Archiv für Mai 2020

Journal Sonntag, 24. Mai 2020 – Urlaubsende mit Siesta und Eis

Montag, 25. Mai 2020

Letzter freier Tag vor Urlaub, ich schlief nochmal (gut!) bis sieben.

Der Regen hatte offensichtlich schon lang aufgehört, der Boden war trocken.

Erweiterte Kraftübungen, eine gute Stunde Crosstrainer, die ganz gedankenverloren im Flug vorbei ging. Draußen kam die Sonne heraus.

Beim Semmelholen (kühl, aber nicht schrecklich kalt) machte ich einen Umweg über die Hans-Sachs-Straße, ich wollte nach der Lieblingsbar Auroom sehen. Schlechte Nachrichten: Im Fenster hing ein Zettel, dass wegen Wasserschadens und dadurch nötiger Renovierungen noch kein Eröffnungstermin feststehe. Dieser Wasserschaden scheint ein größerer zu sein: Auch das Thai-Restaurant 100 Meter die Straße runter war wegen Wasserschadens geschlossen.

Nachmittags nach Langem mal wieder Siesta-Schwere, die ich gleich mal auslebte. Gemütliches Buchlesen, das Handbuch für Zeitreisende bereitete mit viel Vergnügen. Zum Snack erster Ausflug der Saison zur benachbarten Eisdiele, drei Kugeln mit Sahne in die mitgebrachten Schüsselchen. Zur Milderung der Nach-Urlaubs-Panik im Büro schon mal in die Arbeits-E-Mails geguckt (keine Bomben) und zur Vorbereitung eines Jour-Diensts die nötigen Reports gelesen (nix Heißes). Das war eine gute Idee, jetzt wartet nur eine Woche Papierpost auf mich.

Abendessen bereitete ausnahmsweise ich (Herr Kaltmamsell musste arbeiten): Der Chinakohl aus Ernteanteil wurde wieder zu Tagliatelle/Chinakohl mit Lachssahne. Zur Abendunterhaltung ließen wir Justice League laufen. Lieferte zumindest einen echten Lacher, als Bruce Wayne auf die Frage “Und was ist Ihre Superkraft?” antwortet: “Ich bin reich.”

Journal Samstag, 23. Mai 2020 – Ausflug in den Westpark

Sonntag, 24. Mai 2020

Es waren Regen und Temperatursturz angekündigt, deshalb überraschte mich, dass es beim Morgenschnuppern auf dem Balkon bacherlwarm war. Ich nutzte das für den ersten Balkonkaffee der Saison.

Der erste Regen kam anderthalb Stunden später. Doch es blieb schwülwarm.

Gestern ein Tag ohne ausführlichen Sport, ich erledigte lediglich meine Basisübungen. Kleine Einkaufsrunde in die Drogerie und zum Obststandl. Zum Frühstück gab es Salatreste vom Vorabend und eine aufgetaute Zitronenschnecke von der Vorwoche.

Für meine Urlaubswoche hatte ich einen weiteren Ausflug vor, diesen mit Herrn Kaltmamsell. Eigentlich hatte ich an den Ammersee fahren wollen und dort mit dem Dampfer nach Dießen übersetzen, doch der Corona-bedingte Stillstand der Schiffe endet erst in einer Woche. Also peilte ich eine unbekannte Gegend Münchens an: den Westpark. Dort hatte man mir von einem japanischen Garten vorgeschwärmt, außerdem las ich von einem Rosengarten, Aussichtshügeln, Biergärten, Seen mit Cafés – der Ursprung des Parks liegt in der Bundesgartenschau Internationale Gartenbauausstellung 1983. Sollte das Wetter jetzt doch umschlagen, hatten wir einen Schirm dabei.

Wir starteten mittags im Westteil des Parks, der mit einer großen und breiten Fußgängerbrücke über den Autobahnzubringer Garmischer Straße mit dem Ostteil verbunden ist. Der Rosengarten war derzeit weniger beeindruckend als die Gärten mit Iris und Lilien, gepflegte Steingärten, Staudenlabyrinthe.

Wir spazierten auf Hügel und sahen hinunter, sahen in den Teichen und Seen viele Wasservögel-Küken (Gänse-, Enten-, Blesshuhn-, letztere haben ja rote Köpfchen!). Biergarten und Wirtshaus lagen wunderbar und sahen einladend aus, waren aber geschlossen. Auch am Brotzeitplatz mit Aussicht auf den Westsee war wenig los, er wurde nur von einer Familie (auf dem Tisch Tupper und kindersicheres Plastikgeschirr) und einer sehr fröhlichen, türkisch-sprechenden Rentnergruppe (auf dem Tisch Berge von Tomaten und Gurken) genutzt.

Der japanischen Garten war wirklich sehr schön, auch in das chinesische Ensemble (auf Schildern erklärt) lugten wir durch die kunstvoll durchbrochenen Mauern.

Sitzgelegenheiten zum Pausieren meiner kaputten Hüfte gab es reichlich, es war sehr warm geworden. Im Ostteil des Parks, deutlich belebter als der Westteil, hielten wir uns dann nicht mehr lang auf: Zum einen war ich vom Hinken körperlich erschöpft, zum anderen zog der Himmel bedrohlich zu.

Das Café am See hebe ich mir für den nächsten Besuch auf. Vielleicht für eine Verabredung nach Feierabend, ich arbeite ja in Fußweite.

Zurück nahmen wir den Bus 62. Kaum saßen wir drin, brach das Gewitter los. Den Schirm konnten wir gut für die 200 Meter von Bushaltestelle bis Haustür brauchen.

Als Snack gab es Flachpfirsiche und Kekse, ich las die Wochenend-SZ und Internet, freute mich über den reichlichen Regen draußen.

