Archiv für August 2022

Lieblingstweets August 2022

Mittwoch, 31. August 2022

Journal Dienstag, 30. August 2022 – Mit der amerikanischen Verwandtschaft im Hirschgarten

Mittwoch, 31. August 2022

Ein paar Minuten späteres Weckerklingeln, weil ich um 8.30 Uhr erst mal einen Arzttermin hatte.

Gemütlicher Morgen, draußen schien die Sonne, ich hatte sogar Zeit für eine Runde Yoga.

Termin bei neuer HNO-Ärztin in der Nähe des Marienplatzes, sie machte auf mich einen guten Eindruck (unter anderem hatte sie silberne – blecherne? – Votiv-Nase und -Kehle als Deko an der Wand hängen, wie ich sie aus Wallfahrtskirchen kenne).

Vom Odeonsplatz in die Arbeit nahm ich die U-Bahn. Mit der Wochenendfahrt zum Wandern und ein paar U-Bahn-Fahrten hat sich das 9-Euro-Ticket auch im August mehr als amortisiert. (Ich hätte den Kauf aber auch ohne Amortisierung nicht bereut, weil ich dringend mein Interesse an und meine Unterstützung von dieser Maßnahme dokumentieren wollte.)

Mittags gab es Äpfel, Pfirsich, Nektarine mit französischem Fromage frais, der wie verdünnter Quark schmeckte. Anschließend Fresskoma, nachmittags war Konzentration erst mal mühsam.

Draußen schönster Spätsommer, nach Feierabend machte ich einen Schlenker für ein paar Einkäufe im Vollcorner und im Drogeriemarkt. Zu Hause packte ich sie nur schnell weg, Herr Kaltmamsell war mit amerikanischer Verwandtschaft auf Münchenbesuch bereits mit der Tram vorgefahren in den Hirschgarten: Wir wollten echten Münchner Biergarten vorführen und nutzten den wundervoll warmen Abend dafür.

Ich holte mir gleich eine Radlermass und fand die Gruppe an einem gewohnten Tisch direkt am Tiergehege. Der Cousin von Herrn Kaltmamsell und Gemahl mochten die Hirsche, konnten aber auf dem Handy ein Filmchen von daheim in Naples, Florida vorzeigen, mit dem sie aus dem fahrenden Auto einen Schwarzbären aufgenommen hatten, der in ihrer Siedlung die Mülltonnen erkundete – nach eigenen Aussagen nichts Ungewöhnliches. Jetzt wirkten die Hirsche wirklich nur noch wie Deko.

Auf dem Tisch stand einmal Biergarten-Essen rundum: Currywurst mit Pommes (inzwischen ein Standard), Leberkäs, Obatzter, Hendl, Schweinshaxe (mein Abendessen), Riesenbreze, einige Mass Radler. Da unser Besuch selbst aus der Gastronomie kommt, war ihm sofort aufgefallen, dass hier im Biergarten hinter den Theken niemand beim Umgang mit Lebensmitteln Handschuhe trug und auch sonst gegen unzählige Hygiene-Vorschriften verstoßen wurde, die sie beim Arbeiten einhalten mussten – was ihnen aber nicht im Geringsten den Appetit verdarb.

Um uns saßen Müncher*innen aller Sorten, manche mit eigener Brotzeit auf mitgebrachter Tischdecke, manche wie wir mit vor Ort gekauftem Essen, alle vor Maßkrügen: Ich konnte gut erklären, warum ich Biergärten für die liberalste (im US-amerikanischen Sinne) Seite Bayerns halte.

Im viel zu frühen Abenddunkel nahmen wir gemeinsam eine Tram zurück zum Bahnhof, brachten die beiden noch zu ihrem Hotel – und versicherten ihnen, dass München eine sehr sichere Stadt ist, sie sich zu jeder Nachtzeit bedenkenlos draußen bewegen können.

