fest, dass er mich nicht besonders interessierte, Oscar hin oder her.

§

Das Deutschlandradio tut etwas eigentlich Naheliegendes: Die Moderatorin1 interviewt eine Reinigungskraft, die bei ihnen Büros und Studios sauber macht, zu den Themen Mindestlohn und Arbeitsalltag. Edita Delic erweist sich als wirklich spannende und kluge Interviewpartnerin, auch zu den Auswirkungen des jugoslawischen Bürgerkriegs auf ihr Leben.
“‘Die Leute geben alles, trotzdem haben sie nicht genug'”.

(Ohnehin mein Tipp für spannende Geschichten: Machen Sie Bekanntschaft mit ihren Reinigungs-Kolleginnen und -Kollegen, da gibt’s sehr bunte und aufregende Biografien.)

§

Ein Herz für Maschinen:
“Robot vacuum cleaner escapes from Cambridge Travelodge”.

While some readers joked about the robot’s adventures, one feared for its safety in the great outdoors, pointing out that “nature abhors a vacuum”.

  1. Ich konnte leider nicht herausfinden, wie sie heißt. []
die Kaltmamsell

Journal Freitag, 21. Januar 2022 – Von Risiko-Prioritäten

Samstag, 22. Januar 2022 um 8:36

Zerstückelte Nacht, mal wieder halbwegs durchschlafen wäre schön.

Bereits an den Schritten der Passant*innen vorm Schlafzimmerfenster hörte ich, dass der Schnee draußen gefroren war. Entsprechend eisglatt war der Boden auf meinem Fußweg in die Arbeit: Ich ging mit festem Blick auf den Weg vor meinen Füßen und mit so konsequenter Körperspannung, dass ich fast zu atmen vergaß.

Im Büro Kampf mit neuer Software, Seelsorge wegen neuer Software, und nein: Ich weiß in zügiger Geschwindigkeit immer mehr darüber nicht etwa durch Osmose, sondern weil ich recherchiere, nachschlage und rumprobiere. Ja, das müssen alle. Ja, auch ich habe eigentlich anderes zu tun. Aber auch gestern bemühte ich mich aktiv um Gutfinden, zum Glück bot sich Gelegenheit.

In der Mittagspause gab es Zuckerhut-Salatreste vom Vorabend, Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn.

Vormittags schien hin und wieder die Sonne, nachmittags fielen vereinzelte Schneeflocken. Ich machte recht pünktlich Feierabend, spazierte auf weiterhin glattem Boden über Einkäufe beim Vollcorner heim.

Dort traf ich so früh ein, dass ich trödeln konnte, meine Runde Yoga besonders entspannt absolvierte, mich anschließend für das Feiern des Wochenendbeginns nochmal richtig anzog (sonst schlüpfe ich immer nur noch in Schlumpfklamotten). Für den kommenden Freitag reservierte ich einen Restaurant-Tisch – trotz neuer Rekordzahlen an Corona-Infektionen (Münchens Inzidenz derzeit über 900). Ich merke, dass mir festliche Restaurantbesuche so wichtig sind wie anderen Konzerte, Flugreisen oder Training im Fitness-Studio, dass ich dieses Risiko bereit bin einzugehen. Und so freute ich mich auch umgehend wie bescheuert darauf, las schon mal intensiv Speise- und Getränkekarte.

Das gestrige Festmahl servierte Herr Kaltmamsell.

Erst mal gab es Margaritas mit Salzrand, die hatte ich schon völlig vergessen. Auf den ersten Schluck dachte ich noch “zurecht” – doch dann erinnerte mich der Geschmack an die Cocktail-Zeit der frühen 1990er, auf sehr schöne Art.

Als Abendessen teilten wir uns ein sehr schönes, glückliches Entrecôte, dazu hatte der Herr Ernteanteil-Karotten im Ofen gebacken, ein Petersiliensößchen angerührt und Aligot zubereitet, eine Kartoffel-Knoblauch-Käse-Creme. Ich machte den Ernteanteil-Portulak mit einer Himbeeressig-Vinaigrette an. Das schmeckte alles ausgesprochen köstlich, dazu gab es einen unserer Lieblingsrotweine, nämlich spanischen Dehesa la Granja. Zum Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen ließen wir Kingsman laufen und ich musste mich wieder ärgern, dass der wundervolle Michael Caine mit der Jodelstimme von Jürgen Thormann synchronisiert wird.

§

Zu San Sebastián assoziieren Menschen dieses Gedicht von Frank O’Hara:
“Having a Coke with You”.

via @fragmente

Eines der wenigen Gedichte, zu dem ich Zugang bekam, sogar sofort. Vielleicht weil es eine Geschichte erzählt? Weil es bei mir ein Assoziationsgewitter auslöste bis zum El Jinete Polaco von Antonio Muñoz Molina?

§

Tango am Stiel!

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/KXIOg3f-7ew

via @Cynx

die Kaltmamsell