Wandern

Journal Mittwoch, 28. Juni 2023 – Cotswolds Way 2 von Stanton nach Cleeve Hill, und Entschuldigungskulturen

Donnerstag, 29. Juni 2023

Wegen zu frühen Aufwachens nicht genug Schlaf bekommen, etwas benommener Start in den Tag.

Die ehemalige Feuerstelle im Frühstücksraum.

Unsere B&B-Gastgeberin entschuldigte sich immer wieder für ihren Fauxpas bei unserer Ankunft, als sie unser Klingeln nicht gehört und ihr Handy auf Lautlos gestellt hatte. Mein Hauptproblem war ja erstmal gewesen, dass ich wusste: Im Englischen gebietet die Höflichkeit, auf jede Entschuldigungen mit Gegen-Entschuldigung zu reagieren, auch wenn die Verfehlung ganz eindeutig nur auf einer Seite liegt. Doch mir fiel in der Situation einfach keine ein, ich bin halt deutsch. Erst am nächsten Tag kam mir die Idee: “Sorry for all the trouble.” Das geht ja eigentlich immer. Erst beim Abschied konnte ich diese Gegen-Entschuldigung endlich anbringen.

Wir waren am Dienstag auf der Straße von Nachbarn darauf angesprochen worden, dass wir ja wohl Schwierigkeiten gehabt hätten, unsere Landlady erzählte, dass das ganze Dorf Bescheid wisse. Lustig, denn in der Situation selbst hatte uns niemand angesprochen oder gar Hilfe angeboten, auch nicht diese Nachbarn, die am Montag an uns vorbeigegangen waren.

Wir verabschiedeten uns sehr herzlich, bekamen als weitere Entschuldigung eine Schachtel edler Pralinen geschenkt.

Wieder mussten wir Taxi fahren, um an das Ziel der Vortags, den Start unserer nächsten Etappe in Stanton zu gelangen. Aber ab jetzt werden wir jeden Tag von der einen Unterkunft zur nächsten wandern.

In Stanton Pärchen-Selfie zum Start. Das Wetter war wieder trübe, doch im Gegensatz zum Vortag warm-schwül. Ich brauchte auf der ganzen Etappe keine Jacke.

Durchs malerische Stanton hinaus in eine Landschaft, die eher nach Park als nach Landwirtschaft aussah.

Diese seltsamen Wellen sind ploughing humps.

Zweimal ging es gestern recht lang, aber sacht bergauf, ich kam in der Schwüle ziemlich ins Schwitzen.

Aber es ging auch wieder runter.

Im Eingangsportal der Kirche von Hailes machten wir nach gut zwei Stunden zum ersten Mal Pause, ruhten uns eher pflichtgemäß aus.

Keine Stunde später kamen wir ins lebendige Örtchen Winchcombe und kehrten in einem Pub ein. Herr Kaltmamsell probierte Ciders, ich bekam meinen Mittagscappuccino.

Englischer Humor, im Schaufenster eines Hardware Stores in Winchcombe.

Um zu zeigen, dass nicht alle Wege des Cotswolds Way supermalerisch sind (aber die allermeisten).

Blick zurück nach Winchcombe.

Eine Schaukel! In freier Wildbahn!

(Foto: Herr Kaltmamsell) Bisschen kurz, aber jede Schaukel ist besser als keine Schaukel.

Sehenswürdigkeit am Weg: Belas Knap, ein Hügelgrab.

Dem brummenden Strom der Hochspannungsleitung spielte ich ein bisschen “Ohm, sweet Ohm” von Kraftwerk vor.

Eine der vielen kissing gates, die wir gestern passierten, immer die Gelegenheit für einen Kuss wahrnehmend.

Nach einem kleinen Abstieg machten wir gegen drei im Wald auf einem Baumstamm Brotzeitpause, ich aß Apfel, Eiweißriegel, gemischte Nüsse. Beim Aufstehen nach der Pause bemerkte ich eine schmerzhafte Stelle am Schienbein, obwohl nichts am Schaft der neuen Stiefel dort drücken konnte. Ich beschloss gleich mal, am nächsten Tag in die alten Stiefeln zu wechseln.

In der letzten Wanderstunde in der Nähe von Cheltenham (das wir immer wieder unter uns sahen) stießen wir nicht nur immer wieder auf Pferde, sondern auch auf viele Kaninchen.

Unsere Unterkunft in Cleeve Hill. Das waren insgesamt gemessene 21 Kilometer in gut sechs Stunden mit drei Pausen.

Wir wurde erstmal in den Stiefelraum geführt, wo wir unsere Wanderschuhe lassen mussten, dann zu unserem Zimmer für die Nacht – ohne Kissenberge auf dem Bett, aber arg klein und ohne Schreibtisch (ich tippte auf dem Bett sitzend). Dafür mit neckischer Aussicht auf den grünen Hügel direkt hinterm Hotel mit reichlich Schafen. Und direkt neben dem Zimmerfenster ist wohl ein Schwalbennest, das immer wieder angeflogen wird.

