Archiv für Juli 2025

Journal Dienstag, 22. Juli 2025 – Schaukelsehnsucht / Nur ein bisschen Mortadelo y Filemón

Mittwoch, 23. Juli 2025

Weniger gestörte Nacht, immer noch nicht ganz erholsam.

Marsch ins Büro unter gemischtem Himmel und in milder Luft, ich genoss ihn.

Morgen für Morgen gehe ich an diesem nigelnagelneuen Spielplatz an der Theresienwiese vorbei, der insgesamt sensationell aussieht, vor allem aber riiiiesige Schaukeln hat. (Noch nicht zugänglich, weil laut einem Schild noch nicht ganz fertig, man hoffe aber, ihn zum Start der Sommerferien zu eröffnen.)

Diese Schaukeln wollen mir nicht aus dem Kopf. Ich schaukle ausgesprochen gerne und weiß: Je höher die Schaukel, desto besser. Doch laut den Spielplatzregeln werde ich diese auch nach offizieller Öffnung nie ausprobieren dürfen: Benutzung der Geräte nur bis 16 erlaubt, und – wie auf allen Spielplätzen, die ich in München kenne – Erwachsene dürfen nur in Begleitung von Kindern hinter den Zaun.

Nun finde ich, dass man Regeln durchaus mal brechen darf. Allerdings hebe ich mir das für wirklich wichtige Fälle auf, in denen etwas anderes als Regeleinhaltung (“rules are friends!”) Priorität hat. Und jetzt hadere ich sehr. (Ob ich ans zuständige Baureferat schreibe und um Sondererlaubnis bitte? Mit dem Hinweis, dass ich echt ehrlich nicht viel schwerer bin als mit 16?)

Emsiger Arbeitsvormittag, ich hatte einen großen Anreiz, alles zackig wegzukriegen (Party-Termin der Woche): Gleich nach Mittag wollte ich Feierabend machen, um Vater und Bruder am Hauptbahnhof abzuholen. Die beiden Mortadelo-y-Filemón-Fans reisten für einen gemeinsamen Besuch der Ibáñez-Ausstellung im Instituto Cervantes an. Zu Mittag aß ich vorher noch schnell Aprikosen sowie Quark mit Joghurt.

Das Abholen am Bahnhof klappte, freudiges Wiedersehen. Wir nahmen eine U-Bahn zum Odeonsplatz, spazierten durch immer schöneres Wetter zum Instituto Cervantes. Doch dort stellte sich heraus, dass wir Pech hatten: Ausgerechnet gestern war der eigentlicher Ausstellungsraum Salón de actos nicht zugänglich wegen einer externen Veranstaltung.

Zumindest den Teil im Treppenhaus sahen wir an, dort lernte ich unter anderem, dass die Serie als Detektivgeschichte startete und die Protagonisten erst später Spione wurden. UND! Es gibt ein Heft “Mortadelo y Filemón en Alemania” von 1981/82. Darin unter anderem Franz-Josef-Strauß-Wahlplakate und dieses:

(Der Comic-Fanboy im Haus hat den Auftrag, das Heft zu besorgen.)

Zumindest war es jetzt draußen mit schöner Sonne warm geworden: Mein Vorschlag eines Spaziergangs zum Biergarten am Chinesischen Turm wurde angenommen. Schöne Farben und Anblicke im Englischen Garten, nur wenige Menschen im Biergarten.

Dort war die Fläche vorm Turm noch tanzbar freigehalten vom Kocherlball am vergangenen Sonntag, aber es gab reichlich Tische. Meine Bruder holte Mittagessen nach, alle drei ließen wir uns Bier in verschiedenen Zuständen schmecken.

“Die schönste Verbindung aus ofenfrischer Breze und knuspriger Pizza”. Dafür eröffnet die katholische Kirche eigens das eigentlich abgeschaffte Fegefeuer wieder.

Ich informierte Herrn Kaltmamsell über unseren Aufenthaltsort, er kam die paar hundert Meter von seinem Arbeitsplatz herüber. Wir saßen sehr gemütlich zusammen, mein Vater erzählte Haarsträubendes aus seinem lang vergangenen Arbeitsleben.

Während Herr Kaltmamsell nach Hause radelte, brachte ich den Besuch zum Hauptbahnhof. Auf dem Heimweg besorgte ich das Abendessen – und traf unterwegs eine Freundin, die eigentlich ganz woanders wohnt, München ist halt doch übersichtlich.

