Journal Samstag, 22. Dezember 2018 – Schwimmkampf, Packen und Backen

Sonntag, 23. Dezember 2018 um 8:45

Ausgeschlafen, gebloggt. Es war Regen angekündigt, doch vorerst sah ich draußen nur viel Wind und grauen Himmel.

Ich freute mich auf eine Runde Schwimmen, die ich durch winzige Erkältungssymptome (spürbarer Hals, spürbare Luftröhre) nicht gefährdet sah, und radelte mit mildem Rückenwind zum Olympiabad.

Die große, berühmte Schwimmhalle ist noch bis März gesperrt, und im fensterlosen Trainingsbecken fand an den Sprungbrettern Vereinstrainig statt. Die Konsequenz: Nur zwei Schwimmbahnen für Zivilistinnen und Zivilisten. Zu meinem Unglück waren auf denen außer mir ausschließlich Spielzeugschwimmerinnen und -schwimmer unterwegs. Eine Gruppe von vieren machte sich auf meiner Bahn den Spaß, 50 Meter nebeneinander zu schwimmen – ich konnte nur unter der Bahnentrennung wegtauchen. Zu meinem Glück schaffte ich es, nicht gereizt zu sein und meine 3.000 Meter sogar um 300 Meter zu erweitern. Da ich wegen der Spielzeugschwimmer immer so weit außen schwamm wie möglich, machte ich mich auf blau gefleckte Hand und Unterarm am Folgetag gefasst (ständige Kollisionen mit der Bahnbegrenzung), doch diesmal hatte ich sogar gleich im Anschluss einen blauen Knöchel.

Zum wiederholten Mal fiel mir die zu geringe Höhe der Umkleidenwände im Olympiabad auf, denn wieder wurde eine der Nachbarkabinen von einem hoch gewachsenen Mann genutzt, der mit nur leichtem Heben des Blicks darüber hinweg sah. Ich hatte wie schon die vergangenen Male den Eindruck, dass das auch dem Herrn klar und unangenehm war, aus dem Augenwinkel bemerkte ich seine gebückte Haltung.

Auf dem Heimweg Einkaufsstopp im Basitsch an der Schleißheimer Straße: Erwartungsgemäß voll, aber die Atmosphäre war ruhig und friedlich, der Verkäufer an der Bäckereitheke lachte sogar über meine Scherze.

Frühstück kurz nach zwei, danach machte sich Herr Kaltmamsell zu seinen Nichten im Münchner Umland auf. Meine Nachmittagspläne lauteten: Plätzchenbacken, Bügeln, Geschenkeverpacken. Zu Letzterem wünschte sich Herr Kaltmamsell beim Verlassen der Wohnung: “Könntest du das machen, während ich weg bin? Du bist dabei immer so… unfriedlich.” Also begann ich damit, und siehe da: Zwei Stunden ohne großes Gemetzel.

Vielleicht lag der Trick darin, dass ich diesmal mit den einfachsten Päckchen begann und so bei den komplizierteren bereits Routine hatte. (Sonst neige ich dazu, erst mal das Unangenehmste hinter mich zu bringen.)

Nochmal eine Runde Plätzchenbacken: Die Baci d’amore von Lamiacucina hatte ich seit Jahren eingemerkt. Das Rezept las sich kompliziert, ich kalkulierte komplettes Scheitern ein – aber eine Sorte gaaaaanz feine Plätzchen wollte ich auch auf dem Teller für die Familie haben. Und sei eine Sorte gescheiterte feine Plätzchen.

War dann gar nicht so schlimm, meine Ansprüche an Plätzchenästhetik habe ich über die Jahre eh fahren lassen. Von der Füllung blieb etwa ein Drittel übrig, vielleicht hätte der Teig dünner ausgerollt gehört – dann hätte wäre er mir aber ultimativ beim Falten weggebröselt.

Dazwischen das Nötigste gebügelt, draußen immer wieder Regenschauer. (Dass ich Herrn Kaltmamsell beim Abendessen – er machte aus den vielfältigen Gemüseresten im Kühlschrank Frittata – anstöhnte: “Ich will bitte dann mal frei haben”, lag aber eher an der Erschöpfung durch die Arbeitswoche davor.)

