Journal Sonntag, 26. März 2023 – Harz 2: Die Ilse entlang

Montag, 27. März 2023 um 8:36

Gut, tief und lang geschlafen, die Umstellung auf Sommerzeit kommt für mich auch dieses Jahr genau zum richtigen Zeitpunkt: Es ist noch zu kalt morgens, als dass sich frühes Morgenlicht richtig anfühlt. Jetzt ist alles wieder in Ordnung.

Ausblick vom Schlafzimmerfenster aus (Denkmalschutz verlangt, dass Fenster nach außen aufgeht) die Gasse rauf. Nach dem Duschen (ein kleiner Kampf, Uraltbau halt) gab es Milchkaffee aus der mitgebrachten Cafetera über Bloggen.

Für den Tag war mittelgutes Wetter angekündigt, wir freuten uns über jeden Sonnenstrahl. Wir waren mit dem Goslaer Freund bei ihm daheim im Forsthaus verabredet, spazierten am Morgen dorthin.

Sieht aus wie von Botero. Ist von Botero.

Beim Forsthaus Niedersachsen-Idyll.

Wir waren zum Wandern verabredet, da unser Gastgeber aber kränkelte, ließen wir das ruhig angehen. Gemütlich spazierten wir zum Bahnhof in Goslar, nahmen einen Zug nach Ilsenburg. Beim Ticketkauf stolperte Herr Kaltmamsell über den Umstand, dass der Harz drei Bundesländer abdeckt: Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass unser Niedersachsenticket nicht mal für diese kurze Strecke galt, wir mussten für einen Teil nachlösen.

Ilsenburg stellte sich als ausgesprochen hübscher Ort heraus, mit vielen schön restaurierten Fachwerkhäusern und Villen. Atmosphäre Kurort.

Hübsch, aber leer: Wir fanden kein einziges offenes Café, das uns einen Cappuccino verkauft hätte. Also gingen wir unkaffeiniert die Ilse entlang.

Wirklich erschreckend: So viel toter Wald, geschätzte zwei Drittel der Fichten sind Opfer von Dürre und Borkenkäfer geworden.

Immer wieder Erklärtäfelchen, auch zu diesem Quarzit. Ohnehin sahen wir viele spannende Gesteinsarten.

Auf dem Rückweg kamen wir an einem besonders hübschen Restaurant und Café vorbei, der Nagelschmiede: Dort kehrten wir ein.

Für die anderen beiden war’s Kaffeeundkuchen (sie hatten Brotzeitvorsprung), für mich kurz vor halb drei Frühstück: Cappuccino, Apfelschorle und Nougatbuttercremetorte, ganz vorzüglich. Ebenfalls eine Wohltat: Der herzliche und aufmerksame Service.

Am Bahnhof Ilsenburg kamen wir bei den ersten Tropfen des ab Nachmittag angekündigten Regens an. Wir warteten nicht lange auf unseren Zug zurück nach Goslar. Auf der Rückfahrt sahen wir auf derselben Wiese wie hin eine große Herde Schwäne inklusive braunen Jungtieren rumliegen – es sah wirklich nach Herde aus, nicht nach Schwarm. Ähnlich wie beim Anblick der beiden Schwäne, die am Freitagmorgen die Theresienwiese Richtung Süden überflogen, wurde ich mir meiner kompletten Unkenntnis in Schwanendingen bewusst, weil: Warum?!

Abendessen gab es in einem empfohlenen griechischen Restaurant (draußen inzwischen Dauerregen), zu dem wir durch einen weiteren schönen Teil der Goslaer Altstadt spazierten.

Marktplatz.

Wir bestellten reichlich Mezze und griechischen Salat, dazu griechischen Chardonnay.

Schmeckte wirklich gut in ausgesprochen angenehmer Atmosphäre, Herr Kaltmamsell schaffte sogar noch zum Nachtisch Galaktoboureko.

