Journal Freitag, 27. Januar 2017 – Emma und ich

Samstag, 28. Januar 2017 um 9:57

Die Theresienwiese trug morgens Pink.

Auf dem Heimweg Einkäufe: Ca. zwei Kilo Billigsüßigkeiten vom Aldi, mindestens ebenso viel Obst im Süpermarket, zwei Artischocken fürs Abendbrot (mit selbst gemachter Knoblauchmajo, danach Entrecôte mit Ofenkartoffeln).

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Die Zeitschrift Emma wird 40. Ein Begriff war sie mir von Kindesbeinen an, doch erst mit Anfang 20 las ich ein paar Jahrgänge nach: Es gab sie jahresweise für billig bei Zweitausendeins. Durch die Lektüre begriff ich den politischen Feminismus und Aktivismus dieser Generation. Doch mir fiel auch auf, wie oft Gegendarstellungen veröffentlicht werden musste: Mir als frisch ausgebildeter Journalistin mit enorm hohem ethischen Anspruch erschien das bedenklich, und es trübte mein Vertrauen in die journalistische Qualität der Berichterstattung. Die harte Schwarz-Weiß-Haltung der ideologischen Einstufung nahm ich als zeitgebunden und zweckmäßig hin.

Doch nach meiner feministischen Wiedererweckung war ich unglaublich erleichtert, die inklusive Haltungen des third wave feminism zu erleben, den ich zunächst aus US-Blogs kennenlernte. Vertraut war mir das Hinterfragen von Geschlechterstereotypen und ihren Konsequenzen, doch der Emma-Feminismus hatte immer absolute Handlungsanweisungen daraus gefolgert; wer andere Schlüsse für sich zog, wurde zur Feindin erklärt.

Der neue Feminismus, mit dem ich mich viel mehr identifizierte, war offener, ließ Platz für so viele Lebensentwürfe wie möglich, kämpfte für Entfaltungsfreiheit und Selbstbestimmung. Das passte offensichtlich nicht in die ideologische Einseitigkeit der Alice Schwarzer-Haltung.

Bascha Mika ist eine Feministin der ungefähr selben Generation und schildert 40 Jahre Emma aus ihrer Sicht:
“Das System Alice Schwarzer”.

In anderen Ländern lässt sich beobachten, welche Fülle an feministischen Theorien es über die Jahrzehnte gab und wie hilfreich sie für weibliche Selbstbestimmung und gesellschaftliche Gleichberechtigung waren. In den USA zum Beispiel, wo die Bewegung einerseits herrschaftskritischer, gleichzeitig aber immer auch glamouröser und positiver war. Nicht umsonst stammt einer der wichtigsten Begriffe auf dem Weg zu weiblicher Eigenständigkeit aus dem angelsächsischen Raum: Empowerment.

Wo Feministinnen heute versuchen, mit dem Topos der Intersektionaliät unterschiedliche Diskriminierungsformen zu ergründen, wo sie sich den Kopf über Rassismus, Sexismus und Klassismus zerbrechen, der sich in einer Person überschneiden kann, werden in der „Emma“ alle Nordafrikaner pauschal als Vergewaltiger bezeichnet.

Wo hierzulande viele und vielfältige offene Debattenblätter gebraucht würden, um den Gleichberechtigungsdiskurs auf Trab zu halten, gibt sich die „Emma“ trotz einiger Öffnungsversuche nach wie vor ideologisch festgezurrt und hartleibig.

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Jochen Wegner hat sich fürs Zeit Magazin mit William Gibson unterhalten – der trotz aller Parallelen bestreitet, die Zukunft vorhergesehen zu haben:
“‘Ich hoffe, wir sind nicht in negativen Utopien gefangen'”.

An der echten Zukunft interessiert mich am meisten, was sie dort über uns denken. Die Sicht etwa, die die Menschen des viktorianischen Zeitalters im 19. Jahrhundert auf sich selbst hatten, hat überhaupt nichts mit unserem heutigen Blick auf sie zu tun. Die Viktorianer wären darüber erschrocken und am Boden zerstört. Alles, was wir heute über uns denken, dürfte in der Zukunft ebenso bizarr erscheinen.