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Schon am Samstag wurde bekannt: Das feministische Gemeinschaftsblog Kleinerdrei, gegründet von Anne Wizorek und unter anderem Juliane Leopold, sagt Kleinerbye und hört auf. Ich bin sehr froh, diese fünf Jahre miterlebt zu haben: Hier wurden mir die Augen über viele Aspekte von Queerness, des Lebens von Transmenschen, PoC, Hidjabis und vieler anderer marginalisierter Gruppen unserer Gesellschaft geöffnet. Danke, danke, danke. <3 <3 <3

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Apropos lernen: Viel gelernt habe ich auch aus der Twittererzählung der US-Amerikanerin Candice Benbow. Sie beginnt damit, dass sie ihrem sehr lauten Nachbarn einen Brief schreibt und einen Kuchen backt.

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Und schon wieder war Weihnachtliches! Miley Cyrus hat “Santa Baby” ein bissl umgetextet.

https://youtu.be/rPdXgCq_Rlg

(Boah, die Frau kann singen!)

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 21. Dezember 2018 – Wie ich vor vielen Jahren mal einem Kolumnisten e-mailte

Samstag, 22. Dezember 2018 um 8:40

Windig wurde es gestern, hin und wieder regnete es, insgesamt noch milder.

Für den letzten Tag vor den Betriebsweihnachtsferien war es gestern dann doch recht emsig. Ich hatte mich darauf eingestellt, das Büro am mittleren Nachmittag zu verlassen, es wurde dann aber doch ein lediglich pünktlicher Feierabend. Vage hatte ich geplant, in die Stadt für ein paar Lebensmitteleinkäufe zu fahren, doch auf der Einkaufslisten-App Wunderlist, die ich mit Herrn Kaltmamsell teile, sah ich, dass er schon alles besorgt hatte.

Daheim kochte und kruschte ich noch ein wenig, bis es Zeit war, zu einer Weihnachtsfeier im Freundeskreis zu gehen. Mit Herrn Kaltmamsell spazierte ich durch stürmischen Wind nach Untergiesing, wo angenehme Gesellschaft und gutes Essen warteten. Leider war ich komplett erschöpft, fix und fertig, so dass ich das Fest schon früh verließ.

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Juan Moreno war es, der die erfundenen Artikel im Spiegel aufdeckte, sein früherer Arbeitgeber Süddeutsche hat ihn dazu interviewt:
“‘Ich wusste, dass er lügt'”.

Lieblingsantwort.
(Und den mit der Spanish inquisition hat hoffentlich schon jemand gemacht?)

Während ich den Namen Claas Relotius am Mittwoch zum ersten Mal im Leben las, ist mir Juan Moreno ein Begriff, seit er die erste Samstagskolumne in der damals völlig neu gestalteten Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung schrieb: “Von mir aus” hieß sie. Hin und wieder spielte seine spanische Gastarbeiterherkunft eine Rolle, unter anderem in einem brüllend komischen Text über die Bewerbung eines seiner Brüder an der Schauspielschule (you had to be there…). Er war Anfang des Jahrtausends der erste Journalist, dem ich mich traute eine E-Mail zu schreiben (Adresse erschlossen aus der Systematik im Impressum), er antwortete sogar, und das freundlich.

Seither freute ich mich immer, wenn ich seinen Namen in der Autorenzeile entdeckte, und war von dem Text darunter nie enttäuscht. (Na gut, die Sportgeschichten habe ich ausgelassen.)

In diesem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2012 reist Moreno zum andalusischen Dorf seines Vaters, um herauszufinden, wie Spanien gerade tickt.
“Mein fremdes Land”.
(Offizieller Dank an den Spiegel, dass er diese Archiv-Geschichte kostenlos lesbar macht.)

Und wieder finde ich diesen Tonfall mit “Ich” so viel glaubwürdiger als all die literarischen, atmosphärisch geraunten Reportagen, für die es gerne Preise gibt (der Text oben war allerdings zumindest nominiert für den Reporterpreis). Moreno gibt sich als filterndes, erlebendes Subjekt zu erkennen, er stellt sich nicht über das Thema und die Menschen, über die er berichtet. Für mich bedeutet diese Haltung großen Erkenntnisgewinn. Und Erheiterung, Moreno hat einen wunderbaren Humor.

