Journal Montag, 28. August 2017 – Spanienurlaub 9, Meerzeit in San Francisco

Dienstag, 29. August 2017 um 10:15

Ausgeschlafen! Zum ersten Mal in diesem Urlaub. Aber nach zwei Tagen ohne Bewegung sah ich mich gestern Nachmittag bereits wieder nach Laufstrecken um: Schlechte Aussichten, es gibt wohl nur die Alternativen 400 m Strandweg hin und zurück oder die Autostraße entlang zu laufen.

In einem Café ums Eck tranken wir Morgenkaffee und besorgten in einem Lebensmittelgeschäft Tomaten, Brot und Tageszeitung. Der Tag war wolkig mit Sonne, ich setzte mich auf die Dachterrasse der Pension und las Zeitung, döste, aß Brot und Tomaten, es wurde ganz sonnig.

Am späten Nachmittag gingen wir über Landstraße in den größeren Nachbarort Muros, um in einem Supermarkt einzukaufen, uns etwas umzusehen.

Stellte sich als sehr lebendiges Fischer- und Badedorf heraus, da gehen wir sicher nochmal hin. Zumal es dort vor Pokéstops und Arenen nur so wimmelt.

Zm Abendessen gingen wir in ein Fischlokal am Strand mit sagenhafter Aussicht.

Dazu tönte von Ferne schöne Dudelsackmusik, eine Gaita. Die Musik kam über die Zeit näher: Aha, nicht nur der schottische Dudelsack wird beim Marschieren gespielt – der gehört ja auch zum Militär. Vielleicht bereiten die spanischen Truppen gerade sowas Ähnliches vor. Der Spieler stellte sich als ein weißhaariger, graubärtiger Herr im T-Shirt heraus, seine Gaita war mit ein paar Quasten behängt. Ich konnte sehen, dass sie nur ein Bordun-Rohr hatte (im Gegensatz zu den drei schottischen), was sie deutlich leiser als die schottische weapon of mass destruction machte.

Wir bestellten die Meeresfrüchteplatte, die zwar mit beeindruckendem Werkzeug kam, sich dann aber als nur mittelgut erwies: Nur die Venusmuscheln und die Garnelen waren heiß und schmeckten wirklich frisch zubereitet, der Taschenkrebs kam sogar vorgekocht aus dem Kühlschrank.

§

Mary Beard fasst in einem Artikel für die BBC ein zentrales Argument ihres (empfehlenswerten) Buchs SPQR zusammen:
“Mary Beard on why Rome ruled the world”.

Ihr Ausgangspunkt: Über die Gründe für den Untergang des Römischen Reichs wird viel diskutiert und nachgedacht – sie sucht nach den Strukturen, die es zu Errungenschaften führten wie kein Staat davor oder danach.

How did an insignificant little settlement by the river Tiber grow into a mighty empire encompassing the Mediterranean world and much of western Europe?

Wie immer räumt Mary Beard mit einigen gängigen Vorstellungen vom Römischen Reich auf (*gleefull snigger*).1

Zentral für den militärischen Erfolg der Römer scheint schiere Truppengröße gewesen zu sein:

What counted most in securing victory was manpower, simply the number of boots you could put on the ground. And that is precisely where the Romans soon found their advantage, by a simple mechanism that was unique in the ancient world: extending its citizenship to outsiders, including those it had defeated and, in the process, massively increasing its fighting force. The secret of Rome’s success was something invisible to the eye, and much more sophisticated than hooked barbs; it was a radically new definition of what “being a citizen” meant, with all the rights and obligations that entailed.

(…)

Why they did this is a mystery, and it may always have been an unplanned, lucky improvisation, rather than a considered strategy. But it had revolutionary consequences.

via @miriam_vollmer

  1. Sie verwendet das wunderschöne Wort effete, das ich nur vom Lesen kenne und in meinem Kopf immer “éfitti” ausgesprochen habe. Die tatsächliche Aussprache ist ein wenig enttäuschend. []
die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 27. August 2017 – Spanienurlaub 8, Fisterra nach San Francisco

Montag, 28. August 2017 um 10:21

Gestern dann 4,3 Kilometer in anderthalb Stunden.
Spässle.
(Und am Abend nur 16 Fotos zu verarbeiten!)

Ein fauler Tag ohne Pläne, immer nur eins nach dem anderen.
Richtig: So bin ich nur nach einer Migräne. War nachts nicht zu schlimm, das Triptan half, wenn auch mit unangenehm langer Verzögerung.

Das Hotelfrühstück in Fisterra bestand vor allem aus verschiedenen Kuchen, zusammen mit Herrn Kaltmamsell schaffte ich es, fast jeden zu probieren. Wir durften so lange im Hotelzimmer wohnen, bis wir sehr rechtzeitig zur Bushaltestelle aufbrachen. Der Weg dorthin ließ mich nachvollziehen, dass die Einheimischen nicht nur froh sind über die vielen Jakobswegwanderer: Einige Straßen des kleinen Orts Fisterra quollen geradezu über von ihnen. Sie saßen und standen in jedem Café auf jeder Stufe, nach dem, was ich so hörte, die Italiener und Italienerinnen eher unter sich, die anderen Herkünfte vermischt. Der Linienbus, der uns an einen Strandort bringen sollte, fuhr als Endziel Santiago an; entsprechend viele Jakobswegler standen für ihn Schlange: Fisterra ist der allerletzte von vielen letzten Endpunkten des Wegs, der nächste Flughafen nach Hause liegt in Santiago. Der Bus war voll, die Einheimischen, die damit unterwegs ins nächste oder übernächste Dorf fahren wollten, mussten stehen – ich hatte ein schlechtes Gewissen.