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Kaffeehaus als Menschenrecht
Eine Liebeserklärung von Doron Rabinovici an die älteste und wichtigste Institution Wiens

via ReadonmyDear

Allerdings widerspreche ich ein weiteres Mal der Behauptung “Starbucks oder ähnliche Ketten können es nicht ersetzen”.
Denn:

Ins Café ging, wer anderswo nicht bleiben konnte. Hier wurde gearbeitet, weil die eigene Bleibe unbeheizt war.

Wer zur Jahrhundertwende über keinen anderen Ort verfügte, durfte einen Tag bei einer Schale Kaffee ausharren.

Wer sich in den Starbucks und anderen Ketten von Großstädten umsieht, findet genau das vor. Gerade auf Reisen, mit Koffer zum Warten auf die Weiterreise verurteilt, kuschle ich mich gerne im Sessel eines zentral gelegenen Kettencafés ein. Keine Bedienung drängt auf neue Bestellung, ich habe meist interessante Ausblicke, WLAN gibt’s auch. Rabinovici schreibt ja selbst:

Ich bin so mobil wie mein Laptop. Ich schreibe gerne zu Hause, in der Nationalbibliothek oder auch unterwegs im Zug. Ich gehe meiner Arbeit nach – im buchstäblichen Sinne der Bedeutung. Mein Fluchtpunkt liegt im Text.

Sehr schnmunzeln musste ich über diese Beobachtung:

Was ein wahrer Mensch sein will, braucht zumindest drei Kaffeehäuser: sein persönliches Lieblingslokal, das er regelmäßig frequentiert; ein weiteres Etablissement, in welches er inkognito ausweichen kann; letztlich aber das Wichtigste, ein Café, das er nie und nimmer betreten würde.

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Nur damit niemand vergisst, dass das Brexit-Votum schon seit einiger Zeit massive Konsequenzen für Ausländer in Großbritannien hat:
“No longer welcome: the EU academics in Britain told to ‘make arrangements to leave’”.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch/Donnerstag, 25./26. Januar 2017 – Fotoblick

Freitag, 27. Januar 2017 um 6:47

PokémonGO behauptete schon am Montag, ich sei mit dem Spiel 1.000 Kilometer gelaufen. Das verblüfft mich nun doch – zumal ich es beim Wandern nicht mal anschalte. Tausend Kilometer in sieben Monaten? Echt jetzt?

Gestern vor der Arbeit eine halbe Stunde Crosstrainer daheim – wie gut mir sportliche Bewegung am Morgen immer tut. Gestern Abend Friseurtermin, diesmal nicht ganz so kurz, rein wegen der Abwechslung. Daheim wartete mein neuer Rucksack auf mich und ist noch viel toller als erwartet: Eine eigene geräumige Tasche vorne mit Schlüsselschlange sowie Fächern für Handy und Geldbörse, ein extra Reißverschluss auf zwei Drittel Höhe, der einen seitlichen Zugriff ermöglicht, ein Täschchen mit einem Fahrradsattelüberzug.

Wetter nicht mehr ganz so bitter kalt, Temperatur nur noch um den Gefrierpunkt. Allerdings immer noch Inversionswetterlage mit gehöriger Feinstaubbelastung (hier die ständig aktualisierten Messwerte) – ob meine Kopfschmerzen damit zu tun haben?
Die Tage werden länger.

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In Zeiten hoch entwickelter Fototechnik wird Profi-Fotografinnen und -Fotografen oft die Könnerschaft abgesprochen – mit einer entsprechenden Ausrüstung könne das doch jede. Deswegen finde ich es vielsagend, welche Bilder sie mit Wegwerfkameras erzeugen.
“Was passiert, wenn man Profi-Fotografen Einwegkameras in die Hand drückt”.

Mein Favorit: Strand mit Orangen von Rob Kulisek.

via @ankegroener

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Und weil wir gerade bei Fotos sind:
“Check Out These Fantastic Photos of Birds in Urban Spaces”.

via @fraudiener

[Sam Hobson has] made it his mission to bestow some intrigue on birds and other animals by showing how they survive in and around cities and towns, even if we fail to notice.