Nach Ausruhen mit dann halt doch Bloggen (keine Garantie für die nächsten Tage mit deutlich längeren Wanderungen!) wusch ich mir notdürftig den Wanderschweiß ab, um zum Abendessen auszugehen: Herr Kaltmamsell hatte im Pub ums Eck reserviert, genauer im einzigen Pub am Ort. Es gehörte zur Green-King-Kette, bot entsprechend nichts Einheimisches oder Saisonales an.

Doch ich freute mich an Kürbis-Rote-Beete-Ravioli (Herr Kaltmamsell hatte Halloumi-Sticks zur Vorspeise).

Ganz besonders am großen Salat mit Halloumi (gegenüber gab es chicken pie mit chips. Und auf den Alkohol (Pinot noir) hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Zum Nachtisch gab es im Hotelzimmer die Pralinen aus Broadway.

Journal Montag/Dienstag, 26./27. Juni 2023 – Cotswolds-Wanderung bis Stanton, und die Deko-Kissen-Frage

Mittwoch, 28. Juni 2023

Reisekleidung und Koffer für den Wanderteil des Urlaubs.

Koffer für den Brighton-Teil, allerdings musste hier noch der gemeinsame Kulturbeutel Platz finden.

Dass die Anreise zu unserer Unterkunft in den westenglischen Cotswolds komplex sein würde, wussten wir, sie legte dann aber auch noch unerwartete Komplexität drauf.

Erstmal aber pünktliche S-Bahn durch frühe Sommerhitze und -sonne zum Münchner Flughafen.

Pünktlicher Start.

Pünktliche Landung in London Heathrow. Heathrow Express zum Bahnhof Paddington, dort machte ich um halb drei Ortszeit Brotzeit mit einer frischen Cornish Pasty – schrecklich heiß, was gemein war, denn ich hatte solchen Hunger. Anderthalb Stunden Fahrt mit dem Regionalzug nach Moreton-in-Marsh – und dann standen wir erstmal da.

Denn ein Taxi zum zehn Kilometer entfernten Ort Broadway, in dem unsere Unterkunft lag, war keines zu bekommen, da konnte Herr Kaltmamsell die Liste mit Taxi-Anbietern im Fenster des Bahnhofsgebäudes noch so gründlich abtelefonieren: Die Nummern gab es nicht, oder es ging nur der AB dran, und der eine echte Mensch, mit dem wir sprachen, informierte uns, dass erst in anderthalb Stunden wieder ein Fahrer frei sein würde. Ein junger Einheimischer, der mit uns eingetroffen war, nahm uns jede Hoffnung: “Welcome to the English countryside!” Also entschieden wir uns für den einen Bus am Tag, der uns nach nur einer Stunde Warten fahren würde.

Nächste Komplexität: In unserem B&B öffnete niemand auf unser Klingeln. Herr Kaltmamsell telefonierte vergeblich, irgendwann auch mit der organisierenden Agentur – doch letztendlich erreichten wir nach einer halben Stunde unsere Gastgeberin, weil Herr Kaltmamsell einen Hintereingang zum Garten des Hauses fand, in dem sie fröhlich mit Gästen saß. Jetzt endlich konnten wir daran arbeiten, die Reise-Anspannung loszuwerden.

Fürs Abendessen gingen wir die Hauptstraße Broadways entlang an schmucken Häusern und vielen (durchgehend weißen) Touristen vorbei in den vorher recherchierten Supermarkt des Ortes, ich aß zurück auf unserem Zimmer einen Wrap mit Bohnen-Käse-Füllung und Coleslaw, zum Nachtisch Brownies.

Über Broadway Mauersegler und Schwalben, mittendrin viele Dohlen (deutlich hörbar), ein Rotkehlchen mit Würmern im Schnabel, das sich so nah an einem Zaunpfosten vor mir niederließ, als wollte es mit den Würmern mich füttern.

Unser B&B-Bett mit mächtigen Kissenbergen und Schmuck-Plaid, das ist ja ein durchaus üblicher Deko-Stil für Gästebetten. Dass jemand diesen Anblick gemütlich findet, kann ich akzeptieren – aber was machen Gäste, wenn sie in diesem Bett schlafen wollen? Gibt es einen designierten Platz in Hotelzimmern für Deko-Kissenberge und -Plaid bei Nacht?

Wir waren noch weit vor Nachtdunkelheit bettmüde, doch im Urlaub darf man so früh Schlafen gehen, wie man will.

§

Tiefer und guter Schlaf, ich las morgens noch ein wenig Internet vor dem Frühstück.

DIE bisherige Entdeckung in unserer Unterkunft: Die einfachste Bedienung einer Hoteldusche der westlichen Welt – ein An/Aus-Knopf für den Wasserfluss (mittlerer Druck), Temperaturregler, fertig.

Frühstücksraum unserer Unterkunft, wir setzten uns ans Fenster. Dass das Haus aus dem 16. Jahrhundert stammen soll, wird durch den Steinboden und die riesige Feuerstelle links an der Wand glaubwürdig. Herr Kaltmamsell bediente sich ausgiebig an den zahlreichen liebevollen frischen Frühstücksgerichten (u.a. selbst gemachtes Kompott mit Joghurt, verschiedene selbstgebackene Kuchen, selbst gemixter Smoothie), die Hausherrin unterstrich bei den Zutaten die lokale Herkunft, und er ließ sich englisches Frühstück braten.