Einchecken ins schlichte Hotel an Straße und Strand, ich setzte mich für ein paar Stunden einfach aufs Bett und las. Ohne Pläne und Unruhe. So lange und konsequent, dass es Herr Kaltmamsell war, der um Rausgehen, Bewegung, frische Luft bat.

Zunächst besichtigten wir die Dachterrasse der Pension: Als wir ins Freie traten, war es warm von der Sonne, doch ich spürte kühles Feuchtes – vom Meer kam Nebel, und zwar sehr schnell.

Das sonntägliche Strandvergnügen war davon ungerührt, die Badegäste spielten, lagen, lasen, spazierten einfach weiter. An einer Stelle wurde auf einer kleinen Holzbühne unter den Pinien Gitarrenmusik gemacht, alle halbe Stunde “Hey Jude”, mit ganz viel Laaaalaalaalalalalaaaaaaaalalalalaaaaaaaa.

Wir spazierten eine wenig vom Strand weg zum ehemaligen Franziskanerkloster.

Fürs Abendessen hatte Herr Kaltmamsell ein Grillrestaurant die Straße rauf recherchierte. Zwar hätte es auch interessanten Fisch vom Grill gegeben, doch wir entschieden uns für eine ganz Meer-lose Mahlzeit:

Ausgezeichnet, auch wenn dieses “Entrecôte” bei uns wohl unter Lende laufen würde. Ich freute mich ganz besonders über den Salat.

§

Ich recherchierte ein wenig unserer Wandertour hinterher und fand unter anderem heraus, dass exakt hier 2002 das Tankerunglück passierte, das die Küste aufs Schrecklichste verschmutzte; am schlimmsten traf es Muxía. Die damaligen Vorhersagen rechneten mit schweren Folgen für Generationen. Doch schon vor vier Jahren fanden Christian Schmidt und Manuel Bauer für das Schweizer Magazin heraus: file:///Users/igutierrez/Downloads/Prestige_Magazin.pdf” target=”_blank” rel=”noopener”>Es gibt keine Langzeitfolgen (PDF). Auch wir sahen keinen einzigen Hinweis auf diese Vergangenheit.

§

Immer wieder aufschlussreich: Wenn aus einem gewissen Abstand Bildern hinterher recherchiert wird, die Schlagzeilen machten. Diesmal von der Süddeutschen:

“Der Fehltritt
Im Herbst 2015 stellt eine ungarische Kamerafrau einem Flüchtling ein Bein. Das Video geht um die Welt. Die Geschichte zweier Leben.”

via @NicoleDiekmann

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 26. August 2017 – Spanienurlaub 7, Lires nach Fisterra

Sonntag, 27. August 2017 um 10:47

Die letzte Etappe unserer Wanderung – und alles nochmal drin: Regentropfen, halsbrecherische Küstenpfade, Greifvögel, Ausblicke, dornenzerkratzte Beine, Strände, Leuchttürme. Dazu kamen einige kleine Orte, durch die uns die Route der Reiseveranstalter als Alternative zum Camiño dos faros führte: Die Originalwege seien einfach zu gefährlich. Und wir kamen in Kontakt mit der Jakobswegpilgerei, allerdings erst in Fisterra.

Beim Verlassen der Unterkunft in Lires wehten uns ungewohnte Aromen entgegen: Frischer Waldgeruch. Bislang hatten wir am Meer übernachtet, und das hatte man immer gerochen, gestern in Muxía kam durch die offene Tür ein so intensiver Schwall Meeresluft beim Auschecken zur Rezeption, dass ich lachen musste.

Wir hatten sehr gut gefrühstückt: Nicht nur kein Buffet (uns wurden angeboten tostada, Schinken, Käse, geriebene Tomate, Joghurt, Saft), sondern echter frischer café con leche. Ich aß mehr, als ich sonst als Urlaubsfrühstück schaffe, und ließ den nachgereichten Kuchen nur aus, weil ich mit vollem Bauch sehr schwer wandere.

Die Route führte uns gleich mal auf einen Berg, und von dort hinunter in Halsbrechereien – die erschwert wurden durch eine falsch erwischte Abzweigung: Plötzlich standen wir in der Felswand auf einem 20 cm breiten Weg, der nicht weiter führte. Dass es gerade hier immer wieder ein bisschen regnete, machte den Abschnitt nicht lockerer. Da Sie das lesen, wissen Sie, dass wir heil rauskamen, aber wir nahmen die Alternativen für weitere solche Abschnitte gern an.

