Archiv für April 2015

Journal Mittwoch, 29. April 2015 – Hetzerei

Donnerstag, 30. April 2015

Ich fühle mich gehetzt:
– Die Zahl der offenen Tabs im Browser mit Artikeln, die ich unbedingt noch lesen will, Filmchen und Fernsehsendungen, die ich unbedingt noch anschauen will, Podcasts, die ich unbedingt noch hören will, liegt im mittleren zweistelligen Bereich.
– Mein persönliches re:publica-Programm ist lediglich ein 30-seitiges Word-Dokument mit reinkopierten Screenshots (nein, mir ist auf die Schnelle keine schnellere Lösung für einen Notizzettel beim Durchscrollen des Programms eingefallen).
– Ich habe die Anfahrten zu meiner ersten Unterkunft und zu meinen ersten Verabredungen in Berlin noch nicht recherchiert.
– Auf dem Tisch vorm Laptop stapeln sich ungelesene Tageszeitungen.
– Der Roman für die donnerstagabendliche Leserunde muss noch fertiggelesen werden (25 Seiten, war zum Glück vorm Einschlafen zu schaffen).
– Die Lieblingstweets April warten auf Zusammenstellung.
– Die Schachteln mit der Sommerkleidung lagern noch im Keller, nehme ich halt Winterkleidung mit nach Berlin.
– Vorzeigbares für das TTIP (Techniktagebuch in Person) auf der re:publica muss durchdacht und gepackt werden.
– Vollgestopfte Arbeitstage vor Urlaub inklusive Urlaubsvertretung für Kollegin
– Und dann verreise ich ja auch noch!
Überorganisierte, unentspannte Menschen wie ich leiden unter solchen Situationen sehr.

Aber: Ein gestriger Termin beleuchtet meine berufliche Zukunft mit milde rosigem Licht (Traumarbeitgeber!). Die vergangenen Monate waren allerdings so voll Enttäuschungen und Niederlagen, dass ich mich zu Zweckpessimismus gezwungen sehe, Hoffnung und Vorfreude zu unterdrücken versuche. Ich verfluche meine unbändige Phantasie, die sich bereits konkrete Arbeitstage ausmalt und mit Sportplänen koordiniert.

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Unser aller Lieblingsschafhirte findet einen weiteren Weg, die Realität seines Jobs auszuleuchten: Der National Trust sucht gerade einen Schäfer für ein Gebiet in Wales, und @herdyshepherd liefert in einem Artikel für den Telegraph die Hintergrunddetails, die nicht in der Stellenanzeige stehen:
“Are you hard enough to survive as a shepherd?”

You need to be tough as old boots. Imagine working for weeks on end in the rain, and then snow, and lambs dying of hypothermia, with the difference between life and death being you and your knowledge. Even if you do your best they still die, and you will need to keep going.
(…)
You will need to understand the other shepherds, perhaps when they are bawling at you in the wind from half a mile away, telling you what you are doing wrong on the mountain (in Welsh).

Journal Montag, Dienstag, 26./27. April 2015 – T-Shirt im Einsatz

Mittwoch, 29. April 2015

Warmer Montag, morgens Crosstrainer, stramm gearbeitet, nachmittags bei offenem Fenster.

Dass es am Dienstag ordentlich regnete, passte mir überhaupt nicht in die Planung. Ich fuhr trotzdem mit dem Rad in die Turnstunde vor der Arbeit, nass wurde ich allerdings erst auf den paar Minuten vom Hüpfstudio ins Büro. Die Temperaturen sanken über den Tag immer weiter. Vor dem Vorstellungsgespräch (ich wusste, dass ich mit drei Frauen sprechen würde, hatte ich beim T-Shirt-Plan einkalkuliert) hatte ich höllisch Lampenfieber, sah interessiert dabei zu, wie mein Hirn ohne echten Grund in Panik erstarrte. Die Unterhaltung war dann eine fröhliche Runde, das T-Shirt (an diesem Punkt öffnete ich die zugeknöpfte Kurzjacke und legte sie ab) erzielte das erhoffte Gelächter. Ich erzählte viel von diesem Blog – falls eine der drei Damen jetzt hier mitliest: Herzlich willkommen!