Im Bett begann ich meine neue Lektüre, Viet Thangh Ngyen, The Sympathizer, die mich ins Vietnam der 1970er brachte.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 25. März 2023 – Harz 1: Samstags ist es nach Goslar weiter als nach Paris

Sonntag, 26. März 2023 um 8:33

Eine gute, erholsame Nacht.

Wir machten uns zeitig auf den Weg zum Hauptbahnhof: Nach Goslar braucht man zumindest samstags von München aus mit dem Zug länger als nach Paris, nämlich mehr als sieben Stunden.

Im ICE (wieder einen Fensterplatz fast ohne Fenster erwischt) las ich die Wochenend-Süddeutsche, das Magazin vom Freitag (Herbert Grönemeyer war mir im Interview über seine Liedtexte sehr sympatisch – € – “‘Die Selbstzweifel, die uns ausmachen – die hat die Maschine nicht'”), dann las ich Theresa Hannig, Pantopia aus, gefiel mir bis zum Ende gut.

Umsteigen in Halle an der Saale. Herr Kaltmamsell hatte hier vorsichtshalber genügend Zeit eingeplant, selbst mit etwas verspäteter Ankunft konnten wir im Bahnhof noch gemütlich Mittags-Cappuccino trinken.

In der weiterführenden Regionalbahn nach Goslar frühstückte ich gegen zwei Äpfel und Hüttenkäse.

Am Nordrand des Harzes sehr dekorativ blühende Schlehen – und immer wieder Regenschauer.

Ganz nach Goslar brachte die Bahn uns dann doch nicht: In Vienenburg überraschte uns eine Durchsage, der Zug ende heute hier, in 20 Minuten gebe es eine Verbindung nach Goslar. Nach Start unserer Reise um halb neun kamen wir also viertel nach vier in Goslar an – und wurden von dem dorthin ausgewanderten Freund in die Arme geschlossen. Gleich mal eine Runde durch die wirklich bezaubernde und lebendige Innenstadt zu unserer Ferienwohnung.

Reichsadler im Wienerwaldhendl-Format.

Wir bezogen unsere kleine Ferienwohnung um die Ecke vom Marktplatz: Sauber, gemütlich, gut heizbar, einzig die Internetverbindung war extrem schnarchig – ich ging irgendwann lieber über mein Smartphone als Hotspot online.

Fürs Abendessen hatten wir auf Empfehlung in einer Wirtschaft ums Eck reserviert. Umgeben von ausgestopften Tieren (Füchse, Hexen, Auerhähne, Osterhasen) aßen wir Harzer Cordon bleu (sieh an: Harzer Käse eignet sich zum Füllen und Schmelzen) mit ausgezeichnetem Kl. gem. Salat. Dazu ein dunkles Bier vom Fass, danach von der Schnapskarte ein “Grubenlicht” zu Ehren der hiesigen Bergbautradition – das sich als Kräuterlikör entpuppte.

Speisenkarte ebenso wie die Anleitungen in der Ferienwohnung auf Deutsch, Englisch und Dänisch – dass Dänen im Harz gern Urlaub machen, kannte ich von meiner einstigen beruflichen Kopenhagen-Verbindung. Aber weiß jemand, warum?

§

Theresa Hannig, Pantopia.

Ich hatte zu diesem Roman von 2022 auf Empfehlung gegriffen, weil es hier um eine KI geht, die die Welt gründlich verbessert, also um eine Technik-optimistische Utopie: Welch erleichternde Alternative zu den üblichen Szenarien in der Fiktion, ob literarisch oder mit bewegten Bildern, in denen Technik, Roboter und vor allem künstliche Intelligenz selbstverständlich und notwendigerweise in den Weltuntergang führen, mindestens aber in die Unterjochung der Menschheit.

