Journal Mittwoch, 3. August 2022 – Eritreisches #Lindwurmessen im Restaurant Rotes Meer

Donnerstag, 4. August 2022 um 6:33

Morgens nochmal die perfekte Temperatur für Balkonkaffee in herrlichem Sommermorgenduft, die Sonne ging in einen wolkenlosen Himmel auf.

Auf dem Weg in die Arbeit einen Mauersegler überm Westend gesehen – aber keine schrillenden Banden mehr.

Im Büro erst mal eine Kanne Tee mit einer Neuerwerbung vom Kräuter- und Wurzelsepp (Geheimtipp für München-Besuche, liegt fünf Minuten vom Viktualienmarkt entfernt). Und leider muss ich neu auf die Liste von Brauch-ich-nicht-in-meinen-Früchte-und-Kräutertees setzen: Fenchel. Nach Süßholz, Minze, Brombeerblättern. Wobei ich Fencheltee mag. Auch Tee aus frischer Minze.

Vormittags nutzte ich das Angebot meines Arbeitgebers, ein neues Portrait fürs Mitarbeitenden-Portal machen zu lassen. Mein derzeitiges Foto ist sieben Jahre alt, und ich möchte nicht, dass Menschen bei meinem deutlich gealterten Anblick erschrecken. Ich finde Fotos im Firmen-Intranet ausgesprochen praktisch, vor allem wenn man mit jemandem zum ersten Mal verabredet ist – oder sich versucht zu erinnern, wer das nochmal war. Möglicherweise habe ich alle Spielregeln von Fotosessions zerschossen, als ich als Ziel “Erkennbarkeit” nannte und bereits die erste Runde Aufnahmen mit “Passt!” abnickte. Aber mit meinen 55 Jahren weiß ich doch inzwischen, dass ich leicht fotografierbar bin, das ist ja kein Verdienst.

Mit dem Ergebnis war ich rundum zufrieden: Das bin eindeutig erkennbar ich.

Wegen einer längeren Besprechung und eines IT-Termins, der mir wichtig war, kam ich erst um halb zwei zu meinem Mittagessen: Pumpernickel mit Butter, köstliche weiße Pfirsiche mit Kefir.

Draußen wurde es über den Nachmittag heiß. Aber als ich das Gebäude nach Feierabend verließ, fand ich den Heimweg möglichst im Schatten erträglich.

Bei Sankt Paul bog ich ab: Ich kaufte im Süpermarket Verdi Obst. Daheim nur kurzes Verschnaufen, ich war mit Herrn Kaltmamsell endlich zum nächsten #Lindwurmessen1 verabredet, und zwar im eritreisch/äthiopischen Lokal Rotes Meer.

Wir setzten uns raus in den (typischen unglamourösen Lindwurmstraßen-)Hinterhof.

Erst brachte uns der sehr freundliche und liebe Kellner gemischte vegetarische Vorspeisen: Teigtaschen mit Linsenfüllung, interessant gewürzte Hirse und Grünkohl mit Frischkäse – alles ganz hervorragend.

Dann gab es Injera, gesäuerte Hirsemehlfladen (ein Fladen auf der Servierplatte, links daneben Streifen, die auch als Esswerkzeuge dienten) mit Schirowat (gemahlene Erbsen gewürzt) und Begalitsch (Lamm in Curcumasauce, ich glaubte die typische eritreische Gewürzbutter daran zu entdecken). Anders als bei der privaten eritreischen Einladung versuchten wird uns diesmal an der Einwickeltechnik ohne Besteck: Die Saucen werden auf den großen Fladen gelöffelt, dann ein Stück Injera abreißen, über ein Stück Sauce stülpen, es damit greifen und in den Mund schieben – ging ganz gut! Und schmeckte hervorragend, der Erbsenbrei eigentlich noch exotischer als das Lamm. Wir schafften nicht mal alles. So waren wir nicht nur aufs Angenehmste satt: Meine Bedenken, das Lokal könnte nach dem Lob in der Süddeutschen Zeitung überlaufen und überfordert sein, hatten sich nicht im Geringsten bewahrheitet.

Nach einem Spaziergang auf dem Heimweg hatten dann doch noch Süßigkeiten zum Nachtisch Platz.