Daheim noch ein bisschen Nachtisch, Herr Kaltmamsell hatte Mohnzelten gebacken.

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Straff organisierte Desinformation: Hier wird nachgezeichnet und belegt, wie pro-russische Propaganda mit Fake-Accounts und nachgebauten falschen Nachrichtenseiten Stimmung unter anderem gegen Sanktionen macht.
“Infokrieg
Putins Troll-Armee greift Deutschland an”.

Journal Montag, 29. August 2022 – Rätseln über die Arbeitskraftsituation

Dienstag, 30. August 2022

Ins Dunkle aufgeweckt worden.

Überm Morgenkaffee erst mal eine Beileidskarte geschrieben, sehr traurig.

Fußweg in die Arbeit in wundervoller Sonne, doch meine Jeansjacke brauchte ich.

Noch zwei Wochen Arbeit bis vier Wochen Urlaub, ich erinnere meine Arbeitsumgebung immer systematischer daran. Ziel ist ja, meiner Vertretung möglichst wenige planbare Jobs zu hinterlassen, also verschicke ich links und rechts Bitten um den dafür nötigen Input.

Zu Mittag gab es einen Apfel, ein großes Glas Stangensellerie-Zucchini-Salat mit Feta, den Herr Kaltmamsell am Vorabend aus Ernteanteil zubereitet hatte, eine Nektarine. Die Selleriefasern zuzelte ich noch Stunden später aus den Zahnzwischenräumen.

Meine instagram-Werbung ist derzeit voller Stellenanzeigen aus der Medizin-Branche (Augenärztin, Physiotherapeutin, aber auch andere Fachrichtungen), und ich würde mich gerne mal ausführlich mit dem Algorithmus unterhalten. Oder seiner Programmiererin.

Gestern antworte ich sogar auf eine Anzeige – wer mir vier Mal “WIR WOLLEN DICH! FACHARZT (m/w/d) für Augenheilkunde” in die Timeline drückt, soll ein Erfolgserlebnis haben, zumal es ja ausdrücklich um mich geht. Habe also einen Probetag angeboten (“interessiere mich sehr für Technik”), vielleicht brauche man für diesen Facharzt ja kein Medizinstudium.

Nachdem die jüngsten Nektarinen und Flachpfirsiche sehr gut gewesen waren, kaufte ich auf dem Heimweg welche aus dieser Quelle nach. Zu Hause nur kurzes Ablegen, Herr Kaltmamsell und ich waren mit Freunden im Schnitzelgarten verabredet.

Nur dass wir dort vor zusammengeklappten Stühlen standen: Betriebsurlaub. Wir entschieden uns als Alternative für eine italienische Trattoria in der Zenettistraße mit Draußentischen, Stammlokal unserer Verabredung, und spazierten dorthin.

Ich aß gute hausgemachte Strozzapretti mit Sommergemüse, hörte Geschichte über Reisen, vor allem kürzlich mit dem Auto nach Mallorca. Gemeinsam rätselten wir über den Arbeitskräftemangel an allen Ecken: Die Verabredung findet kein Personal in der Hotelerie, bei mir in der Arbeit sind die Bewerbungen für offene Stellen in der Kommunikationsbranche auf unter ein Viertel von vor vier Jahren gesunken, Tageszeitungen bekommen nur noch einen Bruchteil der gewohnten Anzahl von Bewerbungen auf Volontariatsstellen – ich wünsche mir wirklich endlich eine fachkundige Analyse dieser Situation. Kann man belegen, dass das (durch den eingefroren Arbeitskräftemarkt während der Pandemie-Schließungen sprunghafte) Auswirkungen der spitzen Alterspyramide sind? Hat sich die Erwartungshaltung der jetzigen Schul-/Ausbildungsabschließenden wirklich so fundamental geändert, wie wir alten, leistungsgedrillten Selbstausbeuter*innen einander anekdotisch erzählen? (Will nur drei Tage die Woche arbeiten – aber für Fünf-Tages-Gehalt / stellt klar, dass Überstunden nicht drin sind / fühlt sich für ihren Job so wenig verantwortlich, dass sie regelmäßig nicht zum Dienstantritt auftaucht / ist nicht zum geringsten Ortwechsel bereit etc.)

