Journal Dienstag, 13. Mai 2025 – Viel Tag in einem – inklusive Wasserlösung

Mittwoch, 14. Mai 2025 um 5:40

Die erste Hälfte der Nacht war sehr gut, dann nicht mehr. Zumindest hatte ich in dieser unruhigen zweiten Hälfte einige Ideen für Beruf und Wohnungskoordination.

Zum Beispiel weil ja für halb acht der Installateur angekündigt war, der das Leitungsleck im Bad beheben sollte. In der unruhigen Schlafphase (u.a. wieder wegen fast zugeschwollener Nasenschleimhäute) plante mein Hirn die Vorbereitungen durch: Einzelschritte, um das Bad leerzuräumen inklusive Abbau des Glasregals überm Wasserhahn, gefüllte Wasserschüssel im Klo bereitstellen, falls der Hauptwasserhahn zugedreht werden muss.

Draußen strahlte der nächste angekündigte Sonnentag inklusive angekündigter, der Jahrezeit angemessener Frische. Ich saß früh an Herrn Kaltmamsells Schreibtisch am Rechner, schon bald begann ich wie immer im Homeoffice zu frieren, traute mich aber keinen heißen Tee zu trinken wegen des möglichen Klo-Engpasses.

Kurz nach acht klingelte der Handwerker. Wir sprachen uns ab und ich ging zurück an meinen Rechner (inklusive bisschen Training Tiefenmuskulatur: Herrn Kaltmamsells Schreibtischstuhl stand nicht ganz fest und wollte gern davonrollen). Nach einer knappen halben Stunde war das Handwerk abgeschlossen: Der Anschluss zwischen Schlauch und Armatur sei undicht gewesen, da habe man halt Schläuche und Armatur auswechseln müssen.

Den Vormittag arbeitete ich gebremst emsig am Laptop mit kleinem Bildschirm (keine Chance für zwei Fenster nebeneinander, und bei schlecht programmierten Browser-basierten Anwendungen waren Funktionsknöpfe unsichtbar). Mittagscappuccino aus eigener Küche vorgezogen vor einem Termin um elf.

Den Nachmittag wollte ich lieber wieder an meinem gut ausgestatteten Arbeitsplatz im Büro verbringen: Ich packte ein und machte mich in meiner Mittagspause auf den Marsch dorthin, durch Sonne und weiterhin frische Luft. Alle Grünanlagen und Gastronomie-Außenbereiche auf meinem Weg waren voller brotzeitender Menschen: In München ist Mittagspause aber sowas von um zwölf! Mir kam es hingegen so vor, als seien bereits drei Viertel des Tages vergangen.

Später aß ich am Schreibtisch Äpfelchen und eine dicke Scheibe selbstgebackenes Roggenmischbrot aus der Gefriere.

Sehr erhöhter Blick über eine Großstadt im Sonnenlicht unter wolkenlos blauem Himmel, im Vordergrund Bürogebäude und Eisenbahnschienen

Hochsommerlicht.

Und schon ging es weiter mit Arbeit. Als ich kurz vor gefühltem Feierabend (ÄCHZ) auf die Uhr sah, stand da 13:55. Und fast hätte ich Termin-Blödsinn gebaut, weil zudem noch gar nicht Mittwoch war. Es war so viel zu tun, dass ich irgendwann energisch echten Feierabend machen musste, schließlich hatte ich Pläne.

Heimweg über schnell Obsteinkäufe, im wolkenlosen Sonnenschein war es angenehm windig frisch (was einige Leute nicht davon abhielt, den Sonnenschein mit Hochsommerkleidung zu begrüßen).

Zu Hause nahm ich die Umsetzung eines Plans in Angriff: Ich wünsche mir ja sehr saubere Balkone (beide, auch den Küchenbalkon, den wir 2024 ignorierten), mir graut aber vorm Saubermachen. Jetzt kam ich auf die Idee, die Säuberung in mehrere Einzelschritte runterzubrechen, die einzeln vielleicht nicht ganz so grauenhaft waren: An einem Abend die Balkonmöbel reinigen, am nächsten Balkone grob putzen (Saugen, Kratzen, Brüstungen säubern), am dritten mit Schwamm und Seifenwasser die Fliesen rannehmen, am letzten Möbel, Teppich (nur auf einem), Pflanzen rausstellen – hinsetzen und sauberen Balkon genießen. Wenn dieser erste Abend der gestrige Dienstag war, hätte ich Freitagabend saubere Balkone.

Bereits in Yoga-Kleidung ging ich die Balkonmöbel mit Schwamm und Spülwasser an. Und gab bald jede Illusion von Gründlichkeit auf: Als Putzziel musste reichen, dass man sich bei Benutzung der Möbel nicht die Kleidung versauen würde.

Anschließend Yoga-Gymnastik. Komische Einlage, als ausgerechnet in dieser heftigen Bauchmuskel-Einheit das Video hängenblieb – ich hielt das Halten mit bis daheim eh schon durchgenudeltem Bauch nicht durch, sondern schubste manuell weiter.

Zum Abendessen hatte ich mit Herrn Kaltmamsell Schnitzelgarten vereinbart. Am Vorabend hatte ich eigens einen Umweg über den Eingang dort gemacht und nachgesehen, ob auch dieses Jahr influencte Schlangen von Touristen auf einen Tisch warteten: Taten sie nicht, wir wagten uns hin.

Biergartentisch, darauf zwei Teller mit riesigen panierten Schnitzeln, daneben Pommes, in Schälchen Salat, rechts ein Weißbierglas

Gewohnte gefüllte Schnitzel “Cordon bleu”, meines mit Gorgonzola, und mit hervorragenden Pommes. Letztere aß ich gesamt (schmecken ja nur frisch), ein Drittel des Schnitzel nahm ich in der dafür mitgebrachten Plastikdose mit heim – Herr Kaltmamsell braucht ja ein Frühstück. Und das alkoholfreie Weißbier dazu schmeckte gestern ganz besonders gut.

