Journal Samstag, 8. November 2025 – Novembernebel, kognitive Dissonanz bei Urlaubsreisen

Sonntag, 9. November 2025 um 7:22

Etwas unruhige Nacht mit zu häufigem Aufwachen, doch ich konnte ja ausschlafen.

Morgens war Absprache der Küchennutzung nötig, vor allem des Backofens: Herr Kaltmamsell verarbeitete einen ganzen Schweinekopf, ich wollte Kuchen backen – was ich ohnehin von Freitagabend auf Samstagmorgen verschoben hatte, als mir einfiel, dass der Backofen ja fürs Freitagabendessen benötigt wurde. Mein Plan war nämlich, die jahreszeitlich adäquate Wohnungsbeduftung durch Gewürzkuchen zu produzieren.

Links die Milchkaffeetasse, in der ich die Schokolade geschmolzen hatte: Darin würde ich mir am Sonntagmorgen den Milchkaffee aufgießen.

Das Wetter war neblig, kalt und unwirtlich, doch es regnete nicht – das war für einen Isarlauf schon mal einladender als am Wochenende zuvor.

Das erste Mal in voller Winterlaufausstattung; die Lufttemperatur schaffte es gestern nicht über 4 Grad.

Ich fuhr mit der U-Bahn nach Thalkirchen und lief von dort an der Isar nach Süden.

Das Lauferlebnis war lediglich ok, ich fühlte mich schonmal fitter. Und dann stürzte ich auch noch nach vielen Jahren wieder auf dem letzten Stück: Stolpern, Erkenntnis “oh, ich falle”, Abrollen aber erst nach kurzem Bremsen mit den Händen möglich. Zwar war ich nicht böse gefallen, spürte aber doch später die linken unteren Rippen und den rechten Ellbogen.

Frühstück um halb zwei: Birne, reichlich Gewürzkuchen.

Ich sorgte mich ein wenig um meinen Körper, denn beim Frühstück und anschließendem Zeitunglesen wollte mir einfach nicht warm werden, auch nicht bei zwei hochgedrehten Heizkörpern, in dicken Socken über der Strumpfhose, Strickjacke über Wollkleid über Thermorolli – ich hatte mir doch hoffentlich nicht einen der zahlreichen Erkältungsinfekte in meiner Umgebung eingefangen, zum Beispiel den im eigenen Haushalt? Also erhöhte ich auf eine große Tasse Ingwertee. Der reichte dann bis in die Füße, vertrieb das Kränklichkeitsgefühl aber nicht komplett.

Nachmittag mit Zeitunglesen, dazwischen kurze Siesta.

Erste Schritte an einem Krautsalat aus Ernteanteil-Spitzkohl fürs Sonntagabendessen – für das Herr Kaltmamsell den ganzen Tag über mit seinem Schweinskopf in der Küche zugange war.

Die gestrige Yoga-Einheit war schmerzhaft: Gestern war ausgerechnet eine Runde Übungen für die seitlichen Bauchmuskeln dran, die linken davon reagierten nach dem Sturz beim Laufen ausgesprochen beleidigt auf die Belastung.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell den Rosenkohl aus Ernteanteil zu einem Pastagericht mit Zitrone (echte Sahne, echter Frischkäse statt der Ersatz-Produkte im Rezept, keine Pistazien).

Schmeckte ganz ausgezeichnet. Zum Nachtisch gab es Vanille-Eis mit den Armagnac-Zwetschgen, die Herr Kaltmamsell mit einem Teil der Ernte aus meiner Eltern Garten angesetzt hatte, wunderbar. Dann Schokolade.

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Sonja Salzburger schreibt in der Süddeutschen über kognitive Dissonanz am Beispiel Reisen (€):
“Ego statt öko: Hauptsache, weg, egal wie”.

