Archiv für Februar 2023

Journal Dienstag, 14. Februar 2023 – Ich und die Rente

Mittwoch, 15. Februar 2023

Auch mal an die Rente denken, für eine 55-jährige ist das eine Lebensphase in Sichtweite.

Bedeutende Faktoren der Altersvorsorge in meinem Fall:

  1. Erwerbsleben musste ich als mich (!) nicht erfüllend erkennen: Ich bin gerne und vielfältig produktiv, doch das, was mir am meisten Freude bereitet, mag ich nicht für Geld verkaufen. (Diese Befindlichkeit musste ich irgendwann akzeptieren.) Also wäre es mir recht, wenn ich dieses Kapitel möglichst früh abschließen könnte.
  2. Ich liebe das gute Leben, wohne gern besonders schön, esse gern besonders gut, leide darunter, wenn ich sehr sparen muss.
  3. Für Geldanlage oder -vermehrung kann ich mich einfach nicht interessieren, zumal mir fast alle Modelle dafür anrüchig erscheinen: Wo kommt dieses zusätzliche Geld her? Wo fehlt es, wenn es bei mir ist? Was wurde dafür kaputt gemacht, wer ausgebeutet?
  4. Immobilienbesitz (im Sinne von Eigentum der eigenen Behausung) akzeptiere ich als Geldanlage und Altersvorsorge in allen Aspekten – theoretisch: Praktisch belastet mich der Besitz von Dingen, zudem wäre ebenso praktisch Wohneigentum in München für mich nur auf Kosten schönen Wohnens erreichbar gewesen.
  5. Ich habe keine Nachkommen, die es einzukalkulieren gilt, weder als finanziell Abhängige oder Erben noch als mich Betreuungsverpflichtete.

Schon hier zeichnen sich Unvereinbarkeiten ab, vor allem 2. beißt sich mit den meisten anderen Punkten.

Wegen 1. war mir ein Artikel über Rente im Wirtschaftsteil der Süddeutschen aufgefallen, zu dessen Lektüre ich mich sogar aufraffen konnte (3.): Es gibt demnach für meine Altersklasse die Möglichkeit, vor dem gesetzlichen Termin mit 67 in Rente zu gehen, ohne weniger Rente zu bekommen – wenn man die in den ungearbeiteten Jahren anfallenden Beiträge auf einen Schwung einzahlt. Dazu hatte ich mich im September 2022 von der Deutschen Rentenversicherung in einem Video-Termin beraten lassen. Zum einen stellte sich heraus, dass ich bereits mit 63 in Rente gehen könnte (ich hatte nicht auf dem Schirm gehabt, dass Ausbildungszeiten wie z.B. Studium angerechnet werden). Zum anderen konnte ich bereits damals mündlich den Antrag stellen, die Höhe der Geldsumme berechnen zu lassen, die mir einen früheren Renteneintritt ohne Abschläge ermöglichen würde.

Es dauerte allerdings bis 3. Februar 2023, dass das Infopaket der Deutschen Rentenversicherung eintraf:
Um zum frühest möglichen Zeitpunkt in Rente gehen zu können, also im September 2030, ohne dass ich weniger Rente als beim Eintritt 2034 bekomme, musste ich demnach 69.194 Euro zahlen.
Dann würde ich brutto 1.752,77 Euro monatlich erhalten. Man gab mir drei Monate ab Bescheid, dieses Angebot anzunehmen.

Daraufhin wurde 2. oben relevant: 1.752,77 Euro vor Steuern und Abgaben sind für mich (!) schon arg wenig Geld, selbst wenn noch ein wenig Betriebsrente und die Auszahlung einer privaten Rentenversicherung dazukommen. Umzug ins entfernte Umland unausweichlich.

Genau, Rick. Lass mir bitte was übrig.

Zum Glück (siehe 3.) hatte Herr Kaltmamsell Energie und Muße, sich die Unterlagen und Informationen genau anzusehen, zusätzliche Hintergründe zu recherchieren und mich zu beraten. Unter anderem: Billiger wird’s nicht, in jedem späteren Jahr wäre die Summe höher.

Vor allem aber: Wenn ich nicht so früh wie möglich in Rente gehe, kann ich durch die Zahlung meine monatliche Rente erhöhen. Altersvorsorge durch Zusatzzahlung in die staatliche Rentenversicherung fühlt (!) sich für mich (!) wie die anständigste und direkteste Altersvorsorge überhaupt an. Herr Kaltmamsell als der Steuerverantwortliche unserer Ehe hatte außerdem herausgefunden, welche Ratenzahlungssummen (das geht) vom Staat steuerlich am meisten begünstigt werden.