Ganz genau: Ich bin immer wieder erstaunt, wie erstaunt Leute sind, wenn ich ihnen Vögel in der Stadt zeige. Ja, das war gerade ein Falke, der ums Eck des Bürohochhauses flitzte. Und nein, ich muss nicht hinsehen, um die Ankunft der Mauersegler zu bemerken – ja, diese komischen Sommergeräusche sind Mauersegler. Nein, das sind keine Schwalben. Und wenn man einen Krähenschwarm im Flug von einem Starenschwarm unterscheiden kann (d’ooh?), bemerkt man auch die beiden Kormorane, die eben am Bürofenster vorbeizogen.
Andererseits musste ich auch erst Ende 30 werden, bis ich Vögel genauer bemerkte.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 24. Januar 2017 – Rudyard Kipling, Stalky & Co.

Mittwoch, 25. Januar 2017 um 6:41

Nach zwei Wochen Pause mal wieder frühmorgens zum Langhanteltraining gelaufen. Neues Programm fürs Training, das mir Spaß machte, unter anderem enthielt es Bizeps Curls mit nicht-mittig gegriffener Stange (nur ein Arm arbeitete, der andere stabilisierte).

Abends daheim beim Auspacken der verschwitzten Sportkleidung musste ich Abschied nehmen von meinem Sportrucksack. Mindestens 15 Jahre hatte ich den silbernen Punch-Rucksack von Bree genutzt, zum Einkaufen und zum Transport meiner Sportsachen zum Turnen, Schwimmen, ins Freibad. Vor ein paar Jahren hatte ich ihn ausrangieren wollen, weil er so schmuddelig war. Zum Glück war ich rechtzeitig zur Besinnung gekommen und hatte gemerkt, dass sich Schmuddel einfach wegwaschen lässt: Eine ausgiebige Schaumdusche mit nur wenig Bürsteln hatte den Rucksack wieder ansehnlich gemacht. Doch gestern brach der letzte Schnappstift der Schließe –  einige Jahre hatte sie mit nur einem gut funktioniert, doch jetzt schloss nichts mehr, der Riemen mit Verschluss war nutzlos geworden. Außerdem hatte sich schon vor einiger Zeit die Naht des Reißverschlusses gelöst, schmuddelig war der Rucksack auch wieder. Ich beschloss, dass ich genug aus dem Gegenstand rausgeholt hatte.

Der Nachfolger ist bereits bestellt.

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Herr Kaltmamsell bereitete zum Abendessen Muschelbandnudeln mit Chorizo in Weißwein-Sahne-Sauce.

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Schon am Vorabend hatte ich Rudyard Kiplings Stalky & Co. gründlich ausgelesen – nämlich nachdem ich nach Ende die ersten beiden Geschichten nochmal las. Aus Gründen:

Herr Kaltmamsell hat ja eher abseitige Leseinteressen. Ich lasse mir gerne darüber erzählen, doch nur selten macht mir das Lust auf Selberlesen. Warum ich ihn darum gebeten habe, mir Stalky & Co. zu lesen zu geben, weiß ich gar nicht mehr. Herr Kaltmamsell liest Kipling sehr gerne und kennt wahrscheinlich sein Gesamtwerk, hat viele schöne antiquarische Ausgaben. Stalky & Co. ist ein Kurzgeschichtenzyklus aus einem englischen Bubeninternat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erzählt wird ohne Rücksicht auf Verluste im Schuljargon und in dieser Schulwelt, erklärt wird nichts. Die ersten beiden Geschichten verstand ich praktisch überhaupt nicht, es hätte gradsogut Lyrik sein können. Wie zu Zeiten, als mein Englisch noch nicht so flüssig war, las ich einfach mal mit Schwung weiter, bis ich in den Fluss kam. Nach und nach erschlossen sich Handlung und Sprache fast ganz. Mit dem durchs Lesen erworbenen Wissen las ich dann nochmal den Anfang.

