Mittelgute Nacht. Das Wetter war umgeschlagen und düster. Auf meinem Weg in die Arbeit begann es zu regnen, ich wurde feucht.
Arbeit in der Arbeit. Für die langen und oft sehr fundierten Diskussionen zur Interpretation wichtiger E-Mails konnte mich selbst mein Literaturstudium nur unzureichend schulen: Es hätte zusätzlich ein Psychologie-, Soziologie- und Marketing-Studium gebraucht.
Viele Schmerzen in der Arbeit (Hüfte runter zum Knöchel in jeder Haltung) trotz Beinaushängen, ich hatte bereits Visionen davon, mittags für ein entspannendes Vollbad heim zu fahren. Das Aua wurde erst gelindert, als ich meinem Bedürfnis nach Brustmuskeldehnung nachgab (Sie erinnern sich: Ich versuche zum ersten Mal im Leben auf meinen Körper zu hören) und die Arme angewinkelt nach hinten drückte: Da krachte es im Brustkorb und mein Bein schmerzte deutlich weniger. Ich kann mittlerweile verstehen, wenn Menschen mit orthopädischen Problemen zu Esoterik neigen: Der Schritt von “Der Arzt hat an meinem Kopf geruckelt, dann tat mein Knie nicht mehr weh” (Erlebnis meiner Mutter) zu Wasseradern unterm Bett ist kein großer.
Ich nutzte eine Regenpause, um Feierabend zu machen und zum Vollcorner zu radeln; dummerweise begann es ein paar hundert Meter vorm Laden heftig zu regnen. Mit eingepackten Einkäufen wartete ich ab, ob der Regen schwächer würde (Blick auf das Regal mit Flyern, u.a. zu den Strahlen-Gefahren von WLAN in Schulen – ich halte die Gefahren mangelnder Physik-Grundkenntnisse für gravierender), doch der Himmel sah nach allen Seiten bis zum Horizont dunkelgrau aus. Na, dann würde ich halt nass.
Slalom durch Oktoberfest-Cosplayer unter Schirmen oder Plastikmänteln. Daheim stieg ich erst mal aus der nassen Kleidung (hätte schlimmer kommen können, die Unterwäsche war trocken geblieben) und versorgte sie.
Print is nämlich keineswegs dead.
Herr Kaltmamsell war aushäusig, ich läutete das lange Wochenende (morgen Nationalfeiertag, Freitag St. Brück) in der Küche ein und buk einen seit Wochen offenen Tab weg: Saftiger Schokoladenkuchen.
Klappte problemlos, während der Backzeit (eher 35-40 Minuten, nach 30 Minuten wabbelte er noch flüssig) erledigte ich Pediküre.
Zum Abendessen machte ich mir aus gefrorenem Rahmspinat und Ernteanteil-Pak Choi eine Suppe mit zwei darin verlorenen Eiern. Nachtisch war dann der Schokoladenkuchen: Sehr gut.
Auf die Hausaufgabe Vollbad hatte ich überhaupt keine Lust und begann zu verstehen, wie sich der sprichwörtliche innere Schweinehund für Menschen anfühlt, die keine Lust auf Sport haben: Man weiß, dass es gut tut und es einem danach besser gehen wird, doch die Überwindung scheint riesig. Natürlich war ich brav und legte mich ins heiße Wasser.
Anschließende Dehnversuche wieder eher schmerzhaft als angenehm. Im Bett las ich ins nächste Buch: Friedrich Ani, Süden und das heimliche Leben.
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Schickes aus der Forschung: Woher kam die Pest?
“Alte Genome geben Einblick in die genetische Geschichte der zweiten Pestpandemie”.
Da nur wenige Daten zu frühen Ausbrüchen der Pest vorliegen und ein Mangel an veröffentlichten genetischen Daten historischer Pestgenome besteht, ist trotz der Allgegenwart des Schwarzen Todes in historischen Texten und im allgemeinen Bewusstsein nicht klar, von wo und über welche Route das Y. pestis-Bakterium zu dieser Zeit nach Europa gelangte und wie es sich über den Kontinent ausbreitete. In der aktuellen Studie rekonstruierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Pestgenom aus den Zähnen von 34 Pestopfern, darunter zwei aus Laishevo, in der Wolga-Region Russlands. Bei der Analyse dieser Pestgenome gelang es ihnen, einen Bakterienstamm zu identifizieren, von dem alle weiteren Bakterienstämme der zweiten Pandemie abstammen.
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Chinesische Küche aus ganz anderem Blickwinkel und im Gegensatz zur europäischen:
“The right way to order a Chinese meal: it’s all in the balance”.
via @vinoroma
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In der Süddeutschen anlässlich 30 Jahre Mauerfall ein Artikel über den damaligen Spiegel-Journalisten Ulrich Schwarz, der gegen viele Hindernisse und Widerstände dafür sorgte, dass der Westen von den Bürgerprotesten in der DDR erfuhr:
“Der Kronzeuge”.
Mutiger Journalismus wird immer wichtig bleiben.