Journal Freitag, 3. Februar 2017 – Vielleicht kann ich Shoppen ja doch

Samstag, 4. Februar 2017 um 9:41

Wunderschöner Morgenhimmel auf meinem Weg in die Arbeit.

Nach Feierabend mit rauchendem Kopf einige Einkäufe erledigt:
– dicke braune Strumpfhose (und bei der Gelegenheit wieder einige Strumpfhosen-Abartigkeiten aus der Sonderangebotskiste, die mir garantiert as G’schau einbringen werden)
– nach Jahren mal wieder einen Lippenstift, weil Joël mich gar zu neugierig gemacht hatte (wer einen Maskenbildner liest, kommt irgendwann in Schminke um, oder?)
Schwarztee vom Handelskontor Bremen, den ich am Bremer Bahnhof gekauft hatte und der mir sehr gut schmeckt – in Bremen hatte man mich auf den Laden unterm Stachus hingewiesen
– Obst und Milchprodukte im Biosupermarkt

Herr Kaltmamsell machte zum Abendbrot Dampfnudeln, wie er sie von daheim kennt: Nicht auf Kartoffelscheiben und Wasser gesetzt (so hat meine polnische Oma sie mir beigebracht), sondern auf Butter, Wasser und Milch, um eine Kruste zu erzeugen.

Die Kruste sieht man hier natürlich nicht, sie schmeckte tatsächlich sehr gut.

Dazu amüsierten wir uns über die konzertierte Aktion europäischer Late Night Shows, die sich über Trumps “America first” lustig macht:
“Who wants to be second”.

Die Erklärung dazu gibt’s um den deutschen Beitrag von Jan Böhmermann herum:

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https://youtu.be/WcH9eWBs9fw
die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 2. Februar 2017 – Altersangemessenheiten

Freitag, 3. Februar 2017 um 6:54

Morgens das erste Amselflöten der Saison gehört.

Nach Feierabend Bewerbungsfotos machen lassen – ja, ich weiß: schon wieder ein Aufstehen, Krönchen richten statt liegen bleiben, Kekse essen. Die von vor vier Jahren sehen veraltet aus. Nicht nur daran merke ich, dass mein Aussehen in jüngster Zeit einen Alterungssprung gemacht hat. Nachdem ich etwa zehn Jahre ungefähr gleich alt aussah, sehe ich jetzt schlagartig nach Mitte 50 aus. Ich verlasse die Phase “in den besten Jahren”, was völlig in Ordnung ist. Zumal ich mich planmäßig an die parallele Steigerung von Exzentrik halte (goldene Schuhe, Schuhe mit Leuchtsohlen).

Ich war auch dieses Mal bei blende 11 in Haidhausen und bin hoch zufrieden, sowohl mit Beratung als auch mit Ergebnis.

Nach Hause ging ich von dort zu Fuß durch die letzte Abenddämmerung.

Ich nahm einen kleinen Umweg, um Herrn Kaltmamsell ein Primeltöpfchen für seinen Schreibtisch mitzubringen.

§

Apropos Altersphasen: Hier eine weitere detaillierte (und sehr lustige) Schilderung der Wechseljahre, nichts für zart Besaitete.
“Kontinentalplattenverschiebung”.

via @claudine

§

Das tägliche “Was hat er jetzt wieder angerichtet?” hört nicht auf. Deshalb interessant, wenn auch sehr spezifisch amerikanisch:
“A Yale history professor’s powerful, 20-point guide to defending democracy under a Trump presidency”.

Kurzfassung:

1. Do not obey in advance.

2. Defend an institution.

3. Recall professional ethics.

4. When listening to politicians, distinguish certain words.

5. Be calm when the unthinkable arrives.

6. Be kind to our language.

7. Stand out.

8. Believe in truth.

9. Investigate.

10. Practice corporeal politics.

11. Make eye contact and small talk.

12. Take responsibility for the face of the world.

13. Hinder the one-party state.

14. Give regularly to good causes, if you can.

15. Establish a private life.

16. Learn from others in other countries.

17. Watch out for the paramilitaries.

18. Be reflective if you must be armed.

19. Be as courageous as you can.

20. Be a patriot.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 1. Februar 2017 – Beifang aus dem Internet

Donnerstag, 2. Februar 2017 um 7:00

Hurra, den ersten Monat des Jahres haben wir also geschafft.
Es blieb mild mit Regenneigung, ich legte aber alle Draußenwege trocken zurück.

Ich ertappte mich dabei, dass ich zumindest ein bisschen anfällig bin für Kalendersprüche.

Genau das: Mein ständiges Mich-selbst-hochreißen, immer weiter, immer nach vorne, bloß keine Müdigkeit voretc. pp. Das könnte ich gerne stoppen. Etwas wirklich Brauchbares bringe ich eh nicht zustande – muss ich auch nicht. Warum kann ich nicht einfach aufhören, mir und der Welt vorzuspielen, dass ich es zumindest versuche? Weil ich die Hoffnung nicht loslassen kann, dass aus Versehen doch mal etwas Großartiges dabei rauskommt?

