Es gibt ja selten Gelegenheit, einer Regierungspartei am eigenen Leib vorzuführen, wo die Gesetzeslage im Argen liegt. Wie wunderbar, dass Sebastian Heiser der SPD eine Lektion in Urheberrecht erteilen konnte: “Liebe Raubkopierer bei der SPD,”.
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Erstaunlicherweise sind Menschen dann besonders ehrlich, wenn sie sich in der vermeintlichen Anonymität des Internets bewegen. Soziale Schranken der öffentlichen Meinungsäußerung werden überwunden – endlich kann gesagt werden, was man sich sonst nicht zu sagen traut.
Dieser Film behandelt das Phänomen exemplarisch am Beispiel von Online-Kommentaren zum Thema Down-Syndrom und wirft dabei einen Blick auf die Realität hinter den Kommentaren.
Da sind wir wieder bei “ja wohl noch sagen dürfen, was man denkt”. Ja, darf man. Aber muss darauf gefasst sein, sich dadurch zu entlarven.
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Der Kampf einer Posaunistin bei den Münchner Philharmoniker, oder: Wie mein Bild von Celibidache zerstört wurde: “Abbie Conant: Behind the Screen“. (Text von 2010, aber er jetzt als Hinweis in meiner Twitter-Timeline aufgetaucht.)
In 1980, Abbie Conant auditioned for the Munich Philharmonic behind a screen. The orchestra voted for her appointment to the principal solo position, though the conductor, Celibidache, was opposed. Celibidache ordered that she play a “probationary year”, in which any complaints to her playing could be recorded. No complaints were recorded, but he did not award her any solos.
In 1982, Abbie was demoted to second trombone, which required a greater work load for less pay. Celibidache provided no written criticism but simply stated, “You know the problem: we need a man for solo trombone.”
Von da an ging’s erst richtig bergab.
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Ich muss mich immer wieder dazu disziplinieren, besonders bescheuerte homophobe Argumente nicht einfach dezent zu ignorieren (es fühlt sich für mich immer ein bisschen unhöflich an, Menschen durch Gegenargumente zu unterstellen, dass sie diesen Blödsinn jetzt wirklich ernst gemeint haben – völlig fehlgeleitetes Fremdschämen). Sondern mit Argumenten und Fakten gegenzuhalten.
Als da wäre der Vorwurf, Homosexualität sei unnatürlich. Wie bei allen Argumenten mit Natur würde ich am liebsten einen Schritt zurück gehen und fragen, was eigentlich “Natur” ist und “natürlich”, denn das ist ein hochinteressantes und schrecklich unordentliches Gebiet, aber die Frage wäre – so sozial kompetent bin ich dann doch – in diesen Situationen unangebracht. Also verweise ich darauf, dass es zahllose Arten gibt, die gleichgeschlechtliche Paarungen kennen. Neuestens kann ich konkret und im Detail Flamingos anführen: “Schwule Flamingos. So lebt es sich nach der Natur“.
(Wehe, Sie sagen jetzt: “Jaaaa, Flamiiiiingos! Die sehen ja schon so aus!”)
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Die Deutschen sind sich zu großer Mehrheit einig, dass ihre Bahn Mist ist. Egal, was die Deutsche Bahn anstellt, irgendwas daran wird schon scheiße sein, also wird geschimpft. Das ist in vielerlei Hinsicht fatal: Nicht nur brächte eine sachlichere Perspektive zutage, dass die Deutsche Bahn vor allem im internationalen Vergleich ziemlich gut funktioniert und komfortabel ist. Eine sachlichere Perspektive ermöglichte auch konstruktivere strukturelle Kritik.
Hier zum Beispiel reifliche Überlegungen und Analysen, warum Hochgeschwindigkeitszüge die Feinde einer Bahnzukunft sind: “Hochgeschwindigkeitszüge zerstören das europäische Bahnnetz”.
Das ist ein ernstes Problem: Ich bin überzeugt, dass motorisierter Individualverkehr nicht die Mobilität der Zukunft ist. Machen wir uns gerade die Alternative kaputt?
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Ansonsten: Frühling vorm Büro.