Ich musste nur noch ein Rückfrage-Telefonat mit der Deutschen Rentenversicherung zu zwei Details führen (anberlinertes Hochdeutsch, entzückend), dann wusste ich,
– dass diese Zahlung im Grunde Rentenpunkte kauft und durchaus auch für den Zweck der Erhöhung der Rente gedacht ist,
– dass der Beginn der drei Monate Frist das Datum auf dem Bescheid ist: 7.12., also acht Wochen, bevor er mir zugegangen war (!) (!!),
– dass ich das Angebot schlicht durch Überweisung an das angeführte Konto annehme, auch ein Teilbetrag gilt.

Und so überwies ich Montagabend die 40.000 Euro, die Herr Kaltmamsell als steuerlich ideal berechnet hatte, 2024 überweise ich den Rest (der dann allerdings, so erklärte die Berliner Dame am Telefon, nicht mehr ganz so viele Rentenpunkte wert ist). Wann ich tatsächlich in Rente gehen möchte, ob mir frühes Ende Erwerbstätigkeit oder höhere Rente wichtiger ist, finde ich in den kommenden Jahren heraus.

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Der gewohnte Zauber von Wick Medinait wollte in der Nacht auf Dienstag nicht recht wirken. Ich wachte immer wieder mit Verrotzungsgefühl auf, musste Nasenspray nachlegen. Ein Weilchen vor Weckerlingeln erwachte ich ganz – und hatte die Idee, mit Nasendusche meine geplagten Schleimhäute zu unterstützen. Eine Ladung pro Nasenloch, das fühlte sich wirklich gut an – und ich atmete danach viele Stunden auch ohne Nasenspray frei. Bis auf die Verrotzung fühlte ich mich fit, also ab in die Arbeit.

Draußen noch dickerer Nebel, beim Kreuzen der Theresienwiese sah ich zu keinem Zeitpunkt die Bavaria.

Den Zahnärztin-Termin am Mittwochmorgen verschob ich um eine Woche, dort habe ich erkältet wirklich nichts zu suchen.

Mittagessen Pumpernickel mit Butter, Blutorangen mit (gar nicht schafig schmeckendem) Schafjoghurt. Jetzt war der ungewohnte Nebel verschwunden, Sonnenschein wärmte mein Büro (diesmal war ich zu warm angezogen).

Nicht zu später Feierabend, dienstags habe ich ja Programm. So turnte ich daheim die nächste Folge Yoga aus Adrienes “Center”, sehr, sehr, sehr meditativ. Dann machte ich mich fertig für Lindy Hop. Die Tanzstunde bereitete mir wieder Freude, ich lernte von wechselnden Leadern, sowohl von den sehr geübten, die mir Tipps gaben, als auch von den rumprobierenden, denen ich das von anderen Gelernte weitergeben konnte (und wurde dreimal gefragt: “Du machst das aber schon länger?” – dabei waren die neuen Schritte für Follower doch recht einfach).

Daheim hatte Herr Kaltmamsell schon alles fürs Nachtmahl vorbereitet, musste nur noch fertigstellen:

Chinesische Eiersuppe mit schwarzen Bohnen (und ohne Graupen – die waren noch nicht im Ernteanteil, und extra welche zu kaufen, fühlt sich seltsam an). Schmeckte sehr gut, dazu gab es selbst gemachtes Kimchi aus Zuckerhut. Nachtisch Schokolade.

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Die Bewerbungs-Site für Münchner Schöff*innen ist online, hier können Sie das Formular ausfüllen.

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“Nervige Kritik an Klimaaktivisten:
Die Nichtstuer hatten ihre Chance”.

Als Faustformel: Wer jahrzehntelang selbst nichts gegen den Klimawandel unternommen hat, weder auf seinen eigenen ökologischen Fußabdruck achtete noch sich klimapolitisch engagierte, der sollte sich jetzt vielleicht besser zurückhalten, bevor er junge Menschen verhöhnt, die sich aus Verzweiflung auf Wege kleben. Die Nichtstuer hatten ihre Chancen.

Und nein, dies ist keine Pauschalkritik an älteren Menschen oder Generationen. Ganz im Gegenteil. Millionen Menschen haben sich in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg für Klima- und Umweltschutz eingesetzt. Wären sie in der Mehrheit gewesen, wären sie nicht überhört, angefeindet und diffamiert worden, müsste sich jetzt auch niemand festkleben.

Journal Montag, 13. Februar 2023 – Schnupfen, Menschen

Dienstag, 14. Februar 2023

Die Nacht war dank Erkältungslikör erträglich, gelegentliches Aufwachen zum Schneuzen/Nasensprayen inbegriffen.

Gesünder wäre es wahrscheinlich gewesen, wenn ich mich in der Arbeit den gestrigen Tag krank gemeldet hätte, doch gestern hätte das wirklich unangenehme Komplikationen (vor allem für mich) erzeugt, es stand die Betreuung verschiedener Menschen aus verschiedenen Anlässen an, und meine Vertretung war im Urlaub. Also setzte ich einfach Einsatzfähigkeit voraus, ich war ja auch nicht elend krank, bettlägerig oder fiebrig. Ging dann auch ohne echtes Leid.