Es wurde für einen Arbeitstagabend recht spät, erst nach zehn spazierten wir die sommerliche (keine Jacke nötig) Lindwurmstraße nach Hause.

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Ein bisschen Medienkunde:
“Datenanalyse der Winnetou-Debatte
Der erfundene Shitstorm: Chronologie eines Medienversagens”.

Selbst nachdem ich bereits so viele grob verzerrte Debatten zum Thema Rassismus erlebt habe, die fast ausschließlich aus Strohmann-Argumenten bestanden, konnte mich dieser Mechanismus immer noch verdutzen: Der Ravensburger-Verlag beschloss, Begleitbücher zu dem Film “Der junge Häuptling Winnetou” doch nicht zu auf dem Markt zu bringen – und selbst intelligente Menschen protestierten plötzlich gegen ein nie erfolgtes Verbot der Romane von Karl May.

Eine Analyse der Online-Diskussion zeigt, dass die große Empörung keineswegs den Ravensburger-Büchern entgegenschlug – sondern der Rückzugs-Entscheidung des Verlags, mal wieder angefacht von den Kräften, die immer Zensur und Verbote behaupten.

Die Analyse zeigt weiterhin, dass fast ausschließlich der Springer-Verlag Profiteur der Hetze ist und hauptsächlich weiter verbreitet wird. (…) Nur der Focus konnte da noch mithalten, indem sie auf die Ente mit der „Zensur“ durch die ARD mit aufgesprungen sind.

Journal Sonntag, 28. August 2022 – Wandern von Herrsching nach Tutzing, vom Regen in die Sonne

Montag, 29. August 2022

Unruhige Nacht, aber nach den vielen guten steckte ich die problemlos weg.

Draußen regnete es. Wir hatten eine Wanderung geplant und waren uns einig, dass die auch bei Regen sehr gut funktionierte: mal wieder vom Ammersee zum Starnberger See. Angekündigt war eh nur leichter Regen, wir besitzen beide eine superduper Wanderjacke, kalt war es auch nicht, also los.

Die Anfahrt nach Herrsching war wegen Stammstreckensperrung (wie an praktisch jedem Wochenende wegen Bauarbeiten – irgendwann müssen sie halt gemacht werden) ein bisschen kompliziert: Eine knallvolle Regionalbahn brachte uns nach Pasing, von dort ging die nur locker besetzte S-Bahn nach Herrsching – dauerte insgesamt halt 20 Minuten länger.

Wie erwartet regnete es in Herrsching leicht. Erst mal sprühte ich mich sehr, sehr gründlich mit Anti-Mückenmittel ein: Auf dieser Wanderung in Gegenrichtung war ich im Jahr zuvor so fürchterlich zerstochen worden wie noch nie im Leben. Auf dem Weg zum See holten wir uns in der Bäckerei Kasprowicz Brotzeit – an den beiden Bäckereien im Münchner Hauptbahnhof (nur zwei wegen Bahnhofumbau, das wird noch Jahre so bleiben) hatten mehr als zehn Meter lange Schlangen gestanden.

Nach dem ersten Stück entlang dem Ammersee ging es links hoch in den Erlinger Forst. Regen mal etwas mehr, mal etwas weniger – nie störend. Schon jetzt zeigte sich der Nebeneffekt des Wetters: Keine Radler*innen, vor allem keine E-Bikes. Auf der gesamten Wanderung mussten wir nur zweimal den Weg mit entgegenkommenden Radwander-Gruppen teilen.

