Archiv für Juli 2020

Twitterlieblinge Juli 2020

Freitag, 31. Juli 2020

Das war ein verdammt langer und voller Monat.

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Sonderedition Hai:

Nachtrag: Mehr Lieblingstweetsammlungen gibt es bei Anne Schüßler.

Journal Donnerstag, 30. Juli 2020 – Hochsommer mit trüber Stimmung

Freitag, 31. Juli 2020

Boah, was für eine Nacht. Nach dem Klogang um halb zwei schlief ich lange Stunden nicht mehr ein, immer wieder wurde das Sinken in den Schlaf von Aufsteigen in Halbwachheit beendet. Ich erinnerte mich an den Tipp: Ganz aufwachen, aufstehen, zum Beispiel lesen – doch ich konnte vor Müdigkeit und Erschöpfung schon kaum stehen. Bei frühem Weckerklingeln war ich aber tatsächlich eingeschlafen: Ich stellte den Wecker vor, statt Crosstrainer gab es eine zusätzliche halbe Stunde überraschend guten Schlaf. Wie immer verwehre ich mir das Jammern beim Gedanken an Eltern, die das über Jahre durchmachen müssen. (Allerdings profitieren die im Regelfall von der Hormonausschüttung: “Aber wenn’s dich ein! mal! anlächelt!”)

Ein weiterer Hochsommertag mit viel Arbeit und trüber Stimmung.

Im Lauf des Vormittags dämmerte mir, woher der seltsame leichte Muskelkater im Trizeps kam: Ein paar Tage zuvor war mir mein Plumpsen in den Schreibtischstuhl zu unelegant geworden (weil beim Hinsetzen Hüftschmerzen > Muskelkraft), statt dessen stützte ich mich auf die Armlehnen und ließ mich so langsam ins Sitzen nieder. Bei meiner Bewegungsfreude (ich nutze wirklich jede Gelegenheit aufzustehen und herumzulaufen) kam offensichtlich genug Stütz für leichten Muskelkater zusammen.

Mittags ein Laugenzöpferl mit Frischkäse, nachmittags ein Becher Hüttenkäse. Eher später Feierabend.

Heimradeln durch mittlere Hitze. Zu Hause doch mal wieder Pediküre – die professionelle Fußpflege hatte über vier Wochen gehalten.

Herr Kaltmamsell war aushäusig, ich machte mir aus Ernteanteil eine kleine Schüssel Salat mit Tahini-Dressing und ein paar Tomaten, zum Nachtisch gab es eine halbe hervorragende Honigmelone und etwas Schokolade.

Am Abendhimmel sah und hörte ich nochmal Mauersegler.

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Nachdem ich mich schon so über die Jobanalyse von Roman Deininger gefreut hatte, klickte ich weiter auf der Jubiläumsseite der Süddeutschen herum – und empfehle das weiter.
Zum Beispiel diese aufschlussreichen Reflexionen:

Journal Mittwoch, 29. Juli 2020 – Gebremste Urlaubsvorfreude

Donnerstag, 30. Juli 2020

Mittelgute Nacht mit einer Pause (diesmal aber nicht durch Schmerzen, sondern Sorgen), ich hatte den Wecker auf Minimalsport gestellt.

Noch vor der Arbeit unternahm ich einen neuen Anlauf, einen Freibad-Slot am Samstag zu reservieren – vergeblich, denn das System hängte sich auf. Über den Vormittag versuchte ich es immer wieder; als ich endlich durchkam, war bereits ausreserviert. Ich kann also nur hoffen, dass während meines Urlaubs im August mal ein Wochentag sonnig und buchbar ist, sonst wird das ein Sommer ohne Freibad.

