Journal Dienstag, 2. April 2019 – Schminkdoku und Salonwagen

Mittwoch, 3. April 2019 um 4:47

Zwar wieder früh aufgewacht, diesmal aber munter.

Ein sonniger Tag, allerdings morgens noch knackig kalt.

Aus Spaß dokumentiere ich hier mal die Entwicklung des neuen, wasserfesten Lidstrichs.

Gleich nach dem Schminken.

Nach ein paar Stunden.

Bei Feierabend.

Zu meinen (nicht wirklich ernsthaften) Träumen gehört schon seit vielen Jahren ein Salonwagen: Ein eigener Wagen, den ich einfach an einen bestehenden Zug anhängen kann. Ganz früher hatten die Reichen und Mächtigen sowas ja mal, heutzutage erscheint mir das deutlich begehrenswerter als ein Limousinenservice. Und unversehens stellt sich heraus, dass jemand das umgesetzt hat: @kerleone hat am Münchner Bahnhof den Luxon gesehen, “a unique modificated dining wagon on basis of a TEE Rheingold panorama wagon from 1963”.

Nach der Arbeit wollte ich eh Geld bei meiner Bank an der Bayerstraße holen, da konnte ich doch gleich mal checken.

Boah!

Mit offenem Mantel und dennoch schwitzend marschierte ich weiter in die Innenstadt: Ich war seit einigen Wochen auf der Suche nach einer Seifendose, mit der ich Haarseife (Verpackungsvermeidung) auch auf Reisen nutzen konnte. In Drogeriemärkten und Kaufhäusern hatte ich zu meiner Überraschung keine gefunden – Seifendosen scheinen nicht mehr gebraucht zu werden. Bevor ich die Waffen streckte und aufs Internet plus Lieferung zurückgriff, bekam ich den Tipp Muji: Richtig, dort bekam ich eine Seifendose (die mit 4,95 Euro allerdings zu den erschreckenden Preisen passte, die für Haarseife aufgerufen werden).

Zum Abendessen machte uns Herr Kaltmamsell Nudelauflauf.

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Heike-Melba Fendel schreibt in der Zeit über sich und ihren über 90-jährigen Vater

Vater-Tochter-Beziehung: Getrennte Leute
Das Verhältnis zum Vater war immer schon distanziert. Er hat nie so getan, als ob ihm seine Familie etwas bedeutete. Beim letzten Treffen war es anders.

via @bov

Nun hätte ich dieselbe Geschichte ungemein gerne aus der Perspektive des Vaters – wenn er schon, wie Fendel erwähnt, selbst gut schreibt.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 1. April 2019 – Schlüsselblumen und Schminkverschmierung

Dienstag, 2. April 2019 um 5:44

Nachtrag zum Sonntagabend: In der Abenddämmerung die erste Fledermaus der Saison hinterm Haus gesichtet.

Montagmorgen erschlagen aufgewacht: Diesmal zu wenig Schlaf wegen Einschlafproblemen.

Sonniger aber sehr morgenfrischer Weg in die Arbeit.

Nächste Eskalationsstufe vor dem Theresienwiesenflohmarkt, das scheint ein Ritual zu werden.

Schlüsselblumen im Bavariapark, seit der Wanderung in den Cotswolds denke ich immer das englische cowslip mit.

Im Lauf des Vormittags stellte ich fest, dass ich dann doch ein kleines (wirklich kleines) Schminkproblem habe: Nach der vierten Anwendung erkenne ich einen typischen Verlauf (hihi: Verlauf). Zu dem wenigen, womit ich mich schminke, gehört flüssiger Lidstrich. Ich bin leider zu blöd für alle Werkzeuge zum Auftragen außer einem richtigen Pinsel; macht nichts, seit Jahren setze ich den Pinselstrich des Karlsfelder Herstellers Artdeco ein (buy local!). Als ich diesen letzte Woche nachkaufte, entdeckte ich, dass es ihn jetzt auch in der Geschmacksrichtung “waterproof” gibt. Klang nach Fahrradtränen-Absicherung, kaufte ich. Doch leider, leider ist das Ergebnis auch beim vierten Einsatz nach nur wenigen Stunden eine Sauerei (Fachbegriff): Vielleicht ist er wasserfest, dieser Lidstrich, dann ist er halt nicht fettfest – er drückt sich großzügig auf dem Lid darüber ab, verteilt sich in den Augenwinkeln innen und außen, benötigt zur Entfernung beim Abschminken viele Tücher und grammweise Creme. Das war nix.