Daheim noch etwas Schokolade zum Nachtisch.

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Wenn Sie sich für die sogenannte Ewigkeitschemikalien PFAS interessieren: 3sat hat eine aufwändige Folge Nano darüber produziert, die durchaus nachvollziehbar macht, warum man sie bei aller Schädlichkeit nicht kurzerhand abschaffen kann.
“NANO Doku: PFAS – Gift für die Ewigkeit”.

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Fast apropos und weil ich dringend gute Nachrichten brauche – diese kommt vom Science Hub der EU-Kommission:
“Marine litter on the EU coastline down by almost one-third”.

Müll an europäischen Meeresküsten ist um ein Drittel weniger geworden. (Immer noch zu viel, aber HEY!)

die Kaltmamsell

Journal Montag, 12. Mai 2025 – Wasserkoordination

Dienstag, 13. Mai 2025 um 6:20

Gut geschlafen, wenn auch mit wirren Träumen, der Wecker rettete mich vor einer anspülenden Angst-Welle.

Aufgestanden zu strahlendem Sonnenschein und kühlen Temperaturen (die Freude über den Sonnenschein will einfach nicht tragen beim Wissen um die derzeitige Trockenheit – es ist keinerlei Regen absehbar; da kann ich mir noch so sehr vor Augen führen, dass es dem Boden keineswegs hilft, wenn ich mich nicht über die Sonne freue).

Der Tag war vom Morgen an dominiert von der lecken Wasserleitung im Bad: Unterschrank-Schubladen verräumen, damit sie dem Putzmann nicht im Weg sind, Warnzettel an Putzmann hinterlassen, Leckage-Stelle neu sichern. Herr Kaltmamsell verständigte die Hausverwaltung, ich stand mit Homeoffice-Möglichkeit in dieser Woche parat. Über den Vormittag ergab sich der Dienstag als Handwerker-Termin; die Firma hätte zwar spontan auch am gleichen Vormittag eine Lücke gehabt, aber weder Herr Kaltmamsell noch ich konnten von der Arbeit weg. Es war von “möglicherweise die ganze Armatur austauschen” die Rede. Ich meldete mich für diesen Dienstag ins Heimbüro ab. (Und mal wieder denke ich an die Wohnungen im Haus, die die meiste Zeit leer stehen, weil sie nur Nebenwohnsitz der Mieter*innen sind. Nach der einen oder anderen Woche Abwesenheit, die ich ja immer wieder am sich füllenden Briefkasten erkenne, wäre das Wasser auch im Bad der Mieter darunter unter Wasser gestanden.)

Die Mittagspause nutzte ich für einen schnellen Abstecher per U-Bahn in die Innenstadt, um ein Medikament-Rezept auf meine Karte (in die Cloud) laden zu lassen. Es war sonnig mild, ich genoss die Bewegung. Und mein Treppentraining zeigte Wirkung: In gefühlt zwei Wimpernschlägen stand ich vor der Tür der Arztpraxis im 6. Stock, die war beim letzten Besuch viel weiter oben gewesen.

Zurück am Schreibtisch gab es später zu Mittag Äpfelchen und Hüttenkäse.

Zweite Woche des gefürchteten Jourdiensts: Vergangene Woche war es ungewöhnlich ruhig gewesen, gestern ging dafür die Post ab – ich war die meiste Zeit des Tages mit Recherche und Kontaktvermittlung beschäftigt.

Aus Anlass hiermit fortgesetztes Loblied auf das Deutschlandticket (WEIL NÄMLICH: BEI UNS LÄUFT AUCH MAL WAS RICHTIG GUT!): Ich habe mich so daran gewöhnt, im Nah- und Regionalverkehr einfach in die nächstbeste Gelegenheit zu steigen, dass ich mich aktiv an die Grenzen dieser Bequemlichkeit erinnern muss. Dass ich zum Beispiel für den letzten Reiseabschnitt in England und den ersten der Heimreise von dort EIN TICKET KAUFEN muss.

Nach Feierabend durch die herrliche Sonne über Lebensmitteleinkäufe nach Hause, der Wind machte eine Jacke nötig.

Daheim nach zwei Abenden Pause wieder Yoga-Gymnastik. Vor dem Abendessen naschte ich noch kandierte Chilies: Ich hatte sie im Spanischen Früchtehaus entdeckt und unbedingt mal probieren wollen – auch diesen Wunsch erfüllte mir Herr Kaltmamsell.

Auf einer durchsichtigen Plastikfolie drei kandierte Chilischoten: dunkelrot, gelb und grün

Schmeckte überhaupt nicht scharf, aber ein wenig nach Chili.

Eigentliches Nachtmahl war Komponentenessen: Restliche Ernteanteil-Kartoffeln aus dem Ofen, Bratkäse, grüner Spargel gebraten. Nachtisch Eiscreme (Pistazie-Vanille, eher langweilig), Schokolade.

Für den Wien-Urlaub Ende August eine Unterkunft gefunden, unter Umgehung von AirBnB bei FeWo-direkt. Nichts Sensationelles, aber ordentlich und günstig – das gesparte Geld verfressen wir.

In der Abenddämmerung stellte ich mich hin und wieder auf den (immer noch schmutzigen) Balkon und guckte erst Mauersegler, dann Fledermäuse.

§

Sie selbst müsste dann aber wieder weinen, wenn sie ihre Geschichte erzählt, das möchte sie nicht.

Crocos Tante ist eine der letzten Zeitzeuginnen.

§

In der Nähe Australiens lebt ein rosa Rochen. Forscher*innen haben mögliche Ursachen durchgecheckt:
Ernährung – nein.
Stress – nein.
Toxine – nein.
Infektion – nein.
Derzeit gehen sie von einer seltenen Gen-Mutation aus.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 11. Mai 2025 – Wasserereignisse

Montag, 12. Mai 2025 um 6:24

Gut und ausgeschlafen – ich hatte mich also bei den 29 Kilometer Wandern zwischen Wolfratshausen und Thalkirchen nicht verausgabt, das zahle ich immer mit unruhigem Schlaf.

