Journal Donnerstag, 21. März 2024 – Arbeiten daheim mit Frühmorgenlauf

Freitag, 22. März 2024 um 6:18

Guter Nachtschlaf trotz offenem Fenster. Wobei mir einfällt: Zwar wecken mich in der Wohnung auf dieser Seite des Hauses seit drei Jahren öfter laute Menschen auf der Straße davor, dafür habe ich keine Nachbarn mehr, die mich mit ihrem rücksichtslosen Rollladen-RRRUMMMMS! mitten in der Nacht aus dem Bett werfen.

Wecker auf 15 Minuten früher: Ich wollte den Homeoffice-Tag zu dieser Jahreszeit mit frühem Sonnenaufgang für eine Laufrunde vor der Arbeit nutzen. Das klappte auch, ich wurde mit einer herrlichen, gut einstündigen Lauferei über Alten Südfriedhof und an der Isar bis Thalkirchen und zurück beschenkt.

Aussicht bei Laufbeginn mit schwer abschätzbarem Wetter, ich setzte vorsichtshalber eine Schirmmütze auf – gegen Regen oder Sonne.

Mit den Öffnungszeiten des Alten Südfriedhofs hatte ich mich etwas verschätzt: Zwar stand das Haupttor am Stephansplatz offen, doch die anderen Tore zum Verlassen des Friedhofs waren noch nächtlich verschlossen. Gerade als ich umdrehen und zurücklaufen wollte, fuhr der Sicherheitsdienst herbei und schloss das Tor des Durchgangs zum neuen Teil auf – ich konnte hinunter an den Westermühlbach laufen.

Interessant fand ich den Unterschied zwischen Hinweg vor sieben (nur eine weitere Läuferin, und die hatte einen Hund dabei) und Rückweg nach sieben (reichlich andere Läufer*innen).

Ich genoss das so sehr, dass ich gleich mal Morgenlaufpläne für die nächste Woche machte.

Zurück daheim schnelle Dusche, dann den Arbeitsrechner aufgeklappt.

Erst nach zehn begann es zu regnen, heftig und ausdauernd, ich hatte mit meinem Lauf Glück gehabt. Der restliche Tag spielte Aprilwetter.

Und dann wartete ich vergeblich auf die Heizungsablesung. Sie war für zwischen 11:30 und 13:30 Uhr angekündigt, irgendwann machte ich mir trotzdem meinen Mittagscappuccino, kurz vor eins trotzdem mein Mittagessen (gelbe Kiwi, Quark mit Joghurt und Birne). Um zwei ging ich sicherheitshalber runter zum Info-Zettel an der Haustür, ob ich mich vielleicht verlesen hatte.

Klappt übrigens nicht nur im Büro, sondern auch zu Hause: Gegen blendende Sonne Rollladen herablassen -> Sonne verscheuchen. Einmal sogar mit Gewitter herbeirufen.

Die Kastanie vorm Haus gibt Pfötchen!

Es klingelte schließlich um halb vier – und der Besuch der Hausverwaltung mit Handwerker drehte sich dann gar nicht um die Heizungszähler, diese Kästchen können tatsächlich bereits nach Hause telefonieren: Angeguckt wurde die Wasseruhr in der Küche, die soll durch ein sendefähiges Modell ersetzt werden. Das sie für genau unseres allerdings nicht dabei hatten, es wird einen weiteren Termin brauchen.

Die letzten beiden Arbeitsstunden wurden dann noch wild, leider auf eine unangenehme und folgenreiche Weise. Ich musste aber pünktlich um fünf Schluss machen: Weil Herr Kaltmamsell anderweitig beschäftigt war, musste den Ernteanteil ich abholen. Das tat ich also (leider meldete sich beim Kistentragen der Kreuzschmerz besonders elendiglich), anschließend ging ich noch auf Einkäufe zum Edeka in der Sendlinger Straße. Dessen Sortiment ist wirklich besonders reich: Als ich in den Tiefkühltruhen nach Spinat suchte, entdeckte ich Hühnerklein – das ich zu Studienzeiten bevorzugt für Hühnerbrühe verwendet hatte, auch heute noch gerne täte, aber mittlerweile für verschwunden hielt.

Daheim Häuslichkeiten, dann eine Runde Yoga-Gymnastik, die hatte ich echt nötig. Herr Kaltmamsell verarbeitete zwei Drittel des Ernteanteils zu Ofengemüse: Schwarzen Rettich, Sellerie, Rote Bete, Lauch, Karotten. Ich steuerte Kräuterjoghurt bei (mit Petersilie und Kresse). Nachtisch Süßigkeiten.

Früh ins Bett zur nächsten Lektüre, eine Leihgabe von Neffe 1: Larissa Kikol, Signed.