Zu Hause Yoga-Gymnastik, dann machte ich zum Abendessen nach Langem mal wieder Wassermelone mit Minze und Manouri. (Dauerte länger als geplant, weil ich die Melonenstücke kernlos servieren wollte.)

Gutes Abendessen, aber schmeckt mit Feta besser. Nach einer kleinen Weile passte noch Schokolade hinterher.

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Jon Stewart über die Absetzung von Stephen Colberts Late Show:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/TwOLo_U6bTw?si=alm_jBqL0I8cBCxg&t=1005

Ich lernte unter anderem das sehr nützliche Wort pre-compliance für vorauseilenden Gehorsam.

Journal Montag, 21. Juli 2025 – Montäglicher Arbeits-Tsunami

Dienstag, 22. Juli 2025

Sehr unruhige Nacht: Um drei riss mich wüstes und anhaltendes Rumbrüllen mehrer Stimmen vorm Schlafzimmerfenster aus Tiefschlaf, der sich danach nicht wieder einstellte; statt dessen fluteten mich Angstwellen.

Aufstehen zum angekündigten Regenrauschen; für meinen Marsch in die Arbeit erwischte ich allerdings genau die passende Regenpause.

Nach Rechnerhochfahren überflutete mich nach Langem mal wieder ein Arbeits-Tsunami aus dem E-Mail-Postfach, zweieinhalb Stunden lang wirbelte ich recht panisch – und das, wo mein Kalender mich daran erinnerte, dass gestern der Start eines besonders dicken Arbeitsbatzens anstand. Was nicht half: Wieder war mir leicht übel, und seit ich Migräne habe, löst Übelkeit bei mir automatisch Müdigkeit aus.

Musste halt, ich berserkerte mich durch den frischen Aufgabenhaufen und fing Querschüsse auf. Um nicht irre zu werden, huschte ich auf einen Mittagscappuccino zu Nachbars.

Das Draußen übte sich in Supergreislich.

Komplexe Koordination und Planung anhand verschiedener Quellen und mit hoher Konzentration, ich fühlte mich wie eine Akrobatin (das ist nicht immer so, manchmal muss ich für dieselbe Tätigkeit alles mehrfach nachsehen und abgleichen, komme nur mühsam voran).

Mein Mittagessen schaltete ich gezielt vor eine komplett andere Sorte Aufgaben, um möglichst auch dafür den nötigen Fokus aufzubringen. Es gab Roggenvollkornbrot, Flachpfirsiche (hervorragend), das mit Umschalten und Konzentration klappte dann sogar. Binge working – fühlt sich durchaus angenehm leistungsfähig und nützlich an, aber auf Dauer – musste ich ja vor Jahren schmerzlich lernen – gehe ich an solch einem Tempo zugrunde. Diesmal lag es aber nur daran, dass ich mir die Wochenenden frei nehme.

UND: Der geplante Arbeitsbrocken erwies sich als kleines Bröckchen, das ich zudem locker auf die Folgetage verschieben konnte.

Unterhaltung auf dem Privat-Handy: Die Nifften urlauben auch dieses Jahr gemeinsam im (einem) Land ihrer Vorfahren, Kastilien. Über WhatsApp fuhr ich ein bisschen mit – mittlerweile sind sie auf dem Zieldorf bei Sepúlveda eingetroffen.

Zu Feierabend hatte sich das Wetter beruhigt, es schien sogar die Sonne und wärmte die Luft angenehm. Heimweg über Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner.

Zu Hause eine schöne Einheit Yoga-Gymnastik. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell aus Ernteanteil schwarze Bohnen und Kartoffeln als Eintopf mit Sojahack.

Wirklich nicht hübsch, aber sehr gut (mit Sauerrahm und eingelegten Jalapeños). Nachtisch Süßigkeiten.

Früh ins Bett zum Lesen, ich erfuhr aus dem Ausstellungskatalog zu Farben Japans wie erhofft die Details, wie die große Sammlung japanischer Holzdrucke in der Bayerischen Staatsbibliothek zustande kam.

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Ich wärme hiermit meine Idee einer nationalen Stadt-Radl-Challenge auf:
Radl-Teams aus den zehn größten Städten Deutschlands müssen in den nicht heimischen Großstädten eine bestimmte Strecke (die jedes Team für seine Heimatstadt definiert) zurücklegen und dabei alle Verkehrsregeln einhalten. Das Team mit der besten Zeit gewinnt. Für München fallen mir da einige Passagen ein, die für den Radverkehr so absurd geführt sind, dass man mit Absteigen und Schieben am einfachsten durchkommt. Ob das für den Wettbewerb erlaubt ist, müsste man vorher festlegen.
Wie ich draufkomme?