Der Blogpost über Milchkaffee, Wasser, Ingwer-Kurkuma-Tee kostete viel Zeit, ich wollte ja auch viele Bilder festhalten (wo andere Menschen zum Bilderzeigen ihr Handy zücken und in ihrem Bilderspeicher blättern, mehr oder weniger wohl sortiert, krame zwar auch ich zum Bilderzeigen mein Handy hervor, suche aber nach dem Blogpost, in dem ich es veröffentlicht habe: was es nicht ins Blog schafft, existiert im Grunde nicht).

Draußen wolkenloser Sonnenschein bei kühler Luft, trotz ein wenig Heizung fror ich in mehrlagiger Kleidung mit Socken. Umso mehr freute ich mich auf Bewegung: Radeln zum Olympiabad, Schwimmen – wohl der letzte Drinnenschwumm, ab 14. Mai kann ich das Dantebad im Freien und zu Sommerpreisen nutzen.

Für die Fahrt trug ich Janker und Halstuch, kurz nach zehn war es noch sehr frisch. Angenehmes Schwimmen, auch wenn wieder sehr viel los war: Ich spürte die Anstrengung des Vortags in keiner Weise, beim Kraulen arbeitet ja auch zu 80 Prozent der Oberkörper. Heimradeln mit offener Jacke (die es nicht mal mehr gebraucht hätte) über Semmelkauf.

Als ich heimkam, testete ich die kürzlich gebraucht gekaufte elektrische (Reise-)Cafetera für Mittagscappuccino: Funktionierte, und der Cappuccino schmeckte mir.

Vor dem Frühstück noch schnell Fingernägelschneiden (gna, ich hatte doch gerade erst – na gut, vor zehn Tagen) – doch zum Frühstück kam es erstmal nicht. Denn es gab ein Wasserereignis.

Eine aufgeklappte kleine Kiste in der Sonne auf Balkonfliesen

Diese Kiste trocknet gerade in der Sonne. Sie hatte sich von der großen Lache Wasser vollgesogen, die wir unterm Waschtisch im Bad entdeckten – und die zumindest nicht vom danebenliegenden Klo-Zulauf gespeist wurde, sondern vom abdrehbaren Warmwasserzulauf des Waschbeckens. Zefix.

Allerdings erwies sich diese Kiste, in der das Wasser bereits zwei Zentimeter hoch stand, beim Leeren überraschend als Nest für Kann-man-vielleicht-nochmal-brauchen-Dinge, gegen die ich mich immun gehalten hatte. Ich warf fast die Hälfte davon weg (z.B. Rundbürsten mit vor Alter bereits klebrig gewordenem Griff), eine gute Gelegenheit.

Frühstück wegen Wasserereignis unbeabsichtigt erst um halb drei: Rote Paprika (<3), Mango mit Joghurt, Körnersemmel mit Butter und Marmelade.

Danach zeigte sich: Das Wasser im Bad tropfte weiter, aus dem zugedrehten Ventil.

Unter einem Abfluss, direkt unter einem Drehknopf ein roter Trichter, der in eine eckige Plastikschale mündet

Herr Kaltmamsell konstruierte diesen Hilfsbau, der halten sollte, bis professionelle Hilfe kommt.

Eigentlich hatte ich Balkonreinigung geplant, doch die verschob ich nochmal – zugunsten von Zeitunglesen auf dem ungereinigten Balkon. Unter anderem: Das SZ-Magazin feiert 35. Geburtstag mit einer Spendenaktion, man kann Dinge von oder Aktionen mit berühmten Menschen erspenden.

Was mein Traum als Leserin der ersten Stunde wäre: Ein Ehemaligentreffen meiner Lieblingsredakteur*innen aus 35 Jahren – und ich darf Mäuschen spielen.1

Eine geplante Tüchtigkeit setzte ich aber um: Bügeln, es wurde wirklich Zeit, ich hörte dabei Musik und stellte das Bügelbrett vor die offene Balkontür.

Zum Nachtmahl verwirklichte Herr Kaltmamsell einen schon länger gehegten Plan: Er machte chinesische Neujahrsnudeln, servierte sie malaysisch gewürzt mit Lammhack und Ernteanteil-Pakchoi.

Mitten auf einem gedeckten Tisch eine große Pfanne, darin breite Nudeln, Stücke Pakchoi und Hackfleisch

Das schmeckte ganz hervorragend (auch dem Koch, außerdem hatte ihm das Nudelproduzieren Spaß gemacht – gute Chancen auf Wiederholung), unter anderem hatte er einen neuen, edlen Sechuanpfeffer verwendet, eine ganz andere Klasse als der bisherige im Großpack aus dem Asialaden. Nachtisch Schokoladenreste (immer noch genug).

Lesen im Bett, beschienen vom Fast-Vollmond überm Nußbaumpark.

  1. Eigentlich Lieblingsredakteur*innen der ersten 25 Jahre, aus meiner Sicht ist das Magazin sehr beliebig geworden, aber ich bin alt, habe wahrscheinlich eine verzerrte Sicht und will ja mal nicht so sein. []
die Kaltmamsell

Journal Samstag, 10. Mai 2025 – Von Wolfratshausen heimgegangen (fast)

Sonntag, 11. Mai 2025 um 9:20

Nach etwas unruhiger Nacht (schwieriges Atmen, weil meine Nasenschleimhäute geschwollen waren – ich werde mir doch nicht Heuschnupfen zugezogen haben?) wachte ich früh auf – gar nicht unwillig, den ich hatte Wanderpläne für diesen angekündigten Sonnentag mit kühler Luft (= ideales Wanderwetter).