Bei mir wollte sich trotz Urlaub keinerlei Frühstücks-Appetit einstellen, ich musste mich wortreich dafür entschuldigen, dass ich nur ein Kännchen Tee bestellte.

An unserem Zimmerfenster ritt jemand auf einem weißen Pferd vorbei, und die Regeln für Telefonieren auf Pferd sind wahrscheinlich laxer als die für Telefonieren am Steuer.

Dann wurde es wieder etwas umständlich. Weder am Start unserer Wanderung noch am gestrigen Zielort hatte es noch Übernachtungsmöglichkeiten gegeben, deswegen hatte die Agentur uns für zwei Nächte dazwischen untergebracht. Das bedeutete aber, dass uns ein Taxi zum Wanderstart bringen musste, abends vom Wanderziel abholen – alles von der Agentur organisiert.

Start des Cotswold Ways ist Chipping Campden, ein ausgesprochen reizender Ort.

Links die alte Markthalle.

Markthalle von innen.

Das Wetter war deutlich auf der düsteren Seite, wir sahen den ganzen Tag fast keinen Sonnenstrahl. Dafür tröpfelte es immer wieder, ich trug die meiste Zeit meine Wanderjacke. Das trübte zwar die zahlreichen großartig weiten Blicke, war als Wanderwetter aber super. Als schlecht erwies sich, dass ich mich für eine kurze Hose entschieden hatte: Die Wege waren oft dicht zugewachsen, meine Beine machten unangenehme Bekanntschaft mit Brennnesseln und Brombeerranken.

Andere Wander*innen trafen wir immer wieder, irgendwann wurde ich entspannter mit der Dynamik, dass man einander mehrfach überholt/begegnet, weil mal die anderen, mal man selbst zum Gucken oder für Pausen anhält. Aus “Hello” wird halt irgendwann “Hello again”. ABER! Keinerlei Radler*innen, null, nada, weder Touren-, noch Wander- oder Mountain-.

Hier sind Strohdächer typisch, wir kamen an frischer Strohdeckerei vorbei.

Blick zurück nach Chipping Campden.

Auf diesem schönen Weg spazierte ein paar hundert Meter lang ein Rebhuhn vor uns her.

Immer wieder kreuzten wir Schafweiden, begegneten der regionaltypischen Rasse Cotswolds Lion in verschiedenen Stadien der Rasur von dick bewollt bis eben geschoren. Sonstige spannende Tiere vor allem Greifvögel in der Luft: Hauptsächlich Milane, hin und wieder ein Bussard. Und die Türkentauben sind hier groß! Mal sehen, ob ich irgendwo Taubenbrüste auf der Speisekarte sehe.

Erklärtafeln und das von der Agentur mitgelieferte Wanderbüchl halfen uns, einige der vielen saisonalen Wiesenblumen zu identifizieren.

Spotted orchid (Fuchs’ Knabenkraut?).

Pyramidal orchid (Pyramiden-Hundswurz?). Wir sahen auch erfreulich viele Schmetterlinge, in den Wiesen und Wäldern summte und brummte es.

Ehemaliger Steinbruch mit Brocken des typischen Kalksteins der Gegend. Herr Kaltmamsell brachte mir den Begriff Oolith bei (Sedimentgestein, das aus kleinen Mineralkügelchen – Ooiden – besteht, diese Kügelchen sah ich auch bei genauerer Betrachtung).

Broadway Tower. Wegen trüber Aussicht reizte uns der Aufstieg nicht, der außerdem Geld gekostet hätte. Im dazugehörigen schönen Café am Parkplatz (von dem uns andere Wanderer an einem Aussichtspunkt beim Smalltalk erzählt hatten) machten wir kurz nach zwölf Kaffeepause.

Blick auf Broadway, das wir durchquerten.

Rechts unser B&B.

Auf einer Wiese machten wir kurz vor drei Brotzeitpause, ich aß vernünftig einen Apfel und einige Mischnüsse.

Unser Zielort Stanton, ganz viel Cotswolds-Idyll.

Das waren in sehr gemütlichen fünfeinhalb Stunden 16 Kilometer Wanderung gewesen. Da das der kürzeste und einfachste Abschnitt war, hatte ich meine neuen Wanderschuhe getragen – sie machten sich ganz hervorragend.

St. Michael’s, 1000 Jahre alt.

Unsere Taxifahrerin wartete schon auf uns, auf der Fahrt zurück zu unserem B&B in Broadway erzählte sie, dass sie in siebter Generation in den Cotswolds lebe.

Weil wir schon kurz nach vier zurück im B&B waren, schrieb ich Blogpost und bearbeitete die Fotos dazu. Nach diesen zwei Stunden war ich sehr hungrig und ging mit Herrn Kaltmamsell raus zum Abendessen.

Wir hakten Fish’n chips von unserer Englandliste ab, bemerkenswert hier waren die crushed peas mit Minze. Ich aß alles auf.

Wieder früh ins Bett.

Journal Samstag, 3. Juni 2023 – Sonnenwandern: Zu Fuß von Starnberg nach Pasing

Sonntag, 4. Juni 2023

Der viele Wein vom Vorabend beeinträchtigte meinen Schlaf kaum, ich wachte ausgeruht und nur ganz wenig verkatert auf.