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Wieder ein Habe-ich-mir-nie-Gedanken-gemacht-aber-jetzt-wo-ich’s-lese-Moment: Alkoholkonsum, Alkoholismus und Krankenhausaufenthalte. Oder: Seien Sie besser ehrlich im Anästhesiegespräch. Wirklich ehrlich.
“‘Möchten Sie vielleicht ein Bier?'”.

via @narkosedoc

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Maaaaaaannn! Jetzt wieder dieses Gezicke um gerechte Sprache! Den einzigen wirklich konstruktiven Vorschlag habe ich auf instragram gefunden (danke an alle Weiterleiter!). Das ganze fing ja an, weil einige Menschengruppen sich nicht mitgemeint fühlen. @fuchs.kirsten schlägt deshalb vor, dass Mädchen und Frauen diesem Gefühl von klein auf gegentrainieren.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 20. März 2024 – Große Pläne im Kartoffelkombinat / Granta 166, Generations

Donnerstag, 21. März 2024 um 6:13

Wieder eine recht gute Nacht. Ich werde wohl bald zu meiner Sommer-Bettdecke wechseln: Das Federbett ist mir zu warm, ich verschwitze den Bezug fast jede Nacht (als geborene Nachtschwitzerin kenne ich den Unterschied zu klimakterischen Schweißausbrüchen). Lieber staple ich bei zu kalt eine Zusatzdecke.

Es wurde zu einem herrlich sonnigen Tag hell, doch auf dem Weg in die Arbeit war ich um meine Handschuhe froh.

Im Büro wurde ich umgehend hektisch: Erst musste ich ein Schlamassel beseitigen, das ich nicht selbst angerichtet hatte (ich hatte sogar in den vergangenen Monaten mehrfach versucht, diese Art von Schlamassel grundsätzlich zu verhindern, indem ich die Verursachenden über Hintergründe informierte – vergeblich). Dann entdeckte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte, der anderen Aufwand und Probleme bereitet – sowas grämt mich ja tief und lange. (Stellte sich dann heraus, dass der Fehler versehentlich doch nicht so schlimm war, weil ich nicht um eine Ecke, sondern um zwei zu viel gedacht hatte, das hob sich nahezu auf.)

Später Mittagscappuccino bei Nachbars, spätes Mittagessen: eine Hand voll Mandeln (müssen weg), Mango mit Sojajoghurt. Die Kreuzschmerzen ließen nach, plagten mich nur noch bei längerem Stehen.

Mittelaufregender Nachmittag, ich kam fast pünktlich raus – und nahm meinen Arbeits-Laptop mit: Am Donnerstag würde ich von daheim arbeiten (gnarf), weil der Heizungsableser angekündigt war. Zu meiner Überraschung, denn 2023 waren die Messröhrchen an den Heizkörpern durch weiße Kästchen ersetzt worden, von denen ich erwartet hatte, dass sie mit Zuhause telefonieren können.

Heimeranstraße

Auf dem Heimweg Einkäufe im Süpermarket Verdi und im Drogeriemarkt.

Keine Yoga-Gymnastik, weil ich an einer Info-Veranstaltung des Kartoffelkombinats über Zoom teilnahm: Es sind drei große Bau-Projekte geplant (Gebäudesanierung, Regenauffangbecken, Photovoltaik-Anlage), um unsere Gärtnerei zukunftssicher zu machen, also für den Klimawandel zu wappnen; finanziert werden soll das durch Zeichnung von mehr Genossenschaftsanteilen. Details wusste ich bereits aus einer sehr informativen Broschüre zum jüngsten Ernteanteil, gestern beantworteten Kartoffelkombinats-Vorstand Daniel und
-Vorständin Jana Fragen.

Zum Tagesschau-Gong waren wir fertig. Herr Kaltmamsell hatte währenddessen das Weißkraut aus Ernteanteil mit Farfalle zu Krautfleckerl gemacht. Nachtisch Schokolade.

Im Bett mein aktuelles Buch ausgelesen.

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Granta 166, Generations

Nachdem mir der neue Herausgeber von Granta magazine, Thomas Meaney, mit der ersten von ihm verantworteten Ausgabe Deutschland gleichmal das Kraut ausgeschüttet hatte, freue ich mich umso mehr, wie gut mir die aktuelle Ausgabe zum Thema Generations gefiel (angefangen mit dem großartigen Titelbild). Zwar sank mein Herz, als sein Vorwort zunächst die Generationen-Einteilung Boomers, Gen X, Millennials etc. aufgriff (halte ich für unbrauchbar für nützliche Analysen, und die Forschung gibt mir recht), doch dann las ich schlaue Gedanken darüber, welche Einflüsse und Merkmale die zugehörigen Schriftsteller*innen vereinen.

