Archiv für Mai 2024

Journal Freitag, 24. Mai 2024 – Nachgefeierter Rosentag

Samstag, 25. Mai 2024

Wieder mit Ohrstöpsel tief und gut geschlafen.

Der Tag startete hell, ich eine letzte Waschmaschine vor Berlinreise – noch gab es Urlaubsvorfreude allerdings nur in sehr kurzen Blitzen, ansonsten fühlte sich die Reise wie eine weitere zu erledigende Aufgabe an. Ich erhoffte mir Entspannung von der abendlichen Verabredung zum Essen.

Ich hatte einen ruhigen Arbeitstag erwartet, das stellte sich schnell als Irrtum heraus, weil Querschüsse. Dennoch riss ich mich für einen Cappuccino los und marschierte zackig zum Notting Hill auf der Theresienhöhe.

Auf ener dunklen Theke am schmalen Fenster eine dunkle Tasse mit Cappuccino, durchs Fenster sieht man Blättergrün und eine Straße

Zu Mittag gab es Äpfelchen und eingeweichtes Muesli mit Joghurt. Es folgte ein Arbeitsnachmittag mit ziemlich Druck, ein paar Sachen mussten noch vor der Urlaubswoche fertig werden – und wenn, wie sich erwies, das nicht möglich war, mussten sie übergeben werden. Blöderweise werde ich im Urlaub in meine Berufs-E-Mails sehen müssen.

Pünktlicher Feierabend. Auf dem Heimweg (gemischter Himmel mit Sonne, es war herrlich Maien-warm, perfekt für Jackenlosigkeit) holte ich eine Bestellung ab, zu Hause finalisierte ich mein re:publica-Programm.

Ausgedruckte Blätter mit Text in Tabellen

Auch wenn ich vor Ort die re:publica-App nutzen werde, habe ich so einen Überblick über die Sessions, die mich am meisten interessieren – wie’s halt so ist, sind das gerne mal bis zu vier gleichzeitig.

Vor der Abendverabredung turnte ich nochmal Pilates mit Gabi Fastner, die erste Folge eines Sieben-Tage-Programms. Gefiel mir wieder sehr gut: sorgfälig erklärte Übungen, von denen mir fast alle neu waren, deren Wirkung ich aber immer verstand, ruhige Ausstrahlung.

Umziehen fürs Abendessen: Ich hatte einen Tisch in der Brasserie Colette reserviert. Wir entschieden uns für das Menü Rinderfilet Wellington und baten um Weinbegleitung. Und ich traute mich, Leitungswasser zu bestellen – was mir eigentlich immer am liebsten wäre, nach meiner Erfahrung aber nur Restaurants der obersten Klasse anbieten. Dabei müsste es doch auch für das Lokal eine Erleichterung sein, mit weniger zugelieferten und abzuholenden Flaschen zu hantieren; ich kann nur eine enorme Gewinnspanne vermuten.

Auf einem Restauranttisch eine Schale mit viel Pistazie, darauf Litschi, dahinter gefüllte Wein- und Wassergläser

Nach einem Glas Rosé-Cremant als Aperitif (und Brot mit Salzbutter sowie einem Glas Cornichons) gab es Garnele Marocain – ein Klassiker des Hauses, der mich mit seinen vielen Pistazien überraschte, die ganz ausgezeichnet zur Majonaise und den panierten Garnelen passten. Dazu ein leichter Sauvignon Blanc.

Teller mit einem Tintenfisch-Arm auf hellem Püree und mit dunkler Sauce sowie einem Salat-Schnitz

Auch der Pulpo ist ein Standard auf der Karte des Hauses. Er hatte mir einen Tick zu viel Biss, doch der Geschmack war sehr gut, auch das Topinambur-Püree und der sehr fein abgeschmeckte Salat mit Birne. Im Glas ein kräftigerer Chablis.

Auf dem Teller ein Stück Fleisch in Gemüse- und Teigmantel auf zweierlei Saucen, dahinter ein Glas mit ein wenig Rotwein

Der Namen-gebende Hauptgang war dann ein wenig enttäuschend: Alles schmeckte brutal würzig einheitlich umami, das Fleisch hatte kaum eine Chance – und Rinderfilet mag ich vielleicht doch lieber mürbe als fest. Vor allem im Vergleich zu den sonst oft überraschend differenziert schmeckenden Gerichten, die ich hier zu schätzen gelernt habe, war das unerwartet. Der Wein dazu passte sehr gut, ein Grenache.

Teller mit aufgestellten rosa Gebäckscheiben, Erdbeerwürfeln, rosa Eiscreme, Waldmeisterblättern

Der Nachtisch dann wieder gewohnt vielfältig: Selbst mir Macaron-Verächterin gefiel das Zusammenspiel aus Mandelgebäck, Erdbeeren und Waldmeister.

