Journal Freitag, 24. Mai 2024 – Nachgefeierter Rosentag
Samstag, 25. Mai 2024Wieder mit Ohrstöpsel tief und gut geschlafen.
Der Tag startete hell, ich eine letzte Waschmaschine vor Berlinreise – noch gab es Urlaubsvorfreude allerdings nur in sehr kurzen Blitzen, ansonsten fühlte sich die Reise wie eine weitere zu erledigende Aufgabe an. Ich erhoffte mir Entspannung von der abendlichen Verabredung zum Essen.
Ich hatte einen ruhigen Arbeitstag erwartet, das stellte sich schnell als Irrtum heraus, weil Querschüsse. Dennoch riss ich mich für einen Cappuccino los und marschierte zackig zum Notting Hill auf der Theresienhöhe.
Zu Mittag gab es Äpfelchen und eingeweichtes Muesli mit Joghurt. Es folgte ein Arbeitsnachmittag mit ziemlich Druck, ein paar Sachen mussten noch vor der Urlaubswoche fertig werden – und wenn, wie sich erwies, das nicht möglich war, mussten sie übergeben werden. Blöderweise werde ich im Urlaub in meine Berufs-E-Mails sehen müssen.
Pünktlicher Feierabend. Auf dem Heimweg (gemischter Himmel mit Sonne, es war herrlich Maien-warm, perfekt für Jackenlosigkeit) holte ich eine Bestellung ab, zu Hause finalisierte ich mein re:publica-Programm.
Auch wenn ich vor Ort die re:publica-App nutzen werde, habe ich so einen Überblick über die Sessions, die mich am meisten interessieren – wie’s halt so ist, sind das gerne mal bis zu vier gleichzeitig.
Vor der Abendverabredung turnte ich nochmal Pilates mit Gabi Fastner, die erste Folge eines Sieben-Tage-Programms. Gefiel mir wieder sehr gut: sorgfälig erklärte Übungen, von denen mir fast alle neu waren, deren Wirkung ich aber immer verstand, ruhige Ausstrahlung.
Umziehen fürs Abendessen: Ich hatte einen Tisch in der Brasserie Colette reserviert. Wir entschieden uns für das Menü Rinderfilet Wellington und baten um Weinbegleitung. Und ich traute mich, Leitungswasser zu bestellen – was mir eigentlich immer am liebsten wäre, nach meiner Erfahrung aber nur Restaurants der obersten Klasse anbieten. Dabei müsste es doch auch für das Lokal eine Erleichterung sein, mit weniger zugelieferten und abzuholenden Flaschen zu hantieren; ich kann nur eine enorme Gewinnspanne vermuten.
Nach einem Glas Rosé-Cremant als Aperitif (und Brot mit Salzbutter sowie einem Glas Cornichons) gab es Garnele Marocain – ein Klassiker des Hauses, der mich mit seinen vielen Pistazien überraschte, die ganz ausgezeichnet zur Majonaise und den panierten Garnelen passten. Dazu ein leichter Sauvignon Blanc.
Auch der Pulpo ist ein Standard auf der Karte des Hauses. Er hatte mir einen Tick zu viel Biss, doch der Geschmack war sehr gut, auch das Topinambur-Püree und der sehr fein abgeschmeckte Salat mit Birne. Im Glas ein kräftigerer Chablis.
Der Namen-gebende Hauptgang war dann ein wenig enttäuschend: Alles schmeckte brutal würzig einheitlich umami, das Fleisch hatte kaum eine Chance – und Rinderfilet mag ich vielleicht doch lieber mürbe als fest. Vor allem im Vergleich zu den sonst oft überraschend differenziert schmeckenden Gerichten, die ich hier zu schätzen gelernt habe, war das unerwartet. Der Wein dazu passte sehr gut, ein Grenache.
Der Nachtisch dann wieder gewohnt vielfältig: Selbst mir Macaron-Verächterin gefiel das Zusammenspiel aus Mandelgebäck, Erdbeeren und Waldmeister.
Dazu Gespräche unter anderem über unser Kennenlernen – hier wurde schließlich der Rosentag nachgefeiert – und dass wir uns eigentlich nicht mehr recht erinnern, warum wir uns in den/die andere verliebten. Es ist halt doch irgendwas mit Magie und Glück – unter anderem dem Glück, dass die anfänglich empfundene Kompatibilität und Zuneigung auch anhielt: Zunächst über das genauere Kennenlernen, bei dem ja menschliche Seiten auftauchen können, mit denen man wirklich nicht zurecht kommt. Und dann über die lange Zeit der Veränderungen von Person und Umständen.
Nach zwei Espressos spazierten wir durch Milde und viel Nachtvolk draußen heim – kurz darauf brachen Gewitter und heftiger Regen los.