Wie angekündigt wurde das Wetter besser, bis zu strahlendem Sonnenschein am Nachmittag. In einem Dorf folgten wir den vielen Schildern zu einer Bar und tranken etwas, für die Mittagspause fanden wir nach der Bank am Vortag diesmal Bank mit Tisch.

Der letzte Leuchtturm des Camiño dos faros war auch der Zielort vieler Jakobswegpilger. Wir kehrten am Cabo Fisterra nochmal in eine Bar ein und hörten, wie sich andere Gäste über ihre Motive für das Absolvieren des Jakobswegs austauschten. Uns begegneten Geistliche, Jugendliche voller Jakobswegumhänger und wettergegerbte alte Ehepaare, die Boulevardtheaterklischees vorspielten (u. a.: Der untersetzte Er in Hemd und Stoffhose stürzt sich an die Theke und auf ein Bier, die magere Sie in kompletter Funktionskleidungsmontur inklusive Schlapphut keift ihn darob an.)

Wir landeten in einem schönen Hotel (gelernt: rural heißt einfach Hotel in kleinem Ort und kann von Pilgermassenabfertigung bis romantischer ehemaliger Bauernhof alles sein), ein erster Blick aus dem Zimmerfenster fiel auf einen Esel, auf dem eine Elster herumturnte, beide ignoriert von der daneben grasenden Ziege.

Wieder gab es das Abendessen nicht im Hotel selbst, sondern in einem Partner-Restaurant, zu dem wir abends spazierten. Auf dem Weg guckten wir gleich mal nach der Bushaltestelle, von der aus es am Sonntag weitergeht. (Bustickets waren nicht vorab buchbar, das machte mich unruhig.)

Veranstaltungsankündigungen in einem Bushäuschen in Lires.

An der Ría de Lires schreckten wir zwei Kraniche auf, die am Ufer gegenüber landeten und dort gemächlich ihren Kranichdingen nachgingen. (Nicht im Bild, weil ich für Vogelaufnahmen zu schlecht fotografiere.)

Schwindelfreiheit verhilft zu großartigen Aussichten, ist aber anstrengend. Wir krabbelten in einer Gegend, in der es vor ein paar Jahren gebrannt hatte, kamen also nicht nur dreckig, sondern auch rußig heraus.

Gestern durfte ich den Rucksack den ganzen Tag tragen, davor wenigstens zweimal halbe Tage. Herr Kaltmamsell hatte sich in den Kopf gesetzt, dass ich wegen meines Nackennervs geschont werden müsse – dabei war der Rucksack wirklich nicht schwer (schwerster Inhalt 2 Liter Wasser).

Den Praia do Rostro sollten wir gesamt entlang gehen. Ich verweigerte die Anstrengung eines weiteren Tiefsandabschnitts; zum Glück hatten sich auf den Dünen viele, viele Pflanzen angesiedelt, die den Sand zusammenhielten und das Gehen viel einfacher machten.

Der Strand war sehr lang, ich sang uns zur Unterhaltung eine kleine Melodei von Maurice Jarre.

Die Praia do Mar de Fora ist der Hausstrand von Fisterra, bei dem jetzt schönen Wetter (und mittleren 20 Grad Lufttemperatur) badeten Menschen – dabei fiel mir ein, dass Samstag war.

Mittach! Die Hotelgastgeber hatten uns sogar Brotzeit mitgegeben, die vesperten wir jetzt.

Auf dem Weg zum Cabo Fisterra ein Hórreo mit dem Maskottchen des Camiño dos faros: Der trasno Traski.

Sehr lange gingen wir auf den Leuchtturm Faro de Fisterra zu – auch der weithin sichtbar.

Aussicht von der Bar am Kap und Eindruck von der Betriebsamkeit dort. Die Musikmischung, die aus der Bar tönte, war sehr wild und hörenswert, unter anderem die Cover-Version eines bekannten argentinischen Tangos – auf der Gaita.

Kirche Santa María am Ortseingang von Fisterra.

Zum Abendessen spazierten wir also mit einem Kärtchen des Hotels zum Hafen (ich habe noch nie so sauberes Wasser in einem Hafenbecken gesehen). Als Halbpension hätte es für uns das Tagesmenü gegeben, doch mit Aufpreis konnten wir frei aus der Karte wählen: Bitte zweimal Galicien.
Und so bekam Herr Kaltmamsell seine ersten navajas.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 25. August 2017 – Spanienurlaub 6, Muxía nach Lires

Samstag, 26. August 2017 um 7:43

Die Auflösungen der spannenden Fragen vom Vorabend: Wir wählten die sportliche Route – und ließen dabei die Umrundung des Cabo Touriñan mit fast 5 Kilometern aus. Das machte ein Tagespensum von 25 Kilometern in achteinhalb Stunden mit drei langen Pausen. Beim genaueren Lesen der Wegbeschreibung war mir schon am Abend der Verdacht gekommen, dass die Autorin nur diesen Abschnitt der Wanderung selbst gegangen war: Alles, wofür sie zu besonderer Vorsicht mahnte, hatten wir schon in den Tagen davor überwunden. Der Weg ist nur ein Trampelpfad und überwachsen? Kennen wir. Die Strecke ist nur mit vereinzelten Symbolen auf Steinen am Boden markiert? Ja, die ganze Zeit schon. Es geht steil rauf und runter? Ähm, also wie auf den ersten drei Abschnitten? Der gestrige Tag erforderte nicht mal alpine Erfahrung (vielleicht ja bei der weggelassenen Cap-Umrundung).