Dafür sahen und hörten wir besonders viele Vögel. Möglicherweise sah ich meine erste Goldammer: ein brauner Vogel mit quietschgelbem Kopf verschwand neben mir im Gebüsch. Außerdem: Ein startender Bussard, zwei rufende im Flug am Himmel, Eichelhäher, Schwalben, Kühe, Damwild, aber auch zweimal wilde Rehe am Waldrand, auf dem Weg Schnecken, darunter mehrfach leuchtend orange Nacktschnecken, die ich fire slugs taufte. Flora: Mit sinkendem Herzen sah ich die ersten Herbstzeitlosen, mit Vergnügen naschte ich Brombeeren, auffallenderweise sahen wir nahezu keine Pilze – es war bislang zu trocken dafür.

Zum Kloster Andechs wanderten wir nicht hoch – wir kennen es ja schon und hatten weder so früh Lust auf Rast, noch würde sich im Regen die Aussicht lohnen. Statt dessen drehten wir eine ausführliche Runde durchs schöne Erling am Fuß des Klosterbergs.

Weiter über die baumarmen Weiten Richtung Machtlfing. Ich genoss das Gehen sehr – aus irgendeinem Grund gingen wir ausgesprochen flott, ich musste uns immer wieder bremsen, schließlich wollten wir ja nicht komplett erschöpft in Tutzing ankommen.

Hier machten wir nach zweieinhalb Stunden Brotzeit. Ich aß Äpfel und eine ganz hervorragende Mohnschnecke. Der Regen war versiegt, ab jetzt wurde es immer heller.

Durch den Kerschlacher Forst nach Gut Kerschlach.

Hier war die sonst komplett zugeparkte Stange rechts Radl-frei. Wir hatten gerade erst Brotzeit gemacht, deshalb auch hier kein Stopp.

Jetzt kam sogar die Sonne heraus. Ein schwieriger Abschnitt war bei jeder unsere Wanderungen zwischen den Seen das Passieren der Deixelfurter Seen. Diesmal fand Herr Kaltmamsell eine sehr schöne Route – nur für das Kreuzen einer Siedlung brauchen wir noch eine Alternative: Beim Verlassen sahen wir an Schildern, dass die Leute, die dort wohnen, das eigentlich nicht möchten.

Wegen dieser abschließenden Aussicht hatte ich diesmal die Richtung Starnberger See gewählt.

Am Tutzinger Bahnhof mussten wir nur kurz auf einen Zug warten.

Auch diese Regionalbahn war sehr voll, aber wir standen mit bequem Platz um uns rum. In gut fünfeinhalb Stunden waren mit mit einer Pause etwa 21 Kilometer gewandert.

Daheim gab’s zum Nachtmahl Reste vom Vorabend (ein wenig Ochsenbackerl mit reichlich Colcannon, Tomaten-Pfirsich-Salat, Flan mit Himbeersauce) sowie Schokolade.

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Seit ich als Teenager dieses ikonische Foto von ihr sah, von der Schönheit gefangen wurde und nicht fassen konnte, dass das eine junge Frau in den 1920er war, faszinierte mich der Stummfilm-Star Louise Brooks. Der New Yorker hat derzeit ein sehr, sehr langes Portrait dieser ungewöhnlichen Person und ihrer Filme freigeschaltet, geschrieben 1979 von Kenneth Tynan, der Brooks auch als 71-Jährige interviewte:
“Louise Brooks tells all”.

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Croco hat eine großartige Tiktok-Liste zu den Filmfestspielen in Cannes zusammengestellt, Thema Kleider aus Autos puhlen:
“Tüll und Wally”.
(DAS LILANE! Das war doch mal ein Wurfzelt?)

Journal Samstag, 27. August 2022 – Besuch aus Amerika

Sonntag, 28. August 2022

Deutlich vor sieben aufgewacht, das aber munter. Draußen war es grau, aber nicht sehr kühl.

Festlicher Moment des Monats: Nach dem Morgenkaffee gab’s mit neuem Wasserfilter Tee aus dem kalkärmsten Wasser, das sich aus Münchens Kalkwasser filtern lässt (Orange Pekoe).