Journal Sonntag, 20. Juli 2025 – Sommersonntag comme il faut

Montag, 21. Juli 2025

Hahaha, als könnt’ ich Französisch.

Bessere Nacht, nach sehr lauter Gaudi vor Mitternacht wurde es draußen ruhig genug für Ausschlafen.

Balkonkaffee wieder in Strickjacke und Socken, aber etwas weniger dabei gefroren als am Samstag. Das Seltsame: Ich fühlte mich unentspannt, weil mir übel war. Zwar nur so mittel, aber eine Weile sah ich durchaus meine Sportpläne wackeln und mich zurück im Bett.

Erstmal wählte ich die bewährte Taktik Ignorieren: Gebloggt, Kartoffelsalat für Abendessen zubereitet (Kartoffeln aus Ernteanteil).

Das Wetter herrlich sommerlich, gegen zehn stieg ich aufs Radl und machte mich auf den Weg zum Tierpark Hellabrunn. Noch waren die Wiesen der Isarauen nahezu leer.

Fahrrad am Tierpark-Parkplatz abgestellt, losgelaufen Richtung Süden. Mir war immer noch leicht übel, am Anfang meiner Laufrunde kam ich nicht in Schwung. Zudem merkte ich, dass mich wirklich jeder Sonnenstrahl mit seiner Hitze schwächte, ich legte meine Runde noch gezielter in den Schatten. Doch nach dem ersten Drittel ging es mir immer besser.

An der Burg Schwaneck kamen mir zwei Dutzend Söder-konforme Bayern (Nicht-Männer mitgemeint) entgegen – sicher auf dem Weg zum Schweinsbratenessen, Juchzen, Zitherspielen und Schuhplatteln.

Beim Heimradeln wimmelten Flaucher und Isarwiesen vor Menschen, es wurde Sommersonntag genossen.

Frühstück um halb zwei: Roggenvollkornbrot mit Tomaten (ich hatte im Supermarkt einfach nach den nächstbesten heimischen gegriffen – die schmeckten hervorragend!), dann Kirschen und Flachpfirsiche.

Ausführliche Körperpflege, Nachmittag mit Zeitunglesen – nur anfangs auf dem Balkon, dann wurde mir dort zu warm.

Yoga-Gymnastik diesmal ohne Kreislauf-Kapriolen, ich verrate Ihnen: viel besser.

Abendessen durfte ich servieren: Den morgens zubereiteten Kartoffelsalat ergänzte ich mit Ernteanteil-Gurke, es war noch Ernteanteil-Blattsalat da, den ich mit süßer Zwiebel (gab’s beim Lidl!) und einer restlichen Tomate anmachte. Und dazu erhitzte ich Ingolstädter Bauernwürscht, die ich beim jüngsten Besuch dortselbst im Pauleser besorgt und daheim eingefroren hatte.

Nachtisch Eiscreme.

Abendunterhaltung: Die aktuelle Folge von Die Anstalt. Schön, Herrn von Wagner wieder zu sehen.

Draußen war es immer noch zu warm für Fensteröffnen, am Himmel dräuten die vorhergesagten Unwetter, die bis Montag zu einem Temperatursturz und Regengüssen führen sollten.

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Noch ein Bereich, in dem die Scham dringend die Seite wechseln muss: die Start-up-Szene. Das Ergebnis ausführlicher Recherche von Kathrin Werner in der Süddeutschen (€):
“Er steckte ihr eine Visitenkarte zu. Darauf das Wort ‘Sex'”.

Die einen haben das Geld, die anderen brauchen es. Manche Investoren nutzen dieses Machtgefälle aus, um Gründerinnen gefügig zu machen. Über „Me Too“ in der Start-up-Szene, in der jeder jeden kennt.

Niemand sollte sich wundern, dass so viel seltener Frauen Unternehmen gründen als Männer. Auch mir haben Unternehmerinnen aus erster Hand ekelhafte Belästigungsgeschichten erzählt – die es allerdings trotzdem geschafft haben. Nicht jede werdende Entrepeneurin sollte so ein dickes Fell mitbringen müssen.

Journal Samstag, 19. Juli 2025 – Hochsommer-Rückkehr / Söder hat Recht

Sonntag, 20. Juli 2025

Unruhige Nacht, zum Teil möglicherweise dem Alkohol geschuldet, ganz sicher aber der Gaudi vorm Schlafzimmerfenster. Kurz nach sechs erklärte ich bei erneuter lauter Gaudi die Nacht für beendet.