Die Zusammenstellung der Texte für das Magazin selbst spielt das Thema Generations ganz anders und erkenntnisfördernd durch. Unter anderem: Guy Gunaratne gibt einem Einwanderer der ersten Generation in London die Stimme, mit der er seine Tochter anspricht, vor allem darauf, wie anders ihre Einwanderungs-Identität ist. Eine Geschichte, “Isabel” von Lillian Fishman, stellt eine heutige lesbische Beziehung ihrem Vorläufer vor 20 Jahren gegenüber. “Lifetimes of the Soviet Union” von Yuri Slezkine schildert die verschiedenen Generationen politischer Strömungen der Sowjetunion. In “The Full Package” von Zoe Dubno geht eine Teenagerin mit ihrer Großmutter Kleidungkaufen, “Ricks & Hern” von Nico Walker erzählt von zwei Polizisten in New York, einer davon alt, einer jung, in “The Trouble with Old Men” schildert Samuel Moyn, wie verschiedene Kulturen und Zivilisationen durch die Menschheitsgeschichte ihre Ältesten behandelt haben, von Verehrung bis systematischem Mord (Nachtrag: Hier muss unbedingt herbeiassoziiert werden die “Ahndlvertilgung” von Helmut Qualtinger).

Und ich habe den Fotografen Kalpesh Lathigra entdeckt, auf instagram @kalpeshlathigra. (Huch, der folgte gleich zurück!)

Das alles zeichnet ein Bild von der Dynamik unterschiedlicher Generationen, ihrer Wirkung aufeinander – bunt und bereichernd.

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Nein, was derzeit als “Künstliche Intelligenz” bezeichnet wird, hat nichts mit selbständigem, kreativen Denken zu tun. Das wird lediglich seit Entwicklung von Computern (im Sinne von Turing-vollständig) allen Computern prognostiziert – mal enthusiastisch hoffnungsvoll, mal apokalyptisch ängstlich. Dabei ist lediglich die Geschwindkeit der Berechnungen extrem gewachsen. Ich habe mich, musste mich, mittlerweile damit abfinden, dass immer der neueste erstaunlichste heiße Scheiß an Rechner-Fertigkeiten “Künstliche Intelligenz” heißt. Eine Geschichte dieses Begriffs auf Englisch im Guardian:
“Race to AI: the origins of artificial intelligence, from Turing to ChatGPT”.

Darin auch eine schöne Erklärung von deep learning.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 19. März 2024 – Schmerzen, aber Frühling

Mittwoch, 20. März 2024 um 6:23

Guter Nachtschlaf, die Kreuz-Hüft-Schmerzen waren zum Glück im Liegen weg.

Das Draußen düster und kühl, doch am Vormittag wurde es heller bis sogar sonnig. Die Freude darüber wurde getrübt durch die Kreuz-Hüftschmerzen, ich wechselte oft zwischen Sitzen und Stehen am höhenverstellbaren Tisch – Stehen ging aber nur mit ständiger Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das andere, ich muss ausgesehen haben wie ein gestörtes Käfigtier. Wie erwartet griffen die Schmerzen auf umliegende Bereiche über. (Fall Sie mir Diagnosen und Gesundheitstipps mitteilen wollen: Lassen Sie’s, ich war gestern schon wieder lustig am Löschen. Vielleicht möchten Sie hier nachlesen, welche ich schon kenne? Und wenn Sie sich unbedingt erleichtern müssen: Das offene Google Doc, das ich als Sammelbecken für die Flut Ihrer Meinungen 2020 angelegt habe, ist immer noch offen.)

Mittags schien die Sonne richtig schön, ich ging raus ins Westend auf einen Mittagscappuccino – Spaziergang wundervoll, der Cappuccino schmeckte diesmal nach Kirschschokolade (es werden wechselnde Espressosorten verwendet).

Auf dem Gollierplatz fand möglicherweise gerade die Stadtmeisterschaft im Wettlaubblasen statt.

Mittagessen später am Schreibtisch: Apfel, Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn – von Letzterem vielleicht ein wenig zu viel, ich kam schier nicht nach mit Kauen und Schlucken. Aber jetzt sind die Reste des Mohns aufgebraucht, den ich für Kleckerkuchen gekauft hatte.

Nach Feierabend ging ich in kühler Sonne über den Hauptbahnhof nach Hause, machte im Automaten im Untergeschoß wieder Fotos für mein Projekt – das schon seit 18 Jahren läuft, wie ich beim Einsortieren des Abzugs im Schrank sah.

