Archiv für April 2004

Anderer Leute Ringe

Freitag, 30. April 2004

Ich mag Gelbgold, ich mag schlichte Ringe, ich mag schlichte Gelbgold-Ringe. Da ich dafür aber nicht viel Geld ausgeben will, ersteigere ich die bei Ebay. Fast alle wirklich schlichten Gelbgold-Ringe, die bei ebay angeboten werden, sind Eheringe – künftige (ohne Gravur) oder ehemalige („PL“). Eben habe ich wieder einen ganzen Schwung ersteigert, mittlerweile dürfte ich neun Stück besitzen. Einige davon möchte ich dereinst zur Goldschmiedin tragen, auf dass sie mir einen schweren breiten Ring daraus schmiedet. Die meisten trage ich aber einfach so, am liebsten mehrere auf einmal.

Und jetzt stellt sich heraus, dass mein Mitbewohner das verwerflich findet (um genau zu sein: Sein Ausdruck war „krank“). Einen Ehering, so sein Gedankengang, versetze man nur in höchster Not. Und die nutzte ich garstig aus.

Echt? Ist das so, das mit der Not und dem Ehering? Ich habe ja schon unüberwindliche Schwierigkeiten, das Zeichen „Ehering am Finger“ zu entschlüsseln. Es handelt sich ja in unserer Kultur um die sichtbare Bekundung, dass man verheiratet ist. Was heißt das?
– Es hat keinen Sinn, mich zu umwerben, vulgo „Mach mich nicht an!“ („Just the fax, ma’m, just the fax…“)
– Ich habe einen / eine abgekriegt und bin stolz drauf.
– Ich bin nicht allein auf der Welt.
– Ich habe regelmäßig Sex.
– Keine Angst, ich werde dich nicht anbaggern.
– Ich habe meine Mutter glücklich gemacht.

Ich schätze, mein Mitbewohner unterstellt mir subversive Gedanken beim Aufkaufen von anderer Leute Ringe.

Dinner Ladies

Donnerstag, 29. April 2004

Derzeit ist es besonders spannend, zu Jamie Olivers Blog rüberzuschauen:
Er denkt sich gerade Möglichkeiten aus, das legendär grässliche Essen an den englischen Ganztagsschulen zu verbessern. Seine Mischung aus fast naivem Idealismus und selbstverständlichem sozialen Engagement wird für mich immer typisch britisch sein (und hat ihre historischen Wurzeln im Fehlen eines staatlichen sozialen Netzes, ichweißichweißichweiß).

In Bewegung habe ich Herrn Oliver noch nie gesehen, lese und nutze aber alle seine Kochbücher mit Begeisterung – über die Fallen, die den Lesern die schlecht recherchierten Übersetzungen ins Deutsche stellen, werde ich mich noch ereifern (vorab: „custard“ ist KEIN „Eierstich“). Am höchsten rechne ich Jamie das Ermuntern und Ermutigen an. Beispiel: Zwar habe ich meine Nudelmaschine seit über zehn Jahren, doch BJ (before Jamie) nutzte ich sie vielleicht drei Mal. In den fünf Monaten AJ bereits vier Mal, denn Nudelmachen geht wirklich im Handumdrehen.

20six

Mittwoch, 28. April 2004

„ich weiß sie mögen 20six nicht so sehr, aber da gibt´s nicht nur ‚kinderblogs’!“ schreibt ein „der sven“ in Ankes Kommentaren. Dann schaun wir doch mal nach. Denn als mir meine künftige Schwägerin letzthin erzählte, sie hätte sich bei 20six ein Blog eingerichtet, wunderte ich mich, warum mir von diesen vielen Blogs noch kein einziges auf die Blogroll geraten ist, nicht einmal beim Blogbummeln begegnet. Ich nehme mir also die 20six-Blogroll von „der sven“ vor und notiere jeweils die ersten Sätze der jüngsten Einträge (sollte als Korpus durchgehen):

protokoll der letzten tage und stunden.
samstag abend sehr gelacht, beim anarcho-clown leo bassi, anschliessend noch ein paar worte gewechselt mit dem herrn, eine kleine trinkung abgehalten, fast food gegessen (auch schon länger her, dass letzte mal fast food), eine liebe bekannte getroffen, “bist du auch gleich da?” … ich denke darüber nach (…)

die uni ruft!
mehr in zehn jahren!