Für gestern hatten Herr Kaltmamsell und ich uns eine Wanderung vorgenommen, ich hatte gezielt eine längere Strecke ausgesucht, um uns endlich auf die Ganztages-Etappen des diesjährigen Fernwanderwegs Cotswold Way vorzubereiten: Ca. 23 Kilometer die Würm entlang von Starnberg nach Pasing.

Das angekündigte Wetter war mit Sonne und 24 Grad ideal, wir kannten die Route bereits in die andere Richtung. Ich hatte die Gegenrichtung zum einen zur Abwechslung vorgeschlagen, zum anderen würden wir beim Wandern nach Norden die Sonne im Rücken haben. Ich trug trotz der leichten Strecke mit sehr bequemen Wegen meine Wanderstiefel: Test, ob eine lange Strecke in warmen Temperaturen automatisch roten Ausschlag (“Wanderkrätze”) erzeugen würde.

Und so genossen wir tatsächlich ideales Wanderwetter mit leichtem Wind, in schattigen Abschnitten war es sogar für nackte Schultern etwas zu frisch. Was wir für die mindestens so langen Etappen in England übten: regelmäßige Pausen. Und zwar nicht erst bei Ausruh-Bedürfnis, sondern stur alle zwei Stunden, damit erst gar kein echtes Ausruh-Bedürfnis entsteht.

Die Ausblicke und Anblicke im Leutstettener Moos und an der Würm waren märchenhaft, ich sah zum ersten Mal im Leben Wasseramseln – allerdings sah ich sie nicht tauchen, das konnte ich bei erster Begegnung aber nicht gleich erwarten. Zumindest konnte ich sie lang genug beobachten, um ihre lustigen Kniebeugen zu sehen.

Allerdings erwischten wir eine nicht optimale Streckenführung: Etwa ein Drittel des Wegs (zwischen Gauting und Planegg) führte Straßen entlang, wir mühten uns vergeblich immer wieder in Flussnähe zu kommen. Womit wir gerechnet hatten: Viele Radler*innen, die Route ist als Fahrradwanderung ausgeschildert – mit dem hohen Straßenanteil wahrscheinlich dafür wirklich besser geeignet. Alle Beteiligten kamen gut miteinander aus.

Erster Hinweis auf unser Wanderthema, hier noch minus Idylle.

Start des Idylls im Leutstettener Moos.

Blick zurück von Leutstetten zum Starnberger See.

Mühltal.

Endlich an der Würm – sie stand in voller Blüte.

Um halb zwei Brotzeitpause nach gut zwei Stunden Wandern (Glockenapfel vom Vollcorner, ich hatte mich sehr gefreut, auf diese Sorte zu stoßen).

Vor Gauting “Roter Flieder” oder wie ich dieses Jahr Herrn Kaltmamsell beibrachte, dass Kastanien nicht unbedingt weiß blühen (und die rot blühenden unanfällig für die Miniermotte sind, möglicherweise mittlerweile bevorzugt gepflanzt werden).

Diesen Pfad an der Würm abseits der Straße hatte Herr Kaltmamsell bei einer Wanderung in die Gegenrichtung entdeckt, er ersparte uns einen Kilometer Straße – ließ uns auf herrliche Grundstücke auf der anderen Seite sehen und war abenteuerlich wild.

Herrliche deutsche Sprache – hier in Stockdorf.

St. Margaret in Krailling.

In Planegg gab es um vier eine zweite Pause. Ein wenig Sorge bereitete mir, dass Herr Kaltmamsell mit seinen vertrauten Wanderschuhen kämpfte, sie drückten ihn. Er betonte, dass er einfach seine Einlagen vergessen habe, ich hoffe, das war wirklich die Ursache. Selbst lief ich völlig unbeschwert, das darf in England gern so bleiben. Daheim sah ich: Wanderkrätze nur ganz leicht.

Am Pasinger S-Bahn-Gleis trafen wir nach gut sechs Stunden Wanderung auf Bekannte – und freuten uns, dass wir auf ihre Frage “Wo kommt ihr denn her?” antworteten: “Aus Starnberg.”

Problemlose Fahrt an den Stachus, auf dem letzten Abschnitt nach Hause kaufte ich am Standl noch Erdbeeren für den Abend.

Daheim füllten wir auf dem Balkon das viel genutzte Wasserschälchen nach: Zu unserer großen Freude trauen sich dieses Jahr auch die Distelfinken aus den Bäumen davor ran.

Räumen und Ausruhen, dann briet Herr Kaltmamsell uns Würste zum Nachtmahl, dazu aus Ernteanteil Grelos (Stängelkohl). Ich hatte sogar Lust auf ein Glas Weißwein dazu. Danach gab es große Mengen Erdbeeren (jetzt sind die heimischen richtig gut), noch ein wenig Schokolade.

Im Bett den nächsten Roman angefangen und mich von ihm nach China mitnehmen lassen: Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Weiches Begräbnis.