Yoga-Gymnastik der sportlichen Art, fühlte sich für mein wehes Kreuz wohltuend an. Doch als ich anschließend in der Küche im Stehen eine Mango für die Mittwochsbrotzeit schnippelte, wusste ich wieder vor Schmerz nicht ein noch aus.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell die Karotten des Ernteanteils in Stiften im Ofen gebacken, dazu gab es Haselnussmus-Dip und scharfes Zhug, außerdem Käse aus Friesland, diese zweite Sorte fein säuerlich. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, die aktuelle Granta-Ausgabe Generations gefällt mir besonders gut.

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Ich bin alt, ich mag Geschichten über Spezialläden, die auch heute noch Kundschaft haben. Kafka on the road schreibt über einen der letzten Läden für Anglerbedarf in Berlin, Angelhaus Koss – mit Madenautomat an der Straße!
“Es geht weiter”.

(Immer wenn ich denke, dass ich vielleicht doch zu den Boomern gehöre – eigentlich als 1967 geborene ein paar Jahre zu spät -, denke ich an das Stück “Rente gehn”: Nee, diese alternative Vetternwirtschaft, diese selbstherrlichen Versicherungsbescheißer, die sind tatsächlich einen Abschnitt älter. Meine Generation müsste das Lied umdichten auf irgendwas mit Computern und Internet – und auf die herabschauen, die noch nie ein BIOS von innen gesehen haben und nicht mal die einfachsten html-Tags kennen. Wir haben noch in Loseblattwerken recherchiert!)

§

In letzter Zeit hatte ich einige Gespräche darüber, wie viel ein eigenes Auto tatsächlich kostet – und welch luxuriöses Reisen und Fahren mit anderen Verkehrsmittel dadurch bezahlbar wäre.
@fliggerit verlinkte gestern eine Aufstellung des ADAC über Gesamtkosten nach Pkw-Modell, die ich sehr interessant fand.
“Übersicht: Autokosten aller Modelle von A bis Z”.

Jetzt wäre ich noch dankbar für jemanden, die die Taxikosten ausrechnet, führe man all diese Privat-Pkw-Kilometer damit – zwischen Großstädten mit Direktverbindung gerne Bahn.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 18. März 2024 – Schmerzen außen und innen

Dienstag, 19. März 2024 um 6:27

Guter und reichlicher Schlaf, so gehörte sich das endlich mal wieder. (Um den Preis von Frischluft: Ich hatte das Schlafzimmerfenster nach einer halben Stunde ganz offen gegen Lärmstörungen geschlossen).

Arbeitsweg mit Regendrohung, aber ich kam trocken an.

Es ist Magnolienzeit!

Im Büro brachte mich ein Blick ins Postfach erst mal ordentlich ins Wirbeln und machte mich gleich im Anschluss sehr müde.

Da war dieser eine Muskel über der linken Po-Seite, der seit Sonntag schmerzt, mit Ziehen um die linke Hüfte bis ins Knie. Schon am Sonntag konnte ich nur an der Arbeitsfläche in der Küche schnippeln und tun, wenn ich die Hüfte durchgehend in Bewegung hielt, sonst wurde der Schmerz unerträglich. Gestern wusste ich mir im Büro irgendwann nicht mehr anders zu helfen, als mich unter den Tisch zu legen und so lange mit LWS-Drehungen rumzudehnen, bis ich an diesen Muskel kam (ich erwischte ihn mit offenem windshield wiper nach rechts) – half dann aber auch nicht dauerhaft. Zefix.
Am wenigsten Schmerzen hatte ich im Sitzen, das war neu.

Nach einigen Vormittagsbesprechungen hatte ich Zeit für einen Mittagscappuccino bei Nachbars; die Qualität dort schwankt sehr, gestern bekam ich den besten bisher.

Viel Planung und Orga, Mittagessen war ein großer Apfel (aus Ernteanteil von einem Partnerbetrieb und köstlich), außerdem Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn. Und eine Ibu zur Schmerzbekämpfung.

Nachmittag einerseits emsig, vorm Fenster wie angekündigt “ausdauernder” Regen, wie es auf Wetterdeutsch heißt. Andererseits biss sich mal wieder der Selbsthass durchs Innere, den ich dann auch noch mit heim nehmen musste. Mich selbst nicht so wichtig nehmen? Ach, größter Wunsch. Seit so vielen Jahren versuche ich mich zu ignorieren, aber Existenz lässt sich einfach nicht wegdenken. Wahrscheinlich habe ich einfach nur noch nicht die richtige Droge für mich gefunden.

Einkäufe im Vollcorner, für das letzte Stück brauchte ich keinen Schirm mehr. Yoga-Gymnastik war gestern eine Folge mit langsamen, leichten Dehnungen, ich hoffte auf Besänftigung der Kreuz-Hüft-Schmerzen. Vergeblich.