Nachmittags Unannehmlichkeiten in der Arbeit, doch der Tag wurde gerettet von zwei zugesagten Verabredungen in Berlin: einer Frühstücksverabredung mit einer Freundin aus Studienzeiten (ca. 15 Jahre nicht mehr gesehen) und Nachtmahlverabredung mit Blogfreundin. UND vom gestrigen Spargelessen zu Abend, komplett und inklusive Hollandaise bereitet von Herrn Kaltmamsell (schönen Gruß von ihm: Hollandaise nach diesem Rezept, die letzten drei Zeilen). Das war einen 2011er Mannwerk Riesling Alte Reben von Marquee wert – ganz ausgezeichnet! Der Riesling ist alt genug für eine leichte Petrolnote, sonst Vanille, Apfel, etwas Restsüße, im Mittelteil Säure, insgesamt schön rund.

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Dann @SalmanRushdie mal wieder bei einer Runde Zurückschimpfen gelesen. Auf seine schlechte Seite will man wirklich nicht kommen. (Anlass der Beschimpfungen und des Zurückschimpfens war Lesetipp unten.)

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Vielen Dank, liebe Audikäufer und -käuferinnen, dass Sie die Herstellung dieser Gemme finanziert haben: Die Stan Lee Cameo School.

https://youtu.be/N8m-NxpUIP0

Nachtrag: via Mail von Herrn Kaltmamsell

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Oh, ich bin ein boshafter Mensch. Hakan Tanriverdi hat für die SZ herausgebracht, wie US-amerikanische Nachrichten-Comedians all die TV-Clips mit Politikerblödsinn finden. Lösung: Mit der Software namens Snapstream.
“Warum die ‘Heute Show’ neidisch nach Amerika blickt”.

In Deutschland ist diese Software allerdings nutzlos. Denn, und jetzt beginne ich boshaft zu kichern: Snapstream greift auf die Untertitel der Sendungen zu, die in USA im Sinne der Barrierefreiheit vorgeschrieben sind. Und wo gibt es sie kaum, auch wenn Aktivistinnen sie seit vielen Jahren u.a. mit Verweis auf Grundrechte einfordern? In Deutschland. Blöd, ne.

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PEN American Center wird seinen jährlichen Freedom of Expression Courage award an das französische Satiremagazin Charlie Hebdo verleihen. Sechs Schriftsteller und Schriftstellerinnen haben daraufhin ihre Gastgeberschaft auf der Gala am 5. Mai zurückgezogen und damit die Debatte über Meinungsfreiheit neu entfacht.
“Six PEN Members Decline Gala After Award for Charlie Hebdo”.

via @SalmanRushdie

Journal Sonntag, 26. April 2015 – Auer Dult

Montag, 27. April 2015

Großen, herzlichen Dank für all Ihre Antworten auf meine Frage, wie Sie mich so finden – ich bin platt. Und es rührt mich, dass Leserinnen eigens dafür erstmals kommentiert haben, dass sich alle diese Mühe gemacht haben.

Gestern Morgen erstellte ich das Ergebnis als Tag Cloud:

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Die fünf häufigsten Nennungen waren:
klug
kritisch
analytisch
interessiert
humorvoll

Dank an stattkatze: Die Idee mit dem T-Shirt habe ich umgesetzt. Da die Zeit für eine Bestellung bei den üblichen Online-Shops zu kurz war, erkundigte ich mich bei gut erreichbaren Textildruckereien in München – und erfuhr, dass ich auch hier mit drei bis fünf Arbeitstagen Bearbeitungszeit rechnen muss, Abholen am selben Tag ist auch mit Ankündigung nicht drin. Ein Vorteil gegenüber den Online-Druckereien erschließt sich mir nicht. Also griff ich auf das Angebot von Herrn Kaltmamsell zurück, der selbst bedruckbare Aufbügelfolie besitzt. Am Samstag kaufte ich mir eigens ein anständiges T-Shirt dafür, gestern druckte und bügelte ich mit einer Proberunde auf einem alten T-Shirt. Sieht gut aus. Selbstverständlich informiere ich Sie alle, wie das im Gespräch angekommen ist.