Meine Wanderstiefel hatte ich am Vorabend frisch eingefettet – und zu meiner Überraschung und Enttäuschung festgestellt, dass sich nach nur zwei Jahren an diesen Meindl-Schuhen bereits eine Naht löste. Da es keine wichtige ist, trug ich die Stiefel trotzdem, muss sie aber bald zur Schusterin bringen.

Die Wanderpläne: Vergangenen Samstag hatte ich beim Wandern um Wolfratshausen ein Wanderschild des Isartalvereins entdeckt, das einen Weg nach München auswies – das fand ich auf angenehmste Weise abgefahren, den wollte ich gehen. Auch GPS-Daten hatte ich dazu gefunden (allerdings nicht vom Isartalverein), auf die ich zur Not zurückgreifen konnte, so nutzte ich die nächstmögliche Gelegenheit: gestern.

Da auf von dem Schild von 30 Kilometern die Rede war, die Wegbeschreibung zum GPS-Track acht Stunden veranschlagte, brach ich zeitiger auf als sonst und startete kurz nach zehn vom Bahnhof Wolfratshausen. Immer mit der Erinnerung, dass mein Vater vor über 20 Jahren (damals zwei Jahre älter als ich heute und wenige Wochen nach einer Knie-OP) mit seinem besten Freund den Camino de Santiago mit Tagesetappen von durchschnittlich 30 Kilometern gegangen war.

Selfie einer Person mit Schirmmütze und Sonnenbrille im Grünen, hinter ihr Wanderwegweiser, u.a. „München 30,0 km“

Start am ausschlaggebenden Schild im Norden von Wolfratshausen. Den ersten Abschnitt ging ich nach Erinnerung, ab Ebenhausen/Schäftlarn folgte ich der GPS-Route – die ich auch brauchte, denn die Ausschilderung war sehr wenig zuverlässig (mir ist sehr bewusst, wie komplex und aufwändig eine gute Wegbeschilderung ist).

Breiter Wanderweg durch sonnigen, lichten Laubwald, darüber blauer Himmel

Erhöhter Blick gerahmt von Bäumen auf eine weite Gläche mit Wald und Flussdelta, im Hintergrund dunstige Berge mit Wolkensaum

Blick vom Riemerschmidpark.

Durch eine Lücke zwischen Laubblätterkronen Blick hinunter auf ein verwachsenes Flusstal im Sonnenlicht

Pupplinger Au.

In der Sonne ein altes, hölzernes Wehrgebäude mit rotem Dach, das sich im Fluss spiegelt

Ickinger Wehr.

Zuwachsender Bachlauf im Sonnenschein

Oben in Icking fragte mich ein Wanderpaar, ob ich mich auskennte: Sie brauchten Entscheidungshilfe, ob sie an der Isar nach Kloster Schäftlarn oder nach Wolfratshausen gehen sollten. Ich erzählte vom eigenen Fehlversuch des vergangenen Jahres, einen Weg nach Kloster Schäftlarn zu schlagen und schickte die beiden Richtung Wolfratshausen – mit der Empfehlung, einmal durchs Ickinger Wehr und zurück zu gehen, weil das Holz in der Sonne so gut riecht (ihrer Miene nach war ihnen dieser Aspekt völlig neu – tut mir leid, dass sie ausgerechnet an mich gerieten).

Blick einen sanften Grashügel hinab auf Wald und Tal, darüber blauer Himmel mit wenigen weißen Wolken

Blick von Icking aus übers Isartal.

Vor sonnenbeschienener Weide zwei weiß-braun gefleckte Jungrinder im Schatten eines Baumes

Vor einer Wiese im Sonnenlicht eine mächtige alte Rosskastanie, links daneben eine junge rote Kastanie

Eine der schönen Kastanien-Alleen um Holzen. Die nachgepflanzten Bäume sind alle rote Kastanien – ich unterstelle als Grund deren Resistenz gegen die Miniermotte.

Holzwand von innen, links ein großer offener Bogen in hellgrüne, sonnige Bachlandschaft, rechts an der Wand ein Schild mit der Aufschrift "Maria Rast"

Kurz vor Kloster Schäftlarn – Inspiration für einen weiteren bayerischen Feiertag?

Links hinten ein barocker Kirchturm mit Uhr, rechts ein altes Wirtschaftsgebäude

Kloster Schäftlarn. Ich sah schon weitem, dass im Biergarten der Klostergaststätte Hochbetrieb herrschte, Menschen waren mit Autos, Motorrädern, Fahrrädern gekommen. Also ließ ich Mittagscappuccino aus und ging gleich weiter.

Die zwei Stunden zwischen Kloster Schäftlarn und Baierbrunn waren wenig abwechslungsreich, halt ein breiter Schotterweg im Laubwald, genau das richtige für die vielen Radler*innen (zu großer Mehrheit mit Bio-Antrieb). Und eigentlich waren das vermutlich eh anderthalb Stunden: Ich hatte wohl eine Abzweigung verpasst und ging einen Umweg.

Mittagspause deshalb später als eigentlich geplant: Ich wollte erst sicher sein, dass ich wieder auf dem richtigen Weg ging. Gerade in diesen Stunden kam ich an keinem Bankerl vorbei, also musste dieser halbwegs trockene Baumstamm als Sitzgelegenheit dienen.

Im Sonnenlicht zwischen Laubbäumen ein umgestürzter Baumstamm, bereits fast kahlgebleicht

Es gab Äpfel und eine Nussschnecke (2,80 Euro – irgendwie habe ich bislang den Augenblick verpasst, in dem Kleingebäck so viel kostete, wie ich es von einem Stück Torte erwartet hätte) (ich will gar nicht wissen, wie viel ein Stück Torte inzwischen kostet).

Meine Kleidung erwies sich als perfekt für die kühle Luft: Ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis, die Fleecejacke über dem T-Shirt abzulegen.

Breiter, leicht abschüssiger Schotterweg zwischen Laubbäume, darüber blauer Himmel

Irre Farben, aber auf die Dauer langweiliger Weg (außer für schnelle Radler*innen).

