Journal Mittwoch/Donnerstag, 7./8. März 2018 – Sportverschiebung

Freitag, 9. März 2018 um 6:52

Am Mittwoch trug ich meinen Sportrucksack spazieren: Kurz vor dem Aufbruch zum Langhanteltraining hatte ich ganz stark keine Lust darauf und ließ es bleiben. Mir macht Sport halt morgens so viel mehr Spaß. Statt dessen kaufte ich auf dem Heimweg im Süpermarket ein – und ergriff die Chance, jemandem einen Gefallen zu tun. Das war sehr schön.

Als Ersatzsport stand ich am gestrigen Donnerstag früher auf und machte eine halbe Stunde Fitnessblender-Hanteltraining, das mir gut tat.

Sonnenbeschienener Arbeitsweg. Auf dem Heimweg brauchte ich nicht mal mehr Handschuhe und genoss in tiefen Atemzügen die Luft.

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Der gestrige 8. März ist Welfrauentag. Hier sprechen Max-Planck-Wissenschaftlerinnen über ihre historischen Vorbilder: Frauen, die Außergewöhnliches für ihre Disziplin geleistet haben, allen Widerständen zum Trotz.
“Frauen in der Forschung”.

Die Interviews sind unter anderem deshalb interessant, weil die Forscherinnen Klartext über die heutigen Bedingungen für ihre Arbeit sprechen.

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In der NZZ ein Kommentar zu:
“Deutsche Abneigung gegen die Bundeswehr”.

In Deutschland ist die Abneigung gegen die Bundeswehr längst identitätsstiftend geworden und wird dementsprechend wenig hinterfragt. Es gibt kaum eine prominente Stimme, die für die Armee Partei ergreift. Wer trotzdem eine Verbindung zwischen militärischer Stärke, wirtschaftlicher Stabilität und globaler Sicherheit herstellt, macht sich verdächtig.

Ich hatte diesen Habitus auch mal, sehe ihn inzwischen aber als kindisch an: Die Bundesrepublik Deutschland hat sich 1950 demokratisch für bewaffnete Streitkräfte entschieden – dann müssen wir uns auch darum kümmern. Gerade und besonders im Bewusstsein des Unheils, das deutsche Soldaten in der Geschichte angerichtet haben. Zudem haben die vergangenen Jahrzehnte meiner Ansicht nach gezeigt (u.a. jugoslawischer Bürgerkrieg, Ruanda, Syrien), dass es Situationen gibt, in denen konsequente Gewaltlosigkeit den Bösen einen verheerenden Vorteil verschafft.

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Jasmin befasst sich viel mit dem Sterben und fotografiert Sternenkinder. Diesmal hat sie sich aber nicht mit besonders jungen, sondern mit einem besonders alten Menschen unterhalten:
“Gerda stirbt.”
via @akkordeonistin

Ich fange an zu begreifen, dass Sterben so verschieden ist wie die Menschen. Dieses zum Beispiel enthielt viele lustige Komponenten.

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“Ross never loved Rachel: rewatching Friends”.
*clutching my pearls* (Aber sie hat natürlich recht.)

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Wie ich hungere nach DDR-Alltagsgeschichten, nach diesen vielen Kleinigkeiten, die ich beim Verständnis für Menschen brauche, die nicht wie ich im Westen groß geworden sind:
“Champions, gefallene
Wie wir untergingen, weil wir keine Helden ertrugen.”

via @hotelmama

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 6. März 2018 – Feierabendausflug nach Haidhausen

Mittwoch, 7. März 2018 um 6:44

Diesmal begriff ich gleich, was ich auf dem Asphalt der Theresienwiese sah: Fast sechs Wochen vor dem Theresienwiesenflohmarkt (dieses Jahr am 21. April) die ersten illegalen Reservierungen.

Dienstage sind in der Arbeit immer ziemlich crazy durch viele regelmäßige Termine. Ich kam dazwischen dennoch zu Erledigungen.