Müde benommener Arbeitstag. Mittagessen: Banane mit Joghurt, Marmorkuchen.

Auf dem Heimweg (kurzer Abstecher zum Vollcorner für Brotzeiteinkauf) Besuch bei meinen Referenzmagnolien.

Die Gästeliste für das große Fest füllt sich. Meine Haupangst “Oh mein Gott, es wird niemand kommen!” legt sich.

Ernteanteil war weggegessen: Nachtmahl aushäusig. Ich hatte Lust auf TexMex, wir gingen in einen Laden an der Sonnenstraße – warum die Touristenfallen nur den Touristen überlassen.

Die Quesadilla war in Ordnung, der Cocktail stark.

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Auch Hatice Akyün hat’s satt:
“Die Zukunft der Stadt muss autofrei sein”.

Unsere Kolumnistin ist in einem Mercedes groß geworden. Heute ist sie wütend über die vielen Autos in der Stadt.

Ja. Auch die Idee, das Autoabschaffen gezielt finanziell zu fördern – erst mal durch Streichung der finanziellen Förderung von Autoerwerb (welchen auch immer). (“Aber die Arbeitsplätze!” in drei – zwei – eins…)
Wieder der Hinweis von mir, wie Kopenhagen die Autos rausgekriegt hat: Indem der Autoerwerb mit bis zu 140 Prozent des Kaufpreises besteuert wird und eine exzellent Infrastruktur für urbane Mobilität ohne Autos geschaffen.

Letzthin wies Anne Schüßler darauf hin, dass für sie auch in einer Großstadt privater Autobesitz Komfort bedeutet:

Klar: Wie so vieles hängt das von persönlichen Prämissen und Prioritäten ab. Wenn die Priorität ist: Möglichst wenige Privatautos in der Stadt, weil das mehr Lebensqualität für die Mehrheit bedeutet – dann empfindet man möglicherweise eine längere Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad nicht als Belastung. Selbst beschwert mich ja allein schon die Erinnerung an die tägliche Belastung des schieren Autobesitzes. Dieses riesige Ding unterbringen zu müssen, zu warten, zu füttern, zu versichern, zu behausen, schränkte mich so ein, dass ich Autolosigkeit als den Komfort empfinde, den für Anne Autobesitz darstellt.

Ja, mir werden Landgasthöfe und Wanderungen empfohlen, die nur mit Auto ohne großen Aufwand zu erreichen sind; die fallen halt einfach weg. Schmerzt mich nur sehr wenig, weil: Die Steigerung meiner Lebensqualität durch Autolosigkeit überwiegt.

Nur ist Aufgabe der Politik, in größeren Zusammenhängen zu denken: Wie soll die Mobilität der Zukunft aussehen, dass möglichst viele davon profitieren? Da mag eine einzelne (nicht Anne) eine tägliche U-Bahnfahrt als so unangenehm empfinden, dass sie sich lieber in einem riesigen SUV-Auto durch den Berufsverkehr staut. Doch sie verschlechtert damit halt Dutzenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern deren Mobilität.