Balkonkaffee in Wollsocken und Jacke.

Durch das frühe Aufstehen war ich sehr früh fertig für meine geplante Schwimmrunde: Ich radelte auf der schönen Strecke über Hackerbrücke, Nymphemburger Straße und Gern zum Dantebad, ohne unangenehm viel Verkehr auf Straßen, Rad- und Fußwegen befürchten zu müssen.

Schon um zehn war ich im Becken. Die Bahnen wurden emsig beschwommen, doch zu meinem Glück hatte gerade eine Schicht Geräteschwimmer*innen ihr Training abgeschlossen, meine eigenen 3.100 Meter unter wolkenlosem Himmel waren fast ausschließlich von gerätefreien Menschen begleitet.

Als ich das Becken verließ, zeigte das Thermometer 25 Grad im Schatten an – perfekte Sommerhitze. Ich legte mich für eine Stunde auf die Liegewiese (nach dem Regen der vergangenen Wochen wieder ergrünt – aber halt nur die Grashalme, die noch nicht vertrocknet waren, de facto bestand der Boden weiterhin zum Großteil aus nackter Erde), hörte den Soundtrack von Blade Runner 2049, schlief sogar kurz ein.

Nach Hause radelte ich die kürzere Strecke über die Dachauer Straße von roter Ampel zu roter Ampel, Zwischenstopp am großen Edeka Stiglmaierplatz. Dort stellte man mir einen Aufsteller Eszet-Schnitten in den Weg – deren Existenz ich komplett vergessen hatte, zu denen ich aber sofort griff: In meiner Kindheit hatten sie für mich einen ungeheuren Nimbus, waren was gaaaanz was Feines. Bei uns daheim gab es sie nicht (in den Augen meiner – vernünftigen – Mutter viel zu teuer und überflüssiger Marketing-Quatsch, machten außerdem dick), aber im Nachbars-Haushalt einer Spielkameradin (wo es ohnehin viel gaaaanz Feines gab).

Das Konzept pan con chocolate kannte ich aus Spanien, wo in meinen Kindheitsurlauben ein Stück Baguette mit einem Teil einer Tafel Billigschokolade belegt (köstlich!) eine Standard-Variante merienda für Kinder war, also die zusätzliche Mahlzeit zwischen 18 und 20 Uhr, die den Hunger bis zum Abendessen nach 22 Uhr überbrückte. Schokolade war im Franco-Spanien billig wegen enger Beziehungen zu Lateinamerika, und im Urlaub ließ meine Mutter ihre Diät-Zügel ein wenig lockerer. Zu den Urlaubsritualen gehörte damals ja auch, dass man anschließend ausgiebig darüber jammerte, wie viel man im Urlaub zugenommen hatte und was man degegen zu tun gedachte. (Macht man das heute auch noch so?)

Frühstück kurz nach zwei war also gestern eine Allgäuer Dinkel-Seele mit Butter und Tomate (wenn Gutebutter eine Backzutat ist, heißt der Brotaufstrich Dickbutter), eine besonders gute Mohnsemmel mit Eszet-Schnitten – eigentlich überrascht mich, dass es die noch gibt. Nachtrag: Außerdem gab es Aprikosen und Kirschen.

Anschließend gründliche Körperreinigung von Sonnenmilch und Freibadwiesenstaub mit Waschlappen und Seife. Mir fiel auf, dass drei der vier Waschlappen, die ich besitze, eigentlich Waschhandschuhe, noch von meinem Auszug aus dem Elternhaus stammen. Ich wuchs mit Waschlappen auf, bevorzugte aber bald nach Auszug lappenlose Körperreinigung – bei mindestens täglicher Dusche bin ich ja nicht wirklich schmutzig.

Dann brachte ich erstmal die Häuslichkeit dieses Wochenendes hinter mich: Bügeln. Es fühlte sich ausgezeichnet an, das erledigt zu haben. Die Wohnung war mittlerweile sorgfältig vor Hitze verschlossen und verdunkelt, die Lufttemperatur war draußen überraschend steil gestiegen.

Zeitunglesen, bis ich Lust auf eine Yoga-Runde bekam. Blöderweise erwischte mich genau in dieser halben Stunde ein Kreislauf-Purzelbaum inklusive Schweißausbruch.