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Man kann es sich denken, aber es hilft, die expliziten Aussagen zu lesen. 2012 erschoss ein Massenmörder an der Sandy Hook Elementary School 27 Menschen (ich tue mich mit der Bezeichnung “Amoklauf” schwer, das hier war ein geplanter und systematischer Mord, kein spontanes Ausrasten). Nur: Der Rechtsextreme Alex Jones verbreitete seit kurz darauf den Mythos, das sei alles eine Inszenierung gewesen – unterstützt von Tausenden Anhänger*innen. Jetzt steht Jones deshalb vor Gericht, und die Eltern der ermordeten Kinder berichten, was seine Lügen angerichtet haben.
“Sandy Hook parents testify about the ‘hell’ Alex Jones inflicted on them through lies about the shooting”.

(Gestern stellte sich im Prozess außerdem – versehentlich – heraus, dass Alex Jones durch seine reißerischen Lügen mit seiner Online-Plattform in besten Zeiten bis zu 800.000 Dollar TÄGLICH verdiente.)

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Ein Fußballfoto, das auch mich bewegte, war das der englischen Nationalspielerin Chloe Kelly nach ihrem Europameisterschaftstor. Lucy Ward analysiert im Guardian, warum:
“Pure joy and a sports bra: the photo that encapsulates England Women’s Euros win”.

This is a woman’s body – not for sex or show – just for the sheer joy of what she can do and the power and skill she has.

  1. Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. []
die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 2. August 2022 – Mittagsabenteuer

Mittwoch, 3. August 2022 um 6:12

Gute Nacht, durch die offenen Fenster wehte es regenkühl herein.

Sehr angenehmer Weg in die Arbeit. Ich begegnete einer Sonderform der Typografie: Gemischte Botschaften.

Zunächst dachte ich, das sei eine große Text-Font-Schere – doch dann sah ich, dass sich die Schriftart auf die Mühle bezieht. Typografie-Humor.

Mittags ging ich auf großes Abenteuer. Erinnern Sie sich noch an das Café, an dem ich außerhalb der fünf Oktoberfest-Monate auf meinem Arbeitsweg vorbeikomme und das in mir oft Sehnsüchte nach einer alternativen Identität weckt? Ich folgte der verwegenen Idee, dort einfach mal mittags auf einen Cappuccino hinzugehen.

Volkskunst auf dem Heimeranplatz.

Allein der Spaziergang zum Café Colombo war den Ausflug wert: Ein perfekter Sommertag, an dem es um die sonnige Mittagszeit noch nicht heiß war, an dem es nach Ferienglück roch, die Farben strahlten (es half, dass ich den orange people begegnete, die gerade Straße kehrten), die Menschen in bunte Flatterkleidung gehüllt waren.

Im Café war ordentlich was los, in den Regalen entdeckte ich interessante Weine und Lebensmittel (darunter Orecchiette) mit hübschen Etiketten, der Cappuccino schmeckte.

Zurück am Schreibtisch aß ich zu Mittag Gurke, Quark mit Joghurt, Nektarine und Pfirsich.

Geschäftiger Nachmittag, bunt durch weitere Bluescreen-Ereignisse auf einem weiteren Rechner.

Auf dem Heimweg nur ein kurzer Einkaufsabstecher, Herr Kaltmamsell hatte unsere Liste bereits abgeräumt. Zu Hause eine ausführliche Runde Yoga, die Abschlussfolge von Adrienes Home, die sie immer ohne Ansagen turnt. Ich musste also fast durchgehend auf den Bildschirm gucken, eher unentspannt. Nein, selbst kann ich mir nicht 40 Minuten Yoga zusammenstellen, ich brauche Vorgeturntes.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell nach Langem mal wieder mein geliebtes Shakshuka – ohne dass ich es explizit gewünscht hatte.

Nachtisch reichlich Schokolade.

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Ah, da schau her: Da hat jemand in Salzburg versucht, die Fleißer besser als die Fleißer zu machen. Laut Rezension ging das schief.
“‘Ingolstadt’
Die Antwort auf den ‘Jedermann'”.

In Ingolstadt ist man zu Ingolstadt verdammt. Und bei der Ingolstädterin Marieluise Fleißer heißt das: Der Katholizismus ringt alle nieder.