Als Nachtmahl wärmte ich im Ofen das restliche Topinambur-Hähnchen vom Sonntag auf, danach gab es reichlich Süßigkeiten (sogar nur bis kurz vor zu viel).

§

Gabriel Yoran fragt bei Krautreporter:
“Was wurde eigentlich aus der Zukunft?”

Vieles funktioniert heute schlechter als früher: nicht nur Elektrogeräte, sondern ganze Demokratien. Wenn der Fortschritt stockt, sind wir enttäuscht. Warum eigentlich?

Ein besonders interessanter Gedanke:

Wagners Arbeit macht klar, dass von Fortschritt nur sprechen kann, wer eine Vorstellung davon hat, was wünschenswert ist.

(Erinnerte mich an die Forderung, Schulunterricht solle etwas “fürs echte Leben” vermitteln – dafür muss erst mal definiert werden, welche Vorstellung von wünschenswertem Leben die Fordernden haben.)

§

Wenn Sie überzeugt sind, dass Bürgergeld-Empfänger*innen in erster Linie arbeitsscheues Gelichter sind, werden Sie diese Fakten von tagesschau.de ohnehin nicht erreichen. Für den Rest:
“Wie viele ‘Totalverweigerer’ es wirklich gibt”.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 17. März 2024 – Elterntag mit Wildpark

Montag, 18. März 2024 um 6:25

Ich schlief bei meinen Eltern gut, nicht lang genug. Plan war, Herrn Kaltmamsell morgens heimzuschicken, damit er arbeiten konnte, ich würde den Vormittag mit meinen Eltern verbringen. So machten wir das dann auch.

Nach gemütlichem Kaffeetrinken und Ratsch sowie Update zum Gesundheitszustand (nicht völlig beruhigend) machten wir einen Ausflug zum Ingolstädter Naherholungsgebiet Nr. 1: Baggersee. Dass er nicht mal mehr im Sommer wirklich genutzt wird, wusste ich (hier eine Momentaufnahme aus meiner Kindheit in den 1970ern), statt Baggersee machen die Leute eher Kurzurlaub am Gardasee oder Mittelmeer. Ich glich Erinnerungen an Badezeiten am Baggersee mit denen meiner Eltern ab.

Manchmal war es sogar sonnig, ansonsten eher April. Doch frieren mussten wir nicht. Ich freute mich sehr über die blühenden Büsche, die grünenden Bäume – und über den Abstecher ins Wildgehege.

Kooperation Biber-Schnee.

Auf der Tonspur hier bitte Bienensummen vorstellen. Dahinter badeten im See gerade zwei Herren.

Wir bogen zum Wildgehege ab.

Hirsche

Wisente

Wildschweine – die Trias meiner Kindheitsspaziergänge in dieser Gegend.

Nach nicht mal fünf Kilometern ist man rum um den Baggersee. Oder lässt sie bleiben.

Zu meiner Kindheit ging es hier ins Fischerheim, heute heißt das Ausflugslokal Seehaus.

Ingolstadt ist dann doch eher übersichtlich, vor allem für Leute, die seit vielen Jahrzehnten hier wohnen: Wir trafen unterwegs zweimal Freunde meiner Eltern.

Auf dem Heimweg hielten wir noch kurz an der Antoniusschwaige.

Hier kann man sich zum Eierkauf gleich bei den diese legenden Hennen bedanken.

Meine Mutter hatte Mittagessen vorgekocht: Es gab Pollo en pepitoria, eine Variante unseres Familienrezepts (geröstete Pinienkerne statt Haselnüssen) – ganz ausgezeichnet.

Jetzt nahm auch ich einen Zug zurück nach München, problemlose Heimreise. Zu Hause machte ich mich umgehend an die Zubereitung des Abendessens, für das ausnahmsweise ich zuständig war: Der Ernteanteil hatte reichlich Topinambur enthalten, ich erinnerte mich an ein Rezept aus Ottolenghis Jerusalem: Hähnchen (kann man ja nun wirklich zweimal am Tag) mit Topinambur und frischem Estragon. Die Zutaten sollten mindestens zwei Stunden marinieren, also musste ich mich ranhalten.

Dann hatte ich noch Zeit für Häuslichkeiten und eine Runde Yoga-Gymnastik.

Das Topinambur-Estragon-Hähnchen gelang mir sehr gut und schmeckte wunderbar: Eines der Ottolenghi-Rezepte mit einer Halbmeter langen Zutatenliste – die völlig berechtigt ist. Und ganz anders als das Mittagessen.
Nachtisch reichlich Süßigkeiten.