Die Geschichte fängt mit dem Ende an: Im Prolog spricht die KI und berichtet von der Welt, die sie ermöglicht hat. Menschenrechte sind Wirklichkeit geworden, alle Preise rechnen die realen Kosten mit ein, also auch Belastung von Umwelt, Menschen und Zukunft, Nationalstaaten sind aufgelöst, die Menschen haben begriffen, was gut für sie ist. Die Spannung der jetzt einsetzenden Handlung entsteht durch die Frage, wie das möglich wurde. Gleichzeitig etabliert dieser Prolog die Prämisse, die eine Leserin als suspension of disblief schlucken muss: Menschen sind vernunftgetriebene Wesen, sie müssen nur erklärt bekommen, was wirklich gut für sie und die Menschheit ist, dann handeln sie entsprechend.1

Die eigentliche Handlung: Die beiden jungen Programmierer*innen Patricia Jung und Henry Shevek beteiligen sich mit ihrer rudimentären KI am Wettbewerb einer Investment-Firma, die nach Software für Börsenhandel sucht. Unbeabsichtig schaffen sie die erste wirklich starke künstliche Intelligenz – Einbug.

Einbug begreift schnell, dass er, um zu überleben, nicht nur die Menschen besser kennenlernen, sondern auch die Welt verändern muss. Zusammen mit Patricia und Henry gründet er deshalb die Weltrepublik Pantopia. Diese Idee und der Plan ihrer Umsetzung sind nach der ersten Hälfte des Buchs etabliert – ich war darauf gefasst, mich ab jetzt zu langweilen. Doch Hannig schafft es, jetzt den eigentlichen Spannungsbogen zu beginnen, durch Hindernisse bei der Umsetzung, Feinde, Missverständnisse, ganz klassisch. Dabei wechseln sich wie von Anfang an immer wieder personale Perspektiven von handelnden Figuren mit Kapiteln ab, in denen die KI spricht. Sprachlich und erzähltechnisch insgesamt konventionell, doch bei mir funktionierte das.

Abzug gibt es für die Charakterzeichnungen der Hauptfiguren: Sie bekommen keinen Hintergrund, sie werden erzählt, nicht gezeigt.

§

Lars Reineke erzählt in seinem Blog eine Begegnung mit einer greisen Frau – nachts, an seiner Wohnungstür.
“‘nen weichen Keks”.

  1. BUAHAHAHAHA! []
die Kaltmamsell

Journal Freitag, 24. März 2023 – ChopChop vor Urlaub

Samstag, 25. März 2023 um 6:51

Letzter Arbeitstag vor Urlaub, und der Urlaub fühlte sich wie eine weitere belastende Aufgabe an.

Die letzte Phase der Nacht war doof: Ich träumte von einem Besuch bei Brüllens, und ich nörgelte an allem in ihrem Haus herum, vor allem an der neuen Küche, die sie vollverfliest mit weißen und beigen Kacheln ins neue Bad übergehen ließen, das war ja wohl total bescheuert. Ich machte alles runter, von Farb- über Materialauswahl bis Proportionen. Die vier standen betreten über mein peinliches Verhalten höflich rum.

Aus grauem Himmel fielen ein paar Tropfen, ich nahm einen Schirm mit und war froh drüber. Vor dem Verkehrsmuseum gaben die ersten Kastanien Pfötchen (erst kürzlich von einem Baumpflegetrupp gehörigen zusammengestutzt).

Viel ChopChop zur Urlaubsermöglichung.

Mittags ein letztes Blaukraut-Steak vom Vorabend, auch kalt sehr köstlich (Idee für ein Buffet?). Vor dem Bürofenster sah ich immer wieder Regenduscher.

Der letzte Job des Tages (Bereinigung eines Datenbank-Exports) dauerte ewig, weil ich eigentlich nicht mehr konnte. Größte Herausforderung dabei: Nicht zu vergessen, das Ergebnis auch abzuschicken.
(Und dann den Arsch hochzukriegen zum Heimgehen: Ich war so erledigt, dass einfaches Rumsitzen im Büro als Alternative ausgesprochen attraktiv erschien.)

Nach Hause in ernsthaftem Regen unter Schirm, kurzer Supermarktabstecher u.a. für Reise- und Wanderproviant.