Dazu Gespräche unter anderem über unser Kennenlernen – hier wurde schließlich der Rosentag nachgefeiert – und dass wir uns eigentlich nicht mehr recht erinnern, warum wir uns in den/die andere verliebten. Es ist halt doch irgendwas mit Magie und Glück – unter anderem dem Glück, dass die anfänglich empfundene Kompatibilität und Zuneigung auch anhielt: Zunächst über das genauere Kennenlernen, bei dem ja menschliche Seiten auftauchen können, mit denen man wirklich nicht zurecht kommt. Und dann über die lange Zeit der Veränderungen von Person und Umständen.

Nach zwei Espressos spazierten wir durch Milde und viel Nachtvolk draußen heim – kurz darauf brachen Gewitter und heftiger Regen los.

Journal Donnerstag, 23. Mai 2024 – Eigentlich interessanter Tag, aber mit wenig Erzählenswertem

Freitag, 24. Mai 2024

Sehr gut geschlafen – mit Ohrstöpseln. Ich hatte vage einen Morgenlauf geplant, aber den Wecker nicht früher gestellt: Nur wenn ich von selbst früher aufwachte, würde ich das nutzen. War dann halt nicht so.

Straße im Gegenlicht strahlender Sonne, links und rechts Bäume, oben blauer Himmel

Dabei war das Morgenlicht wundervoll, ich bewunderte es auf dem Weg in die Arbeit. Dort geordnete Emsigkeit, ich kam in einigen Dingen große Schritte weiter.
Und ich nahm mir die Zeit für einen Mittagscappuccino im Westend.

Blick auf eine breiten Fensterbank mit Cappuccino und Beinen in hellen Schuhen und in blau-weiß gestreiftem Rock

Mittagessen waren zwei Bananen, dazu eingeweichtes Muesli mit Joghurt. Bekanntschaft mit einem neuen und ziemlich frisch gemachten Mitmenschen, der so geartet war, dass ich nicht weglief. Vielleicht lag’s an den roten Haaren, mit denen man mich leicht kriegt.

Emsiger Nachmittag. Gegen Feierabend wurde der Himmel sehr, sehr dunkel, der Regenradar zeigte Dunkelblau mit lila Flecken (Gewitter) für die Zeit meines Heimwegs an. Und diesmal hatte das Wetter mitgelesen: Ich verließ das Büro unterm Schirm bei leichtem Regen, der auf meinem Weg durchs Westend stärker wurde. Bei Wir2liebenWein deckte ich mich mit einigen Flaschen aus Gols ein und ließ mir von einer Weinmesse mit auch englischen Weinen erzählen (errang mir das Versprechen, Importeure englischer Weine weitergereicht zu bekommen). Als ich rauskam, hatte der Regen nochmal zugelegt.

Brotkauf in der Balkan-Bäckerei, mit dem Brot unterm Schirm ans Herz gedrückt ging ich heim – in immer stärkerem Regen. Und Gewitter, das direkt über mir blitzte und gleichzeitig donnerte. Ich hielt mich besonders nah an Ampeln und Gebäuden: Der Wein in meinem Rucksack war definitiv zu edel für Glühwein durch Blitzeinschlag.

Daheim packte ich aus und legte die nassesten Sachen ab. Dann folgte ich Ihren Pilates-Tipps (danke!) zu Gabi Fastner und turnte eine 30-Minuten-Folge. Sie gefiel mir sehr gut, viele Bewegungen und Haltungen waren mir neu.

Auf meinen Wunsch (schon wieder) gab’s Shakshuka! (Ernteanteil pausiert wegen Urlaub, Knoblauch kein Problem, weil ich am Freitag das Büro für mich allein habe.)

Gedeckter Tisch mit einer Pfanne voll roter Sauce, in der Eier gestockt sind, mit einem Fladenbrot, einem Glas Tahini, zwei weißen Tellern

Ein großer Genuss. Dann Schokolade.

Endlich kam ich dazu, mir mein re:publica-Programm zusammenzustellen, zumindest im ersten Schritt: Sichtung der Speaker, Festhalten von interessanten Panels/Vorträgen in je einer Liste pro Konferenztag. Den Preis für den besten Titel bekommt bereits
Transformation is my daily business – Was meine Wechseljahre mit besserem Change Management zu tun haben“.

§

Ich gratuliere uns allen in Deutschland zum Grundgesetz. Herzlich.

Das muss gefeiert werden – doch der eine und die andere lästern, wie wenig glamourös und enthusiastisch diese Feiern bei uns sind. Was geht mit Bällen, Feuerwerk, Nationalfeiertag? Nein. Und die Begründung lieferte gestern ganz wunderbar die Satiresendung quer: Hören Sie bitte König Ludwig II. am Ende dieses Beitrags zu.

Denn die Verfassung und die Demokratie müssen nicht begeistern, damit sie wirken.

Journal Mittwoch, 22. Mai 2024 – Aus dem Pelz geschnitten

Donnerstag, 23. Mai 2024

Nachtschlaf wieder gestört durch laute Unterhaltung auf der Straße. Als ich diesmal irgendwann nachsah, parkte ein Kleinwagen mitten auf der Straße vor der Absperrung zu den Kliniken (also der Absperrung, die die Straße eigentlich zu einer ruhigen macht, weil sie Durchgangsverkehr verhindert), junge Menschen drumrum (ich erinnerte mich vage, herzliche Begrüßungen gehört zu haben), einer saß auf der Kante des offenen Kofferraums und zog Schuhe an. Ein Rätsel, denken Sie sich gerne eine Geschichte dazu aus. Mir war sie egal, ich schloss wieder das Fenster. Wenn ich nachts Frischluft haben möchte, müsst ich wohl wieder zu Ohropax greifen – sehr unwillig, denn die Abstinenz hatte das mutmaßliche Ekzem in den Gehörgängen komplett verschwinden lassen.