In der Arbeit war ich tatsächlich munterer, musste allerdings viel und Unerfreuliches arbeiten. Vormittags eine Hand voll Nüsse, mittags Pfirsiche, die sich über Nacht in Marmelade verwandelt hatten, mit etwas Manouri, nachmittags Joghurt. Ich stellte fest, dass ich keine rechte Urlaubsvorfreude aufbrachte angesichts der Tatsache, dass auf diese drei Wochen 13 weitere Berufsjahre folgen.

Der Arbeitstag wurde länger als geplant. Auf dem Heimweg besorgte ich in der Apotheke frische Masken (die OP-Masken sind mir weiterhin am angenehmsten), im Vollcorner Obst und Espresso.

Es war heiß, aber nicht mehr so prügelheiß wie am Dienstag.

Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl Spaghetti carbonara, sie schmeckten sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, die Wohnung war durch Verdunkelung tagsüber angenehm kühl.

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Auf eine gewisse schräge Art verspüre ich ja doch Lokapatriotismus für meine Geburtsstadt: Jeder und jede, die es aus Ingolstadt raus geschafft haben, sind mir erst mal sympathisch. So auch Roman Deininger von der SZ, der allerdings auch ohne seine Herkunft zu den Journalisten gehören würde, die ich am liebsten lese.

Anlässlich 75 Jahren Süddeutsche Zeitung beschreibt er, wie es ist, viele Jahre über Markus Söder zu reportern. Daraus lernt man nicht nur viel über politik-journalistische Berichterstattung auf Landesebene, sondern auch über die CSU und ihre Rolle in Bayern – nicht zufällig kommen keinerlei Frauen vor. (Und muss mehrmals laut lachen. Zumindest wenn man ich ist.)
“Gegen die CSU hilft nur Ironie”.

Die CSU geriert sich als bayerische Staatspartei, sie tut so, als hätte Strauß die Alpen persönlich aufgefaltet, Stoiber den Chiemsee ausgehoben und Söder die Nürnberger Burg gebaut (er hat ihre Sanierung betrieben, immerhin). Das ist eine Anmaßung, aber schon auch eine Einladung an Journalisten. Einer Partei, die so lange so sehr dominiert, muss man besonders genau auf die Finger schauen.

(…)

Heute ist es jedenfalls die nobelste Pflicht des Söder-Korrespondenten, das wachsende Auskunftsbedürfnis zu befriedigen. Manche Leute fragen einen nach Söder, wie sie einen Tierpfleger im Zoo Hellabrunn nach einem Panda fragen würden: Wie weich ist das Fell? Braucht er viel Schlaf? Isst er auch gut?

(…)

Söder gewährt Journalisten viel freimütiger Nähe als andere Politiker. Sogar jetzt als bayerischer Ministerpräsident ist er leichter greifbar als der ein oder andere Oppositionspolitiker. Söder war ja selbst mal kurzzeitig Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, er weiß, dass in der Nähe für ihn mehr Chance liegt als Gefahr. Dass mit einem Foto vor einem Klopapierberg viel gewonnen ist und mit ein paar Journalisten-Glossen zu eben jenem Foto wenig verloren. Im Gespräch hat Söder gewöhnlich einige kunstvoll vorgefertigte Wortschnitzereien parat, sagen wir: “Corona ist ein Charaktertest für die Gesellschaft.” Er wiederholt das Schlüsselwort, das er in der Zeitung wiederfinden will, dann so lange, Charaktertest, Charaktertest, bis der Journalist, Charaktertest, das Wort in seinen Block schreibt. Erst dann lässt Söder von seinem Opfer ab. Angesichts von Profis wie Söder muss man sich immer wieder bewusst machen, dass die Zuwendung, die man von ihm erfährt, vielleicht gar nicht der eigenen hochspannenden Persönlichkeit geschuldet ist, sondern dem Einfluss der Zeitung, für die man arbeitet.

Journal Dienstag, 28. Juni 2020 – Eingeknickt

Mittwoch, 29. Juli 2020

Sehr ungute Nacht, trotz Novalgin vor dem Schlafengehen ließen mich Beinschmerzen nach dem zweiten Aufwachen lange nicht wieder einschlafen. Entsprechend groggy war ich beim Weckerklingeln.