§

Ein Text von Friederike Gräff in der taz, der mir nahe geht. Auch mich bestürzt es immer wieder, wenn Menschen die Nachricht vom Tod eines sehr alten Menschen mit “na ja, er war doch schon alt” abtun: Für Nahestehende, für Angehörige und Freunde, ist dieser Tod ein schmerzlicher Verlust, der durch die Länge der gemeinsam verbrachten Lebensjahre sicher nicht geringer wird.
“Trauer ist alterslos”.

Journal Sonntag, 30. MaiApril 2023 – Wandern mit Besuch am Loisach-Isar-Tal

Montag, 1. Mai 2023

Lang ausgeschlafen, und das auch noch gut – sehr schön.

Gemütlicher Vormittag vor hellgrauer Draußenkulisse mit Wäschewaschen, einer Runde Yoga-Gymnastik.

Ich buchte unsere Ferienwohnung in Brighton – doch für länger als ursprünglich geplant, weil wir den Cotswolds Way in weniger Tagen als ursprünglich geplant gehen werden: Die Unterkünfte entlang des Wegs sind für Ende Juni / Anfang Juli gerne mal schon vergeben. Dennoch fürchte ich keineswegs Menschenmassen auf den Wegen: In manchen Orten am Weg gibt es, wie wir vor sieben Jahren gesehen hatten, halt nur zwei B&Bs.

Fertigmachen fürs Wandern: Wir waren mit zwei München-Besuchern aus Hamburg und Berlin verabredet, die unseren Vorschlag der Runde Icking-Wolfratshausen über Isartal angenommen hatten.

Treffpunkt war das Abfahrtsgleis der S7 unterm Stachus. Ich hatte Frühstück am Bäckerstand Rischart besorgen wollen, doch der war geschlossen – schnelles Ausweichen in den Starbucks, denn irgendwas würde ich unterwegs essen müssen.

Herzliche Begrüßung, den Besuch aus Berlin hatte ich seit vier Jahren nicht gesehen, seinen Mann aus Hamburg seit einem Jahr.

In Icking empfing uns wunderbares Wanderwetter, das die ganze Runde über hielt: Kühl, ohne kalt zu sein, regenfrei und hin und wieder sogar mit Ahnungen von Sonne.

In Schlederloh versteht man was von Diskretion.

Ich genoss es, mit zwei anderen erfahrenen Wanderern unterwegs zu sein: Die beiden kannten andere Pflanzen als ich (sogar treffsicher Waldmeister, bei dem ich mir nie sicher bin, zudem probierte ich auf ihren Hinweis erstmals Blättchen der Knoblauchrauke), erzählten von ganz anderen Gegenden.

Blick aufs Loisach-Isartal, wie erwartet mit recht hohem Wasserstand.

Dorfen mit einer seltenen Sehenswürdigkeit: Öffentlichem Nahverkehr.

Der gewohnte Abstieg nach Wolfratshausen wurde etwas anstrengend: Ein Hohlweg und ein Brückerl über eine anschließende kleine Schlucht waren wegen zahlreicher umgestürzter Bäume eigentlich unpassierbar. Wir entschieden uns für Klettern über die Stämme, denn der Abschnitt war nur kurz und die Alternative wäre ein großer Umweg gewesen.

An der Loisach in Wolfratshausen machten wir auf einer Bank Pause, ich frühstückte eine Zimtschnecke, auch Herr Kaltmamsell hatte etwas dabei.

Flößer und Floßruder.

Zurück über und dann an der Loisach zum Ickinger Wehr war der Weg hin und wieder recht matschig, aber immer noch gut zu gehen.

Wir kamen an den S-Bahnhof Icking pünktlich zur Einfahrt des Zugs zurück nach München, waren etwa dreieinhalb Stunden unterwegs gewesen.

In München hatte der Besuch ein Lokal zum Einkehren ausgesucht, das Craft Beer servierte – ein weiteres Interessensgebiet der beiden. Wir nahmen vom Heimeranplatz einen Bus ins Schlachthofviertel und setzten uns vors True Brew. Dort gab es sehr interessante Biere, ich genoss auf Empfehlung mein Pale Ale Coastline (ich hatte um etwas Hopfiges, Herbes gebeten). Dazu mehr herzliche Gespräche – und die Aussicht darauf, dass die beiden öfter mal nach München kommen würden, unter anderem zum Wandern.

Zurück daheim bereitete Herr Kaltmamsell das Nachtmahl zu: Der Ernteanteil hatte Emmernudeln von einem befreundeten Betrieb enthalten, die Gelben Bete daraus hatte ich morgens bereits gekocht, zusammen mit Feta wurde daraus ein sehr gutes Nudelgericht. Nachtisch Schokolade.

Und ich stellte fest, dass ich schon wieder die Zusammenstellung der Lieblingstweets und -tröts zum Monatsende vergessen hatte. Diesmal hole ich’s halt am Ersten des Folgemonats nach.

§

Machen Sie sich lieber keine Hoffnungen auf einen milden Start in den Mai. In Spektrum erklärt Lars Fischer mit einem “dramatischen atmosphärischen Ereignis im Februar”
“Warum es erst einmal kühl bleibt”.

