Archiv für März 2024

Journal Sonntag, 10. März 2024 – Erholungssonntag

Montag, 11. März 2024

Gut geschlafen, aber nicht so lange, dass es wirklich gereicht hätte. Dann stand ich halt schon um halb acht auf, ich hatte ja die Aussicht auf Nachholschlaf per Siesta.

Erst ein wenig Kücheräumen, bevor es Milchkaffee gab. Ich fühlte mich leicht benommen, Mischung aus Folge von Alkohol, Schlafmangel und Party-Kater.

Bloggen in aller Ruhe, Teetrinken, Mani- und Pediküre. Draußen gemischter Himmel und milde Temperaturen. Erst gegen elf war ich fertig für eine Laufrunde, auf die ich mich sehr freute.

Ich nahm eine Tram Richtung Tivoli, stieg aber schon an der Paradiesstraße aus und lief nach Norden. Schöne Anblicke, der Frühling steht gerade in der Phase blühender Büsche, erster grüner Schleier.

Ein gutes Stück vorm Föhringer Ring und seiner Brückenerneuerungsbaustelle stand ich überraschenderweise wieder vor Sperrungen, auf beiden Seiten der Isar ging es wie schon im Sommer nicht weiter. Ich folgte eine Weile der Umleitung für den Radverkehr, musste trotzdem Schleifen drehen, um auf meine anderthalb Stunden zu kommen – fühlte sich bescheuert an.

Interessante Konstruktion: Einer der vielen in den vergangenen Monaten gestürzten Bäume (Schneebruch, Stürme) wurde mit großen Steinen festgehalten. Mal sehen, was das bewirkt.

Die Schlüsselblumen sind früh dran.

Abschließend kaufte ich noch unterm Sendlinger Tor Frühstückssemmeln.

Die gab es gegen zwei (nee, Rischart-Semmeln sind wirklich nicht meine liebsten), außerdem zwei weiche Eier, eine Birne. Davon wurde ich wie erhofft bettschwer, ich legte mich zu einer Siesta ins Bett und schlief tief.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Lesen: Wochenend-Süddeutsche, Roman. Ich hatte Lust auf eine Runde Yoga-Gymnastik, also machte ich das (ich spiele nochmal das 30-Tage-Programm von Adriene für dieses Jahr durch, jetzt aber jede Folge nur einmal und mit Überspringen der reinen Schnauf-Einheiten).

Das Nachtmahl bestand aus herrlichen Resten vom Vorabend: drei verschiedene Currys, Zitronen-Mousse war auch noch da. Selbst Schokolade passte noch hinterher.

Früh ins Bett, ich las Naomi Alderman, The Future aus.

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Andrea Diener, die wir ja als Bloggerin der ersten Stunde kennen, erzählt in der FAZ von ihrer Street Photography:
“Von Jägern und Anglern”.

Journal Samstag, 9. März 2024 – Strahlender München-Tag mit Besuch aus Oldenburg

Sonntag, 10. März 2024

Beim Aufwachen um kurz nach sechs versuchte ich den Schlaf durch Herablassen des Rollladens vorm Schlafzimmerfenster zu verlängern, klappte aber nicht ganz.

Auch Jahreslauf: Ich muss den Rollladen im Wohnzimmer immer weniger weit herablassen, damit die Sonne mich nicht blendet – sie steht immer steiler oben. Im tiefsten Winter muss er fast ganz runter. (Das sind übrigens nicht etwa schmutzige Fenster: Das ist aktiver Vogelschutz.)

Der herrliche Sonnenschein kam grad recht, denn der Besuch aus Oldenburg wollte spazieren: Die Hälfte des Besuchs hatte einige Jahre in München gelebt.

Herr Kaltmamsell und ich bekamen friesischen Käse und brabanter Butter als Geschenke, große Freude. Nach Wohnunggucken und erstem Kuscheln und Updaten brachen wir zu dritt auf: Herr Kaltmamsell musste arbeiten, übernahm aber die Zubereitung des Abendessens.