Mit Hilfe von Herrn Kaltmamsell schaffte ich es über Morgenkaffee, für den bevorstehenen Berlin-Urlaub mein Süddeutsche-Abo auf digital umzustellen. Ich brauchte Hilfe, denn auf meiner Abo-Site produzierten sowohl der Link “Urlaub” als auch der zum Kontaktformular lediglich endloses Lade-Rödeln, seit Sonntag. Es war dann der Tipp von Herrn Kaltmamsell “Probier mal einen anderen Browser”, der zum Erfolg führte: Die Website der Süddeutschen ist ein derart gefräßiges Cookiemonster, dass diese Funktionen mittlerweile im Sicherheits-betonten Firefox nicht mehr gehen – sie sollten sich schämen.

Wetter grau und kühl, aber trocken, auf dem Weg in die Arbeit sah ich sogar Himmelblau durch die Wolken lugen.

In der Arbeit ging es geordnet los, ich konnte mir Zeit nehmen für einen Mittags-Cappuccino bei Nachbars und sowas wie eine Mittagspause (Apfel, Banane, Sahnequark). Aber dann wurde es wieder turbulent, ich musste auf ein offensichtlich nicht ernst gemeintes “Hast du kurz Zeit?” mit einem scharfen “Nein!” reagieren.

Fast pünktlicher Feierabend, denn ich hatte einen ersehnten Friseur-Termin: Ich musste dringend aus meiner Wolle rausgeschnitten werden. Das klappte auch zu meiner Zufriedenheit, dauerte allerdings doppelt so lang wie veranschlagt. Unter anderem weil eine Azubi den “Kopfhaut-Test” eines Haarpflegemittel-Herstellers an mir durchführte (ich ließ sie, weil großes Herz für Azubi). Ergebnis: Völlig normale Kopfhaut, völlig normales Haar, die junge Frau schien ein wenig verunsichert. Die empfohlenen Pflegeprodukte ganz speziell für mich fielen dann allerdings bei der Frage “Gibt es die auch ohne Plastikflasche?” durch (erwartungsgemäß).

Unerwartet spät ging ich also zum Bahnhof, um mal wieder ein Automatenfoto für mein Projekt aufzunehmen.

Vier kleine Fotos eines Gesichts mit buntem Rahmen auf einem Abzug

Noch ein Abstecher in einen Drogeriemarkt, ich kam gerade mal zur Abendessenszeit heim – nix war’s mit Gymnastik (Herr Kaltmamsell hätte durchaus auf mich gewartet, aber ich war hungrig). Der Ernteanteil-Pakchoy wurde auf meinen Wunsch ein vietnamesisches Gericht.

Glasteller mit (von zwölf Uhr) ReisGlasnudeln, Limettenschnitz, Sojahack, Packchoy-Streifen, drüber Erdnusskerne und Kräuter

Reisnudeln, scharfes Soja-Hack, viele Kräuter – sehr gut. Danach Schokolade.

Abendlicht, über Parkbäumen ein orange angestrahlter Kirchturm

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Wenn Sie die Verschwörungsgruppe um Prinz Reuß immer noch für g’spinnerte Renter*innen halten, empfehle ich Ihnen die Gerichtsberichterstattung in der Süddeutschen von Annette Ramelsberger und Benedikt Warmbrunn (€): Sie schildern einige der “Tausende Indizien, Mitschnitte von Telefonaten, Observationsfotos von ihren Treffen, Kopien ihrer Chats”. Abgründe.
“Auf sein Kommando”.

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Die AfD hat’s zu John Oliver geschafft.

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HAHAHAHA!
“Münchner Essiggurke geht viral”.
(Waren die Influencer-Hefeschnecken in der Sendlinger Straße grad aus?)

Journal Dienstag, 21. Mai 2024 – 31. Rosentag, diesmal ungefeiert

Mittwoch, 22. Mai 2024

Für diesen Dienstag war Regen angekündigt, was meine spezielle und recht auf Kante genähnte Tagesplanung gefährdete, die auf Radfahren für Schnelligkeit und Flexibilität basierte. Ich wachte nach guter Nacht auf zu – Regenrauschen.

Also plante ich komplett neu ohne Fahrrad; auch wenn es auf meinem dann doch Fußweg in die Arbeit gerade trocken war, drohten den ganzen Tag über Schauer, und ich wollte wirklich kein Durchnässen riskieren, weil keine Zeit für Trocknung/Umziehen war.