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Meine Eltern hatten sich angekündigt, weil meine Mutter auf der Auer Dult nach einem bestimmten Korbteil suchen wollte. Da das Wetter warm und sonnig war, ging ich vormittags mit ihnen zu Fuß das halbe Stündchen hinüber in die Au. In der Sonne brauchte man keine Jacke, sobald sie hinter Wolken verschwand, sehr wohl. Meine Mutter wurde an beiden Korbständen fündig, meine Vater äußerte den Plan, er könnte doch alle angebotenen Weißwurstschüsseln zerschmeißen und damit die Welt verbessern (so sehr dieser Spanier die deutsche Küche schätzt, Weißwürste verabscheut er; mein Vater behauptet, er bekomme Kopfweh schon vom Geruch), ich blieb an den beiden großen Ständen mit Töpferware hängen.

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Da ich eh schon beim T-Shirt-Bügeln war, bügelte ich auch den Rest weg (es wird wärmer, das merke ich allein schon am erhöhten Bügelaufkommen), las dann energisch in Brighton Rock, das ich bis zum nächsten Treffen meiner Leserunde durchbekommen möchte. Es ist zwar mein zweiter Durchgang, doch ich erinnere mich an erstaunlich wenig. Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell Schweinsbraten (Schulter) nach einem englischen Rezept mit Kartoffelscheiben im Braten und Yorkshire Pudding auf Apfelstücken. Schmeckte hervorragend, der Yorkshire Pudding ist mir allerdings schlicht am liebsten. Nachtrag (das hier hat ja für mich auch Merkzettelfunktion): Wir tranken dazu einen Bio-Retsina Tsantali, der sich bestens mit dem Schweinefett und vor allem dem Rosmarin verstand.

Nebenher ließen wir einen seltsamen Leipzig-Tatort laufen, in dem nicht mal die Radiomeldungen realistisch waren (“Leider gibt es immer noch keine Spur…” beginnt nicht mal im hinterletzten Lokalradio eine Nachricht).

Journal Freitag/Samstag, 24./25. April 2015 – Avengers 2 und erste Wanderung

Sonntag, 26. April 2015

Am Freitag nach der Arbeit schnell heimgeradelt, von Herrn Kaltmamsell bereitetes Abendbrot gegessen (Tortellini in Brodo und Asiasalate aus Ernteanteil), mit ihm ins Kino geradelt: Avengers 2: Age of Ultron.

Der Film gefiel mir sehr gut (im Rahmen des Genres): Er schaffte es, die große Zahl von Protagonisten in einer dichten Handlung beisammen zu halten (Drehbuch, Schnitt), jeder und jede bekam durch Details eine schöne back story, die Charaktere rundeten sich trotz des genre-typischen regelmäßigen Krawumm mit Materialschlacht, Thor bekam sogar ein wenig Humor auf den Leib geschrieben (halleluja), die Interaktion der Figuren machte sie zum glaubwürdigen Team. Vorbildlich auch die Erzählökonomie, die mit kurzen Informationen per Bild oder Text weitreichenden Hintergrund erklärte (einmal sehen wir kurz, wie Hawkeye in sein Pfeilspitzenarsenal greift – und schon ist klar, warum das Ziel seiner Pfeile manchmal explodiert, manchmal nach hinten fliegt etc.). Der Film schaffte es auch, gleichzeitig ganz klar im Genre Superheldenfilm zu bleiben und doch überraschend links und rechts aus dem Erwartbaren auszuscheren. Viele bezaubernde Kleinigkeiten am Rand: Wie Agent Hill nach dem Party-Krawumm im Hintergrund mit den anderen zusammensitzt und sich einen Splitter aus der Fußsohle prokelt, wie die Nexus-Angestellten heimlich schnell ein Selfie mit Tony Stark schießen, Bügelbrett und Bügeleisen bei Hawkeye daheim im Schlafzimmer – und natürlich Stan Lee als großmäuliger Veteran auf der Avengersparty.
Fall Sie nicht grundsätzlich ein Problem mit Superheldenfilmen haben: Empfehlung.

Danach Heimradeln in milder Nacht – ich bin SO froh, dass der Winter vorbei ist.