Journal Samstag, 29. April 2023 – Energisches Aprilwetter beim Wandern um die Loisach-Kochelsee-Moore

Sonntag, 30. April 2023

Nicht gut und zu wenig geschlafen, schon um sechs aufgewacht – dabei hatte ich doch gar nicht so viel Alkohol getrunken. Wie vorhergesagt hatte der Regen aufgehört.

Wäsche aus der für morgens programmierten Waschmaschine aufgehängt, nach Bloggen und Morgenkaffee war Zeit für Aufbruch: Ich plante mit Herrn Kaltmamsell eine Rundwanderung von Benediktbeuern über Kochel am See – hatten wir vor vier Jahren schon mal gemacht, da glaubte ich noch dem Orthopäden, meine Hüftbeschwerden kämen von den LWS-Bandscheiben.

Die Anfahrt war ein wenig anstrengend, weil wir in Tutzing in Schienenersatzverkehr umsteigen mussten. Herr Kaltmamsell kam unterwegs auf die Idee, dass wir doch eigentlich Kochel zum Start- und Endpunkt der Wanderung machen könnten, zumal der Stichweg-Abschnitt von und nach Benediktbeuern eh langweilig war. Außerdem versprach die Gastronomie für abschließendes Einkehren in Kochel mehr.

Die fast einstündige Fahrt von Tutzing nach Kochel mit dem Bus über Land und durch die Orte war interessant. Unter anderem überraschte mich Penzberg als reizvoller, lebendiger Ort mit offensichtlich Geschichte (Bergbau), Läden, Gastronomie, umfassender Infrastruktur, wir fuhren auch an der berühmten Moschee vorbei. Mögen Bahnschienen durch schönere Landschaft führen als Straßen – von Orten außer Großstädten bekommt man auf Zugreisen halt nichts mit.

In Kochel setzten wir uns erst mal ins neue Café im Schusterhaus (Karte mit Bowls und Veganem) auf einen Cappuccino (gut!), Stärkung fürs Wandern, gingen dann den Rundweg gegen den Uhrzeigersinn, also erst mal nach Osten hinauf ein wenig auf den Berg.

Wir bekamen schöne Aussichten, glucksende Bächlein, blühende Bäume und Wiesen (viel Gelb von Löwenzahn und Sumpfdotterblumen sowie Schlüsselblumen), an Fauna Milane und Bussarde am Himmel, über den Wiesen und an den Häusern Schwalben, in Gewässernähe reichlich Bachstelzen. Auf dem Boden sah ich eine große graue Eidechse verschwinden, auf den Weiden, die wir kreuzten, standen Kühe, wir passierten wie schon vor vier Jahren auch diese seltsamen gefleckten Schafe mit Schlappohren.

Das Wetter hielt nur zweieinhalb Stunden, lieferte dabei sogar immer wieder Sonnenschein. Gerade als wir nach einer Bank für eine Brotzeitpause suchten, zog übers Gewerbegebiet Benediktbeuern eine böse schwarze Wolke, die nicht nur Regen, sondern auch zwei kurze Hagelschauer brachte.

Da ich jetzt um halb drei aber sehr hungrig war, stellten wir uns zum Brotzeiten in den Windschatten einer Scheune, ich frühstückte Apfel und Nussschnecke. Eine Bank zum Ausruhen fanden wir dann nach Regenende an der Loisach.

In Kochel.

Über Kochel.

Eine Rinder-Situation, zum Glück ohne Kälber. In unserer Partnerschaft bin ich ja ich dafür zuständig, meinen Mann vor großen Tieren zu beschützen, zum Beispiel vor Kühen auf dem Wanderweg. Wir gingen also langsam und ruhig an den Rindern vorbei, freundlich grüßend, ließen uns anstarren.

Blick auf Benediktbeuern.

Übers Kochel-Loisacher Moor.

An der Loisach, die sehr hoch stand – und die wir am Sonntag an anderer Stelle wiedersehen werden, wenn wir mit Besuch zwischen Icking und Wolfratshausen gehen.

Am Ende unserer Wanderung von gut 15 Kilometern in viereinhalb Stunden waren wir noch nicht wieder hungrig genug fürs Einkehren in Kochel. Jetzt regnete es ausdauernd und heftig; wir setzten uns an den Bahnhof und verbrachten die 40 Minuten bis zum nächsten Bus mit Lesen.

Zurück in München holten wir uns auf dem Heimweg Abendessen beim Servus Habibi. Hier hatte es offensichtlich nicht geregnet, nicht nur das Lokal selbst, sondern auch die Außentische an Schwanthaler- und Schillerstraße waren voll besetzt.

Ausruhen über köstlichem Essen, wir hatten beide den Eindruck, dass es seit unserem letzten Take-away von Servus Habibi noch ausgefeilert und besser geworden war (Zhug dabei, ungewöhnliches sauer eingelegtes Gemüse, auf dem Labneh auch getrocknete eingelegte Tomaten).

Überraschung des Abends: Herr Kaltmamsell sah die ersten Mauersegler am Himmel, rief mich sofort auf den Balkon, um seine Sichtung zu verifizieren.

§

“Wie Bankenkrisen entstehen, einfach erklärt”.

Der Artikel hält, was die Überschrift verspricht: Nicht nur habe ich die Erklärung verstanden, ich habe sie sogar gern gelesen.

