Journal Dienstag, 12. Mai 2015 – 12 von 12

Mittwoch, 13. Mai 2015 um 7:43

Gleich nach dem frühen Aufstehen auf den Balkon und die Morgenluft eines sonnigen Maientags geschnuppert, Kaninchen auf der Wiese gesehen.

Und nochmal keine Zeitung. Beim Verlassen des Hauses traf ich im Treppenhaus eine Nachbarin, die erzählte, sie habe ihr SZ-Samstagsabo deshalb gekündigt: Acht Mal sei keine Zeitung geliefert worden, selbst nach wiederholten Reklamationen auf allen Kanälen.
Habe ich das nur überlesen oder wird der Faktor Auslieferung in der Diskussion um die Zukunft der Papierzeitung vernachlässigt? Ich lese Tageszeitung immer noch am liebsten auf Papier. Mir ist klar, dass es sich um eine über Jahrzehnte eingeschliffene Kulturtechnik handelt und nichts Angeborenes, doch wenn die großen Seiten vor mir liegen, erfasse ich Themen, Überschriften, Bilder am schnellsten, springe hier in einen Vorspann, dort in einen Bildtext, setzte mich da gemütlich zurecht, um eine große Geschichte ganz zu lesen. Das vermisse ich bei allen elektronischen Formen. Aber wenn das so weitergeht, werde ich mich zum Umlernen zwingen – und es ist nicht gesetzt, dass es dann die Süddeutsche bleiben wird.

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Radeln zum Krafttraining, ich brauchte keine Jacke. Im Sportstudio war ein großer Bereich mit Folie abgesperrt: Nein, kein Streichelzoo für Diätopfer, lediglich Wasserschaden.

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Im Büropostfach fand ich die Eingangsbestätigung meiner Kündigung vom Vortag. Der Traumarbeitgeber hatte mir zwar vor Ende meiner Kündigungsfrist (sechs Wochen zum Quartalsende) noch keinen Arbeitsvertrag schicken können, da für meine Einstellung noch die Zustimmung des Betriebsrats nötig ist. Doch auf meine Bitte hatte ich eine schriftliche Bestätigung erhalten, dass man beabsichtigt, mich zum 1. Juli einzustellen. Daheim im Briefkasten fand ich diese Bestätigung nochmal im Papierform. Korkenknall und Feuerwerk gibt es erst, wenn ich den Arbeitsvertrag unterzeichnet habe, und ich versuche mich weiter zu Zweckpessimismus zu zwingen, doch eigentlich: Ich habe einen neuen Job. Und zwar nicht nur einen, mit dem ich mich arrangieren kann, den ich mir durchaus irgendwie vorstellen kann, sondern einen, den ich wirklich, wirklich will und auf den ich mich so richtig freue. Möglicherweise habe ich dann doch wieder mehr Glück, als ich verdiene.

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Die Aktion #12von12 beobachte ich seit einiger Zeit interessiert, dachte aber erst im Büro dran. Nächsten Monat beginnen die 12 dann hoffentlich nach dem Aufstehen.

150512_01_Hose

Beute des jüngsten Englandurlaubs: Hose und Schuhe.

150512_02_Il_Castagno

Das Wetter war so wunderbar, dass es des Biergartenorakels (deckt vormittags nur, wenn nachmittags Biergartenwetter) eigentlich nicht bedurfte.

150512_03_ZOB

150512_04_Sonderzug

In der Mittagspause spazierte ich zum Bahnhof und aß frittiertes Fischiges. Auf dem Rückweg ins Büro Bahnaussichten.

150512_06_Schoene_Buerodinge

Ein paar schöne Dinge, mit denen sich auch ein schraddliger Büroarbeitsplatz etwas ästhetisiseren lässt.

150512_07_Feierahmd

Kurz nach sechs an der Hackerbrücke, Feierahmd.