Im Büro gleich mal Start mit Vollgas, auf den anderen Seiten zahlreicher Schnittstellen war Pfingsten durchgearbeitet worden. Ich galoppierte durch den Vormittag, fing Querschüsse auf, reichte Dinge durch. Gegen halb zwölf verabschiedete ich mich in eine längere Mittagspause: Mit der Beschleunigung durch zwei Stationen U-Bahn-Fahrt lief ich zum Blumenladen meines Vertrauens, der tatsächlich 31 riesige rote Rosen herangeschafft hatte – auch wenn, wie Herr Blumer am Freitag betont hatte, die Anlieferung an einem Tag direkt nach Wochenende plus Feiertag nicht einfach gewesen war. Nächstes Jahr legen wir den Rosentag nicht direkt hinter das Pfingst-Wochenende.

Mit dem von Jahr zu Jahr volleren Arm Rosen eilte ich heim, um Herrn Kaltmamsell alles Gute zum Rosentag zu wünschen, ihn zu herzen und zu küssen und ihm die Rosen zu überreichen.

Mann mit Brille, in Jeans und grünem Pulli, der einen Strauß riesiger roter Rosen im Arm hält

Hintergrund: Seine Geschichte, meine Geschichte.

Das Feiern hatten wir auf Freitagabend verschoben, weil Herr Kaltmamsell an diesem Abend eigentlich schon gebucht war. (Was sich irgendwann als Verwechslung erwies.)

Wieder mit U-Bahn-Hilfe eilte ich zurück ins Büro (jetzt brauchte ich auch meinen Schirm), dort ging es munter weiter mit Besprechungen und dringenden Erledigungen. Zum Mittagessen (Apfel, eingeweichtes Muesli mit Joghurt) kam ich erst um halb drei, und das auch nur hastig beim Korrekturlesen reingeschaufelt.

Feierabend wurde spät. Auf dem Heimweg (Schirm gegen Tröpfelregen) Einkäufe beim Vollcorner.

Ich freute mich auf eine Runde Gymnastik. Dafür probierte ich Pilates bei Fitness Blender aus. Hm, diese gute halbe Stunde war mir doch ein wenig zu hektisch, das Tempo ging ja schon Richtung Cardio-Training. Aber vielen Dank für Ihre Tipps, die probiere ich noch durch. Bislang sehe ich noch keinen Vorteil gegenüber Yoga-Gymnastik oder herkömmlichem Krafttraining.

Nachtmahl kam von Herrn Kaltmamsell, es bestand unter anderem aus Resten: Ernteanteil-Kartoffeln hatte er zu Gnocchi verarbeitet, einen Teil fror er nicht ein, sondern kochte ihn und servierte ihn mit Butter und Salbei. Als nächsten Gang gab es übersichtliche Reste von den samstäglichen Rinderrippchen gebraten mit Zwiebel und Ei. Und dann noch ein wenig Käse.

Zum Nachtisch hatte ich Erdbeeren mitgebracht, danach war noch Platz für Süßigkeiten. Leider war ich viel zu erledigt und abgelenkt, um in die jährlichen nostalgischen Erinnerungen an den Ursprung des Rosentags zu gleiten, hatte auch keine Lust auf Alkohol, um darauf anzustoßen – ich entschuldigte mich bei Herrn Kaltmamsell und bat um Verschiebung auf Freitag.

Früh ins Bett zum Lesen, neue Lektüre: Gabriele Tergit, Käsebier erobert den Kurfürstendamm, diesmal wieder ein Kauf. Früh morgens hatte ich mein Bett abgezogen und gewaschen – doch zum ersten Mal hatte ein ganzer Tag nicht fürs Trocknen gereicht: Eine Ecke des Überzugs war noch deutlich klamm, zum Glück ist die Decke groß genug, dass ich sie am entlegenen Ende platzieren konnte.

Journal Pfingstmontag, 20. Mai 2024 – Sonnige Maienwanderung nach Aying

Dienstag, 21. Mai 2024

Guter und langer Schlaf.

Eines der seltenen Male, dass mir Bloggen die Tagespläne durchkreuzt: Bis ich nach Spülmaschine-Ausräumen und Wäsche-Aufhängen den ausführlichen und viel bebilderten Blogpost fertiggestellt hatte, waren zwei Stunden vergangenen, es blieb keine Zeit mehr für die geplante Gymnastik vor Wanderung.

Denn wandern wollte ich in diesem herrlich sonnigen, aber bei Weitem nicht heißen Maienwetter mit Herrn Kaltmamsell von Kirchseeon nach Aying, das hatten wir schon ein paar Mal gemacht.

Anfahrt mit einmal Umsteigen in Trudering, an diesem Wochenende war wieder S-Bahn-Stammstrecke für den Bau der zweiten solchen gesperrt.

Weg in hohem Laubwald, durch den Sonne leuchtet

Von Kirchseeon aus bogen wir gegen zwölf gleich mal in wundervollen Wald. Doch bald stellten wir fest, dass wir schon hier falsch abgebogen sein mussten, wir waren nicht mehr auf dem GPS-markierten Weg. Nun gut, die ursprüngliche Wanderung aus dem Büchlein Wandern mit dem MVV hatte ja nie durchgehend geklappt, vor Schlacht mussten wir immer auf Straßen ausweichen. Herr Kaltmamsell lotste uns also in einem Bogen nach Moosach, dann folgten wir eine Weile der gewohnten Route, umgingen aber das Straßenstück weiträumig im Wald.

