Journal Montag, 14. Juli 2025 – Beifang aus dem Internetz
Dienstag, 15. Juli 2025 um 6:18Noch vier unerbittliche 5-Tage-Wochen bis zur Wochenverkürzung durch Feiertagsfreitag Mariä Einschulung.
Ich wachte nach gutem Schlaf deutlich vor Wecker auf, fühlte mich aber munter. Draußen gemischte sommerliche Milde.
Stand des Oktoberfests.
Im Büro übertrieb ich es wohl mit dem Lüften vor lauter Freude über die Abkühlung der Draußenluft: Ich griff nach langen Wochen mal wieder zur Büro-Strickjacke.
Vormittags Regen, in einer Pause ging ich auf meinen Mittagscappuccino ins Westend, zusammengefalteten Regenschirm als Talisman in der Hand.
Für kurze Ärmel war es jetzt eigentlich zu frisch, zumindest blieb ich trocken.
Wieder mal festgestellt: Die seit Jahrzehnten sehr niedrigen Abgasgrenzwerte für Lastwagen (deren Einhaltung durch Motortechnik übrigens im Gegensatz zu denen von Pkw kontinuierlich nachgeweisen werden musste) haben zur Folge, dass ich lieber hinter einem Edeka-Laster die Straße überquere als hinter einem stinkenden Verbrenner-Motorroller.
Später gab es zu Mittag Nüsse, Hüttenkäse, harte Nektarinen.
Geordneter Arbeitsnachmittag. Nach Feierabend Heimweg über Lebensmittel- und Drogeriemarkteinkäufe, außerdem holte ich nach Langem mal wieder ein wenig Bargeld.
Kurz nachdem ich zu Hause eintraf und meine Yoga-Matte ausrollte, ging ein heftiges Gewitter nieder – wieder Glück gehabt. Langweilige Yoga-Folge, ich ließ Adriene ihre ersten fünf Minuten im Stehen vor sich hin plappern und tat Anderes, setzte erst dann mit ein, als es (dann durchaus anstrengende) Bewegung gab.
Geteilte Arbeit am Nachtmahl: Herr Kaltmamsell verwandelte Spätzle aus der Gefriere in Kässpatzen, ich den restlichen Ernteanteil-Salat mit einer halben Zwiebel in eine Schüssel Salat.
Nachtisch Süßigkeiten.
Ich hatte mitbekommen, dass es eine britische Polizeiserie gibt, die in Brighton spielt, und bat Herrn Kaltmamsell um Reingucken: Detective Grace. Ich hielt aber nur zehn Minuten durch: Die Dialoge waren so durchgenudelt (“Ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun werden, um den zu fassen, der ihr das angetan hat.”) und die Schauspieler*innen so grottig – da kann ich gleich deutsche Polizeiserien ohne Brighton gucken.
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Frau Brüllen urlaubt ja gerade mit ihrer Familie in West-Kanada. Hier hat sie den Programmpunkt Paddeltage um Hanson Island zusammengefasst, mit viel Draußen und Tiersichtung.
Und weil wir gerade bei Reisebloggen sind: Bingereader schrieb über ihren Urlaub auf Procida (zwischen Neapel und Ischia), und wie auch bei Frau Brüllens Schilderung glaube ich mir anhand dessen sehr gut vorstellen zu können, wie sich so ein Urlaub anfühlt – ganz anders als bei journalistischen Reise-Artikeln in Zeitungen/Zeitschriften (oder gar in PR-Schilderungen von Katalogen oder Blogs/instagram-Posts).
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Immer öfter stoßen mir auf Social Media unreflektiertes Teilen und Empören auf, nur weil eine Meldung dem eigenen Weltbild gar zu gut entspricht. Im Guardian führt Rebecca Solnit einen aktuellen Fall aus:
“Don’t blame the National Weather Service for the Texas flood disaster”.