150512_09_Pockenimpfung

Weil grad Zeit ist: Mein Beitrag zur fast völligen Ausrottung der Pocken. Gern geschehen. Nein, wirklich! (War das schon mal in einem deutschen Krimi Indiz? “Sehen Sie diese Narben? Das Mordopfer muss vor 1976 geboren sein, als Pockenimpfung noch Pflicht war.”)

150512_12_Balkonwein

Mir war den ganzen Tag über sehr schwummrig und schwindelig gewesen. Also ließ ich Herrn Kaltmamsell mal wieder mit der Abendbrotzubereitung allein, öffnete lediglich den Wein dazu – einen Württemberger Kerner.

150512_13_Nicoise

Erstes Nachtmahl auf dem Balkon. Ich bestimmte hiermit Salade niçoise zum traditionellen Balkoneinweihungsessen. Grüner Salat und Kartoffeln kamen aus dem Ernteanteil unseres Kartoffelkombinats.

150512_14_Erdbeerlassi

Erste Male bei der Joghurtherstellung: Er war nicht fest geworden. Schmeckte aber ok, also erfand ich zum Nachtisch Erdbeerlassi.

150512_15_Schokolade

So endet eigentlich jede meiner heimischen Abendmahlzeiten: Mit einer Auswahl Schokoladen.

150512_17_TheyShootHorses

Als Bettlektüre ein neues Buch: Horace MacCoy, The shoot horses, don’t they?, ein Klassiker aus der Zeit der amerikanischen Depression in den 1930ern.

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Giardino hat Pumpenhäuschen an der Regnitz besucht und fotografiert – sehr, sehr viele davon, eines bezaubernder als das nächste.

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Diesmal ist es die Zeit, die sich ausführlich mit der grotesken Diskriminierung Dicker und dem wisssenschaftlich nicht haltbaren Schlankheitswahn befasst:
“Lob der Fülle”.

Mir scheint, es gibt inzwischen keine Krankheit, von der nicht irgendjemand behauptet, sie werde durch zu viel Körperfett verursacht, außer vielleicht Ebola.

§

Großartigerweise berichtet Katrin Scheib weiterhin für uns aus Moskau, diesmal:
“Das ultimative Ballett-in-Moskau-Besuchsprogramm”.

die Kaltmamsell

31 Kommentare zu „Journal Dienstag, 12. Mai 2015 – 12 von 12“

  1. Susann meint:

    * FREU!

  2. Tanja meint:

    Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job!

    Da ich selbst gerade auf Jobsuche bin und das was ich suche vermutlich der Tätigkeit ähnlich ist, die sie gerade machen, sollte ich wohl das Stellenangebot übersehen bei dem der Arbeitsplatz Aussicht auf einen Biergarten bietet. Der Arbeitgeber scheint wohl nicht ideal. ;o)

  3. joriste meint:

    Hach, ich freu mich so für Sie!
    Gratuliert wird natürlich noch nicht.
    Mit Glück oder gar Ihrem Einsatz hat das übrigens wirklich gar nichts zu tun. Das ist nur eine zufällige Verkettung positiver Umstände (zwinkerzwinker).
    (Im Übrigen machen Sie mir Mut, inunseremAlter doch noch was anderes zu suchen. Danke dafür.)
    Obwohl nur ein Jahr jünger als Sie habe ich diese Impfnarben nicht, sie aber stets vermisst. Ich habe sie immer mit Erwachsensein assoziiert.

  4. gerriet meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  5. Tim meint:

    Glückwunsch nach der Odyssee. Obwohl ich das Konzept “ein Job, den man wirklich will und den auf den man sich freut” und das am Besten jeden Morgen beim Aufwachen… mir fremd ist.

  6. SarahMorena meint:

    Herzlichen Glückwunsch! =)
    Wo ich sonst so schweigsam mitlese, muss ich mich heute doch mal zu Wort melden. =)

    Viele Grüße =)

  7. Oachkatz meint:

    Ich freue mich sehr für Sie. Und dass es nur Glück ist und noch obendrein unverdient, bezweifle ich. Aber Sie hoffentlich auch.