Nach Feierabend Verabredung mit Herrn Kaltmamsell in Haidhausen. Nach einem lustigen Termin gingen wir dort zum Abendessen ins Nana, das ohnehin auf unserer (von Herrn Kaltmamsell sorgfältig geführten) Lokalliste stand: Israelisches. Da es erst halb sieben war, machte ich mir um die fehlende Reservierung keine Sorgen – hoffentlich hatten die überhaupt schon auf. Es war dann: voll. In dem kleinen, sehr persönlichen Lokal ging es bereits fröhlich hoch her, doch man fand uns noch zwei Hocker an der Theke. Wir aßen Schnipselsalat, Baba Ganoush, Auberginen in Tomate, Labneh, Hummus mit allem und Pita, alles sehr schmackhaft. Dazu ein Glas Sauvignon Fumé aus der Pfalz (überraschend wenige Israelis auf der eklektischen Weinkarte). Ich freute mich über die familiäre Atmosphäre, in der Enge kam man schnell mit anderen in Blickkontakt, aus dem sich gestern einige kuschlige Austausche ergaben.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 5. März 2018 – Arbeit nach Oscarnacht

Dienstag, 6. März 2018 um 6:41

Das mit dem Arbeiten nach der Oscarnacht lief gut: Ich fühlte mich nur ganz leicht benebelt – da war ich mit Migräne im Hirn schon deutlich verlangsamter. Vor allem aber freute ich mich über die Temperaturen knapp um Handschuhe auf meinem Arbeitsweg. Nach Haus konnte ich mich kaum satt schnaufen, weil es so deutlich nach Nicht-mehr-Winter roch (dazu gehört die Note Odel, der von den tauenden Feldern bis in die Stadt weht).

Abends gab es Reste der Füllung vom Steak&Kindney Pie mit Kartoffelpü. Sehr früh ins Bett.

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“A short history of Scotland’s largest telescope”.

An der Universität St. Andrews wird gestreikt. Der Leiter der Sternwarte nimmt das zum Anlass, über sein berühmtestes Werkzeug zu schreiben. Und über den Streik.

As I am writing this, members of the University and College Union, including myself, are on strike. We are protesting the slashing of pensions for lecturers, by a lot. The stakes are high. It is about pensions, yes, but it is also about so much else. For this sector and this country, the strike is unprecedented in scale, in energy, and in sacrifice. As of right now, I am the only university employee who can fully operate the telescope, and therefore, while we are striking, the telescope stands still. The new camera will not be installed. Students will not be trained. Tours will not be given. Stars will go unobserved.

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Es ist ein Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen: Das kann sich nur leisten, wer nicht davon betroffen ist. Andere können sich’s nicht aussuchen:
“Eine Anleitung gegen Ignoranz in Rassismusdebatten”.

Deshalb richte ich mich mit diesem Text an weiße Menschen, die die Welt nicht mehr zu verstehen scheinen, wenn PoC wütend über Rassismus sind – sei es in Kinderbüchern, in Talkshows oder eben in der Werbung.

(…)

Wenn man Rassismus (…) nicht erkennt, ist man also nicht besser als die anderen, sondern ignoranter.

die Kaltmamsell

Oscarnacht 2018

Montag, 5. März 2018 um 2:20

Ich habe vom Jahr zuvor übernommen als Selbsterinnerung: Die eigentliche Show beginnt um 5.30 pm PST, das ist 2.30 Uhr Münchner Zeit, Wecker also auf 2 Uhr.

Und das muss ich anscheinend gleich mal korrigieren: Als ich um 2:12 Uhr den Fernseher anschalte, ist Jimmy Kimmel bereits mitten in seiner Eingangsrede. Es ging diesmal schon früher los.

