Journal Sonntag, 8. September 2024 – Ferienausflug in den Botanischen Garten
Montag, 9. September 2024 um 6:20Gute Nacht, doch unter meinem Bettüberzug als Decke wurde mir erstmals ein wenig zu frisch (er ist bei 23 Grad Schlafzimmertemperatur genau richtig) – da er 2×2 Meter groß ist, nahm ich ihn einfach doppelt.
An diesem Sommerabschiedswochenende genoss ich das Balkonsitzen (MIETE ABWOHNEN!) nochmal besonders: Die Wasserschale auf dem Sims wurde immer wieder besucht, mindestens eine Kohlmeise traute sich auch dann zu trinken, wenn ich am Tisch saß. An den Bäumen klopften prächtige Buntspechte, einmal einer am Nebenast beobachtet von einer besonders bräsig breit dasitzenden Türkentaube (ich denke bei deren Anblick immer an Menschen, die den exakt selben Habitus zeigen). Gestern sah ich dann auch endlich mal eine Mönchsgrasmücke, all die Monate davor hatte ich sie immer nur gehört.
Für das letzte Wochenende der Sommerferien hatten wir einen Ausflug geplant: Botanischer Garten, nach den Gewächshäusern vergangenen November jetzt die Außenanlagen. Am späteren Vormittag radelte ich mit Herrn Kaltmamsell über die Nymphenburger Straße hinaus.
Gleich am Eingang fing Herr Kaltmamsell eine besonders brenzlige Situation ein. Solange wir guckten, war die Libelle noch nicht gefressen.
Prächtiges Nymphenburger PorzellanMajolika ziert die Treppen.
Wir nahmen uns zunächst den Abschnitt “System” vor: Hier wird die botanische Systematik an 1.600 Pflanzenarten gezeigt.
Unter anderem trafen wir auf besonders stattliche Herbstzeitlose.
Weiter zum Bereich mit Nutzpflanzen.
auf dem feld
DIE KÜRBEN
Ich lernte, wie Buchweizen wächst, wie Linsen wachsen.
Und dass sich auch hier die Schnecken sattfressen, eine in flagranti!
Pärchen-Selfie für das Schweizer Freundespaar – die riesigen Blätter sind Mirbel, Gunnera tinctoria aus Chile. Nämlich.
Blümchen im Alpinum.
Zum Abschluss hatten wir uns auf Kaffee auf der Terrasse des Cafés im Botanischen Garten gefreut. Doch zum einen war diese besonders schöne Terrasse mit Blick auf Blumen nicht in Betrieb, zum anderen das restliche Lokal sehr voll. Also ließen wir das bleiben und sahen uns noch unter den Blumen um.
Reiher-Besuch auf Magnolie.
Im Dahlienarium.
Gemütliches Heimradeln mit kurzem Stopp am Rotkreuzplatz: Es war ein italienischer Markt aufgebaut. Doch von den angebotenen Produkten machte uns nichts an, wir holten nur ein frisches Brot beim Bäcker Rischart.
Zum Frühstück um zwei setzte ich mich auf den Balkon. Es gab zwei Scheiben frisches Brot mit Geräuchertem, eine mit Butter und Honig, außerdem Pfirsiche mit Joghurt. Bisschen zu viel. Und die Luft wurde bereits frisch.
Ein Stündchen Bügeln mit Musik, dann Romanlesen auf dem Sofa, Yoga-Gymnastik vorm Fernseh-Bildschirm, Bruder-Telefonat. Wie angekündigt schlug das Wetter jetzt wirklich um: Es regnete, ich schloss die Fenster gegen die Kühle.
Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch Lasagne gemacht: Die klassische Sorte, nur halt mit Soja-Bröckerln statt Hackfleisch. Schmeckte sehr gut (nur einen Tick zu trocken), Lasagne gehört weiterhin zu meinen Lieblinsspeisen. Als Nachtisch aßen wir den restlichen Apfelkuchen.
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Apropos Bloggen in anderer Form: Maximilian Buddenbohm hat mich auf den wöchentlichen Newsletter von Nils Minkmar gebracht, den ich hiermit weiterempfehle. Der aktuelle heißt
“No News”.
Unter anderem beobachtet Nils Minkmar in einer Berliner Klinik:
Docs und Pflegekräfte sind mal biodeutsch, mal nicht – genau wie ihre PatientInnen. Die ermüdende Frage, wer woher kommt, spielt in der Klinik keine Rolle. Ich nahm einige Mahlzeiten zwischen den Beschäftigten ein und hörte normale Arbeitsplatzwitze, aber nichts von dem dauernden Untergangsgeheule rechter oder auch betont linker Medien. Mein Eindruck war, dass die Leute ihren Job gut und gerne machen und mit ihrem Leben zufrieden sind. Vielleicht ist es an vielen Stellen im Land so – aber als Journalist kann man das nicht abbilden. Man würde sofort der naiven Affirmation bezichtigt und verdächtigt, die wahren Probleme der Menschen zu ignorieren. Oder die Sorgen, die noch kommen. Oder die Nöte der anderen. Dabei sind dauernde Angst und die Verkennung dessen, was in Europa gut ist, wirksame Treibstoffe für die Höckes und Wagenknechts dieser Republik.
Und er kommt zu der Einsicht:
Junge Frauen und Männer, die erst Menschen heilen und dann in den Feierabend ziehen, Skateboard unter dem Arm – das ist viel eher Deutschland heute als die Studios der Talkrunden mit ihren enervierenden und extremen Gästen.
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Charmant: Der Grabstein von Hans-Christian Ströbele.
die Kaltmamsell