So schlimm können meine Beschwerden ja wohl nicht sein, wenn ich mich trotz aller wohlbegründeten Empfehlungen meiner Leserinnen und Leser nicht als Notfall für ein paar Stunden in das Wartezimmer einer Orthopädenpraxis setze. Wobei leider das Detail „für ein paar Stunden“ den Ausschlag gibt: Mitte Dezember bis Mitte Februar ist die allerheißeste Phase meines beruflichen Aufgabengebiets, in der ich ziemlich unbedingt zu den üblichen Bürozeiten anwesend sein muss. Genau diese Zeiten schneiden sich allerdings mit den üblichen Praxisöffnungszeiten.
Aber schaun’S: Gestern habe ich neben dem Hinweis auf Voltarentabletten Ihren Tipp „Bewegung“ aufgegriffen (ich picke mir selbstverständlich aus alle Ihren Empfehlungen nur die heraus, die mir in den Kram passen), war ein bisschen auf dem Crosstrainer sowie in Low Impact in einer Stepaerobicstunde. Alles ganz wunderbar, und ich habe danach so gut geschlafen wie seit Freitag nicht mehr. Dass ich die ersten Schritte nach dem Aufstehen vom Stuhl in gebeugter Haltung gehen muss, finde ich auch nicht so schlimm.
Ich rede mir ja ein, dass ich eigentlich höllische Kreuzschmerzen haben müsste, die aber durch das Muskelergebnis der vielen und häufigen halben Stunden in der medizinischen Muckibude verhindert werden. Weil ich sonst zetern und fluchen müsste, warum ich mir eigentlich überhaupt die vielen und häufigen halben Stunden in der medizinischen Muckibude antue, wenn mir mein krummes, verwachsenes Kreuz dann doch auf der Nase herumtanzt. So oder so weide ich mich an dem vorherigen schiefen Bild.
Was wirklich spannend wird: Kann mir der Orthopäde am Freitag mehr bieten als Sie, meine hilfreichen Kommentatoren und Kommentatorinnen (plus E-Mail-Beraterinnen)? Ich sehe mich schon eine wegwerfende Handbewegung machen: „Pah, weiß ich schon von Frau kelef.“ „Genau, hat Tante Dokta pepa auch diagnostiziert.“ (Es sind tatsächlich meine Bandscheiben LWS 2/3 sowie 3/4, die ich mit meinem Muskeltraining in Schach zu halten versuche.) Das findet der dann sicher ganz toll. Rheuma, Schleimbeutelentzündung oder Gefäßvorfall kann ich ihm ja anbieten, wenn er nicht selbst draufkommt (wir haben alle zu viel Dr. House gesehen).
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Das mit dem Winter und dem Kalt ist schon in Ordnung. Der Schnee macht die kurzen Tage wenigstens hell, selbst ohne Sonne, dafür mit Bewölkung. Und das Kalt ist ja so kalt auch wieder nicht; im Januar ist es knapp unter dem Gefrierpunkt korrekt und angemessen. Warum ich dennoch im Schlaf mit gekipptem Fenster von Mücken gestochen werde, möchte ich aber schon mal erklärt haben. Ebenso wie den Umstand, dass mich auch nach komplett schneefreien 24 Stunden morgens die Schneeräumlaster aus dem Schlaf lärmen.
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Die jüngste Kinderbegegnung am Wochenende (Neffe 1, acht Jahre, Neffe 2, sechs Jahre, Nichte, fast fünf) hat mir mal wieder meine komplette Inkompatibilität mit dieser Bevölkerungsgruppe bewiesen: Wenn ein Mensch so regelmäßig gezielt lügt, um sich einen Vorteil zu verschaffen, dass ich ihm nicht mal mehr glaube, wenn er mir das Wetter berichtet – dann finde ich das sehr unsympathisch. Woher fast alle anderen Erwachsenen den Niedlichkeitsfilter „mei, er ist halt ein Kind“ nehmen, verstehe ich nicht.