Arbeitsweg durch feuchten Nebel. Ich hatte bei der Kleidungswahl fürs Büro den vorhergesagten wärmenden Sonnenschein bis Mittag eingerechnet, ein Fehler. Also ergänzte ich am Schreibtisch meine Notstrickjacke.

Aufregender Arbeitsvormittag, doch der Wegfall eines Termins ermöglichte mir Vormittags-Cappuccino.

Zu Mittag gab es Äpfel und Pumpernickel (ich hatte diesmal im Biosupermarkt nach einem neuen gegriffen, der eher sauer als malzig schmeckte, den kaufe ich nicht nochmal) mit Butter.

Aufregender Arbeitsnachmittag, in mir rauschte und flirrte es vor Übermenschung. Half ja nix.

Ich hatte gehofft drumrum zu kommen, aber seit gestern auch bei mir: einsetzender Husten. Noch aber nicht schlimm. Die Nebenhöhlenschmerzen prügelte ich mit Ibu nieder (danke Big Pharma) (und Little Pharma, whatever).

Auf dem Heimweg (immer noch düsteres Wetter) Einkäufe beim Vollcorner, zu Hause eine Folge Yoga mit durch Schnupfen sehr interessanten Schnauferfahrungen. Aber eine wohltuende Folge.

Herr Kaltmamsell servierte als Abendessen gekochte Karotten, Kohlrabi, Kartoffeln, alles aus Ernteanteil, mit Einbrenn. Ich aß noch ein wenig Käse, Nachtisch Schokolade.

Dann überwies ich eine große Summe Geld an die Deutsche Rentenversicherung, Verwendungszweck laut Anleitung “RM” für Rentenminderung. Darüber schreibe ich noch ausführlicher.

Im Bett endlich angefangen, die Herbstausgabe 2022 meines Granta-Magazines zu lesen, der dritte Kauf kam an. Auf mein abonniertes Buch wartete ich nämlich monatelang vergeblich (Royal Mail wohl Komplettausfall), da mich das Thema “Sister, Brother” aber ganz besonders interessierte, kaufte ich es halt beim Verlag als Einzelausgabe nochmal online. Die Absende-Meldung aus UK ist jetzt fast vier Wochen alt – ich kann mir nicht recht vorstellen, dass diese Bestellung jemals eintrifft (schließlich herrscht Streik bei der Royal Mail). Herr Kaltmamsell war mal wieder ein Schatz: Er kaufte mir einfach eine gebrauchte Ausgabe in Deutschland. Die Granta Winter-Ausgabe 2023 ist eigentlich auch schon raus, mal sehen, ob diese eintrifft. Wenn nicht, liegt eine Kündigung nah – nach über 25 Jahren, das Abo war ursprünglich das Hochzeitsgeschenk eines Uni-Kollegen.

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Die Erdbebenkatastrophe Türkei/Syrien hat immer schlimmere Seiten, ich bin weiterhin komplett überfordert und schaue keine Bilder.
Was geht, sind Bände sprechende Details, zum Beispiel ein Haus, das vom Beben auf parkende Autos gestellt wurde.

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Seit letztem November stirbt Twitter vor sich hin, zumindest das Twitter, wie ich es nutzte. Was sich zunächst wie eine Explosion und ultraschnell anfühlte, ist im Geschwindigkeitsrahmen des Internets zu einem allmählichen Verschwinden geworden, und ich merke, wie ich mich ganz organisch entwöhne. Paul Ford vergleicht den Prozess mit alttestamentarischen Vorläufern:
“God Did the World a Favor by Destroying Twitter”.

via @luzilla

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Sportliche Bewegung mit YouTube – hier eine sehr fröhliche Alternative zu leistungsgetriebenen Quäl-dich-du-Sau-Kanälen: The Fitness Marshall.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/zxbN_r3Xx-w

via @alexmatzkeit

Journal Sonntag, 12. Februar 2023 – Erkältungssonntag

Montag, 13. Februar 2023

Gute Nacht, trotz Rotz (ah, dieses verheißungsvolle Knistern in den Nebenhöhlen, wenn das Nasespray die Schleimhäute abschwellen lässt und endlich wieder Atemluft durchkommt!). Aber am Morgen halt die verschnupfte Benommenheit wie von einem großen Glas Rotwein, bloß minus Genuss.

Das Draußen versuchte sich in melancholischer Vernebelung, das muss auch München mal üben.

Hier sieht man ein wenig die Auslichtung des Nußbaumparks durch extremen Beschnitt der Büsche, man kann jetzt von jeder Seite durch den ganzen Park sehen. Was wohl genau die Absicht war: “Wie die Abteilung Gartenbau im Baureferat bestätigt, erfolgte die Auslichtung nicht nur aus gärtnerischen Gründen besonders gründlich, sondern auch, um durch freiere Sicht das Sicherheitsgefühl der Parkbesucher zu erhöhen.”