Erste Handgriffe für die Abendessensgäste: Ich machte zum Nachtisch flan de queso.

Neuer Spaß mit der Rentenauskunft: Die diesjährige behauptet wieder, ich hätte von 1983 bis 1986 – also im Alter zwischen 15 und 18 – in Großbritannien gearbeitet. Das hatte ich vor über zehn Jahren schon mal ausgeräumt. Dachte ich. Ich träume ja gar nicht mehr von echter Digitalisierung der Prozesse, die Hoffnung habe ich aufgegeben. Aber eine Plausibilitätsprüfung wäre super. Ich werde mir also endlich einen Termin bei der Rentenversicherung holen und mir danach die Korrektur (nochmal) schriftlich bestätigen lassen.

Nachdem ich den Flan aus dem Ofen und seinem Wasserbad holte, ging ich auf eine Einkaufsrunde, Herr Kaltmamsell war zu diesem Zeitpunkt bereits einkaufend unterwegs.

Zum ersten Mal spazierte ich zum Frischeparadies im Schlachthof, kaufte dort allerdings nur gezielt ein: Ausführlich umsehen will ich mich dort mal bei einem Besuch mit Herrn Kaltmamsell.

Alter Schlachthof.

Das ehemalige Tröpferlbad, heute ein Jugendtreff.

Zurück im Glockenbachviertel legte ich an der Müllerstraße einen Cappuccino-Stopp ein: Hier hatte ich vor Jahren schon mal einen richtig guten bekommen, jetzt war er leider eher unterdurchschnittlich (leicht wässrig). Aber noch gebe ich meine Queste nicht auf.

Ich kaufte Lebensmittel im Basitsch, beim Bäcker Semmeln, außerdem im Blumenladen einen Gartenstrauß.

Eigentlich hatte ich auf eine lange vermisste Schwimmrunde gehofft, doch als ich heimkam, war es schon eins – schon unterwegs hatte ich gemerkt, dass mir das zu viel Hetze würde. Dabei hatte der Himmel aufgerissen, es schien immer wieder die Sonne, die sofort sehr wärmte.

Ich bereitete zum Flan Himbeer-Coulis zu – durchs Sieb streichen ist ja gar nicht so umständlich, wie ich immer dachte: War in wenigen Minuten erledigt.

Jetzt Frühstück: Neue Äpfel, Semmeln.

Eigentlich hatte ich nur schnell was für abends bügeln wollen – doch ehe ich mich versah, hatte ich in einer knappen Stunde alles weggebügelt, auch nicht schlecht. Ich turnte eine Runde Yoga, schloss ausführliches Duschen mit Körperpflege an.

Tischdecken – zum ersten Mal würden wir an unserem neuen Tisch Gäste bewirten, zum ersten Mal zogen wir ihn dafür aus. Es kamen die lieben Schwiegers aus Augsburg, die unsere neue Wohnung noch nicht gesehen hatten, mit Verwandtenbesuch aus den USA, den ich schon ein paar Mal getroffen hatte und sehr mag. Ich hatte mir schon lange gewünscht, diesen Cousin von Herrn Kaltmamsell samt Gemahl mal bei uns zu bewirten.

Die beiden Gäste aus USA arbeiten in der Gastronomie, waren vor Corona immer wieder auf Europa-Reise/Verwandtenbesuch, um sich kulinarische Inspirationen zu holen. Dies war das erste Mal seit drei Jahren. Herr Kaltmamsell hatte sich deshalb als möglichst ortstypisches Menü ausgedacht:
– Vorspeise Wurstsalat aus Regensburgern, ich steuerte bei einen Salat aus heimischen Tomaten mit Nektarinen und frischem Majoran (Balsamico/Olivenöl)
– Hauptspeise Ochsenbackerl mit Chinakohl-Colcannon (wie am Vorabend)
– Nachtisch wieder von mir flan de queso mit Himbeer-Coulis

Da auch Nicht-Alkohol-Trinker dabei waren, hatte ich als Aperitiv Sparkling Tea besorgt. Als Essensbegleiter gab es für die Weintrinkenden Feinstrick Gemischten Satz aus Niederösterreich – unter anderem, weil ich dazu die Geschichte vom Gemischten Satz erzählen konnte.