In einem sehr feuchten Waldstück war ich froh drum, dass seit einer besonders vermückten Wanderung das Schnackenschutzspray in meinem Wanderrucksack wohnt: Nach einer ersten Attacke besprühte ich mich damit rundum, bis ich glänzte – Schluss mit Stecherei.

Am Himmel immer wieder Bussarde, Milane, Falken. Auf dem Boden Kühe, ein Schaf.

Blauer Himmel über soniger Landschaft mit schmalem asphaltiertem Weg

Schöne, sonnige Landschaft mit Brise.

Wanderer von hinten, der auf einem schmalen Pfad durch eine schattige Wiese geht, davor ein sonniges Stück, dahinter Wald

Waldwege auch mal schmal.

Dorf aus Häusern mit roten Dächern unter knallblauem Himmel

Niederseeon.

Wald mit Wladweg, der eine einzige riesige Pfütze ist, links Wanderer

Manchmal kamen wir auch an unpassierbare Wege, schließlich hatte es in den vergangenen Tagen mehrfach geregnet. Nach zweieinhalb Stunden wollte ich Brotzeitpause machen, doch das einzige Bankerl, an dem wir vorbeikamen, war bereits besetzt – und die Herrschaften sahen aus, als hätten sie es sich gerade erst richtig gemütlich gemacht. Es wurden also drei Stunden und drei Uhr, bis wir in Kastenseeon an der Straße eine schattige Sitzgelegenheit fanden. Ich aß einen Apfel (aus Ernteanteil ein Granny Smith aus heimischem Bio-Anbau – ich war überrascht, dass die bei uns angebaut werden, und dann auch noch schmecken) und eine Breze – wollte nicht zu viel essen, um meinen Appetit beim abschließenden Einkehren zu erhalten.

Der gewohnte Weg von Lindach nach Aying war energisch gesperrt: Er sei wegen Wiederherstellungsarbeiten unpassierbar. Da wir dieses Stück durch den Wald gut kennen, beschlossen wir ihn dennoch zu gehen: Bei Unpassierbarkiet würden wir einfach in den Wald ausweichen. Doch der gesamte Weg war frei und fertig wiederhergestellt, keine Spur von Arbeiten; vielleicht hatte man vergessen, die Sperrung aufzuheben.

Straße, die zwischen Hecken auf eine Zwiebelturmkirche zuführt, rechts ein moderner Brauereiturm

Ankunft in Aying. Der Biergarten war auch kurz vor fünf gut besucht. Gestern sah das Brotzeitbrettl so aus.

Auf einem Tisch ein Holzbrett mit Wurst, auf beiden Seiten kleine weiße Teller mit Brot

Da schon beim letzten Mal kein Presssack dabei gewesen war, bestellten wir diesen einzeln.

Viereckiger weißer Teller, auf dem strahlenförmig halbe Scheiben weißer und roter Presssack liegen

Zum Vergleich: Das Brotzeitbrettl im selben Lokal 2018:

Und 2021:

Reibungslose Heimfahrt, diesmal direkt bis Stachus. Daheim noch zum Nachtisch Schokolade.

Joseph Roth, Hiob ausgelesen – hat mir sehr gut gefallen, mehr folgt.

Journal Pfingstsonntag, 19. Mai 2024 – Voller Feiertag mit Lauf, Zeitungserheiterung, Kochen, Volkstheater

Montag, 20. Mai 2024

Der Nachtschlaf fühlte sich tief und gut an – auch wenn er zweimal durch Draußengeräusche unterbrochen wurde. Das erste Mal war’s ein Gewitter. Als eine störende Unterhaltung vor meinem Schlafzimmerfenster kurz vor drei gar nicht mehr aufhörte, sah ich doch mal nach: Polizeiauto mit Blaulicht, mitten auf der Straße stehendes Auto, im eher unaufgeregten, aber lauten Gespräch zwei Menschen in Uniform, fünf Männer in Freizeitkleidung. Das würde so schnell nicht aufhören: Ich schloss Fenster und Rollladen, konnte weiterschlafen.

Erfrischtes Aufwachen kurz vor sieben, es zeichnete sich der angekündigte weitere sonnige Tag ab. Nach dem Bloggen bereitete ich einen Teil des Abendessens zu: Kartoffelsalat.

Gemütlichkeit bei allen Tätigkeiten, in sonniger Morgenfrische war ich fertig für meinen Isarlauf:

Frau fotografiert sich im Flur in einem großen Spiegel, trägt dabei schwarze, kurze Laufkleidung und eine Sonnenbrille

Mit dem Rad fuhr ich in herrlichstem Frühlingsgrün zum Friedensengel. Vor dort startete ich Richtung Norden.

Ein Ur-Münchner Anblick: Radler mit Surfbrett unterm Arm auf dem Weg zur Eisbachwelle.