§

Les Ballets Trockadero de Monte Carlo gibt es sein 50 Jahren, vielleicht haben sie Videoclips der Herren in Tutus, die die russische Ballett-Tradition recht untraditionell hochhalten, schon mal gesehen. Auf arte eine Doku von 2020, aus der ich unter anderem erfuhr, dass die New Yorker Kompagnie eine der vielen Folgen des Stonewall-Aufstands ist, als sich Schwule, Lesben und andere LGBTQ-Menschen die ständigen Razzien der Polizei und andere Schikanen nicht mehr gefallen ließen und sich wehrten. Aber auch, welche Schneise auch hier die schreckliche AIDS-Pandemie schlug.
Noch bis 7. Juni in der arte-Mediathek:
“Ballerina Boys”.

via joel.lu

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 16. März 2024 – Frühlingsblümchen und Familiengeburtstagsparty

Sonntag, 17. März 2024 um 9:30

Ich schlief dank herabgelassener Rollläden bis fast sieben, erwachte nur leicht benommen vom Alkohol am Abend zuvor.

Der erste Blick in den Spiegel zeigte im rechten Augenwinkel einen Fünferl-großen dunkelvioletten Bluterguss. Ursprung völlig unklar, keine Schwellung, keine Schmerzen – was von allein kommt, geht auch wieder von allein. Und war ohnehin so unauffällig, dass Herr Kaltmamsell nicht wusste, wovon ich sprach, als ich ihm den blauen Fleck zeigte.

Nach ausführlichem Bloggen mit den üblichen Morgengetränken machte ich mich fertig zum Laufen: Schwimmen war ich ja schon am freien Mittwoch gewesen, am Sonntag würde ich keine Gelegenheit zum Laufen haben, also jetzt. Gegen möglichen Regen aus dem dunkelgrauen Anteil des gemischten Himmels setzte ich eine Schirmmütze auf. Start direkt vor der Haustür, ich lief über den Alten Südfriedhof am Westermühlbach entlang zur Isar, flussaufwärts bis Hinterbrühler See, drumrum und dieselbe Route zurück.

Das ging problemlos, in der zweiten Hälfte lief ich sogar besonders leicht, sah viele Blüten, dazu immer mehr Grün an den Büschen, freute mich an den bunten Kajaks auf der Isar. Trocken blieb ich angenehmerweise auch.

Blaustern und Bärlauch auf dem Alten Südfriedhof.

Buschwindröschen am Westermühlbach.

Veilchen

Diese Steine am Isarwerk gehören zu den Synagogenresten, die im Sommer 2023 bei Bauarbeiten an der Großhesseloher Brücke in der Isar entdeckt wurden.

Hinterbrühler See

Am Flaucher. Ich finde diese Explosion weißer Schleier SO schön!

Schuppenwurz

Abschließendes Semmelholen, nach gut anderthalb Stunden Lauf war ich wieder daheim.

Frühstück um halb zwei: Apfel, Körnersemmeln, zwei Tahini-Kekse, die Herr Kaltmamsell zum Aufbrauchen eines Spezielzuckers am Morgen gebacken hatte. Da er mehrfach auf den beängstigend niedrigen Füllstand unserer Süßigkeiten-Kiste hingewiesen hatte, ging ich nochmal raus, um Discounter-Süßigkeiten zu besorgen. Das erwies sich als schlechtes Timing: Heftiger Regen setzte ein. Wodurch ich herausfand, dass die Kapuze meines neuen Übergangsmantels eher nutzlos ist: Es fehlt ihr ein Festschnürbändel, jeder Windstoß wehte sie mir vom Kopf.

Der heftige Regen begleitet mich auch auf dem Heimweg, Süßigkeitenpackungen und ich wurden teilnass.

Zeitunglesen, dann wurde es Zeit zu packen: Herr Kaltmamsell und ich waren abends auf einem Familiengeburtstag eingeladen, wir würden bei meinen Eltern übernachten.

Zugfahrt nach hinter Ingolstadt, unterwegs regnete es Wolkenbrüche. Bei Ankunft in Ingolstadt Audi aber hatte wir Glück: Obwohl der Himmel weiter dramatische schwarze Wolkentürme aufbaute, kamen wir trocken ans Ziel.

Party-Abend unter Motto 1970er: Einige Gäste hatten sich voll ins Thema geschmissen und glitzerten wie zu besten ABBA-Zeit (selbst hatte ich die Variante Saint-Tropez gewählt, trug Saint-James-Fischer-Shirt zu Jeans und blauen Stoffturnschuhen), es gab ein 70er-Buffet inklusive Bowle sowie Wackelpudding zum Nachtisch, ich unterhielt mich mit lange nicht gesehenen Freunden der Familie, fand auch Gelegenheit für ein Update mit Brüderchen.

Meine Mutter war auch unter den Gästen, sie nahm Herrn Kaltmamsell und mich noch vor Mitternacht mit in mein Elternhaus.