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Eine Kollegin machte mich gestern mit dem Genre Literal Video bekannt: Über die Musikvideos bekannter Songs wird die Beschreibung des Videos gesungen. Mittlerweile weiß ich, dass das Genre durch diese Version von “Total Eclipse of the Heart” begründet wurde. Jahrezeitlich passend beschenke ich Sie heute allerdings mit dieser SRF 3-Interpretation von you know what:

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https://youtu.be/6vC_KqP7YgU

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 20. Dezember 2018 – Licht!

Freitag, 21. Dezember 2018 um 7:02

Für den Dezember zu mild. Wieder.

Da schau her, jetzt geht’s:
Gestern Vormittag war ich gerade noch im schwärzesten Dezember- und Arbeitspanikmodus, als irgendwas in mir ins Licht kippte. Es lag vielleicht daran, dass ich eine besonders angstbehaftete Tätigkeit hinter mich gebracht hatte, doch schlagartig schaffte ich, mich das Ganze nichts angehen zu lassen. Gut 50 Gehirn- und Seeleknoten lösten sich.

Und das obwohl sich gestern nach schleichenden Anfängen die Schmerzen in Luftröhre, Hals und Nebenhöhlen dann doch als aufziehende Erkältung manifestierten. Hey, seit dem Komplettausfall an Ostern hatte ich ja auch keine mehr gehabt.

Auf dem Heimweg im Biosupermarkt vergeblich Roggenvollkornmehl gesucht (ich setze gerade neuen Sauerteig an, mein alter wann dann doch endgültig durchgeschimmelt), Obst gekauft. Daheim das Mitbringessen für eine Freundesfeier Freitagabend zubereitet.

Zum Nachtmahl richtete ich Feldsalat aus Ernteanteil an, Herr Kaltmamsell überbuk im Ofen Auberginenscheiben.

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Ich bin immer noch nicht über den Tatortreiniger hinweg, dessen letzte Staffel gerade läuft:
– Dass das beste, was deutsches Fernsehen in den vergangenen 20 Jahren produziert hat, enden soll.1
– Dass “Drehbuch Mizzie Meyer” dann doch kein Kollektiv ist, wie ich mir von Anfang an einredete, sondern eine einzelne, offensichtlich supergeniale Person, nämlich Ingrid Lausund, die noch dazu von derselben Geburtstadt ausgespuckt wurde wie ich.
“Diese Frau macht Schluss mit dem ‘Tatortreiniger'”.
Dass es in diesem schönen Porträt in der Welt über Ingrid Lausund heißt, sie habe die Themen der Folgen sehr genau recherchiert, wundert mich nicht: Immer wieder fragte ich mich, was bloß beim Sender schief gegangen war, dass da auf einmal der Alltag einer Rollifahrerin oder eines Jungmanagers bis ins Detail realistisch abgebildet wurde. Wo doch TV-Drehbuchführerscheine nur gegen die eidesstattliche Erklärung ausgegeben werden, dass man ausschließlich Vermutungen und Stereotype verwendet.

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Der Spiegel hat entdeckt, dass einer seiner preisgekrönten Angestellten, Claas Relotius, Teile vieler seiner Reportagen und Interviews, manche sogar ganz erfunden hat. Seither wird in meinem Internet viel über Journalismus diskutiert und über ein paar grundsätzliche Probleme darin. Thomas Knüwer fasst in seinem Blog zusammen:
“Die Causa Relotius: Der Journalismus hat ein systemisches Problem und muss es endlich angehen”.

Ich habe beruflich ja auch meine Erfahrungen mit Spiegel-Berichterstattung gemacht, die sehr weit weg vom Augstein’schen “Sagen, was ist” entfernt war. Zudem fiel mir während meiner Jahre in der Kommunikationsabteilung eines Dax-Konzerns besonders der Gegensatz zwischen Pressekonferenzen und Analystenkonferenzen auf, die zu Quartals- und Jahreszahlen kurz hintereinander abgehalten wurden: Die bei Banken und Aktionärsverbänden angestellten Analysten und Analystinnen wollten wirklich Hintergründe, Zusammenhänge, Zahlen, Daten haben (und brachten zum Teil selbst ganz erstaunliches Wissen mit, stellten Fragen zu Jahre alten Unternehmensankündigungen – “Was ist eigentlich aus dem geplanten Werk in Indien geworden?”). Die Fragen der Vertreterinnen und Vertreter der Presse dagegen ließen fast (!) immer erkennen, dass deren – möglichst zum Tage passende und möglichst verkaufbare – Geschichte längst stand, egal in welchem Verhältnis zur tatsächlichen Lage, und dass sie nur noch Zitate und Details dazu suchten. (Was mich keineswegs den Medien den Rücken hat kehren lassen, sondern gründliche und ergebnisoffene Recherche umso mehr schätzen.)