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Langer, aber hochspannender Artikel über den Forschungsstand zur Evolutionstheorie, also über die Diskussionen der Rolle von natürlicher Auslese, Mutationen, Genetik, Epigenetik – und der (für mich eine neue Bezeichnung) Plastizität (Fähigkeit von Organismen, sich der Umwelt in der Entwicklung und bei konkreten neuen Bedingungen anzupassen), über die Suche nach einer unifying theory.
“Do we need a new theory of evolution?”

die Kaltmamsell

Journal Montag, 1. August 2022 – Schulferien auf dem Arbeitsweg

Dienstag, 2. August 2022 um 6:12

Nachts nur leichter Schlaf, ich hatte mich beim Zu-Bett-Gehen seltsam aufgekratzt gefühlt. Das Wetter: wolkig-sonnig mittelkühl.

Jetzt sind Sommerferien, also freue ich mich für ein paar Wochen auf dem Weg in die Arbeit an anderen Wegen, die ich sonst wegen Schulkinderbevölkerung meide.

Gollierstraße.

In der Arbeit eher Ungemütliches, unter anderem musste ich auf einen Ersatzrechner ausweichen. Mittagessen Birchermuesli mit Sojajoghurt, marmeladig reife Pflaumen, Nektarine.

Geschäftiger Nachmittag. Der Tag war sommerlich geworden, aber nicht heiß. Auf dem Heimweg Süßigkeiten- und Obsteinkäufe. Der Himmel zog zu, aber über dem Westend sah ich nochmal Mauersegler.

Daheim eine wohltuende Runde Yoga, ich turnte nochmal die vorletzte Folge in Adrienes Programm Home.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Zucchini aus Ernteanteil mit eh noch vorhandenen Limetten, Chili (vom Balkon!), Minze, Thai-Basilikum, Ingwer plus zugekauften Garnelen in ein köstliches Gericht verwandelt, mit genau der richtigen Schärfe. Und der Thai-Basilikum ist mit seiner Anis-Note eine echte Entedeckung: Welche Speisen lassen sich wohl noch damit bereichern? Nachtisch reichlich Süßigkeiten, auf die ich mich den ganzen Nachmittag gefreut hatte.

In der Dämmerung begann es zu regnen, es gab nachts immer wieder hochwillkommene Schauer.

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Nichelle Nichols ist gestorben, eigentlich unsterblich geworden als Lieutenant Uhura auf der USS Enterprise. Sie spielten wir auch gerne als Kinder beim Raumschiff-Enterprise-Nachspielen, irgendein Haarschmuck musste als Antenne im Ohr dienen. Ich weiß gar nicht, ob mir als Kind auffiel, wie selbstverständlich in dieser Fernsehserie eine Frau als Technikerin ernst genommen wurde – sicher nicht, dass sie auch noch als Schwarze Frau ernst genommen wurde. Schön fand ich Nichols ganz sicher, auch als alte Frau. Im Guardian ein Nachruf in Bildern.

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@formschub hat mir einen Wunsch erfüllt und über Typografie gebloggt:
“Die Welt(en) hinter den Buchstaben”.
(München habe ich mindestens zweimal entdeckt.)

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 31. Juli 2022 – Von Jakobidult bis Preysinggarten

Montag, 1. August 2022 um 6:29

Guter, erholsamer Schlaf bis um sieben. Draußen war der Himmel bedeckt, die Luft kühl. Eigentlich hatte ich einen Freibadschwumm geplant, doch überm Bloggen und Morgenkaffee schwand die Lust darauf. Dann fiel mir auch noch die Jakobidult ein und ich plante um.

Als ich nach Körperpflege und Ankleiden bereit zum Aufbruch war, hatte sich das Wetter zwar doch für Freibad-Tauglichkeit entschieden, aber das war mir jetzt egal. Mit Herrn Kaltmamsell ging ich erst noch auf einen Cappuccino in ein Café an der Hans-Sachs-Straße, dann die Fraunhoferstraße entlang zur Isar und zur Auer Dult.

Jahnstraße.

Diese Jakobidult war wieder so groß wie vor Corona. Wir gingen systematisch alle Gassen ab, sahen viel Interessantes. Unterwegs entwickelte sich ein Gespräch über die Risiken von Herrn Kaltmamsells Sabbatjahr, als er nämlich bei allem, was im Haushalt anstand (wir gingen gerade an den Ständen mit “Neuigkeiten” vorbei und dachten an den dringend entkalk-bedürftigen Wasserhahn in der Küche), meinte: “Das kann ich ja in meinem Sabbatjahr erledigen.” So soll das auf keinen Fall sein: Dass er plötzlich für alles zuständig ist, schließlich ist war sein zentraler Vorsatz für die Auszeit Nichtstun.