Der Besuch wollte aus persönlicher Gerschichte vor allem Haidhausen gucken, wir fuhren vom Marienplatz mit der S-Bahn zum Ostbahnhof. Von dort aus mäanderten wir durch Haidhausen, guckten in Läden in der Weißenburger Straße, blieben sehr lang hängen im winzig-verwinkelten Küchenbedarfsladen in der Schloßstraße gegenüber vom ehemaligen Brause- und Wannenbad. Und wir
erzählten einander unsere Haidhausen-Geschichten, hier hatte ich ja in meinen ersten vier Münchner Jahren in zwei PR-Agenturen gearbeitet.

Am Wiener Platz machten wir eine kleine Kaffee-, Kuchen- und Wasserpause, der Markt wimmelte, die Sitzplätze in der Sonne wurden genutzt. Auch wir hatten nach und nach Knöpfe und Reißverschlüsse unserer Jacken geöffnet, die Schals gelockert. Durch die Grünanlagen an der Isar schlenderten und guckten (Eichhörnchen! Fische!) wir zur Luitpoldbrücke, dort Slackliner.

Über die Eisbachwelle gingen wir unter recht vielen Menschen im Englischen Garten zum Biergarten am Chinesischen Turm – dort war deutlich mehr los, als ich prognostiziert hatte. Besuch trank Bier, ich frühstückte Breze.

Weiteres Spazieren über Hofgarten zur Theatinerkirche, dort Innenbesichtigung. Eine Besichtigung zu der ich drängte: Die einzige Spatzen-Population hinterm Rathaus. Noch ein Einkaufseinkehren beim Radspieler (so viele schöne Dinge!), dann ging der Besuch ins Hotel zum Ausruhen, ich nach Hause zur Vorbereitung der Abendessen-Peripherie.

Herr Kaltmamsell hatte gekocht: Pav Bhaji, Aloo Gobi, Butter Chickpeas, mit Beilagen (Reis, Limetten, Korianderblätter, gehackte Zwiebel, gekauftes Auberginen-Chutney, in Butter angebratene Milchbrötchen). Zum Aperitif gab’s Riesling-Sekt, als Wein zu den eher milden Currys hatte ich den baskischen Txakoli Gorrondona ausgesucht, der gut passte. Nachtisch Zitronencreme mit karamlisierten, gebratenen Zitronenscheiben – an Letzteren muss ich noch arbeiten.

Vor allem aber viel Erzählen über Leben und Veränderungen – nach dreieinhalb Jahren seit unserem letzten ausführlichen Austausch war viel aufzuholen (das meiste gut, alles daran interessant).

Abschied mit heftigem Ziehen am Herzen. Nicht weit nach Mitternacht kruschte und räumte ich noch ein wenig, war nicht mal sehr müde.

Journal Freitag, 8. März 2024 – Ein Schnipsel #rgmuc

Samstag, 9. März 2024

Unruhige Nacht, nach dem dritten Aufwachen um halb fünf auch noch mit einem Wuttraum: Ein Arbeitskollege hatte irgendwas Super-Empörendes gemacht – ich war vergnatzt, weil ich nach dem Aufwachen nicht mal mehr wusste, was.

Ein frostiger Morgen, Raureif auf den Autodächern und -scheiben. Ich marschierte im Wintermantel in die Arbeit. Zumindest kündigte sich schon früh Sonne an.

Den Vormittag im Büro mit heftigem Ackern verbracht, ordentlich was weggeschafft. So war es überraschend schnell Mittag. Jetzt strahlte der Himmel wolkenlos blau, doch es war immer noch knackig kalt. Da ich morgens den Brotzeitkauf in der Bäckerei vergessen hatte, holte ich ihn jetzt nach und bestellte dort gleich meinen Mittagscappuccino, schließlich hatte ich aus Bäckerei-Maschinen durchaus schon akzeptable bekommen. Dieser schmeckte so lala.

Mittagessen nach einer weiteren Wegschaffrunde am Schreibtisch: Nachgekauftes Laugenzöpferl, Joghurt mit Mohn und Granatapfelkernen (habe beim Verdi eine bislang unbekannte Sorte entdeckt, kleinkugelig mit glänzender Schale, die auch jetzt noch intensiv schmeckt).