Also: Roten Teppich verpasst, Eröffnungsrede verpasst. Eigentlich hatte ich mit der Bemerkung starten wollen, dass ich dieses Jahr so schlecht vorbereitet bin, dass ich fast gar nicht geguckt hätte – was gleich mal dadurch bewiesen wird, dass ich nicht mal die neue Startzeit mitbekommen hatte.

Viola Davis präsentiert Best Supporting Actor – in einer, ich hatte nicht gedacht, dass ich das je über sie schreiben würde, unvorteilhaften Frisur: Sam Rockwell in dem einen nominierten Film, den ich gesehen habe. Rockwell dankt der Academy (“I never thought that I would ever say that.”), den anderen Nominierten, dann den Kolleginnnen und Kollegen von Three Billboards.

Jetzt aber endlich und eher verwirrt: Guten Morgen! Während der ersten Werbepause nachgeschaut: Tatsächlich, dieses Jahr Start 5.00 PST. Erinnerung für 2019: CHECK STARTZEIT!

Gal Gadot und Armie Hammer kommen auf die Bühne für den Make-up-Oscar: Darkest Hour. Den werde ich auch nicht nachholen – Biopics sind’s einfach nicht für mich. Drei Herrschaften auf der Bühne, danken vor allem Gary Oldman, der unter deren Werk verschwand.

Die greise Eva Marie Saint (die sichtbar alt werden durfte – aber ich musste ihren Namen googlen) präsentiert Costume Design: Phantom Thread bekommt seinen ersten.

Kimmel führt über zu Best Documentary Feature, Laura Dern und Greta Gerwig kommen Hand in Hand auf die Bühne, Laura mit dicker Brille! Icarus gewinnt, ein Film über Doping im Radsport in Russland. Die vier Herren auf der Bühne sprechen sehr bewegt.

Das Bühnenbild ist dieses Jahr überwältigend, stellt sehr klassische Diamenten-Überkrustung dar. Auf diese Bühne kommt Taraji P. Henson für die Vorstellung des ersten nominierten Song – an dieser Stelle erwähne ich Jahr für Jahr meine Verwunderung über das Überdauern dieser lange schon irrelevanten Kategorie.

Zur Roter-Teppich-Phase hatte ich eigentlich diesen Knaller-Gag vorbereitet:

Ich bin heute auch in Glitzer. Von Tchibo.

Ein Zusammenschnitt von 90 Jahren Hollywood mit Dank an die Kinobesucher fürs Zuschauen.

Sound Editing and Mixing gibt’s von Eva Gonzales und einem Herrn, dessen Namen ich leider nicht kenne. Hier taucht Blade Runner auf! Der Oscar Sound Editing aber geht an Dunkirk (auch einer, den ich nicht zu sehen brauche, Krieg und Gemetzel habe ich genug in Echt auf dem Fernsehschirm). Zwei ältere Herren auf der Bühne, eher abgeklärt.
Auch der Preis für Sound Mixing (wieder ist Blade Runner nominiert) geht an Dunkirk.

Was ich bislang den Abendkleidern auf der Bühne entnehme: Die Zeit der durchsichtigen Roben scheint rum, EIN GLÜCK!

Lupita Nyong’o und Kumail Nanjiani als Presenter machen erst mal Namens- und Einwandererwitze. Auch Lupita trägt – zu einem Oscarstatuenkleid – eine mords Brille. Production Design (nochmal Blade Runnder nominiert) geht an The Shape of Water – den will ich noch sehen.

Eungenio Derbez (woher muss ich den kennen?) stellt den nächsten Song vor aus dem Film Soundtrack. Oh süß, der Sänger kann nicht singen, Tontreffquote bei ca. 60 Prozent, und zu denen wackelt er sich mit Gewalt hin. Ah, wird von einem Profi abgelöst, der besser zu der music made for elevators passt. Uiuiui, ist das ein Mistsong.

Rita Moreno sieht großartig aus! Sie präsentiert Best Foreign Language Film: A Fantastic Woman aus Chile. Diesmal eine ganze Truppe auf der Bühne.