Während Herr Kaltmamsell abends das Nachtmahl zubereitete (Bulgursalat mit Petersilie, Knoblauch, Tomaten, Zwiebeln, Restkarotten – das meiste aus Ernteanteil, außerdem den riesigen Ernteanteil-PakChoy aus der Pfanne mit Hanfsamen), machte ich uns Erdbeer-Daiquirys.

Journal Freitag, 22. Mai 2020 – Offizieller Start der Balkonsaison

Samstag, 23. Mai 2020

Letzter Urlaubstag, St. Brück. Eigentlich hätte ich mich morgens in einen Zug ins Rheinhessische gesetzt, um eine große Liebe zu feiern. Aber Corona.

Ausgedehnte Kräftigung Bauch/Rücken, dann eine gute Stunde Crosstrainer mit Filmmusik.

Ich trippelhinkte zum Einkaufen: Beim Kustermann Rotweingläser (unsere Standard-Rotweingläser DiVino Bordeaux sind bis auf vier Stück zerdeppert, damit kann ich keine Gästetafel mehr decken), zwei Pfund Erdbeeren. Ich wechselte aufs Rad und holte im Buchladen am Josephsplatz ein Buch ab, auf das ich mich sehr freue (wenn ich bei einem Autoren oder einer Autorin mal auf Papier angefangen habe, fällt es mir schwer, auf eBook umzusteigen – nein, in keiner Weise logisch).

Johnny Häusler fand gleich mal den ersten Fehler, der jede positive Amazon-Bewertung ruiniert:

Hier ein schönes Interview des verlegenden Verlags rowohlt mit Kathrin und Aleks:

Man kann Ihr Buch nicht lesen, ohne auf zentrale Topics der Corona-Pandemie zu stoßen: Infektionsrisiko, Hygiene, Abstandhalten, Reisewarnung, Sterberate. Im «Handbuch für Zeitreisende» werden wir daran erinnert, dass es in der Menschheitsgeschichte immer wieder katastrophale Seuchen gab. Wie sollte man sich ihnen nähern, falls man das als zeitreisender Katastrophentourist unbedingt möchte – 1,5 Meter Mindestabstand reichen da wohl nicht?
Das wird in der aktuellen Diskussion zu wenig erwähnt: Zeitlicher Abstand zu einer Seuche ist sogar noch sicherer als räumlicher. Unsere erste Empfehlung wäre daher, den Epidemien der Vergangenheit zeitlich fernzubleiben. Zum Beispiel, indem man in eine Zeit verreist, in der Menschen noch nicht existieren, oder eine, in der diese Menschen weit verteilt sind und auf Ackerbau und Viehzucht verzichten. Alles, was länger als etwa 10000 Jahre zurückliegt, ist in dieser Hinsicht relativ sicher. Falls es unbedingt eine jüngere Vergangenheit sein muss, gilt im Grunde dasselbe wie in der Gegenwart: Trinkwasser abkochen oder mit Tabletten behandeln (Flaschenwasser ist in der Vergangenheit keine Option), alle Lebensmittel kochen oder schälen, möglichst keine Körperflüssigkeiten mit Einheimischen austauschen, Hände häufig und gründlich waschen, Mückenschutz verwenden, alle empfohlenen Impfungen mitbringen. Achtung: Sie brauchen unbedingt zeitspezifische Impfungen. Krankheitserreger verändern sich im Laufe der Zeit, und Impfungen gegen eine moderne Version einer Krankheit nutzen in der Vergangenheit wenig. Lassen Sie sich in einem zeitreisemedizinischen Zentrum beraten.

Den Heimweg legte ich über den Bahnhof, um nach dem Baustellenzustand zu gucken. Ergebnis: Vorm Bahnhof ist alles gesperrt, alles – ich musste mein Fahrrad auf einem schmalen Fußweg vorm Hertie schieben, um zur Schillerstraße zu kommen. Im gesamten südlichen Bahnhofsviertel gibt es derzeit keine Straße ohne massive Baustelle. Mir scheint, als hätte die Planung auf “alles auf einmal, dann sind wir schneller durch” gesetzt, statt sich für jeden Teilabschnitt nacheinander Umfahrungen auszudenken.

Frühstück mit den Semmeln, die ich unterwegs geholt hatte. Zeitunglesen auf dem Balkon, erschwert durch Wind. Dann Granta 151, Membranes ausgelesen – die schwächste Ausgabe seit Langem mit vielen ermüdenden Besinnlichkeitstexten.

Dabei Symptom für definitiven Nichtwinter: Ich trug meine Sommerhausschlappen für nackte Füße.

Erstes Abendessen der Saison auf dem Balkon. Wie es die von mir festgesetzte Tradition will, gab es Salade niçoise.

Wir plauderten auf dem Balkon bis in die Dunkelheit.

Vielen, vielen Dank für all Ihre Glückwünsche zum Rosentag, sie haben uns das Herz gewärmt.

§

Lila, deren Blog fast so alt ist wie das Mitmach-Web, bloggt wieder aus ihrer Wahlheimat Israel. Sie hat eine Stelle in einem Kibbuz-Kindergarten angefangen (qualifiziert durch eine ihrer vielen Ausbildungen), und ich freue mich sehr darüber, dass sie ganz viele Details vom Alltag dort erzählt:
“Alte Ente paddelt sich warm”.

Journal Donnerstag, 21. Mai 2020 – 27. Rosentag an Christi Himmelfahrt

Freitag, 22. Mai 2020

Ein erstes Mal: Der Rosentag fiel auf Christi Himmelfahrt.

27 Stück hatte ich am Mittwochnachmittag im Blumenladen am Stephansplatz abgeholt.

Ich gönnte mir eine halbe Stunde Yoga (Dehnen mit Mady) bevor ich mich fertig machte, um die erste Zugfahrt nach zweieinhalb Monaten anzutreten: Wir fuhren zu meinen Eltern nach Ingolstadt, erstes Familientreffen mit Grillen und auf Abstand im Garten.