Nach einem emsigen Nachmittag machte ich früh Feierabend, ich hatte Pläne. Heimweg durch die immer noch kalte Sonne, zu Hause machte ich mich sofort an die Zubereitung des Nachtischs für die Samstagabend-Einladung, sonst würde ich keine Zeit dafür finden: Zitronencreme. Sie verhielt sich vorschriftsmäßig, die Grundmischung zog auf dem Balkon schnell an und wurde sirupig, ich konnte Eiweiß und Sahne unterziehen.

Um nämlich mit nur wenig Verspätung zu meiner gestrigen Abendverabredung zu kommen: Es traf sich im Spatenhaus zum dritten Mal die Bloggerinnen-/Twitterinnenrunde #rgmuc aus halb Deutschland (mit starkem München-Überhang) zu einem Treffen übers Wochenende, das eigentlich vor vier Jahren hätte stattfinden sollen und von der damals ausbrechenden Pandemie verhindert wurde. Nach mehreren vergeblichen Versuchen einer Terminfindung in den Jahren danach war einer im Oktober 2023 zustand gekommen – und dann doch nicht, weil die Gastgeberin erkrankte (ich hatte nicht als solche einspringen können, denn ich war ohnehin durch Familiengeburstag und Wahlhilfe-Einsatz verhindert).

Twitter gibt es mittlerweile nicht mehr, doch wir haben uns online auf Mastodon wiedergefunden. Das Treffen im Spatenhaus war allerdings für mich der einzige Programmteil des #rgmuc-Wochenendes, denn unabhängig davon sind weitere liebe Internetfreundinnen in München, die ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe und die einen beruflichen Termin für eine Reiseverlängerung nutzten.

Es scheint eine böse Internet-Fee zu geben, die meine Teilnahme an #rgmuc gezielt verhindert: Schon die zweite Einladung 2018 hatte ich ablehnen müssen, weil ich an diesem Wochenende den 50. Geburtstag einer Bloggerin in Bonn feierte. Und mein Sozialleben ist ja nun wirklich nicht so überbordend, dass jedes Wochenende gebucht wäre. So richtig dabei war ich nur beim ersten #rgmuc 2016.

Ich genoss die gestrigen Begegnungen im Spatenhaus sehr (auch die Schweinshaxen und den Grauburgunder dazu). Unter anderem erinnerten wir uns gemeinsam an den Ausbruch der COVID-19-Pandemie, wie wenig wir damals wussten, an die Unsicherheit zu Infektionswegen und Maßnahmen dagegen, an das Fehlen von Atemschutzmasken, die daraus resultierende emsige Nähtätigkeit. Mir ist bewusst, dass ich den Rückblick auf diese Zeit noch verdränge.

Wie immer bei Echtzeit-Begegnungen mit Online-Kontakten ging es aber auch um das Füllen von Lücken zu Lebensthemen, die man beim Mitlesen zwar mitbekommt, aber natürlich nur in Bruchstücken. Bezeichnend für die Lebensphase, in der wir alle mehr oder weniger sind, ging es viel um alte Eltern.

Erst um halb zwölf war ich zurück daheim.

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Joël, der Maskenbildner, ist meinem Wunsch nachgekommen und hat ein Details seines Jobs beschrieben, von dem er annimmt, dass es niemand interessiert: Dass Maskenbildner*innen technische Datenblätter erstellen und wie die aussehen.
“Donnerstag mit viel Schreibkram eines Ablaufes”.

Ich hatte ja keine Ahnung!

Journal Donnerstag, 7. März 2024 – Der Nicht-Nudelsalat

Freitag, 8. März 2024

Wieder eine normalgute Nacht.

Der Regen hatte aufgehört, ich marschierte zu einem kalt-nebligen Tag in die Arbeit. Der Vormittag bot Abwechslung und Interessantes, mittags ging ich auf einen Cappuccino zu Nachbars, dann weiter zu kleinen Einkäufen – vor allem um einen Anlass für Bewegung an der Draußenluft zu haben.