Journal Montag, 3. Oktober 2022 – San Sebastián 19: Flysch-Wanderung von Deba nach Zumaia

Dienstag, 4. Oktober 2022

Unruhige Nacht mit albigen Träumen von der Arbeit – was ich ihr wirklich übelnehme.

Gestern gingen wir auf die dritte Wanderung unseres Baskenland-Urlaubs, und zwar durch den Geopark der baskischen Küste. Unser Rother-Wanderführer Baskenland nennt sie “Entlang der Flyschküste von Deba nach Zumaia”.

Ich bitte Sie, “Flysch” liest sich nun wirklich wie ein selbsterfundenes Wort – gibt’s aber echt ehrlich als Gesteinsformation: Der Wikipedia-Eintrag dazu hilft allerdings wie die meisten Geologie-Einträge bei Wikipedia Laien wie mir nicht viel weiter, weil ich über die Hälfte der Begriffe in der Definition “bezeichnet in der Geologie eine marine sedimentäre Fazies, die meistens durch eine Wechselfolge von Tonsteinen und grobkörnigeren Gesteinen (typischerweise Sandsteine) repräsentiert ist” ebenfalls nachschlagen muss. Vielleicht dann doch selbsterfunden.

Egal, wir nahmen vormittags bei mittelsonnigem Wetter einen Euskotren nach Deba, sahen bereits während der 50-minütigen Fahrt interessante Landschaft (grüne Hügel und Wald, Gemüsegärten, Reiher, Möwen, dazwischen reichlich Industrie und Wohnblocks – Baskenland halt). In Deba setzten wir uns noch in einen Bar auf dem Dorfplatz (reger Betrieb) auf einen café con leche, dann ging’s gleich mal supersteil hoch.

Diese Flysch-Geschichte sorgte dafür, dass wir auf den 19 folgenden Kilometern und fünf Stunden nach Zumaia ausgesprochen ungewöhnliche Küstenanblicke zu sehen bekamen, gleichzeitig abwechslungsreiche Wege, viel Auf und Ab (meine App zählte am Ende 150 Stockwerke). Allerdings auch viele weitere Wander*innen: Der größte Teil der Tour war auch Jakobsweg, und an einigen Stellen grenzte sie an Auto-Parkplätze, die zusätzliches Publikum beitrugen. Oft mussten wir Platz machen, denn so manche*r Wander*in schien mit schmalen, sehr steilen Streckenabschnitten an den Rand der Überforderung zu geraten, selbst mit Wanderstöcken, da wollten wir nicht auch noch für Stress sorgen.

Side Show Tierwelt: Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde, viele Eidechsen, eine Blindschleiche, viele Rotkehlchen, dazu Grasmücken, Spatzen, Amseln, Krähen, Falken, Rotkehlchen-kleine Vögelchen mit hellgelber Unterseite (?).

Das Wetter war eigentlich sehr schön, doch es lag wieder dieser Dunst über der Küste, der manche Sicht bereits auf 50 Meter trübte. Petitessen, ich kann die Wanderung wirklich empfehlen (allgemeine Fitness und Wanderstiefel vorausgesetzt).

Steiler als Treppen neben der Pelotas-Halle von Deba hoch (wieso ist es eigentlich so schwer, die Steilheit von Wegen fotografisch einzufangen?).

Auch sehr steil, nur halt runter – echt ehrlich:

Alte Wandernweisheit:

Steigste rauf,

kannste runtergucken.

Bild: Herr Kaltmamsell.

Da unten wurde gesurft:

(Eine Sorte Wanderer, die einer im Chiemgau nicht begegnet.)

Flyschige Wege:

Brotzeit um drei:

Äpfel und Gebäck, das wir in einer Pastelería am Bahnof Amara in San Sebastián gekauft hatten. Meine Rosinenschnecke war aus buttrigem Blätterteig und sehr gut.

Bahnhof unseres Zielorts Zumaia:

Wir erwischten wieder gerade pünktlich einen Zug zurück nach San Sebastián, sahen diesmal aus dem Fenster viele Reiher und Kormorane.

Nachtmahl bereiteten wir uns selbst zu: Es gab callos a la madrileña (aus der Dose, im Supermarkt gekauft) mit restlichem Brot, dazu die restlichen Markttomaten mit Zwiebel. Ich wünschte, ich könnte diese wunderbaren Zwiebeln auf Vorrat nach München mitnehmen – den baskischen Piment d’espelette bekomme ich daheim sehr einfach, nicht aber die spanischen süßen und aromatischen Zwiebeln. Und nein: Was in Bayern als Metzgerzwiebeln angeboten wird, ist nicht dasselbe. Nachtisch war restlicher Käsekuchen, außerdem viel Schokolade.

Beim Wandern viel an @journelle gedacht, am Wochenende hatte die Trauerfeier für sie stattgefunden – und wäre ich nicht auf Reisen, hätte ich sicher auch den Weg nach Hamburg genommen.

Journal Dienstag, 27. September 2022 – San Sebastián 12: Ein Stückerl Camino

Mittwoch, 28. September 2022

Eine etwas unruhige Nacht mit unangenehmen Träumen, macht bei all dem guten Schlaf nichts aus.

