Journal Sonntag, 13. Juli 2025 – Wenig bemerkenswerter Sommersonntag (schön!)

Montag, 14. Juli 2025 um 6:11

Überraschend gut geschlafen trotz wild gemischtem Alkohol auf der Einladung am Vorabend, und erst das energische Glockenläuten nach acht weckte mich richtig auf.

Das Wetter war schön, wenn auch morgenfrisch, ich setzte mich zum Bloggen mit Morgenkaffee auf den Balkon. Durch das späte Aufstehen war der ganze Tag verschoben: Vor meiner Laufrunde an der Isar radelte ich erstmal zum Bäcker für Frühstückssemmeln, weil mir nach dem Laufen das Risiko leerer Regale zu groß war. Im Glockenbachviertel barsten die Außenbereiche der Cafés vor Frühstücksvolk.

Jetzt erst radelte ich zum Friedensengel, an allen roten Ampeln ballten sich im schönen Wetter die vielen Radausflügler*innen, viele mit sichtbaren Picknick-Utensilien in Taschen und Körben.

Der Lauf fühlte sich zunächst anstrengend an, ich sorgte mich bereits, dass es mir in der Sonne zu heiß werden könnte. Doch die Strecke bis Unterföhring und nach Queren der Isar über den Föhringer Ring zurück war weitgehend schattig, außerdem ging ein angenehmer kühlender Wind – meine Beine wurden leichter, ich genoss die Bewegung und die Anblicke. Erst ganz am Ende und nach 90 Minuten meldeten sich meine Waden leise.

Auf allen Kiesbänken und an den Ufern reichlich Badevolk.

Das Monsterchen zeigt sich auch an der Kennedybrücke.

Angenehmes Heimradeln durch den städtischen Hochsommer.

Nachher-Foto (die Hose war ein bisschen zu warm).

Frühstück um zwei: Zwei Semmeln mit Butter und Marmelade, Aprikosen. Das machte mich schläfrig: Ich legte eine kleine Siesta ein – wirklich erfrischend.

Nachmittag auf dem schattigen Balkon, auf dem es deutlich wärmer war als in der abgedunkelt kühlen Wohnung, aber nicht unangenehm. Ich las Internet, Zeitung, Roman, verschob das Bügeln faul auf nächstes Wochenende.

Nach Kreislauf-Kapriolen erwischte mich eine kurze, seltene Fressattacke: Geröstete Pistazien waren genau das Richtige dagegen.

Zum Nachtmahl verwertete Herr Kaltmamsell Mangold und Lauch (statt Frühlingszwiebeln) aus Ernteanteil für eine Coca de Verdura, diesmal im Teig nur ein Restl Schmalz und sonst Olivenöl: Das funktionierte sehr gut, man kann die Coca also auch vegan machen.

Schmeckte ganz ausgezeichnet, gutes Sommeressen. Nachtisch Süßigkeiten.

Früh ins Bett zum Lesen: Demon Copperhead ist schon gut, will aber einfach nicht enden.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 12. Juli 2025 – Köstlicher fränkischer Abend / persönliche Folgen von Srebrenica

Sonntag, 13. Juli 2025 um 10:08

Gut und lang geschlafen, aber mit Kater-Gefühl und Kopfweh aufgewacht – so viel Alkohol war das doch gar nicht?

Draußen schien wie angekündigt die Sonne, es war aber auch wie angekündigt viel zu frisch für Balkonkaffee.

Plan war eine Schwimmrunde im Dantebad. Im Sonnenschein, aber mit Pulli radelte ich dorthin – und wurde vom schlimmsten LALÜ! vom Rad geworfen, nämlich von einem, das direkt neben mir an einer Ampel volle Kanne losplärrte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich gefangen hatte und weiterfahren konnte.

Das Dantebad war in dieser kühlen Luft nur licht besucht, dennoch kam ich nicht recht in den Fluss. Meine 3.000 Meter absolviert ich eher als ich sie genoss, obwohl der Beckenboden mit abwechselndem Glitzern, dann wieder einfarbig silbern unter einer Wolke Abwechslung bot.