Sonntag vor einer Woche stand ich gerade in der Maxvorstadt mit meinem Fahrrad auf der Straße an einer roten Ampel, als mich aus dem offenen Beifahrerfenster eines Autos ein Herr höflich ansprach: “Entschuldigung, Sie tragen keinen Helm.” Irritiert konstatierte ich: “Ja. Sie auch nicht.” Er: “Ich sitze ja auch im Auto.” Ich: “Das ist aber bedauerlich, dass Sie aufs Auto angewiesen sind.”
Ich weiß bis jetzt nicht, was das gewesen sein soll, klar wurde aber: Komplett verschiedene Prioritäten.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 31. März 2019 – Müder, schöner Sonntag und Beifang aus dem Internet

Montag, 1. April 2019 um 5:59

War der März immer schon so lang?

Endlich die ersehnte Sommerzeit: In den vergangenen Wochen hatte sich der frühe Tagesanfang für März seltsam angefühlt. Falls Sie jemanden suchen, der die Zeitumstellungen Ende März und Ende Oktober von ganzem Herzen begrüßt: Ich tue das. Für mich fühlt es sich genau richtig an, wie sich das Tageslicht während der Winterzeit und während der Sommerzeit verteilt. Das mag selbstverständlich ein erlerntes Kulturgefühl sein, aber meiner Überzeugung nach besteht der Mensch hauptsächlich aus erlernter Kultur.

Blöderweise wachte ich trotzdem (nach gutem Schlaf) früh und müde auf. Gemütliches Kaffeetrinken und Bloggen.

Ich nahm mir die Zeit, Kunstgeschichte als Brotbelag gründlich anzusehen. In ihrem Vorwort spricht Herausgeberin Marie Sophie Hingst durchaus auch die Vorbehalte gegen ihre Aktion an, doch spätestens diese Aufbereitung als Kunstband, also ihr Kuratieren belegt, dass hier eine intensive Befassung mit den Vorbildern aus der Kunstgeschichte stattgefunden hat: Für den Druck ausgewählt wurden die Exemplare, die mit ihrer Hommage reflektierte neue Kunstwerke geschaffen haben. Zum Beispiel ist Expressionismus expressionistisch umgesetzt:

Diese Brotbelegung transportiert sogar den Gesichtsausdruck der Portraitierten.

Realistische Details wurden dinglich umgesetzt.

Nachahmung der Materializität des Vorbilds – und sei es durch das Licht beim Fotografieren.

Dafür Scherze mit ikonischen Bildern.

Die Brote werden als Kunstwerke so ernst wie ihre Vorbilder genommen, indem zum Beispiel die verwendeten Materialien aufgezählt sind.

Außerdem habe ich aus engerem Kreis erfahren, dass manche Menschen mit solcher Brotkunst groß geworden sind – und sich ungemein darüber freuen, dass sie in Buchform ernst genommen wird.

So benommen, wie ich mich mangels Schlaf fühlte, passten meine Schwimmpläne allerbest: Im Wasser ist Schwindel nicht schlimm. Ich radelte durch Sonne und Frühlingsluft ins Olympiabad. Schwimmen lief wunderbar, selbst mein letzthin wieder verspannter Nacken zickte nicht. Ich legte ein paar Runden drauf.

Auf dem Rückweg radelte ich nochmal am Josephsplatz vorbei, um die dortige Blüte zu fotografieren.

Die Kirschbäume an der Agnesstraße waren wie erwartet noch nicht erblüht. Bleibt genug Zeit, sich diese Lektion auf Japanisch über Hanami-Etikette einzubläuen:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/YWuRUBKMnDM

Zuhause Frühstück: Käsebrot, Marmorkuchen.

Die Mokkabohnen im Kuchen waren nett, aber nichts Dringendes.
Angenehmerweise hatte ich dann genug Bettschwere für eine Stunde Siesta.

Zeitunglesen bei offenem Balkon, bis Herr Kaltmamsell von seiner Reise heim kam. Zum Abendbrot kochte ich aus Ernteanteil eine Rote-Beete-Suppe mit zugekauften Kichererbsen.