Daheim erst mal Erledigungen (ein weiterer Grund, warum mich nicht mal der Feierabend freute), unter anderem wollte ich das Angebot meiner Krankenkasse wahrnehmen, einen Teil der Kosten für meine Zahnreinigung zu erstatten. Dazu hatte ich mir auf deren Website einen Account angelegt, eine Woche auf das postalisch gesendete Erst-Passwort gewartet. Jetzt stellte ich fest, dass dieser Account nicht reichte: Ich musste auf mein Smartphone eine App laden, neben Passwort eine PIN vergeben, einen QR-Code scannen – dann erst konnte ich auf der Website ein Online-Formular ausfüllen, ein Foto der Zahnarztrechnung hochladen. Ich sehe immer schwärzer für die elektronische Patientenakte: Damit sind die Kassen überfordert, die Patien*innen sowieso, außerdem die meisten Arztpraxen.

Jetzt erstes Packen für die Harz-Reise, die wir am Samstag antreten (und für die Schnee angekündigt ist).

Und dann endlich, endlich sowas wie Entspannung, Start mit Yoga, eine weitere Übung in australischem Akzent mit Two Birds Yoga.

Das war schon mal eine gute Idee.

Nächster Entspannungsschritt: Alkohol. Herr Kaltmamsell servierte als Aperitif Negronis, ich öffnete zum Nachtmahl eine Flasche Rioja, die mein Vater mir zugesteckt hatte, weil sie mir bei ihm schmeckte: Cepa Lebrel Crianza 2017. Spanisch genug, dass Herr Kaltmamsell ihm mochte, holz- und fruchtfrei genug, dass ich ihn mochte. Half ebenfalls.

Nachtmahl selbst: Ernteanteil-Spinat scharf mit Kichererbsen, Ernteanteil-Ofenkartoffeln, Entrecôte. Nachtisch Schokolade (zu viel, ich ging mit Bauchweh ins Bett).

§

Dank an Croco für die Erinnerung, dass Maren Kroymann Göttin ist.
“Wie schaffst du das eigentlich, immer so perfekt auszusehen?”
(Lassen Sie sich von den vielen Einblendungen davor nicht abschrecken, kann man auch ohne Tiktok-Konto ansehen.)

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 23. März 2023 – Prä-Urlaubs-Gehirn im Zickzack

Freitag, 24. März 2023 um 6:11

In der Nacht wieder eine Krampfattacke, durch Aufstehen und Aushängen in Yoga-Vorbeuge konnte ich sie stoppen.

Der Morgen startete gemischt trübe, mein Gemüt mit Gewitterwolken (inklusive ersten Blitzen).

Die Magnolie vor der Villa Wagner beim Entfalten. Ihre volle Pracht werde ich dieses Jahr wegen Urlaubs wohl verpassen.

Der Tag blieb eher grau, die Luft mild.
Schon am Vormittag schlugen meine inneren Gewitterwolken leider einmal in Bösartigkeit um.

Mittagessen Quinoa vom Vorabend, außerdem Crowdfarming-Avocado mit Grapefruit.

Extremes Stubenfliege-an-Fenster-dotz-Hirn (ja, auch Neurotypische kennen das).
Apropos: Hat Nikolai Rimski-Korsakow das Musikstück wirklich “Hummelflug” genannt? Das ist doch sowas von überhaupt nicht, wie Hummeln fliegen! (Außer vielleicht in halbem Tempo, höchstens.)

Und noch ein Menschen-Ding und noch ein Querschuss, MenschMenschMensch, Querschuss, Mensch, von einem davon erfahren, dass gestern Ramadan begann (“Fastest du?” “An manchen Tagen.”), Querschuss, Querschuss – gleichzeitig musste ich die lange und sich verändernde Liste von Erledigungen vor Urlaub im Auge behalten. Kein Vergnügen, kann ich den Ponyhof nochmal sehen?