Die Geschichten der drei Freunde Stalky, M’Turk und Beetle gefielen mir ganz ausgezeichnet: die Lausbuben mit ihrer alterstypischen Mischung aus Schlitzohrigkeit, Coolness, verquastem Ehrgefühl und echter Wissbegier, die exotische Schulwelt vor historischen Hintergrund. Schnell wurde mir klar, dass diese Schule viel mehr Vorbild für Rowlings Hogwarts ist als alle Internate, die Enid Blyton schilderte: Bewohnt von einer spezielle Bevölkerungsgruppe (Kinder von Militärs in den Kolonien), ein hermetischer Kosmos, die Aufteilung in Häuser und deren Konkurrenz untereinander, die Prefects, alte Gebäude mit geheimen Gängen, ein weiser und pragmatischer Head, die Sonderwelt des Hauspersonals, die Rolle von Sport.

Ich empfehle die Lektüre. Es gibt Übersetzungen ins Deutsche, doch da es in Deutschland nicht entfernt ein historisches Pendant zu der erzählten Welt gibt, klingen sie arg angestrengt.

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Ein weiterer Versuch, Trump-Wähler zu verstehen.
“Peter’s Choice
I asked my student why he voted for Trump. The answer was thoughtful, smart, and terrifying.”

Nach Aussagen dieses eloquenten jungen Manns (“Peter was one of the brightest students in the class, and certainly the sweetest.”) war das Ziel: “Send in a wrecking ball to disrupt the system”.

Trump voters report experiencing greater-than-average levels of economic anxiety, even though they tend have better-than-average incomes. And they are inclined to blame economic instability on the federal government—even, sometimes, when it flows from private corporations.

(…)

Feelings can’t be fact-checked, and in the end, feelings were what Peter’s eloquent essay came down to­—what it feels like to belong, and what it feels like to be culturally dispossessed. “After continually losing on the economic side,” he wrote, “one of the few things that you can retain is your identity. What it means, to you, to be an American, your somewhat self-sufficient and isolated way of life, and your Christian faith and values. Your identity and heritage is the very last thing you can cling to…

(…)

To him, focusing on race was “an attention-grabbing tool that politicians use to their advantage,” one that “really just annoys and angers conservatives more than anything, because it is usually a straw man attack.”

Das klingt sehr nach der typischen deutschen Rechts-Wählerin. Doch wie an jemanden rankommen, die Ängste und Gefühle über faktische Zusammenhänge stellt?

die Kaltmamsell

Journal Montag, 23. Januar 2017 – spanischer Kaffee

Dienstag, 24. Januar 2017 um 6:05

Vor einer Woche hatte ich noch den Eindruck, ich könnte mich an das Winterding mit Schnee gewöhnen, gestern war mir dann aber wirklich zu kalt. Bei deutlich unter zehn Minusgraden musste ich auf dem Weg in die Arbeit ein sehr zackiges Tempo hinlegen, damit ich nicht fror. Haben die Winterfans jetzt bitte genug gehabt, und wir können ganz langsam wieder wärmer drehen?

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In Palma de Mallorca hatte ich mich auch nach spanischem Kaffee umgesehen. Vor zehn Jahren hatte ich ja endlich herausgefunden, warum er so besonders schmeckt: Traditionell wird er mit Zucker geröstet, “torrefacto”. In Palma hoffte ich auf eine lokale Rösterei, um ein Pfund davon heim zu nehmen – die Hipster-Kaffeewelle war doch sicher auch hier angekommen und hatte junge Kleinröstereien sprießen lassen.

Darin lag natürlich ein Denkfehler: Der aktuelle Kaffeekenner rümpft über das Rösten mit Zucker die Nase, weil es den angestrebten fruchtigen Geschmack verfremdet. Gefunden habe ich den café torrefacto zufällig im Vorbeigehen in einem alten und deutlich unhippen Laden der Cafès Llofriu.

Getrunken wird in Spanien am häufigsten eine Mischung von tueste torrefacto und tueste natural, halb/halb oder 30/70. Als ich gestern die Packung anbrach, wollte ich aber erst mal reinen torrefacto, mischen kann ich immer noch.