Mein Gesundheitszustand wies mit einem bunten Strauß an Symptomen darauf hin, dass Sport nicht in Frage kam, selbst beim Gedanken an ein wenig Hanteltraining zogen die Bronchien bereits die Augenbrauen hoch. (Ja wie, dann machen Sie sich ihre Metaphern halt selber.) Ich versuchte mich also in Gammeln und Tändeln.

Nach dem Aufstehen hatte ich noch geplant, die zwölf Fotos für Teilnahme an #12von12 zusammenzubekommen, doch das war gestern ein echter Krankheitstag, mit Arbeits- und damit auch Vergnügensunfähigkeit.

Nach gründlicher Überlegung für künftiges Reiben von Nüssen, Mandeln, Schokolade auf dem Gebrauchtmarkt die Trommelreibe für unsere Kenwood-Küchenmaschine bestellt: Sie sieht schnell montier- und waschbar aus, nicht umständlicher als meine anstrengende Handreibe.

Warum lese ich über sowas nie launige Elternkolumnen?

Zeit, endlich diese schon länger eingemerkte Doku auf arte anzugucken:
“Sisters with Transistors: Die verkannten Heldinnen der der elektronischen Musik”.
Große Empfehlung – so viele schillernde Künstlerinnen, und was sie aus Elektronik rausgeholt haben!

Nach einer Dusche fühlte ich mich bereit für ein wenig Draußen und ging Semmelholen.

Frühstück um zwei also Semmeln (die Butter, die ich Donnerstag am Käsestand auf dem Markt gekauft hatte, schmeckte hervorragend) und Buchweizenkuchen. Das war zu viel, ich brauchte ein wenig Siesta.

Inzwischen schien die Sonne und wärmte das Wohnzimmer, ich las in Zoë Becks Das alte Kind. Gegen fünf wollte ich aber doch noch ein wenig Frischluft und spazierte mit Herrn Kaltmamsell entlang seiner Laufstrecke um die Theresienwiese.

Über den Tag schneuzte ich eine Schneise in die deutsche Papiertaschentuchindustrie. Am späten Nachmittag hatte ich Lust auf Yoga und turnte nochmal die Dehn-lastige Folge vom Samstag.

Als Abendbrot gab es Saucenreste vom Samstag und das übrige Kartoffelpü, Nachtisch Vanillepudding und Schokolade.

Menschen sind ja doch rätselhaft, das ist durchaus schön. Auch bei Kommentarversuchen hier. Wer zum ersten Mal in diesem Blog kommentieren möchte, muss erst von mir freigeschaltet werden. Und wenn da eine ihren Kommentar abschließt mit: “Aber das werden Sie ja eh nicht veröffentlichen, weil Sie andere Meinungen nicht gelten lassen.” Dann ist mir durchaus klar, dass das in erste Linie ein Angriff auf mich sein soll. Aber könnte es sein, dass die Kommentarversucherin gleichzeitig annimmt, sie erhöhte die Chance auf ein Gespräch oder ein Freischalten damit? Dann würde mich der Gedankengang dahin interessieren.

§

Johannes Franzen (der das Pech hat, dass sein Name dem des Romanautors Jonathan Franzen ähnelt, weswegen ich immer erst mal stutze) schrieb schon vor zwei Jahren in der Zeit über:
“Das Ende vom Buch”.

Tatsächliches Thema ist die sich ändernde Definition von Allgemeinbildung.

Diese Unsicherheit ist die Folge einer Demokratisierung der gültigen Allgemeinbildung. Es reicht heute nicht mehr, sich das stabile Wissen der Gruppe anzueignen, die über kulturelle Hegemonie verfügt; es gibt viele verschiedenen Vorstellungen davon, was Allgemeinwissen eigentlich umfassen sollte – und sie alle kämpfen um Aufmerksamkeit. Dazu gehört auch eine Explosion des kulturellen Kanons: Man muss sich eben nicht mehr nur mit Büchern oder Theater auskennen, sondern auch mit Filmen, Serien, Games; nicht mehr nur mit klassischer Musik, sondern mit Pop, Rap, Elektro. Und es reicht auch nicht mehr, die Geschichte und Gegenwart des mitteleuropäischen und anglo-amerikanischen Raumes zu kennen. Das Wissen, das man besitzen sollte, hat sich in den letzten Jahrzehnten fragmentarisiert, globalisiert und damit vor allem vervielfacht.

Auch ich finde “Bücher als intellektuelle Nutztiere und Statusobjekte” traurig – und möchte sie lieber als Bereicherung, Unterhaltung, Spielzeug: “intellektueller Hedonismus”.