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Mein Weihnachtsspot des Jahres 2018 ist gefunden:

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https://youtu.be/9N7XxUsTIaQ

  1. Als hätte ich auch nur die leiseste Ahnung von deutschem Fernsehen. []
die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 19. Dezember 2018 – Dezemberschwarz

Donnerstag, 20. Dezember 2018 um 6:58

Uiuiui, der innere Dezember wird immer düsterer.
Ich würde mir ja gerne einreden, dass das gestern an den Bergen Brutalarbeit und an der wenigen verfügbaren Freizeit bis Januar liegt – aber ich weiß zu genau aus Erfahrung, dass es so oder so kein Entrinnen gibt.

Mittlerweile helfen auch die schönen Dezembererinnerungen nicht mehr, die ich in den vergangenen Jahren auf Reisen gesammelt habe, zum Beispiel in Rom. Sein müssen ist gerade wirklich schlimm, in meinem Kopf jagen sich vermeintliche und echte Verpflichtungen sowie die Planungen dazu, zusätzlich durcheinandergebracht durch wildes inneres Abwehrfuchteln, dazu verschiedene Farben des Selbsthasses (ein Textbaustein: “WORÜBER BESCHWERST DU DICH DENN? DU KANNST DICH DOCH BEIM BESTEN WILLEN ÜBER Ü-BER-HAUPT NICHTS BEKLAGEN!” Ja, derzeit ist es der Selbsthass in Großbuchstaben, es gibt ja auch einen leise und böse zischenden).

Aber dass ich vor lauter Arbeit und Terminen nicht zum Twitterlesen (und Lesen der verlinkten Artikel) komme, schmerzt mich wirklich – noch bin ich also nicht bis zur Gefühllosigkeit innen ausgeschwärzt. Eine echte Stütze ist das Erbarmen, das mir Herr Kaltmamsell entgegen bringt.

In sehr schönem Vorsonenaufgang in die Arbeit gegangen – mit deutlich größeren Schritten als am Dienstag, als Theresienwiese und Theresienhöhe scheißglatt gewesen waren.

Blick mal in die Gegenrichtung von unterhalb der Bavaria.

Beim Korrekturlesen ertappte ich mich dabei, wie ich ein Emoticon in einen Kommentar an die Kollegin zeichnete.

Der Computer hat mir Zeichnen beigebracht!

Abends war ein Treffen bei uns daheim angesetzt – das sich kurzfristig zerschlug. In der momentanen Lage, innerlich und äußerlich, war mir das sehr recht.

Das Abendessen, das Herr Kaltmamsell vorbereitet hatte, gab es dann für uns zwei: Cremige Gemüsesuppe mit gerbratenem Mangold (mit Zitronenschale und -saft) und frittierten Kichererbsen.

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Die Nominierungen für die Goldene Blogger 2018 wurden gestern veröffentlicht (da sind einige meiner Favoriten dabei), ich habe mich bereits für die Preisverleihung angemeldet. Mitinitiator und Jurymitglied Thomas Knüwer berichtet Hintergründe und schätzt ein.

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Eine Studie der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat die Daten aus fünf Jahrgängen untersucht:
“Nur sechs Prozent aller Paare entscheiden sich für den Namen der Frau”.

via @ankegroener

Und jetzt versuchen Sie mich bitte zu überzeugen, dass es nicht der Gleichberechtigung schadet, wenn 75 Prozent aller Ehefrauen nach der Eheschließung nicht mehr auffindbar sind. (“Aber ich kenne einen Mann / bin ein Mann, der den Namen seiner Frau angenommen hat!” ist kein Argument – ok?)
Spannend wird es ja in ein paar Jahren, wenn zum Vergleich die Daten aus gleichgeschlechtlichen Eheschließungen vorliegen.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 18. Dezember 2018 – Festhalten am Sonnenaufgang und an der kindness of strangers

Mittwoch, 19. Dezember 2018 um 6:54

Unter klarem Himmel in die Morgendämmerung in die Arbeit gelaufen. Vom Schreibtisch aus den Sonnenaufgang gesehen.