Bei der anschließenden Körperpflege in der Sammelumkleide entglitt mir das Deo-Fläschchen und zerbrach, fluchend kroch ich mit Papiertaschentüchern unter die Bank am Spind und beseitigte die Sauerei – das war mir noch nie passiert, ich hatte das dicke Glas der seit vielen Jahren benutzten Deo-Marke für recht bruchsicher gehalten.

Ein Stündchen mit Musik auf den Ohren auf der Liegewiese, die nach dem Regen der Vorwoche deutlich grüner aussah als zuvor.

Dabei freute ich mich über den Anblick meiner am Vorabend lackierten Zehennägel: Ich hatte die beiden Farbschichten (nach Unterlack, vor Überlack – der vor Jahren von professioneller Pediküre übernommene Aufwand lohnt sich wirklich in Aussehen und Beständigkeit der Lackierung) aus zwei verschiedenen Lacken kombiniert, Lila und Discoglitzer, damit genau den erwünschten Effekt erzielt.

Auf dem Heimweg sah ich an der Dachauer Straße von einer Seitenstraße rechts langsam zwei Feuerwehr-Löschfahrzeuge nahen – mir wurde gleichmal schlecht. Ich war kurz davor, prophylaktisch vom Rad zu springen und mir die Ohren zuzuhalten, doch die Wagen blieben langsam und hielten an der roten Ampel. Mal sehen, wann das Gesamtphänomen mich zur Folgerung bringt, dass ich im Radverkehr nichts zu suchen habe.

Frühstück kurz vor drei: Eine unterwegs besorgte Semmel mit Butter/Tomate, eine mit Erdnussmus/Marmelade, dann Kiwi, Aprikosen, Nektarine. Herr Kaltmamsell war aushäusig auf einer Geburtstags-Gartenparty.

Körperpflege, eine Draußenrunde (milde Luft) für Einkäufe, eine Draußenrunde, um ein ungebetenes Päckchen zu retournieren. Abends war ich mit Herrn Kaltmamsell zu einem schon lang vereinbarten fränkischen Essen eingeladen, bis dahin las ich Internet und Zeitung – im Wohnzimmer, weil für ein Zeitunglesen auf dem Balkon zu starker Wind ging.

U-Bahn nach Fürstenried zur Einladung, Herr Kaltmamsell reiste einzeln an. Ich freute mich sehr über das Wiedersehen mit den Gastgebern und über einen köstlichen Abend mit schönen Gesprächen und spannenden Informationen.

Kulinarische Bekanntschaft mit einem wunderbaren Gin: Shadows Franconian Dry Gin – kräutrig fruchtig. Machte sich mit Tonic Water und Mini-Orangen vom eigenen Blumentopf ausgezeichnet.

Zum Einstieg ein kaltes Gurkensüppchen mit Walnuss-Karottenbrot, sehr super. Und auch der Wein des Abends war ein Knaller:

Zotz Grauburgunder Alte Reben aus dem Markgräferland – und aus der Magnumflasche.

Center Piece des Abendessens: Schäuferla aus familiärem Direktimport.

Tja, und wieder wurde ich aufs neue verdorben für alle Schäuferla – ich habe nirgends besseres bekommen.

Nachtisch Träubleskuchen – und eine weitere Entdeckung im Glas: Rucolino amaro aus Ischia, ein herrlich frischer Kräuterlikör auf Rucola-Basis.

Beseelte U-Bahnfahrt nach Hause zusammen mit den anderen beiden Gästen, was für ein schöner Abend. Im Bett noch knapp vor eins, beschienen vom nicht mehr vollen Mond.

§

Srebrenica hat mir damals den Pazifismus ausgetrieben.

Vor 30 Jahren kam es zu dem Massaker von Srebrenica, der Jahrestag wird in meinen Medien viel erzählt, kommentiert, analysiert. Es passierte zu einer Zeit, als ich bereits regelmäßig die Titelseite der Süddeutschen ungelesen umblätterte, weil mich das Entsetzen über den Bosienkrieg überforderte: Das war nicht irgendwo, sondern gleich ums Eck – wo ich erst kurz zuvor mit Freundinnen Urlaub gemacht hatte, von wo ich Leute kannte (die man bis dahin noch als “Jugos” zusammenfasste), und beim Stichwort Sarajewo dachte ich bis dahin zuerst an den bescheuerten gleichnamigen Ruf zu den Olympischen Winterspielen 1984.