§

Apropos: Hier eine völlig wahnsinnige Büchergeschichte. Madeline Kripke sammelte in ihrer Wohnung (und ein paar Lagern) in Manhattan Wörterbücher, viele, viele, viele – Fachleute, die mit ihr und ihrer Sammlung zu tun hatten, erkannten, “it’s better than what’s in the Bodleian and the NYPL combined”. Kripke liebte vor allem Wörterbücher, die sich auf vulgäre Wörter spezialisierten.

Her business card read “Madeline Kripke” and identified her as a book collector. On the back, it said, “Lexicunt.”

2020 starb sie mit 76 überraschend an COVID-19. Über ihre unfassbare Sammlung und was nach ihrem Tod daraus wurde, schreibt Heidi Landecker hier:
“The Mistress of Slang”.

§

Wunderschöner Thread auf Twitter: “Portraits famous photographers have taken of their partners”.

via @fragmente

Journal Samstag, 11. Februar 2023 – Kahler Spaziergang entlang dem Auer Mühlbach

Sonntag, 12. Februar 2023

Für eine einsetzende Erkältung war die Nacht ordentlich, ich benötigte lediglich eine Ladung Nasenspray in ein Nasenloch.

Nach dem Bloggen buk ich erst mal Buchweizentorte (ich finde Buchweizen derzeit besonders interessant) nach dem Rezept in Katharina Seisers Österreich vegetarisch, hier steht es auch. Die Angabe Springform 26 cm wunderte mich, auf dem Foto sah der Kuchen höher aus.

Beim Kuvertüre-Raspeln verfluchte ich mal wieder meine Handreibe (diese hier). Gibt es überhaupt eine komfortable Handreibe? Für kleinere Mengen will ich nicht jedesmal die an den Tisch anzuschraubenden montieren. Oder liegt die Unbequemlichkeit ohnehin nur an den Schmerzen in meinen Fingergelenken bei Anstrengung? Die leider – ebenso wie schmerzende Großzehengelenke – auf Arthrose hinweisen.

Unsere Kränklichkeiten verschoben meine Bewegungspläne fürs Wochenend von Cardio (Schwimmen, Joggen) Richtung Spazieren (bitteschön: ich kann auch vernünftig). Nachdem ich den Kuchen aus dem Backofen holte, fuhr ich mit Herrn Kaltmamsell nach Thalkirchen, um mal im Winter den Auer Mühlbach entlang zu spazieren.

Am Thalkircher U-Bahnhof trank ich im Kiosk 1917 zur Stärkung erst mal noch einen Cappuccino, dann zogen wir los.

Herr Kaltmamsell brach angesichts der Schwäne auf der Isar ins Hölderlin-Gedicht “Hälfte des Lebens” aus:

Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Mit meiner schweren Lyrik-Dyslexie traue ich mir ja ganz selten ein Urteil zu, aber hier brach dann doch “So ein Schmarrn!” aus mir heraus. Küssende Schwäne? Heilignüchternes Wasser? Meckern Sie mir bloß nicht nochmal über albernen Management-Sprech.

Der Düker (mit dem der Auer Mühlbach vom Isarwerkkanal unter der Isar durch abgezweigt wird) – hier habe ich das Wort gelernt, daran denke ich jedesmal.

Kapelle Maria Einsiedel.

An der Hochleite.

Kapelle St. Anna, links unter uns der Tierpark.

Siebenbrunn.

Schneeglöckchen – hier noch in den Startlöchern, nebenan aber bereits aufgeblüht. Außerdem sahen wir Winterlinge und Krokanten.

Da kommt der Auer Mühlbach aus Thalkirchen.

Da fließt er weiter zur Krämer’schen Kunstmühle und zum Sitz des Templerordens.

Bei meinem letzten Besuch hatte das Caffé Fausto, das zur gleichnamigen Rösterei gehörte, aufgegeben und dicht gemacht. Jetzt stellte ich fest, dass es nicht nur die Rösterei weiterhin in der ehemaligen Mühle gibt, sondern dass das Café an anderer Stelle im Gebäude wiedereröffnet wurde.

An der Mondstraße gleich nebeneinander zwei Extreme der Hausnummernschildtypografie.

Beim Landratsamt (die Paulanerbrauerei, die wir 2012 ein paar hundert Meter davor noch sahen, steht ja schon Jahre nicht mehr).

Ehemalige Zentralimpfanstalt (hier wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Impfstoff für die Pockenimpfung gewonnen).

In der Au, kurz bevor wir vom Auer Mühlbach weg zur Ludwigsbrücke abbogen – die immer noch eine Baustelle ist: Die Arbeiten sollten Ende 2022 abgeschlossen werden, dauern jetzt aber doch noch bis mindestens 2024. Die zwei Stunden Spaziergang mitten durch München, doch auf der nahezu autofreien Rückseite, hatte ich sehr genossen.

Wir spazierten in mittlerweile Plusgraden über den ausgesprochen belebten Viktualienmarkt und den Jakobsplatz nach Hause.