Nach Feierabend ging ich in vereinzelten Regentropfen zu meinem Enthaarungstermin, den ich eigentlich schon lange herbeigesehnt hatte – der mich aber jetzt belastete, weil mir dadurch schon wieder Zwischenmenschliches bevorstand: Die temperamentvolle Sardin würde mich nicht ohne intensiven Austausch davonkommen lassen. Und so war es dann auch. Auch wenn dazu gehörte, dass mir etwas vorgesungen wurde: Ich werde anregen, die Entwicklung des Care-o-bots in Richtung Kosmetik voranzutreiben.

Daheim fiel ich erst mal in Herrn Kaltmamsells Zimmer (und unter seinen Augen) dramatisch Gesicht-voran auf sein Bett. Aber nach ein wenig Jammern war ich bereit für Yoga-Gymnastik: Diesmal probierte ich eine Folge Two Birds Yoga aus. Gefiel mir gut, auch wenn ich mich zusätzlich anstrengen musste: Den australischen Akzent verstand ich oft nur mit Hingucken.

Herr Kaltmamsell servierte aus eben geholtem Ernteanteil das Nachtmahl.

Blaukraut-Steaks aus dem Ofen mit Mozzarella/Ziegenkäse überbacken, dazu Ruccola und gebratene Kartoffelwürfel: Sehr großartig. Nachtisch Schokolade.

§

Nun zu Schlampereien anderer Spezies, z.B. zu Taubennestern. Anlässlich eines solchen verlinkte @pinguinverleih einen Artikel vom August 2022:
“Why Do Pigeon Nests Look So Shitty? An Investigation”.

Just because pigeon nests look useless to us does not mean they are useless to pigeons. Most humans, as non-birds, have no relevant expertise in evaluating whether a nest is good or bad. “There’s this idea that the whole group of pigeons and doves are notoriously not the best nest-makers, but that’s putting our own human constructs on it,” said Carlen, now at Washington University in St. Louis, who is one of the few humans actually qualified to judge a pigeon nest.

To appraise whether a pigeon nest is good or bad, you must try to understand the nest from the perspective of a pigeon. As Carlen sees it, a pigeon nest has one ultimate goal: to create an area where the egg will not roll away.

Darin unter anderem der Link zu einem Twitter-Kanal, der Fotos von solchen lächerlichen Taubennestern sammelt (DAFÜR wurde das WWW erfunden, genau dafür!).

§

Ein Bild von Marlene Dietrich, das ich noch nicht kannte.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 22. März 2023 – Am interessantesten war der Beifang aus dem Internetz

Donnerstag, 23. März 2023 um 6:18

Nach eigentlich gutem Nachtschlaf geschätzt eine Stunde vor Weckerklingeln mit Angst und Sorgen verbracht, müde aufgestanden.

Ein sonniger Morgen, auf dem Arbeitsweg fotografierte ich an der Anglerstraße Westend-Fauna, die vom Morgenlicht ideal ausgeleuchtet wurde.

Dieselbe Sonne wärmte mein Büro, bald hatte ich das Fenster gekippt und freute mich über Frühlingsluft.

Mittags testete ich ein Hole-in-the-wall-Café, an dem ich oft vorbeigehe, auf Cappuccino-Tauglichkeit.

War in Ordnung, aber der Verlust des Emilo schmerzt weiter.

Mittagessen: Ernteanteil-Äpfel, Birchermuesli mit Joghurt.

Am Nachmittag war mir zittrig und schwindlig, und seit ein paar Tagen plagt mich wellenartig komisches Bauch-/Kreuzweh, dass sich wie Menstruationsschmerzen anfühlt.

Auf dem Heimweg genoss ich das Licht und die Luft.

Bavariapark.