Ich turnte bockig durch (inzwischen weiß ich, dass Hinlegen diese Kapriolen zwar etwas erträglicher macht, meist aber um den Preis, dass sie nach Aufstehen nochmal loslegen), versaute die Yoga-Matte. Schließlich bin ich gut darin, körperliche Befindlichkeiten wegzuschieben, wenn sie lediglich unannehem sind und ich eh nichts dagegen tun kann.

Für den Nachtisch schnippelte ich die letzten Erdbeeren der Saison.

Rückblick auf die Erdbeersaison. Auffallend dieses Jahr: Die Standard-Pappschachtel fürs Pfund heimischer Erdbeeren verschwindet; von allen Verpackungen kam sie nur zweimal vor.

Nachtrag: Als Aperitif Negronis. Zum Nachtmahl verwertete Herr Kaltmamsell die jungen Zucchini aus Ernteanteil und machte sie zu Blog-Salat. Die erste Aubergine der Saison aus unserer Kartoffelkombinat-Gärterei feierte er mit Braten in Scheiben.

Ganz köstlich. Nachtisch Erdbeeren mit Sahne, Schokolade.

Im Bett umständlicher Start meiner neuen Lektüre, weil nicht nur Papierbuch, das die Leselampe um meinen Nacken erfordert, sondern auch großes, dickes Buch: Thomas Tabery, Kevin Schumacher-Shoji (Hrsg.), Farben Japans, der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung.

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Ute Vogel verbloggt eine Besichtigung des Landtagsgebäudes in Düsseldorf:
“Landtag NRW: Demokratische Architektur”.

Darin verlinkt ein großartiges Video über den Bau – mir war gar nicht bewusst, dass noch 1989 dieser Doku-Stimmen-Duktus üblich war, den hätte ich in den 1970ern verortet.

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Andreas Rüttenauer deckt in der taz auf, wie genau Markus Söder mit seinen Aussagen über die DNA der hiesigen Bevölkerung trifft:
“Unser uriges Gen”.

Und wer es immer noch nicht glaubt: @cucinacasalinga hat nachgesehen.

Journal Freitag, 18. Juli 2025 – Sommerlicher Draußenabend, weitere TV-Enttäuschung

Samstag, 19. Juli 2025

Aus tiefem Schlaf geweckt worden, wie angekündigt zu einem sonnigem Morgen.

Frisch war es trotzdem ganz schön auf meinem Marsch in die Arbeit – ärmel- und jackenlos, weil Juli.

Recht umtriebiger Arbeitsvormittag, ich grub mich tief in ein Thema ein und hätte darüber fast meinen Mittagscappuccino verpasst. Aber nur fast, ich marschierte ins Westend. In der Sonne war es jetzt angenehm warm, im Schatten weiterhin für die Jahreszeit zu kühl.

Zu Mittag gab es Roggenvollkornbrot (Beweis, dass der Bäcker Wimmer handwerklich arbeitet: ein Loch im oberen Viertel des Kastenbrots, vermutlich Ursache Übergare), Aprikosen, Nektarine.

Nachmittags Konzentrations-verhindernder Kreislaufschwindel, ziemlich scheiße (klar: nicht so schlimm wie Kotzübelkeit oder Migräne, aber SO NERVIG!). Nur mit Mühe bekam ich noch Dinge weggeschafft.

Heimweg in angenehm milder Sonne über Einkäufe im Forum Schwanthalerhöhe.

Fürs Abendessen war ich aushäusig mit Herrn Kaltmamsell verabredet, davor blieb noch Zeit für eine Runde Yoga-Gymnastik bei offener Balkontür auf sonnenüberflutetem Parkett.

Reserviert hatte ich in der Taverna Melina unweit von daheim, einer der vielen Sommerprogrammpunkte auf unserer Liste. Die Außenfläche vorm Lokal in der Maistraße brummte bereits, man hatte darauf noch mehr Tische und Stühle untergebracht als in den Sommern zuvor (bewunderswertes Schlängeln der zahlreichen freundlichen Kellner dazwischen).

Als Vorspeise bestellte ich wie geplant Tsatsiki zum Abgleich: Deutlich weniger flüssig als meines, ich werde den Joghurt künftig abtropfen lassen und die Gurke entwässern. Als Hauptgericht bekam ich gebratene Seezunge mit Kapern und getrockneten Tomaten in Olivenöl, war gut.

