Journal Montag, 4. Juli 2022 – Ein Mauersegler in der Hand
Dienstag, 5. Juli 2022 um 6:31Ein trüber Morgen, aber mild genug für Balkonkaffee.
Ich hab eine echt schöne Aussicht, erwähnte ich das?
Auf dem Weg in die Arbeit tröpfelte es immer wieder, ich spannte vorsichtshalber den kleinen Schirm auf.
Weitere Recherchen zum Frieren beim Schwimmen (das wohl wirklich ungesund ist, Zähne zusammenbeißen keine gute Idee). Eine Fährte führt zur Ursache geringer Körperfettanteil. Meiner ist laut Mammographie wohl wirklich sehr niedrig – dabei war er eh nie so hoch, wie ich aussah (viel Sport halt). Bei der Klinikaufnahme für die Hüft-OP vor knapp zwei Jahren und mit zwei Konfektionsgrößen mehr wurde er gemessen: Die Angestellte, die mich gerade noch informierte hatte, mein BMI liege leicht im “Übergewicht”, stutzte beim Ergebnis sichtbar, denn auf ihrem Bildschirm war jeder Bereich meines Körpers grün für “wenig Fettanteil”.
Anekdotische Verifizierung durch Nachfrage bei einer dünnen Intensivschwimmerin in meinem Bekanntenkreis: Richtig, sie schwimmt nur in geheiztem Wasser (teilweise so warm, dass “Bikram Yoga”), sonst friert sie und hält es nicht länger als 30 Minuten im Becken aus. Lesen hier dünne Schwimmer*innen mit? Können Sie die Erfahrung bestätigen?
Am End’ werde ich mich noch mit Neopren befassen müssen. Wobei mir einfällt, dass ich im Schyrenbad immer wieder Schwimmer in Neopren gesehen habe, vor allem an bewölkten Vormitttagen (das waren gerne mal die, die mich auf drei Bahnen zweimal überholten). Bislang ging ich von Neopren-Gewöhnung fürs Freiwasser aus, aber vielleicht war es Kälteschutz.
(Und wer mit “dann iss halt mehr” kommt, dem/der haue ich Jahrzehnte Dicken-Aktivismus gegen “dann iss halt weniger” um die Ohren. Ja, es fühlt sich seltsam an, über diese Seiten des gesellschaftlich idealisierten Dünnseins zu schreiben – das in meinem Fall ja eh nur eine vorübergehende Folge von Appetitstörungen ist.)
Mittagessen: Gurke aus Ernteanteil, Pumpernickel mit Butter, Kirschen.
Emsiger Nachmittag inklusive denkwürdigem Telefonat mit einem IT-Support.
Auf dem Heimweg, es war stechend schwül geworden, wollte ich bei meiner Bankfiliale Geld holen. Kurz davor wurde ich aufgehalten: Auf einer großen Straßenkreuzung hatte eine Passantin einen Mauersegler sitzen sehen und ihn in eine Grasfläche daneben gesetzt. Davon, so viel weiß ich über Mauersegler, wäre er niemals hochgekommen. Ich nahm ihn also vorsichtig auf die Hand und hielt ihn weg von mir – doch er krallte sich nur fest. Drei Menschen um mich herum (ich musste erklären, dass das ein “Mau-er-seg-ler” war und dass die immer fliegen, auch beim Schlafen) telefonierten mit Tierrettungen, Tiernothilfen, der Mauersegler-Hotline, doch – für mich nachvollziehbar – erklärte sich am anderen Ende niemand bereit, den Vogel abzuholen, und wir waren alle mit Rad oder zu Fuß unterwegs. Er hatte sich mittlerweile beruhigt, hatte den Schnabel geschlossen. Am Mauersegler-Telefon war empfohlen worden, den Vogel heimzunehmen und ihn zu beobachten. Eine Umstehende recherchierte auf ihrem Smartphone Details zur Betreuung, niemand sonst erklärte sich bereit – dann nahm halt ich ihn mit. Begleitet von regelmäßigem “Awww!” von Passanten ging ich mit ihm auf der Hand im Schatten nach Hause.
Foto: Herr Kaltmamsell
Eigentlich hatte ich mich gestern Abend vor allem mit dem nun genesenen Herrn Kaltmamsell beschäftigen wollen, jetzt überraschte ich ihn mit einem Mauersegler. Ich setzte den Vogel in eine flache, mit Küchentüchern gepolsterte Schachtel mit einem Schälchen Wasser auf den Balkon in den Schatten. Nach meiner Runde Yoga machte er immer noch keine Anstalten wegzufliegen. Ich setzte ihn auf das Balkonsims: Ein flugunfähiger Mauersegler ist lebensunfähig, und der rechte Flügel stand komisch weg. Wasser (seitlich an den Schnabel) oder gefangene Inspekten nahm er nicht an.
Doch als ich nach einer Stunde nochmal nach ihm sah, war er weggeflogen (Glück gehabt).
Nachtmahl jetzt wieder von Herrn Kaltmamsell: Den Spitzkohl aus Ernteanteil geviertelt und gegrillt mit Sesamsauce, dazu gebratenen Quietschekäse.
Nachtisch reichlich Süßigkeiten.
Zu Regen und Gewitter ins Bett.
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Christian Stöcker erklärt die eigentliche Weltverschwörung zum Auslöschen der Menschheit:
“Supreme-Court-Urteil zum Klimaschutz
Im Würgegriff der Feinde der Menschheit”.
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Wir WUSSTEN es! Es GIBT einen Dessertmagen!
https://youtube.com/shorts/2yG4wWeRMBA?feature=share