ÖPNV-Starren mit Maske.

Das Großraumabteil war dünn genug besetzt für entspannes Reisen. Draußen war der Hopfen schon über zwei Meter an den Führungsdrähten der Hopfengärten hochgeklettert.

Im sonnigen Garten meiner Eltern wurde feudalst aufgetischt, während über uns die Mauersegler schrillten. Vom Grill kamen Garnelen, Schweinebauch, Lammkotelett, Hackwürstchen, Auberginen, Zucchini, grüner Spargel, Champignons, Tomaten, Veggi-Hackbällchen, Grillkäse, Röstbrot, dazu Sößchen und als Nachtisch eine Zitronen-Käse-Torte. Wir aßen an drei Tischen: Am größten die Bruderfamilie, an zwei Gartenbänken meine Eltern sowie Herr Kaltmamsell und ich. Lehrer und Lehrerin der Familie tauschten Abenteuer mit Fernunterricht, mit immer mehr digitalen Plattformen, mit Abschlussprüfungen aus, Schüler und Schülerin der Familie steuerten die Sicht der Gegenseite bei, wir ließen uns Gartenhandwerkliches erzählen – und leider auch von zwei COVID-19-Todesfällen im Freundeskreis, mit herzzerreißenden Bestattungen ohne Umarmung, fast ohne Musik.

Rosenfest – die ganze Geschichte bis zum großen Fest

Donnerstag, 21. Mai 2020

Eigentlich hatte ich geplant, diese Zusammenfassung vergangenes Jahr in den Wochen nach dem großen Fest fertigzustellen und zu veröffentlichen. Doch dann gab es die großen Erschütterungen, die furchtbarerweise zum Tod einer der Gäste führten. Ich konnte nicht mehr zu diesem Text zurück. Zum Jahrestag stelle ich ihn jetzt in dieser Fassung online, die in der Woche vorher endet, ergänze ein wenig, was nicht vergessen werden soll. Und fühle mich selbst damit frivol.

Feste und ich

Früher (etwa bis Ende meines Studiums) feierte ich gerne große Feste mit Konzepten, schriftlicher Einladung, Themenbuffet – für das ich mit Hingabe und Vergnügen plante und kochte. Am meisten Spaß machten mir DAS ROTE FEST (alles rot dekoriert, nur rote Kleidung zugelassen, nur rote Speisen auf dem Buffet, ein Gast brachte als Geschenk eine Mischkassette mit lauter roter Musik mit – Künstler, Band, oder Titel) und die Geburtstagsfeier, für die ich eine Schnitzeljagd organisierte, inklusive Absprachen mit örtlichem Einzelhandel und handkopiertem Aufgabenheftchen.

An meinen Geburtstagen war auch immer irgendwas, bei totaler Ebbe im Geldbeutel stellte ich halt auch mal einen großen Topf gekochte Maiskolben auf den Tisch (war damals noch exotisch).

Dann ging ich kaputt, oder zumindest ging diese Seite an mir kaputt. Ich merkte es zwar nicht gleich und lud noch das eine oder andere Mal mechanisch zu Anlässen ein, doch statt Freude bereitete mir das Mühe und belastete mich bis zur Verzweiflung. Also ließ ich das mit den Feiern bleiben, lud nur noch hin und wieder zu Abendessen ein.

Dennoch: Der große Wunsch

Seit vielen Jahren aber produzierte mein Hirn Ideen für ein großes Fest, und ich wünschte mir immer intensiver, die Menschen zusammenzubringen, die mir wichtig waren. Zusätzlicher Faktor: Der 25. Rosentag zeichnete sich ab, und Herr Kaltmamsell und ich waren uns einig, dass wir den groß feiern wollten. Über die Jahre hatte sich erwiesen, dass diese Partnerschaft unser Leben maßgeblich bereicherte, dass sie ein Geschenk und Glücksfall war; die Freude darüber wollten wir gerne teilen.

Der Zeitpunkt war ideal: Unsere Eltern sind noch fit, die Familie von Herrn Kaltmamsell kommt seit einiger Zeit auch über Kontinente hinweg wieder gern zusammen. Es lag nahe, diesen Anlass zu zu nutzen, um Herzensmenschen zu versammeln.

Die Bilder in meinem Kopf hatten sich bereits ausgesucht, wo das große Fest spielen würde: Im Foyer der Alten Kongresshalle Münchens, an der ich seit Juli 2015 auf meinem Arbeitsweg vorbei kam. Die 50er-/60er-Architektur mit Glasfront strahlte vor allem abends beleuchtet eine unwiderstehlich lässige Eleganz aus. In meiner Vorstellung fand der Empfang im Eingangsbereich statt, würden die Gäste zum Essen die wunderschöne Showtreppe hinauf ins Obergeschoß mit Galerie gehen, wo runde, prachtvoll gedeckte Tische auf sie warten würden, würde es nach dem Essen Tanz unten geben, auf den die nicht so mobilen oder tanzfreudigen Gäste von der Galerie aus schauen könnten.
Im Herbst 2017 schickte ich die erste Anfrage nach Mietmöglichkeiten der Kongresshalle ab.

Eigentlich wäre 2018 das Jubiläumsjahr für 25. Rosentag gewesen. Doch zum einen zeichnete sich ab, dass in diesem Jahr bereits zahlreiche andere Familienfeiern stattfinden würden, zum anderen war die Alte Kongresshalle zu unseren Wunschterminen möglichst nah am Rosentag 21. Mai bereits vergeben. Ich war enttäuscht und blies das Vorhaben erst mal ab. Doch allein der innerliche Versuch eines Rückziehers machte mir klar, wie dringend ich mir dieses Fest zu diesem Anlass wünschte: Selten war ich mir bei etwas so sicher wie bei der Vorhersage, dass ich mir mein ganzes Leben lang nicht verzeihen würde, es nicht gefeiert zu haben. Also bekam Herr Kaltmamsell den Auftrag, mich da auf keinen Fall rauszulassen, sollte ich ernsthaft mit einem Rückzieher liebäugeln.