Ich war überrascht, wie hell das Pulver nach dem Mahlen war.

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Landeskunde über Kulinarik ist mir eh die liebste. Katrin Scheib gibt zum Beispiel
“Russische Landeskunde mit Schoko-Bonbons”.

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Es ist zwar schon eine Weile her, doch erst gestern stieß ich auf die Geschichte, wie Designer Matthew Hubble 2014 ungefragt ein Kleid für die Neurophysiologin May-Britt Moser entwarf – in dem sie ihren Nobelpreis entgegen nehmen sollte. Weil er die Leistung einer Wissenschaftlerin für mindestens so glamourös hielt wie die von Oscar-prämierten Schauspielerinnen.
“A Dress for the Queen of Neuroscience”.

May-Britt Moser war von dem Kleid mit naturnahen aufgestickten Neuronen begeistert und trug es tatsächlich bei der Feier.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 22. Januar 2017 – verschobener Sport

Montag, 23. Januar 2017 um 6:38

Ausgeschlafen. Sport hatte ich auf Nachmittag umgeplant, denn meine Eltern hatten sich angekündigt: Sie brachten vormittags die Trittleiter vorbei, die sie uns zu Weihnachten für die Küche geschenkt hatten – und ich konnte ihnen die Mitbringsel aus Mallorca geben. Meine Mutter hatte morgens Strauben gebacken, ich tauschte ein Schüsselchen davon gegen Bagels, die wiederum ich morgens gebacken hatte.

Ich spazierte also nachmittags zum Ostbahnhof, zwischen vielen Sonntagsspazierenden – man hat sich offensichtlich an die Kälte gewöhnt.

Nach zwei Stunden Hopsen und Heben spazierte ich im letzten Tageslicht zurück, musste höllisch aufpassen, nicht auf eisglatten Stellen auszurutschen. Zweimal ertönte der Familienjuchzer, weil ich fast auf die Schnauze gefallen wäre.

Zum Abendessen bereitete ich Sellerielasagne aus Ernteanteil.

Auf arte lief Der Pate – eine peinliche Lücke in meiner Filmbildung. Ich bilde mir ein, dass ich mich an die Berichterstattung zum Film im Fernsehen erinnern kann, aber da er schon 1972 herauskam, ist das unwahrscheinlich (vielleicht war es Berichterstattung zum dritten Teil?). Jetzt habe ich zumindest die ersten zwei Drittel des Films gesehen, dann war ich müde und ging ins Bett, und war sehr beeindruckt. All die berühmten Schauspielerinnen und Schauspieler hätte ich vor lauter Jugend fast nicht erkannt (das war der Moment, als ich das Entstehungsjahr nachschlug).

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 21. Januar 2017 – Ruhiger Samstag

Sonntag, 22. Januar 2017 um 9:05

Vom Wecker geweckt, weil Herr Kaltmamsell zu einem Berufstermin musste.
Den Morgen mit Bloggen und Küchenkruscheln verbracht, ein kurzer Schritt auf den Balkon (eine Amsel hat uns wieder dazu dressiert, sie mit Rosinen zu füttern, außerdem füllte ich das Schälchen mit Fettfutter) machte mir klar, dass es deutlich zu kalt für den ersehnten Isarlauf war. Zu einer Radfahrt ins Schwimmbad hatte ich trotz Sonnenschein keine Lust, also nutzte ich den heimischen Crosstrainer für eine gute Stunde Bewegung. Erstmals hörte ich dabei Musik aus dem Smartphone: Ich sah vorher, dass die Scheiben des Wintergartens beschlagen würden und fürchtete, dass mir mangels Ausblick auf Wiese und Bäume mit Vögeln und Eichhörnchen beim Strampeln langweilig werden würde.

Nebenher Teig für Bagels angesetzt.

Einkaufsrunde für Körperpflegeprodukte und Lebensmittel. Nach dem mittäglichen Frühstück eine Stunde Siesta.

Internet und Buch gelesen, noch bei Tageslicht kam Herr Kaltmamsell nach Hause. Ein wenig Kraft geschöpft aus den Berichten über die vielen #WomensMarch weltweit, aber vor allem in den USA, die gegen die Haltung und Politik Trumps protestierten.