Die Tourismusindustrie hat eigentlich ein besonders großes Interesse, dass der Klimawandel eingedämmt wird. Ihre Geschäftsgrundlage beruht in weiten Teilen auf einer intakten Natur und einer möglichst sicheren Umgebung. Gleichzeitig aber heizt die Branche die globale Erwärmung an. Wissenschaftler der australischen University of Queensland haben ausgerechnet, dass der globale Tourismus pro Jahr mittlerweile mehr als 5,2 Milliarden Tonnen CO₂ verursacht, das entspricht 8,8 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes. Besonders beunruhigend: Die Emissionen des Reisesektors legten seit 2009 um durchschnittlich 3,5 Prozent jährlich zu – eine Wachstumsrate, die doppelt so hoch ist wie die der weltweiten Emissionen insgesamt.

(…)

Aber 18 Prozent aller Befragten gaben an, mittlerweile das Risiko möglicher Naturkatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen oder andere Wetterextreme bei der Urlaubsplanung zu berücksichtigen, heißt es in der Mitteilung. Verschmutze Strände? Schwitzen bei 40 Grad Plus im Schatten? Vom Hotelzimmerfenster auf verbrannte Bäume blicken? Bloß nicht. Man versucht nicht, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern will einfach möglichst wenig davon mitbekommen. Der Trend zum nachhaltigen Reisen ist tot, bevor er überhaupt begonnen hat.

§

Von wegen Kosten des Klimaschutzes.
“Wetterextreme in Industrieländern
Naturkatastrophen kosten immer mehr Wohlstand”.

Seit 1980 haben sich die Kosten für Unwetterschäden in den großen Industrienationen vervielfacht. Besonders deutlich ist der Anstieg in den USA und Deutschland, berichtet der Rückversicherer Munich Re. Positiv sei der Trend in China.

(…)

Deutschland zählt mit einem Anstieg um etwa das Fünffache zu den am schwersten getroffenen Nationen, schreiben die Geowissenschaftler des Versicherers. Die von Unwettern und Fluten verursachten Gesamtschäden in Deutschland von 1980 bis 2024 beziffert das Unternehmen auf 210 Milliarden Dollar (aktuell etwa 182 Milliarden Euro), gleichauf mit Indien auf Rang drei.

(Aber gefühlt ist es ja die Klimaschutzpolitik, die nervt, denn Naturkatastrophen hat es schon immer gegeben und Windkraftwerke sind hässlich.)

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 7. November 2025 – Kalter Nebel

Samstag, 8. November 2025 um 7:56

Beim Weckerklingeln war die Nacht draußen noch klar, beim Verlassen des Hauses neblig. Und kalt: Ich trug meine dicke Winterjacke, Mütze und Handschuhe.

Wie es halt so ist nach ungeplanter Abwesenheit: Meine erste Arbeitsstunde bestand in leicht panischem Hinterherlesen, -telefonieren, -schreiben, -aufräumen. Aus dem -lesen wurde ein Sofort-Job, der mich bis zum Nachmittag belegte. (Und zwischen gereizt und traurig darüber machte, wie schlampig der Journalismus sein kann, der auch in Leitmedien betrieben wird – Hauptsache Aufmerksamkeit und Traffic.)

Doch parallel vereinbarte ich eine Abendessensverabredung für die nächste Woche, das munterte mich auf und wird mich leichter durch die Arbeitstage bringen.

Mittagscappuccino in der hauseigenen Cafetería, ich erzwang mir aber auch einen Marsch um den Block, brauchte dringend Luft und Bewegung. (In mir rumort etwas Existenzielles, derzeit hoffe ich, das es mich in Richtung Konstruktivem bringt, denn auch ein Komplett-Crash fühlt sich wie eine möglicher Ausgang an.)

Spätes Mittagessen, und auch nur, weil es mir bereits schwummrig wurde, Appetit hatte ich keinen, hätte lieber den Job von oben abgeschlossen. Es gab eine Avocado (doch noch nicht ganz essreif, half nichts, füllte ja den Bauch), Brot.