Entdeckung: Die Alpen-Cocosnuss.

Gekauft haben wir nichts: Das Doppel meiner hochgeschätzten Bürotasse, nach der ich suchte, gab es nicht, diese Töpferei hat in den sechs Jahren seit Erstkauf zu anderen Tassenformen gewechselt – und irgendeine Riesentasse brauche ich nicht.

Zurück daheim gab es Mittagessen: Herr Kaltmamsell hatte die Roten Beten aus Ernteanteil gegart und servierte sie mit zweierlei Mohn-Dripping.

Mohnbröselbutter und Mohnjoghurt – beides sehr gut, aber die Butter bräuchte als Gericht noch etwas dazu. Außerdem gab es Kartoffelsalat vom Vorabend und eine große Portion Trifle.

Supertüchtiger Nachmittag, ganz erstaunlich, zu wie viel ich ohne Sportprogramm komme: Wochenendzeitung gelesen, Lieblingstweets des Monats zusammengestellt, gebügelt. Herrn Kaltmamsell streng angesehen und betont, dass er die drei T-Shirts nur gebügelt wiederbekommt, wenn er sie unten in seinen Stapel legt (er trägt seit Sommeranfang dieselben drei) (für Arbeit und Ausgehen aber auch Hemden) (weiteres Risiko des Sabbatjahrs Kleidungsverkommen?). Vor meiner Abendverabredung fand ich sogar noch Zeit für ein halbes Stündchen Yoga.

Mangels Lust auf Radfahren nahm ich eine Tram nach Haidhausen – dachte ich, doch sie fuhr nur bis zum Isartor: Bauarbeiten. Schnell in die S-Bahn bis Rosenheimer Platz umgestiegen, von dort zu Fuß weiter. Im Preysinggarten verbrachte ich einen sehr schönen Abend. Unter anderem stellten meine Verabredung und ich fest, dass sie vor 20 Jahren fast in Sichtweite des Lokals gewohnt hatte, ich vor wenig länger hatte in Sichtweite meine erste Arbeitsstelle in München. Ich genoss die Begegnung und den Austausch, das ist schon ein besonderer Mensch in meinem Kontaktkreis.

Zu Essen gab es rote Paprika mit Schafskäsefüllung und Salat, dazu zwei Rhabarberschorlen. Heimweg mit der U-Bahn vom Wiener Platz – auch die Rückreise umständlich mit Pendelverkehr ab Odeonsplatz: Bauarbeiten.

die Kaltmamsell

Lieblingstweets Juli 2022

Sonntag, 31. Juli 2022 um 16:20

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 30. Juli 2022 – Verkatert am Tegernsee, Pimm’s Trifle

Sonntag, 31. Juli 2022 um 8:37

Ja, das war ein astreiner Kater gestern Morgen, ich büßte ordentlich für den zu vielen Alkohol am Freitagabend. Aspirin und Milchkaffee zum Bloggen, es war zu kühl zum Draußensitzen.

Fürs Abendessen machte ich Kartoffelsalat, auf das Pimm’s Trifle kam die nächste Schicht (custard, wir hatten sogar Bird’s im Haus).

Herr Kaltmamsell und ich hatten eine Wanderung geplant, in Anbetracht unseres körperlichen Zustands (er war auch nicht besser beinander als ich) entschieden wir uns für eine kurze Strecke: den Tegernseer Höhenweg, den wir schon mal im Januar gegangen waren. Bis ich nach Duschen und Packen bereit zum Aufbruch war, ging es mir zum Glück deutlich besser.

Auf dem Weg zum Bahnhof kaufte ich uns Brotzeit. Im Zug zum Tegernsee hatte ich 9-Euro-Ticket-Menschenmengen befürchtet, doch die Wagen war nur licht besetzt. Auch in Tegernsee selbst keine Touristenscharen, die ich in der Hochsaison erwartet hatte.

Beim Bahnhof setzten wir uns zu einem zweiten Morgenkaffee (um eins), dann begannen wir noch im Ort den Aufstieg.