Und nein: Die Wanderschuhe waren morgens ebenso wie andere durchregnete Kleidung alles andere als trocken – außen. Innen waren sie auch nach dem kompletten Regentag nicht nass geworden, gute Wanderschuhe. Ich hoffe, sie halten noch sehr, sehr viel länger als ihre bisherigen 20 Jahre.

Das Wetter war perfekt zum Wandern: Sonnig, windig, nicht zu warm. Ich trug vorsichtshalber dennoch meine lange Hosen und war auf den vielen Dornbusch-überwachsenen Wegen froh drum. Der Tagesabschnitt bot schöne Ausblicke, aber eher ruhigeres Gehen als die Aufregungen der vorherigen Tage.

Nachdem zum (sehr liebevollen) Hotelfrühstück wieder kein anständiger Café angeboten wurde, zogen wir gestiefelt und gespornt los und kehrten erst mal in dieses vertrauenswürdig aussehende Café ein. Nicht nur war in der Einrichtung die Zeit seit 40 bis 50 Jahren stehen geblieben, es gab auch ordentlichen Cortado.

Der erste Strand des Tages war der von Lourido, über dem eine riesige Baustelle empor wuchs.

Zwar habe ich es bereits erlebt, dass es wegen Bauarbeiten einen Wanderweg nicht mehr gab; gestern passierte es mir zum ersten Mal, dass er vor meinen Augen abgerissen wurde: Der Bagger hatte schon etwa 20 Meter weggebaggert, der freundliche Baggerführer ließ uns um sein Gerät herumklettern, um zum Anschluss zu kommen.

Der erste Berg des Tages hieß Cachelmo, der Pfad ging ziemlich pfeilgerade hinauf.

Oben ein Blick zurück nach Muxía.

Und dann genauso pfeilgerade wieder runter.

Aussicht vom nächsten Berg, dem Pedrouzo.

Wegzehrung. Galicien verbinde ich seit meinem letzten Aufenthalt dort vor 35 Jahren mit köstlichen Brombeeren.

Für unsere Mittagspause fanden wir sogar richtige Bänke an einem Mirador. Dort trafen wir auf den einzigen anderen Wanderer am Tag: Fraternisierung mit seinem Labrador, Austausch von Wandererfahrung. Und ich lernte von ihm, dass Surfer auf Spanisch surfistas heißen (kchchchch) – die nämlich sorgen laut ihm dafür, dass immer mehr abgelegene Buchten Infrastruktur bekommen.

Kurz darauf kamen wir an eine solche surfista-Bucht, nämlich den Praia de Nemiña – dort stand ein Restaurant, in dem wir etwas trinken konnten.

Kurz vor unserem Zielort Lires schwenkten wir auf den Jakobsweg ein (bisschen was anderes als unsere Ziegenpfade).

Mit der Unterkunft gab es Verwirrung. Die Wegbeschreibung führte uns zu einer, die keine Reservierung für uns hatte – allerdings bei Erwähnung der organisierenden Agentur gleich wusste, wohin wir eigentlich mussten: Die hätten schon öfter Leute zu ihnen falsch geschickt. Das Hotel, das unsere Reservierung hatte, stand korrekt in der Überblicksliste unserer Unterkünfte.

Das hier ist eine ganz auf Jakobspilger ausgerichtete Herberge, vor uns checkten vier Herrschaften in einen Gemeinschaftssaal ein. Doch es gibt auch superschlichte Hotelzimmer. Abendessen wurde in zwei Räumen serviert: großer Raum mit Neonlicht und langen Tischen fürs Pilgermenü, Speisesaal mit Tischdecken für Hotelgäste (darin ein langer Tisch für eine 20-köpfige spanische Gruppe, die hereinkam, als wir beim Nachtisch waren – also zum Anbruch der eigentlichen spanischen Abendessenszeiten kurz vor zehn). Wir bekamen gemischten Salat (ich) und Suppe (von Herrn Kaltmamsell bestellt in der Hoffnung auf Caldo gallego, in dem aber als dominanter Geschmack der Pflückkohl hätte schwimmen müssen, den wir beim Wandern ständig sehen), dann frittierte Kalamares mit Pommes, alles anständig.

Dummerweise war das WLAN zum Weinen langsam, Handyempfang erratisch. Mal sehen, ob ich den offline geschriebenen Post per Hotspot hochschieben kann.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 24. August 2017 – Spanienurlaub 5, Ponte do Porto nach Muxia

Freitag, 25. August 2017 um 7:41

Delphine! Echte Delphine im Meer! Eindeutig und lange und mindestens zu dritt!
Ja, es war zudem ein durchgehender Regentag, aber Regen hatte ich schon öfter, auch beim Wandern. Delphine habe ich noch nie in freier Wildbahn gesehen, mit oder ohne Wandern.