Nachmittags wurde es draußen sogar ein wenig heller, ich erahnte blauen Himmel.

Nachricht von Herrn Kaltmamsell: “Schweinekopf im Haus” – Sie werden übers Wochenende noch Details der Verarbeitung bekommen. (Er meinte wirklich einen Schweinekopf, das ist kein Code oder eine Metapher.)

Nicht zu später Feierabend, auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe fürs Wochenende im Vollcorner.

Daheim Freitagabend-Routine mit einer Yoga-Einheit. Herr Kaltmamsell hatte das Nachtmahl, aus Ernteanteil Sellerie-Lasagne, bereits vorbereitet. Weil er von einer Verabredung spät heimkommen würde, schob ich sie rechtzeitig in den Ofen. Als er eintraf, gab es Drinks.

Die Wahl war durch die saisonale Einkaufsituation bestimmt: Hätte ich beim Vollcorner bereits Meyerzitronen bekommen, hätte es Whiskey Sour gegeben, gab es aber nicht, also schüttelte ich einen Green Monkey. Sonderkniff: Ich verwendete Kakao-Gin und streute gehackte Kakaobohnen (kamen mit dem Gin) drüber – hervorragend. Dazu ein paar Salznüsschen.

Auch das Sellerie-Gratin schmeckte sehr gut, ich freue mich schon auf die Sellerie-Saison mit diesem Gericht, Sellerieschnitzel, Waldorf-Salat. Als Wein hatte ich dazu einen spritzigen Riesling Terra rossa aus Rheinhessen ausgesucht, passte gut. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich war sehr müde. Zähneputzen davor wird langsam weniger schmerzhaft.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 6. November 2025 – Spontan abwesend

Freitag, 7. November 2025 um 6:04

Der ausschweifende Abend in der Brasserie Colette hatte einen Preis: Ich musste mich krank melden, oder wie es mir bei Job-Antritt vor gut zehn Jahren mit der Erklärung “Datenschutz!” beigebracht wurde, spontan abwesend melden.

Zumindest hatte ich vorm Bett sensationellen Sonnenschein bis um drei.

Zumindest war ich für meinen ersehnten Friseur-Termin am Abend genügend wiederhergestellt. Und konnte mitbekommen, wie zapfig kalt es geworden ist.

Zumindest konnte ich zum Abendessen das Saftgulasch genießen, das Herr Kaltmamsell mit Ernteanteil-Zwiebeln zubereitet hatte.

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Kaugummi revisited: Frau Brüllen hatte als Kind wirklich, wirklich abgefahrene Ideen.

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Die Blog-Serie “Meisterstunde” wurde nach drei Jahren Pause wiederaufgenommen:
“Künstlerin Ayaka Terajima über ihre Arbeit: ‘Das Warum ist wichtiger als das Was'”.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 5. November 2025 – Kaugummi-Erinnerungen

Donnerstag, 6. November 2025 um 8:56

Etwas zerhackte Nacht, doch bei Weckerklingeln war ich munter.

Nochmal aufgestanden zu sternenklarem Himmel, der blau und nahezu wolkenlos tagte.

Auf dem Weg in die Arbeit kurzer Stopp in einem Kiosk, um Kaugummi zu besorgen (EIN EURO NEUNZIG FÜR EIN KLEINES PACKERL KAUGUMMI?!): Meine Recherchen zu “salziger Geschmack im Mund” (selbstverständlich habe ich recherchiert) ergaben neben mangelnder Zahnhygiene (nein) als mögliche Ursache Flüssigkeitsmangel im Mund, und da ich wirklich, wirklich viel trinke, ging ich dem Tipp nach, durch Kaugummikauen die Speichelbildung anzuregen. (Meine Recherchen zu überempfindlichen Zähnen ergaben lediglich die erwarteten Tipps sanftes Zähneputzen, Fluoridierung, Saures vermeiden.)

