Herr Kaltmamsell hat Osterferien, das bedeutet, dass er mir einen Tag des Wochenendes zur Verfügung stellen konnte: Wir wollten den Spaziergang den Auer Mühlbach entlang wiederholen, den wir vor neun Jahren zum ersten Mal gemacht hatten. Ich war ihn seither zwar nochmal allein, auch mal mit Besuch gegangen, doch mit Herr Kaltmamsell nicht.
Am Vormittag hatte ich eine Runde Reha-Kraftgymnastik gemacht, meine Matte auf einem sonnenbeschienen Stück Parkett im Wohnzimmer ausgerollt: Der Tag war wie angekündigt herrlich sonnig.
Zum Frühstück gab’s zwei Scheiben vom Samstag gebackenen Brot (also halbe Scheiben, weil ich den riesigen Laib immer viertle und drei Viertel einfriere, eins zum Gleichessen behalte), eine mit Käse, eine mit Butter und Marmelade.
Für den Spaziergang reichte eine leichte Wanderjacke überm kurzärmligen Shirt, wir nahmen die U-Bahn nach Thalkirchen.

Erst mal gingen wir an den Anfang des Auer Mühlbachs, wo er vom Isarkanal abzweigt und unter der Isar durch führt (Düker).

Am Kreuzweg vor der Marienklause werden Wildpiesler vergrämt. Hier sahen wir bereits durch eine Lücke im Zaun zum Tierpark Eisbären, vom Weg über dem Tierpark aus dann Seehunde beim Training (Herr Kaltmamsell hat mich möglicherweise für alle Niedlichkeisgefühle verdorben, als er meinte: „Sehen eigentlich aus wie Nacktschnecken.“) und hinunter auf den Pavianfelsen, beim Absteigen des Harlachinger Bergs erspähte ich noch einen Elefanten.

An der Kraemer’schen Kunstmühle die traurige Info, dass das Café Fausto es nicht durch Corona geschafft hat und schließen musste.

Zumindest das (vom Auer Mühlbach angetriebene) Wasserkraftwerk in der Mühle ist noch zu sehen.

Das Templer-Kloster, dessen Hintergrund die Süddeutsche vor ein paar Jahren mal recherchierte, am Tor Info-Blätter, wie die Essensausgabe an Bedürftige in Corona-Zeiten abläuft.

Auch Giesing hat einen Schlittenberg. Beim Wegbiegen von der Falkenstraße gesehen: Das Restaurant Österia gibt es nicht mehr (aber vorne noch den Weinhandel Ösiwein).


Mondstraße (verdenkmalt in Sigi Sommers autobiografischem Roman Und keiner weint mir nach) mit abgefahrener Hausschild-Typografie.

Hier stand mal die Paulaner-Brauerei.

Das ehemalige Zuchthaus ist immer noch Baustelle, wie schon vor zwei Jahren – nur dass das Gerüst inzwischen ziemlich mitgenommen aussieht und nach Renovierungsruine. Eigentlich sollte das Projekt (Luxuswohnungen, was sonst) bereits 2017 fertig geworden sein. Oder dann doch zumindest 2020?

Den Kunstbunker gibt’s noch.


Bislang war ich immer nur bis zum Müller’schen Volksbad spaziert, diesmal begleiteten wir den Auer Mühlbach bis an sein Ende.


Hier verlässt er das Muffatwerk.

Er fließt parallel zur Isar, bis er zu Füßen des Maximilianeums zum letzten Mal verschwindet.

Im Maximilianswerk dient er ein letztes Mal der Stromerzeugung (wir hörten es darin rauschen und brummen), und vom gegenüberliegenden Ufer sieht man, wie er unter zwei dunklen Torbögen in die Isar fließt.

Nachtragsbild vom 1.4.: Maximilianswerk und Zufluss zur Isar.
Die Strecke war durchaus menschenreich gewesen, doch es funktionierte ganz gut mit dem Ausweichen. Auffallend viele Bärlauchsammlerinnen und -sammler in den Grünanlagen.
Wir spazierten weiter bis zur Haltestelle Bayerisches Nationalmuseum und ließen uns von der Tram nach Hause fahren.
Es war dann doch keine gute Idee gewesen, gar kein Wasser mitzunehmen, ich hatte nach den zweieinhalb Stunden vor Durst Kopfweh. Daheim also erst mal zwei Gläser Wasser runtergestürzt, dann gab es Kuchen. Nämlich:
Dieses Ostern steuere ich einen internationalen Back-Overkill an: Torrijas UND Hot Cross Buns UND Osterzopf UND Colomba pasquale UND Pinzen UND polnischen Mazurek. Wobei ich noch am ehesten auf den gewohnten Osterzopf verzichten könnte und die Colomba gern erst mal kaufe. Doch als ich Herrn Kaltmamsell meine Pläne erzählte, warf er sich in die Brust und behauptete, Hot Cross Buns seien SCHON IMMER seine Sache gewesen. Na gut, also war er am Sonntagvormittag backend in der Küche gestanden, und jetzt wartete beim Heimkommen frisches Hefegebäck auf uns:

Nicht so fluffig wie in England gekaufte, aber sehr aromatisch und saftig.
Ein bisschen Internetlesen, bis es Zeit war, das Sonntagabendessen zu kochen. Herr Kaltmamsell hatte Hirschlende gekauft, die er zubereitete, ich machte dazu aus dem Ernteanteil-Weißkraut Bayrisch Kraut. Die Hirschlende kam in drei Formen auf den Teller: In der Pfanne gebraten, im Ofen gegart und Sous-vide, die letzten beiden in der Pfanne nachgebraten.
Und dann sah ich von der Küche aus den Vollond und freute mich wieder sehr an der neuen Wohnung.

die Kaltmamsell