Mahershala Ali (HACHZ) überreicht Best Supporting Actress: Allison Janney – alles was ich aus Tonya gesehen habe, macht diesen Oscar sehr verdient. “I did it all by myself” scherzt sie. Erst mal den Nominierten danken, dann dem Autor.

In der Werbepause zum dritten Mal ein Spot für den Mitsing-/Mitklatsch-Soundtrack von Greatest Showman. Ah, darauf war der ausgerichtet, jetzt verstehe ich die Kombination.

Marc Hamill (“I’m only here to pick up the check under the Jedi pension plan.”), Kelly Marie Tran und der kleine Roboter aus Star Wars präsentieren Best Animated Short: Dear Basketball. In der Dankesrede das erste bisschen Italienisch!
Best Animated Feature Film: Coco, keine Überraschung hier. Die Gewinnerin dankt “my wife” – ein erstes Mal? Es wird auch “the people of Mexico” gedankt, Appell für “representation matters”.

Daniela Vega kommt auf die Bühne für den nächsten nominierten Song aus Call me by your name. Während dem (schnarch) ich den Trailer des Films gucke: Ja, interessant.

Frischen Tee eingeschenkt – zack, Namen der beiden Presenter verpasst. Achievement Visual Effects, vierte Nominierung Blade Runner. Und diesmal kriegt er ihn! Dankesrede ist ein Maschinengewehrfeuer von Namen, der vierte Herr sagt auf Deutsch: “Danke schön.”

Matthew McConaughey als Presenter, ich fürchte mich sofort vor Peinlichkeien. Doch er stellt nur geradeaus Film Editing vor, noch ein Oscar für Dunkirk. Sympathisch atemlose Dankesrede.

Kimmel dankt uns Moviegoers. Auf der Leinwand sieht man Publikum in einem Kino gegenüber, wo eine Sneak läuft: Kimmel sammelt einige Filmleute aus seinem Publikum um rüberzugehen und den Filmbesuchern persönlich zu danken.
Gal Gadot kommt als erste rein, es ist viel Kreischens – Kimmel merkt an, dass es sehr nach Marihuana riecht. Das Innere der Oscarverleihung wird auf die Leinwand übertragen, die Academy ruft “Thank you!”, die Stars verteilen Snacks. Kimme pickt sich einen Herrn heraus, der die nächsten Presenter ankündigt: Tiffany Haddish und… Mist, dabei kenne ich die doch! Maya Rudolph, puh. Documentary Short geht an: Heaven Is a Traffic Jam on the 405.
Life Action Short: The Silent Child. Dankesrede auch gebärdet!

4:17 Uhr, draußen singt die erste Amsel.

David Chappelle präsentiert noch einen Song, whatever. Sprechgesang, ebenfalls mit Gebärdenübersetzung – halt nein, das war nur Rappergefuchtel.

Salma Hayek kenne ich, die anderen beiden Presenterinnen sind mir durchgerutscht; alle drei betonen, dass Hollywood Diversity zeigen kann. Es folgt ein Zusammenschnitt von trail blazers dieser Vielfalt im Film.

Chadwick Boseman und Margot Robbie als nächstes auf der Bühne: Best Adapted Screenplay. Call me by your name bekommt den Oscar, James Ivory ohne Kostüme! Oh, der alte Herr kommt am Stock auf die Bühne, hält sich am Mikrofon fest. Sehr rührend.

Nicole Kidman präsentiert Original Screenplay, sehr starke Nominierungen: Get Out bekommt ihn.

Hmpf, Werbepause hat zu spät zurückgeschaltet, ein Veteran präsentiert bereits, kündigt Zusammenschnitt von Militärfilmen an. Abgeschlossen mit Dank an die Streitkräfte. Weird.

Sandra Bullock auf die Bühne! In einem schrecklichen Kleid. Sie lässt das Licht dimmen – angeblich, um jünger zu wirken, doch sie vergibt ja auch den Oscar für Cinematography (zum ersten Mal ist eine Frau nominiert). Blade Runner!