Emsiger Vormittag, ich lernte bei einem Briefing, das ich gab, mindestens so viel wie die Gebriefte.

Erkenntnis während der vormittäglichen Arbeit: Bei meinem Gefuchtel “WAS MEINT IHR, WENN IHR ‘KI’ SAGT?” habe ich fast vergessen, dass weiterhin ebenso vage “Digitalisierung” rumfliegt, und meist ist nicht mal klar: Irgendwas mit Computern? Irgendwas mit Internet?
*weint*

Mittagscappucino im Westend inklusive Marsch durch die Sonne, herrlitsch.

Zu Mittag gab es dann eine Birne (wunderbar nachgereift) sowie eingeweichtes Muesli mit Joghurt. Außerdem kaute ich über den Tag drei Kaugummis, das erst Mal seit Jahrzehnten. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, kratzte an Assoziationsfetzen zusammen:
– Die Wrigley’s Kaugummstreifen in Silberpapier (samt zugehöriger Werbung mit flotten jungen Menschen, die überdimensionierte Kaugummi-Packungen im Freien herumtrugen) mit unterschiedlichem Minzgeschmack der weißen und der grünen Packung. Mit denen man aber keine Blasen machen konnte.
– Die Kaugummi-Kugeln aus dem Automaten, gern uralt und knallhart – blasentauglich.
– Die Revolution der Hubba Bubba-Kaugummis: völlig andere Textur, völlig anderer Geschmack, sensationelle Blasen.
– Erwachsene und Feuilleton-Artikel, die sich über das Kaugummikauen als schlechtes Benehmen echauffierten (daran merkt man, dass ich nur 22 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs geboren wurde).
– Dass Kaugummi auf Spanisch chicle heißt (im Urlaub lag die Süßigkeitenschwelle niedriger).
– Wie ich nie recht wusste, wann ein Kaugummi fertiggekaut war.
– Dass ich durch Kaugummikauen Hunger bekam, obwohl die Brigitte-Diät das Gegenteil behauptete und Kaugummi gegen Hunger empfahl (heute argwöhne ich, dass dort in der Diät-Redaktion Leute saßen, die ihre Tricks aus den Nachkriegs-Hungerwintern zweitverwerteten).
– Dass mich seit Jahrzehnten nicht nach Kaugummi verlangt hatte.

Für den Abend war ich mit Herrn Kaltmamsell zu edlem Ausgehen verabredet, und zwar in der Brasserie Colette. Fast direkter Heimweg, ich holte lediglich eine Bestellung (Nicky-Hausanzug) in einer Tchibo-Filiale ab. Zum wiederholten Mal musste ich beim Suchen im Hinterkammerl helfen, erst hieß es, es sei nichts für mich eingetroffen.

Daheim noch hastige Häuslichkeiten, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell in die Klenzestraße. Wieder aßen wir ganz ausgezeichnet, wieder wurden wir bezaubernd umsorgt – und wieder von Personal, das uns neu war: Ich habe hier eigenartigerweise noch niemandem im Service zweimal angetroffen. Wir bestellten wie geplant beide das große saisonale Menü Tim Raue inklusive Weinbegleitung (auf die ich mich besonders freute).

Als ersten Gang gab es Schneekrabbe mit herrlicher Majo drin, hübschen Chips drauf und einer Maronen-Brühe drumrum, die überraschend gut passte. Begleitet wurde der Gang von einem Glas Pouilly-Fumé León Domaine Jonathan Didier Pabiot, der wieder ganz anders schmeckte als meine bisherigen – ich bekomme französische Weine einfach nicht zu greifen. Passte hervorragend zur Schneekrabbe.

Als nächstes stand Kalbsbries auf der Karte und auf unserem Tisch, mit Lorbeer-Majonese und Johannisbeer-Chutney. Zum Frittierten passte besonders gut der Riesling aus dem Elsass Domaine Ostertag “Les Jardins”.