Es wurden dann exakt die angekündigten 19 Kilometer in sechs Stunden – weil wir die letzte Schleife über die Wallfahrtskirche in Muxia ausgelassen haben. Eine wunderbare Tagesetappe mit viel Wald, aber auch Rías und Küste, schmalen Wegen, breiten Wegen, Holzbohlenwegen, hübschen Dörfchen – entspannt und gelassen.

Das Wetter war eine echte Überraschung. Die Vorhersage für Donnerstag hatte sich an den beiden Tagen davor alle paar Stunden geändert, von durchgehend Sonne bis durchgehend Regen und mit allem dazwischen. Gestern morgens beim Aufstehen hieß es dann: 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit am Nachmittag. Doch als ich eine halbe Stunde später ordentlich sonnengecremt die Vorhänge öffnete, regnete es bereits. Wir kleideten uns entsprechend und waren frohen Mutes.

Aufmerksame Leserinnen und Leser haben vielleicht an der Überschrift bemerkt, dass die gestrige Etappe nicht dort begann, wo die vorgestrige geendet hatte (Camariñas): Ein freundlicher Taxifahrer holte uns morgens ab (um neun, deshalb wieder sehr kurzes Frühstück, das es erst ab 8:30 Uhr gab) und brachte uns an den Startort. Er sprach Deutsch mit uns: Hatte 14 Jahre in der Schweiz gearbeitet. Wir unterhielten uns ein wenig über spanische Emigration im Lauf der Jahrzehnte und das Phänomen, dass die allermeisten früher oder später nach Spanien zurückkehren.

Wir wurden in Ponte do Porto abgesetzt, und hatte mir Camariñas schon gefallen, war ich von diesem Örtchen vollends entzückt: Nicht nur hat es ein eigenes Café Central (in dem ich endlich anständigen Morgenkaffee bekam), sondern einen Fluss mit herrlichen Auen, alte, aber nicht zu herausgeputzte Häuser, viel Grün. Hier kann ich mir sehr gut Urlaub vorstellen.

Da wir diesmal auch durch Dörfer kamen, konnten wir einkehren: Um eins waren wir in Merexo zwar noch früh dran, uns wurde erst aufgesperrt, doch wir bekamen Bier und bald Gesellschaft von älteren Herren aus dem Dorf, die leidenschaftlich und lautstark auf Gallego die wirklich wichtigen Themen des Lebens diskutierten: Ist süßes Essen akzeptabel oder nicht. Ich musste sofort an die ebenso leidenschaftliche Diskussion denken, die HerdyShepherd erst kürzlich auf Twitter über pudding (akzeptabel, heiß geliebt) versus dessert (inakzeptabel, Abomination) anzettelte (ab hier).

Richtige Mittagspause machten wir nicht, wir sahen im Regen keine Möglichkeit. Statt dessen aßen wir im Stehen Trockenfeigen und Salznüsse (ich zudem eine Birne, die ich unter einem Birnbaum voller Früchte von der Straße geklaubt hatte – von der Straße ist nicht Diebstahl, finde ich). Diesmal trafen wir einen ganzen Haufen anderer Wanderer, mindestens sechs. Das lag daran, dass unsere Route ein paar Kilometer auf dem Jakobsweg verlief – da geht’s zu!

Diesmal sind wir in einem sehr Zeitgeist-designigem Hotel untergebracht, totaler Kontrast zum vorherigen, aber ebenso angenehm und schön. UND unser Hotelzimmer liegt direkt auf einem Pokéstop.

Morgenkaffee in Ponte de Porto mit Aussicht auf das Wetter des Tages.

Die lange Hose hatte ich eh geplant – allerdings zum Schutz vor noch mehr Kratzern.

Kirche Santiago de Cereixo in Ponte de Porto – Romanik können die da, gell.

Der dazugehörige Dorffriedhof.

In Ponte de Porto kann ich mir gut Urlaub vorstellen.

Hier sah ich zweimal Kraniche auffliegen – wunderschön.

Und dann verwandelte sich der Kranich in einem wunderschönen alten Mann…

An der Mündung des Río Porto sahen wir mindestens zwei Dutzend Menschen im Wasser stehen und irgendwas fangen – mit fröhlichem Hin- und Herrufen und gemächlichen Bewegungen ein faszinierender Anblick.

Auch den Leuchtturm an der Praia do Lago sahen wir schon von Weitem (siehe Sinn und Zweck).

Als wir dicht davor waren, entdeckten wir unverwechselbare Flossen direkt hinter ihm im Meer: Delphine! Wir sahen ihnen zu (mindestens ein sehr großer und zwei kleinere), bis sie rechts aus unserem Blickfeld verschwunden waren. Sie werden mir einfach glauben müssen, dass das die schwarzen Striche auf dem Foto oben sind – mit einer Handykamera war nicht mehr rauszuholen.

Ich genoss das Wandern im Regen und versuchte mir klarzumachen, dass es auf einer Irlandwanderung auch nicht viel anders wäre (ich möchte eigentlich sehr gern in Irland wandern, fürchte aber den vielen Regen), vielleicht bloß ein bisschen kälter.