Gymnastik und Crosstrainer mit zusammengebissenen Zähnen und leichter Übelkeit. Doch in der Arbeit fühlte ich mich dann so mies und schwach, noch dazu gequält von Übelkeitswellen, mir war abwechselnd heiß und kalt, dass ich einknickte: Ich meldete mich vormittags krank und radelte durch heißen Hochsommerwind nach Hause.

Herr Kaltmamsell war beruflich unterwegs, hatte aber die Wohnung sorgsam verschattet und verschlossen: Im angenehm kühlen Schlafzimmer legte ich mich ins Bett.

Aufwachen um halb zwei, ich aß meine Brotzeit zu Mittag: Das letzte Stück Coca de verdura und ein Stück Gurke aus Ernteanteil.

Nach ein bisschen Zeitunglesen war ich wieder sehr müde und ging zurück ins Bett. Diesmal schuf ich mit Ohrstöpseln Ruhe, denn in der Nachbarschaft wurde ein Klavier bearbeitet. Als ich wieder aufwachte, war es fünf.

Ich schickte Herrn Kaltmamsell allein zum Leserunden-Picknick in den Rosengarten, auch wenn ich mich auf das Wiedersehen nach langer Pause gefreut hatte – krank ist krank, und zusammengerissen hatte ich mich ja offensichtlich oft genug.

Ein kurzer Regenschauer senkte die Außentemperatur auf angenehm. Mir ging’s trotz viel Schlaf immer noch nicht wirklich besser. Appetit hatte ich keinen, richtete mir trotzdem Pfirsiche und Kohlrabi an. Essen aus medizinischen Gründe finde ich sehr traurig, zum Glück bereitete mit der gedünstete Kohlrabi dann doch Vergnügen.

Mit meiner Mutter telefonisch ihr Wohnungshüten während unserer Urlaubsreise vereinbart.

Bis in die Nacht hinein immer wieder Donnergrollen, auch Blitze. Wieder sah ich Mauersegler am Himmel.

Journal Montag, 27. Juli 2020 – Hochsommerausbruch

Dienstag, 28. Juli 2020

Letzte Woche vor drei Wochen Urlaub.

Auch diese Nacht ein wenig rumpelig, Schulter/Nacken schmerzten mit der Hüfte um die Wette (habe vormittags Frau Anfasserin angeschrieben, ob sie mir bei der Schulter helfen kann – unter anderem soll die ja fit sein für ein paar Wochen Krückenarbeit im Oktober).

Eine Runde Yoga vor der Arbeit, sehr anstrengend. Ich fühlte mich insgesamt unfit und kränklich, aber halt nicht krank.

In der Arbeit zackig Arbeit, den ganzen Tag aus Arbeits- und Nichtarbeitsgründen emotionale Achterbahn. Als ich mich gerade ganz besonders ärgerte, fiel mir etwas ganz besonders Liebes für jemanden ein – und das machte ich dann einfach. Zack, Liebesflut.

Mittags ein Stück von der vorabendlichen Coca de verdura, schön sättigend, aber ich fühlte mich weiterhin sehr unfit. Am Nachmittag ein Pfirsich.

Das Draußen machte auf Hochsommer, doch mein Büro konnte ich kühl halten. Nach Feierabend war ich gerührt, als ich am Fahrradparkplatz entdeckte, dass der Wald, wenn ich schon nicht zu ihm zum Wandern kommen konnte, zu mir gekommen war.

Ein Hexenröhrling.

Ich radelte zum Einkaufen: Herr Kaltmamsell war den ganzen Tag beruflich unterwegs und überließ sogar die wichtigen Einkäufe mir.

