Journal Samstag, 15. Februar 2020 – Kissentest
Sonntag, 16. Februar 2020Ausgeschlafen, Kartoffeln für Kartoffelsalat aufgesetzt, Kartoffelsalat fürs Abendessen gemacht.
Die Yoga-Runde war lustig: Gleich die ersten Bewegungen im Sitzen erforderten vor allem Hüftflexibilität – nope, nix dergleichen. Mein Körper veränderte seine Haltung also nur um wenige Zentimeter, im Geiste aber war ich so verdreht wie Adriene.
Als ich zum Olympiabad radelte, war der Himmel noch trübe, begann aber schon aufzureißen. Ich schwamm gemütlich 2.500 Meter und verkniff mir vernünftigerweise mehr. Unter der Dusche erinnerte ich mich, warum ich diesen doch eigentlich besonders schönen Badeanzug nie trage: Irgendwas an ihm scheuert die Innenseiten meiner Oberarme wund. Deshalb zum Merken:
Daheim frühstückte ich Käse, Nudelreste vom Vorabend sowie Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn. Dazu teilte ich mir mit Herrn Kaltmamsell eine große Kanne Lapsang Souchong – leider werde ich in der Teekenner-Hölle schmoren: Ich liebe Lapsang SÜSS!
Es war mittlerweile sonnig und warm geworden, ich ging raus für eine Besorgung.
Der Nußbaumpark präsentierte die große Krokusshow.
Meine Besorgung war ein orthopädisches Nackenkissen. Da sich in letzter Zeit mein beengter Nackennerv meldet und möglicherweise bei all den Körperturbulenzen mitspielen will, wollte ich mein Kopfkissen upgraden. Von einer befreundeten Bloggerin holte ich mir Erfahrungswerte und den Tipp, zum BettenRid zu gehen (mir war kein großes Sanitätshaus in der Innenstadt eingefallen, dem ich genügend Auswahl zugetraut hätte). Der Tipp war ein Volltreffer: Ich hatte schon den Weg zur Theatinerstraße eingeschlagen (wo ich vor zwei Jahren Herrn Kaltmamsell ein neues Kissen gekauft und mich sehr gut aufgehoben gefühlt hatte), als mir einfiel, dass der BettenRid in der Neuhauserstraße möglicherweise größer war. Dort wurde ich auf meine Frage nach Nackenkissen mit dem Hinweis “Ich hoffe, Sie haben Zeit mitgebracht” ins Untergeschoß geschickt. Eine umfassend bewanderte Angestellte ließ mich unter den zahlreichen Probebetten eine Matratze aussuchen, deren Härtegrad meiner daheim entsprach, fragte mich nach Details meiner Schlafgewohnheiten und reichte mir mit Erläuterungen Kissen an, die ich testete. Dabei saß sie auf einem Nebenbett und gab durch, wie die Linie meiner Halswirbelsäule aussah. Ich kam verhältnismäßig schnell zu meinem Idealkissen – und war mal wieder froh und dankbar, dass ich mir diesen umfassenden Service und diese Beratung leisten kann, der sich nachvollziehbarerweise im Produktpreis niederschlägt. (In absehbarer Zeit stehen bei mir neue Matratzen und wahrscheinlich Lattenroste an – ich weiß schon, wen ich dafür ansteure.)
Heimgetrippelt. Wie gerne ich zu Fuß gehe, wusste ich zwar schon früher. Doch jetzt, wo ich es fast nicht kann, wird mir das noch klarer.
Den Nachmittag mit Internet- und Zeitunglesen verbracht.
Zum Abendessen machte ich Fleischpflanzerl zum Kartoffelsalat, seriverte mit Mahrsbräu aU, das mir eine Freundin direkt aus Bamberg mitgebracht hatte (hier in meinem Lieblingskrug, der leider selten zum Einsatz kommt, weil ich selten Bier trinke, daheim noch seltener).
Dazu lief im Fernsehen Grüne Tomaten von 1991. Erst jetzt fiel mir auf, wie unpassend Idgie ausgestattet war: Diese Frisur und die Kleidung waren 100 Prozent 1980er. Die asymetrische Dauerwelle! Der breite Gürtel, der die Hose in Sack-Silhouette zusammenhält! Das Holzfällerhemd! Die Weste! So lief nicht nur ich Ende der 80er herum (minus Dauerwelle).
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Eine sehr bittere Geschichte übers Dicksein – angeblichem und echtem – bei Frische Brise. Mit vorerst Happy End.
“Mein Weg”.
(Manchmal vermute ich, dass mich vor diesem Weg nur die fehlenden Schwangerschaften bewahrt haben.)
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Ich kenne niemand, die so begeistert über ihre Irrtümer schreibt, wie Kathrin Passig. Hier unterhält sie sich mit Hanna Engelmeier über ihrer beiden früheren Frauenfeindlichkeit:
“Gemischte Gefühle, gemischte Zustände”.
Weil man aber nur aus dokumentierter Blödheit etwas lernen kann, gibt es diesen Text.
(Ich bin überzeugt, dass Albernheit fruchtbares Nachdenken befeuern kann.)
K: Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt bin, eine Frau. Ich habe das neulich mal mit Aleks besprochen, Anlass war, dass jemand, der einen Eintrag in Aleks’ Badetagebuch-Blog gelesen hatte, bei Twitter fragte: “Wieso weiß ich nach einem Satz, dass da eine Frau schreibt?” Ich habe ihm dann angeboten, dass er meinetwegen auch gern offiziell eine Frau sein kann, jetzt, wo es alle wissen, aber er wollte nicht: Er sei sich eigentlich ziemlich sicher, keine Frau zu sein. Auf die Frage, woran er das merkt, wusste er allerdings auch keine Antwort: “Vermutlich einfach Gewohnheit.” Aleks Scholz, Mann aus Gewohnheit. Auf seine Rückfrage, woher ich denn wüsste, dass ich eine Frau bin, sagte ich: “Ich fürchte, ich bin ungefähr so eine Frau wie du. Ich plane, demnächst löten zu lernen, dann wird man es noch weniger wissen. Außerdem beweist mein YouTube-Verlauf ja wohl alles, da geht es nur um alte Männer, die aus einem Wald und einem Schweizer Taschenmesser ein Haus bauen.”
Ich bin immer noch nicht fertig mit Kopfschütteln darüber, wie lange ich “Frauendinge” verachtet habe: Gespräche über Handtaschen, Schminke etc. – weil ich internalisiert hatte, dass weiblich Markiertes minderwertig ist (Autodetails, Modelleisenbahnen oder Freizeitsportausstattung interessierten mich ja auch nicht, doch ich verachtete die Themen nicht.)
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Yes please.
https://youtu.be/TcPk2p0Zaw4