Viel Arbeit mit vielen Unterbrechungen, bis dann ein richtiger Berg Arbeit dazu kam. Eine weitere Weihnachtsfeier geschwänzt.

Spät eine U-Bahn zum Odeonsplatz genommen: Mir fehlte noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk – zumindest wusste ich, wonach ich suchte -, außerdem Geschenkpapier. Begegnung mit einem gestressten und egalen Verkäufer, dann aber mit einer ausgesprochen herzlichen und freundlichen Verkäuferin. Letzteres schaffte es tatsächlich, mir ein wenig rabenschwarzen Dezember vom Gemüt zu nehmen. (Solche Erlebnisse verstärken mein Bestreben, zu Fremden wirklich freundlich zu sein: Ein Gegenübergesicht dadurch ein wenig aufzuhellen, macht mich nämlich auch immer wieder froh.) Durch dichte Menschenmengen in milder Luft nach Hause.

Daheim hatte Herr Kaltmamsell auf meine Bitte Carbonara gekocht: Sie waren sehr gelungen, auch das eine Freude.

§

Schriftstellerin Sibylle Berg hat wieder bei einer Forscherin angerufen:
“Nerds retten die Welt
Folge 11: Gespräch mit Valerie M. Hudson, Professorin für Politikwissenschaft an der Bush School of Government and Public Service der Texas A&M University.”

Die Feministin Valerie M. Hudson forscht zu nationaler Sicherheit, sozialer Wissenschaftsmethodik und zu den Auswirkungen des gezielten Frauenmords (Femizid) auf die Gesellschaften.

Hudson berichtet unter anderem:

Als ich während der letzten Jahre des Kalten Krieges meinen Doktor in Sicherheitspolitik machte, hätten Sie alle Kurse des Programms besuchen können und dabei nicht einmal mitbekommen, dass es Frauen auf dem Planeten Erde gab. Das war eine völlig frauenlose Welt, in die ich da eingetaucht war. Auf meinem Lebensweg als Frau wurde mir klar, dass es sich hierbei um eine Karikatur handelte. Und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass sich viele der Wurzeln dessen, was wir schätzen – Frieden, Freiheit, Demokratie –, aus der grundlegenden politischen Ordnung zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft ergeben. Man kann keinen Frieden auf der Welt haben, wenn es keinen Frieden zwischen Männern und Frauen gibt. Freiheit und Demokratie gibt es nicht, wenn Frauen unfrei sind und kein Mitspracherecht bei der Entscheidung über ihre eigenen Lebensräume haben.

Und sie gesteht:

Als ich anfing, diese Art von Forschung zu betreiben, gab es Zeiten, in denen ich die Tür zu meinem Büro schloss, auf den Boden fiel und einfach weinte.

die Kaltmamsell

1000 Fragen 501-520

Dienstag, 18. Dezember 2018 um 6:54

501. Lässt du dich gern überraschen, wenn du essen gehst?
Sehr gern.

502. Was war die beste Entscheidung deiner beruflichen Laufbahn?
Nicht das Angebot anzunehmen, mit 20 noch im Zeitungs- und Rundfunkvolontariat beim Radio zu bleiben, sondern die Ausbildung abzuschließen und dann zu studieren. (Das bizarrste Personalgespräch, das ich je hatte: Der Chef, der bis dahin nur auf mir herumgehackt hatte, jeden Tag aufs Neue, meinte – mit Blick fest auf der Tischplatte vor ihm – ich sei das größte Radiotalent, das ihm je begegnet sei, und er würde mich gern fest anstellen. Er habe bereits arrangiert, dass mein Volontariat dennoch als abgeschlossen angerechnet werde.) (Nachtrag: Ich scheine mich schon früh instinktiv von manipulativen Machtmenschen ferngehalten zu haben.)