Jetzt verfolgte ich Schritt für Schritt mit, wie sich diese Grausamkeiten entwickelten, begleitet von der Hilflosigkeit der Blaumhelm-Truppen. Und warf einige meiner Prämissen über den Haufen: Für mich wurde klar, dass es immer unfassbar böse Menschen geben würde, die jeden Versuch einer friedlichen Lösung und von Kompromissen lediglich als auszunutzende Schwäche auffassen würden. Vor ihnen mussten potenzielle Opfer geschützt werden, mit vereinten Kräften – und das ging, sah ich jetzt, nur mit brachialer Gewalt. Aus meinem vorherigen Credo “Gewalt erzeugt nur wieder Gewalt” wurde “Manchmal kann nur Gewalt Gewalt beenden”. Auf Gräueltaten wie das Massaker von Srebrenica musste man sich vorbereiten, um sie zu verhindern, und zwar mit Waffen und Soldat*innen.

Das veränderte meine Haltung zu Militär grundsätzlich, ich begann mich dafür immer differenzierter zu interessieren, statt es als grundsätzlich falsch abzulehnen und angewidert die Augen vor Details zu verschließen.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 11. Juli 2025 – Mit Gewitter ins Wochenende

Samstag, 12. Juli 2025 um 8:38

Das Weckerklingeln war trotz wieder etwas weniger Schlaf als gewohnt nicht schlimm.

Für den Marsch in die Arbeit ließ ich trotz kühler Temperaturen die Jacke daheim, um sie nach Feierabend nicht schleppen zu müssen – durch die Bewegung fror ich nicht wirklich.

Im Büro hielt mich Vielfältiges auf Trab, müde fühlte ich mich erst, als der erste große Schwung durch war.

Mittagscappuccino bei Nachbars, anschließend Discounter-Einkäufe. Es war kühl geblieben mit dem Nebeneffekt, dass jeder Sonnenstrahl angenehmst wärmte – ich fühlte mich wieder wie im Sommer 1992 in Wales.

Emsigkeiten bis Mittagessen: Quark mit Joghurt, Aprikosen.

Arbeitsnachmittag so geordnet, dass sich langsam Erleichterung darüber einstellen konnte, wieder eine Arbeitswoche rumgebracht zu haben. Möglicherweise war ich gestern zum ersten Mal seit Ausgangseinschränkungen der Pandemie die einzige im gesamten Direktorat, die in Präsenz arbeitete, es waren wirklich alle Büros leer.

Ausgerechnet zu Feierabend zog der Himmel dunkelstgrau zu, und der Regenradar zeigte ein lokales Regengebiet genau für meinen Heimweg an. Weil ich keine Lust hatte, diese Stunde abzuwarten, brach ich mit Schirm in den einsetzenden Regen auf – der zu einem so heftigen Guss mit Gewitter wurde, dass ich mich nach den ersten paar hundert Metern lieber vor einer Altbau-Haustüre unterstellte (dabei klatschnass werdenden großen und kleinen Radler*innen zusah). Und dann nochmal nach ein paar weiteren hundert Metern, als sich erwies, dass der Regenguss lediglich eine kurze Pause gemacht hatte.

Kurzer Einkaufsstopp in der Balkan-Bäckerei, dann auf direktem Weg nach Hause.

Fürs Abendessen war ich zuständig, rührte und schnippelte erstmal Tsatsiki mit Ernteanteil-Gurke (und nahm mir für den nächsten Besuch eines griechischen Lokals Tsatsiki-Bestellung vor, um nach vielen Jahren mal wieder abzugleichen). Dann war noch locker Zeit für eine Einheit Yoga-Gymnastik – das sehr ruhige Schnaufen dieser Folge traf auf große innere Unruhe, es kostete mich wirklich Mühe, sie durchzuhalten.

Das Gewitter war inzwischen weitergezogen, die Sonne kam wieder raus.