§

Ein Mut machendes Gespräch bei den Krautreportern, das ich Ihnen gerne schenke:

“Politik und Macht
Interview: ‘Es gibt in der deutschen Gesellschaft eine enorme Großherzigkeit'”.

Die Philosophin Carolin Emcke sagt: Wir sind viel weniger gespalten, als wir meinen.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 15. März 2024 – Ein ganzer Urlaub an einem Abend im Dantler

Samstag, 16. März 2024 um 8:57

Die Nacht unterbrochen von Draußenlärm, ich schloss das Fenster zur eigentlich willkommenen Nachtluft schon um halb zwei. Weckerklingeln wieder nach gefühlt zu wenig Schlaf.

Der Morgen war etwas gemächlicher als sonst, ich hatte um acht erstmal einen Termin bei der Zahnärztin in Schwabing. Die U-Bahn brachte mich zur Münchner Freiheit, für den restlichen Fußweg war ich in milder Luft mit leichter Jacke richtig angezogen.

Frau Dr. dent. musste nur eine Füllung ersetzen, ich hatte Zeit für ein wenig Plaudern mit der Ärztin. (Wie ungewohnt und erleichternd es ist, wenn sich mal jemand über die vielen Verbesserungen im Münchner Straßenverkehr der jüngsten Jahre freut und nicht erst die verbliebenen Missstände nennt!)

U-Bahn mit Umsteigen am Odeonsplatz, Pandemiemaßnahmenspuren.
Ins Büro kam ich nur eine gute Stunde später als sonst.

Für Mittagscappuccino marschierte ich ins Westenend und stellte mich in der kleinen Schlange an. Als ich dran war, stellte Herr Barista mir bereits wortlos meinen Cappuccino hin, ich so: “Echt?” Jetzt muss sich erweisen, ob ich so viel Gekanntwerden aushalte.

Mittagessen: Apfel, Kimchi, Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn – diese Kombination ergab später interessante Rülpserchen. (Andererseits: Kimchi macht in jeder Kombination interessante Rülpserchen.)

Ruhiges Arbeiten, ein wenig überschattet von Familiensorgen, die sich erst nach Feierabend lösten. Draußen wurde das Wetter aprilig, gegen Arbeitsende gab es mehrere Regenduscher. Obwohl sich am Himmel weiterhin schwarze Wolken türmten, beschloss ich, dem Regenradar zu glauben, nach dem das Regengebiet nördlich von München verbeizog. Was ungefähr so vernünftig war, wie einem Navi mit dem Auto auf Feldwege Richtung Klippen zu folgen. Zur Strafe rannte ich nach Wochenend-Einkäufen im Vollcorner in prasselndem Regen von Unterstand zu Unterstand (kam an dem an der Wirtschaft Bad ins Plaudern mit einer Frau in ähnlich buntem Beinkleid wie ich, wir komplimentierten einander).

Abends war ich mit Herrn Kaltmamsell zum ganz feinen Essen verabredet, wir freuten uns seit Wochen auf unseren Tisch im Dantler. Es ist immer ein Erlebnis (und das lange Warten auf einen buchbaren Tisch wert), wohin sich die ambitionierte Gastronomie um Jochen Kreppel und Maximilan Süber entwickelt hat. Wir verbrachten einen wunderbaren Abend, die werden hier tatsächlich immer besser <3

Zum Festhalten: Das Menü dieses Abends.

Da ich die Weinbegleitung durchhalten wollte, nahm ich einen Aperitif ohne Alkohol: Eine beerige Limonade mit festem Beerenschaum, hervorragend. Und genoss schon mal das frische, kuchige Brot des Hauses mit Zitronenbutter.

Frühlingskräuterschaumsüppchen mit Erbsen, Pistazienkrokant, Crostini – wunderbar aromatisch und erbsig. Dazu ein ungewöhnlicher Chardonnay, nämlich ein unholzig wuchtiger Ehrenhausen Ewald Zeytick Südsteiermark 2021.

Der Stand der Möhre: Die gibt’s immer, und Jochen erzählte später, dass man daran die Entwicklung am besten nachvollziehen kann. Gestern also: Bundmöhrchen gegrillt mit Salzzitrone, Nussbutter, Macadamiacrunch – ich nahm mir vor, die nächsten Ernteanteilmöhren gezielt mit Haselnussmus zu kombinieren, denn das funktioniert super. Dazu die weiße Cuvée Giesinger Berg, die Jochen zusammen mit Claus Preisinger entwickelt hat (die ich über die Wir2liebenWein bereits probiert hatte, über die sich, wie ich auf Nachfrage erfuhr, das Projekt auch ergeben hatte) – und die sich mit der Karotte hervorragend verstand.