Ich wollte ein Fest mit Menschen, die einander schon lange nicht mehr gesehen hatten, nämlich meinem Freundeskreis aus Studientagen. Ein Fest mit Menschen, die einander nahestanden, aber einander oft noch nie in derselben Atemluft begegnet waren (Internetfreundinnen und -freunde). Ein Fest mit Menschen, zu denen Herr Kaltmamsell und ich schon viel zu lange keinen Kontakt mehr gehabt hatten, ein Fest mit Menschen, die einander mal kennenlernen sollten, also Familie und Freunde. Das Fest sollte ein möglichst wunderbarer Rahmen für all diese Begegnungen werden.

Das Konzept

Wie sehr ich mir das wünschte, stellte sich heraus, als ich nach regelmäßigen Anfragen tatsächlich eine Zusage für die Alte Kongresshalle am 25. Mai 2019 bekam. Ich hatte mich zwar brav auch nach Alternativen umgesehen, doch keine kurbelte meine Phantasie so an wie die Alte Kongresshalle. Ab da brach ich regelmäßig in Tränen aus beim Gedanken daran, dass das wirklich, wirklich wahr würde.

Das erste Gespräch mit der vermietenden Stiftung ergab zu meiner zusätzlichen Freude, dass die Kongresshalle bin zum Mai 2019 barrierefrei sein würde – eine Folge des damals laufenden Umbaus mit Anschluss zu dem im Bau befindlichen angrenzenden Jugendhotel. Ich wünschte mir nämlich sehr, dass zwei Freundinnen von früher mit uns feiern würden, die seit einiger Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen waren. (Wermuthstropfen: Keine von beiden konnte ich erreichen.)

Eine Idee für das Konzept des Fests hatte mein Hirn ebenfalls ausgeworfen, überfallartig: When Thomas met Inés. Da wir ja den Tag feierten, mit dem unsere Geschichte als Paar begann, hatte ich die auf dem Sofa erzählten Kennenlerngeschichten aus When Harry met Sally vor Augen. Unsere Kennenlerngeschichte (Sie kennen sie ja hier aus dem Blog) sollte der rote Faden des Fests werden: Zum einen für die Einladung, zum anderen sollte eine Filmerin nicht nur unsere Kennenlerngeschichte auf dem Sofa aufnehmen, sondern auch auf dem Fest möglichst viele Kennenlerngeschichten der Gäste einfangen. Das Ergebnis des Fests sollte ein Zusammenschnitt all dieser Geschichten werden.

Erste Anfragen

Im Herbst 2018, als der Ort des Fests feststand, schickte ich also Anfragen los:
1. An eine Bekannte, die im Film arbeitet – sie hatte tatsächlich schnell einen Tipp, welche Kollegin die Aufnahmen für uns machen könnte.
2. Die Bilder, die ich vom Fest bereits vor Augen hatte, enthielten auch eine ganz bestimmte Fotografin: Smilla Dankert, die ich als Bloggerin kennengelernt hatte, von der ich aber wusste, dass sie schon seit einiger Zeit keine Fotoaufträge für Familienfeiern mehr annahm. Doch zu meinem großen Jubel stieß meine Mail auf positives Feedback – sie würde für uns eine Ausnahme machen.
3. An verschiedene Eventmanagementfirmen, die ich im Web recherchiert hatte. Ich war mir nämlich bewusst, wie viel Aufwand die Organisation eines Fest der Größenordnung, wie ich es mir wünschte, erfordern würde, und sah mich damit komplett überfordert. Zudem macht mir sowas überhaupt keinen Spaß. Mit zwei der angefragten hatte ich längere Briefinggespräche, die Wahl fiel auf Sandra Weiser und ihre Firma Corde Concepts, die mit Franziska Siebald unser Fest organisierte – und sich als durchgehender Glücksgriff erwies. Die beiden brachten genau die Erfahrung, den Überblick, die Ideen und die Steuerung in die Vorbereitungen, die ich mir erhofft hatte.

Den ersten Termineinmerker schickten wir im August 2018 per E-Mail. Bis dahin hatten wir uns also schon überlegt, wen wir einladen würden, und E-Mail-Adressen recherchiert. Um Postadressen für die gedruckte Einladung baten wir bei dieser Gelegenheit auch gleich. Leider trafen jetzt schon die ersten schmerzlichen Absagen ein – von lieben Menschen, die Haare rauften, weil sie EIN! MAL! im Leben ihren Urlaub bereits so lange vorher gebucht hatten.

Die Einladung

Unsere Eventmanagerinnen Sandra und Franziska managten auch Gestaltung und Druck der gedruckten Einladungen; Fotos hatten wir bereits von einem Fotoshooting im Frühjahr 2018. Wie gut sie zum Thema “When Thomas met Inés” passte, merkten wir am ersten Entwurf der Einladung: Er begeisterte uns umgehend.

Innenseite.

Bei einem der ersten Treffen hatten Sandra und Franziska vorgeschlagen, zum Fest eine Website zu gestalten: Denselben Plan hatten wir auch schon gehabt, Herr Kaltmamsell hatte bereits eine Domain eingerichtet. Hier standen passwortgeschützt die Details zum Fest, die Gestaltung und Befüllung organisierten mit wundervollen Ideen die Eventmanagerinnen – inklusive Kontingentanfragen an ein paar Hotels in der Nähe, die wir anreisenden Gästen als Tipps auf die Website stellten.

Dass wir die Einladungen (inklusive Verweis auf die Website) dann doch erst Anfang Februar verschickten, lag aber an der Langsamkeit, mit der wir den Verteiler mit allen nötigen Angaben zusammenbrachten.