Keine Fotos, weil ich mit Gastgeben und Unterstützung von Herrn Kaltmamsell beschäftigt war. Wir hatten einen sehr schönen Abend, erfuhren viel aus dem derzeitigen Leben und den vergangenen Jahren der amerikanischen Verwandtschaft, konnten uns mal ein bisschen um die Schwiegers kümmern.

Wir hatten den Abend möglichst früh begonnen, um ihn nicht zu spät werden zu lassen. Als wir uns um halb zehn verabschiedeten, begann es heftig zu regnen.

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Über eine Twitter-Bekannte weiß ich schon länger von der Burg Guédelon im nördlichen Burgund: Hier wird seit 25 Jahren eine Burg wie im 12. Jahrhundert gebaut, mit den damaligen Methoden und möglichst authentischen Materialien – ein lebendiges Forschungsprojekt, weil vieles davon ja erst mal recherchiert werden muss. Es finanziert sich durch Eintrittsgelder von Besuchenden, nicht von öffentlichen Geldern. Jetzt stellt sich heraus, dass diese Spinnerei einen unschätzbaren Wert hat: Die Erkenntnisse können nämlich für den Wiederaufbau des 2019 abgebrannten Dachstuhls von Notre Dame genutzt werden.
“‘They said it was impossible’: how medieval carpenters are rebuilding Notre Dame”.

Journal Freitag, 26. August 2022 – Noch ein Cappuccino-Ausflug

Samstag, 27. August 2022

Selbst nach dem Aufwachen kurz vor fünf schlief ich nochmal tief ein bis Weckerklingeln, freute mich auf das Ausschlafen (vielleicht sogar bis sieben!) am Wochenende.

Draußen mild und bewölkt, laut Vorhersage verabschiedet sich bei uns in Südbayern der Sommer dieser Tage. Obwohl auch hier viel zu trocken, war er wundervoll: fast ohne die böse Hitze, unter der der Rest der Republik litt, einfach nur verlässlich sonnig.

Im Büro ein emsiger Vormittag mit interessanten Details.

Mittags gönnte ich mir wieder einen Cappuccino-Ausflug, diesen an den Georg-Freundorfer-Platz. Im dortigen Café (am genau gegenüberliegenden Eck des Blocks von diesem, eher Typus Mutter-und-Kind, am Markt-Donnerstag war es proppenvoll gewesen) bekam ich einen guten.

Mittags gab’s neue Äpfel (SEHR aromatisch – ich fürchte, das wird nichts mit Apfelkuchen, dafür sind sie mir zu schade), Tomaten mit Pfirsich und Aprikose, Brot.

Ich beendete die Arbeitswoche mit Datenbank-Aktualisierungen, hurra.

Morgens war noch für nach Feierabend eine Fahrt nach Kaufering zu einem ersehnten Verwandtentreffen geplant gewesen, besonders geschmeidige Planung ließ das jedoch hinfällig werden. Statt dessen steckte ich zwei 230-ml-Pfandflaschen ein, um auf dem Heimweg gottergeben einen Automaten um Aufnahme zu bitten, der noch nie kleine Pfandflaschen (gekauft im selben Laden) akzeptiert hatte. Und siehe da: Diesmal nahm sie der Automat sofort und ohne Umstände, die Technik scheint verbessert worden zu sein.

Das diesjährige Oktoberfest sortiert nach Waffengattungen.

Auf einem Turm von St. Paul entdeckte ich die Kamera, die die ikonischen Oktoberfest-Aufnahmen aus der Richtung Eingang macht.