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Samstagvormittag in fast sommerlicher Wärme Einkäufe getätigt, mittags eine S-Bahn nach Kirchseeon genommen, um diese Wanderung zu wandern. Die Sohlen blieben dran (sind ja fast neu), doch ich hatte mich schon daheim gewundert, dass die Wanderschuhe über Winter ziemlich klein geworden waren: Ich war doch früher nie mit der großen Zehe vorne angestoßen! Nach zwei Stunden bat ich um Unterbrechung, damit ich die Schuhe neu schnüren konnte; inzwischen rieben nämlich weitere Zehen unangenehm an der Innenseite. Das Neuschnüren half nicht. Da hatte ich plötzlich einen Verdacht und stieg nochmal aus den Stiefeln: Richtig, ich hatte zwei Paar Einlagen eingesteckt. Ich hatte vergessen, dass ich vor dem Einwintern die Stiefel mit Einlagen ausgestattet hatte und vorm Loswandern meine üblichen Einlagen hineingesteckt. Nachdem ich ein Paar entfernt hatte, waren die Wanderschuhe schlagartig bequem wie bisher.

Auch hier wie schon in den Isarauen: Erschreckend große Sturmschäden im Baumbestand, auch hier waren die Wanderwege aber bereits freigeräumt.

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Für die erste Wanderung der Saison hatten wir uns mit 24 Kilometern möglicherweise ein wenig übernommen, das Waldstück am Ende wollte gar nicht mehr aufhören. Wenn die Maßgabe dieselbe wie beim Bergsteigen ist, nämlich dass man am Ende noch genug Energie für locker eine weitere Stunde Wandern haben sollte, dann war’s zu viel. Aber! Ich habe meine ersten Schwalben der Saison gesehen, nämlich in Lindach.

Das Wetter hielt bis auf die letzte Stunde, als es ein wenig tröpfelte. Doch brotzeiten konnten wir im Bräustüberl der Brauerei Aying bereits wieder draußen.

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Habe übrigens noch am Osterwochenende wieder mit dem Nagelhautfieseln angefangen. Muss ich mir halt für Anlässe, an denen das Resultat unangenehm auffallen könnte, edle Handschuhe angewöhnen.

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“The wonderful, terrible Gone With The Wind
Revisiting the complicated legacy of the Civil War’s most famous story”

Gone With The Wind, Margaret Mitchell’s sweeping tale of the South between the antebellum and Reconstruction eras, is a work divided against itself. Its treatment of race is nauseating, a dismaying reminder of how recently blacks could be presented as inferior with essentially no controversy. At the same time, in Scarlett O’Hara’s vicious maturation from pre-war naivety to a ruthless titan of industry, it features the strongest and most complex woman in American entertainment, along with a view of gender politics without many equals today.

via @DonnerBella

Journal Donnerstag, 23. April 2015 – Kälteeinbruch

Freitag, 24. April 2015

Nach sehr unruhiger Nacht vor frühestem Weckerklingeln aufgewacht und einfach aufgestanden (dass das Programm das jetzt bloß nicht falsch versteht und mich immer ganz früh weckt).

Die Temperaturen waren von jackenfrei Radeln am Mittwochmittag zu Handschuhe beim Radeln gesunken, die ich leider nicht dabei hatte.

Nach der Arbeit auf dem Weg zu einer dann ausgefallenen Verabredung in der Maxvorstadt Kinokarten für Freitagabend besorgt. Herr Kaltmamsell, der nicht mit einer hungrigen Mitbewohnerin gerechnet hatte (Verabredung), bereitete mir spontan Spinat aus Ernteanteil mit verlorenen Eiern zum Nachtmahl.

Mein Vergnügen den ganzen Tag über:
Der Auftritt dieses süßen kleinen Mädchens bei Britain got Talent.
Sah ich mir immer wieder an und weidete mich daran, wie lächerlich die aufgebrezelten Damen der Jury mit ihrem affektierten Gehabe im Gegenschnitt aussahen. Den Gesichtsausdruck des kleinen Mädchens während der Show würde ich mir gerne auf Sprühflaschen ziehen. Für Verhandlungen.