Die Belohung für den Aussand waren die ersten Jubelschübe: Über umgehende Zusagen und über die Freude, die die Einladung auch in ihrer Form auslösten.

Jetzt stand wirklich, wirklich fest, dass das Fest stattfinden würde. Doch es würde nur das Fest meiner Träume, wenn sein eigentlicher Zweck erfüllt würde: Herzensmenschen aus 25 Jahren zusammenzubringen. Deshalb war meine größte Furcht: Oh Gott, es wird niemand kommen. Zu unsicher war ich, ob der unkonventionelle Anlass genug Zugkraft besitzen würde, Menschen zu teilweise großen Reisen und Anstrengungen zu bewegen. Erst als die 80. Zusage eintraf, entspannte ich mich: Ab jetzt würden sich die Gäste nicht mehr im Raum verlieren.

Entscheidungen der Wochen nach der Einladung

Catering: Corde Concepts hatte mehrere Angebote eingeholt (und uns beraten, die urspüngliche Idee eines gesetzten Essens fallen zu lassen, weil Buffet mehr Auswahl sowie größere Dynamik der Feier ermöglichte), eines davon war ein Tipp einer mit Eventmanagement befassten Kollegin gewesen. Unser Briefing lautete: 100 Gäste, in erster Linie Vegetarisches, Häppchen zur Begrüßung, dann Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch am Buffet, mitternachts noch ein kleines Käsebuffet, nach dem Essen Cocktailbar. Das ansprechendste Angebot kam von der Cateringfirma, die der Alten Kongresshalle angeschlossen ist: SPS Bavariapark Gaststätten. Der Vorschlag ging auf unsere Vorgaben ein, war originell und kulinarisch kreativ, außerdem transparent und professionell durchgerechnet. Zudem sahen wir als großen Vorteil, dass Ausstattung und Speisen nicht weithergebracht werden mussten, dass die eigentliche Küche gleich ums Eck lag.

Auch diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig: Das Angebot hatte ein Probeessen umfasst, das wir gerne wahrnahmen. Dabei lernten wir zum einen den Kopf hinter dem Angebot kennen, der sich ausgesprochen reizend um uns bemühte: Nick Kustre. Zum anderen beriet uns Wirt Philip Sedgwick bei der Weinauswahl, wir waren uns schnell einig. (Und wir durften ohne Korkgeld unseren Wunsch-Sekt zum Empfang mitbringen, nämlich den Rieslingsekt vom Weingut Reichsrat von Buhl.)

Technik: Hier musste wir uns ganz auf unsere Planerinnen verlassen, davon hatten wir nun wirklich keine Ahnung. Sandra und Franziska hatten die Location besichtigt, uns in puncto Abhängung und Licht beraten, Angebote eingeholt. Alle weiteren Abstimmungen übernahmen – mit kurzen Rücksprachen – sie.

Filmen: Unsere Filmerin Daria Kuschev war ebenfalls in Abstimmung mit Sandra und Franziska. Es hatte sich schnell herausgestellt, dass sich für die Aufnahme unserer eigenen Geschichte unser Wohnzimmer samt unserem eigenen Sofa wunderbar eigneten. Und es entwickelte sich die Lösung, dass für die Aufnahme der Gästegeschichten auf dem Fest selbst eine kleine Wohnzimmerecke im Hintergrund der Empfangsebene eingerichtet würde, unser Sofa würde dorthin transportiert.

Musik: Als Begleitung für Empfang und Essen wünschten wir uns ein kleines Live-Ensemble. Es wurde die Empfehlung unserer Evenmanagerinnen Café Caranvan, die in jeder Hinsicht optimal passten.
Auch für den DJ zum Tanz waren wir der Empfehlung von Sandra und Franziska gefolgt: Rainer Mund bekam von uns eine Playlist mit Musik, die wir uns für die Gelegenheit gut vorstellen konnten (und ein paar Titel für den Foxtrott, mit dem wir den Tanz eröffnen wollten) und traf anhand dieser Angaben sehr gut den Geschmack der Gäste – es wurde tatsächlich getanzt!

Deko: Bei diesem Thema hatte ich von Anfang um Hilfe gebeten, denn das kann ich nunmal gar nicht. Und es gehörte sicher zu den Gründen, aus denen ich auf diese charakterstarke Location abgefahren war: Sie wirkt auch ohne Deko. Über verschiedene Vorschläge kamen wir zu Blumenschmuck auf den Tischen (kombiniert mit kleinen Rosentöpfchen als Namenshalter und Gastgeschenk – wieder eine Idee unserer Eventmanagerinnen), für den Eingangsbereich ein paar Palmen, um den Dresscode “Paradiesvogel” einzubetten.

Kleidung: Dass ich Frack tragen würde, hatten die Bilder in meinem Kopf längst beschlossen – warum auch immer, aber ich träumte seit Jahren davon. Daraus entstand auch der Dresscode: Ich wollte allen Gästen die Möglichkeit eröffnen, so richtig in die Vollen zu gehen; “Paradiesvogel” schien mir dafür das passende Stichwort (auf der Einladung verbunden mit dem Nachsatz “Wir freuen uns über Waghalsigkeiten, doch im Paradies gab es ja auch Spatzen. Du sollst Dich wohlfühlen.”). Die Aufregung, die diese Ansage auslöste, machte mir allerdings schnell meine Fehleinschätzung klar – es hatten sich wohl einige sehr unter Druck gesetzt gefühlt.
Nach einem Leihfrack recherchierte ich online und stieß auf den Verleih über Cove & Co. bei mir ums Eck. Auf meine erste Anfrage hieß es, Damenmodelle hätten sie zwar nicht zur Verfügung, doch vielleicht würde mir ja ein Herrenmodell passen. Ich vereinbarte einen Termin, und gründliches Ausmessen ergab: Es gab passende Herrengrößen für meine Figur. Das Frackhemd ließ ich mir aber als Bluse schneidern, mit gefältelter Brust, verdeckter Knopfleiste, Damenabnähern, Manschetten, Vatermörderkragen. Das plane ich durchaus auch im Alltag zu tragen.
Herrn Kaltmamsell hätte ich ursprünglich auch gern im Frack gesehen, doch er mochte nicht. Da ich ihn aber bat, etwas Besonderes zu tragen, kleidete er sich in Schwabing beim Kostümverleih Breuer ein (eine Empfehlung von Cove & Co.).