Weil ich wusste, dass wir hier den schönsten Ausblick hatten, setzten wir uns bereits kurz darauf zur Brotzeit. Ich aß Aprikosen und eine Nussschnecke. Und dachte umsummt von Wespen daran, die Schicht Insektenspray aufzulegen, die ich daheim vergessen hatte.

Gemütliches Wandern über und um Rottach-Egern herum, wir begegneten auch nicht mehr Wandervolk als im Januar. Herr Kaltmamsell schnaufte etwas mehr als sonst, meine Wanderfreude wurde ein wenig durch Rückenschmerzen gemindert – ganz fit waren wir halt nicht.

Auch wenn sich immer wieder bedrohliche schwarze Wolkenberge türmten, blieb das Wetter stabil und angenehm. Erst in Rottach-Egern wurden wir ganz kurz leicht angeregnet.

Nach guten drei Stunden gelangten wir wieder an den Bahnhof Tegernsee. Auf der Rückfahrt (auch hier nicht viel los) holte mich der Kater nochmal ein, ich schlief eine halbe Stunde tief. Bei Ankunft in München seltenes Gelüst auf Steckerleis, ich holte mir am Kiosk eines mit Salzkaramell innen und Schoko-Nuss-Ummantelung.

Fürs Abendessen war ja ich zuständig. Ich bereitete den Teig für Fleischpflanzerl vor, schrieb diesmal mein Standard-Rezept im Blog auf. Vor dem eigentlichen Braten hatte ich noch Zeit für eine kurze Runde Yoga, die erwartungsgemäß gut tat.

Dazu allerdings nicht wie geplant den Pittnauer Rosé Dogma Natural Wine, weil ich eigenartigerweise ü-ber-haupt keine Lust auf Alkohol hatte.

Zum Nachtisch das Pimm’s Trifle, das als letzte Schicht gesüßte Schlagsahne bekommen hatte.

Wir stellten fest: Ja, das kann man sehr gut machen! Also dieses Grundrezept, Sherry durch Pimm’s ersetzen, Dosenobst durch frische Aprikosen/Nektarine/Orange/Birne/Erdbeeren, angereichert durch ein Stückchen Gurke in Würfelchen und ein Dutzend Minzblätter.

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Kate Bush hatte gestern Geburtstag – und wieder tanzten Menschen auf der ganzen Welt für sie. Als Kate Bush verkleidet. Zum Beispiel in Sydney, aber auch sonst überall auf der Welt. (So schön! Auch wenn meine Lieblingsversion die vom Ukulele Orchestra of Great Britain bleibt.)

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 29. Juli 2022 – Der Tag der zwei schönen Kleider

Samstag, 30. Juli 2022 um 9:13

Sehr gut geschlafen, der Wecker holte mich von weit her. Auch bei Wolken am Himmel war es um sechs mild genug für Balkonkaffee.

Erstes schönes Kleid des Tages: Hatte ich mir schon im Winter gekauft für Sommeraussichten, diesen Schnitt (Herr Kaltmamsell bezeichnet den Typus als “Ren Fair”, also Mittelalterfest) hat man heuer überhaupt nicht, mir gefällt es sehr. In den 70ern gab es mal eine Modephase mit gesmokten Oberteilen, an die erinnert er mich.

Abschied von Herrn Kaltmamsell, der für ein gutes Jahr zum letzten Mal in die Schule musste.

Auf dem Fußweg in die Arbeit Rückenschmerzen wie gehabt (also deutlich weniger schlimm als vor einer Woche, aber weiterhin deutlich) – zaubern kann eine Thai-Massage halt auch nicht.

Mittags gab es Aprikosen, Nektarine, Pflaumen mit Hüttenkäse.

Ich machte gestern schon um halb vier Feierabend, um mir die Haare schneiden zu lassen: Sahen zwar noch ok aus, aber ich hatte das dringende Bedürfnis nach freien Ohren und freiem Nacken, außerdem weniger Wolle auf dem Kopf. Die Friseurin (ich hatte einen Blanko-Termin genommen) stellte sich als Landsfrau aus der Ingolstädter Gegend heraus, wir hatten interessanten Gesprächsstoff.