§

Frau Brüllen erzählt, wie sie in ihrem Arbeitsumfeld dann doch an Geschlechterstereotypisierung geriet – und wie sie damit umgeht.
“Ich weiß doch auch nicht”.

§

Nach meinem Besuch im Fashion Museum in Bath hatten wir ja bei Twitter über die Gründe diskutiert, die zur Ausstellung fast ausschließlich zierlicher Kleidergrößen geführt haben mochten. Michelle Millar Fisher und Stephanie Kramer haben sich mit den Modehistorikerinnen Lauren Downing Peters und Clare Sauro genau darüber unterhalten:
“Talking About Plus-Size Fashion”.

via @ankegroener

Indeed, it is exceedingly rare to encounter museum archives that have had the foresight, resources, and space to conserve plus-size dress.

(..)

With exhibition there is a distinct bias towards the “ideal” and a preference for smaller garments that will fit a mannequin with little fuss. Padding out a form to fit a larger garment is time consuming and must be done carefully to avoid a lumpy, “stuffed” appearance. Most curators, myself included, will choose the garment that is easy to dress when faced with two equal options. This curatorial bias leads to a skewed sense of history in exhibitions. Seeing is believing, and the existing clothes on display are usually tiny!

(…)

However, it is also important to note the higher survival rate of smaller-sized garments. In the past, when garments were largely custom-made, larger garments could be passed along to a larger pool of recipients and remade.

(…)

It should also be said that plus-size fashion is, in many ways, inherently mass-manufactured fashion, or an industry defined by mass-market brands like Lane Bryant. Said differently, there are few high fashion or couture designers who have created garments for larger women, and therefore it is reasonable to see why museums would pass over plus-size dress: as objects, plus-size garments tend not to be exceptional. Rather, they are typically quite conformist and poorly made

§

Das Photo zweier Kinder, die auf den Schultern ihrer Väter am Chicagoer Flughafen gegen Trumps Muslim ban demonstrieren – eines mit Hijab, eines mit Kippa – wurde schnell zum Symbol für die vereinende Kraft des Protest. CNN schreibt die Geschichte dahinter und wie sie weiterging:
“Two children, two faiths, one message”.

§

Fürs Süddeutsche Magazin erzählt Michalis Pantelouris von seinen Gefühlen, als er nach der Trennung von seiner langjährigen Partnerin wieder mit einer Frau Sex hatte. Er erkennt:
“Ich suche keinen Typ Frau. Ich suche einen Typ Nähe.”

Das fand ich sehr berührend beobachtet, und wahrscheinlich geht es den meisten Menschen so.

§

Ebenfalls bewegend und unglaublich spannend fand ich dieses Dokumentarfilmchen, das gestern in meiner Timeline herumgereicht wurde:
“Ten Meter Tower”.

Die Filmer hatte Menschen aufgenommen, die zum ersten Mal vom Zehn-Meter-Brett springen. Oder nicht. Oder doch.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 31. Januar 2017 – Regen

Mittwoch, 1. Februar 2017 um 6:38

Über die milden Temperaturen freute ich mich, mit einem kompletten Regentag hatte ich aber vorerst nicht gerechnet. Schon nach dem Weg zum Sportstudio war ich frühmorgens recht nass (feuchte Kleidung in den Spind zu hängen, ist sehr unangenehm). Spaß beim Heben.

Gutes Gefühl zu erleben, wie schnell und wendig ich in Arbeitsdingen immer noch sein kann – es war wie zu besten Zeiten.

Abends war ich in Untergiesing verabredet und ging zu Fuß, der Sprühregen machte meine Brille schnell unnütz.

Bavariapark

Nachts auf dem Heimweg hatten sich die Regentropfen in Matschflocken verwandelt.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 30. Januar 2017 – Leichte und schwierige Mediengebühren

Dienstag, 31. Januar 2017 um 5:58

Morgens hatte es zwar immer noch deutlichen Frost, doch das Vogelgezwitscher war verdreifacht und verhieß einen Abschied vom strengen Winter.

Endlich ein Digitalabo bei der New York Times abgeschlossen (dem Guardian hatte ich schon am Wochenende eine Summe zukommen lassen, SZ ist eh abonniert). Solch eine monatliche Lesegebühr oder die Möglichkeit einzelner Spenden macht meine finanzielle Beteiligung sehr viel wahrscheinlicher als ein teures Abo nach Print-Tradition – weswegen ich zum Beispiel noch nichts für den geschätzten New Statesman gezahlt habe: Ich will nicht die gesamte Zeitschrift abonnieren, würde aber gerne deren Arbeit unterstützen. Wie ich es hin und wieder durch Einzelzahlungen an die taz tue.