too much of nothing.
kennen wir ja bereits:`aufnichtslusthab`-phasen.verdammt hemmend in allen dingen.gehen aber bekanntlich weg.ich muss einfach irgendetwas tun,brauche irgendeinen fixpunkt.eine beschäftigung.(…)

Geistesgeschwätz.
Blahblahblah…

Wir schreiben uns jetzt jeden Tag. Wusste gar nicht, dass er so ein liebes und eloquentes Schlitzohr ist. Leider eröffnete er mir gestern, dass er auf Kellnerin Antje ausm “Humboldt” steht (sie aber nicht auf ihn!). Und es macht mir nicht mal was aus. Ernsthaft. Denn ich bin bis jetzt nur medium-verknallt. (…)

[Hausarbeit-Revival]
Da ich hier die Arbeit an meiner letzten Hausarbeit mehr oder weniger dokumentiert habe, werd ich auch was zum Ergebnis schreiben. Welches mich über alle Maßen erfreut hat. Eine schöne 1,7 die mich mehr als zufrieden stellt :) Den Dozent scheinbar auch und er hat auch freundlicherweise nichts vom 2maligen Abgabetermin-Verschieben gesagt hehe… (…)

wieder da
((Foto von einem exotischen Berg))
“alle reisen haben eine heimliche bestimmung, die der reisende nicht ahnt.”
[martin buber]
bin wieder zurück, aber immer noch nicht sicher, wie es hier weiter gehen wird.

Tonight, I have good news und I have bad news
Die gute Nachricht ist: ich war heut pünktlich wach,
die schlechte Nachricht ist: der Prof lag leider flach,
Die gute Nachricht ist: Wir war’n zum frühstücken beim eitel,
Die schlechte Nachricht ist: bei mir saß nichteinmal der scheitel.(…)
—-
Pink oder hellblau?
Streiche ich das Gästezimmer nun pink oder hellblau? Ich kann mich nicht entscheiden und die bessere Hälfte ist auch keine wirkliche Hilfe (‘Warum streichst Du’s nicht weiß?’).(…)

Ruhe
Heute genieße ich die Ruhe .. ich bin alleine zuhause, habe dies und jenes gemacht. Und dann lag ich auf der Couch und habe “Unterwegs” gehört…. mein neues Hörbuch und driftete ab..(…)

„Er saugt Staub und wäscht ab. Er ist eine richtige Perle“
Der wilde Helmut Berger (…)

viele Dinge…
1. meine andere Ratte ist auch tot.
irgendwas scheine ich falsch zu machen :(
Sie lag einfach tot im Käfig. Gestern abend war sie noch putzmunter… Heute morgen auch. und heut nachmittag war sie tot. (…)

am abend
juhu, ich freu mich schon, weil wir heute morgen bei einer „job fair“ waren, wo ich ein paar interviews hatter..und bei einer company hab ich einen job bekommen..und das war ja überraschend einfach..naja.. (…)

erster sonnenbrand
naja, fast… man könnte es angekokelt nennen. was für ein wahnsinnig schönes wetter!!!
den ganzen nachmittag schön beim baseball in der sonne gesessen und gescort. fein, fein haben die jungs da gespielt. (…)

… und sie lassen sich immer was neues einfallen
die leute von BigBrother. jetzt haben sie eine transsexuelle frau ins haus geschickte. ich muss ja sagen, als ich Maxime gestern bei ihrem einzug gesehen habe, da musste ich doch recht heftig schlucken. (…)

mal wieder kurz blicken lassen. das konzert war das beste bisher. die jungs stellen alles in den schatten. es bleiben keine wünsche offen. sie spielten neue und alte lieder, sie improvisierten, sie gaben solo-einlagen (…)

zweiter tag ohne
bisher keine ausfallerscheinungen wegen nicht schlafen können o.ä. das ist gut und wird hoffentlich so weitergehen. was nicht gut ist: ich muss jetzt arbeiten und hab keinen bock.

Randgruppen
Heute war ich in der Früh beim Einwohnermeldeamt, und ich muss sagen, ich bin hochbegeistert. Ein Hurra für die Stadt! Offensichtlich ist man für Gleichberechtigung bei der Einstellung körperlich Benachteiligter: (…)

weites meer
ich sitze in einem boot. rund um mich nur wasser. andere boote sind in der nähe, kommen mal dichter, sind immer öfter jedoch weiter entfernt. das ufer ist kaum noch in sicht, es schwindet in der entfernung, habe ich das gefühl.