Das Éclair mit Trüffel und Entenleber wollte ein wenig zu viel mit darin auch noch Camembert, Rettich und Pilzen. Der Chardonnay Montagny konnte aber gut gegenhalten.

Sehr schön dann wieder der Sauerbraten aus Wagyu mit Roter Bete. Er wurde begleitet von meinem Wein-Liebling des Abends: Châteauneuf du Pape La Bastide Saint Dominique – mein erster bewusster Châteauneuf du Pape, und ich mochte die Aromenvielfalt und Würze so sehr, dass mir auch die fruchtige Note gefiel, bei der ich sonst abwinke.

Der Nachtisch war ein Knaller: Tarte mit Pinienkernen unter Quitteneis, umgeben von Milchschaum, Quittenstücken, Balsamico-Kügelchen, Kräuteröl – vor allem das Eis begeisterte mich. Dazu gab es überraschenderweise einen französischen und roten Süßwein Banyuls, den ich sehr mochte.

Beim abendlichen Zähneputzen am fünften Abend in Folge zur Fluoridierung Elmex Gelee verwendet (sonst seit Jahrzehnten einmal die Woche) – bislang ohne Wirkung. Das lasse ich jetzt lieber wieder, zuviel Fluor ist ja auch nix.

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Aus einem Interview wusste ich, dass Tom Hanks in New York routinemäßig Öffis nutzt, hier ein unaufdringliches Foto davon.

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TANZ! Ilia Malinin setzt weiter die Standards im Eiskunstlauf. (Der Kommentator hält sich gar nicht erst mit Facherklärungen auf, sondern spuckt lediglich vereinzelt Superlative aus.)

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https://youtu.be/hsdRrqHOuWM?si=LGmOWMsdRaJrTsxt

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 4. Oktober 2025 – Dantebad-Magie

Mittwoch, 5. November 2025 um 6:24

Beim Fensterschließen nach guter Nacht und Aufwachen kurz vor Wecker sah ich den Morgenstern am wolkenlosen Himmel leuchten.

Auf dem Weg in die Arbeit sah ich Reif auf Autodächern und hoffte dass die Kiste Granatäpfel auf unserem Küchenbalkon geschützt genug vor Frost war.

Ich revidiere meine Prognose der Theresienwiesenbefreiung: 2024 war erst in der letzten Novemberwoche beim ersten Schneefall ein Querkreuzen möglich, das wird dieses Jahr wohl auch wieder so sein.

Beim Einbiegen ins Tor des Firmenhauses hörte ich lauten und wiederholten Falkenruf: Ich sah auf und entdeckte, dass er im Flug gegen die Attacken einer Krähe protestierte.

In einer Online-Besprechung startete ich vormittags ein neues Buch für meine Besprechungsmitschriften.

Mittagscappuccino in der hauseigenen Cafeteria zwischen zwei Terminen, doch das Wetter war so herrlich, dass ich mir zusätzlich Zeit nahm für eine sonnige Spazierrunde um den Block – die ich sehr genoss.

Mittagessen Granatapfelkerne (SAUER! AUA! so schlimm war das noch nie), Äpfelchen, Avocado.

Ich hatte Schwimmzeug dabei, auch diese Woche wollte ich einmal Nacharbeitsschwimmen im Dantebad. Wieder dehnte ich ab Mittag sooft ich daran dachte Beinrückseiten und Füße.

Pünktlicher Feierabend, U-Bahnen (überraschend voll) zum Westfriedhof, Spaziergang zum Dantebad.

Wieder bekam ich eine wundervolle Schwimmrunde geschenkt, komplett krampffreie 3.000 Meter gefühlt elegantes Gleiten, zunächst in Dämmerung, dann mit Vollmond über dem einem Ende des Beckens und Abendpink über dem anderen Ende. Die Bahnen waren gut beschwommen, aber man vertrug sich gut. Und das alles in einem beleuchteten 50-Meter-Becken mit Unterwasserlicht und Leuchten von oben unter Sternenhimmel, magisch und luxuriös (ich hatte mich darauf verlassen, dass ich ein Foto zum Verlinken finden würde – das kommt dem ein wenig nahe).