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Weil wir schon bei Kunstgeschichte waren: Auf Twitter erklärt @Iron_Spike in einem Faden, warum flämische Stillleben cool sind.

via @giardino

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Eine ganz neue Facette der Frage “Was hat sich der Autor dabei gedacht?”, die eine Literaturwissenschaftlerin verlässlich zum Augenrollen bringt: Sebastian Herrmann hat einst als Schüler für ein Referat bei Patrick Süskind angerufen.
“Patrick Süskind”.

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Die Mischung bleibt irr: Einerseits ist UK weiterhin der Hauptgrund, an westlicher Zivilisation, an parlamentarischer Demokratie, wenn nicht gleich an der Menschheit zu verzweifeln. Andererseits kommentieren typische Vertreter dieser britischen Kultur genau diesen Irrsinn auf eine sprachliche Weise, die nie ihre Anziehungskraft vergessen lässt, zum Beispiel Marina Hyde im Guardian. Sie macht sich Gedanken über die derzeitigen Führungsraufereien der Torys und geht die Kandidaten für die Nachfolge Theresa Mays durch:
“The Tory leadership contest: your handy idiots guide”.

Let’s proceed to Dominic Raab – the man with the slightly frightened child in his eyes. As I type this, Dominic is now voting for the deal he resigned to oppose, having negotiated that deal in the first place. He spent most of the week reckoning we should go back to the EU over the backstop, I mean … Dominic? DOMINIC? It’s now not so much that that ship has sailed, more that it has sailed, hit an iceberg, sunk, and formed the basis for a myriad books and dramas, culminating in the biggest-grossing movie of all time. WHICH BIT OF THIS JOURNEY DID YOU MISS? You were Brexit secretary. You were literally on deck with Michel Barnier while the band was playing.

Statt reaction gif.

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Ah, hier habe ich es noch gar nicht ausgeschrieben: Meiner Meinung nach ist #Fridaysforfuture großartig, diese Leute tun meinem Weltbild gerade sehr gut. Ich stimme Christian Stöcker zu:
“Die Kinder sind längst noch nicht wütend genug”.

die Kaltmamsell

Lieblingstweets März 2019

Sonntag, 31. März 2019 um 20:30

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 30. März 2019 – Frühlingsstrahlende Internetutopien

Sonntag, 31. März 2019 um 8:01

Unruhige Nacht kann ich auch komplett ohne Herrn Kaltmamsell: Erst eine Wachpause ab halb vier, dann viel zu früh müde aufgewacht.

Egal, ich hatte Dinge vor, und der Tag versprach genau so strahlend sonnig zu werden wie angekündigt.

Zum Frühstück war ich in Haidhausen verabredet, vorher wollte ich mich sportlich bewegen. Aus Zeitersparnis stellte ich mich dafür auf den Crosstrainer, Partymusik auf den Ohren. Die Musik brachte mich sofort auf Betriebstemperatur, ich strampelte mir eine gute Stunde lang einen roten Kopf (ungewöhnlich für mich, zum Glück fühlte ich mich aber nicht so).

Beim Duschen und Anziehen stellte ich fest, dass ich mich zeitlich ein wenig verkalkuliert hatte und geriet etwas in Eile. Ich hastete zum Marienplatz für eine kleine Besorgung – aber bei diesem Anblick am Oberanger musste ich dann doch kurz stehenbleiben und ihn festhalten.

Zentrale des DAX-Konzerns Linde, Penthauswohnungen, Kurt-Eisner-Denkmal, schlafender Obdachloser. Eine typische Münchenmischung.

Wundervolles Frühstücktreffen mit einer Internet-Pionierin. Wieder viel aus der großen Wirtschafts- und Poltikwelt gelernt, Erfahrungen mit den Capricen von Menschen in hohen Führungspositionen ausgetauscht. Mich an dem Wechsel zwischen feinstem klugen Lächeln und herzhaftem Losprusten erfreut. Mögen die bösen Kräfte auch unser Web, auf das wir einst so viele Hoffnungen setzten, kaputt gemacht haben: Ich genieße bis heute die Folgen des Privilegs, früh genug dabei gewesen zu sein um großartige Menschen in meinem Leben zu haben, deren Wege die meinen ohne Internet niemals gekreuzt hätten.