Zendaya präsentiert den letzten Song: aus Greatest Showman, in dem sie ja mitgespielt hat. Auch diese Dame singt etwas daneben, vielleicht gibt’s ein technisches Problem? Sie scheinen die Originalbesetzung aus dem Film auf der Bühne zu haben, ich erkenne Gesichter wieder – das ist nett. Das Publikum steht auf für die Aussage des Songs “This is me”.

Ah, endlich sehen wir das Orchester! Es sitzt diesmal unter der Bühne. Kimmel hat sich umgezogen! Jetzt in weißem DJ. Christopher Walken! Er präsentiert (mit Hosenbund altherrenmäßig bis zur Brust hochgezogen) Best Original Score: Alexandre Desplat bekommt seinen zweiten Oscar! Er ist ein ganz großer, das freut mich. Und Shape of Water ist gerade noch interessanter geworden. Französischen Akzent haben wir jetzt auch auf der Bühne.

Emily Blunt in eigenartigem Tüll verleiht des Oscar für besten Song, er geht an Coco. In der Dankesrede wird darauf hingewiesen, dass in dieser Kategorie sogar Gender Equality bestanden hat.

Jennifer Garner in schönem Blau kündigt die Verstorbenen an, Eddie Vedder singt. Da hatte ich schon wieder eine Menge vergessen.

Emma Stone in Hose! Oscar für Directing: “These four men and Greta Gerwick created…” Shape of Water und damit Guillermo del Toro, sehr emotionale Rede.

Jane Fonda und Hellen Mirren – WUNDERSCHÖN! Aber ich hätte Jane Fonda gerne auch als alte Frau gesehen, ob sie wohl ihrem Vater (der alt aussehen durfte) ähneln würde. Actor in a leading role geht an Gary Oldman. Hm, er ist ein großartiger Schauspieler, aber für diese Rolle? War wohl am dransten. Und er darf anscheinend so lange reden, wie er will. (Haben sie die Show eine halbe Stunde länger gemacht und deshalb früher angefangen?)

Jodie Foster und Jennifer Lawrence – sie scherzen erst mal über Meryl Streep (Foster geht auf Krücken – und ich hatte vergessen, wie winzig sie ist). Actress in a leading role: Frances McDormand holt ihren zweiten! Sehr verdient, aber die anderen waren sensationelle Konkurrenz. Sie dankt und bitte alle nominierten Frauen des Abends aufzustehen: Aufforderung an die Filmbranche, diese Frauen in den nächsten Tagen anzusprechen für künftige Filme.

Warren Beatty und Faye Dunaway bekommen eine weitere Chance nach dem Durcheinander letztes Jahr: Sie präsentieren besten Film. The Shape of Water! Das überrascht mich dann doch, ein solch schräger Film. Aber ich freue mich!
Guilleromo del Toro dankt seinen Vorläufern und fordert alle auf, die vom Filmemachen träumen, Filme zu machen.

Jetzt Kaffeemachen, der eigentliche Montag beginnt. Ich gucke später nochmal über die Vertipper und Fehler.

Nachtrag: Ich nehme meine Zweifel am Oscar für Gary Oldman als Churchill hiermit offiziell zurück.

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https://youtu.be/eg0O8CVGySo

via @buschheuer

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 4. März 2018 – Sonntägliche Häuslichkeit

Sonntag, 4. März 2018 um 21:18

Ausgeschlafen bis fast sieben, aufgewacht zu einem sonnigen, milden Tag – wir haben die bittere Kälte ausgestanden.

Frühstücksverabredung mit einer Freundin aus dem Internet, wir bekamen einen Tisch im Café Glockenspiel. Schöne Gespräche, ich lernte eine Menge – unter anderem über die Anforderungen an eine perfekte Wanderjacke für Irland.