Entscheidungen vor dem Fest

Platzierung der Gäste: Selbstverständlich wollte ich die Gäste platzieren. Zum einen war ich mir sicher, dass sie es als Erleichterung empfinden würden, sich nicht selbst einen Platz suchen zu müssen. Zum anderen waren sie ja das eigentliche Fest: Menschen, die einander seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatten, sollten beisammen sitzen. Andere sollten einander kennenlernen. So kam ich auf die Idee mit Thementischen: Manche der Themen waren als Gesprächsanlässe gedacht. Unsere Eventmanagerinnen hätten die Platzierung gerne früh gehabt, denn sie hatten wunderbare Ideen für die Gestaltung des Tischplans im Eingangsbereich. Doch mit wechselnden Zu- und Absagen war bald klar: Die Verteilung würde bis kurz vor dem Fest brauchen, der Sitzplan ebenso kurzfristig ausgedruckt werden müssen. Die Themen der Tische lauteten dann:

  • Fußball und Oper
  • Rund ums Hiwi-Zimmer
  • Gaudeamus igitur
  • Kunst und Chemie
  • Küche und Was Mit Medien
  • Elterngeneration
  • Enkelgruppe 1
  • Enkelgruppe 2
  • Aus der Schule
  • Wörter und Zahlen
  • Sprache und Buch
  • Buch und Bild

25 Jahre: Sandra und Franziska wiesen etwa drei Wochen vor dem Fest darauf hin, dass es ja eigentlich um Herr Kaltmamsell und mich gehe (das hatten wir tatsächlich ein wenig aus den Augen verloren) und schlugen vor, auf einem Regal Dinge auszustellen, die uns verbinden. Eine schöne Idee, wir druckten und rahmten Fotos aus 25 Jahren, stellten Wanderstiefel auf, Cocktailshaker, Kochbücher, Fernglas fürs Vogelbeobachten. Das Regal stand dann im Eingangsbereich und wurde auch von den Gästen wahrgenommen.

Fotografin: Mit Smilla hatte ich schon in einem Telefonat grob besprochen, welche Art Bilder wir uns vorstellten. Sie war schon am Freitag angereist, am Vormittag des Festsamstags traf ich mich mit ihr auf einen Kaffee: Erste persönliche Begegnung, auf die ich mich schon so lange gefreut hatte. Schon vorher hatte ich auf Smilla auf ihre Bitte Fotos von Familienangehörigen geschickt – damit sie schon mal ein paar zentrale Gäste zuordnen konnte.

Ablaufplan: Ein letztes Treffen kurz vor dem Fest diente der Besprechung des Ablaufs des Abends. Für 18 Uhr hatten wir eingeladen, wir würden schon um 17 Uhr da sein – um uns umzusehen, die Serviceleute kennenzulernen, Gelegenheit für erste Fotos zu haben. Bis 19 Uhr würden wir im Eingangsbereich Gäste begrüßen, es sollte Sekt und andere Getränke geben, dazu Häppchen. Im Obergeschoß dann die gedeckten Tische – und eine Leinwand: Unsere Begrüßungsrede stellte die verschiedenen Gästegruppen einander vor, doch die Geschichte vom Anlass des Fests erzählten wir per Film von der Leinwand – auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer aufgenommen. Wir stellten die Menschen vor, die das alles für uns organisierten und durchführten, zudem erklärten wir, dass die Rosentöpfchen auf den Tischen Geschenke waren.

Und weiter kam ich nicht. Es war tatsächlich ein traumhaftes Fest, auf dem genau das passierte, was ich mir erträumt hatte: All diese Menschen zusammenzubringen.

Der Tag selbst: Ich war emotional völlig durch den Wind, jede Absage eine weitere Achterbahnschleife. Vormittags traf ich mich auf einen Kaffee mit der bereits am Vortag angereisten Smilla – auch das hochemotional, unter anderem weil wir uns zum ersten Mal in Echt trafen.

Nachmittags zogen wir uns langsam und sorgfältig an. Zur Alten Kongresshalle nahmen wir uns ein Taxi. Ein bisschen Personalkennenlernen, erste Fotos noch ohne Gäste – doch die ersten (genau die, von denen wir das vorhergesehen hatten) kamen eh eine halbe Stunde früher.

Die nächsten Stunden sind in meinem Hirn völlig verwaschen, ich bin nur sicher, dass alles lief.

Ein paar Schnipsel:

Die Tante des Herrn Kaltmamsell, die sich immer wieder amüsierte, dass wir sie an einen der Enkeltische gesetzt hatten.

Es war eine ausgezeichnete Idee gewesen, Profis mit der Orga zu beauftragen, die Verpflegung und der Service übertrafen unsere Erwartungen (bei ersterem muss ich mich auf das unaufgeforderte Lob der Gäste verlassen, wie immer bei Aufregung konnte ich gerade mal genug essen, um den Blutzucker im Griff zu haben – mehr noch achtete ich darauf, genug Wasser zu bekommen). Bei jedem Anliegen kam sofort jemand herbeigeeilt und kümmerte sich.

Soweit ich sehen konnte, blieb niemand vereinzelt. Ein paar Begegnungen, sie ich mir lange vorgestellt hatte, fanden in meinem Blickfeld statt.