Mit den wundervollen Herbstansichten der vergangenen Schwümme im Dantebad und den Eindrücken von @Schwimmbadtourist kann ich mir immer konkreter einen Spielfilm vorstellen, der nur in Schwimmbädern spielt. Handlung müsste, wie bei meinen Romanideen, halt jemand zuliefern.

Daheim wirbelte ich ein wenig Häuslichkeiten, dann servierte Herr Kaltmamsell mein Wunsch-Abendessen:

(Ernteanteil-)Kürbis-Polenta. Köstlich.
Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen (nach wieder schmerzhaftem Zähneputzen, und dazu konstant leicht salziger Geschmack im Mund, was soll das?).

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Claus von Wagner anlässlich des Bayerischen Kabarettpreises über die Vergeblichkeit von politischer Satire (mit sehr schönem Abschluss für unpolitische Menschen):

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https://www.youtube.com/watch?v=slZU40d6VXo

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Stimmungsaufheller mit Emma Thompson in der Graham Norton Show (und Hugh Grant, beide erzählen unter anderem, wie sie ihn in Sense and Sensibility in der berühmten Heiratsantragsszene an die Wand gespielt hat).

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https://www.youtube.com/watch?v=whG_fH2MRRg

die Kaltmamsell

Journal Montag, 3. November 2025 – Nicht weiter erwähnenswerter Wochenstart

Dienstag, 4. November 2025 um 6:13

Vom Wecker aus tiefem Schlaf gerissen worden – der eigentlich die ganze Nacht gut war, ich scheine derzeit einfach mehr zu brauchen.

Der Regen hatte aufgehört, ich kam trocken in die Arbeit (erster Einsatz Handschuhe, waren eine gute Idee).

Das wege Haus an der Ligsalzstraße wurde über die vergangene Woche zur Baustelle, es scheint weiterzugehen. Der Kran füllt allerdings die gesamte Straßenbreite, sie ist komplett gesperrt.

Ein Montag ohne Tsunami aus dem Postfach, Erleichterung. Ich konnte also geordnet Dinge abarbeiten, auch die, die nach und nach reinkamen.

Draußen wurde der Himmel blauer, ein freundlicher Tag.

Noch vor Aufbruch zum Mittagscappuccino im Westend hatte ich die drei belastendsten Knoten auf meiner Jobliste gelöst, meine Stimmung hellte sich ruckartig auf.

Herr Kaltmamsell meldete sich vom Monstertöten zurück und war daheim, ich freute mich sehr auf den gemeinsamen Abend.

Zu Mittag gab es Äpfelchen, Roggenvollkornbrot, Granatapfelkerne. Letztere ein wenig problematisch, weil ich gerade (wie schon mehrfach in den vergangenen Jahrzehnten) eine Sauer-Hypersensiblitäts-Phase habe inklusive superempfindlichen Zahnhälsen, die das Zähneputzen vor allem abends zur Qual machen (zefix).

Erste Male, gestern hörte ich mich sagen: “Ich spüre einen gewissen inneren Widerstand, mich da reinzudenken.” Auf meine alten Tage werde ich doch wohl nicht widerspenstig werden. (Bislang war ich nur auf Lacher aus.)

Nach Feierabend spazierte ich in letzter Abenddämmerung nach Hause, wieder war ich froh über meine Handschuhe. Unterwegs Einkäufe im Vollcorner für die nächsten Tage.

