Mich hat Helga von Notebook München bewichtelt, mit einer ganz zauberhaften Geschichte:
Resistent gegen Weihnachtskitsch bin ich nicht. Im Gegenteil. So eine Portion Kitsch zu Weihnachten muss sein. Die Metamorphose von der erwachsenen Frau zum sentimentalen Mädchen vollzieht sich in der Regel in vier Schritten – auch genannt Adventssonntage.
Vor dem ersten mache ich mich mit einem Seufzer auf, um die Komponenten für ein Weihnachtsgesteck zu besorgen. Nicht ohne zu betonen, dass das nun wirklich kein Mensch braucht.
Vor dem zweiten schwöre ich, keinen Fuß auf einen Weihnachtsmarkt zu setzen. Weil Weihnachtsmärkte nun wirklich kein Mensch braucht.
Vor dem dritten gehe ich mit Widerwillen Eier, Butter, Zucker einkaufen. Weil irgendjemand muss ja Plätzchen backen. Wobei die ganze Familie jedes Jahr aufs neue beteuert, dass es das wirklich nicht bräuchte.
Vor dem vierten stelle ich fest, dass mein Geburtstag mal wieder kurz vor Weihnachten liegt. Das braucht tatsächlich kein Mensch.
Mit dem Anzünden der vierten Kerze bin ich weichgespült. Wenn dann die Dickensche Weihnachtsgeschichte nicht im Fernsehen gezeigt wird, bin ich beleidigt. Ich ertrage Gedudel im Radio und bin bei „I’ll be home for christmas“ jedes Jahr aufs neue versucht, ins Auto zu steigen.
Wobei meine Eltern beileibe nicht Tränen vor Rührung in den Augen hätten. Wahrscheinlich würden sie nur alarmiert fragen: Habt ihr euch gestritten? Denn anders als ich, sind meine Eltern sehr wohl Weihnachtskitsch resistent. Und das Familienfestessen findet eh erst am 25. mittags statt. Wie es sich gehört in Bayern.
Doch wenn am Nachmittag des Heiligen Abends die Weihnachtsbaum-Schmuck-Krise beigelegt ist, der Begleiter und ich eine Tasse Tee trinken und froh sind, dass es doch selbstgebackene Plätzchen gibt, weiß ich, dass ich genau da bin, wo ich sein sollte: daheim.
Und irgendwann, wenn es schon dunkel ist, mache ich einen Spaziergang durch mein Viertel. München wird still an Weihnachten. Die Straßen sind leer. Hinter dem ein oder anderen Fenster brennen schon die Kerzen am Baum. Es ist eine schöne Stimmung an Heilig Abend in München. Und ich schwöre, würde ich bei diesem Spaziergang eine Engelslocke finden, ich würde glauben, das Christkind hätte sie verloren.
Meine Wichtelgeschichte steht beim Abspannsitzenbleiber. Der Hintergrund zum Nachlesen beim Initiator: das Münchner Blogwichteln.