Vor dem Nachtmahl machte ich uns als Aperitif Bombay Crushed aus den Kumquats der Kibbuz-Kiste, die ich mal wieder bestellt hatte, nur halt mit Münchner Duke-Gin.

Zu Essen gab es die restlichen Schaschlik vom Vorabend.

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Sie deklarieren es als “10 Best Uses of Color of All Time”, doch tatsächlich bekommt man aus diesen 13 Minuten von CineFix einen kleinen Einblick, was man beim Erzählen mit Bewegtbildern durch Farben so alles transportieren kann – fand ich hochinteressant.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/tILIeNjbH1E

via @kinderdok

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 20. Januar 2017 – Mir fällt zu Trump nichts ein

Samstag, 21. Januar 2017 um 8:18

Gestern Abend hatte Herr Kaltmamsell Gäste geladen. Der angeregte Abend mit ihnen hielt mich von akuter Verzweiflung über den Machtwechsel in Washington ab.

Ich möchte Obama nicht idealisieren, aber gerade angesichts seines Nachfolgers ist das mühsam. Zumindest versuche ich das Detailgeschrei über die Machtübergabe skeptisch zu betrachten: Zwei Tage vor Amtsantritt haben nur ein Drittel des neuen politischen Personals security clearance? Vielleicht ist das immer so, ich kann die Information nicht einordnen. Der neue Energieminister wusste beim Annehmen des Jobangebots nicht, dass er für die Wartung des Atomwaffenarsenals zuständig sein würde? Vielleicht ging es dem einen oder anderen Vorgänger auch so; bevor ich über dieses Detail Haare raufe, möchte ich das erst mal geklärt haben.

Doch ich merke, dass ich schon lange nicht mehr über Trump-Witze lache. Zum einen ist es zu einfach, über eine komplette Witzfigur Witze zu machen. Zum anderen dominiert in meiner Wahrnehmung seit den US-Wahlen die Erkenntnis: Es ist egal. Seine Wählerinnen und Wähler haben eine so andere Weltsicht, dass er ihnen nicht als Witzfigur erscheint. (Hatten wir uns nicht immer gewundert, warum die Massen im Dritten Reich die Lächerlichkeit des Führungspersonals nicht sahen? Obwohl sie doch so offensichtlich war, dass man sie fast ohne Übertreibung zur Hollywood-Komödie machen konnte?)

Mir ist zudem bewusst, wie viele seiner Wahlversprechen Obama nicht eingehalten hat (wenn auch sehr oft durch die Blockade der Republikaner-Mehrheit im Kongress) und dass er die digitale Bespitzelung in ungeahnte Höhen getrieben hat.

Doch dann kommt halt wieder sowas:
“To Obama With Love, and Hate, and Desperation
Over eight years, through millions of letters, the staff of the White House mailroom read the unfiltered story of a nation.”

Zu Beginn seiner Amstzeit legte Obama fest, er würde jeden Tag zehn Briefe lesen, die US-Bürger an den Präsidenten der Vereinigten Staaten schreiben. Jeanne Marie Laskas berichtet für die New York Times über den personellen und bürokratischen Aufwand hinter dem Mailroom des Weißen Hauses, zitiert viele Beispiele, beschreibt den Prozess von Posteingang bis in die Mappe mit den zehn Briefen für den Präsidenten und hat sich mit ihm darüber unterhalten. Alles weist darauf hin, dass Obama wirklich wissen wollte, was die Menschen da draußen umtreibt. Schon wird die Aussicht auf die Zukunft ohne ihn als US-Präsidenten sehr trübe.

Aber: Den Mailroom wird es auch unter Trump geben. Hoffentlich mit ebenso empathischem Personal.

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Welche Blüten PokémonGO auch treiben kann: In einem Facebook-Thread (Aufklappen von Einzelschritten nicht vergessen) wird in in verschiedenen klassischen Formen der internationalen Weltliteratur darüber gedichtet.

die Kaltmamsell