Daheim erste Restaurant-Reservierung für den Urlauub in San Sebastián, Vorfreude steigt. Eine Runde Yoga – interessant, wie verschieden meine Baum-Haltung je nach Seite ist.

Mit Herrn Kaltmamsell schmiedete ich Pläne für das Samstagabend-Essen: Das Verwandtentreffen würde jetzt bei uns stattfinden, es galt Koch- und Einkaufentscheidungen zu treffen.

Zur Feier des Wochenendes gab es auf dem Küchenbalkon episches G’schau sowie Negronis (mit eingefrorener halber Orangenscheibe, ein Trick, den ich mir von Frau Schwieger abgeschaut habe).

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl Kuhkotelett mit Chinakohl-Colcannon.

Wein dazu: Mallorquinischer An/2 Ánima Negra. Nachtisch sehr viel (zu viel) Süßigkeiten.

Im Fernsehen ließen wir The Body mit Antonio Banderas von 2001 laufen – ich wunderte mich sehr, warum er in einem derart schlimm schlechten Film auftrat – er war damals nach Evita und The Mask of Zorro lange schon ein Weltstar mit Zugkraft (hatte er es seiner Mutter versprochen?). Und ich merkte, wie viel Wissen mein katholisches Aufwachsen und der Religionsunterricht hinterlassen haben – ich krümmte mich minütlich über den Quatsch, der in dem Film über Bibel und Christentum erzählt wurde und mit dem überhaupt erst der Spannungsbogen motiviert war, außerdem über die komplett lachhafte Darstellung von Archäologie. Wir schalteten weit vor Ende ab.

Währenddessen schepperte und blitzte draußen das angekündigte Gewitter, es regnete heftig – ich hatte fast schon vergessen, wie laut Wetter sein kann. Doch ich weiß, dass Gewitterregen nicht sehr nützlich ist, weil lediglich lokal in großen Mengen; was es braucht, ist vieltägiger sanfter Landregen.

§

Echte Etymologie ist spannend. Gefühlte Etymologie ergibt allerdings die charmanteren Ergebnisse, ein Twitter-Thread.

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Sehr schöne Liste von Terminologie, die in verschiedenen englischsprachigen Wissenschaftsgebieten für “wir sind nicht sicher” verwendet wird. “Idiopathisch” kannte ich schon – mein wunderbarer, langjähriger Gynäkologe gestand mir mal nach einer Nutzung: “Das sagen Ärzte, wenn sie auch nicht wissen, was es ist.” Und “aus historischen Gründen” verwende ich regelmäßig auf die Nachfrage von neuen Kolleg*innen, wackle dabei aber bedeutungsvoll mit den Augenbrauen.

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Gene Kelly tanzt mit einem Hund – komplett in den Schatten gestellt von Eleanor Powell und ihrem Tanz mit Hund. (Und inzwischen weiß ich aus einem Interview mit Ann Miller, dass die Stepptanz-Töne nachsynchronisiert wurden – von den Tänzer*innen selbst.)

Journal Donnerstag, 25. August 2022 – Westend-Markt

Freitag, 26. August 2022

Da schau her: Auch eine Vier-Tage-Woche kann sich ganz schön ziehen. Andererseits hatte ich seit einem Jahr keinen Erholungsurlaub mehr.

Auf dem Weg in die Arbeit (durch milde Spätsommersonne, keine Jacke nötig): Auf der Theresienwiese sind die ersten Laster mit Fahrgeschäften fürs Oktoberfest eingetroffen. Und am Anfang der Gollierstraße sah ich eine riesige hellbraune Spinne (unflauschig, langer Körper) ein Haus entlang flitzen.

Im Büro machte ich mir nach Langem mal wieder eine Kanne Jasmin-Grüntee – ich hatte schon vergessen, wie gerne ich den mag.