Eine Runde gebügelt.
Marokkanischen Karottensalat gemacht, der basiert nämlich auf gegarten Karotten – wo ich doch seit einiger Zeit keine rohen Karotten mehr vertrage und replizierbar mit bösen Bauchschmerzen darauf reagiere.

Ich war müde, wollte aber keine Siesta machen, um abends nicht zu wach zu sein – für ein paar Stunden Schlaf vor der Oscarverleihung. Wochenend-SZ gelesen.

Zum Nachtmahl machte uns Herr Kaltmamsell Steak&Kidney Pie.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 3. März 2018 – Tauwetterlauf und Erinnerungsabgleich

Sonntag, 4. März 2018 um 8:01

Ausschlafen dauerte leider nur bis halb sieben. Nach Bloggen an Kaffee, Einkaufsabsprachen mit Herrn Kaltmamsell und Wäschewaschen zog ich mich um für einen Isarlauf: Die böse Kälte ist vorbei, unter hellem Himmel hörte ich es sogar tautropfen.

Am Flaucherbiergarten in Isarnähe einen mir bislang unbekannten Weg entdeckt. Nachts hatte es ein wenig geschneit, das machte die vielfach vereisten Flächen wieder griffig. Ich lief so leicht wie schon lang nicht mehr, erweiterte meine Runde deshalb auf zwei Stunden, die ich nahezu schmerzfrei abschloss. Nicht mal das Dehnen verursachte Schmerzen, sondern nur angenehmes Ziehen.

Auf dem Weg an die Isar hatte ich meine uralten bräunlichen Raulederschnürstiefel doch nochmal zur Schusterin gebracht. Etwas Recherche nach Ersatz und Blicke auf die Schuhe an den Füßen anderer hatten mich mutlos gemacht: Echte Schnürstiefel ohne entstellende Einstiegshilfe per Reißverschluss scheinen zu verschwinden. Die Schusterin willigte nicht nur ein, nochmal rundum zu nähen und zu kleben, sondern berichtete auch von einem Hersteller, den sie führt und der für den nächsten Herbst echte Schnürstiefel angekündigt habe. Ich schöpfte Hoffnung.

Nachmittags war ich mit einer lang verflossenen Kollegin verabredet, die mich über Facebook schon mehrfach kontaktiert hatte, wenn sie in München war. Erinnerungsabgleich.

Auf dem Heimweg Einkäufe, leider hatte der Trachtenladen bereits geschlossen, in dem ich nun doch endlich Ersatz für meinen löchrigen Janker kaufen wollte.

Abends kochte diesmal ich: Ich versuchte die Vorspeise nachzubauen, die ich vor einer Woche beim Bonner Italiener bekommen hatte.

Kalbsleber mit Zwiebeln und Äpfeln auf Feldsalat.

Ich holte im Fernsehen die Rede der Mama Bavaria, Luise Kinseher, vom Starkbieranstich am Nochherberg nach: Wirklich sehr schön und diesmal mit viel Publikumsbeteiligung. Ich werde die Bavaria vermissen, die allein schon als Figur ein Geniestreich war.

§

Jedes Durchwiegen der Bevölkerung erzeugt ein Flut von apokalyptischer Berichterstattung über die (statistisch vermuteten) Gesundheitsgefahren von Übergewicht. Zweifelsfrei belegbar sind die Gesundheitsgefahren von Essstörungen, diese kommen aber erheblich seltener in den Medien vor. Laurie Penny schreibt zur eating disorder awareness week:

“A generation of shrinking girls
Why don’t we care more about the eating disorders epidemic?”

I think that on some level, self-starvation and preoccupation with thinness, with body image and with self-denial has been so normalised in our society for women that you can’t help picking up on the suggestion that these girls had the right idea, they just took it “too far”.

(…)

We raise our young people in a culture absolutely obsessed with controlling women’s bodies and then we wonder why they want to take back some of that control in private, violent acts of passive-aggressive defiance.