Weitere Abendessensvorbereitungen: Eine große Schüssel Blattsalat mit zugekauften Tomaten und spanischer süßer Zwiebel vom Süpermarket Verdi – zu meiner großen Freude hatte der Ernteanteil den perfekt passenden Romana-Salat gebracht, wie ich ihn aus spanischen Kindheits-Urlauben kenne (bevor er in Deutschland auftauchte und einen Namen bekam, in Spanien war das halt der eine Salat gewesen). Allerdings weiterhin unauthentisch war das Dressing, ich ziehe meine Zitronensaft-basierte Vinaigrette der originalen Billig-Essig-Variante vor.

Als Aperitif gab’s Cosmopolitans, auf die ich mich seit Tagen freute, mit gesalzenen Pistazien. Zum Salat einen wunderbar passenden Weißburgunder Dr. Bürklin-Wolf aus der Pfalz.

Gutes Abendessen. Nachtisch Halva und Schokolade.

Abendunterhaltung die neueste Folge von Stimmt es, dass…: “Haben wir schon immer an Götter geglaubt?” So dicht und mit unterschiedlichsten Antwort-Ansätzen, dass Herr Kaltmamsell immer wieder stoppte und wir erstmal auseinanderklamüserten, bei welcher Perspektive wir gerade waren (Angst vor Naturgewalten / moralische Prinzipien / spirituelle Gefühle – mal wissenschaftlich analytisch, mal sehr subjektiv “ich sehe darin” eingeordnet). Sah ein wenig nach stark eingedampften eigentlich 60 Minuten aus, und mir fehlte ein wenig der Gesamtüberblick über den Forschungsstand.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 10. Juli 2025 – Abendessensausflug zu Elterns

Freitag, 11. Juli 2025 um 6:26

Bei Weckerwecken aus tiefem Schlaf schnell aufgestanden, bevor ich merken konnte, dass ich zum dritten Mal hintereinander zu wenig Schlaf bekommen hatte.

Das Wetter war freundlicher geworden, aber weiterhin sehr kühl.

Im Büro packte ich zackig an – und verdrängte die müde Benommenheit energisch. Ließ zumindest an mich ran, dass ich Kopfweh hatte, nahm dagegen eine Ibu.

Mittagscappuccino im Westend, auf dem trockenen Weg dorthin brauchte ich zu meinen kurzen Ärmeln eine Jacke. Diesmal hatte ich mich verkalkuliert: Im Notting Hill versuche ich eigentlich die Uhrzeit abzupassen, bevor an der Theke komplex herzustellende Bowls als Mittagessen geordert werden und das Personal binden. Doch gestern war offensichtlich bereits um halb zwölf Mittagszeit.

Mein eigenes besonders spätes Mittagessen wegen (subjektiv) stressiger Aufgaben: Muesli mit Joghurt, Nektarinen (hervorragend).

Emsiger Nachmittag bis zu schon wieder überfrühem Feierabend: Auch für gestern hatte ich einen Party-Plan (Dienstag Lerchenlauf und aushäusiges Manti-Essen, Mittwoch Theater), nämlich Abendessen bei meinen Eltern. Früher gab es bei ihnen einen Enkeltag pro Woche, an dem sie die kleinen Nifften übernahmen, und der ist seit einiger Zeit Familienabend mit der Bruderfamilie. An diesen hängte mich als ausgewiesene Familie einfach dran.

Diese (für mich) reichlichen Partypläne hatte ich geschmiedet, um mich von dem Umstand der vielen, vielen 5-Tage-Wochen bis Mitte August abzulenken. Aber auf Dauer, das merkte ich, kann ich das wirklich nicht, dazu brauche ich zu sehr Zeit zum Blödschauen.

Gestern aber saß ich zu bester Pendlerzeit in einer Regionalbahn nach Ingolstadt, neben mir eine tief schlafende Pendlerin. Ich hatte meinen Laptop dabei und las Roman.

Meine Mutter hatte mich um Essenswünsche gebeten: Da ich ja nie Linsen kriege, nannte ich Linsen. Die gab es auf der Terrasse, außerdem als Alternative für weniger große Linsenliebhaber*innen Spaghetti Carbonara.

