Journal Mittwoch, 21. Oktober 2020 – Vorträge und Erkenntnisse
Donnerstag, 22. Oktober 2020 um 7:17Im Wechsel eine gute Nacht, schön.
Nur Tee zum Frühstück, es ging gleich mit Sport los: Da ich fürs Training im Bewegungscenter nur eine Stunde zur Verfügung hatte, ließ ich diesmal die Oberkörpermaschinen weg und konzentrierte mich auf Hüfte und Bauch. Erkenntnis: Ich brauche mich gar nicht kellerkindlich zu fühlen, weil ich als fast einzige in alter, abgeschraddelter Sportkleidung rumlaufe (einige Teile nutze ich seit 15 Jahren), fast alle anderen blitzend schicke, neue tragen – es belegt in erster Linie, dass ich schon immer diese Art von Sport treibe, so manche Patientin, so mancher Patient das in der Reha-Klinik zum ersten Mal tut.
Vortrag Ostheoporose: Knapp und interessant, unter anderem erfuhr ich, dass in Saudi Arabien (Heimat des referierenden Arzts) eine große Mehrheit der Bevölkerung unter Vitamin-D-Mangel leidet, weil dort zwar die zum Aufbau nötige Sonne scheint, aber zu heiß ist, als dass man sich ihr aussetzt. Auf der Liste von Risikofaktoren zu ersten Mal bei welcher Erkrankung auch immer gesehen: “Untergewicht” (Übergewicht tauchte ausgesprochen nicht auf).
Genug Zeit bis zum Mittagessen, dass ich in milder Luft, nur mit Pulli auf eine Spazierrunde mit Krücken außerhalb der Klinik gehen konnte: Den Söllbach ein Stück hinauf nach Altwiessee, es idyllte massiv. Ich freute mich über die vorbildliche Hundebesitzerin, die den unangeleinten Wauzi beim Entgegenkommen mit einer Geste an ihrer Seite behielt, sich dabei auf ihn konzentrierte und mich nur für einen kurzen Gruß ansah. (Zwar fürchte ich mich nicht vor Hunden, hätte ihn auf diesem schmalen Weg aber wirklich nicht zwischen meinen Krücken haben wollen.)
Ich beendete den Gang früher als geplant, weil ich zittrig wurde, ließ deshalb auch den eigentlich möglichen Cappuccino bleiben und legte statt dessen im Zimmer die Beine hoch.
Das Mittagessen schmeckte mir ausgesprochen gut:
Weiße Bohnen in Tomate, weich gebratene Auberginenscheiben, Basilikumsauce, Grilltomate. Davor Salätchen, danach Grießpudding.
Das Nachmittagsprogramm startete mit Physio, ich ließ mir beim Muskellösen weh tun (das kenne ich ja von meiner Anfasserin). Dann passive Bewegung mit Schiene, im Anschluss nochmal ein Vortrag: Diesmal ging es um Hintergrund und Nachbehandlung von endoprothetischen Hüft- und Knie-OPs, sehr lieblos abgehandelt. Interessant hätte ich den Inhaltspunkt “Sexualität” gefunden, doch darüber ditschte die Referentin nur kurz hinweg und bot dazu ein Handout an. (Selbstrecherche ergab: Die einen sagen so, die anderen so, spannend vor allem, dass anscheinend nach OP-Methode unterschieden wird, was Frauen ab wann dürfen. Laut männlichen Experten.)
Programmabschluss Wasserturnen. Herr Physio hatte auf meine Frage gemeint, Kraulschwimmen mit minimalem Beineinsatz dürfe ich, das probierte ich also gleich ein bisschen aus. Ja, geht. (Metermachen/Kachelnzählen heben ich mir natürlich noch die eine oder andere Woche auf.)
Weil ich mich auf Twitter damit brüstete zu wissen, wie man das englische “sarcophagi” korrekt ausspricht (Lebensleistung), wurde wild mit im Englischen absurd ausgesprochen Begriffen um sich geworfen. Mein absoluter Favorit, den ich noch nicht kannte: “Thermopylae”. (Klick auf Link führt zur Möglichkeit, sich das vorsagen zu lassen.)
Ich erinnerte mich sehr an die ersten Tage meines Auslandssemesters an der Universität in Swansea, Wales. In der Vorlesung Literaturtheorie verstand ich jedes dritte Wort nicht: Es handelte sich offensichtlich um Fachbegriffe mit lateinischem oder altgriechischem Ursprung, die hier völlig bescheuert ausgesprochen wurden. Ich verlegte mich darauf, lautmalerisch mitzuschreiben, reverse engineering anhand üblicher englischen Ausspracheregeln zu betreiben und so auf die wahrscheinlichste Annäherung zu kommen. Meist kannte ich das Wort dann doch.
Die Zeit bis zum Abendessen wurde meinem Hunger sehr lang, ich hatte aber keine Lust auf Nüsschen oder Trockenfrüchte. Auch das Abendessen war dann hervorragend: Es gab Tsatsiki, dazu viel frisch gebratene Paprika, Oliven.
Abenunterhaltung Telefonate und Romanlesen.
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Ein Kapitel Internet-Geschichte: Wie der Informatiker Werner Zorn (damals Angestellter der Uni Karlsruhe) 1987 China ins Netz bastelte – und die heutige Online-Weltmacht ermöglichte.
“Wie das Internet nach China kam”.