Die Arbeit bot wieder Spannung and Abwechslung, ich sehe mit tiefer Dankbarkeit auf die Liste von Dingen, für die ich nicht verantwortlich bin.

Mittags spazierte ich zum Westend-Markt auf dem Georg-Freundorfer-Platz (ob der Platz von den Hiesigen so genannt wird? habe ich zumindest noch nie gehört). Immer donnerstags und nur aus wenigen Ständen bestehend, doch ich hoffte auf ein paar heimische Frühäpfel. Der tägliche Münstermarkt in Freiburg bereitet mir schwere Sehnsuchtsschmerzen; der Münchner Viktualienmarkt ist halt kein Vergleich, da man auf ihm die wenigen Stände mit Eigenanbau suchen muss und auch an denen Fantasiepreise zahlt, die etwa 100 Prozent über denen in Freiburg liegen (nein, ich vergleiche nicht mit Supermarktpreisen). Gestern bekam ich am einzigen Stand mit Eigenanbau tatsächlich neue Äpfel, schaute gleich auch beim Käsestand vorbei.

Mittagessen: Birchermuesli mit Sojajoghurt, Flachpfirsiche (hart), Aprikosen (mehlig). Nach Feierabend steuerte ich also nochmal einen Obstladen an, um Pfirsiche und Nektarinen zu kaufen, in der Hoffnung, dass die besser waren.

Zu Hause eine sehr ruhige Runde Yoga, aber Adriene wies darin darauf hin, dass es bestimmte Menschen besonders viel Überwindung kostet, Übungen in stillness zu turnen.

Abendessen: Frisch geholter Kopfsalat aus Ernteanteil, Tomate, Gurke, das Ganze in Joghurt-Schnittlauch-Dressing und mit harten Eiern. Dann Käse vom Markt sowie geschenkte Salami mit Brot. Nachtisch Schokolade.

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< yoga >Deep breath innnnnnnnn, loooooong breath out< / yoga > Winnetou also und rassistische Stereotype.

Es wäre niemandem zu verdenken, wenn er genervt abwinken und einer durch und durch erwartbaren Diskussion aus dem Weg gehen würde.

Schreibt Johannes Franzen auf 54books. Ertappt.

Allerdings verdeckt die langweilige Debatte über die angeblich bedrohte Kunstfreiheit oft auch faszinierende Rezeptionsphänomene und kulturelle Aushandlungsprozesse. In diesem Fall lässt sich im Aufschrei über ein angebliches Winnetou-Verbot eine tiefempfundene Verlustangst beobachten, die Erkenntnisse über das Verhältnis von Jugendliteratur, kultureller Sozialisation und einer Utopie politischer Unschuld bereithält.

Also nahm ich mich zusammen und las seinen Artikel:
“Verlorene Unschuld – Über Wut und Winnetou”.

Den herrlichen Begriff “Trotzrezeption” nehme ich in meinen Alltag mit.

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Ein weiteres viel zu wenig beachtetes Thema: Sport-/Bewegungstipps für Menschen, die (aus welchem Grund auch immer!) von Stufe Garnichts aus anfangen, die schon von Anfänger-Kursen überfordert und sofort entmutigt werden. Und nein: Das sieht man Menschen nicht an.

Gestern lernte ich den instagram-Kanal “The balanced method” kennen: Justine gibt Tipps für einen echten Einstieg in Kraftübungen und Cardio.

via @fliggerit

Von Yogalehrerin @misscaro habe ich den Tipp Accessible Yoga mit Jivana Heyman. Auch er zeigt Yoga-Alternativen für Vor-Anfänger*innen auf instagram, hier zum Beispiel eine Alternative zur Krähen-Asana, die auf einem Stuhl sitzend denselben Effekt hat (inklusive einem Semi-Rant über elitäres, ausschließendes Yoga). Das hier werde ich mal ausprobieren:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/tg-7gAMRulg

Kennt jemand ein deutschsprachiges Angebot?