Gegenüber ein Nudelgericht von der Tageskarte. Als Wein hatte ich eine Flasche weißen Gerovassiliou Assyrtiko/Malagousia ausgesucht, der gut passte. Stamperl Ouzo bekamen wir auch zweimal hingestellt und als Nachtisch aufs Haus gute Wassermelone. Gespräche: Ich brachte Herrn Kaltmamsell auf den neuesten Stand meiner vor allem Arbeitswoche. Gemeinsames Nachdenken über die Bezeichnung “Townhall”, die seit ein paar Jahren für interne Info-Veranstaltungen verwendet wird, die früher Betriebsversammlung hießen (auch wenn sie nicht vom Betriebsrat einberufen wurden).

Deutlich vor Ablauf unseres Zwei-Stunden-Slots (diese Unsitte wird wohl nicht mehr weggehen) waren wir durch, ich lud Herrn Kaltmamsell noch auf einen Digestiv in die Bar Auroom ein.

Einmal Rumkugel (nicht mehr offiziell auf der Karte, aber auf Bitte zubereitet), einmal sahniger Pistazien-Cocktail. Der Spaziergang in die Bar und jetzt nach Hause fühlte sich herrlich sommerlich an: Heller Himmel, milde Luft, die Straßen und Lokale voller Sommervolk.

Beim Heimkommen war es immer noch so früh, dass ich einer neuen TV-Serie auf ZDF Neo nachging: Nighties spielt in einem fiktiven Hotel Prinzenhof im Münchner südlichen Bahnhofsviertel – mir war sofort klar, dass dieses Set-up ein enormes Potenzial bietet, ich kenne ja die Geschichten eines Hotelbesitzers von genau dort.

Doch auch diese Komödie wurde eine weitere enttäuschte TV-Hoffnung: Anstelle dieser echten, echt guten Geschichten erfand das Drehbuch irgendeinen an den Haaren herbeigezogenen Scheiß. Zwar erkannte ich, dass sich auf irgendwelche Klischees bezogen wurde, doch die kannte ich nicht mal – bin ich zu alt dafür? Alles machte deutlich, dass die Leute hinter dem Drehbuch nicht einmal 24 Stunden in welchem Hotel auch immer hinter den Kulissen verbracht hatten. Wahrscheinlich, fällt mir jetzt ein, wurde sich statt auf echte Hotels auf das Genre Hotel-TV-Serien bezogen – das würde zumindest den Nachtportier in Anzug und Krawatte erklären. (Herr Kaltmamsell weist mich zudem auf das Genre Mockumentary wie Stromberg hin, das vermutlich referenziert wurde.)

Sehr wahrscheinlich aber würde eine TV-Komödie, wie ich sie erhofft hatte, beim breiten Publikum eh nicht funktionieren: Sie zündet nur bei Menschen, die zumindest eine leise Ahnung von der Hotel-Wirklichkeit haben.

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Das aktuelle fluter (Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung) dreht sich um das Thema Handwerk und ist schon wieder richtig gut. Hier zum Beispiel ein Filmchen über Handwerk-Influencerinnen, aber auch ein Artikel, warum Nagelstudios fest in vietnamesischer Hand sind, eine Modestrecke über die Handwerks-Wurzeln bestimmter Kleidungsstücke, Handwerk für die Energiewende, ein Portrait der Berliner Driller Queens (hatte ich schon mitbekommen, kenne eine zufriedene Kundin), u.a. gelernt: Erst seit 1994 dürfen im Westen Deutschlands Frauen im Baugewerbe arbeiten (feministisches Kotz-Emoji).

Journal Donnerstag, 17. Juli 2025 – Immer noch Sommerpause

Freitag, 18. Juli 2025

Ein kühler, düsterer Morgen, dennoch marschierte ich bockig ohne Jacke ins Büro. Außerdem bedrückte mich ein wiederkehrendes Arbeitsproblem – für das ich gleich in der ersten Hälfte meines Wegs eine Idee hatte, riesige Erleichterung! Den Rest des Arbeitswegs war ich mit Ausdenken von Details der Ideen-Umsetzung beschäftigt.

An der Theresienwiese kam ich mal wieder an Dreharbeiten vorbei, vom Catering-Wagen wehte Kaffeeduft herüber.

Im Büro emsiger Vormittag mit Hürden, ich brauchte eine Ibu gegen Stress-Kopfweh.

Wegen einer Info-Veranstaltung zog ich den Mittagscappuccino bei Nachbars um eine Stunde vor. Es war immer noch zapfig frisch.

Interessante Info-Veranstaltung – deren Verarbeitung durch Kolleg*innengespräch allerdings nach meiner bisherigen Erfahrung alle Team-Mitglieder bis mindestens zum Ende des Arbeitstags belegen würde, ich plante meine Tätigkeiten entsprechend.