Daheim erst mal Tüchtigkeit: Ich pflanzte einen Ableger der Efeutute ein, der nach vielen Wochen endlich Wurzeln bekommen hatte. Das ging schneller als erwartet, ich hatte noch Zeit für Yoga-Gymnastik.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell bayerischen Quinoa mit Röstzwiebeln (Mejadra-Stil) und Petersilie mit Ofen-Karotten aus Ernteanteil – sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Wieder früh ins Bett zum Lesen, Pantopia von Theresa Hannig liest sich gut (ist nur deutlich länger als erwartet, ich hatte nicht mit einem 560-Seiten-Ziegel gerechnet – wobei der Ziegel ja nur in meiner Vorstellung existiert, ich lese eine Datei).

§

Folge 1 hatte ich schon verlinkt, jetzt ist der ganze Vortrag von Prof. Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück, in Schnippseln bei tiktok – Soziologie ist so erhellend!
Der Titel “Superdiverse Klassengesellschaft” weist darauf hin: El-Mafaalani erläutert seine Analyse, wie die breite Einwanderung der vergangenen Jahrzehnte die deutsche Gesellschaft verändert hat, auch vor dem Hintergrund der Beteiligung anderer Minderheiten am gesellschaftlichen Leben, darin definiert er unter anderem das Integrationsparadoxon, das zu neuer gesellschaftlicher Ungerechtigkeit führt. (Ohne Handlungsempfehlungen, nur Feststellungen und Analysen.)

Hier geht’s nochmal los mit Teil 1, von dort aus kann man sich durch die nächsten Folgen bis Teil 7 klicken.

Für mich unter anderem erhellend in Teil 5: Die unterschiedlichen Erwartungen an Diskriminierungsfreiheit bei verschiedenen Einwanderergenerationen. Und am Ende der Hinweis: Herrschaftssysteme sind nicht logisch, deshalb lassen sie sich auch nicht mit Logik bekämpfen.

Nachtrag: Sigrid hat in den Kommentaren auf den YouTube-Film hingewiesen, der den gesamten Vortrag zeigt.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/ggFx590Acj8

§

Auch andere machen sich Gedanken über die Grenze zwischen self care und Egoismus/Rücksichtslosigkeit.
“Mir war danach
U-Bahn Gedanken”.

via Buddenbohm & Söhne

(In einem Fall habe ich nach langen Jahren des Haderns den Kontakt abgebrochen, da irgendwann die Zuneigung verschwunden war. Schlagartig hatte ich in meinem Leben eine kontinuierliche Ärger-Quelle weniger – das ist vermutlich genau self care.)

§

Ebefalls Buddenbohm hat mich auf diesen Artikel gebracht: Ein Autor von Krautreporter arbeitet drei Monate als Lehrer. Als Studiendirektors-Gemahlin1 bin ich natürlich befangen, doch ich warte seit vielen Jahren vergeblich auf eine solche Reportage, die als Resümee zieht: “Ois easy, stellt euch nicht so an.” Obwohl das für jede Journalistin, jeden Journalisten der Coup des Lebens wäre.
“DIESER VERDAMMTE LÄRM!”

Wir werden nicht zu einem guten Koch, nur weil wir jeden Abend im Restaurant essen. Logisch. Und trotzdem meinen wir, Lehrer:innen ihren Job erklären zu können, nur, weil wir selbst mal Schüler:in waren.

Übrigens endlich der letzte Anstoß, der mich zu einer bezahlten Krautreporter-Mitgliedschaft gebracht hat. Das Konzept finde ich eh super (Genossenschaften FTW!) und eine mögliche Zukunft für unabhängigen Journalismus.

  1. Immer noch im Rennen für meine Grabaufschrift. []
die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 21. März 2023 – Ende des Urlaubskassentopfs

Mittwoch, 22. März 2023 um 6:19

Blablabla Arbeitsweg.

Blablabla Bürotag, viel Menschliches, kleinteilige Aufgaben, an viele Dinge gleichzeitig denken müssen.

Blablabla Mittagscappuccino (angenehm ohne Mütze und Handschuhe), Mittagessen Avocado und Pumpernickel mit Butter.