Der Moment, als wir von einer Gästegruppe eingekreist wurden, die uns zusammen ihr Geschenk übergeben wollte – überhaupt all die wunder- und liebevollen Geschenke.

Der DJ, der von Anfang an da war (obwohl er erst nach dem Essen auflegte) und der wieder und wieder betonte, welch ungewöhnliche und großartige Liedliste wir ihm hatten zukommen lassen (aber ich nehme an, das gehört zum Service).

Die vielen Gäste, die sich tatsächlich bereit erklärten, vor der Kamera ihre Kennenlerngeschichten zu erzählen – der Zusammenschnitt wurde zumindest in meinen Augen ein wundervolles persönliches Zeitzeugnis.

Die beiden jungen Frauen, die sehr spät nachts von draußen hereinschneiten und fragten, ob sie ein bisschen mittanzen dürften, das habe von außen nach so viel Spaß ausgesehen – sie würden ganz echt ehrlich auch nicht essen oder trinken. (Klar, willkommen!)

Die Gäste, die sich zwei Stunden lang verabschiedeten, um dann doch wieder beim Rausgehen an anderen Gästen hängen zu bleiben oder umzudrehen, weil sie zu diesem einen Song doch noch unbedingt tanzen mussten.

Eine davon eine sehr junge Frau, die nachvollziehbarerweise ziemlich früh genug hatte und beim Rausgehen die Nifften kennenlernte, bei ihnen blieb und dann mit ihnen einen spektakulären Formationstanz vorführte.

Tanzende Paare, tanzende Einzelgäste.

Wie geplant, verlagerte sich das Fest bei Dunkelheit nach unten, wo auch eine Bar eingerichtet war. Ich sah weitere Begegnungen, über die ich mich sehr freute.

Irgendwann war das Fest wirklich zu Ende. Sandra und Franziska hatten sich bereits darum gekümmert, Geschenke einzupacken – auf meine Bitte sorgten sie auch dafür, dass wir die Reste des mitternächtlichen Käsebuffets mitnehmen konnten, für das Frühstück am nächsten Vormittag bei uns, zu dem wir beim Abschied herzlich eingeladen hatten. Die beiden Event-Feen packten dann auch uns ein und fuhren uns nach Hause – wo wir in den folgenden Stunden völlig überdreht nur so etwas Ähnliches wie Schlaf fanden.

Noch ein paar Eindrücke mit den wundervollen Fotos von Smilla Dankert:

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Thomas und Inés – Rosentag am 25.05.2019 in der alten Kongresshalle München ©Smilla Dankert

Journal Mittwoch, 20. Mai 2020 – Großereignis Friseurbesuch

Donnerstag, 21. Mai 2020

Wecker gestellt, damit ich ohne Hetzen zu meinen Plänen kam, nämlich vor dem Friseurtermin um elf noch gemütlich zu bloggen und eine Runde Krafttraining zu absolvieren. Letzteres musste ich leider wieder abbrechen: Nachdem der erste von drei Fitnessblender-Druchgängen mit Hanteln sehr gut geklappt hatte (mit ein paar Anpassungen), streikte einer der vielen Hüftbeuger-Muskelstränge (ja, so habe ich auch geguckt, als ich im Anatomiebuch nachschlug) (Adductor brevis?) beim zweiten und schmerzte mit Messerstichen. Scheißndreck. Ich war froh, dass ich danach überhaupt noch gehen konnte.

Und nun: Radeln zum Friseur. Die hiesige Hygieneverordnung sieht vor, dass es in den Friseursalon keinen Wartebereich gibt, ich stand draußen in der angenehmen Frühlingswärme (gestern allerdings die meiste Zeit unter bedecktem Himmel), bis ich dran war. Mund-Nasen-Maske hatte ich dabei, im Raum waren ohnehin wie gewohnt nur zwei Stühle besetzt (hier gibt es keine Angestellten, Modell Mietstuhl). Fürs Umschneiden der Ohren ließ ich mir dann doch die Einwegmaske des Ladens geben: Der Meister hatte bereits eine Methode entwickelt, wie er deren Ohrenhalter schneidefreundlich im Nacken zusammenhielt.

Ich bot Herrn Friseur an, meine Mähne zu irgend “mal was anderes” zu nutzen, doch uns beiden fielen nur Umsetzungen ein, vor denen er als “sehr Madame-ig” warnte: “Ich weiß nicht, ob du das bist.” Nach herzlichem Gelächter entschied ich mich doch wieder für eine Variante, mit der ich mich identifizieren konnte.

So hatte mein Kopf nach dem letzten Schnitt Ende Januar ausgesehen.

So am Dienstag, also vier Monate später.

Und so fühlte ich mich gestern wieder zivilisiert.

Friseursalonboden nachher.

Anschließend radelte ich rüber zu einem Einkauf beim Dallmayr fürs abendliche Festmahl: Scheinbar lange Schlange am Eingang, die aber hauptsächlich wegen der Abstände zwischen den Schlangestehenden so lang war. Wie an so vielen Orten fiel mir auch hier drinnen erst durch DIE SITUATION auf, wie eng im Grunde alles ist – kein Wunder, dass nur abgezählt eingelassen wurde. Ich bekam alles für das geplante Mahl, verkniff mir aber das Schlendern und Gucken in die Theken, das sonst beim Dallmayr-Einkauf so schön ist.

Zum mittäglichen Frühstück gab es Fleischpflanzerl und Kartoffelsalat vom Vorabend, eine kleine Verdauungssiesta. Nochmal kleine Einkaufs- und Abholrunde. Nach vielen Wochen mal wieder Bügeln; ich erledigte zumindest den größten Teil, zu dem ich eine Folge Bayern-Podcast hörte: Holger Klein unterhält sich mit Lätitia Fech, Äbtissin des Klosters Waldsassen. Viele interessante Details von einer sehr vielschichtigen Persönlichkeit – aber religiöse Inbrunst wirkt auf mich halt schon sehr befremdlich. (Ich hatte das Bedürfnis bei jeder neuen Beteuerung ihrer Liebe und Hingabe zu “Gott”, ihrer “Berufung” zu fragen, ob da nicht vielleicht ein anderer als der christliche Gott gerufen haben könnte – vielleicht ja Apoll?)