Mittagessen zurück am Schreibtisch: Pumpernickel mit Butter, Birne und Kiwi, Sahnejoghurt (eigentlich nicht mein Ding – anders als Sahnequark -, war aber übrig von nicht umgesetzten Backplänen).

Über den Nachmittag Kleinteiliges und viel Information, dazu Austausch, ob tägliche sorgfältige Bekleidung samt Styling eher Disziplin oder Selfcare ist.

Auf dem Heimweg (kalt!) nochmal Lebensmitteleinkäufe: Herr Kaltmamsell hatte Details des Ernteanteils durchgegeben, der Ruccola würde nicht für Salat reichen, also plante ich um.

Daheim aber erstmal eine Runde Yoga-Gymnastik, dann Brotzeitvorbereitung. Zum Nachtmahl machte ich eine Variante des Nicht-Nudelsalats, den ich sonst immer nur für mich allein zubereite (ist unter anderem ideales Ferienwohnungsessen). Frische Paprika und Tomaten, Lupinenkerne aus dem Glas, Ernteanteil-Ruccola und frisch gekochte Spiralnudeln in einer Joghurtsauce mit ein wenig Knoblauch.

Schmeckte ausgezeichnet. Nudelsalat kann das allein deshalb nicht sein, weil ich Nudelsalat nicht mag. qed.
Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

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Bananarama gehörte in meinen 80ern nicht zu meinen Favoriten: Ich nahm diesen hübschen weißen, dünnen, blonden Mädchen die wilde Attitüde nicht ab. Doch den Rückblick von zweien der drei Bandmitglieder im Gespräch mit Boy George las ich sehr gern.
“‘I Was a Grumpy Bitch’:
Bananarama,in Conversation With Boy George”.

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Einfach als Information, die manche interessieren könnte: Die Bayerische Staatsbibliothek hat begonnen, das gesamte Bildarchiv der Fotografin Isolde Ohlbaum online zu stellen (frohes Klicken und Scrollen! ich finde besonders faszinierend, dieselben Menschen in verschiedenem Alter zu sehen, zum Beispiel Martin Amis, Pieke Biermann oder Margaret Atwood).

So unter uns Autor*innen: Wie würden Sie gern von Isolde Ohlbaum fotografiert werden / worden sein?
(Selbst kam ich raus bei: Direkt nach 3.000 Meter Schwimmen im Olympiabad.)

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Sollte es auch Sie immer reißen, wenn Medien Schauspieler*innen fachliche Fragen zur Rolle stellen, die Sie spielen, statt zur Schauspielerei (“Die Psychiaterin, die sie in dieser Serie darstellen, kämpft ja leidenschaftlich um die Essgestörten, mit denen sie täglich arbeitet. Was halten Sie für die Ursachen für das Ansteigen von Essstörungen?”): Für Übermedien schreibt Schauspieler Tristan Seith in der Serie “Sachverstand” über das, was Schauspieler*innen tatsächlich tun und worüber sie selten interviewt werden:
“Der dunkle, tiefe Abgrund an handwerklichem Unwissen über die Schauspielerei”.

Journal Mittwoch, 6. März 2024 – Kalter Regentag, Pizzaabend

Donnerstag, 7. März 2024

Weckerklingeln zu Regengeräuschen.

Fußmarsch in die Arbeit unterm Regenschirm. Den Hauptteil des Vormittags verbrachte ich in einer internen Informationsveranstaltung an anderem Ort, zu dem ich unterm Schirm zu Fuß marschierte (Frischluft!). Nach viel Gelerntem marschierte ich auch zurück, war nur wenige Minuten nach den Kolleg*innen im Büro, die den Bus-Shuttle genutzt hatten.

In meiner Abwesenheit war überraschend viel aufgelaufen, das ackerte ich erstmal weg.

Spätes Mittagessen: eine Portion Eintopf vom Vorabend, ein wenig Weißkraut-Kimchi.