Blablabla bisschen Sonne.

Heimweg über die Bank, um einen Sack Münzen für Urlaub einzuzahlen. Mittlerweile beträgt die Gebühr für Münzeinzahlung 7,50 Euro – Anlass, über ein Ende dieser Form der Urlaubskasse nachzudenken. Seit über 20 Jahren leeren Herr Kaltmamsell und ich abends die Kleingeldfächer unserer Geldbörsen in einen Topf; anfangs ergab das wirklich einen guten Grundstock für die Bezahlung unserer Urlaube. Doch irgendwann konnten wir uns Reisen (und wir machen ja keine luxuriösen) bequem aus unserem laufenden Einkommen leisten, durch Corona war immer mehr bargeldloses Zahlen möglich und es dauerte immer länger bis der Tontopf voll wurde. Und jetzt auch noch diese beträchtliche Gebühr. Beim Heimkommen besprachen ich all das mit Herrn Kaltmamsell und wir waren uns einig: Ende des Münzsammelns als Urlaubskasse. Womit die letzte Gelegenheit wegfällt, persönlich auf Mitarbeitende meiner Bank zu treffen.

Ich bin derzeit in einem Maß angespannt, dass mir nichts mehr zur Entspannung einfällt. Aber auch gestern tat die Yoga-Gymnastik einfach gut.

Das Nachtmahl hatte ich bei Herrn Kaltmamsell bestellt: Ich wünschte mir das Ernteanteil-Weißkraut als Krautstrudel mit Mürbteig aus Katharina Seisers Österreich vegetarisch.

Gelang ihm ganz hervorragend (viel hübscher als meine Versuche), dazu Schnittlauch-Sauerrahm und Ajvar, köstlich, ich aß zwei solche Teller.

§

Reflektierte Geschichten von Hundehalter*innen über ihre Hunde finde ich sehr spannend. Die von Dalcash Dvinsky habe ich ja hin und wieder verlinkt: Er investiert viel Energie in das Zusammenleben mit seinem Schlittenhund Bunny, mit dem die Vorbesitzer nicht zurechtkamen (und lässt mich meinen Hundewunsch für die Zeit nach dem Erwerbsleben überdenken).
Jetzt hat auch Stefan Niggemeier über die Jahre mit seinem Hund Bambam geschrieben, der mir seit Jahren als Teil seines Lebens vertraut ist.
“Bambam”.

Diese ganzen Geschichten, von denen man hört und liest, von Hunden, die genau spüren, wenn einem was fehlt, und die dann ankommen und einen trösten, oder diese Sprüche, dass Hunde die besseren Freunde oder Partner sind, weil sie bedingungslos und vorurteilsfrei lieben – mit all dem kann ich nicht dienen. So ist er nicht.

(…)

Emotionen zu zeigen, positive noch dazu, ist nicht sein Ding. Freudiges Schwanzwedeln ist fast ausschließlich für andere Hunde reserviert. Einmal in einem Restaurant hat ihn ein Mädchen bestimmt zehn Minuten lang gestreichelt, ohne dass er ein einziges Mal ein offensichtliches Zeichen machte, dass ihm das gefiel. (Ich glaube, es gefiel ihm.)

Von einem besonders lieb gewonnenen Hund im Internet mussten wir uns gerade verabschieden: Nami. Über viele Jahre habe ich mitverfolgt, wie das Pe-Kollektiv und das anfangs so überdrehte Follein Hund zusammenwuchsen, wie sie Wald und Flur entdeckten – hier finden sich noch viel mehr Bilder, außerdem hier. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie still es jetzt im Haus ist.

§

In letzter Zeit spielt in meinem Kopf oft Isao Tomita. Unser Musiklehrer hatte uns in der Mittelstufe mit seinen elektronischen Einspielungen von Debussy und Mussorgski bekannt gemacht – und ich war sofort gefangen (so habe ich Debussy und “Bilder einer Ausstellung” kennengelernt, mei). Elektronischen Sound mochte ich damals ja bereits bei Kraftwerk.