Auf Twitter fragte ich: “Nächste Woche mache ich ein paar Tage Frankfurt-Urlaub. Was sollte ich unbedingt sehen, tun, besuchen? Wo essen?” Und innerhalb nicht mal einer Stunde hatte ich als Antworten so viele großartige Tipps, eine Restaurantreservierung, praktisch das gesamte Reiseprogramm, dass ich mein Twitter schon arg lieb hatte. Sie dürfen uns aber gerne weitere Tipps geben! Hat Frankfurt zum Beispiel ein Touri-Ticket für Öffentliche Verkehrsmittel über mehrere Tage?

Daheim bereitete ich erst mal das Mitbringessen für die Leserunde am Dienstagabend vor. Dann gab es Gin Tonics für alle: Meine Lieblingskombi ist derzeit Botanist Gin mit Mediterranian Tonic von Fever-Tree (erstmals bekommen bei Frau Cucina Casalinga) mit Gurke aus Ernteanteil.

Fürs Abendessen sorgte Herr Kaltmamsell, es gab Shakshuka.

Zum Nachtisch späte heimische Erdbeeren – außen und innen derart intensiv rot, dass die iphone-Kamera sich überfordert sah.

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Auch gestern sah ich nochmal Mauersegler. Im New Yorker schreibt Sam Knight in “Letter from the U.K.”:
“Swifts and the Fantasy of Escape”.

They peeled off from the rest of the birds about seventy million years ago. They slept on the wing above dinosaurs. What is a pandemic to them?

Wobei ich Mauersegler ja mit Stadt verbinde – Land ist für mich Schwalben.

Journal Sonntag, 26. Juli 2020 – Kein Freibadschwumm

Montag, 27. Juli 2020

Ich hatte an diesem Wochenende endlich mal im Freien meine Kraul-Bahnen ziehen wollen, doch am recht sicher trockenen Samstag war das Schyrenbad bereits ausgebucht. (System in München: Man reserviert einen Slot, bekommt einen Bestätigungscode, und nur mit dem darf man eine Eintrittskarte kaufen.) Also reservierte ich für den Sonntag, an dem gemischtes Wetter vorhergesagt war: Unter bewölktem Himmel war Schwimmen schließlich auch ok, gab es halt kein anschließendes Sonnenbad, und statt Duschen vor Ort (Duschbereich ist gesperrt) würde ich mich halt gleich anziehen und daheim duschen.

Nur dass gestern um halb neun Regen einsetzte und hartnäckig anhielt. Mit der Möglichkeit einer heißen Dusche direkt nach Regenschwumm hätte ich mir das noch vorstellen können, doch nass im Nassen heimgehen wollte ich wirklich nicht. Die Reservierung ließ sich nicht stornieren, doch bei diesem Wetter bereitete mir das kein schlechtes Gewissen.

Statt dessen nahm ich die U-Bahn hinaus zum Olympiabad.

Die Fahrgeschäfte gehören zur Aktion “Sommer in der Stadt”, mit der die Schausteller für die ausgefallenen Dulten und Oktoberfest ein wenig entschädigt werden sollen.

Der alte Körper gab nur 2.600 Meter her, aber die waren schön.

Als ich mich um eins auf den Heimweg machte, wurde das Wetter immer wärmer und sonniger. Aber so lange hätte ich nicht mit meiner Schwimmrunde warten wollen.

Ich spazierte durch die Sonne zur Tram und ließ mich damit heimschaukeln. Semmeln geholt.

Zum Frühstück Semmel und herrliche italienische Pfirsiche mit Joghurt.

Bügeln schon wieder, Sommer halt, Lesen auf dem Balkon.

Abendessen machte ich, es wurde Coca de verdura. Nur da ich gestern keinen Mangold bekommen hatte, mit Radicchio, den ich vorher anbriet.

Machte sich gut.