Wir planten eine weitere Wanderung, auch wenn für den Tag wechselhaftes Wetter angekündigt war: Das bedeutete für gestern wenigstens regenfreie Abschnitte, Mittwoch und vor allem Donnerstag war durchgehender heftiger Regen vorhergesagt.

Den verregneten Vormittag verbrachte ich mit Morgenkaffee, Wäschewaschen, Bloggen, einer Runde Yoga, einem café con leche im vertrauten Bar, Brotzeit- und Desserteinkäufen in der kleinen Eck-Panadería/Pastelería.

Wir vertrauten dem Regenradar und brachen mittags in Wanderausrüstung auf: Wir wollten das Stück Camino Santiago ab San Sebastián westwärts wandern.

Auf der ersten halben Stunde entlang der Concha wurden wir noch angeregnet, dann erst wieder Stunden später auf der zweiten Hälfte der Strecke – völlig ok.

Beginn unseres Stücks Camino de Santiago am Fuß des Monte Igueldo. Mir fiel ein, dass mein Vater vor 20 Jahren hier gegangen sein musste, als er kurz nach seiner Pensionierung mit zwei Freunden den Jakobsweg ab der französischen Seite der Pyrenäen bis Santiago de Compostela gewandert war – er erzählt bis heute von seinen Erlebnissen, und ich höre sie immer wieder gerne.

Die Wanderung war gut zu machen und bereitete Vergnügen; für knapp 19 Kilometer brauchten wir mit einer Brotzeitpause fünf Stunden. Wir bekamen einiges an Tieren geboten: Im heftigen Wind an der Küste Greifvögel zwischen den Möwen, einen riesigen mit hellbrauner Oberseite sahen wir direkt vor uns aus einer Wiese starten (sicher kein Milan – vielleicht sogar ein Adler?), Falken, Schwalben, Krähen, Spatzen, Grasmücke, Kühe, Pferde, Schafe. Zudem sahen wir besonders viele Obstbäume mit Früchten: Ich weiß jetzt, wie Kaki- und Kiwibaum aussehen, dazu kamen vertraute Apfel-, Esskastanien-, Pfirsichbäume, auch einen Weingarten passierten wir. Was es in dem schlechten Wetter nicht gab: Weite Aussichten in die Berge, da alles von Wolken und Regen verschleiert war. Dann wiederum: Kaum andere Wanderer, wir begegneten genau zwei (der Ausrüstung nach echte Jakobsweg-Pilger*innen).

Meine Zufriedenheit mit der neuen Wanderhose ist mittlerweile leider getrübt: Die Einstecktaschen fürs Smartphone sind seitlich so weit unten angebracht, das sich das Gerät zu weit runterleiert – und beim Gehen außen unangenehm ans Knie dotzt. Ich hielt mein Smartphone deshalb die meiste Zeit lieber in der Hand.

Blick zurück auf den Monte Igueldo.

Kiwis am Baum.

Kühe auf Weide und Herr Kaltmamsell pointing at things.

Meine Brotzeit um halb drei nach einem köstlichen Apfel vom Samstagsmarkt: ein lazo, Blätterteiggebäck mit ordentlich Aprikosenmarmelade drauf.

Bankerl hat man ja leider nicht am Camino, wir waren froh um zwei trockene Steine, auf die wir uns setzen konnten.

Wir kamen an Unmengen Esskastanien vorbei – die mich in dieser Dichte auf dem Weg an Tribbles erinnerten (und die sehr spitze Stacheln haben, wie ich beim Versuch merkte, eine in die Hand zu nehmen).

Lange Abschnitte des Wegs waren sehr matschig, definitiv keine Tour für Turnschuhe.

Laut unserem Wanderführer eine Straße aus dem Mittelalter.

In unserem Zielort Orio kamen wir auf den Punkt genau zur Abfahrt des Regionalzugs zurück nach San Sebastián an. (Sonst hätten wir halt eine halbe Stunde warten müssen.)

Auf dem Heimweg zu unserer Ferienwohnung hielt ich an der Casa del café an, um Vorräte für hier aufzufüllen und mich auch gleich für daheim einzudecken, nämlich mit dem für Spanien typischen torrefacto, was hier mit Zucker gerösteter Kaffee ist. Ich bekam bei der Gelegenheit den Tipp, ihn nicht allein zu mahlen, da der Zucker die Mühle verkleben könne.

Fürs Abendessen steuerten wir eine empfohlene Bodega an – die aus allen Nähten vor Touristen platzte, keine Aussicht auf einen Sitzplatz oder überhaupt geruhsames Essen. Statt dessen gingen wir in das Lokal, in dem wir unseren Morgenkaffee trinken, und bekamen zu einem Glas Txakoli anständige Raciones Ensaladilla rusa, Calamares fritos und richtig gute Albóndigas (über die Kartoffeln sehen wir mal hinweg).

In der Ferienwohnung wartete als Dessert eine weitere tarta de queso auf uns, diese aus der Panadería/Pastelería vom Morgen: eine interessante Kombination von Sahnigkeit und leicht. Favorit ist weiterhin die Version vom Markt.