  8. mhs meint:

    Schließ mich dem Vorredner(In?) voll inhaltlich und ohne jeden Kommentar an (für Nicht-Juristen: JAWOLL, so isses)

  9. iv meint:

    yay!

  10. Jessica meint:

    Dann hat sich das Daumendrücken ja gelohnt, ich freue mich für Sie.

    Aber dieser Satz tut mir in der Seele weh: “Möglicherweise habe ich dann doch wieder mehr Glück, als ich verdiene.” Warum denken Sie das?

  11. Nina meint:

    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! YEAH YEAH YEAH!

  12. Michael meint:

    Hier ist noch ein schweigsamer Mitleser, der sich für Sie freut.

  13. Chris Kurbjuhn meint:

    Die Zustellprobleme mit Ihrer Zeitung könnten daran liegen, dass die Verlage die Zusteller immer schlechter behandeln: erst Ausnahmen vom Mindestlohn, dann deutliche Verkürzung der Zustellzeiten bei gleichzeitiger Vergrößerung der Zustellgebiete und einiges mehr. In Berliin suchen die Verlage bzw. die für die Zustell-Logistik zuständigen Unternehmen händeringend nach Zustellern und finden keine.
    Und den Glückwünschen zum neuen Arbeitsverhältnis schließe ich mich natürlich an.

  14. Nina2 meint:

    Juhu!!

  15. lihabiboun meint:

    //atmet wieder// Jetzt hat das Bibbern ein Ende – congrats! Und sehen Sie mal:
    Die rosa Clematis auf Ihrem Foto blüht nur Ihnen zu Ehren!

  16. die Kaltmamsell meint:

    Schieben wir’s auf meine katholische Erziehung, Jessica (und auf den Umstand, dass ich mir diese Suppe selbst eingebrockt habe).

    Das liegt definitiv daran, Chris Kurbjuhn, die Nachbarin erwähnte Stellenanzeigen für Zeitungsboten. Wodurch das für mich Teil des Zukunftsproblems Print wird – wie bescheuert kann man sein?

    Danke für die Glückwünsche!

  17. Jessica meint:

    “Schieben wir’s auf meine katholische Erziehung, Jessica (und auf den Umstand, dass ich mir diese Suppe selbst eingebrockt habe).”

    Ich finde, dass Sie jedes Glück der Welt verdient haben und hoffe, dass Sie den Arbeitsvertrag bald in den Händen halten.

    Zum Zustellproblem: Meine Kollegin (wohnhaft in der Au) hat ihr SZ-Abo inzwischen auch aufgrund der Zustellprobleme gekündigt.

  18. Sewwi meint:

    Hallo, ich schließe mich Jessica an und frage, wieso denken Sie, dass Sie so viel Glück nicht verdient hätten?
    Wir haben alles, wirklich alles, was gut für uns ist verdient! Wir müssen nur irgendwann lernen, das auch so richtig annehmen zu können. Aber daran kann man ja arbeiten!

    Einen kleinen Hinweis bzgl. der Schutzimpfungszeichen habe ich noch: Manche Eltern von vor 1976 geborenen Kindern haben ihre Kinder auf dem Po impfen lassen. So auch meine – die spätere Auffrischungsimpfung, die bei uns in der Turnhalle stattfand ist mir daher noch in sehr lebhafter Erinnerung. Die Narben sind übrigens die gleichen…

  19. Julia meint:

    Uff, ich kann endlich den Druck auf die Daumen etwas lockern. Aber nur etwas. Denn ich kann die Rest-Skepsis sehr gut verstehen. Ich wünsche und gönne es Ihnen so, so sehr! Und bin sehr gespannt zu lesen, wo es dann ab 1.7. hingeht. Wie aufregend!