Blick durch Baumstämme auf nahen Fluss, im Vordergrund gemauerte Stufen für einen Zufluss

Doch dann kam ich wieder nah an die Isar. Um den Preis, dass ich den Menschenlärm (nur männliche Stimmen), der das Tal die ganze Zeit emporgeschallt war, einordnen konnte: Floß-Party.

Blick durch Laub auf sonnigen Fluss mit wenig Wasser, darauf ein Holzfloß mit vielen Menschen und einem roten Regenschirm

Gerade als ich dachte: “Wenigstens haben sie keine Musik”, stimmte ein Party-Quartett auf dem Floß “Rosamunde” an. Die größte Enttäuschung war aber, dass ich durch genaueres Hinschauen die Quelle eines eigenartiges Brumm-Geräuschs erkannte: Das Floß hatte einen kleinen Außenbord-Motor. Ich nehme an, dass nur so ein Zeitplan eingehalten werden kann.

Selbst hätte ich durchaus mal Lust auf eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach Thalkirchen: Mit Biolog*innen/Naturschützer*innen, die mir Flora und Fauna von dort aus erklären. Wir können gerne auch Brotzeit machen und einen Kanon zusammen singen.

Auf einem Fluss vor grünen Auen türmt sich Schwemmholz, rechts schieben sich Floßruder und zwei Flößer ins Bild

Schmaler Pfad, der sich durch Läubbäume zu einem FLussufer windet, durch die Bäume leuchtet blau das Wasser

Moderne, hohe Brücke vom Flussufer aus gesehen, sie führt auf einen hoch gelegenen Ort zu

Nächste Wegmarke: Die Grünwalder Brücke.

In einem Laubwald führt eine steinerne Treppe mit Eisen-Handlauf nach oben

Treppe zurück zum Hochufer.

Tempel-artige Kapelle in sonigem Laubwald, davor zwei Spaziergängerinnen

Ich lernte, dass Grünwald direkt in Pullach übergeht. Zweite Pause auf DER Bank mit DER Aussicht, jetzt befand ich mich bereits auf meiner gewohnten Laufstrecke.

Sehr erhöhter, sehr weiter Blick über bewaldete Flusslandschaft, darin ein gemauertes Wehr-Gebäude

Ich setzte mich zu zwei Herrschaften, plauderte sogar.

In dieser Pause beschloss ich, tatsächlich die ganze Strecke bis nach Hause gehen. Doch als ich aufstand und mich auf den Weg machte, merkte ich schnell, dass es genug war: Ich fühlte mich erschöpft, mein Beine waren schwer, ich ging langsam.

Sehr erhöhter Blick auf Flussbett in Sonne

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick übers Wasser auf ein großes Wehrgebäude mit rotem Dach, davor zwei Schwäne und mittem im Wasser aus Zweigen ein Nest

Isarwerk mit rechts brütendem Blesshuhn.

Also war ich vernünftig (wo es doch so cool gewesen wäre sagen zu können, dass ich von Wolfratshausen aus heim gegangen bin) und ließ es bei Thalkirchen gut sein: Ich kürzte die restlichen fünf Kilometer ab und nahm die U-Bahn nach Hause. Siebeneinhalb Stunden und gut 29 Kilometer reichten.

Was mich beim Gehen am meisten beschäftigte (was es eh seit Lektüre getan hatte): Die Erkenntnisse von Historiker Daniel Blatman über Grausamkeiten der deutschen Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur bin ich erschüttert über diesen neuen Beleg unfassbarer Rohheit. Sondern er legt nahe: So ist die menschliche Natur. Was in Konsequenz bedeutet: Auch ich wäre dazu in der Lage.

Auch wenn ich in der Kühle nicht wirklich verschwitzt war, hatte ich zuhause große Sehnsucht nach einer heißen Dusche – also gönnte ich sie mir.

Gestern hatte die Post auch das Büchl des Isartalvereins gebracht, das ich eine Woche zuvor für die gestrige Wanderung bestellt hatte, Das Isartal – nein auch das Buch verlinkt keinen GPS-Track (z.B. per QR-Code). Schaue ich fürs nächste Mal durch.

Zum Nachtmahl hatte ich mir Shakshuka gewünscht, Herr Kaltmamsell machte uns eines.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, in der Mitte eine weite Pfanne mit roter Sauce, darin vier gestockte Eier

Dazu tranken wir die restliche Maibowle. Nachtisch Schokolade aus der sich bedrohlich leerenden Süßigkeitenkiste.

§

Wir lieben Eulen. Wir lieben Asterix. Zum besten bei Asterix gehören die Eulen, hier eine Zusammenfassung.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 9. Mai 2025 – Kühle Sonne, Abschied von Margot Friedländer

Samstag, 10. Mai 2025 um 8:00

Nach dem Weckerklingeln noch ein wenig besinnlich im Bett gelegen, alles gut.

Meine Zeitung lag nicht vor der Wohnungstür, steckte nicht im Briefkasten bei der Haustür – aber als ich am Hoftor nachsah, stand davor das Radl mit Anhänger des Zeitungsboten – er kam gerade mit dem Aufzug wieder herunter. Ich freute mich, ihn mal persönlich zu treffen und wechselte ein paar Worte mit dem Herrn: Er sorgte sich sehr, ob mich meine Exemplare auch erreicht hätten.

Es war weiterhin kühl, doch die Wolken am Himmel lockerten wie angekündigt auf.

Am Straßenrand vor Bäumen und einer großen freien Fläche stehen über ein Dutzend Elektroroller und Leihräder, die die Zufahrt verstellen

Theresienwiese zu Zeiten des Frühlingsfests.

Jetzt aber wirklich und eindeutig: Die Mauersegler sind da, ich sah sie über mein Wohnviertel flitzen und übers Westend.

Emsiger Arbeitsvormittag, während es draußen immer sonniger wurde.

Mittagscappuccino im Westend, auf dem Weg saukalt im Schatten, richtig warm im Sonnenschein.