Köstlicher und sehr herzhafter Linseneintopf auf spanische Art mit Schweinernem: Chorizo, Jamón, Tocino. Nachtisch Schokoladenspeise.

Außerdem ließ ich mir über das Neuburger Schlossfest und die musikalischen Auftritte meines Bruders dort erzählen, über den Ingolstädter Tag der offenen Schanz vor ein paar Wochen (Öffnung von / Führung durch einige der zahlreichen historischen Festungsbauten, die das Stadtbild prägen) – und ich erfuhr, dass es inzwischen in Ingolstadt ein jährliches Donauschwimmen gibt, dass Schwägerin und Nichte neben Teilnahme an diesem auch sonst diese Strecke mehrfach geschwommen sind. Und das wo ich dachte, dass mein Wienurlaub im August mir die erste Gelegenheit zum Donauschwimmen bieten würde.

Heimfahrt in sommerlicher Abenddämmerung unter einer Mischung aus Wolken und blauem Himmel. Ich reagierte auf einen weiteren blast from the past, dieser zwar sogar aus einer 40 Jahre alten Vergangenheit, aber mit Ansage: Jemand aus meiner kurzen Pfadfinderzeit hatte sich bei meinen Eltern gemeldet und um meine Kontakdaten gebeten, an diese erreichte mich die Einladung zur Geburtstagsfeier (60.) von vier damaligen Pfadfindern (sehr rührend: um die Identifikation der Burschen sicherzustellen, wurden ihre damaligen Spitznamen dazugeschrieben). Hätte mich tatsächlich interessiert, mit diesen Begegnungen verbinde ich viel Fröhliches – doch am angesagten Datum bin ich nicht im Land; gestern sagte ich ab.

Im München Spaziergang nach Hause mit gespitzten Ohren: Dieser Tagen bilde ich mir ein, in den touristischen Zonen Münchens besonders viel europäisches Spanisch zu hören – Hitzefluchtverdacht.

§

Ich freue mich immer noch daran, dass in der Doku über den neuen Münchner Hauptbahnhof nichts “abgerissen” wird, sondern das konsequent “rückbauen” heißt.

Künftig streiche ich nichts mehr in Texten: Passagen/Buchstaben werden rückgeschrieben.
Tonaufnahmen werden nicht gelöscht, sondern rückgesagt.
Statt vergessen: rücklernen!
Bilder rückmalen/rückzeichnen.
Pulli rückkleiden.
Abends Zähnerückschmutzen nicht vergessen.

§

Auf instagram freut sich @londonsuburbia über den Fund eines perfekten Vorort-Hauses aus den 1930ern.

After three years of searching, this house in Streatham is one of the most authentic 1930s suburban houses I’ve ever seen. It’s what I remember the best of suburbia looking like before the plastic window salespeople arrived in the ’80s… and it’s even got joyous green windows and a tiny garage for a tiny ‘30s car!! Be still my beating heart!

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 9. Juli 2025 – Abschluss meiner Theater-Saison mit Shakespeare-Albernheit

Donnerstag, 10. Juli 2025 um 8:21

Nach eigentlich besonders gutem und tiefen Schlaf eine halbe Stunde zu früh aufgewacht. Weil aber wirklich wach, stand ich auf – wohl wissend, dass ich irgendwann am Tag dafür würde zahlen müssen (ich war ja schon am Dienstag für meinen Lerchenlauf deutlich früher aufgestanden).

Der Morgen war knackig frisch, aber blauer Himmel hatte die Regenwolken abgelöst.

Angenehmer Marsch in die Arbeit, besonders frühes Einstempeln. Doch bereits in der ersten Arbeitsstunde merkte ich an Benommenheit den Schlafmangel – wie so oft hatte ich auf den Arbeitsstart besonders Konzentrations-bedürftige Tätigkeiten geschoben, weil ich dann eigentlich am fittesten bin.

Was mich aber freute: Der Tee, den ich dazu trank, ich hatte endlich die Packung Mamecha aus Berlin angebrochen. Er schmeckte mir noch besser, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Außerdem fiel mir ein, dass ich wegen meiner Theaterpläne am Abend eh früher Feierabend machen würde – vielleicht mit Gelegenheit einer kleinen Siesta.