We all need to be careful about how we get information and reach conclusions – especially now
Meine Übersetzung: Wir alle müssen vorsichtig sein, welche Informationen wir ernst nehmen und welche Folgerungen wir daraus ziehen – besonders jetzt.
Suggestions are not facts. Likelihoods are not actualities.
(Übers.) Vermutungen sind keine Fakten. Möglichkeiten sind keine Tatsachen.
The desire to have an explanation, and the desire for that explanation to be tidy and aligned with one’s politics, easily becomes a willingness to accept what fits.
(Übers.) Das Bedürfnis nach Erklärungen und das Bedürfnis, dass diese Erklärungen eindeutig sind und den eigenen politischen Ansichten entsprechen, werden zur Bereitschaft, alles zu akzeptieren, was passt.
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Didaktik hat es schwer als wissenschaftliches Fachgebiet, vor allem weil es methodisch nie ganz wissenschaftlich arbeiten kann (siehe auch Ernährungwissenschaften und Psychologie). Es werden halt begründete Thesen aufgestellt und ausprobiert – ohne dass andere Einflussfaktoren ausgeschlossen werden können, meist ohne sauber aufgestellte und beobachtete Kontrollgruppe.
Im Guardian las ich von einem radikalen Ansatz zum Lesenlernen im England der 1960er (wir erinnern uns: im Englischen ist der Abstand zwischen Schreibung und Aussprache besonders groß), von dem ich noch nie gehört hatte – und die allermeisten Briten ebenso wenig.
“The radical 1960s schools experiment that created a whole new alphabet – and left thousands of children unable to spell”.
The issue isn’t simply whether or not ITA worked – the problem is that no one really knows. For all its scale and ambition, the experiment was never followed by a national longitudinal study. No one tracked whether the children who learned to read with ITA went on to excel, or struggle, as they moved through the education system. There was no formal inquiry into why the scheme was eventually dropped, and no comprehensive lessons-learned document to account for its legacy.
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Es überrascht und freut mich, dass Max Schnarnigg München auch anders als scheiße finden kann (siehe “München ist eigentlich keine funktionierende Stadt, sondern eher ein Übungsplatz für Hausmeister.”).
“Warum München gerade im Sommer eine richtig gute Stadt ist”.
via @heibie (Natürlich ist mir klar, dass der Unterschied der Perspektive aufs unterschiedliche Briefing des auftraggebenden Mediums zurückzuführen ist: Ein Reisemagazin wird kaum München-Grant bestellen.)
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“Zehn Jahre Vienna Ugly Tours: Im schönen Wien das Hässliche suchen”.
Wie kann man Wien und diese typische Wiener Haltung nicht lieben?
Manche Stationen, sagt Quinn, seien tatsächlich entfallen, etwa der Nordturm des Stephansdoms (“sieht aus wie ein abgebrochener Zahn”) oder die Skulpturen vor dem Michaelertrakt der Hofburg (“unangenehm aggressiv”), weil die Teilnehmerinnen seiner Tour protestierten. Andere nahmen sich selbst aus dem Spiel, wie die bizarre Fassadenmalerei am “Haus der Zeit” am Karmelitermarkt, deren Motive aus dem Bereich verschwitzter Unterleibsesoterik nach dem Verkauf des Hauses mit neutralem Beige übertüncht wurden. Wieder andere waren wenig erfreut über die Aufmerksamkeit und drohten mit Klagen. Um ein Hotel an der Ringstraße muss Quinn heute einen Bogen machen.
(…)
Jene, die von der Existenz einer “objektiven Schönheit” überzeugt sind, bringen meist die Symmetrie ins Spiel. Doch Symmetrie ist so etwas wie das Glutamat der Ästhetik: ein Geschmacksverstärker, aber kein Rezept.
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Sie schwärmten einst wie ich vom DeLorean? Halten Sie sich fest vorm Klicken auf dieses Museums-Event.
via @kid37