Nahaufnahme einer Kastanienblüte vor unscharfem Blätterhintergrund

Verzaubert von der Opulenz der Kastanienblüte.

Aufsicht auf eine dunkle Holzfläche, sonnenbeschienen, auf der ein Cappuccino steht, links daneben angeschnitten weißes Jeansbein, das in einem weiß-blauen Turnschuh endet

Guter Cappuccino.

Auf einer ockerfarbenen Hauswand zwischen zwei Fenstern ein minimalistisches Graffiti: wenige schwarze Linien deuten ein Gesicht an und einen erhobenen Zeigefinger

Zu Mittag heimische Bio-Lageräpfel, überraschend aromatisch, ein dickes selbstgebackenes Roggenmischbrot mit Frischkäse.

Planen, Organisieren, Lesen am Nachmittag.

Ich sah, dass meine weiße Jeans nach fünfmal Tragen doch in die Wäsche musste: Ich hatte sie so lange ohne Befleckung getragen, dass sie einen leisen Graubeige-Schleier entwickelte. Vielleicht hat mich unversehens doch dieses Erwachsensein erwischt. (Liebe kleine Krummelus, niemals will ich werden gruß.)

Pünktlicher Feierabend, um in kühler Sonne auf Besorgung und Lebensmitteleinkauf zu gehen. Erfolg im kleinen Teeladen gleich hinterm Sendlinger Tor: Habemus Blechdosem!

Auf einer schwarzen Cerankochplatte stehen eine Herdkanne aus Edelstahl eine mattmetallene Dose, ein mit Einmachgummi umwickeltes angebrochenes Paket Espressopulver

Schlichtes Design, gut einrastender Deckel, ohne ganz luftdicht zu schließen: Behälter für das gemahlene Espressopulver von ein paar Tagen.

Daheim war Herr Kaltmamsell noch in einer beruflichen Telefonkonferenz, ich turnte eine halbe Stunde Yoga-Gymnastik – nachdem ich den angetrockneten Waldmeister in eine Flasche Weißwein gesteckt hatte, der ihn eine gute Stunde lang aromatisierte.

Als wir beide bereit dafür waren, gab es Maibowle, diesmal aufgegossen mit halbtrockenem Sekt, den guten süßen Moscato hatte ich diesmal nicht bekommen.

Balkontisch in schräger Abendsonne, die sich in zwei gefüllten Sektschalen bricht, links daneben ein Blumentöpfchen mit Waldmeister, hinter der Balkonbrüstung Bäume in hellem Licht

Reines Schmuckbild, auf dem Balkon war es deutlich zu kühl fürs Draußensitzen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Entrecôte wieder nach der neuen Garmethode (erst langsam im Ofen bei niedriger Temperatur, dann in der Pfanne gebraten), dazu gab es reichlich Brokkoli mit Mandelblättern. Zum Nachtisch die ersten Erdbeeren der Saison, die ich in Bio-Qualität und wunderbar duftend für horrendes Geld gekauft hatte. Sie waren es wert. Danach noch Schokolade.

Über die oberee rechte Ecke eines weißen Schranks ranken sich grüne Zweige und große Blätter, die die drei Kabel und Lampenschirme einer Hängelampe verschieben

Die Efeutute rangelt seit vielen Monaten mit einer Deckenleuchte – ich lasse sie und verfolge das Ausbreiten gespannt.

§

Margot Friedländer ist gestorben. (Aufmacher der gestrigen 20-Uhr-Tagesschau, das begrüße ich.) Es gibt hin und wieder Momente, in denen ich sogar als zutiefst Ungläubige wünsche, ich könnte einen Segen aussprechen – dieser war einer. Friedländers menschliche Größe war so selten.
“Man muss es doch wenigstens versuchen” ist, was mir besonders von ihr bleibt.

Erst kürzlich las ich eine Folge zum 80. Jahretag des Kriegsendes in der Süddeutschen über ein Kapitel des Grauens, das ich bis dahin noch nicht so gut kannte (die Süddeutsche hatte und hat in allen Ressorts viele ausführlich und tief recherchierte Artikel zum Jahrestag der Befreiung, markiert mit eigenem Logo): Ein doppelseitiger Artikel berichtete über die Todesmärsche aus KZ in Bayern (€ – wieder bin ich der Meinung, dass bei manchen Themen die möglichst große Reichweite wichtiger ist als die Gegenfinanzierung; in diesem Fall ist der Artikel das Geld eines Tages-Abos wert).
“Bayerns dunkelstes Kapitel”

Ein Interview mit dem Historiker Daniel Blatman nahm mir die Illusion, dass die bayerische Bevölkerung spätestens beim Anblick der Todesmärsche mit ihren elenden, verhungernden Gestalten vor ihrer Haustür zu Bewusstsein kam, endlich umdachte und Erbarmen zeigte (€).
“‘Die Todesmärsche brachten den Völkermord direkt vor die Haustür gewöhnlicher Deutscher'”.

Dabei hätte mir klar sein müssen, wie tief und lang die Nazi-Propaganda von “Abschaum” und “Ungeziefer” wirkte, das ausgemerzt werden müsse.

Diese Situation löste eine schreckliche Welle der Gewalt von Zivilisten aus, die bis dahin nicht aktiv am Genozid beteiligt waren. Getrieben von der Angst vor den „Untermenschen“ aus dem Osten, ausgemergelten, verhungernden und sterbenden Menschen, und besorgt wegen der bevorstehenden Besetzung durch die Alliierten organisierten sie brutale Jagden nach geflüchteten Gefangenen. Sie töteten viele an Ort und Stelle und verübten in einigen Fällen regelrechte Massaker. Es gab zwar viele Fälle, in denen empathische Zivilisten Gefangene versteckten, bis die Alliierten kamen. Wie viele das waren, ist schwer zu ermitteln. Aber feststeht, dass Zurückweisung, Verrat und sogar Mord an geflüchteten Gefangenen durch Zivilisten charakteristisch waren in diesen chaotischen letzten Monaten und Tagen vor dem Ende des Reiches.