[heute ist toll]
Toll,toll,toll:
-Urlaubsplanung[Nordsee,mit Sven und all den lieben Leuten]
-eine 2+ in Deutsch [weniger eine 4 im Chemie-Test]
(…)

>ein kleiner schritt
[in diesem blog bin ich] WEG VOM FENSTER.

heutige geistesverfaasung war eindeutig geistesabwesen. fragt mich nicht, wo ich war. jegliche versuche mich zurückzuholen scheiterten kläglich.leider.

Eigentlich wollte ich Berlin…
…aber jetzt wirds am ersten Mai wohl doch nur Recklinghausen. Aber was heißt hier nur? Manuel Andrack ist auch da. Und schwarz/rot Atemgold09 – eine der besten und vor allen Dingen größten COmbos, die ich kenne. Genial. (…)
—-
[all i can do is try…]
diese woche war irgendwie schön. nach 8 monaten wieder meine schwester, meinen pap und meine stiefmam gesehen. ich vermiss sie schon richtig. und wenn ich das lied “my father’s eyes” von eric clapton höre kommen mir jedes mal die tränen. (…)

habs überlebt. tadaaa. war gar ned schlimm… dafür bin ich wieder verletzt worden. sie hat es nicht absichtlich getan… aber das foto tat weh. nerv. egal. jetzt ist es geklärt. hab ihr ne mail geschrieben wie weh das getan hat wegen IHM … dann hat sie zurück geschrieben… bla… bla…(…)

tag 4
heute ist ein guter tag. ich fühl mich wohl. fühle ich mich im büro wohler als zuhause?
hier sind meine aufgaben ganz klar deklariert. außerdem hat die urlaubszeit schon begonnen.

[Balkon gegebüber]

HELFT MIR!
welche liedzeile soll aufs t-shöört?
[a] home is nun mal where your heart is. [kettcar]
[b] you’ve got all these great answers to all these great questions. [biffy clyro] (…)

Erinnerung
…und dann kam Dein Anruf und ich war allein mit Dir – allein über die ganze Welt hin, allein mit Deiner zärtlichen Stimme, – und ich kann mir nicht helfen, mir zittern die Hände und ich musste nachher in den Spiegel blicken:(…)

Verzweifelte Suche…
… nach den ganzen Notizen, Vokabeln und sonstigen Vermerken in meinem Englisch-Wörterbuch…
Sofern wir in der Klausur am Montag unser eigenes Dictionary benutzen wollen, müssen wir das morgen abgeben, damit es überprüft werden kann.(…)

Film der wohl gut ist
Eternal Sunshine of the Spotless Mind.
Mit Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Mark Ruffalo, und Elijah Wood
Über Gedächtniss Erasement

grübeleien über zentrale dinge des lebens. ;)
so, ich habe vorhin mein neues blog angelegt, nachdem ich lang hin- und herüberlegt hatte, ob das nun sinnvoll/notwendig wäre. (…)

Kate bleibt hier
*wein* sniiiiiiiiiiiiiiiiffffffff..
Raucherzimmer im 5 Sterne Hotel, Flug alles abgesagt..
Kein Trip nach London. Meeting wurde abgesagt. Bin sooo traurig, wäre soooo gerne nach London gejettet. Alleine in der Grossstadt, Kate die kleine Assistentin..

Alle Schreibungen und Zeichensetzungen sic!

Lila Ohren

Dienstag, 27. April 2004

Nein, ich werde auch weiterhin nicht zum Arzt gehen wegen meiner immer wieder schmerzenden und juckenden Gehörgänge.
Denn der würde ja doch bloß ein Ekzem feststellen und mich dazu zwingen, mit violetter Flüssigkeit getränkte Wattebäuschchen ins Ohr zu stopfen, die mir dann tagsüber regelmäßig ins Apfelschorle fallen würden.
Ich hab schließlich John Irvings A Son of the Circus gelesen. (Sie erinnern sich? Der amerikanische Filmregisseur in Indien?)
Andere Leute holen sich ihre Krankheiten vielleicht aus medizinischen Wörterbüchern; mir reichen Romane. Grade die von Irving.

Der auktoriale Erzähler kehrt zurück

Montag, 26. April 2004

Rechts George Clooney

Aber hallo wie der zurückkehrt! Gestern habe ich von Wolf Haas Komm, süßer Tod gelesen. Nach vielen Jahren endlich mal wieder ein deutschsprachiger Roman, der handwerklich so richtig scheißgut gemacht ist.