Frühstück um halb drei: Buchweizentorte mit Preiselbeer-Sahne. Kompott und/oder Sahne braucht es schon dazu, der Kuchen war sehr trocken – trotz der Apfelschicht darin. Dann noch Orange und Mandarine.

Lob und Preis dem Nasenspray, es rückte gestern auf meiner Liste “beste Erfindungen der Menschheit” einige Plätze nach oben. (Jajaja, die höchstens eine Woche, die man es nutzen soll, brauche ich eh nie, außerdem spraye ich immer nur eine Seite abwechselnd frei. Aber ich finde Atmen wirklich sehr super und verhindere durch das Ermöglichen von Nasenatmung zu starken Übergriff des Infekts auf meine Bronchien, vor allem nachts.)

Ich las Wochenend-Süddeutsche (wenn Sie Zugriff auf hinter die Bezahlschranke haben, empfehle ich Nele Pollatscheks Besprechung vom neuen Roman Monde vor der Landung von Clemens Setz: “Wenn Clemens Setz Chuck Norris verprügelt, entschuldigt sich Norris danach bei ihm.”), turnte ein wenig Yoga.

Das Nachtmahl bereitete ich diesmal zusammen mit Herrn Kaltmamsell zu: Er ist eigentlich konsequenter Alleinkocher, doch ich wünschte mir, ihm zumindest mal assistieren zu dürfen. Rindsrouladen müssten doch dafür geeignet sein, also versuchten wir das zumindest bis zum Schritt Anbraten. Ich durfte Ernteanteil-Kartoffel schälen und für Kartoffelpü aufsetzen, Zwiebeln schneiden, Cornichons streifeln, Zutaten anreichen, zwischenspülen.

Gegart wurden die Rouladen im Schnellkochtopf – und gelangen darin ganz ausgezeichnet.

Dazu Kartoffelpü und Erbsen. Nachtisch war Vanillepudding mit Rumtopf.

Früh ins Bett (während ich erst noch rotze, hustet Herr Kaltmamsell immer noch), ausgerüstet mit reichlich Taschentüchern und mit Nasenspray.

(Übrigens tauchen die Folgen des entsetzlichen Erbebens in der Türkei und in Syrien hier nicht etwa deswegen nicht auf, weil ich sie für uninteressant halte. Ich bin lediglich komplett überfordert von apokalyptischen Bildern sowie steil steigenden Todeszahlen, gestern Abend bei offiziell 25.000, spende hilflos Geld an Ärzte ohne Grenzen – wie immer ohne Zweckbindung, um Einsatz dort zu ermöglichen, wo eben nötig – und verlege mich sonst auf Verdrängen.)

Journal Freitag, 10. Februar 2023 – Feines #Lindwurmessen im Ederer

Samstag, 11. Februar 2023

Unruhige Nacht, ich schob sie auf die aufziehende Erkältung. Die ich innig bat, ihren Komplettausbruch noch 24 Stunden zu verschieben, weil ich abends mit Herrn Kaltmamsell zu feinem Essen verabredet war.

Marsch ins Büro unter weiterhin wolkenlosem Morgenhimmel, auf der Theresienhöhe klopfte wieder der Buntspecht auf den Straßenlaternenschirm.

Arbeitsvormittag mit lästigem Kränkeln, da half alles heiße Ingwerwasser nicht. Doch ich genoss die Wärme, die der Sonnenschein in mein Büro brachte.

Mittags ging ich kurz raus in die Sonne, ein Abstecher zum Briefkasten musste als Anlass reichen. Mittagessen: Äpfelchen, Hüttenkäse, reichlich Blutorangen.

Pünktlicher Feierabend, es war noch hellichter Tag.

Zu Hause war noch Zeit für Yoga und Blumengießen, dann zog ich mich um für meine Abendverabredung zum #Lindwurmessen.1

Ich führte eine neue Seidenbluse aus – deren Kauf natürlich völlig unnötig war, die ich aber so lange in einem offenen Tab immer wieder sehnsüchtig ansah, dass mir die Freude über den Erwerb wichtig genug wurde. Auf dem Foto versuchte ich auch meine liebste Handtasche sichtbar zu machen: Ich besitze nur drei Handtaschen, weil ich nur etwa fünfmal im Jahr für eine Verwendung habe, aber diese mag ich sehr – diese bestickten Handtaschen waren nie wirklich modisch, ich kenne sie aus meiner Kindheit an alten Frauen, habe diese vor Jahrzehnten bei Ebay ersteigert (sie kam mit besticktem Handspiegel und mit Lippenstiftetui), das ist meine armselige Variante von Punk (siehe ganz unten).

Die Lindwurmstraße ist wirklich ideal für unser Projekt: Sie bietet an Gastronomie alles zwischen Schnellimbiss über Wirtshaus bis eben zu einem feinen Restaurant. Gestern hatte ich im Ederer reserviert, wegen feinem Essen an einem Freitagabend, der Zeit und Lust für viele Gänge und Alkohol bot – die mich dort sehr interessierten: Von dem Lokal wusste ich schon lange (Schwerpunkt auf lokalen und saisonalen Zutaten, weniger auf Originalität und Präsentation), es hatte sich irgendwie nie eine Gelegenheit für einen Besuch geboten.