Vorbereitungen des Nachtmahls: Ich feierte mit Herrn Kaltmamsell den Rosentag vor, weil wir am eigentlichen Datum 21. Mai bei meinen Eltern eingeladen sind.

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Ich so: Voll stolz, dass sie drei bis fünf Vögel vor ihrem Balkon am Gesang erkennt.
Andere so:
“BIRD NESTING STYLES: A CRITICAL REVIEW”. Part one
“BIRD NESTING STYLES: A CRITICAL REVIEW”. Part two

Journal Dienstag, 19. Mai 2020 – Spaziergang über den Westfriedhof

Mittwoch, 20. Mai 2020

Nach sehr seltsamen Träumen traurig aufgewacht.

Nach Bloggen und Twitterlesen war die Tagesbeschäftigung Nr. 1: Kartoffelsalat fürs Abendessen zubereiten.

Dann bestieg ich mit Musik auf den Ohren den heimischen Crosstrainer, quietschte und knarzte darauf eine gute Stunde (ohne es zu hören, denn aus den Kopfhörern kam ja laute Musik – an einem Wochentags-Vormittag bereitet mir der Lärm des Crosstrainers kein schlechtes Gewissen, anders als morgens vor sieben, wenn ich aus Rücksicht auf die Nachbarn die Fenster geschlossen halte und versuche, möglichst unquietschig zu strampeln).

Kurze Einkaufsrunde, unter anderem besorgte ich gemischtes Hackfleisch.

Zum Frühstück ein Stück Quiche vom Sonntag. Ich bereitete Fleischpflanzerlteig, formte die Pflanzerl und stellte sie kalt: Nachmittags war ich mit einer Freundin verabredet, so war das Abendessen startklar.

Die Verabredung war auf dem Westfriedhof, ich radelte in weiterhin schönstem Sonnenwetter hinaus auf der Panoramaroute über Nymphenburger Straße und Gern. Am Rot-Kreuz-Platz herrschte Verkehrschaos aus Radlern und Fußgängern: Es ist bei weitem nicht genug Platz fürs Warten an den roten Ampeln vorgesehen, es wird in die Straßen gestanden.

Große Freude über das Treffen mit der Freundin, die ich lange (bereits vor Pandemie-Einschränkungen) nicht gesehen hatte. Über dem Austausch zu momentanen Lebensumständen spazierten wir über den überraschend weitläufigen und abwechslungsreichen Friedhof mit viel altem Baumbestand.

Ein ganzes Gräberfeld mit schönen Holzkreuzen.

Teil des überraschend großen islamischen Friedhofs.

In einem angrenzenden Gastgarten setzten wir uns zu meinem ersten geselliges Glaserl in der Gastronomie seit mindestens drei Monaten, seit Montag dürfen ja die Biergärten und die Außenbereiche der Münchner Gastronomie wieder öffnen, zumindest bis 20 Uhr. Corona-Umstände: Die Freundin hatte reserviert, die Tische standen weit auseinander, wir durften nur am Tisch die Mund-Nase-Masken ablegen, die Bedienung trug ihre durchgehend, wir mussten unsere Kontaktdaten (Name, Anschrift, Telefonnummer) und genaue Zeit des Aufenthalts hinterlegen, damit das Gesundheitsamt uns im Fall der Infektion eines Gasts benachrichtigen konnte. (Seit ein paar Monaten wird versucht, diese Aufgabe des Gesundheitsamts mit einer Tracing App auf Mobiltelefonen zu unterstützen, doch bislang haben Zuständigkeitswirrnisse, Diskussionen über Datenschutz-Grundlagen und zahlreiche offene Detailfragen die Umsetzung verhindert.)

Daheim war alles so präpariert, dass 20 Minuten nach Ankunft das Essen auf dem Tisch stand – und dann auch noch sehr gut schmeckte (vielleicht ein bisschen zu viel frischer Thymian in den Fleischpflanzerln).

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Vergangene Woche ging durch mein Internet eine Geschichte, mit der die Grundaussage von William Goldings Romans Lord of the Flies widerlegt wurde: Wie tatsächlich eine Gruppe Schüler auf eine Insel im Südpazifik verschlagen wurde und sie sich keineswegs automatisch in Wilde verwandelten.

Ich hatte schon beim ersten Lesen ein ungutes Gefühl: Warum tauchten die ehemaligen Schulbuben nur als Foto auf? Warum wurde so getan, als seien sie Produkte desselben Bildungssystem wie die Buben in Lord of the Flies, nämlich der grausamen und menschenfeindlichen britischen Privatschulen?

Meleika Gesa stammt wie die Buben in dem Artikel aus Tonga und nimmt die koloniale Haltung des Geschichtenerzählers auseinander:
“The real Tongan boys of ‘Ata were not the real Lord of the Flies.”

Cultural knowledge was absent from the article that went viral. The fact they were Tongan wasn’t emphasised in the sense that it wasn’t acknowledged that it held importance to the story or their survival. How can you be surprised that Pasifika people, specifically Tongan, can survive on an island?

Their story was used to uplift another – the captain who rescued them. How do you write a story about Tongan boys who survived being stranded on an island and at the same time barely mention them? Their story is told through a colonial lens, the familiar trope of the ‘noble savage’.

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Manchmal hilft Schabernack.

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Und wo wir schon bei Albernheiten sind: Der New Yorker Choreograph Quinn B Wharton hat daheim die ikonische Tanzszene aus Dirty Dancing nachgetanzt – ganz allein: “No one puts lamp in a corner.”