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https://youtu.be/PBWm0gaqtHo

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https://youtu.be/LU236WrFlJw

die Kaltmamsell

Journal Montag, 20. März 2023 – Einerseits Arbeitswut, andererseits Lebensverbesserung

Dienstag, 21. März 2023 um 6:25

Gut geschlafen, hätte länger sein dürfen.

Das wird eine wilde Arbeitswoche, mal sehen, ob sie überhaupt Vorfreude auf die anschließenden drei Wochen Urlaub zulässt.

Das Wetter grau und kühl; ich hatte mich nochmal mit mehrern Schichten angezogen, weil keine Büro-wärmende Sonne angekündigt war.

In der Arbeit versetzte mich das Öffnen des E-Mail-Eingangs in gehöriges Tempo, durch zahlreiche Online-Besprechungstermine am Vormittag musste ich schnell und auf zwei bis drei Schienen parallel arbeiten. Immer wenn ich zurück auf einer Schiene war, sprang mich die Panik an, ich könnte zuvor Mist gebaut haben oder irgendwas vergessen. (Mein Klassiker: Eine zu Ende geschriebene und nochmal gecheckte Mail liegt unabgesendet rum, weil mich kurz vor Klick auf “Senden” etwas Anderes überfallen hat – und ich warte stundenlang vergeblich auf dringend nötige Antwort. Gestern allerdings nicht vorgekommen.)

Zu Mittag hatte ich überhaupt keinen Appetit, zwang mich aber zu Pause und Essen, weil ich sonst den Nachmittag mutmaßlich nicht ohne schreiendem Im-Kreis-Rennen überstehen würde. Es gab Pumpernickel mit Butter und zwei Blutorangen.

Auch nachmittags phasenweise Parallelarbeit. Regelmäßig musste ich auf meine Urlaubsabwesenheit ab kommender Woche hinweisen: Es waren in den vergangenen Wochen so viele regelmäßige Besprechungsrunden ausgefallen, dass ich keine Gelegenheit auf langsame Vorbereitung meiner Umgebung gehabt hatte. Gegen 15 Uhr wäre ich gerne trotz Mittagspause schreiend im Kreis gerannt. Danach war’s schon wurscht, dass die Lage sich beruhigte. Und schwindlig war’s mir dann auch noch.

Auf dem Heimweg hatte ich vor Augen, mich daheim einfach sofort ins Bett zu legen. Wie so oft heilten aber Fußmarsch und kurzer Einkaufsstopp im Vollcorner: Ich konnte dann doch Lust auf eine Runde Yoga-Gymnastik aufbringen, diesmal ein Flow mit Mady Morrison.

Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl Rumford-Pasta mit Ernteanteil-Sugo, Speck und Chilis, sehr gut. Danach viel Schokolade.

Im Gegensatz zum Arbeitsleben habe ich im echten Leben ich einen ganz großen Entwicklungsschritt genommen: Abschminken mit Microfasertuch. Meine liebe Schwägerin hatte meine Not mit dem Verkleidungs-Makeup gelesen und mich bedauert: Hätte sie das vorher gewusst, hätte sie mir als regelmäßige Komplett-Schminkerin den erlösenden Tipp geben können, nämlich das Abschminktuch aus Microfaser. Auf Hardware als Lösung wäre ich tatsächlich niemals selbst gekommen. Ich probierte erst mal ein dickeres Microfasertuch mit Frotteeschlaufen aus dem Tücherstapel aus, den Frau Schwieger mir vor vielen Jahren von einer Dult mitgebracht hatte – und war ungläubig begeistert: Selbst der Superstay-Lippenstift, den ich sonst abends nur mit viel Kraft und Creme weggerubbelt bekomme, ging damit mühelos weg! Ebenso meine Augenschminke bestehend aus Lidstrich, Kajal und Wimperntusche. Fortschritt durch Technik!

die Kaltmamsell

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