Wir verbrachten einen sehr schönen Abend. Das Lokal hat einen besonderen Charme allein schon durch die Besetzung mit genau zwei Menschen: In der Küche Karl Ederer, der immer wieder in den Gastraum kam und mit (offensichtlich vertrauten) Gästen sprach, im Service eine herzliche Dame, die auf Anstippen bereitwillig Interessantes zu Zutaten und Weinen erzählte (hier werden auch mal Gemsen und Steinböcke verarbeitet!).

Als Aperitif tranken wir frisch gepressten Granatapfelsaft mit Cremant, als wärmenden Gruß aus der Küche gab es ein Tässchen Ingwer-Karotten-Süppchen.

Meine erste Vorspeise war von der Tageskarte Cardé (wilde Artischocke) mit Rindermark überbacken – sehr gut.

Herr Kaltmamsell hatte Ofen-gegarten Knollensellerie mit rauchiger Hollandaise.

Als zweite Vorspeise hatten wir beide die Kuttelsuppe mit Linsen (wenn einem schon mal Kutteln angeboten werden!), eine nachkochenswerte Kombi.

Mein Hauptgang: Fasanenbrust mit Farce im Kohlblatt gebraten – zum ersten Mal bekam ich außerhalb von England Fasan. Die Bedienung verwies darauf, dass es sich um einen Wildfasan aus Jagd handle, vorsichtes Kauen empfohlen (das kenne ich ja von erjagten Hasen – die Schrotkugeln). Er schmeckte hervorragend, und die Schrotkugeln waren natürlich gründlich entfernt worden. Gegenüber hatte Herr Kaltmamsell rosa gebratenen Lammrücken.

Als Wein hatte man uns nach meiner Beschreibung von derzeitigen Vorlieben (weiß, kräftig, eher mineralisch, bitte keine Blumen und Früchte) einen Grauburgunder aus Baden von Ziereisen empfohlen – ein Knaller, der zu jedem Gang weitere Noten entwickelte, wir waren begeistert.

Als Dessert hatten wir wieder beide das Gleiche: Stilton mit Graham-Port getränkt und einer warmen Tarte von süßen Zwiebeln. Ich ließ mir dazu noch einen wunderbar leichten Süßwein von der Nahe einschenken.

Wir hatten sehr gemütlich in dem sich langsam füllenden und für eine Johannes-Leismüller-Ausstellung genutzten Gastraum gespeist und uns unterhalten, erst kurz vor elf spazierten wir durch die nächtlich beißende Kälte nach Hause.

§

Johnny Häusler hat das Schreiben und Versenden seines Spreeblick-Newsletters wiederaufgenommen, das freut mich sehr. Die Lektüre der #44 fand ich besonders schön: Johnny erzählt, warum er Johnny heißt, und er erzählt von seinem ersten musikalischen Auftritt 1979 in seiner Heimat Berlin – ähnelt zum Verwechseln meinem Durchbruch-Versuch als Grundschülerin mit Blockflöte beim Jahreskonzert der Städtischen Sing- und Musikschule Ingolstadt 1973 oder 1974.

Wir waren nicht verprügelt worden, verbuchten unser Debüt also als Erfolg.

Exakt. Genau so.

  1. Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. []

Journal Donnerstag, 9. Februar 2023 – Laune, Arbeitstumult, Aufhellungen

Freitag, 10. Februar 2023

Sorgenvolles und unruhiges Aufwachen mit übler Laune, zumindest zudem mit der Erkenntnis, dass ich meine vordergründigste Arbeitssorge anders angehen muss.

Fußmarsch in die Arbeit unter klarem Morgenhimmel, zum Glück war genug Platz in meiner Laune, das zu genießen. Im Büro konnte ich dann gleich noch eine Zukunftssache klären (hoffentlich), bevor überdurchschnittlich eng getakteter Wahnsinn losbrach.

Dieser fesselte mich an meinen Schreibtisch, eigentlich auch über die Mittagspause, die ich für Käseeinkauf am Markt auf dem Georg-Freundorfer-Platz hatte nutzen wollen. An einem Punkt beschloss ich, dass 20 Minuten Abwesenheit drin sein mussten und schoss zu diesem Einkauf raus (Sonne! Milde!). Die Einschätzung erwies sich als richtig.

Spätes Mittagessen: Pumpernickel mit Frischkäse, echte Mandarinen und Blutorangen. Meine schlechte Laune war durch all die Aufregung mittlerweile in überdrehte Zittrigkeit umgeschlagen. Das prägte die Nachmittagsarbeit.

