Archiv für September 2011

Urlaubstag im Herbstsommer

Freitag, 30. September 2011

Viel zu früh und sehr müde aufgewacht – tja, nach den vergangenen arbeitsreichen Wochen unter Hochdruck lässt sich Entspannung halt nicht einfach zuschalten.

Vergebliches Warten auf die rosenfingrige Aurora am Morgenhimmel, dieser entscheidet sich statt dessen für Hochnebel.

Raus an die Isar. Auf diesen Lauf hatte ich mich lange gefreut: Meine schmerzenden unteren Waden machen immer weniger Dauerlauf möglich, jeder ist ein besonderes Zuckerl. Diesen hatte ich fast zwei Wochen aufgeschoben, dennoch nach einer Stunde durch herbstduftende Flussauen (immerhin, das hatte ich auch schon deutlich früher) Schmerzen, die letzte halbe Stunde nicht mehr so richtig spaßig.
Viel schlimmer aber war der Anblick des schwarzen nasenlosen Mops’, der seinem joggenden Frauchen verzweifelt hinterherröchelte und dabei klang wie eine bronchitische Urgroßmutter – ich war SO kurz davor, die Frau blöd anzureden, die das erbarmungswürdige Viecherl auch noch ausschimpfte, weil es so langsam wackelte.

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Arzttermin, dann Stippvisite in befreundetem Büro – mittlerweile war der Hochnebel dem Sehrspätsommerwetter der vorhergehenden Tage gewichen.

Gaertnerplatz

Spaziergang zum Viktualienmarkt, um dort die Zutaten für das abendliche Rindergulasch zu besorgen (geplant, weil noch so viele Zwiebeln da waren, die weg mussten – ich weiß gar nicht, was daran seltsam sein soll. Wo ich doch keinen Zwiebelkuchen mag). Fleischeinkauf beim Herrmannsdorfer macht immer Spaß. Am liebsten lasse ich mich ja von der Auslage inspirieren (in der ich gestern unter anderem sehr interessante T-Bone-Steaks vom Schwein entdeckte), doch diesmal wollte ich halt Rinderwade.

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Daheim Frühstück (Wildfeigen mit Sojajoghurt, Marmeladebrote aus vorrätigem selbst gebackenem Roggenschrotbrot) und ein wenig Siesta.

Nach dem Heimholen des reparierten Fahrrads nahm ich mir ein Kilo Zwiebeln mit auf den Balkon und hackte dort (mit wirklich scharfem Messer).

Ich freute mich, dass ich endlich mal wieder den Mitbewohner rundum bekochen konnte – über den Sommer war das fast ausschließlich andersrum: Salat aus Biokisten-Fenchel und Orangen, Rindergulasch (dieses Rezept erwies sich als ganz ausgezeichnet) und zum Nachtisch Nektarinen-Zwetschgen-Crumble, dazu einen Manchuela Realce Crianza 2003, den wir vor Jahren mal von Herrn Schwieger geschenkt bekommen hatten und der mit Lakritze, Schokolade, Rosmarin und fleischigen Tönen wunderbar zum Gulasch passte (hat jemand einen Tipp, wo ich den nachkaufen könnte?).

Ruf ein Rad

Donnerstag, 29. September 2011

Man soll ja keine Gelegenheit auslassen, dem eigenen Leben Abenteuerlichkeit und Glamour zu verleihen. Also nutze ich seit gestern Call a bike. „Ruf ein Rad“ hätte sich nun wirklich im Deutschen angeboten, aber ich bin alt genug mich zu erinnern, dass das Ganze als Start-up in der New Economy begann: Beim Start im Jahr 2000 fand ich das Konzept ganz großartig. Und wie viele andere Begeisterte kam ich wegen massiver Anfangsschwierigkeiten nie über die schlichte Anmeldung hinaus (überforderte Firma, crashende Server, Wochen zwischen Anmeldung und Freischaltung). Schon 2001 kaufte die Deutsche Bahn das Unternehmen und heutzutage läuft das alles superprofessionell und glatt. Hier ab S. 74 eine Zusammenfassung der Unternehmensgeschichte (pdf).

Der Anlass meines Tests: Mein eigenes Fahrrad hat einen gründlichen Platten. Den verursachenden Glassplitter fand ich schnell, er steckte noch im Mantel des Hinterreifens (wahrscheinlich war auch daran das Oktifest schuld, wie im Moment ja an allem). Meine Lust auf Fahrradreparaturen versiegte ja nach dem Studium ziemlich schnell, statt dessen sorge ich deshalb für den Erhalt des kleinen Fahrradladens nebenan. Einerseits fiel mir bei dieser Gelegenheit auf, dass ich seit zwei Jahren keinen Fahrradschaden mehr hatte (schön!), andererseits sah ich mich ausgerechnet während dieser letzten wunderschönen Spätsommertage in motorisierte Verkehrsmittel eingesperrt. Wo ich doch noch dazu ab heute Urlaub habe. Ich brauchte also ein Fahrrad, sofort. Meines ist das einzige Fahrzeug in unserem Haushalt: Nicht nur haben wir kein Auto, sondern lehnt zudem der Mitbewohner das Fahrradfahren vehement ab.

