Journal Donnerstag, 12. Dezember 2019 – Das war Eis
Freitag, 13. Dezember 2019Ich hörte noch direkt hinter mir radelndes kleines Schulkind 1 einem radelndem kleinen Schulkind 2 zurufen: “Das ist Eis!” Da lag ich schon der Länge nach bäuchlings auf selbigem und konnte die Schulkinder informieren: “Ja, das ist Eis.” Auf dem Platz beim Deutschen Verkehrsmuseum war das zudem schmelzendes Eis, das meine Hosenbeine gründlich nass machte. Schulkind 1 erkundigte sich fürsorglich, ob alles in Ordnung sei (ich war überrascht und gerührt). Nachdem ich wieder stand und mich einmal geschüttelt hatte, konnte ich versichern: “Ja, alles in Ordnung.”
Die Hose war nach nicht mal einer Stunde im Büro wieder trocken, und künftig werde ich die Mahnung des umsichtigen Schulkinds 1 berücksichtigen, das ich beim Weiterradeln sagen hörte: “Lieber schieben.”
Im Lauf des Tages stellte sich allerdings heraus, dass dann doch ein paar Rippen rechts und das rechte Knie beleidigt waren. Und immer beleidigter schmerzten. Zudem: Ich weiß ja nicht genau, wie sich Schleudertrauma anfühlt, aber ich kann mir vorstellen, dass der zugehörige Nacken dabei so zieht.
Eigentlich war ich beim Radeln gerade in weiteren Gedanken über das Theatererlebnis am Vorabend gewesen, das mir immer besser gefiel. Mir wurde klar, dass ich im Grunde zum Thema Robotik das häufige OH MEIN GOTT WIR WERDEN ALLE STERBEN erwartet hatte. Dabei ist es doch immer wieder die Kunst, die grundlegende Technikwandel mit Neugier umarmt und künstlerisch durchprobiert. (Im Gegensatz zum Feuilleton.) Außerdem freute ich mich daran, Theater darin erlebt zu haben, was nur Theater kann Es brauchte diesen realen Raum und das direkte Erleben des Malle-Automaten, um darauf reagieren zu können, es brauchte die Konventionen des Verhältnisses Bühnengeschehen-Zuschauer.
Im Techniktagebuch-Redaktionschat, wo ich von der Aufführung schwärmte, wies jemand auf die besondere Bedeutung des Begriffs Maschine im Zusammenhang mit Theater hin. Fürs Techniktagebuch schrieb ich das Erlebnis nochmal auf.
Zum abendlichen Reha-Sport ging ich trotzdem, ich wollte den Abschluss des Programms Ende Januar, den ich herbeisehne, nicht durch eine Absage des Termins verzögern. Eine Runde sanfte Gruppengymnastik auf Wackelkissen: ging. Bei meiner Runde in der Gerätehalle musste ich nur die Beinpresse sofort abbrechen, zu diesem Zeitpunkt wollte sich das beleidigte Knie nicht mehr biegen lassen. Dieser Umstand machte auch das Heimradeln beschwerlich.
Zuhause erwartete mich Herr Kaltmamsell mit gefüllten Kartoffelplätzchen, die ich mir nach Lesen des Rezepts gewünscht hatte: Wohlschmeckend und sehr sättigend. Aber ein wenig albernes Speiseeiserl passte schon noch hinterher.
Bewegen war mittlerweile eine ziemliche Anstrengung geworden, ich machte mich auf eine schlimme Nacht gefasst.
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Auf Twitter wurde am Mittwoch gefragt:
Ich antwortete schon am Mittwoch ohne viel Nachdenken:
Soziologie studieren, einen Hund haben, Freunde in ganz Deutschland besuchen, mit dem Schiff nach Tel Aviv reisen, mit dem Zug nach Lissabon.
Das stimmt auch mit viel Nachdenken noch. Zudem: Mich nach weiteren Ehrenämtern umsehen (Wahlhilfe und Schöffinendienst weitermachen), vielleicht E-Bass lernen. Und mir fallen noch mehr Reiseziele ein, die ich mit so viel Zeit klimafreundlich langsam erreichen könnte, datunter Stockholm, Istanbul. Was ich ganz sicher nicht unter den oben beschriebenen Umständen täte: erwerbsarbeiten.
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Expertinnen meines persönlichen Dunstkreises weisen ja schon seit Jahren faktenreich darauf hin, dass die Furcht vor Aluminium in Deos unbegründet ist. (Und dass die eigentliche anti-transpirante Wirkung davon abhängt.) Aber Körperpflegeprodukte “ohne” lassen sich heutzutage halt einfach besser verkaufen. MedWatch hat sich die Studienlage angesehen:
“Bloße Panikmache? Alu-Deos sind laut neuen Studien sicher”.
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Geht doch:
“Merriam-Webster Singles Out Nonbinary ‘They’ For Word Of The Year Honors”.