Blick durch grüne Bäume auf das Blau eines Flusses

Es ist Bieberl-Zeit, die Wasservögel bringen ihre Küken erstmals ins Wasser. Gleich nach meinem Laufstart beobachtete ich dabei ein Drama: Eine Krähe hatte es offensichtlich auf die noch sehr kleinen Küken eines Gänsesägers abgesehen und flog Angriffe, die Eltern versuchten sie immer wieder mit Geschnatter und Flügeschlagen zu vertreiben.

Flaches Flusswasser über Kieselsteinen, unscharf sieht man von Links eine Krähe anfliegen, unter ihr ein größerer Wasservogel und viele kleine Küken

Ich nahm mir nicht dir Zeit, den Ausgang zu beobachten, schließlich war mein Plan Laufen. Und das ging ganz wunderbar und mit nur wenig Fußschmerzen. Zu meiner freudigen Überraschung war gestern das Durchlaufen der Brückenbaustelle am Föhringer Ring möglich, es bot spannende Einblicke in die Holzkonstruktion zum Brückenbau. Überrascht war ich auch davon, wie ruhig die Wege waren, Müncher*innen verbrachten das Pfingst- und erste Ferienwochenende wohl eher außerhalb.

Sonniger Weg am Fluss mit Bäumen, im Fluss liegt ein großer, kahler gestürzter Baum

Die Befestigung dieses Baumsturzes vom Winter im Fluss mit Steinen hat nicht gehalten.

Blick unter einer Brücke hindurch auf Fußweg und hellgrüne Bäume

Maifarben mit Kennedybrücke als Rahmen.

Park mit Schafen, auf dem Fußweg rechts Passant*innen, die sie ansehen

Ich hatte sie gehört und gerochen, bevor ich sie sah: Die Schafherde des Englischen Gartens.

Brückenbaustelle über Fluss, sichtbar durch einen Zaun fotografiert

Die Brückenbaustelle am Föhringer Ring – ich hätte die Holzkonstruktion gerne von den Verantwortlichen erklärt bekommen.

Blick auf Fluss, umgrünt von Auen

Immer wieder schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne.

Graffiti "HUSTLA" auf Mauer

Ansicht der Brückenbaustelle mit Holzkonstruktion von unten

Dazu der Geruch des nassen Bauholzes.

Nachaufnahme lila fedrige Blüten in hohem Gras

Graffiti-Männchen auf einer Mauer voller Tags. rechts ein wenig Blick auf Bäume

Föhringer Wehr.

Ich steuerte die Max-Joseph-Brücke an, um endlich die Früchte der vieljährigen Bauarbeiten zu ernten und drunter durchzulaufen.

Neuer Weg, der zwischen Schildern abwärts auf eine alte Brücke zuführt, links zahlreiche Absperrungen

Stellte aber fest, dass hier immer noch Baustelle ist: Der obere neue Weg endet abrupt an der Brückenmauer und bleibt gesperrt. Auch hier hätte mich die Erklärung der Fachleute sehr interessiert.

Neue Streetart unter der Luitpoldbrücke – hier neben anderer vom Lauf in einem instagram-Album zusammengefasst.

Der Friedensengel hatte wieder gut auf mein Radl aufgepasst. Ich dehnte daran rundum, radelte dann gemütlich heim.

Frühstück um halb zwei:

Tisch mit einer Schüssel, in der man Orangenstücke, dunkle Frlüssigkeit und Joghurt sieht, dahinter ein zugeklappter Laptop, rechts daneben ein Wasserglas

Das Dunkle wurde mir als Hollergelee verkauft, erwies sich aber als Sirup. Unter dem Ganzen Porridge.

Herr Kaltmamsell hatte aus den übrigen Eiweiß von der Crème Brûlée eine Bosnische Torte (die Hälfte davon) gebacken, die wirklich hässlich aussah, aber sehr gut schmeckte. Die gab es auch zum Frühstück.

Kleine Siesta, dann las ich auf dem Balkon Zeitung. Unter anderem das SZ-Magazin von Freitag, das zum 75. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland Prominente fragte, was sie mit Deutschland verbinden (€). Die Antworten fand ich alle interessant, laut lachen musste ich über die von Caren Miosga:

»›Herr Schmaaalstieg, kannste ma eben die Tupper runterholen?‹ Da war es wieder. Als ich neulich bei Karstadt eine Schüssel zum Abtuppern (sagen wir so in Hausfrauenkreisen: ›Die tuppert dir in zehn Minuten ein ganzes Buffet ab‹) kaufen wollte, fratzte eine Verkäuferin ihren Kollegen mit dem herrlichen Kassiererinnen-Du an. Herr Schmalstieg, kannst du mal eben? So als sei man auf dem Weg zur formvollendeten Anrede kurz mal gestolpert. Wenn den von mir so heiß geliebten Einzelhandelsfachgeschäften vollends der Garaus gemacht wird, verschwindet auch diese schnatzigste aller deutschen Freundlichkeiten. Auf die Frage, wie ich bezahlen könne, erhielt ich die Antwort: ›Das können Sie halten, wie du willst.‹«

