Journal Donnerstag, 15. Oktober 2015 – kränker
Freitag, 16. Oktober 2015 um 9:58Da ich so selten richtig bettlägerig krank bin, vergesse ich immer, wie wenig sich das mit einem freien Tag vergleichen lässt. Deshalb halte ich zur Selbsterinnerung besser mal fest, wie das mit dem Kranksein ist:
In der Nacht auf gestern ständig von den Schmerzen in Kehle und Brust aufgewacht. Jedes Schlucken fühlte sich an, als hätte ich eine Handvoll Stecknadeln essen müssen. Mein neuerdings so konstruktives Schlaf-Ich baute daraus Bilder, auf denen ich Post-its mit der Aufschrift “Aua” an Hals und Brustbeim trug. Ohne Stimme aufgewacht, dafür mit tobenden Nebenhöhlenschmerzen. Also erst mal in der Arbeit Bescheid gegeben, dass ich auch an diesem Tag nicht kommen würde, um die Erledigung eines offenen Orga-Jobs gebeten.
Mein Wissen, dass die Praxis meiner Hausärztin bereits eine Stunde vor den veröffentlichten Öffnungszeiten offen ist, erwies sich als Glück: Kurz nach sieben waren wir nur zu zweit im Wartezimmer, als ich die Praxis verließ, war das Wartezimmer knallvoll. Ich habe also einen viralen Infekt, der zu Kehlkopfentzündung und Luftröhrenentzündung geführt hat (die Schmerzen in der Brust haben wohl nichts mit dem Herzen zu tun – diese Befürchtung hatte in mir geglommen). Die Ärztin schickte mich mit einer langen Liste Symptombekämpfungsverschreibungen, Sprechverbot und Krankschreibung bis Ende der Woche heim. Zwei von den verschriebenen Mitteln schob ich der Apothekerin wieder zurück, da sie laut Aufschrift wirkstofffreie Homöopathie und nicht Medizin waren – wenn ich einfach nur irgendwas lutschen soll, nehme ich billigere Bonbons (Rechnung sank gleich um 20 Euro). Manchmal wünschte ich, ich wäre nicht so Placebo-resistent.
Daheim nahm ich anweisungsgemäß Ibuprofen gegen die Schmerzen, trank Tee und gurgelte desinfizierende Spülung, zurück im Bett übte ich wieder Stecknadelschlucken.
Nach Mittag ging ich nochmal raus, um das letzte Medikament abzuholen und Bonbons zu kaufen. (Wenn man ein Bayrisch Blockmalz im Chiemsee auflöst, das Wasser in Flaschen abfüllt und rhythmisch schüttelt, sagen wir im Dreivierteltakt eines Landlers, dann müsste man doch homöopathisches Bayerntum haben, das man verkaufen kann. Jetzt müssen wir uns nur noch ausdenken, wogegen es hilft.). Atmen schmerzte, Husten schmerzte sprengend, Augenbewegen schmerzten. Daheim mehr Tee und zurück ins Bett, die Abendverabredung abgesagt.
Als Herr Kaltmamsell abends heimkam, hetzte ich ihn nochmal hinaus in die regnerische Kälte (ich warte immer noch auf den goldenen Spätsommer, den man mir hier versprochen hat), damit er mir ein glückliches Huhn für Hühnersuppe besorge – die einzige “alternative” Medizin, der ich vertraue.
Und falls Sie’s nicht wussten: Wenn man wegen Krankheit zu Hause ist – man kommt zu nix! Nix weggelesen, die Winterkleidung nicht aus dem Keller geholt, nichts gebügelt. Man fragt sich, wozu dieses Kranksein überhaupt gut sein soll.
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Andrea Diener ist immer noch auf der Frankfurter Buchmesse und hat sich von Droemer-Knaur alles über den Programmbereich „Body Mind Spirit“ erzählen lassen. Es ist noch viel schlimmer, als Sie denken:
“Lebensthema Achtsamkeits-Pommes”.
Das Problem ist nämlich, dass es sehr viele Leute gibt, die bewusst leben wollen und von Uli Hoeneß bis VW keiner Institution mehr trauen können. Doch, das wurde genau so gesagt, und ich habe auch gestaunt.
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Großartige Idee: Ein Magazin “celebrating immigrant communities in the UK” namens British Values.
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Und dann gibt’s von der Frankfurter Buchmesse noch ein Street Style (Booth Style?)-Modeblog.
(Möglicherweise sogar ernst gemeint, aber wir sind doch Rezeptionsästheten, oder?)






























