  20. midori meint:

    Glückwunsch! Herzlichst!

  21. Buchfink meint:

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Betriebsrat noch gegen Ihre Einstellung protestieren wird. In der Regel wird da durchgewunken, wenn nicht gerade eklatant Mitbewerberinnen aus dem Betrieb beiseite geschoben werden. Große Freude auch meinerseits!

  22. vered meint:

    Wooooow! Das ist der Lohn für die Durchhaltekraft. Juble mit, wenn auch vorläufig sotto voce. Und warte gespanntest auf Details. –

  23. Berit meint:

    Whoohooo meinen herzlichsten Glückwunsch zum sicher wohl verdienten neuen Job!

  24. Mareike meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  25. Trulla meint:

    Ein Morgen ohne Zeitungen im Postfach ist eine sehr unangenehme Vorstellung. Im vordigitalen Zeitalter war der einzige Wermutstropfen an Feiertagen, dass es keine gab. Deshalb sitzen heute, am Tag von Christi Himmelfahrt (komische Vorstellung), mein Mann und ich mit der zweiten Tasse Kaffee jeder vor seinem Tablet.

    Das digitale Lesen, die Erreichbarkeit der gewohnten Lektüre, erleichtert nebenbei auch Reisen in Gebiete, wo es nur die “Blöd” Zeitung gibt – und die gibt es anscheinend überall.

    Dennoch möchte ich auch künftig den haptischen Genuss des druckfrischen Exemplars nicht missen.

    Was die nächsten Monate angeht, schließe ich mich vollkommen den bisher geäußerten guten Wünschen an.

  26. Elfe meint:

    Ich freu mich so für Sie, Frau Kaltmamsell – dieses Glück haben Sie mehr als verdient! Bitte tragen Sie am ersten Arbeitstag Ihr tolles T-Shirt. :-)
    … wünscht eine ansonsten stille Mitleserin

  27. Georg meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Yeah!

    *******************************************************

  28. juniwelt meint:

    Toll!

  29. Muyserin meint:

    Ich möchte mich den allseitigen Glückwünschen etwas verspätet anschließen – sie sind aber nicht der alleinige Grund, warum ich mit zehn Tagen Verspätung kommentiere (ich lag im Wochenbett und verfasse ungern Kommentare an mobilen Geräten).

    Zu Pockenimpfungsnarben möchte ich noch anmerken, dass eine ebensolche in einer meiner derzeitigen Lieblingsserien (Outlander, für das Sie sich ja bis dato noch nicht begeistern konnten) auf spannende Weise in die Handlung eingebaut wurde. Da niemand in diesem Kommentarthread bisher darauf zu sprechen kam, hoffe ich, dass ein kleiner Spoiler in Ordnung geht: eine Figur aus dem 21. Jahrhundert gibt diese Narbe im 18. Jahrhundert als übernatürliche Auszeichnung aus (das könnte man auch einfacher ausdrücken, aber dann wäre es definitiv ein Spoiler) und rettet so einer anderen Figur das Leben. Fand ich nett!

  30. die Kaltmamsell meint:

    Danke für den Hinweis, Muyserin (und herzlichen Glückwunsch!) – der eigentliche Spoiler besteht ja darin, dass anscheinend später auch eine Figur aus dem 21. Jahrhundert auftaucht, also aus der Zukunft der Protagonistin. Und wenn Zeitreisen Thema werden, bin ich wieder dabei.

  31. Muyserin meint:

    Danke, werte Kaltmamsell! Ich würde zu gerne eine ausführliche, flammende Verteidigung der Serie unter Ihrem diesbezüglichen Post verfassen, aber mir fehlt die Zeit (vielleicht schaffe ich es wieder mit zwei Wochen Verspätung?) … Daher beschränke ich mich auf ein Gefühl: so lange, wie ich Ihr Blog bereits lese, vertraue ich darauf, dass die Serie auch für Sie eine Menge bereit halten könnte.

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