Seeforelle vom Gutshof Polting gehackt und roh mariniert mit Radi, Ingwer, Gurke, Wasabikürbiskernen, Saiblingskaviar – mein Lieblingsgang des Abends mit seiner wunderbaren Frische. Der Riesling Saar van Volxem Mosel 2014 (wie mir erklärt wurde, aus sieben Lagen gemischt) passte perfekt und schmeckte mir auch unabhängig davon sehr gut.

Das Wandbild, an dem ich auf dem Weg zum Klo vorbeikam, verrät die Vorliebe Jochens.

Es ging weiter mit Forelle kross in Mandelbutter mit Kohlrabi, Puffbohne, Fette Henne, Zitrussud – vor allem mit dem Sud verstand sich allerbestens der Wein dazu: Weißburgunder K3 (weil aus drei Lagen) Ewald Zeytick Südsteiermark 2021. Und die nächste Fette Henne, der ich beim Wandern begegne, wird nun definitiv mitgenommen und zubereitet.

Der Fleischgang: Flache Schulter vom Rind geschmort mit Schwarzwurzel und gerösteten Knöpfle, superzartes Schmorfleisch, wie ich es liebe, die Schwarzwurzel machte mir nichtmal was aus. Wein dazu: Rote Cuvée Hausmarke Moric Burgenland 2022 (laut Erklärung aus verschiedenen Jahrgängen abgestimmt), sehr fein.

Wir entschieden uns für einen süßen Abschluss, dennoch stellte Jochen uns zum Probieren drei ganz wunderbare Käse auf den Tisch mit Crostini und ein wenig super Wasabihonig, schenkte zum Probieren dazu einen Giesinger Berg Naturwein Rosé ein – der mit dem Blauschimmelkäse Walzer tanzte und einen fast betörenden Rosenduft verströmte, Hammer. (Foto vergessen.)

Als Dessert-Einstieg ein Maracuja-Stamperl mit Brause-Krümeln.

Und dann der Beweis, wie edel Kokos schmecken kann: Ananas in Vanillesud, Kokosnusseiscreme, Kokosgranola. Statt dem Dessertwein auf der Karte trat Herr Sommelier heran und schenkte mir eine ganz helle Spätlese ein, die passe noch besser – und er hatte sowas von recht. Wieder mal nahm ich mir vor, gezielt nicht trockene Weine zu trinken: Die kommen im Idealfall in Geschmacksregionen, die trockene nicht erreichen können.

Wirklich gutes Essen, so liebevoll und sorgfältig zubereitet, serviert, kombiniert macht mich immer noch glücklich. Ich wünsche dem Dantler noch ganz lange Freude daran – von der ich wiederum profitieren kann.

Warten auf die U-Bahn nach Hause mit Betrachtung der Taube, die offensichtlich auf dem Bahnsteig Silberhornstraße wohnte (städtisches Wildlife immer Beachtung wert). Der Abend hatte auch der Partnerschaft mit Herrn Kaltmamsell gut getan, wir waren ins Reden gekommen, ich hatte mehr Details seiner dritten Woche am neuen Arbeitsplatz erfahren.

§

Jajaja, die Studie wurde von Vattenfall in Auftrag gegeben. Aber ich liebe schon die Überschrift:
“Studie zeigt: Vögel können Rotorblättern von Windrädern ausweichen”.

Immer wieder wird als Argument gegen den Bau von Windkraftanlagen die Gefahr, dass Vögel mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen kollidieren, angeführt. Eine neue Studie des Energiebetreibers Vattenfall zeigt, dass Seevögel vor der britischen Küste den Rotorblättern von Windkraftanlagen besser ausweichen können als bisher angenommen.

Forscher:innen haben das Verhalten der Vögel in der Bucht von Aberdeen in der Nordsee an der schottischen Ostküste über einen Zeitraum von zwei Jahren mithilfe von Radaranlagen und Kameras beobachtet.

Während der Studie wurde kein einziger Zusammenstoß zwischen einem Vogel und einem Rotorblatt registriert.

Ich bin der Studie und ihren Belegen sehr dankbar. Bislang fiel mir nur beim Wandern auf, wie keine toten Vögel ich rings um Windräder sah. Aber das war ja anekdotisch.

Dass Greifvögel nicht durch Windräder gefährdet werden, weiß man das schon seit zwei Jahren.
“Neue Windenergie-Studien: Entwarnung für Rotmilane?”

§

Leider habe ich mich vom Techniktagebuch weiter entfernt als gewünscht, ich schaffe die Mitarbeit nicht mehr – was lediglich bedeutet, dass mir andere Dinge offensichtlich wichtiger sind. Hier zumindest zum Nachlesen:
“10 Jahre Techniktagebuch”.

die Kaltmamsell