Abwechslungsreicher Vormittag, ich kam erst spät los zu meinem Mittagscappuccino im Westend.

Zu Mittag gab es später am Schreibtisch Ernteanteil-Gurke, Hüttenkäse, sehr gute Aprikosen.

Nach weiteren Emsigkeiten Feierabend mit Unterstunden: Letzter Theaterabo-Termin der Spielzeit. (Ich habe es nicht geschafft, mein Kammerspiel-Abo zum Resi umzuzuiehen: Als ich wollte, war es noch nicht möglich, als die Termin-Erinnerung in meinem Kalener aufpoppte, hatte ich gerade zu viel Anderes im Kopf.) Kurz vor Aufbruch rafften sich dunkelgraue Wolken nochmal zu Regen auf, aber schon am Regenradar sah ich, dass es das erstmal sein würde. Und so geschah es, Heimweg über Einkaufsstopps im Vollcorner und im Süpermarket Verdi.

Zu Hause war ich immer noch so müde, dass ich die Idee der nachgeholten Siesta umsetzte, tatsächlich eine halbe Stunde einschlief und mich danach munterer fühlte. Eine Einheit Yoga-Gymnastik mit sehr ruhigem Dehnen.

Zum Nachtmahl gab es erstmal Nektarinen- und Tomatensalat mit Basilikum aus meiner Hand.

Sehr gut, hoffentlich nicht zum letzten Mal diesen Sommer.

Dann verwendete Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Spitzkohl für Okonomiyaki.

Ebenfalls sehr gut.

Gespielt wurde gestern Abend an den Münchner Kammerspielen Shakespeares Was ihr wollt, das ich in den vergangenen Jahrzehnten einige Male gesehen hatte, irgendwann während des Studiums auch gelesen (und das ich jedesmal beim Stichwort “gelbe Strümpfe” assoziiere).

Ein letztes Mal Kammerspiele für diese Saison.

Zweieinviertel Stunden ohne Pause – ich profitierte auf dem engen, unbequemen Stuhl sehr davon, dass die Sitze neben mir frei waren und ich mich mal in die eine, mal in die andere Richtung ausbreiten konnte. Was ein Glück war, der Zuschauerraum war nämlich zu zwei Dritteln besetzt, für einen Kammerspiel-Abend ist das derzeit dicht.

Die Inszenierung von Lies Pauwels bescherte mir einen kurzweiligen Abend – allerdings sieht man ja das Thema Gender-Bending und die Besetzung von Frauen-/Männerrollen mit dem anderen Geschlecht aus dem Stück inzwischen in allen Inszenierungen, so dass es bei Was ihr wollt zu verschwinden droht. Pauwels arbeitete dem gegen mit einer zusätzlichen großen Szene am Anfang: Alle Darsteller*innen standen als Warhols Marilyn Monroe gestylt auf der Bühne und warfen sich in ihre ikonischen Posen – das gefiel mir.

Ohnehin: Originelles Spiel mit Kostümen und Maske, verantwortlich Johanna Trudzinski (unter anderem hatten alle Darsteller*innen ihre Schminktische auf der Bühne, mit denen auch herumgefahren wurde), auch mit dem Thema Rollen-/Schauspielen, alle (?) Schauspieler*innen traten über den Abend hinweg an den Bühnenrand und erklären sich mal kürzer, mal ausführlicher (besonders beeindruckte mich Martin Weigel). An den Bühnenrand mussten sie fürs Sprechen ohnehin treten: Diesmal trugen sie keine Kopf-Mikrofone, sondern nutzten die Examplare auf Ständern an eben diesem Bühnenrand, jeder Satz dadurch als Schauspiel markiert.

Aber so im Lauf der Vorstellung und auf dem Heimweg durch die sehr frische Nacht dominierte meine Wahrnehmung immer mehr der Gedanke, dass Shakespeares Stück selbst eigentlich schon ein rechter Schmarrn ist. Malvolio und Sir Andrew als einzige wirklich interessante Figuren – jemand sollte über die ein Stück schreiben (wie Rosencrantz and Guildenstern Are Dead von Tom Stoppard) (was wahrscheinlich eh schon existiert).

