Journal Montag, 23. August 2021 – Bayerischer Wald 2: Rieslochfälle und Silberberg im Regen
Dienstag, 24. August 2021 um 8:03Nach schwierigem Einschlafen eine gute Nacht, vielleicht sollte ich das mit dem Bier zum Abendessen beibehalten.
Vom Wecker geweckt, weil wir die Frühschicht beim Frühstück gewählt hatten: Abstandsregeln machen es unmöglich, alle Gäste gleichzeitig mit Frühstück zu versorgen. Während Herr Kaltmamsell frühstückte (ebenfalls wegen Corona gab es kein Buffet, er hatte sich am Vortag sein Wunsch-Frühstück aus einer Liste zusammengestellt, es wurde an den Tisch gebracht), trank ich meinen Morgen-Cappuccino.
Die Wettervorhersage kündigte die einzigen beiden regenfreien Stunden des Tages jetzt gleich an, also brachen wir umgehend zu der Rundwanderung auf, die Herr Kaltmamsell ausgesucht hatte: Rieslochfälle, Schönebene, Silberberg, Riederinfelsen, etwa 15 Kilometer ohne viel Aussicht – die hätten wir gestern eh nicht gehabt. Vorher schauten wir noch bei der Tourist Information vorbei und holten eine Wanderkarte ab.
Die Wanderung war schön, auch nachdem vorhersagegemäß der Regen einsetzte. (Und anstrengend.) Genau so hatte ich mir den Bayerischen Wald vorgestellt: Nass und düster, waldig und felsig. Einzig die Tiersichtungen fehlten mir, Vögel hörten und sahen wir nicht mal ein halbes Dutzend. Außer uns waren durchaus weitere Wander*innen unterwegs, aber nicht zu viele.
Leider zickte (neben meinem Kreislauf immer wieder mit Herzdröhnen) der Akku meines Handys, ich musste bald Herrn Kaltmamsell bitten, statt meiner die Fotos zu machen. Eine Pause legten wir nach zwei Stunden ein, es regnete gerade weniger. Um eins aß ich einen Apfel und einen Eiweißriegel.
Kurz nach Start der Wanderung wurde es gleich abenteuerlich: Wir mussten die Rissloch queren. Ich ging voran, Herr Kaltmamsell hielt fest, wie ich um Gleichgewicht rudern musste.
Er hingegen meisterte die Querung souverän.
Vor den wirklich wilden Rießlochfällen gab’s ein Selfie.
Danach ging’s ausgesprochen gach hoch, für den Steig entlang den Wasserfällen brauchten wir bei dieser Nässe alle Viere.
Der Regen verwandelte den Wald in eine dunstige und mystische Gegend (Fotos: Herr Kaltmamsell).
Den Silberberg, den Bodenmaiser Hausberg, erstiegen wir in dichtem Regen. Vor dem letzten Stück nach der Seilbahn wollte uns eine entgegenkommende Wanderin gleich ganz abhalten: “Man sieht überhaupt nichts!” No na, das Gipfelkreuz sahen wir schon. (Foto: Herr Kaltmamsell)
Auf dem Abstieg ganz andere Wege, vom Erz des Berges gefärbt. (Fotos: Herr Kaltmamsell)
Von hier aus hätte man ohne Regen wahrscheinlich wirklich eine schöne Aussicht gehabt.
Als wir an den Riederinfelsen kamen, stieg ich die Leiter bis ganz nach oben – und wurde mit einem Blick über Bodenmais belohnt (mein Handy hatte jetzt am externen Akku genug Strom getankt).
Nach fünfeinhalb Stunden waren wir zurück am Ortsrand von Bodenmais.
Ich weiß, dass das unfair ist – aber bei all der geschniegelten Schickizität der Fremdenverkehrgebäude ziehen mich die Ausnahmen besonders an (demnächst wachsen mir Hippsterbart und Man Bun). Und: Warum nur hat sich die Zeitgemäßheit der Neubauten nicht auf die Speisenkarten ausgewirkt?
Bei der Rückkehr in unsere Pension waren wir nass und schmutzig, kümmerten uns erst mal um unsere Wanderausstattung. Ein wenig flachlegen.
Wieder durch Regen auf die Suche nach Abendessen, auch in diesem Wirtshaus lieblose Touristen-Abfütterung. Ich dachte, mit Schweinsbraten könnte ich nichts falsch machen, doch es kamen zwei dünne Scheiben Fleisch in Packerlsauce, dazu ein flummi-artiger Semmelknödel. Satt wurde ich und zumindest gab es ein wenig Salat dazu. Aber jetzt brauche ich wirklich irgendwas, das zumindest mit Liebe zubereitet ist. Außerdem wunderte ich mich, dass niemand unsere Impf-Zertifikate sehen wollte, wie auch in diesem Landkreis derzeit Pflicht, sondern wir wieder bloß unsere Kontaktdaten hinterlassen mussten.





