Beim Morgenkaffee meldete ich mich bei Call a bike an und konnte bereits in die Arbeit auf ein Rufrad ums Eck zugreifen. Allerdings stellte ich mich erwartbar blöd an und brachte das Rad erst nach mehreren Versuchen zum Rollen (falsche Telefonnummer angerufen – die richtige war verdeckt gewesen, falschen Knopf gedrückt und das Rad dadurch verschlossen statt geöffnet), inklusive Anruf bei der Hotline, an der mich eine freundlich Frau nach meinem „Grüß Gott, ich bin neu hier und stelle mich blöd an“ durch die Handgriffe führte. Die wirklich nicht schwierig sind.

2,80 Euro kostete mich die erste Fahrt wegen meiner zeitraubenden Anfangsprobleme – das sind nur 30 Cent mehr als die Einzelfahrkarte der Münchner U-Bahn. Werde ich dennoch sicher noch öfter machen, zum Beispiel für einfache Strecken zu meinem Fahrrad, wenn ich es wegen Regens irgendwo stehen habe lassen. Oder als Angebot an Besuch, mit dem ich dann zusammen durch München radeln kann.

Frisches aus der Twitterei

Dienstag, 27. September 2011

Richtig gutes Eis

Montag, 26. September 2011

Das hier ist eine Eisdiele in der Münchner Innenstadt, also in einer Gegend, in der es geschätzt alle 100 Meter eine Eisdiele gibt.

Unter diesen Umständen ist es ein ziemlich sicherer Tipp, sich an die Schlange anzustellen. Als Herr Paulsen im Frühling um Tipps für richtig gutes Eis in Deutschland bat, wurde für München auch das Balla Beni genannt. Ich testete es daraufhin – und es gab kein zurück (tut mir leid, Sarcletti). Meike Winnemuth meint zwar,

dass „bester Eisladen der Stadt“ in der Regel „Ich kenne vier Eisläden, hier schmeckt es mir am besten und zufällig liegt er in der Nähe meiner Wohnung“ bedeutet

Doch obwohl ich um meine Wohnung herum fünf Eisdielen zähle, die ich in fünf Minuten zu Fuß erreichen kann, nehme ich immer wieder die Straßenbahn 27 zum Balla Beni (so, wie ich davor die U-Bahn zum Sarcletti genommen habe). Gestern zum Beispiel für die Geschmacksrichtung Milch-Minze (sensationell), Mango (sehr gut), Maroni (netter Versuch, brauche ich aber nicht nochmal) und ein Probiererl Vanille (oh, so gut kann Vanilleeis schmecken!).

Aussetzer

Montag, 26. September 2011

Ja, sicher hat das jede mal: Dass sie sich fokussiert und konzentriert wähnt, tatsächlich aber Dinge tut, die sie sich später nicht mehr erklären kann. Gestern musste ich mich so über mich wundern, dass ich das hier besser aufschreibe – falls es sich im Nachhinein als Krankheitssymptom erweist.

Ich kam endlich dazu, das Rezept für das „Riesengrosse Mühlenbrot“ umzusetzen, das seit Monaten ausgedruckt auf unserem Küchenmonster liegt. Wie immer bei ersten Versuchen hielt ich mich sklavisch an Mengen und Methoden der Vorlage. Dachte ich.

Auch bei mir war der Teig alles andere als klebrig, im Gegenteil: Er war bereits beim ersten Kneten so hart, dass ich Wasser angoss – schließlich weiß ich, dass er von Knetdurchgang zu Knetdurchgang härter wird (wegen dem Glutendings).

Und da auch ich keine passenden Gärkörbchen habe, ließ ich die Teiglinge ihre vier Stunden auf dem Blech gehen, auf Backpapier. Erst als ich sie auf ein heißes Blech stürzte, um sie in den Ofen zu schieben, fiel mir ein, dass Backtrennpapier ja nur beim Backen seine trennende Wirkung entfaltet: Selbstverständlich klebte der rohe Teig innig daran. Wie konnte ich nur vergessen, die Unterlage kräftig zu mehlen?

Und als ich dann nochmal den Backrhythmus nachlas, wurde mir der Grund für die ungewöhnliche Festigkeit des Teigs klar: Ich hatte statt 100 Gramm Vollkornroggenmehl gleich 250 Gramm eingeknetet (vor lauter Unglauben wog ich das Mehlpaket nach, das ich erst zum Backen geöffnet hatte: 747 Gramm).

Das Brot wurde dennoch gut – das hatte ich nach den beiden Missgeschicken mit Polenta- und Weißbierbrot auch nötig.

Das nächste Mal versuche ich es mit den eigentlichen Mengenangaben und bemehlten Flächen. Tse.

Wie man früher an Kuchenrezepte kam

Sonntag, 25. September 2011

Früher, liebe Kinder, früher waren es nicht die Foodblogs, die zu neuen Kuchenrezepten inspirierten. Da speicherte man sich noch nicht über die Woche alle interessanten Kuchen oder Torten ab, die man über seinen RSS-Feed gefunden hatte, um am Wochenende den einen oder die andere nachzubacken.