Mein Bedürfnis nach Frischluft (kalt!) und Bewegung deckte ich durch einen Marsch zum Bäcker (großer Roggenvollkornbrotgieper), dann gab’s am Schreibtisch zu Mittag Aprikosen (mehlig) mit Joghurt sowie die restliche Gummimelone (hier wird nix weggeschmissen!).

Nachmittag mit Technik-Kämpfen – bis ich aufgab: War nicht zeitkritisch, manche Dinge funktionierten ja auch von selbst nach einer Runde Nachtschlaf.

Zum zweiten Mal in Folge wurde mir nachmittags so hungerschwummrig (warum hob das Mittagessen bitte nicht?), dass ich mir eine Hand voll Eiserne-Reserve-Nüsse aus der Schreibtischschublade reinschieben musste, unwillig und ohne Appetit.

Auf dem Heimweg sah ich, dass die Dreharbeiten vom Morgen an der Theresienwiese sich auch auf Goetheplatz und Nußbaumstraße erstreckt hatten, jetzt wurde abgebaut. Die Luft war endlich warm genug für meine kurzen Ärmel und nackten Beine, kein Frösteln mehr. Ich wäre jetzt dann doch bereit für eine weitere Runde Sommer.

Daheim erwischte ich gerade noch Herrn Kaltmamsell, der zu einer Abendverabredung aufbrach. Als Abendessen verarbeitete ich den Ernteanteil-Salat, den er eben geholt hatte: Nach zwei Vollbädern fürchtete ich nicht mehr, auf Erde zu beißen. Ins Joghurtdressing warf ich auch reichlich Oregano-Blättchen, ebenfalls aus Ernteanteil. Dann gab’s noch Roggenvollkornbrot mit Butter, zum Nachtisch Schokolade.

Vom Nußbaumpark (auch in diesem Sommer mit einem Pop-up-Biergarten belegt) hörte ich Chorgesang, allerdings eher fröhliche Spontan-Schnippsel und Jubel – das klang eher nach einem feiernden (sehr hochklassigen) Chor als nach einem Auftritt.

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In einer Funktion hat Linkedin gestern für mich Facebook abgelöst: Liebe Menschen wiederfinden. Beruflich und bis zur Albernheit verfloskelt wagen es offensichtlich auch Web-ferne Menschen, sich im Internet sichtbar zu machen.

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Wir müssen weiter darüber sprechen: Gisèle Pelicot war kein Einzelfall. Die NDR-Reporterinnen Isabell Beer und Isabel Ströh sind online auf unzählige Vergewaltigungsvideos an sedierten Frauen gestoßen. Auf Übermedien ein Interview mit den beiden Journalistinnen zu ihrem Projekt:
“‘Ihr Leben ist nach dieser Recherche in sich zusammengefallen'”.

Wie berichtet man über Opfer, die gar nicht wissen, was ihnen angetan wurde? Wie weit können Journalistinnen in ihrer Recherche gehen, ohne zu Mitwisserinnen zu werden? Wann müssen sie ihre Ergebnisse der Polizei übergeben? Und wie dreht man einen Film, wenn das zentrale Material viel zu intim und brutal ist, um es zu zeigen?

Jajaja, notallmen…

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Sehen Sie hier eine Simulation der Fahrradparkmöglichkeiten am neuen Münchner Hauptbahnhof. (Scherz.)

Journal Mittwoch, 16. Juli 2025 – Trockene Lerche, Besuch am Fotoautomaten

Donnerstag, 17. Juli 2025

Der Fabrik-Frühschicht-frühe Wecker riss mich aus allertiefstem Schlaf. Ich brauchte einen Moment – ah, ich wollte Laufen gehen! Sofort lauschte ich raus: keine Regengeräusche, super.

Beim Verlassen des Hauses stellte sich die Luft noch dazu als genau richtig frisch und gleichzeitig mild heraus, unter grauem Himmel trabte ich vergnügt los.

Die Wege waren erstmal sehr leer, zweimal rauschten Pulks von laut schnatternden Rennradlerinnen vorbei, jede mit Ausrüstung im geschätzten Wert eines Familienurlaubs. Regen verschonte mich, ich musste lediglich um Pfützen herumspringen. Der Körper spielte gut mit, ich genoss die Bewegung.

In der Unterführung Kapuzinerstraße war jemand NICHT einverstanden mit dem Start einer komplett neuen Bemalung!