Im Lauf den Nachmittags und beim Kochen schmiss ich mich immer noch weg über den Satz: “Die tuppert dir in zehn Minuten ein ganzes Buffet ab.” Bis dahin hätte ich gesagt, dass für mich Deutschland vor allem a g’scheit’s Brot ist (also Sauerteigbrot – eine Wahl, die mich mit Otto Waalkes verbindet, laut dem die deutschen Nationalfarben Schwarz-Brot-Gold sind). Doch in “Die tuppert dir in zehn Minuten ein ganzes Buffet ab.” steckt noch mehr Deutschland: Ich kenne kein anderes Land, das diesen Satz produzieren könnte, mit all seinen Facetten (Effizienz, Funktion vor Form, Vorausschau, no nonsens, aber ja auch Genuss, und deutscher Humor vom Feinsten – zumal ich dabei durchaus auch deutsche Frauen mit Einwanderungswurzeln vor Augen habe). Wenn auch nicht unbedingt mein Deutschland (ich neige eher zu Schraubgläsern für Essensreste und Brotzeit).

Von wegen Kochen: Ich bin mittlerweile durchaus stolz darauf, dass ich Gerichte in meinem Koch-Repertoire habe, die sich der deutlich besser kochende Herr Kaltmamsell von mir wünscht. Gestern waren das Fleischpflanzerl mit Feta-Füllung.

Gedeckter Tisch mit großem Glasteller, darauf zwei Fleischpflanzerl und Kartoffelsalat mit Gurke

Ich servierte deutlich früher als sonst, es gab auch noch Crème Brûlée zum Nachtisch, denn abends wollten wir ins Theater: Der Besuch der alten Dame im Volkstheater. Dorthin spazierten wir durch milde, aber nicht wirklich warme Maienluft.

Offener Innenhof eines Backsteinbaus, darin Menschen, über dem Tor steht "Volkstheaer"

Der Dreh der Inszenierung: Nach Güllen kommt nicht die alte Dame, sondern ihre gleichnamige Enkelin, eine erfolgreiche Sängerin. Die Hoffnungen auf Geldsegen der Bevölkerung sind gleich, doch die Bedingung für die große Spende Claras ist jetzt der Tod des Enkels von Alfred. Insgesamt funktionierte das in meinen Augen, und ich mochte sehr, was Anna van Leen mit der Bühne gemacht hatte (im letzten Drittel hob sich die Bühne zu einer split stage mit Handlung oben und unten). Und ich konnte die Regie-Entscheidung nachvollziehen, die Schausspielenden (bis auf Nina Steils als Clair) völlig überzogen und als Karikaturen auftreten zu lassen. Doch unterm Strich fehlte mir die Motivation der Enkelin Claire, dazu hätte ich sie als Person mehr kennenlernen müssen.

Enthusiastischer Beifall aus dem voll besetzten Zuschauerraum.

Seitlich aufgenommen: In schwarzer Wand orange eingelassene Lampen

Beim Rausgehen hielt ich die Baumarktblumentopflampen fest.

§

Fotoreihe im Guardian:
“Protesters, pop stars and pioneers: 38 images that changed the way we see women (for better and for worse)”.

Journal Samstag, 18. Mai 2024 – Hochfrühling beschwommen und beradelt, hilfloser Klimaschutz-Protest

Sonntag, 19. Mai 2024

Gut geschlafen, aber zu früh aufgewacht, auch noch mit Kopfweh (so viel Alkohol war das am Vorabend wirklich nicht, beim Zu-Bett-Gehen war ich fast wieder nüchtern gewesen). Ibu half.

Dann startete ich den Tag halt zu fast Arbeitstagzeiten. Bloggen und Mastodon-Lesen, eine Einkaufsrunde zum Vollcorner und zum Bäcker in Sonne unter gemischten Wolken.

Prächtige Altbau-Front aus sehr spitzem Winkel nach oben fotografiert, dahinter knallblauer Himmel

Erinnerung an die einstige Jahrhundertwende-Pracht des Viertels östlich der Theresienwiese.

Mir wurde unterwegs recht warm, fürs Radeln zum Dantebad ließ ich die Jacke dann schon daheim.

Ruhige Kraulbahnen im wenig beschwommenen und sonnenglitzernden Becken, die Wassertemperatur um wenige Grad auf Sommerbetrieb gesenkt und angenehm (im Winter ist sie selbst mir neuerdings Schwimmfrierein zu warm), ich hatte keine Probleme mit 300 zusätzlichen Metern zu meinen 3.000. Nur einmal gab es eine Krampf-Attacke im gesamten rechten Bein, Resultat Zickzack über alle Gelenke: Ich war über einen Tritt von der Nebenbahn heftig erschrocken. Wenn, wie ich inzwischen immer häufiger lese, Beinmuskelkrämpfe beim Sport nichts mit Magnesiumhaushalt zu tun haben, sondern es immer mehr Hinweise auf neurologische Ursachen gibt, passt das dazu: Das Muster Schreck->Krampf kenne ich vom Schwimmen.

In der vollen Damendusche verifizierte ich meinen Eindruck der vergangenen warmen Wochen von der aktuellen Zehennagellackmode: Man trägt heuer Rot- und Orange-Töne, die grauen und blauen Lacke der Vorjahre sind verschwunden.