Abendunterhaltung war Little Miss Sunshine auf arte – der mich seinerzeit nicht wirklich interessiert hatte, aber so oft zitiert wird, dass ich ihn doch mal gesehen haben wollte. Toni Colette geht eh immer, und die kleine Abigail Breslin ist wirklich der Hammer.

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Entwicklungshilfe – ein besonders schwieriges und komplexes Thema. Umso interessanter ist es, wenn die Auswirkungen einer Aktion systematisch nachgehalten werden. Hier wurden 2014 in Kenia einmalig an arme Dorfbewohner 1000 Dollar ausgezahlt.
“Das Tausend-Dollar-Projekt”.

Die Zahlungen, die inzwischen sechs Jahre zurückliegen – sind Teil eines groß angelegten Experimentes, das unsere Sicht auf Entwicklungshilfe und die Bekämpfung der Armut verändern könnte: Warum nicht den Armen das Geld direkt geben? Und sie selbst entscheiden lassen, wofür sie es verwenden – ohne einen teuren Apparat aus Experten und Bürokraten.

Die Antwort soll nun eine wissenschaftliche Analyse geben, statt – wie so oft – darüber zu spekulieren, was gegen Armut wirkt. „Wenn wir nicht wissen, ob wir etwas Gutes tun, sind wir nicht besser als die mittelalterlichen Ärzte und ihre Blutegel“, hatte die aktuelle Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Esther Duflo zu Beginn des Projektes erklärt. „Manchmal geht es dem Patienten besser, manchmal stirbt er. Lag es an den Blutegeln? An etwas anderem? Wir wissen es nicht.“

Sehr, sehr spannend. Ich hoffe, dass die Ergebnisse noch lange weiterverfolgt werden.

Journal Samstag, 25. Juli 2020 – Beifang aus dem Internetz

Sonntag, 26. Juli 2020

Ausgeschlafen nach unruhiger Nacht mit Pausen.

Es war viel zu kühl für Morgenkaffee auf dem Balkon, der Himmel bedeckt und still. Überhaupt war das gestern seltsames Wetter: Bewölkt und um Jacktemperaturen herum, doch in jedem Sonnenstrahl war es sauheiß.

Unspektakulärer Vormittag mit Wäschewaschen, Bloggen, Gymnastik und Crosstrainer – auf dem ich mich nicht sehr fit fühlte, ich machte nach einer Stunde Schluss. Nach dem Duschen fühlte ich mich immer noch so wacklig, dass ich auf möglichen Unterzucker tippte – und siehe da: Nach einer Orange mit Joghurt war ich deutlich munterer.

Für die Wochenendeinkäufe erklärte Herr Kaltmamsell mich zuständig, da er gestern arbeiten musste (ich erlebe erstmals mit, wie ein Schulbuch entsteht), also zog ich mit Tasche und Rucksack los. (Und mit Tüte und Altglas, als erstes fütterte ich die Container schräg gegenüber.)

Suche nach einem Kolleginnengeschenk, übern Viktualienmarkt (unangenehm voll, wenn auch nicht so brechend voll wie sonst an einem Julisamstag, die Abwesenheit internationaler Touristen ist deutlich spürbar) zum Herrmannsdorfer, wo ich glückliche Schweinekoteletts fürs Abendessen besorgte. Über einen Abstecher zum Rewe (Süßigkeiten) ins Glockenbachviertel, dort Drogeriemarkt, dann für Hauptlebensmitteleinkäufe in den Basitsch. Wo ich zu meiner tiefen Verblüffung keinen Mangold fürs geplante Sonntagsessen bekam – ich hatte den Biosupermarkt ans Ende meines Einkaufswegs gesetzt, weil ich sicher war, dort alles von der Liste zu finden, sonst hätte ich die Notwendigkeit einer weiteren Suche einkalkuliert. Ich plante um, dann gibt es das Gericht eben sehr unauthentisch statt dessen mit angebratenem Radicchio.