Büronachmittag mit emsigem Abarbeiten, darunter Angst wegen Anfragen, zu denen mir nicht sofort eine Lösung einfiel. Eine musste ich nach ein paar Rechercher-Runden absagen, aber das ist ja auch eine Lösung – am schlechtesten ertrage ich es, in der Luft zu hängen.

Dazwischen Abendessen-Abstimmungen mit Herrn Kaltmamsell: Ernteanteil war weggegessen, schon am Dienstag wälzten wir die Idee, aushäusig Pizza zu essen. Die Wunsch-Pizzeria war bereits ausgebucht, wir würden also einfach mal drauf losgehen. (In München muss man bereits seit Jahren selbst für Kaffee-Verabredungen reservieren, mal sehen, wann nicht mal Döner mehr spontan geht.)

Auf dem Heimweg brauchte ich keinen Schirm mehr, es war ohne Regen kalt und ungemütlich. Lebensmitteleinkäufe bei Edeka und im Süpermarket Verdi. Zu Hause hängte ich nur noch schnell Wäsche aus der programmierten Maschine auf und goss Pflanzen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell Richtung Hauptbahnhof zum Ca D’oro, wo wir vor Jahren schonmal gute Pizza bekommen hatten.

Der Teig schmeckte mir sehr gut, der Belag schon auch – aber die Hälfte davon hätte gereicht. Ich schaffte die Pizza ohne Überfressung, doch es ging keinerlei Schokolade mehr. Dafür gab’s bis zum Einschlafen Basilikum-Rülpserchen.

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Auf Mastodon fand ich einige Hinweise auf diesen Deutschlandfunk-Beitrag von Andi Hörmann:
“Gefallener Engel
Marieluise Fleißer und ihre Heimat Ingolstadt”.

Sehr schön gemacht. Man hört Fleißer auch selbst, aber vor allem viele Menschen, die im heutigen Ingolstadt mit ihr und ihrem Werk zu tun haben. (Nebenbei erfuhr ich, dass die Buchhandlung Gerd Stiebert, an der ich seinerzeit lernte, dass es auch kleine Buchläden gibt, nicht mehr vom Namensgeber geführt wird. Wo hat die Fleißer wohl davor in Ingolstadt ihre Bücher gekauft?)

Das freute mich besonders, weil ich in letzter Zeit oft an die Fleißer denke. Eigentlich seit Jahren jedesmal, wenn die Lebensgeschichte von Künstler*innen erzählt wird, die sich gegen ungeheure Widerstände durchsetzten, “an sich glaubten” und damit Erfolg hatten. Marieluise Fleißer ist die Patronin all derer, die sich irgendwann nicht mehr gegen die Widerstände stemmten, sondern nicht mehr konnten und wollten, die aufgaben. Deren Geschichte wird halt nur sonst nie erzählt. Erst aus diesem Hörstück lernte ich, dass der Fleißer-Preis genau zu diesem Thema ausgeschrieben ist: “Der Marieluise-Fleißer-Preis wird an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, in deren Werk wie bei Fleißer der ‘Konflikt zwischen unerfüllten Glücksansprüchen und alltäglichen Lebenswelten’ zentrales Thema ist.”

Ich seh sie dann immer vor mir, wie sie im Tabakladen ihres Ehemanns mitarbeitet, bis er endlich stirbt und sie sich zu ihren eigenen Interessen zurückziehen kann. Wenn ich mein Ingolstadt erklären möchte, verweise ich immer noch auf Fleißers Theaterstück Der starke Stamm und auf ihren einzigen Roman Eine Zierde für den Verein.

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Gestern Abend erfuhr ich, dass es für “Dankbarkeiten” im kleinsten Theater Münchens eine zusätzliche Aufführung gibt, eine Matinee um 15 Uhr am Ostersonntag, 31. März: Vielleicht bekommen Sie hier noch Karten dafür.

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Man sieht nur mit dem Herzen gut? Uoah – das Herz hat dazu auch eine Meinung.