503. Wie heißt deine Lieblingsblume?
Annegret?

504. Glaubst du, dass man dich hypnotisieren kann?
Nein. Aber das denkt vermutlich jede von sich.

505. Was musst du endlich wegwerfen?
Bergeweise Vorurteile.

506. Welche Stadt im Ausland würdest du gern besuchen?
Stockholm.

507. Trägst du häufig Lippenstift?
Ja.

508. Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?
Mit Milch und Zucker.

509. Gehst du gelegentlich auf einem Friedhof spazieren?
Fast wöchentlich.

510. Wie viel gibst du maximal für eine gute Flasche Wein aus?
Bislang waren es maximal 30 Euro im Verkauf, im Restaurant glaube ich 70 Euro.

511. Wie würdest du deinen Kleidungsstil beschreiben?
Sorgfältig.

512. Was ist wahr geworden, wovon du als Teenager geträumt hast?
Ich esse so viel Schokolade, wie ich will.

513. In welchem Meer bist du zuletzt geschwommen?
Im Atlantik vor der nordspanischen Küste.

514. Kochst du oft Fertiggerichte?
Nein.

515. Wo fühlst du dich geborgen?
In einem fesselnden Buch.

516. Was ist dein Schönheitsgeheimnis?
Mich nicht um meine Schönheit zu scheren.

517. Bist du manchmal streng mit dir?
Ja. Aber nicht oft genug.

518. Welche Geschichte wird schon seit Jahren immer wieder in deiner Familie erzählt?
Anders als in der Familie von Herrn Kaltmamsell gibt es in meiner keine solchen fast schon rituell wiederholten Geschichten. Doch meine Mutter erzählt immer wieder gerne, wie sie als junges Mädchen und Schwimm-Autodidaktin ein Wettschwimmen gegen eine renommierte Vereinsschwimmerin gewann.

519. Wann bist du zuletzt den ganzen Tag an der frischen Luft gewesen?
An einen so richtig ganzen Tag kann ich mich nicht erinnern. Selbst auf Wanderurlauben habe ich die Abende drinnen verbracht.

520. Wie schön schreibst du noch mit der Hand?
Zumindest mittelschön, weil ich es sehr viel (und gern) tue.

Quelle: Flow-Magazin.

Zu den Fragen 481-500.
Zu den Fragen 521-540.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 17. Dezember 2018 – Warten auf den Endspurt

Dienstag, 18. Dezember 2018 um 6:43

Morgens im innerlich Trüben und äußerlich Nebligen in die Arbeit marschiert, in Schneestiefeln auf frostigem Boden. Über den Tag rutschten die Temperaturen leicht über Null, auf dem Weg nach Hause war der Boden nass. Es erstaunte mich, wie deutlich ich die ganz leichte Milde spürte.

Viel Arbeit, aber überschaubar.

Umweg über einen Edeka, um Lebensmittel unter anderem für Brotzeiten der Woche zu besorgen. Große Schmerzen beim Gehen (die Bandscheiben schickten Schwerterstiche in Hüfte und Bein), daheim nach Langem mal wieder Ibu genommen.

Herr Kaltmamsell briet zum Abendbrot Chinakohl, Kartoffeln und Halloumi, zum Nachtisch gab’s einen Teller Plätzchen.

Immer noch Vorfreude auf Januar.

§

Ein sehr schöner Text:
“Vielleicht hat das Leben keinen Sinn
Nur sagen darf man es nicht. Sonst schicken einem die Leute gleich Kalendersprüche”.

Ich kann mich mit dem beschriebenen Sohn indentifizieren, obwohl mich von außen ganz sicher niemand als socially awkward beschreiben würde – ich bin’s ja erst spät geworden und hatte vorher genug Zeit zum Üben der erwarteten Gesten der Geselligkeit. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, in dem ich abends nicht mit (interessanten, sympathischen) Gleichaltrigen ausging, es war in Spanien, ich hatte gerade mein Auslandsstudienjahr in Wales beendet, weil ich so sehr viel mehr Sehnsucht nach einem Abend im Hotelzimmer mit einem Buch hatte. Dieser Moment war besonders, weil ich erstmals nicht das Gefühl hatte, dadurch irgendetwas zu verpassen.

die Kaltmamsell