(…)

Die Todesmärsche zu erforschen erfordert, sich mit der dunklen und unbequemen Wahrheit auseinanderzusetzen, dass ganz gewöhnliche Deutsche, Feuerwehrleute, Polizisten, Bürgermeister, ältere Menschen und Angehörige der Hitlerjugend zu Tätern wurden. Sie waren aber keine Massenmörder und wurden nie vor Gericht gestellt wie KZ-Kommandanten. Auch lokale Beamte und Parteifunktionäre, die die Ermordung von Dutzenden Menschen in den Wäldern begleiteten, wurden nie zur Verantwortung gezogen. Selbst Historiker haben sich nicht sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, weil diese letzten Monate des NS-Regimes immer unter dem Blickwinkel des allgemeinen Kollapses betrachtet wurden.

Margot Friedländers Appell “Seid Menschen” ist alles andere als banal.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 8. Mai 2025 – Lerchenlauf, neue Folgen

Freitag, 9. Mai 2025 um 6:19

Guter Nachtschlaf – aber nur bis kurz vor vier. Dann ging nichts mehr, doch gerade als ich mich geschlagen geben wollte und aufstehen, klingelte der eh frühere Wecker: Ich wollte vor der Arbeit eine Laufrunde drehen.

Trotz dieser Schlafabkürzung und trotz düsterem Himmel fühlte ich mich munter, geradezu aufgekratzt, ich kam früh los. Nach wenigen Minuten begann es zu tröpfeln – jetzt fiel mir ein, warum ich am Vorabend die Schirmmütze herausgelegt hatte, die ich nicht trug, weil warum? Der Regen war nämlich bereits am Vorabend vorhergesagt worden, ich hätte mal besser meinem Vorabend-Ich vertraut. War dann aber nicht schlimm, der Regen blieb beim Tröpfeln, und ansonsten war ich mit langer Laufhose, Windbreaker überm kurzärmligen Laufshirt und Halstuch richtig angezogen.

Das düstere Wetter belohnte mich mit einsamen Wegen, auch gestern begann der Lauf-Betrieb an der Isar erst kurz vor sieben. Ich kam auf meine Kosten, und keine einzige Wade zickte rum (ich achtete aber wieder von Anfang an auf nicht zu steilen Vorfuß).

Auf einer grünen Wiese zwei Fußpfade, die auf einen blühenden Weißdorn zulaufen, darüber grauer Himmel

Blick einen breiten hölzernen Steg entlang mit hölzernem Geländer, auf beiden Seiten Bäume

Wunderbarer Duft nach frischem, nassem Holz.

Schmaler betonierter Kanal, der auf einen Fluss zuführt, Bäume auf beiden Seiten, ein umgestürzter Ast liegt quer

Zackige Körperreinigung. Alterserscheinung: Der Körper wird knochig und schwabblig zugleich. Bisschen wie ideales Suppenfleisch.

Zackiges Anziehen (Outfit beim Laufen überlegt), zackiger Marsch in die Arbeit. Im Westend hörte ich ganz sicher ein Mauerseglerschrillen, nachdem ich am Mittwochabend bei Yoga aus dem Augenwinkel einen lediglich möglichen Mauersegler gesehen hatte.

In der Arbeit holte mich im Verlauf des Vormittags dann doch der Schlafmangel ein, ich fühlte mich benommen.

Mittagscappuccino bei Nachbars, kurzer Abstecher zur Apotheke: Unser Ibu war alle, ich hatte nicht gesehen, dass der halbe Blister für die Arbeit der letzte gewesen war und bei der Suche nach einer Tablette gegen Morgenkopfweh ins Leere gegriffen.

Nachmittags müde und langsam noch Dinge weggeschafft. Auf dem Heimweg tröpfelte es wieder, Lebensmitteleinkäufe beim Edeka.

Daheim Blumengießen, Pediküre (gna), aus dem Ernteanteilsalat, den Herr Kaltmamsell eben geholt hatte, bereitete ich das Abendessen mit Haselnussmusdressing zu, außerdem gab es selbstgebackenes Brot aus der Gefriere mit Frischkäse und Bruder-geriebenem Meerrettich (der zog noch ganz schön!).

Überraschung beim Start der Tagesschau: Einmal kurz nicht hingeschaut, schon gab’s einen frischen Papst. Was 2/3 der Tagesschau einnahm und einen “Brennpunkt” im Anschluss rechtfertigte, Papst ist halt Popstar.

Nachtisch Schokolade.

§

Gerade in Zeiten, in denen Scheiße sich überschlägt, will ich nichts über Detailscheiße wissen, schon gar nicht inklusive atemloser Detailempörung. Zum Beispiel beim Thema Täglicher Trump.

Aber Zusammenfassungen sind super, und mit die besten zur aktuellen Trump-Regierung gibt es von Rachel Maddow, hier bei Stephen Colbert.

Teil 1

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https://youtu.be/PmDxy_RDrQA?si=f4rBotcdPmsYxI4s

Teil 2 (unter anderem mit Lobgesang auf lokale Medien)

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https://youtu.be/Ov4IQ5D8ysM?si=u_FQfl5AyudkQexH

Teil 3

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https://youtu.be/ZydcNDRTsUI?si=yELW_-GqmWD4NQ7-

via @stedtenhopp

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 7. Mai 2025 – Kaltmamsell and the holy international train ticket

Donnerstag, 8. Mai 2025 um 5:48

Erst in der letzten Schlafphase in die Angst gerutscht, das ist für die aktuelle Situation echt super.