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 8. Juli 2025 – Lerche muss schwimmen

Mittwoch, 9. Juli 2025 um 6:13

Sehr früher Wecker weckte mich zu erwartetem Regenrauschen. Doch zum einen war das der weitaus geeigneteste Morgen in der Woche für einen Lauf vor der Arbeit, zum anderen besitze ich ja eine recht neue Lauf-Regenjacke, und richtig kalt war es auch nicht.

Dafür regenete es auf meiner Strecke entlang der Isar allerdings durchgehend und phasenweise kräftig. Ich kam erstmal nicht so richtig in Schwung, das Atmen fiel mir schwer. Und Aus- und Anblicke waren bei diesem Wetter auch nicht wirklich bereichernd. Aber mit der Zeit lief ich ruhiger, meine Brille blieb vor Tropfenverblindung verschont.

Kurzer aber heftiger Schreck auf dem Rückweg: Als ich für ein Foto in die Jackentasche griff, war mein Handy weg. Blitzartige innere Bilder, wie ich lang zurücklaufen musste, um es zu suchen, doch es lag wenige Meter hinter mir auf dem Boden. Jetzt war ich wirklich wach.

Ich kam mit nassem unteren Körperdrittel heim, nutzte die aufgeweichte Haut gleich mal für Fußpflege.

Der Marsch in die Arbeit bei weiterhin regnerischem Wetter machte mir unterm Schirm sowas von gar keinen Spaß, dass ich kurzerhand an der Theresienwiese zur U-Bahn hinunterging und mich den Rest des Wegs fahren ließ (zwei Stationen).

Im Büro geordnete Emsigkeit. Ich holte mir – nun ja, nicht gleich Ohrfeigen, aber Rempler ab für Ärgernisse, die irgendeine Einheit im Haus anscheinend verursacht hatte. Auf die mein Einfluss absolut Null ist, aber von weit genug weg gehöre ich halt dazu (merken für eigene Irrtümer in diesem Muster).

Mittagscappuccino im Westend. Für den Hinweg erwischte ich eine Regenpause.

Beim Cappuccinotrinken Gewerkschafts-Demo vorm Fenster – wie froh ich bin in einem Land zu leben, in dem das jederzeit und problemlos möglich ist, ich nehme es immer weniger als selbstverständlich. Auf dem Rückweg startete der Regen gerade wieder, wurde, wie es im Wetterberichtssprech heißt, “ergiebig”.

Verschiedene dringende Jobs führten zu besonders spätem Mittagessen: Ernteanteil-Gurke, gemischte Nüsse, Bananen, Kiwi, Aprikosen – alles sehr schmackhaft.

Am frühen Nachmittag ging neben Regen auch Gewitter mit Hagel nieder.

Zu Feierabend drohte der Himmel zwar weiterhin mit Regengüssen, ich nahm als Talisman einen Schirm in die Hand, doch es blieb trocken, und der Marsch nach Hause bereitete mir wieder Freude. Ich ging ohne Zwischenstopps heim, denn ich war mit Herrn Kaltmamsell zum aushäusigen Abendessen verabredet.

Seit Jahren komme ich nämlich an einem kleinen Lokal in der Nähe des Gärtnerplatzes vorbei, das sich auf türkische Mantı spezialisiert, die winzigen türkischen Teigtaschen, Lezizel, und möchte dort mal essen. Es gibt auch eine Filiale unterm Stachus – und zu der gingen wir gestern.

Ich hatte die vegetarische Variante mit Kartoffelfüllung, als Topping (neben dem Standard Tomatensauce, Joghurt, Paprikabutter) Hirtenkäse. Herr Kaltmamsell wählte die klassische Rinderfüllung. Ich war sehr hungrig und aß alles auf – eine kleine Portion hätte mich sicher auch gestättigt. Dazu Ayran, merken als Salzquelle bei Hitze.

Und nach der Pause des Heimwegs passte als Nachtisch auch noch Schokolade hinterher.