Das Gehen fiel mir inzwischen sehr schwer, Gangtempo auf dem Heimweg war eher Schlendern auf dem Sonntagscorso. Entsprechend erledigt kam ich an.

Zum Frühstück machte ich aus Tomaten und frischem Majoran aus Ernteanteil mit einer herrlichen italienischen Nektarine einen Salat, dazu Weißbrot (erinnern Sie mich doch daran, dass das “andalusische” nicht meinen Geschmack trifft, damit ich es nicht wieder versehentlich kaufe).

Angemacht mit Salz, Pfeffer, etwas Zitronensaft und Olivenöl – köstlich.

Ich konnte die Augen kaum aufhalten, gönnte mir also eine Siesta; ich schlief tief.

Endlich die beiden gerahmten Radierungen von Katia Kelm aufgehängt – da in der Wohnung die meisten Wände von Bücherregalen belegt sind, blieb praktisch nur mein Schlafzimmer.

Herr Kaltmamsell hatte mich nicht nur eisern daran erinnert, dass ich doch Bilder aufhängen wolle, sondern assistierte auch.

Ausgiebiges Zeitunglesen auf dem Balkon, ich fand keine Sitzposition, in der Hüfte und Bein nicht mit Schmerzen gestört hätten.

Fürs Nachtmahl sorgte dann wieder Herr Kaltmamsell.

Zum Kotelett gab es Zucchini und Knoblauch aus Ernteanteil, außerdem ein Glas ehrlichen Rosé.

Abendunterhaltung war die aktuelle Folge Anstalt vom 14. Juli:
“Ich bin Rassist, hol mich hier raus.”

Großartige Show, die sich endlich mal mit den schlimmen Schäden befasste, die der Vorwurf des Rassismus bei Weißeuropäern auslösen kann.

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Irgendwann vor Jahren fragte ich Herrn Kaltmamsell (der sich mit Computer auskennt(TM)), was eigentlich ein Betriebssystem ist. Und weil er sehr gerne Wissen weitergibt (der Mann hätte Lehrer werden sollen – oh wait), erklärte er mir das ausführlich. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob er das so schön strukturiert gemacht hat wie Christian aka jawl, aber dessen Erklärung können Sie jetzt nachlesen.
“25.7.2020 – die Corona-WarnApp funktioniert nicht. Wer ist Schuld?”

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Über eine ganz andere Leserunde als meine; diese von Alex Rühle trifft sich seit 18 Jahren und klingt auch gut:
“Im Himmel”.

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Am Freitag in der Süddeutschen ein sehr schöner Artikel von Holger Gertz, offensichtlich angestoßen vom Monumentalwerk Munich ’72. The Visual Output of Otl Aicher’s Dept. XI von Mark Holt, das ich mit-crowdgefunded habe. (€)
“Sommer ohne Spiele”.

Gertz vergleicht München ’72 mit dem, was aus Olympia mittlerweile geworden ist, setzt die im Buch belegten Zitate explizit gegen jedes Pathos gegen die aufgeplusterten IOC-Magnaten von heute, hat auch mit ein paar Mitgliedern von Otl Aichers Team gesprochen.

Nochmal Schimpf über dieses Bezahlmodell: Ich würde gerne für interessante Artikel in Zeit, Spiegel, FAZ, manchmal Handeslblatt zahlen, bei denen ich regelmäßig gegen die Bezahlschranke dotze – aber ich will kein Abo des ganzen Mediums! Es ist mir ja gerade wichtig, möglichst viele verschiedene Medien zu einem Thema zu lesen, doch mir will immer noch nicht einleuchten, warum ich dafür alle Ausgaben und alle Artikel zahlen soll. Da ich ziemlich sicher bin, dass meine die verbreitete Leseweise von Online-Medien ist, kann ich nicht fassen, dass dafür seit über einem Jahrzehnt kein Finanzierungsmodell erarbeitet wurde. (Blendle ist ja nur eine verzweifelte Krücke.)