Einkehren in Merexo (es gibt wirklich immer eine Kleinigkeit zu Essen dazu).

Puh, wieder weg vom Jakobsweg, der eine unangenehm stark befahrene Straße war (uns gilt der grüne Trasno-Pfeil oben).

So gern ich bislang die federnden Holzbohlenwege mochte (hier wieder durch ehemalige Mühlen) – gestern fürchtete ich die glitschigen Dinger. Selbst bei noch so vorsichtigen Schritten hätte es beide von uns fast gelegt.

Angekommen in Muxia. Die Wegbeschreibung hätte uns noch zur Kirche auf dem Berg geschickt, aber ich sah da keine Kirche. Und wir wissen ja wohl alle: Was man nicht sieht, kann man nicht besuchen.

Hotelzimmertür.

Das mit dem bestellten Abendessen (Sie nennen es Halbpension) war wieder komplizierter: Zwar hatte das Hotel ein Restaurant, das bei unserer Ankunft um halb vier auch bummvoll war. Doch genau an diesem Abend würde es geschlossen bleiben (wegen Erschöpfung des Personals). Man reservierte uns statt dessen einen Tisch in einem anderen Restaurant, fragte mehrfach nach, ob das auch wirklich in Ordnung sei und bedankte sich sehr herzlich bei uns für das Entgegenkommen.

Wir aßen sehr gut, verwirrten aber den jungen Man-bun-Kellner mit unserer Bestellung: Ich hatte auf der Karte Pulpo mit heimischem Käse überbacken gesehen – konnte ich mir nicht vorstellen, wollte ich probieren. Laut Herrn Kellner war ich die erste, die das jemals bestellt hatte – ich fragte nur halb im Scherz, ob das etwa nicht schmecke? Und dann bestellte Herr Kaltmamsell auch noch Pulpo sowohl als Vorspeise (paniert) als auch als Hauptspeise (traditionell galicisch). Ich versuchte, Herrn Man-bun zu entspannen, indem ich erklärte, dass Touristen halt komisch seien. Half natürlich nicht.

Spannung beim Zu-Bett-Gehen: Würden wir uns am nächsten Tag für die lange, schwierige Strecke oder für die Abkürzung über die Rennstrecke Jakobsweg entscheiden? Und würden die Wanderstiefel bis zum nächsten Morgen wieder trocken sein?

§

Auf der anderen Seite der Welt, in Japan, wandert gerade Nina Jäger, und bloggt freundlicherweise darüber. Hier geht’ los.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 23. August 2017 – Spanienurlaub 4, Arou nach Camariñas

Donnerstag, 24. August 2017 um 8:02

Sandig war das heute, sehr sandig. Doch die Zeit schien mir auf diesen gut 24 Kilometern und acht Stunden mit zwei Pausen schneller zu verfliegen als an den beiden Wandertagen zuvor. Das erleichterte mich, denn die Nacht auf gestern war sehr anstrengend gewesen. Am Einschlafen hinderten mich: Jede Bewegung des Herrn neben mir (zwar schlafe ich allein am besten, aber derart empfindlich bin ich sonst nicht), Einschlafbilder, wie ich zwischen Felsspalten stürze oder gleich die Klippen neben dem schmalen Wanderpfad hinab (ich mag mich für ziemlich schwindelfrei halten, mein Unterbewusstsein ist es wohl nicht), Partylärm gegenüber, Hüftschmerzen. Gegen letzteres nahm ich Ibu und schlief endlich ein.

Angekündigt war bedeckter Himmel, aber der hielt sich nicht dran: Schnell schien zwischen den Wolken die Sonne, fast durchgehend – auch wenn man das auf den Fotos nicht sieht. Zunächst liefen wir über sandige Pfade und Sandstrände, dann über Pfade zwischen Heidekraut und Brombeerbüschen, die so schmal waren, dass Herr Kaltmamsell sie als “minimalinvasiv” bezeichnete. Vorteil: keine Mountainbiker. Nachteil: zerkratzte Beine, gestern wäre eine lange Hose die passende Wahl gewesen. Doch auch Schotterpiste und normale Wanderwege gehörten gestern zur Strecke.

Noch überlegen wir hin und her, wie wir es mit der fünften Etappe am Freitag halten, die nicht nur 30 Kilometer und zehn Stunden lang ist, sondern auch die schwierigsten Auf- und Abstiege der gesamten Route ankündigt (es gibt eine Alternative über den Jakobsweg). Denn wenn der Abschnitt am Dienstag als “einfach” beschrieben wurde, uns aber in Felsenklettereien schickte, wird mir arg mulmig, wie im Vergleich “schwierig” aussieht. Gestern machten wir uns nach acht Stunden gemischter Wege klar, dass wir am Freitag genau dann nochmal zwei Stunden vor uns haben würden. Dazu wären wir gestern nur zum Preis von Laune und Verletzungsrisiko im Stande gewesen.

