Am Samstag gab ich mich geschlagen und kaufte beim Muji zumindest die beiden schlichten, weißen Schüsseln nach, groß und mittel. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich ihre Vorgänger nicht wiederbekommen würde. Wie schaffen es andere Leute bloß, ihre Schüsseln beinander zu behalten – und zwar dann, wenn sie zu den Leuten gehören, die auf private Einladungen automatisch fragen: „Kann ich was mitbringen?“
Kann ich nämlich etwas mitbringen, dann tue ich das in Schüsseln. Nicht in meinen edelsten Schüsseln, aber doch in solchen, die sich im Buffet gut machen. Wenn ich dann nach Hause aufbreche, ist der Inhalt im seltensten Fall ganz aufgegessen (als geborene Langweilerin gehe ich tendenziell früh); ich lasse die Schale also beim Gastgeber. Und da steht sie dann. Aus anschließender Vergesslichkeit oder dem Scheuen von Umständen habe ich über die vergangenen 20 Jahre wahrscheinlich an die 15 Schüsseln über die Haushalte von Freunden und Bekannten verstreut. Es muss doch eine Alternative geben, und zwar eine praktische und elegante.
Selbstverständich habe ich meine Mitmenschen beobachtet, um eventuell von ihrem Verhalten zu lernen. Sie teilen sich diesen Beobachtungen zufolge in zwei Hauptgruppen:
1. Die Abschrecker: Sie bringen ihre Salate, Fleischbällchen, Pasteten, Cremes, Kuchen in und auf Tupperware. Diese gefrierschranktauglichen und deckelbaren Gefäße schreien „so praktisch!“ und sind ungeheuer hässlich. Sie lassen jedes Buffet nach Abiparty aussehen, bringen aber offensichtlich Gastgeber und Gastgeberin dazu, eine schnelle Rückgabe zum ureigenen Interesse zu machen. Man sah schon den Gastgeber einer Wohnungseinweihung (Schwabing, renovierter Altbau, Maisonette) dem Mitbringer einen halben Straßenzug mit der halbabgegessenen Tiramisu-Tupperschüssel nachlaufen.
2. Die Ungemütlichen: Sie lassen gerne ihre Speisen da, nehmen die Gefäße aber um jeden Preis mit – indem sie umfüllen. Im besten Fall fragen sie den Gastgeber nach einer seiner Schüssel, die sich dafür eignet (wenig wahrscheinlich, dass eine frei ist). Normalerweise aber kippen sie ein Kilo Bulgursalat auf einen der kleinen Pappteller, die nach dem Aufbrauchen des Geschirrs als Notbehelf auf dem Buffet stehen, oder stellen den halben Käsekuchen blank auf die Papiertischdecke.
Es gibt auch Mischformen dieser beiden Hauptgruppen, deren Verhalten zu übernehmen mir sehr widerstrebt: Hässliche Schüsseln habe ich nicht mal, Umfüllen erscheint mir nicht nur ungemütlich, sondern auch unhöflich. Und dann bin ich auch noch reine Schüsselgeberin, keine Schüsselnehmerin: Zu meinen Einladungen darf nie jemand etwas mitbringen.
Hat jemand von Ihnen vielleicht eine Lösung gefunden? Listen führen? Wochendenausflüge danach planen, wo man noch Schüsseln abholen muss?
Eine besonders gewöhnungsbedürftige Alternative praktiziert übrigens der Mitbewohner: Er lässt das Mitzubringende regelmäßig auf dem Hinweg zu Boden fallen, wodurch die Schüssel zerbricht.