Auf dem Weg in die Arbeit (frisch, aber heller Himmel) Überfall durch Martinshörner: Als ich auf dem Kaiser-Ludwig-Platz an der roten Ampel wartete, schrie mich eine Kolonne von acht Polizei-Kleinbussen und unmarkierten Kleinbussen an, die von der Beethovenstraße in die Herzog-Heinrich-Straße bog, bis ich weinte, weil wieder weder Ohrenzuhalten noch Gegenschreien half. Ich wüsste ganz sachlich gerne, was diesen konkreten Martinshorneinsatz erforderte (den weniger empfindliche Gehöre womöglich gar nicht weiter wahrnehmen).

Entsprechend erledigt kam ich im Büro an, zum Glück so lang vor Eintreffen von Kolleg*innen, dass ich Zeit hatte mich zu fassen.

Emsiger Vormittag, über dessen Verlauf sich der Druck langsam legte.
(Wobei mir auffiel, dass alles noch viel schlimmer sein könnte: Diese und nächste Woche habe ich den gefürchteten Jour-Dienst, und im Gegensatz zu den Monaten davor – ich checke den Inhalt immer wieder, um auf dem Laufenden zu sein – ist es da total ruhig.) (Ja, ich habe sichergestellt, dass nicht lediglich die Systeme kaputt sind.)

Diesmal ging ich wirklich aus Genussgründen auf meinen Mittagscappuccino ins Westend durch kühle Luft: Die Bewegung tat gut, der Cappuccino schmeckte gut.

Mittagessen: Apfel, der Rest Linsen mit Karotten vom Vorabend.

Am Nachmittag viel Arbeit, dazu Bomben-Kopfweh, das sich mit Ibu nur wenig lindern ließ.

Aber irgendwann war Feierabend, ich hatte Pläne und marschierte zum Bahnhof: Noch hatte ich ja für meine Oktoberfestflucht mit Wandern in Südengland kein Zugticket.

In München haben wir ja seit einer Weile und auf unabsehbare Zeit keinen Bahnhof, nur ein Ende der Gleise. Im improvisierten Reisezentrum holte ich mir wie gewohnt eine Nummer, allerdings statt von einem Automaten von einem Menschen ausgehändigt, der mich müde und ergeben informierte, dass ich mit einer halben Stunde Wartezeit rechnen müsse. Ich beruhigte ihn, dass ich auf Wartezeit gefasst war und eh Feierabend hatte. Es dauerte dann gar nicht mal so lang, bis ich an einen Schalter gerufen wurde.

Eine sehr herzliche Bahnerin versorgte mich – soweit sie konnte: Der Eurostar (Paris-London hin, London-Brüssel zurück) lässt sich laut ihrem System erst 120 Tage vor Fahrtantritt buchen. Ich kaufte die Tickets bis dorthin (über Stuttgart) und von dorthin (über Köln), tauschte mit der Bahnerin Fernreise-Erfahrungen aus, bekam Tipps.

Später am Abend ging ich aus reiner Neugier auf die Eurostar-Website – wo ich völlig problemlos und überraschend günstig (63 Euro hin, 65 Euro zurück) Tickets kaufte. Internationaler Bahnverkehr, wir müssen reden. Wieder. Immer noch. Zefix.

Mit insgesamt knapp 300 Euro für die Fahrten nach London und zurück (die Preise für die Bahntickets London-Winchester und Brighton-London weiß ich erst vor Ort) liege ich diesmal sogar deutlich unter doppelt so hohen Kosten wie für einen Flug München-London und zurück (heutiger Buchungspreis ca. 200 Euro).

Vor dem Bahnhof in der Goethestraße auffallendes Krähengeschrei, ich sah mich nach der Quelle um: Ganz oben in einer Platane ein großes Krähennest.

Daheim nahm ich mir noch Zeit für Yoga-Gymnastik, tat gut.

Am Wochenende hatte ich Herrn Kaltmamsell gefragt, warum es bei uns eigentlich nie Pastaschutta gebe.

Aufsicht auf einen tiefen weißen Teller, darin Spaghetti, Hackfleischsauce, geriebener Käse

Ich hatte mich den ganzen Tag darauf gefreut, schmeckte sehr gut. Nachtisch restliche Osterschokolade und andere.

Schonmal Waldmeister für die Maibowle am Freitagabend geschnitten und zum Welken aufgehängt (ich fürchte, die Pflanze im Töpfchen hat sich in den drei Wochen seit Kauf Mehltau eingefangen).

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Weit ab von jedem persönlichen Geschmack sind Einfamilienhausgebiete schlecht für die Gesellschaft, angefangen mit der Bodenversiegelung. Architekturprofessor Wolfgang Rossbauer hat im SZ-Interview weitere Argumente.
“Der Alptraum vom Toskanahaus”.

Früher war ein Bauernhof Abbild des Sozial- und Wirtschaftsraumes zugleich. Ein Neubaugebiet ist hingegen organisatorisch eine Abgrenzungsmaschine. Dann brauchst du nur noch eine monofunktionale Erschließung, Bürgersteig und Garagen. Nix wie früher auf der Straße spielen, mit dem Bulldog rangieren, Feierabendbier trinken. Heute ist die Straße zum Autofahren da, dörflich ist das lange nicht mehr.
(…)
Warum bleibt das Einfamilienhaus der große Lebenstraum, für den man riesige Opfer bringt?
Weil es alle machen, deshalb will man es auch. Alle wissen, dass ein Einfamilienhaus nicht nur teuer, sondern auch im Ressourcenverbrauch schlecht ist. Aber die Antwort darauf lautet: Jetzt will ich erst recht eines. Das Toskanahaus ist die logische Fortsetzung einer Wachstums- und Wegwerfkultur.

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Heiko Bielinski war in Venedig und bloggt darüber – ich bekam solche Sehnsucht!
“Ah, Venedig”.

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Vor 50 Jahren kam Monty Python and the Holy Grail ins Kino, deutsch Die Ritter der Kokosnuss. Damals gab es keinen Trailer. Das haben Fans jetzt nachgeholt.

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https://youtu.be/21488auCBqw?si=c5IlwT46JCtYQ2OC

via @slowbiex

die Kaltmamsell