Unsere Unterkunft in Camariñas ist ganz entzückend: Ein uraltes, gepflegtes Häuschen an einer Plazuela, das schön eingerichtete Schlafzimmer und das Bad haben rohe Steinmauern – sowas mag ich arg gern. Wir lernen: Zwei Sterne heißen gar nichts, das kann ein liebloser Schuhkarton sein wie am Sonntag oder ein schönes Pensionzimmer.

Auch der Ort Camariñas sieht reizend aus. Nur dass wir abends irgendwie keine große Lust auf Herumlaufen hatten.

Nach kurzem Frühstück fuhr uns der Herr vom Vortag mit seinem Taxi nach Arou (ich hörte dabei ein wenig Radionachrichten, dominierendes Thema sind hier natürlich die Untersuchungsergebnisse nach dem IS-Terroranschlag in Barcelona) unter düster verhangenem Himmel.

Minimalinvasiver Weg durch Hecken inklusive Brombeeren.

Ein typischer anstrengender Abschnitt (der grüne Punkt weist den Weg). Vielleicht sollte man bei dieser Wanderung darauf hinweisen: “Alpine Erfahrung von Vorteil.” Dann hätte ich zwar trotzdem gebucht (ohne alpine Erfahrung), aber ich wäre selbst schuld gewesen.

Minimalinvasiver Weg durch Heidekraut und Disteln.

Praia do Trece – schon wieder ein atemberaubender Strand.

Dorthin rutschten wir vom Monte Blanco und lernten, dass Sand bergauf ein Fluch ist, dann aber einen superschnellen Abstieg ermöglicht. Wenn man mit Juchzern drauf scheißt, dass danach die Wanderschuhe voller Sand sind.

Der Wanderweg führte quer über den Strand.

Beim Cementerio dos Ingleses (mit interessanter Geschichte) ruhten wir uns aus und ließen uns dabei von vielen, vielen gestapelten Steinen zusehen.

Das nächste Ziel, den Leuchtturm Faro Vilán, sahen wir lange bevor wir es erreichten.

An seinem Fuß machten wir Mittagspause mit Apfel und getrockneten Feigen.

Fischzuchtfabrik – falls Sie schon immer wissen wollten, wie sowas aussieht.

Und so sah der Wanderweg aus, der uns herumführte. Alpine Erfahrung von Vorteil.

Die letzten beiden Stunden waren gemütlich, wir sahen Kormorane sitzen und ließen uns von einem alten Herrn ins Gespräch verwickeln, der gerade vom Angeln kam (40 Jahre im Schweizer Tunnelbau gearbeitet hatte, vor zehn Jahren in Rente gegangen, genau als der Gotthardbau startete, zurück nach Galicien gezogen).

Die kleine Badewanne im Hotel ermöglichte mir wieder ein herrliches Vollbad (Wandern macht erstaunlich schmutzig), nach ersten Handgriffen für diesen Blogpost ging ich mit Herrn Kaltmamsell auf Drinks (als ich einen Gin & Tonic bestellte, fragte man mich nach meiner Gin-Präferenz; ich ließ die Kellnerin aussuchen, die mir einen leicht rosa Puerto de Indias empfahl, der leicht Erdbeerkaugummi-aromatisiert war und genau das Richtige für gestern), Abendessen gab’s im Hotel.

Wer weder Fisch noch Meerestiere mag, hat es an der galicischen Küste wahrscheinlich schwer.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 22. August 2017 – Spanienurlaub 3, Laxe nach Arou

Mittwoch, 23. August 2017 um 7:58

Gestern waren es gut 20 Kilometer in sechseinhalb Stunden, mit höchstens 25 Grad angenehm temperiert, niemand jagte mich ins Meer, zurück im Hotel nahm ich ein Vollbad: Guter Wandertag.

Wir wären gerne früh aus Laxe aufgebrochen, denn zum einen war der Morgen angenehm wolkig kühl, zum anderen mussten wir um 17 Uhr am Zielpunkt in Arou sein: Wir würden nicht dort übernachten, sondern für eine weitere Nacht zurück nach Laxe gefahren. Der Haken: Frühstück gab es erst ab 8:30 Uhr. Obwohl wir dieses kurz hielten (ich verzichtete auf Kaffee, denn er stand vorgekocht in Kannen am Buffet), wurde es halb zehn, bis wir loskamen.

So wurde ich etwas unruhig, als wir für die ersten sechs Kilometer schon zwei Stunden brauchten (der Küstenweg war sehr schmal, zudem ging es ständig steil auf- oder abwärts): So würden wir es nie bis fünf nach Arou schaffen. Doch der weitere Weg war Tempo-freundlicher – mit einer Ausnahme: Ein Abschnitt war als “Zona de rocas” angekündigt – und hallo meinten die das ernst! Die Markierungen schickten uns in Küstenfelsen, die sich nur auf allen Vieren bewältigen ließen. Nach der dritten mühsamen Kletterei mit Anderhalb-Meter-Sprüngen und über Abgründe hinweg, erklärte ich diesen Abschnitt zu einem trasno-Scherz und suchte nach einer Alternative. Solches echtes Klettern macht mit einem Rucksack und sonstigem Gebämsel in Form von Wasserflasche und Kamera (Herr Kaltmamsell) und einem linken Arm, auf den wegen gereiztem Nackennerv kein Verlass ist (ich, die nicht damit gerechnet hatte, dass sie das beim Wandern einschränken könnte) überhaupt keinen Spaß. Dieses Bild (selbst war ich zu beschäftigt zum Fotografieren) gibt einen kleinen Eindruck.