Abends Apple Crumble aus Ernteanteiläpfeln gebacken. Während der im Ofen war, aus sonntags gekochten Kartoffeln und Majoneseresten vom Freitag (plus Kapernäpfeln) norddeutschen Kartoffelsalat – unsere Küche ist derart weltoffen! Den Kartoffelsalat gab es zu kalten Resten vom sonntäglichen Schweinsbraten.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 29. Januar 2017 – Tauwetter

Montag, 30. Januar 2017 um 6:34

Es taute massiv, als ich morgens zum Sport am Ostbahnhof radelte, noch nicht so deutlich, doch auf meinem Rückweg tropfte und rann es in der Sonne überall – wunderbar.

Es hätte keinen besseren Tag geben können, eine Geschichte-Hausarbeit über Amnesty International gegenzulesen, als den Tag, nachdem US-Präsident Trump einen Einreisestopp für sieben muslimische Staaten verhängte, drei Tage nachdem er seine Sympathie für Folter äußerte.

Auditive Begleitung war der Lärm einer vielköpfigen Familienfeier aus der Oberwohnung – ich bewunderte die Ausdauer und die fröhliche Atmosphäre bis in die Nacht hinein.

Angekrapft: Neben Semmeln hatte ich auf dem Rückweg vom Turnen beim Bäcker Wimmer G’staubte und Vanillekrapfen geholt. Der schwere, saftige Teig gefiel mir gut, doch bei der Füllung bleiben die Vanillekrapfen vom Augsburger Bäcker Wolf das Nonplusultra.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 28. Januar 2017 – Arrival

Sonntag, 29. Januar 2017 um 8:37

Lange ausgeschlafen, den Tag mit einem sonnigen Morgen und Bloggen begonnen. Erst am späten Vormittag nahm ich eine U-Bahn raus nach Thalkirchen zu einem Isarlauf.

Gerade als ich dieses Bild am Zaun der Burg Schwaneck aufgenommen hatte, segelte über mir ein großer Greifvogel auf einen Baumwipfel, nach wenigen Sekunden flog er weiter. Daheim identifizierte ich ihn anhand seines auffälligen Flügelmusters: Das war wohl ein Bussard.

Auf dem Hinterbühler See wurde eisstockgeschossen.

§

Daheim festgestellt, dass es in unserer Küche noch dunkler geworden war: Zwei der drei LED-Lämpchen über der Spüle funktionieren schon seit einiger Zeit nicht (die Leiste soll eh ausgewechselt werden), das eine Lämpchen von dreien über der gegenüberliegenden Arbeitsfläche, dass Herr Kaltmamsell vergangene Woche ersetzt hatte, ging auch mit neuem Birnchen nicht, und jetzt blieb auch das Deckenlicht dunkel. Dummerweise auch nach Tausch der beiden Birnen, da ist also etwas Grundlegenderes kaputt. Ich werde am Sonntag Rat bei meinem Elektrikerpapa einholen müssen.

§

Nachmittags sah ich mir im Cinema Arrival an – mich hatte interessiert, dass bei dieser Alien-Begegnung eine Linguistin die ausschlaggebende Wissenschaftlerin war (und von der geschätzten Amy Adams gespielt wurde).

Mir gefiel der Film sehr gut. Dafür, dass wir es mal wieder mit riesigen Raumschiffen zu tun hatten, war er klein und ruhig gefilmt, die Personen unidealisisert aufgenommen (Amy Adams musste sehr wahrscheinlich nicht die sonst üblichen ein bis zwei Kleidergrößen fürs Filmen abnehmen und trug jederzeit glaubhafte Kleidung und Frisur). Lediglich die Aufnahmen vom und im Raumschiff sowie der Alienschrift waren außerweltlich atemberaubend.

Doch der Star ist die Geschichte: Erst im letzten Viertel des Films wird klar, worin die eigentliche Andersheit der außerirdischen Welt besteht, was sie mitgebracht haben. Und die Perspektive auf alles, was wir davor gesehen haben, verschiebt sich. Ausgezeichnet gemacht – und mal ein für Sprachforschende ansprechendes Science Fiction Set-up.

Hier eine Untersuchung der Darstellung von Linguistik im Film, vor allem des Büros der Hauptdarstellerin, hier macht sich Sprachwissenschaftler David Adger Gedanken über “How alien can language be?”.
Vorsicht: Im englischen Sprachraum gilt Sprachwissenschaft nicht als science, es wird zwischen science (Naturwissenschaften) und humanities (Geisteswissenschaften) unterschieden – selbst wenn letztere wissenschaftliche Methoden verwenden und Mathematik streng genommen nicht zu ersteren gehören dürfte. Aus diesem für Deutschsprachler fremden Gegensatz basiert so manche Diskussion im Film und in den englischen Besprechungen des Films.

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Weder Herr Kaltmamsell noch ich hatten Lust auf abendliches Kochen, der angepeilte Italiener ums Ecke war geschlossen, also gingen wir mittelfein Pizzaessen.

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Mit einer berührenden Multimedia-Reportage erzählt Katrin Steinberger von der 90jährigen Auschwitz-Überlebenden Éva Fahidi – die ihre Geschichte tanzt:
“Éva tanzt”.

die Kaltmamsell