Heimweg am frühen Nachmittag zu Fuß, um nach dem Stand des Frühlings zu sehen.

Zu merkender Pralinenhersteller am Ostbahnhof.

Daheim eine Runde Wäschewaschen, bevor ich zur zweiten Verabredung aufbrach: Nach vielen Jahren gab ich mal wieder Englisch-Nachhilfe. Ich hatte bereits vergessen, wie viel man über einen Menschen erfährt, den man Beispielsätze mit neuen Vokabeln machen lässt.

Ein weiterer alleiniger Abend. Ich buk Marmorkuchen, brauchte dabei ein Päckchen Mokkabohnen aus der Weihnachtbäckerei auf – mal sehen, welchen Effekt ich damit erziele.

Zum Abendessen machte ich mir (Herr Kaltmamsell war immer noch unterwegs) eine Schüssel Radiccio an, dazu Fladenbrot mit Käse.

Beim Zu-Bett-Gehen erzeugte der Duft des erkaltenden Marmorkuchens einen Erinnerungsflash: So roch es gerne bei meiner Oma, wenn ich als Kind am Wochenende bei ihr übernachtete (weil meine Eltern ausgingen oder selbst eine Party gaben); sie machte oft Samstagabend für Sonntag einen Marmorkuchen. (Nur dass ihrer staubtrocken war.)

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Katharina Borchert aka Lyssa, Chief Innovation Officer bei Mozilla, erzählt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau, wie sich das Web in den vergangenen 20 Jahren verändert hat – und warum selbst sie mittlerweile ernüchtert ist:
“‘Ich war eine totale Internetutopistin'”.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 29. März 2019 – Frühlingsfortschritte

Samstag, 30. März 2019 um 7:38

Nochmal frühes Aufstehen, wieder für eine Runde Morgensport: Kräftigung rundum mit Hanteln.

Schon am Vorabend hatte ich den nächsten Frühlingsschritt entdeckt: Die Kastanie vorm Haus gibt erste Pfötchen.

Ich nahm eine U-Bahn zum Orthopäden und holte mir die dritte Spritze (bisher keine grundlegende Besserung). Als Dr. Orth. klagte, dass er am letzten Tag im Quartal sowas doch gar nicht mehr gezahlt bekommt, beschloss ich umgehend, dass die erratschte Beziehung mittlerweile kameradschaftlich genug war, um knurren zu dürfen: “Hätten’S halt was G’scheits gelernt.” (Wir hatten uns in vorherigen Unterhaltungen mehrfach zur finanziellen Situation von Kassenärzten ausgetauscht und ich hatte ihm signalisiert, dass da auch meiner Meinung nach einiges schief läuft.)

U-Bahn ins Büro, dort vor allem manuelle Arbeit. Auch digitales Basteln war dabei: Der Auftrag hatte mich zunächst ein wenig erschreckt, weil ich das noch nie gemacht hatte, doch ich fand schnell Vergnügen daran, die Lösung zu recherchieren – heutzutage bietet das Internet ja für jede Software-Anwendung Anleitungen. (Genau gesagt hatte die Aufgabe gar nichts Neues enthalten, doch mir fiel sofort ein zusätzliches Detail ein, dass das Ergebnis besser als angewiesen machen würde – und das musste ich erst recherchieren.)

Zu Mittag eine Breze, ein hartes Ei, einen Apfel, Nachmittagssnack war ein Becher Quark.

Das Wetter war wie angekündigt sonnig, dennoch auf den Heimweg lediglich frühlingshaft mild.

Mein Lieblingshaus am Bavariaring ist mit vereinzelten Märchen- und Sagenfiguren geschmückt.