Früher nämlich, liebe Kinder, früher gab es dafür sogenannte „Kaffeekränzchen“. Das war zu Zeiten, als in Familien die Mütter noch nicht für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkamen, sondern auf die Geschenke ihrer Ehemänner angewiesen waren. Im Gegenzug erledigten sie alle anfallenden Arbeiten im Familienhaushalt und steckten ihre übrige Energie in das Ausschmücken des gemeinsamen Heimes mit Salzteigbildern, Trockenblumengestecken und getöpferten Stifthaltern, oder sie führten Testreihen durch, wie oft am Tag sich ein Teppich saugen lässt, ein Regal abstauben, ein Fliesenboden wischen. Doch auch zu dieser längst vergangenen Zeit sehnten sich die Mütter nach Geselligkeit über den familiären Kontakt hinaus. Deshalb trafen sie sich hin und wieder nachmittags mit anderen Müttern, um Kaffee und Kuchen einzunehmen, meist an einem Wochentag gegen drei Uhr – nachdem also die Kinder nach der Schule ein Mittagessen bekommen hatten und bevor sie dem Vater nach der Arbeit sein Abendessen vorsetzen mussten. Und dort lernte man interessante Backwaren kennen, für die man sich dann das Rezept geben ließ – ganz früher mit Hand auf einen Zettel geschrieben, später dann schon als Fotokopie einer Originalquelle (gerne eine sogenannte „Frauenzeitschrift“ – was das war, liebe Kinder, erkläre ich ein ander Mal, unter dem Titel „Wie man früher definierte, was eine echte Frau ist“).

Als ich noch klein war, kam meine Mutter einmal von solch einem Kaffeekränzchen mit einem Zettel heim, auf dem das Rezept für „Amerikanische Apfeltorte“ stand. Das Besondere daran, das sie sofort begeistert hatte: Der Apfelkuchen wird umgekehrt gebacken, die Äpfel liegen dabei auf einer Butter-Zucker-Mischung, die sie ein wenig karamellisiert. Gestern habe ich ihn mal wieder gebacken (mit Äpfeln aus dem Garten einer Freundin und Haselnüssen statt den Walnüssen, die ich eigentlich lieber mag – doch diese waren in der ungeöffneten Packung verschimmelt). Hier steht das Rezept.

Ein angemessener Freitagabend

Samstag, 24. September 2011

Diese Woche war eine. Wie gut, dass mir meine donnerstägliche Abendverabredung (im Max Pett, das ich hier empfohlen habe) eine Cocktailbar gleich ums Eck empfohlen hatte, deren beide Inhaber für ihre selbst erfundenen Mixturen sogar die Zutaten selbst bauen, zum Beispiel mit Zitronengras aromatisierten Wodka. Außerdem sei dieses Auroom eine garantiert Oktoberfest-freie Zone.

So schnappte ich mir gestern feierabendlich den Mitbewohner und testete das Lokal. Oh ja, hier werden Cocktails mit Hingabe gemacht. Der White Lady, den ich immer beim ersten Besuch einer Cocktailbar bestelle, war einwandfrei – ein wenig süßer, als ich ihn gewohnt bin, aber perfekt rund. Der Begleiter hatte einen Earl Grey-Martini bestellt, dessen Gin-Basis durch Earl-Grey-Teeblätter aromatisiert war.
Dann ließ auch ich mich auf die Karte ein: ein Wrigley’s Gimlet für ihn, ein Mandarine Gimlet für mich. Bartender Alexander Wimmer machte uns noch darauf aufmerksam, dass er diese beiden Drinks auf Eis und im Becherglas serviert (Gimlets kommen sonst in Cocktailschalen ohne Eis), dann sahen wir ihm bei der sorgfältigen Zubereitung zu. (Ja, ich gehöre zu den nervigen Bargästen, die sich gerne an die Theke zum Bartender setzen.)

Ganz köstliches Getränk auf Wodka-Basis, durch das Eis auch nicht so stark wie der klassische Gimlet. Der Mitbewohner war mit seiner Minzvariante ebenso zufrieden.

Abschließend baten wir um Nachtisch: Da wir ihm vorher interessiert beim Flambieren eines scheinbar schlichten Cocktails zugesehen hatten, bot Alexaner Wimmer uns einen Crème brûlée-Martini an – der Begleiter ließ ihn sich zubereiten.

Verschiedene Liköre, eine Schicht angeschlagener Sahne und gebrannter Zucker (der Bartender gab zu, dass es sich nicht eigentlich um einen Martini handle).
Ich wiederum fragte, was wohl aus den drei verschiedenen Flaschen Mozart-Likörs werden könnte, die ich hinter der Bar gesehen hatte. „Verschiedene Schokoladen-Martinis“, erfuhr ich und wählte daraus einen Dry Chocolate Martini.

Sehr schokoladig, überhaupt nicht süß, umwerfend (sehen Sie die schwimmenden Schokoladenbrösel?).
Dann waren wir betrunken und gingen heim.