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https://youtu.be/_i72tIEvFaE?si=fgAPB-dcTvEwedh4

Journal Dienstag, 5. März 2024 – Filmguck-Anstrengung vs. Lese-Anstrengung

Mittwoch, 6. März 2024

Ereignislose Nacht, besonders genoss ich, nach Aufwachen um fünf nochmal einzuschlafen.

Das Wetter verlegte sich wieder auf grau, feuchtkalt und neblig.

Nach emsigem Vormittag marschierte ich auf einen Mittagscappuccino raus ins Westend, trotz verschiedener Schattierungen von Grau am Himmel war mir nach Bewegung. Taten dann auch gut, sowohl Cappuccino als auch Bewegung.

Blühende Bäume helfen auch gegen Grau.

Zu Mittag gab es Pumpernickel mit Butter, Äpfelchen, die letzte Orange der Crowdfarming-Kiste, nach zwei Wochen war sie geschafft. (Eine Kiste kommt noch, aber erst im April.)

Vormittags hatte ich selbst im Winterpulli mit Drunter-Shirt kalte Hände, nachmittags wurde das Büro endlich warm.

Heimweg über einen größeren Umweg, weil ich einen bestimmten Wein kaufte. Ich brauchte bald meinen Notschirm, denn es begann zu regnen.

Zu Hause die abschließende Folge des diesjährigen 30-Tage-Yoga-Programms von Adriene, wie jede Abschlussfolge ohne Ansage, dafür mit der Aufforderung, sich selbst Bewegungen auszusuchen. Diesmal kam ich zu einer Mischung aus 50 Prozent Nachmachen, was ich auf dem Fernseh-Bildschirm sah, und 50 Prozent Bewegungen, die ich mir selbst wünschte.

Als Nachtmahl kochte Herr Kaltmamsell aus dem restlichen Ernteanteil (Lauch, Kartoffeln, Karotten, Kohlrabi) mit dicken Bohnen und Räuchertofu einen Eintopf, ich steuerte die Einbrenn bei.

Wohlschmeckend und wärmend. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Naomi Aldermans Science-Fiction-Roman The Future freute mich sehr.

Darüber nachgedacht, warum ich keine Aufmerksamkeit mehr für Filme/Serien im Fernsehen aufbringe (vor allem abends, aber inzwischen eigentlich immer), aber auch noch so müde zum Lesen. Eine Möglichkeit: Filmgucken bedeutet für mich vor allem Wahrnehmung, was sich andere ausgedacht haben. Also die Verarbeitung von ganz vielen visuellen und auditiven Sinneswahrnehmungen: Menschen, Kleidung, Bewegung, Dialoge, sonstige Interaktion, Musik, bedeutungstragende Ausstattung, Kameraperspektive.
Lesen hingegen bedeutet, Buchstaben in meinem eigenen Kopf in Bilder umzusetzen, in Menschen, Kleidung, Bewegung, Dialoge, Musik, Ausstattung, Landschaft, Licht – das ist gleichzeitig reicher und wenig mühsamer für mich.

Wahrnehmungsverarbeitung kostet mich wohl mehr Energie als selbst Bilder zu erzeugen.

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Eine Stunde Gespräch mit Josef Hader in Sternstunde Philosophie des SFR: “Was bewirkt Satire?”

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https://youtu.be/W1QcSJF_GDs?si=JnO4-Z3nDl4g2xhR

Hader wirkt wie ein sehr kluger, reflekterter Mensch. Mich freute besonders, dass Platon-Lektüre im jugendlichen Alter auf ihn ähnliche Auswirkungen hatte wie damals auf mich.

Auch bedenkenswert: Seine Erklärung für den Erfolg von Populismus. Und seine Beobachtungen über die heutigen Alten, die einst als junge antraten, das Althergebrachte wegzuwischen – und heute die Deutungshohenheit nicht mehr hergeben wollen: “Jetzt sitzt dieselbe Generation wehleidig in ihrem Ohrsessel und sagt: ‘Das darf man nicht mehr sagen, und ich bin so arm, weil ich mit 75 jetzt bei der großen Fernseh-Show abtreten muss.’ Das ist eine Generation, die hat nie Regeln beachtet – und möchte Deutungshoheit bis ins Grab.”