Nicht nur hier war ich sehr froh, dass Herr Kaltmamsell Karten mit Geodaten von unserer Tour auf dem Tablet dabei hatte. Die Beschreibungen des Reiseveranstalters sind grob (“dem Küstenpfad folgen”) und weichen immer wieder von den Markierungen ab, jetzt hatten uns die Markierungen in eine Sporteinlage geführt – wieder gab mir die Karte auf dem Tablet die eigentliche Orientierung.

So kamen wir weit rechtzeitig in Arou an (tut mir leid, mein Hirn spricht das immer oberpfälzisch aus), und ich holte den Kaffee nach (cortado), auf den ich sehr große Lust hatte. Kaum hatte ich ihn mit Genuss getrunken, war mein unangenehmes Kopfweh weg, das mich seit dem Vortag geplagt hatte und das sich auch nicht mit Ibu vertreiben hatte lassen. (Korrekterweise muss ich erwähnen, dass ich in der Bar außerdem Zitronenlimo Kas de limón trank – vielleicht war’s ja die.)

Auf die sehr speziellen Marienfiguren in Galicien hatte mich ja schon der Reisebericht von croco vorbereitet.

Noch mit Wolken zogen wir los, die aber schnell ungestört blauem Himmel Platz machten.

Hier, bitteschön: Endlich mal einer der Leuchttürme, nach der die Wanderung Camiño dos faros benannt ist.

Friedhöfe finde ich in der Fremde immer spannend, und dieser sah besonders anders im Vergleich mit bayerischen aus.

Bei uns am ehesten noch auf billigen Pralinenschachteln zu finden, hier dominiert diese Schriftart auf Gräbern.

Die Blumenvasen werden gleich in den Grabtafeln mitgesteinmetzt.

Der zweite schier endlose Sandstrand nach dem Praia de Soesto: der noch längere Praia de Prada. Beide wurden von Surfern genutzt, die hinterm Strand in Wohnmobilen und Kleinbussen campierten.

Nach abgebrochener Kletterei gingen wir statt dessen auf diesem Weichei-Weg…

… und machten im Schatten an diesem auch noch mit Piniennadeln abgefederten Mittagspause: Tomaten, die wir morgens im Supermarkt besorgt hatte, und salzige Erdnüsse. Ich glaube, ich mag jetzt bis auf Weiteres keine Erdnüsse mehr essen.

Der Rest war ein Spaziergang.

Sehen Sie die Fische?

Vor diesem Café tranken wir gerade etwas, als uns ein Bub fragte, ob wir Interesse an percebes hätten (Entenmuscheln, typisch für die Gegend); er wies auf eine eckige Plastikschüssel. Da wir keine Küche zu Verfügung hatten, musste ich ablehnen. Der Bursch zeigte uns dennoch die sehr unterschiedlich großen Percebes, mein Bedauern war sehr ehrlich.
Schließlich holte uns ein freundlicher Taxifahrer ab (der seine Rückbank gegen unseren Wanderdreck mit einem Tuch schützte). Die Straße zurück, so bestätigte der Herr, war tatsächlich länger als der Fußweg es gewesen war.

Im Hotel zog ich Memme die Badewanne einem Bad im Meer vor, wir wuschen beide ein wenig Wanderkleidung aus (gelernt: staubige Erde und Sand verschmutzen deutlich mehr als die Wiesen und hin und wieder Matsch in England letztes Jahr).

Spiegelselbstporträt beim Bloggen:1 Die Sonnenmilch wirkte auf den Beinen hervorragend, man sieht keinen Unterschied zwischen dem Bereich unter der Hose/unter Socken und dem Rest. Auf den Schultern und im Ausschnitt wirkte sie nur so mittel, obwohl ich so viel aufgetragen hatte, dass ein weißer Film sichtbar war.

Nachtmahl wieder neben dem Hotel: Miesmuscheln zur Vorspeise (riesig, sehr frisch und sehr gut), Chipirones mit Kartoffeln danach, zum Nachtisch ein Frischkäse-Flan.

Wieder den Wecker früh gestellt, um fertig zu bloggen, bevor uns das freundliche Taxi zurück nach Arou fährt.

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Mein Spanisch ist endlich so schlecht geworden, dass die Einheimischen mir Komplimente machen, ich spräche aber gut Spanisch. Es erleichtert mich, sofort als Fremdsprachlerin eingeordnet zu werden – ich hatte immer befürchtet, man könnte mich für eine halt etwas blöde Einheimische halten.

  1. Ich bin derart froh, dass ich nicht aussehe, wie ich innen bin. Die Menschen reagieren ja auf das, was sie sehen, und so profitiere ich davon, dass man mich oft als Sonnenscheinchen wahrnimmt und auf mich erfreut und freundlich reagiert. []
die Kaltmamsell