
Gestern bekam ich zu meiner Sporteinheit ordentlich was geboten. Auf dem Plan hatte ich Aerobics und Gymnastik im Verein, davor ein wenig Crosstrainerstrampeln. Schon als ich um die Ecke zum Vereinsgebäude bog, sah ich viele Menschen hineingehen, vor allem kleine. Das Foyer war dann voll, vor allem mit Kindern, es gab einen Tisch mit Kuchen, Anmeldetheken. Erst als ich nach dem Umziehen auf der Galerie über der Turnhalle ankam, wurde der Anlass klar: Judoturnier für Mädchen. Die Halle war mit Matten ausgelegt, auf der einen Längsseite davon standen Stuhlreihen für Zuschauer, auf der gegenüber liegenden Tische für die Kampfrichterinnen und Kampfrichter. Während meiner ersten Runde auf dem Elipsentrainer sah ich zu, wie Kinder – in Judokleidung oder sonstigen Sportsachen – über die Matten tobten, Rad schlugen, Handstand machten, balgten.
Erst als ich nach meiner Turnstunde (nicht das programmgemäße Aerobics, sondern gleich Gymnastik, also blieb ich danach nicht zu einer zweiten Gymnastikstunde) zu mehr Bewegung nochmal auf den Crosstrainer über der Halle stieg, war das Turnier im Gang: Auf drei Flächen nebeneinander wurde gerauft – zumindest sah es für mich, die ich nicht die geringste Ahnung von Judo habe, so aus: Kleine, nicht ganz so kleine, und größere Mädchen in passenden Paaren verbeugten sich auf Anweisung eines Schiedsrichters oder einer Schiedrichterin voreinander und gingen einander dann zügig an den Kragen. Ziel schien zu sein, die Gegnerin auf den Boden zu werfen. Ich fand das ausgesprochen vergnüglich anzusehen. Interessant war vor allem den Ablauf der Kämpfe zwischen den größeren Mädchen (ca. 13 Jahre alt), die mehrere Runden hintereinander mit derselben Gegnerin auf der Matte standen: Das Hin und Her der Oberhand, die immer derangierteren Frisuren (fürs Richten der Kleidung gab es extra Anweisung vom Schiedsrichter), die immer leidenschaftlicheren und lauteren Trainer/Trainerinnen an der Seitenlinie.
Als ich nach einer abschließenden Rudereinheit mit meinem Training durch war, bebte die Halle vor Lärm von Anfeuerungsrufen des Publikums und gar Schlachtgesängen. So ein Turnier scheint eine fröhliche Sache zu sein. Sehr vielfältig waren die Beteiligten (ob aktiv oder begleitend) allerdings nicht, weder in Farbigkeit noch in Körperform.
Ich ging wieder ungeduscht durch den milden Tag heim, erledigte unterwegs noch Lebensmitteleinkäufe.
Nachmittags kam ein Fotograf zu uns nach Hause: Für eine Magazingeschichte übers Bloggen machte er Fotos von mir. Zu meiner Erleichterung musste ich mich dafür nicht verstellen, verkleiden oder verbiegen, die Tatsachen reichten ihm als Motive. Beim Plaudern erfuhr ich Interessantes über den Arbeitsalltag eines Magazinfotografen von den 90ern bis heute.
Abends klingelte mein Übernachtungsbesuch aus Berlin, brach aber bald wieder auf zu einer Verabredung. Herr Kaltmamsell servierte Bohneneintopf aus der Brühe, die er aus den Resten des jüngsten ganzen Jamóns gekocht hatte.
Atemwege sind tatsächlich ein wenig angegriffen, doch das äußerte sich lediglich in Heiserkeit und gelegentlichem Hustenreiz.
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Nochmal zum Schöffenamt, in den meisten Kommunen endet die Bewerbungsfrist am 23. März. Die Stadt Chemnitz hat ein Gespräch mit der Schöffin Karin Karing veröffentlicht, die viele interessante Alltagsdetails dieses Ehrenamt erzählt:
“Schöffenwahl 2018
Das richtige Recht finden”.
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Und nochmal zu zeitgemäßer Mobilität: Ein Interview mit Mobilitätsforscher Andreas Knie.
“‘Das Auto darf nicht mehr privilegiert werden'”.
Die Politik versucht immer noch, ein Ideal der Adenauer-Zeit zu erhalten: das Grundrecht jedes Bundesbürgers auf ein Häuschen im Grünen und ein Auto. Dafür wurde früher die Eigenheimzulage gezahlt, die Entfernungspauschale erfunden und der Diesel subventioniert.

die Kaltmamsell