Journal Montag, 4. März 2024 – Nur Arbeitsmontag

Dienstag, 5. März 2024

Schlafunruhe im Mittelteil der Nacht, nachdem mich ein sehr lauter, englischsprachiger Streit vorm Schlafzimmerfenster geweckt hatte: Ich schlief lang nicht wieder ein.

Herrn Kaltmamsell stattete ich mit Keksdosen, Taschen und Tablett in allen Händen aus und schickte ihn so in die Arbeit.

Marsch in meine Arbeit unter unentschlossenem Himmel, er entschied sich kurz darauf für einheitliches Grau. Es wurde kalt neblig. In der Beethovenstraße haben sich einige Bäume als Schlafstätten für Krähenschwärme etabliert, die Kot-Schicht auf dem Gehweg darunter ist inzwischen fast geschlossen.

Die Magnolien machten wacker weiter mit Blüh-Vorbereitung.

Kurz getakteter Arbeitsvormittag, aber ich kam zu meinem Mittagscappuccino bei Nachbars.

Mittagessen: Ein Rest Rote-Bete-Linsen vom Samstag, Orange.

Mein gefürchteter Jourdienst sorgte für so viel Unruhe (Anfragen, Anrufe), dass ich irgendwann den Versuch konzentrierten Arbeitens bleiben ließ und nur Kleinscheiß erledigte.

Nach Feierabend in unangenehm klammer Kälte über Lebensmittel- und Drogerie-Einkäufe nach Hause. Dort hatte ich richtig Lust auf Yoga-Gymnastik und turnte die Adriene-Folge von vergangenem Donnerstag nochmal – tat rundum gut.

Das Nachtmahl bestand aus Resten: Sehr guter kalter Braten vom Sonntag, dazu Meerrettich, Käsereste, Selleriesalate, eine rote Paprika hatte ich aus Bedürfnis nach etwas Frischem dazugekauft (schmeckte nach nichts, gerechte Strafe für unsaisonale Gelüste). Nachtisch Süßigkeiten.

Herr Kaltmamsell erzählte Spannendes von der neuen Schule, das Gebäck hatte geschmeckt. Früh ins Bett zum Lesen, sehr müde.

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Der Virologe Prof. Thomas Mertens verlässt die Ständige Impfkomission. Ein Interview in der taz (seltsame Überschrift, ich unterstelle ein unrealistisches Wissenschaftsbild):
“‘Es war nie mein Ziel, erkannt zu werden'”.

Ich habe noch selbst gegen Pocken geimpft und schon als junger Professor Vorlesungen in Immunologie gehalten. Das Thema Impfungen lag mir ganz nah. Ich bin überzeugt davon, dass Impfungen eine der genialsten Errungenschaften der Medizin sind. Bei meiner Abschiedsvorlesung habe ich aber auch gesagt, dass der große Erfolg der Impfungen zugleich ihr Problem ist. Menschen in Deutschland kennen keine Diphtherie, Kinderlähmung oder Pocken mehr. Krankheiten, die menschheitsgeschichtlich eine immense Bedeutung hatten, sind durch Impfung so zurückgedrängt, dass sie im gesellschaftlichen Bewusstsein keine Rolle mehr spielen.

(…)

Was mich tatsächlich erstaunt und erschreckt hat, ist das tiefe Misstrauen mancher Menschen gegenüber Fachleuten. Es wird einem unterstellt, dass man nicht primär aus inhaltlichen Gründen auf der Grundlage von Daten agiert, sondern aus unlauteren Beweggründen. Wo kommt das her? Ist das die Lebenserfahrung dieser Menschen oder handeln sie selbst so?

(…)

Welche Lehren sollten wir in Sachen Kommunikation ziehen?
Der einfachste Grundsatz ist, dass ich nichts sage, wenn ich nicht Bescheid weiß.

§

Tumbleweed als Sinnbild für komplette Ödnis? Nächstes Mal vielleicht überdenken.
“‘Tumblemageddon’: thousands of tumbleweeds roll into Utah towns”.

via @sauer_lauwarm