Journal Mittwoch, 22. April 2015 – Beruhigungsmittel am Frühlingshimmel

Donnerstag, 23. April 2015

Dritter Morgen, an dem ich mich von einer Schlaf-App wecken ließ (irgendwann schreibe ich im Techniktagebuch darüber): Ich hatte am Vorabend das Smartphone neben mein Kopfkissen gelegt, die späteste Weckzeit eingestellt (5:50 Uhr), und die App sollte anhand meines Schlafablaufs berechnen, wann in den 30 Minuten davor der ideale Weckzeitpunkt war. Die App entschied sich für 5:20 Uhr und riss mich aus tiefen Träumen. Am Morgen davor war ich einige Zeit vor der frühesten Weckzeit wach gewesen, doch die App hatte beschlossen, dass ich noch weiterzuschlafen hatte. Mal sehen, wie lange ich dieses Spiel aus reiner Neugier mitspiele.

Na, wenn ich schon wach war, konnte ich ja Kaffeetrinken UND eine Runde an der Isar laufen vor der Arbeit. Der Morgenlauf dauerte dann etwas länger als geplant, weil er an diesem strahlenden Frühlingsmorgen so wundervoll war und es so viel zu fotografieren gab.

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Dass ich danach mit einem ziemlich dämlich entspannten Lächeln heim kam, lag aber sicher hieran:

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Mittwoch ist unser Ernteanteiltag des Kartoffelkombinats, es waren diverse Salate angekündigt. Nachmittags erinnerte ich mich, dass mir eine Kommilitonin vor 20 Jahren erzählt hatte, bei ihnen in Norddeutschland fülle man Pfannkuchen gerne mit süß angemachtem Kopfsalat. Ich probierte eine Abwandlung: Den Salat aus dem Ernteanteil (kein Kopfsalat) machte ich mit Dosenmilchdressing (wegen Norddeutschland) und Schnittlauch an, füllte frische Pfannkuchen damit. Es stellte sich heraus: Eine großartige Sache, und deutlich sättigender, als ich gedacht hätte.

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Kluges von Antje Schrupp zum Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung:
“Verantwortlichkeiten”.

Es ist meines Erachtens ein echtes Problem bei vielen deutschen politischen Debatten, dass alles quasi innerhalb von Nanosekunden auf die Schuldfrage zugespitzt wird. Über Politik, so scheint es mir manchmal, können wir gar nicht anders als moralisch sprechen, also immer vor dem Hintergrund der Frage, wo Gut und Böse jeweils liegen und wer in den Himmel kommt und wer in die Hölle.

Es geht aber bei politischen Debatten nicht um moralische Schuld, sondern um Verantwortung. Gerade in Deutschland sollten wir angesichts der Notwendigkeit, den Nationalsozialismus aufzuarbeiten, eigentlich inzwischen gelernt haben, zwischen beidem einen Unterschied zu machen. Nicht persönlich an etwas „schuld“ zu sein, enthebt niemanden der Verantwortung.

(…)

Frauen, die ihren Töchtern beibringen, sie müssten erstmal „Nein“ sagen, um sich bei Männer interessanter zu machen; Frauen, die sich sexualisiert aufbretzeln, nicht weil es ihnen so gefällt, sondern weil sie meinen, sie müssten das tun, um anerkannt zu sein; Frauen, die schweigend zuschauen, wie andere Frauen von Männern belästigt werden; Frauen, die als Mitarbeiterinnen von Werbeagenturen Kampagnen mit objektivizierten Frauenkörpern mittragen und so weiter und so weiter – sie alle [tragen] aktiv zur Stabilisierung von Vergewaltigungskultur bei. Die Beispiele ließen sich natürlich vervielfachen.

Aber auch das festzustellen bedeutet nicht, dass alle Frauen, die sich so verhalten, auch in einem moralischen Sinne schuldig sind. Möglicherweise haben sie ja gute Gründe, die ihr Verhalten rechtfertigen. Oder sie befinden sich in einer Situation, in der sie keine andere Möglichkeiten haben. Oder sie haben noch nie über das Thema nachgedacht. Es gibt hundert Gründe, die ihr Verhalten erklären, viele davon sind struktureller Natur und damit in der Logik individueller Schuld nicht hinreichend zu erfassen.

