Journal Samstag, 17. Februar 2018 – Vereinssport: A whole new world
Sonntag, 18. Februar 2018 um 8:35Nach Ausschlafen und Bloggen besuchte ich gestern zwei Vormittagsturnstunden am neuen Sportort. Vereinssport bewegt sich auf vielen Ebenen in einer ganz anderen Kultur als Fitnessstudiosport, und das finde ich gerade ungeheuer spannend.
In dieser Sportvereinskultur ist sehr wahrscheinlich der MTV nochmal etwas ganz Eigenes, der Geschichte und den Örtlichkeiten geschuldet:
Sie sollten die Turnstunden nach Mitgliedern des bayerischen Königshauses benennen: 45 min. Amalie, Sisi für Fortgeschrittene, Hot Max, Anfänger-Leopold, eine Runde Rudolfen etc.
(Was Anderes: Liest hier eine Steinmetzin oder ein Steinmetz mit, der den falschen Punkt nach 1909 beseitigen könnte?)
Gestern sah ich das Gebäude und den Ausblick aus dem Gymnastiksaal zu ersten Mal bei Tageslicht. Ich bewegte mich bei 45 Minuten “Move & Dance”, was heutzutage die letzten Reste von dem sind, was vor 40 Jahren als Aerobics angefangen hat. Der Schwerpunkt liegt auf tänzerischer Bewegung, nicht mehr auf exakt und mit Spannung ausgeführter Choreografie. Danach 45 Minuten “Bodystyling”, was in meiner persönlichen Sportgeschichte als ruhige, geführte Gymnastik mit möglichst vielen Wiederholungen begonnen hat, doch zumindest gestern aus sehr dynamischen und zum Teil raumgreifenden Übungen mit vereinzelten Sprüngen bestand, die ich mit der Erscheinung “Functional Training” verband – allerdings bei Weitem nicht so belastend.
Überraschung und große Freude nach der Stunde, als mich eine Mitturnerin ansprach, die mein Blog kennt. Sie habe sich gefreut, dass ich zum MTV gewechselt sei und sich schon gedacht, dass wir einander dort früher oder später begegnen würden. Jetzt kenne ich also neben dem lang verflossenen Arbeitskollegen noch jemanden dort.
Und nun der Kulturwechsel: Ich ging heim, ohne zu duschen. Das hatte ich nämlich von Anfang an beobachtet: Dass nur eine Minderheit der Frauen die Umkleide geduscht verlässt. Einige Teilnehmerinnen an den Gymnastik- und Hüpfstunden gehen erst gar nicht in die Umkleide, sondern haben eine Tasche mit Turnschuhen und Handtuch dabei, die sie in eine Ecke des Gymnastiksaals stellen.
Die Duschen sind viele und ordentlich, im Gegensatz zu Nassbereichen von Fitnessstudios aber weit entfernt von aller einladender “Wellness”. Das allein konnte doch nicht der Grund sein.
Wie gut, dass ich einen langjährigen Vereinssportler in der Familie habe, den ich fragen konnte, ob meine Beobachtung überhaupt stimmt und ob er den Grund kennt: Meinen Bruder, Jugend-Basketballtrainer in einem Verein.
Er schätzte im gestrigen Telefonat den Anteil an Nichtduschern bei sich auf 50 Prozent – das sind schon mal 50 Prozent mehr als in einem Fitnessstudio, wo sich jede nach dem Sport duscht, vielleicht mit Ausnahme nach Yogastunden. Zum einen, erklärte mein Bruder, wohnten viele in der Nähe der Sportstätte, auch er zum Beispiel, und gingen deshalb lieber schnell nach Hause zum Duschen. Zum anderen, und diesen Verdacht hatte ich schon gehabt: Trainingsanzug.
Niemand will ja nassgeschwitzt in zivile Kleidung steigen. Doch während Trainingsanzüge in der Fitnessstudiokultur nahezu unbekannt sind, gehören sie laut meinem Bruder fast schon definitorisch zum Vereinssport. Schließlich seien alle Sportarten dort auf Wettkämpfe gegen andere Vereine ausgerichtet. So habe man zum einen auf Wettkämpfen das Bedürfnis, durch Vereinskleidung die Zugehörigkeit zum eigenen Verein zu zeigen – das könne man nicht durch Jeans und Pulli. Zum anderen gebe es in Wettkämpfen immer Pausen, in denen man sich etwas überziehen wolle, um nicht zu frösteln, nämlich einen Trainingsanzug (unverständlicherweise nahm er meinen Alternativvorschlag “Bademantel?” nicht ernst und behauptete, der sehe da nicht gut aus).
Gestern hatte ich meine Winter-Laufkleidung über die Sportklamotten gezogen (plus Janker), in die schlüpfte ich also nach dem Sport für die zehn Minuten Heimweg. Wenn ich direkt nach der Arbeit zum Sport gehe, werde ich aber nicht ums Duschen rumkommen.
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Wenn man nicht mehr raus muss, ist so ein Schneetag ja schon ganz schön. Ich verbrachte ihn mit Wäschewaschen und Lesen.
Letzteres versuchte ich mal in therapeutischer Haltung, um die immer noch zickende LWS-Bandscheibe zu entlasten. (Foto: Herr Kaltmamsell)
Abends – Herr Kaltmamsell war aushäusig – packte ich die jährliche Meldung von Blogposts bei der VG Wort an: Für 2017 gilt es über 170 Einträge einzeln aufzurufen und Überschrift sowie Text ins Online-Formular zu kopieren. Das dauert unter anderem deshalb so lange, weil ich beim Wiederlesen gerne mal an Einträgen hängen bleibe und mich erinnern lasse. So oder so: Die Ausschüttung war bislang immer so reichhaltig, dass sich die Mühe wirklich lohnt.









