(…)

We raise girls under a hailstorm of images of unattainable perfection, we subject them to a relentless show-and-tell demonstration of exactly what they have to lose by not looking a certain way, we imply constantly that whatever else they grow up to be will be of no value if they do not also conform to an image of beauty which is literally too narrow for a human body to breathe in, we make them pay day in and day out for simply existing in a body that is female or queer – and then when they develop eating disorders we shrug and say: gee golly, these silly girls, why don’t they just eat a sandwich?

Wobei: Immer schön vorsichtig sein mit einfachen Erklärungen. Anorexie hat eine Vielzahl von Ursachen. Vieles allerdings weist darauf hin, dass die Sehnsucht nach Kontrolle einer der stärksten Antriebe ist. Bis hin zur Kontrolle übers eigene Überleben: Anorexie hat eine viel höhere und besser belegbare Sterblichkeitsrate als das stetig angeprangerte Übergewicht.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 2. März 2018 – Wochenausklang mit Kuh auf Wiese und Fernsehenttäuschung

Samstag, 3. März 2018 um 8:12

Gestern recht durch den Wind, zu dem am Vormittag auch noch böses Kopfweh kam. Ich konnte mich nicht konzentrieren, schleppte mich mit viel Kraftaufwand durch Besprechungen und Aufgaben, trauerte schon um den schönen Freitagabend mit Herrn Kaltmamsell, Kuh auf Wiese und mit Wein, auf den ich mich gefreut hatte.

Am Nachmittag ging es mir zeitgleich mit dem Verzehr einer Schüssel, Mandarinen, Tarocco-Orange, harter Birne schlagartig besser – Koinzidenz oder Kausalität ist mir wurscht, ich konnte das Freuen auf den Abend wieder aufnehmen.

Keinen freien Tag am Montag beantragt, da steht zu viel an. Sollte ich auch dieses Jahr die Academy Awards live ansehen, wird das auch ohne Nachschlafen funktionieren müssen.

Nach frühem Feierabend fuhr ich zum Marienplatz, kaufte beim Hermannsdorfer ein Côte de Boeuf, im Biosupermarkt Radiccio (eigentlich nicht grün genug für die Wiese zur Kuh, doch der geplante Ruccola wurde nur in Plastikschale plus Folie angeboten) und Gorgonzola. Die Temperatur ist bis um den Gefrierpunkt gestiegen, es wird erträglicher.

Bis Herr Kaltmamsell von einer Verabredung zurückkam, meldete ich wieder einen Schwung Blogposts bei der VG Wort an und erledigte weitere Erledigungen.

Nach dem Nachtmahl guckten wir auf arte die letzten Folgen Bad Banks. Die erste Folge hatte mir am Vorabend gut gefallen: Schneller und kluger Erzählaufbau, der genug Lücken ließ, um mich für weitere Folgen bei der Stange zu halten. Doch die letzte Folge war komplett überflüssiges Nachgeklapper, das Herr Kaltmamsell zur Bemerkung brachte: “Erinnere mich daran heftiger zu protestieren, wenn du mich mal wieder zum Anschauen einer deutschen Fernsehproduktion überreden willst.” Zumindest freute ich mich zu sehen, was aus Désirée Nosbusch geworden ist.

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Bella hat ihren Vater verloren. In ihrem Blog erinnert sie sich an die gemeinsame Zeit:
“Until we’ll meet again*”.

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Nein, Hollywoodfilme müssen nicht realistisch sein. Aber gerade bei Sexszenen ist es höchste Zeit, dass ein paar Klischees auf immer verschwinden:
“Movie Sex Is the Worst: 10 Myths That Need to Go”.

Vielen Dank: Das und romantische Liebesfilme (wie Journelle einst bestechend erklärte) führen zu gefährlich falschen Vorstellungen über Beziehungen und verderben die Jugend!

die Kaltmamsell