(…)

Feminismus ist jedenfalls umso wirkungsvoller und interessanter, je mehr wir uns nicht in einer Politik der Forderungen verlaufen, sondern uns selbst und andere Frauen dazu anregen, etwas Sinnvolles zu tun. Wenn wir Praktiken erfinden, die uns (und vielleicht auch anderen) dabei helfen, angesichts der Verhältnisse verantwortlich zu handeln und uns für das einsetzen, was wir für richtig halten. Zum Beispiel indem wir uns darüber austauschen, welches Handeln Erfolg hat und was nicht und so weiter. Indem wir also gerade nicht moralische Anforderungen an uns selbst oder gar an andere Frauen stellen, sondern durch eine realistische Betrachtungsweise die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass jede im Rahmen ihrer Möglichkeiten tut, was sie kann. Dafür ist es ja gerade nötig, dass wir ernst nehmen, was Frauen daran hindert. Und es ist unabdingbar, nicht ständig in jedem Vorschlag zum politischen Handeln gleich einen moralischen Druck zu sehen, was natürlich nur zu reflexhafter Ablehnung führt (in der Regel eine Begleiterscheinung von schlechtem Gewissen). Es geht im Feminismus darum, Wege zu finden, wie wir die Möglichkeiten und Handlungsoptionen von Frauen erweitern können. Moral hilft uns dabei nicht, aber Realismus.

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Für die Sprachnerds unter der geschätzten Leserschaft: Katrin Scheib über die armenische Schrift (sie war gerade eine Zeit lang in Armenien).
“Ceci n’est pas un U”.

Im Gegensatz zum Georgischen, das aussieht wie eine ausgeschüttete Tüte Erdnussflips, besteht das Armenische in großen Teilen aus Us, Us mit kleinen Schwänzchen und U-Bögen, die jemand gekippt, gedreht oder vervielfacht hat. Was kein U ist, erinnert gerne mal an lateinische Schrift oder auch ans Kyrillische, aber das heißt nichts.

§

Wie geht’s eigentlich einer Dicken, nachdem sie dünn geworden ist?
Traurig und ein wenig gruslig: Dünnsein macht nicht glücklich.
“The ‘After’ Myth”.

Truthfully, I have no idea who I am without “needs to lose weight” being one of the primary parts of my identity.
(…)
Losing weight does not mean you no longer struggle with your weight; I wish I had truly understood that. I still struggle with food. I still struggle with me.

via @midoridu

Journal Dienstag, 21. April 2015 – Trainertraining

Mittwoch, 22. April 2015

Gestern hätte in der Hot Iron-Stunde ein Trainingsvideo gedreht werden können – für Vorturner und Vorturnerinnen, die lernen sollen, was man alles falsch machen kann und wozu die mantra-artigen Einweisungen und Technikanleitungen gut sind. Seit Anfang April ist die Dienstagmorgenstunde wieder eine für Anfängerinnen. Wird ohnehin in diesem Langhanteltraining extrem auf korrekte Technik geachtet (man kann sich sonst richtig weh tun), beginnt die Anfängerstunde immer mit einer fünfminütigen Einweisung: Wie wird der Turnplatz aufgebaut, wie nimmt man die Langhantel rückengerecht auf, wie werden die Grundübungen korrekt ausgeführt.

In der gestrigen Stunde waren einige zum ersten Mal da, um die sich der Vorturner besonders kümmerte. Eine davon allerdings kam in aller Gemütsruhe fünf Minuten zu spät – nach der Einführung. Und machte entsprechend praktisch alles falsch, wovor eben gewarnt worden war. Der Vorturner war am Verzweifeln, weil er schließlich mit dem festen 60-Minuten-Programm durchkommen musste (eigentlich hätte er ihr vermutlich die Teilnahme untersagen müssen, aber das ist menschlich und dienstleisterisch schwierig). Vielleicht hielt die Dame aber grundsätzlich Anleitungen für unnötig, denn auch während der Stunde beschäftigte sie sich lieber mit Umräumen und sich selbst im Spiegel als ihre Aufmerksamkeit auf den erklärenden Vorturner zu richten. Er musste sie mehrfach direkt anbellen, um sie vor ernsthafter Selbstgefährdung zu schützen.

Irgendetwas lässt mich ahnen, dass wir diese Mitturnerin nicht nochmal am Dienstagmorgen sehen werden.

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Wundervoll sonniger Tag mit milden Temperaturen, Feierabend im Schnitzelgarten.

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Was ein junger Vater erlebte, der in der Notapotheke um ein Medikament für sein schmerzensreich zahnenden Baby bat:
“Ausgependelt”.

via @dasnuf