Marsch ins Büro wieder beschleunigt durch zwei Stationen per U-Bahn, ich wollte aus Gründen möglichst früh da sein. Der Arbeitsvormittag verlief emsig, ich nahm mir aber Zeit für einen Mittagscappuccino im Westend.

Später Mittagessen am Schreibtisch, vorverlegt wegen eines Termins: Muesli mit Joghurt und geschmacksneutrale Melone. Wieder war ich reingefallen auf ein Sonderangebot im Biosupermarkt: Dass keine der angebotenen Melonen reif war, konnte ich riechen und tasten, doch ich hoffte wieder mal auf Nachreifen. Zwei Wochen danach erlebte ich gestern ein neues Phänomen: Statt zu reifen war die Melone getrocknet, ein Viertel ungenießbarer Gummi. Ein weiterer Grund für den Wunsch nach Zeitreisen: Ich möchte bitte nochmal die Honigmelonen im Spanien meiner Kindheitsurlaube essen.

Nach einem Besprechungsnachmittag machte ich nicht zu spät Feierabend. Herr Kaltmamsell hatte schon vor einiger Zeit “Colorante” auf die Einkaufsliste gesetzt, also die gelbe Lebensmittelfarbe, die in Spanien statt Safran verwendet wird, weil sich Safran ja wohl niemand leisten kann (konnte, bis vor Kurzem, und irgendwie wurden diese Zeiten Tradition), guter Anlass, mal wieder zum Ostbahnhof und zum Laden Mitte Meer zu fahren. (Den vorherigen Bestand Colorante hatten wir aus Spanien mitgebracht.)

Zumal ich dadurch zu einem Fotoautomaten kam und meine Serie fortsetzen konnte. Seit meiner Entdeckung des Automaten dort im Februar hatte er allerdings gelitten: Die mechanischen Tasten reagierten nur auf mehrfache und verschiedene Betätigung, bargeldlos lief gar nichts, zum Glück hatte ich zufällig einen passenden 5-Euro-Schein einstecken.

Die Pose rechts unten nenne ich in Liebe zu meinem spanischen Vater “cara de tonta”.

Colorante gab es nur in 625-Gramm-Dosen, wir sollten bis zum Pflegeheim versorgt sein. Außerdem nahm ich einen galicischen Käse Tetilla mit.

Als ich die Wohnungstür aufschloss, duftete mir schon das Abendessen entgegen. Im Newsletter “Gruß aus der Küche” war zuletzt die Suche nach der perfekten gefüllten Paprika Thema. Und weil ich mich gerne an die gefüllten Paprika erinnerte, die meine Mutter manchmal in meiner Kindheit gekocht hat, schickte ich es als Anregung an Herrn Kaltmamsell. Der wunderte sich über die geforderten grünen Schoten, setzte das Rezept aber schon gestern um – und was mir da entgegenduftete, war ganz eindeutig grüne Paprika, das roch korrekt.

Erstmal turnte ich aber ein wenig Yoga-Gymnastik (Dehnen und Liegen, letzteres ersetzte ich durch weitere Dreh-Dehnungen, nach denen mir war).

Die rote Test-Paprika verstand ich gut (Empirie!), doch die grünen schmeckten mir besser. Nachtisch Schokolade.

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Auch mein Internet: Jemand fragt auf Mastodon, was im MRT eigentlich diese verschiedenen Geräusche macht – und bekommt als Antwort einen Link zu einer aktuellen Geschichte mit der Maus (Mai 2025), die MRT erklärt – superspannend.

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Auch das dauerte in Deutschland länger als im europäisch-englischsprachigen Raum: Dass Einwanderungskulturen in Kunst und Kultur sichtbar werden. Zum Beispiel in der Esskultur (abseits von Gastronomie, die ja vor allem marktorientiert ist). Deshalb freute ich mich sehr über dieses Interview mit einer Berliner Food-Posterin aus der chinesischen Region Sichuan – die charmanterweise mit dem Kochen erst in der Fremde angefangen hat (typisch für sehr jung ausgewanderte?).
“Xueci Cheng über Foodblogging
‘Viele chinesische Zutaten werden missverstanden'”

Nebenwirkung: Ich verfing mich in ihrem instagram-Account (viele Reels sind mir persönlich zu schnell geschnitten, ich hätte von allen Restaurants gern viel längere Ansichten gesehen) und entdeckte unter anderem doppelt gekochte Nudeln. Zwar sind Xueci Chengs Filmchen auf Englisch eingesprochen, doch sie nutzt Berliner Einkaufsquellen, was die Nachkochbarkeit wahrscheinlicher macht.