Daheim herzte und küsste ich den wiedergekehrten Herrn Kaltmamsell. Dann Yoga, das sehr gut tat. Weitere vier kleine Granatäpfel entkernt, Herr Kaltmamsell sicherte mir Unterstützung beim Verzehr vor.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Grünkohl zu Chips, außerdem gab es polnische Schinkenkrakauer (Direktimport unserer Putzhilfe), Käse und Roggenvollkornbrot. Nachtisch Kekse und Schokolade. Dazu ließ ich mir erste Einblicke ins Monstertöten von Herrn Kaltmamsells Wochenende geben, er hatte im Rollenspiel viel Zeit auf Malta verbracht.

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Wibke Ladwig bekam mit über 50 die Diagnose Diabetes – und zwar Typ 1, die Autoimmunerkrankung, meist genetisch bedingt (von der auch ich angenommen hatte, man habe sie immer ab Kindheit). In ihrem Blog blickt sie auf die neun Wochen seither zurück, es geht los mit
“Mein neues Leben mit Diabetes (1): Ab in die Notaufnahme”.

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Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
“Es gibt irreversible Klima-Kipppunkte: Das Korallensterben ist als erster nun eingetreten”.

Als Kipppunkt gilt ein Schwellenwert, dessen Überschreiten dazu führt, dass ein Teil des Erdsystems in einen neuen – unumkehrbaren – Zustand kippt. Dazu gehören der Verlust des arktischen Meereises, das Abschmelzen der grönländischen und antarktischen Eisschilde, der Verlust des Amazonas-Regenwalds, das Auftauen von Permafrost – und eben das Korallensterben.

„Die Welt ist in eine neue Realität eingetreten“, schreiben die Forschenden. Aber ist sie das? Der Kipppunkt ist vermeldet, aber eine globale Empörung bleibt aus. Von den Korallen hängen rund ein Viertel der marinen Biodiversität und etwa eine Milliarde Menschen ab. Um die Tragweite mal ganz deutlich zu machen – für die Älteren: Schockschwerenot! Für die Jüngeren: Das crazy.

§

Roslía kenne ich von einer Nifften-Playlist, dort aber mit Party-Musik.
Bin völlig umgehauen, dass sie auch sowas macht.

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https://www.youtube.com/watch?v=WasTzxpDVGg

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 2. November 2025 – Manche Fotomotive gibt’s nur im Regen

Montag, 3. November 2025 um 6:20

Lang geschlafen – das war schön, denn nachts war ich oft aufgewacht, allerdings immer gleich wieder eingeschlafen.

Draußen hörte ich Regen, wie angekündigt.

Gemütliches Bloggen, Kaffeetrinken, Wäschewaschen. Ich plante eine Laufrunde: Laut Vorhersage würde es eh den ganzen Tag durchregnen, es war also egal, wann ich dazu das Haus verließ – ich würde nass werden.

Ich kleidete mich Regenlauf-tauglich und nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz.

Manche schöne Fotomotive gibt’s halt nur mit Regen.

Diesmal kein Pfützenspringen: Nach einem Fehltritt gleich am Anfang (Pfütze versteckt unter Laub) waren Schuhe, Socken, Füße nass – jetzt war’s wurscht, ich konnte durch die nächsten einfach quer durch patschen. Versuchte allerdings, Wassertiefen über Knöchel zu vermeiden.

Es regnete mal mehr, mal weniger, aber nie so stark, dass der Schutz meiner Brille durch den Schirm der Mütze überwunden wurde und ich nichts mehr sah.

Dreimal Menschliches:

1) Vor mir joggte langsam ein Frau, die immer wieder anhielt, sich die Seite hielt. Sogar langsamer als ich (zur Erinnerung: ich bin die langsamste Joggerin an der Isar und sorge mich immer, wenn ich jemanden überholen muss). Nach blitzschnellem inneren Hin und Her (Scheu vor Übergriffigkeit versus Hilfsbereitschaft) sprach ich sie beim Passieren vorsichtig an: “Alles ok?” Sie wehrte glaubhaft ab und machte nicht den Eindruck, sich belästigt zu fühlen

2) Der barhäuptige, patschnass geregnete Jogger, der mir mit strahlendem Lächeln entgegenkam, beide Daumen reckte: “Großartig!”