Moderne Eingangshalle mit Blick ins sonnige Draußen

Eingangshalle des Dantebads.

Heimradeln über Espresseobohnenkauf im Delmocca (derzeit schmeckt mir deren Sorte El Presidente wieder am besten). Ich kam am Kieser-Studio in Schwabing vorbei, erinnerte mich angenehm an die Zeiten seiner Nutzung vor über zehn Jahren – und daran, wie viele Berühmtheiten ich dort beim Heben traf. Ich fragte mich, ob deren damalige Unbefangenheit heute noch möglich wäre.

Außerdem gedacht: Schwabing ist echt hübsch, allein schon die Clemensstraße, die ich fast gesamt durchradelte. Aber lieber wohne ich in meinem viel menschenbunteren Bahnhofsviertel – auch wenn es derzeit aussieht, als wollte man es abreißen.

Frühstück um halb zwei: Körnersemmeln mit Käse, Mango mit Sojajoghurt.

Sonniger Balkon vom WOhnzimmer aus fotografiert, darauf Pflanzen, Holztisch, Holzbank

Den Nachmittag verbrachte ich auf dem Balkon mit Zeitunglesen, genoss den Wechsel aus Sonne und Schatten, brauchte eine Strickjacke – dieses Jahr gibt’s echten Frühling! Die Wochenend-SZ fand ich diesmal interessant genug für mehrere Stunden Lektüre: Der Themenschwerpunkt zu 75 Jahren Grundgesetz wurde aus vielen spannenden Blickwinkeln beleuchtet.

Eine Runde Pilates mit australischem Akzent – die ersten vier von Nicoles Anfänger-Einheiten gleichen einander schon ziemlich, fühlt sich für mich eher langweilig an. Ich möchte mal andere Online-Pilates-Angebote probieren: Haben Sie Empfehlungen? Mein Anfängerinnen-Level bezieht sich dabei eher auf das Trainingssystem Pilates, weniger auf die Kraft.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell viele Stunden lang Rinderrippen bei niedrigerer Temperatur gegart – die damit verbundenen Düfte hatten mich sehr hungrig gemacht. Als Aperitif rührte ich uns Manhattan perfects, dann servierte Herr Kaltmamsell.

Gedeckter Tisch, darauf Glasteller mit dunklem Fleisch am Knochen, Kartoffelstampf, Erbsen Sauce, Gläser mit Rotwein

Dazu gab es Kartoffelstampf und Erbsen, im Glas der restliche Kochwein, ein Montepulciano d’Abruzzo. Nachtisch war erst mal die Freitag gekochte Crème Brûlée.

Weißes Schüsselchen auf grüner Tischdecke, darin eine gelbe greme mit Karamelkruste, der untere Teil ist bereits weggegessen mit einem darin liegenden Dessertlöffel

Ich hatte reichlich guten Safran verwendet, sodass sogar ich Safran-Blinde ihn schmeckte.

Schokolade ging auch noch.

§

Rico Grimm erklärt bei den Krautreportern nochmal:
“Es wird langsam wärmer, aber schneller schlimmer”.

Wir müssen uns auf eine unangenehme Wahrheit vorbereiten: Die Folgen der Klimakrise werden nicht langsam schlimmer werden. Sondern eher von heute auf morgen. So wie der Ketchup von jetzt auf gleich aus der Flasche spritzt.

Aber ich habe im Ohr, wie auch eigentlich schlaue Leute sagen: “Das hat’s früher auch gegeben.”

§

Ach, weil wir gerade dabei sind: Dass die Letzte Generation gestern den Flugverkehr am Münchner Flughafen behindert hat, haben Sie vielleicht mitbekommen. Ich fand sehr nachvollziehbar, was sie damit anprangerten.

Dass Menschen sich Flüge eher leisten können als Bahnfahrten ist absurd. Die Verantwortung dafür liegt bei der Regierung: sie subventioniert Flüge, während die Bahn kaputtgespart wird.

Hier mehr.

Ob die gestrige nun die wirkungsvolle Protestart ist, mag ich nicht beurteilen, denn inzwischen lese und höre ich bei jeder Art von Protest gegen fehlenden politischen Klimaschutz: “Protest ja. Aber doch nicht so!” Und dass die höchsten Gerichte der Republik der Regierung nachweisen, dass ihre Gesetzgebung nicht ausreicht, bewirkt ja auch nichts.

Die drei verkehrspolitischen Maßnahmen mit riesigem CO2-Einsparpotenzial, die vor allem die FDP bislang in der Regierung verhindert, sind nämlich:
– Abschaffung der Kerosin-Subvention
– Abschaffung Dienstwagen-Privileg
– Tempolimit auf Autobahnen
Einschränkung individueller Freiheit: Minimal.

Ich bin völlig hilflos, mit welcher Art Protest ich als Bürgerin diese schlicht vernünftigen Maßnahmen einfordern soll. Das wirkungsvollste individuelle Handeln: Keine Partei wählen, die Klimaschutz verhindert.