Auf dem Heimweg horchte ich in mich, worauf ich zum Abendessen Appetit hatte – Herr Kaltmamsell ist bis Sonntag auf Geschäftsreise. Ich stelle fest, dass ich gar keinen rechten Appetit hatte, Nachtmahl wurden Suppenreste vom Vortag, mit Tomatensugo verlängert. Zum Nachtisch Schokolade.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 28. März 2019 – Tortentag und Kickstarter für Buch über Olympia ’72

Freitag, 29. März 2019 um 6:21

Im Büro gab es Abschiede mit Butterbrezen, von einem anderen Ereignis waren noch Großteile einer enormen Erdbeerbuttercremetorte da. Und was soll ich sagen: Nach nur zwei Butterbrezen und einem sehr erwachsenen Stück Torte war mir bereits schlecht. Ist das am Ende auch das Alter? Positive Wirkung: Gestern brauchte ich am Nachmittag keinen Snack.

Der Tag war freundlich, ganz langsam stiegen die Temperaturen. Ich machte früh Schluss, weil ich nochmal in der Hochschule für Film und Fernsehen verabredet war, diesmal einschließlich Herrn Kaltmamsell.

Von dort spazierten wir nach Hause. Zum Abendessen verarbeitete Herr Kaltmamsell Ernteanteilgemüse zu einer Suppe (Lauch, Karotten, Kartoffeln), ich machte den Babyspinat als Salat an (mit verdünnter Granatapfelmelasse, Tahini und Olivenöl, sehr gut).

§

Mein Geschmack in Gestaltung, Design, Einrichtung, Kleidung ist ausgesprochen konventionell: Ich schwamm zeitlebens im Mainstream. Mein Jungmädchenzimmer leuchtete 80er-typisch in Signalfarben, ich schwärmte für das Rosenthalgeschirr Flash. In den 90ern trug ich englische Haarschnitte, hatten Bäder für mich weiß zu sein, im neuen Jahrtausend gefielen mir Shaker-Möbel, erfasste mich vor ein paar Jahren die Anziehungskraft der Bauhaus-Schule, und auch sonst saß ich mit meinen Vorlieben mitten im Zeitgeist des deutschen Bildungsbürgertums. Daraus kann ich umgekehrt schließen, dass wir in einer Wiederkehr klassischen 70er-Designs leben, ich bin nämlich ganz begeistert von der Aussicht auf dieses Buch – das allerdings erst per Kickstarter finanziert werden muss:

“Munich ’72. The Visual Output of Otl Aicher’s Dept. XI”.

There have been a number of books on designer Otl Aicher but to date none have provided a detailed account of the 1972 Munich Olympics and Aicher’s design team, Dept. XI, or the full and breathtaking scope of their outputs; not just print and the sports and info pictograms, but apparel, signage, stadium decoration, cityscapes, the official mascot Waldi, and the souvenirs.

In diesem Buch (hinter dem Link oben kann man sich durch einige Seiten blättern) soll es also um das Team um Otl Aicher gehen und um die gesamte Breite der Entwürfe für die Olympischem Spiele 1972 – die nicht nur Sportdesign bis heute prägen (siehe Piktogramme der Sportarten). Ich bilde mir ein, mich bis heute lebhaft zu erinnern, dass ich als Fünfjährige den ersehnten Schlüsselanhänger mit Dackel Waldi nicht bekam, weil viel zu teuer und “a Schmarrn”. (Was natürlich völlig richtig ist, und selbst wenn, wäre er längst verloren.)

Aber wenn Sie sich auch für das Design dieser so zwiespältigen Olympischen Spiele interessieren (einerseits: Westdeutschland will unbedingt beweisen, dass es das Dritte Reich hinter sich gelassen hat, andererseits: der Terroranschlag auf die israelische Mannschaft), könnten Sie mir durch Beteiligung an der Finanzierung das Buch ermöglichen. Wo ich doch als Fünfjährige keinen Waldi-Anhänger bekommen habeeeeeeeee!

die Kaltmamsell