Sehr früh ins Bett zum Lesen: Ich muss Barbara Kingsolver, Demon Copperhead bald zurückgeben, und der Roman orientiert sich nicht nur in Titel und Handlung, sondern auch in seinem Umfang an David Copperfield.

§

Eine halbe Stunde aktuelle Doku über den Bau des neuen Münchner Hauptbahnhofs:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/0TbaUivwGxM?si=3w8Zn6tcIPyeoMBr

via @giardino

Für mich als Anwohnerin natürlich besonders spannend: Aktuelle Aufnahmen von der Baustelle, endlich kann ich mal hinter die riesigen Bauzäune schauen.

Unter anderem hörte ich zum ersten Mal von dem Interims-Bahnhof, der 2027 bis 2037 zentrale Funktionen übernehmen soll.

Auch gelernt: Inzwischen fällt die Jahreszahl 2039, wenn es heißt dann “wird man das alles sehen”. Ich bin gespannt, ob ich dann noch hier wohne.
(Hat irgendjemand irgendeine Aussage zu Fahradparken gehört? Ich nicht.)

die Kaltmamsell

Journal Montag, 7. Juli 2025 – Regnerischer Abkühlmontag

Dienstag, 8. Juli 2025 um 5:45

Nachts hatte es wieder geregnet, ich stand zu unsommerlichen Temperaturen auf (willkommene Abkühlung!).

Beim Griff zum Laptop unterm Nachtkastl (ich hatte vor dem Einschlafen den aktuellen Roman in der Bibliotheks-App darauf gelesen) (mein Kindle ist immer noch zu alt für die App) merkte ich, dass ich mich über den glänzenden Neubesitz freute – was mich überraschte: Zu Geräten habe ich eigentlich kein emotionales Verhältnis, gebe ihnen keinen Namen, habe kein Bedürfnis sie zu bekleben, zu personalisieren oder zu schmücken. Auch wenn mir das Bedienen von Computer seit meinem ersten Mal 1986 besondere Freude bereitet (bis heute fällt mir jede Arbeit leichter, wenn sie den Einsatz eines Computers erfordert).

Marsch in die Arbeit im Regenmantel, den ich nach wenigen hundert Metern auch fröstelnd schloss. Vorm Bürofenster rascher Wechsel zwischen jagenden Wolken, sonnigen Wolkenlöchern, Regenspritzern – sehr britisch.

Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria, anschließend Obsteinkauf beim Lidl: Den Großteil verstaute ich in meiner Büro-Schublade, da ich das Obst ohnehin als Brotzeit für die kommenden Tage verplant hatte.

Gestern gab es davon eine Banane und zwei Aprikosen zu meinem Muesli mit Joghurt.

Der Arbeitsnachmittag wurde erschwert, weil mir schon wieder schwindelig war, auch ganz ohne Hitze.

Nach Feierabend setzte ich mich in einen passenden Bus und holte noch etwas in Neuhausen ab – WaaS, also Wallfahrt as a Service, wird das nächste große Ding, sage ich Ihnen! (Na gut, auch das hat Douglas Adams in gewisser Weise bereits vorgeäfft mit seinem elektrischen Mönch.)

Daheim Yoga-Gymnastik, eine Bauch-lustige Folge 6 von Adriene – meine Wirbel waren von so viel boat pose so verdutzt, dass sie irgendwann das Rumpeln einstellten. Draußen setzte ernsthafter Regen ein.

Zum Nachtmahl verwendete Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Fenchel für Fenchel-Apfel-Suppe (ohne Blätterteig). Sehr fein, sehr gut.

Außerdem gab es Käsereste, Walnussbrotreste, zum Nachtisch Kekse und Süßigkeiten.

§

Leonhard Dobusch berichtet für netzpolitik.org über ein nur auf den ersten Blick paradoxes Thema:
“Wie hunderte entdeckte Fehler in der Wikipedia ihre Glaubwürdigkeit stärken”.

Statt sich beleidigt zurückzulehnen, wurde die Recherche der FAS als Verbesserungsauftrag angenommen und sofort mit der Arbeit begonnen. Am Sonntag Abend, 6. Juli, waren die meisten der gröberen Schnitzer bereits ausgebügelt.

die Kaltmamsell