3) Die Frau in kompletter Regenkleidung, die ich schon von Weitem mit dem Rücken zu mir auf dem Weg kauern sah, die Arme ausgebreitet. Beim Näherkommen sah ich, dass ihr Blick und wohl auch die Arme einem mittelgroßen Hund galten, der etwa 20 Meter vor ihr stand und sie regungslos anblickte. Als ich an ihr vorbeilief, erhob sie sich gerade und erklärte: “Der hat heute wirklich keinen Bock. Das hat er mir sehr klar gemacht.” Ich lachte auf. (Bedürfnisorientierte Hundehaltung?)

Der Körper machte super mit (ich behalte das mit dem vorbereitenden Faszienrollen mal bei, vielleicht gibt es einen Zusammenhang), ich gönnte mir zwei Stunden Lauf.

Heimfahrt mit der Tram, ich begann zu frösteln. Daheim ausgiebige heiße Dusche.

Zum Frühstück gab es um zwei ein Äpfelchen, dann restlichen Zuckerhut in Joghurtdressing mit reichlich Granatapfelkernen, abschließend ein Honigbrot.

Nach einem komplexeren Lochzunähen (für das ich inzwischen nicht mehr die richtige Brille habe – ich dachte an meine polnische Oma mit Näh-Brille auf der Nasenspitze, die mich bat, mit meinen “jungen Augen” Faden für sie in die Nadel zu fädeln), machte ich mich an die geplante Erledigung Bügeln, dabei hörte ich Holger Kleins Interview mit Sepp Stückl, dem Gründer der Münchner Schwuhplattler an (vielen Dank für den Tipp in den Kommentaren!): Unter anderem ein Stück Zeitgeschichte über das Coming Out auf dem Land in den 1990ern (Stückl kommt aus Uffing am Staffelsee):
“Sepp Stückl: Ein Schwuhplattler über Toleranz und Tradition”.

Es wurde früh dunkel bei immer noch pritschelndem Regen.

Eine Folge Yoga (ich merkte den Zwei-Stunden-Lauf an sehr mangelnder Geschmeidigkeit), zum Abendessen machte ich mir restliche Pasta e lenticchie warm, mit Gemüsebrühe verlängert. Nachtisch Schokolade.

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Vielleicht gibt es neben Introvertierten und Extrovertierten noch eine Menschengruppe, die keiner dieser Neigungen zuzurechnen ist:
“Oft ist in der Psychologie von Introvertierten und Extrovertierten die Rede. Psychiater Rami Kaminski will einen dritten Typus identifiziert haben.”

Man könnte diese Leute als freiwillige Außenseiter bezeichnen: Sie hegen eine tiefe Skepsis gegen Gruppenbildungen jeglicher Art und halten sich davon fern.

Auch wenn ich erstmal skeptisch war und Kaminski vor allem mediale Aufmerksamkeit als Ziel unterstellte, lasen sich die konkreten Menschen, deren Verhalten er beschreibt, tatsächlich zuordenbar.

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“Manfred Rebhandl über das leere Haus seiner Eltern. Eine Erinnerung”.

Zwar gibt es kein Haus, zu dem ich solch einen Bezug habe (in dem eisern erarbeiteten Eigenheim meiner Eltern, das sie fast so wie beschrieben pflegen und versorgen, lebte ich nur drei Jahre vor meinem Auszug in die eigene Wohnung), doch ich kann alles nachfühlen.

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Margaret Atwoof geht es gut, sie ist streitbar wie eh und je – ein schönes Interview mit ihr im Guardian:
“‘It is the scariest of times’: Margaret Atwood on defying Trump, banned books – and her score-settling memoir”.

die Kaltmamsell