Es ist echt ehrlich Zufall, dass der Krimi sich schon wieder um ein ER-Thema dreht, mein Mitbewohner hatte mir das Buch schon vor zwei Wochen empfehlend in Sichtweite gelegt. Und das hat er gut getan.

Komm, süßer Tod verwendet nämlich eine Erzählperspektive, die längst aus der Mode gekommen ist: den auktorialen Erzähler. Zur ansetzenden Hochblüte des Romans als Genre (18. Jahrhundert) war die Technik Standard: Meist hat sich der Autor des Buches als solch ein Erzähler geriert, „Lieber Leser“ geschrieben, diesem Leser mal kurz die Personen erklärt, den einen oder anderen Hinweis auf kommendes Geschehen gegeben, gerne auch mal das eben Erzählte ordentlich analysiert. Leute wie Jane Austen und später Charles Dickens spielten dann bereits mit dieser Technik, lenkten die geneigte Leserin auch mal in die Irre.

Das Ende des 19. Jahrhunderts und die Moderne schafften diese Art des Erzählens ab. Der erkennbare Erzähler verschwand immer mehr, statt dessen verschaffte die personale Perspektive dem Leser die Illusion, der Handlung und den Personen ungefiltert zu folgen, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Das, was vom Erzähler übrig blieb, nannten wir Literaturwissenschaftler den „impliziten“ Erzähler, der lediglich in Wortwahl und in der Auswahl von Details oder Adjektiven erkennbar ist.
Ausnahmen gab es immer schon; so ist mein liebster zeitgenössischer Autor des 19. Jahrhunderts John Irving.

Der Haas Wolfgang schiebt einen Erzähler vor, wie er seit Tristram Shandy nicht mehr auktorialer war – und Tristram Shandy zählt nicht, weil der als „Ich“ auftrat. Dieser Erzähler stellt sich vom ersten Satz an brettelbreit vor den Leser und legt los. In mündlich geprägter Straßensprache ohne großen Bildungshintergrund wedelt er mit dem Zeigefinger, erzählt die Geschichte des ehemaligen Detektivs Brenner, der als Krankenwagenfahrer ins Schlamassel gerät, erklärt die Welt im Allgemeinen und das Wiener Sanitäterwesen im Besonderen, legt dabei gerne auch mal verschwörerisch den Arm um des Zuhörers Schulter. Es ist immer ein Zuhörer, den er anspricht, nie ein Leser – die Leute, die er anspricht, lesen eher keine Bücher. Dieser Erzähler hat so viel eigene Persönlichkeit, dass ich jederzeit darauf gefasst war, dass er um die Ecke der Kreuzretter-Garage biegen und sich ins Personal der Handlung einreihen würde.

Mit diesem Kniff ist auch das Problem der Informationsvermittlung gelöst. Nun kann jeder Roman einen sachlichen Absatz einschieben, in dem er Hintergründe („Seit 40 Jahren stand das Haus schon vor den Toren der Stadt…“) oder Vorgeschichte („Es war nicht das erste Mal, dass er ihr begegnete. Er erinnerte sich nur zu gut an den kalten Januartag, als sie…“) darlegt. Aber das ist fad. In Komm, süßer Tod bekommt der Leser die Informationen direkt vom Herrn Erzähler (doch, in meinem Kopf eindeutig ein Mann), stark gefärbt durch seine Perspektive. Diese Färbung macht jede Information gleich noch mal so interessant. Und falls jemand etwas gegen seine Sicht der Dinge hat, watscht der Erzähler gleich mal prophylaktisch in die Richtung von „Psychologie-Ding“.

Erfrischend. (Und: Ja, Bach kommt drin vor.)

Besuch

Sonntag, 25. April 2004

Blogger, die bereits in meinen nächtlichen Träumen aufgetaucht sind, nach Häufigkeit:
Marie
etc.pp. (Marie und Kleingärtner auch einmal im selben Traum)
Don Dahlmann
Anke Gröner, Lyssa
Kathleen
Bis jetzt waren Sie in diesen Träumen alle freundlich zu mir. Bitte behalten Sie das bei, ja?

Antike Perry-Mason-Cover (8)

Samstag, 24. April 2004

Der Korbstuhl!