Auf dem Heimweg zwischen ein paar versprengten Regentropfen Einkäufe (die Reste von der Liste, Herr Kaltmamsell hatte bereits das meiste besorgt), zu Hause erste Schritte für den samstäglichen Abendnachtisch: selbst ausgedachtes Pimm’s Trifle, also mit Pimm’s als Bodenbeträuflung, mit Gurke und Minze in der Obst-Schicht, im Berliner KadeWe hatten wir Kirsch-Jelly gefunden (Erdbeer-Geschmack wäre mir noch lieber gewesen, gab’s halt nicht).

Dann machte ich mich ausgeh-frisch und -fein: Herr Kaltmamsell lud mich zur Feier des Sabbatjahr-Starts ins Dantler ein. Ich schlüpfte ins zweite schöne Kleid des Tages.

Im Obergiesinger Dantler wurden wir herzlich empfangen und verbrachten einen wunderschönen sowie ausgesprochen schmackhaften Abend.

Auf das Bier zum Aperitif hatte ich mich schon gefreut: Weil mir bei meinem allerersten Besuch in diesen Räumen ein eigens fürs Lokal gebrautes IPA eingeschenkt worden war, denke ich hier immer erst mal an Bier. Diesmal war es ein frisch gezapftes Dantler Pils vom Orca Brau in Nürnberg. Dazugestellt wurde wie immer hausgemachtes Brot und Bratlfett.

Der erste Gang: “Münchner Tomaten” – gekühlt mariniert, Basilikum, frische Artischocke. Herrliche Geschmacksvariationen von Tomate, die Schnittlauchnote machte sich besonders gut. Die Weinbegleitung: Sauvignon Blanc “SB” von Ewald Zweytick aus der Südsteiermark – auffallend wenig blumig, ein guter Gegenpart.

Den “Kalk & Kiesel” 2021 vom Claus Preisinger im Burgenland gab es zu „Ofengeröstete Zucchiniblüten“ Parmesancreme, Salzzitrone, Pinienkernbrösel – eine herrliche Kombination, ich mochte besonders die knusprigen Brösel mit der Salzzitrone.

Tatar von der Lachsforelle, Wassermelonen-Ponzu, Ingwermelone schmeckten großartig, dazu mein Lieblingswein des Abends: Weißer Burgunder vom Kalkstein, Weingut am Schlipf, Baden, 2019.

Die Lachsforelle kam nochmal: “Lachsforelle vom Gutshof Polting” kross gebraten, Kohlrabi, Blutpfirsich, Mandelbutter. Dazu ein weiterer Knaller: La Cuvée Maso Toresella, Trento, 2018 – der Gewürztraminer-Anteil entwickelte sich mit der Luft im Glas sehr schön.

Den Fleischgang vergaß ich zu fotografieren, dabei hatte die Sichtung auf der Karte mich besonders gefreut: Auch der Dantler hat “Flat Iron Steak” entdeckt, es gab einen Streifen davon mit Aubergine, Kichererbse, Teriyakiglace – wobei die Aubergine durchaus dem Fleisch ein wenig die Schau stahl. Der Wein dazu: Merlot “Ried Gabarinza” Markus Iro, Burgenland, 2020.

Als Pre-Dessert wie gewohnt in einem winzigen Weißbierglas ein süßer Schluck mit Schaum, diesmal mit Nektarine.

Das Dessert: “Joghurt & Honig” Marillen & Griechischer Joghurt, Mandel-Mürbeteig, Honig, wunderbar fluffig mit viel Aprikosensäure, dazu süß im Glas Riesling Spätlese Goldloch Diel, Nahe 2019.

Köstliches Essen, allerdings deutlich zu viel Alkohol, wir waren beide betrunken. Zwischen ein paar Regentropfen (während unseres Menüs hatte es draußen auch mal deutlich geregnet) gingen wird zu U-Bahn, ließen uns heimfahren. Vor dem Zu-Bett-Gehen nahm ich schon mal vorsorglich eine Aspirin, trank reichlich Wasser, fürchtete dennoch eine alkoholisch unruhige Nacht.

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Damit’s weniger Leute verpassen: Am heutigen Samstag beginnt die Auer Dult, nämlich die Jakobidult.

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“I wrote a song called Victoria’s Secret and I always wanted to be part of a Flash Mob.” (Schöner TikTok-Tanz, ging gestern durch mein Internet.)

via @stedtenh0pp1A

die Kaltmamsell