Als ich nach Feierabend das Haus verließ, wurde alles gut: Am leuchtenden Abendhimmel sah ich einen Falken auf den Büroturm zufliegen – ich hatte seinen Ruf gehört und mich nach ihm umgedreht. Eigentlich ist es so einfach, mich für ein paar Minuten glücklich zu machen.

Kurzbesuch bei meiner Bank für Bargeld, dann weiter zum Hauptbahnhof, um mal wieder ein Automatenfoto für mein Langzeitprojekt aufzunehmen.

Und wenn ich schon in der Gegend war: Gründlicher Einkauf im Lindt-Laden unterm Stachus.

Zu Hause Yoga. Zum Abendbrot gab’s den Käse vom Markt, Herr Kaltmamsell hatte aus den letzten Crowdfarming-Avocados Guacamole gemacht. Nachtisch Schokolade.

E-Books aus der Münchenr Stadtbibliothek: Ich sah einfach mal nach, wie viele von den 2022 gelesenen ich dort bekommen hätte. 17 von 32, ich war positiv überrascht (wenn auch nicht alle sofort, auf einige müsste ich warten, weil gerade verliehen). Meine nächste Lektüre, Zoë Beck, Das alte Kind, lieh ich gleich mal dort aus – unter Kneifen vor der Kindle-Umstellung erst mal aufs Smartphone per Onleihe-App. Las ich vor dem Schlafen im Bett, fing schon mal gut an. (Leider dabei klare Anzeichen, dass ich mir Herrn Kaltmamsells Erkältung eingefangen habe, noch setze ich auf milde Form.)

Vorher hatte ich ausgelesen:

Johanna Adorján, Ciao.

Nett, aber belanglos, nicht mal wirklich satirisch. Ihre journalistischen Texte sind um Längen origineller und bereichernder – unter anderem sprachlich: In Ciao “flucht” allen Ernstes jemand “wie ein Droschkenkutscher” (hat Adorján evtl. eine Wette verloren?). Wirklich charmant fand ich, dass Adorján die Rezeption ihrer Roman-Fingerübung in der eigenen Branche vorweg nimmt: Sie lässt einen Redakteur auftauchen, der ebenfalls einen Roman veröffentlicht hat – und die Hauptfigur, Redakteur im Feuilleton, hat den Roman des Kollegen zwar nicht gelesen, verbreitet aber, er finde ihn super. (Tatsächlich war Ciao rundum in den Feuilletons empfohlen worden, das hatte mich zur Lektüre verführt.)

Journal Mittwoch, 8. Feburar 2023 – Wieder Bücherei-Kundin

Donnerstag, 9. Februar 2023

Erst Mittwoch! Nach Weckerklingeln hätte ich sehr gerne weitergeschlafen, obwohl ich bis dahin gut geruht hatte.

Seit Dienstagabend macht sich meine Luftröhre bemerkbar, ich hoffe sehr, dass ich mich nicht bei Herrn Kaltmamsell angesteckt habe – gar keine Lust auf Erkältung.

Arbeitsvormittag praktisch wie geplant und emsig. Meinen Mittagscappuccino legte ich wegen einer Besprechung über die Mittagszeit einfach vor: In Sonne, die man nur als strahlend bezeichnen kann, spazierte ich zu Beaver Coffee.

Mittagessen waren Ernteanteil-Äpfelchen und nochmal süßer Buchweizen-Bulgur mit Sojajoghurt. Ganz erstaunlich, wie viel Brei aus einem Tässchen Buchweizen rauszuholen ist (kenne ich auch von Buchweizengrütze) und wie lange er satt hält.

Nachmittags viel Ungeplantes, aber gut wegzuarbeiten.

Nach Feierabend (im Hellen!) noch Einkäufe beim Vollcorner, ich bekam echte Mandarinen.

St. Paul in der Abenddämmerung.

Daheim nochmal die Yoga-Folge vom Vorabend: Einmal durchbewegt und -gedehnt, ein wenig balanciert, diesmal mit Ruhe.

Nachtmahl hatte ich mir gewünscht, nachdem ich auf das Rezept gestoßen war: Das Ernteanteil-Weißkraut langsam mit Speck im Ofen geschmort, dazu Kartoffelpü.

Schmeckte ganz ausgezeichnet, ich sehe eine große Zukunft für langsam geschmortes Gemüse. Die Speck-Menge hatte Herr Kaltmamsell ohnehin reduziert, kann auch noch weniger werden (die Hälfte?), die Pecannüsse fanden wir überflüssig.

Früh ins Bett zum Lesen. (Das fade Ciao von Johanna Adorján will ich einfach nur rumkriegen.)

Nach zehn Jahren Pause erneuerte ich gestern endlich meine Mitgliedschaft bei der Münchner Stadtbibliothek. Anstoß war ein Aufreger bei Mastodon über den Umstand, dass man bei Amazon E-Books für den Kindle nicht kauft, sondern nur pachtet. Immer wieder stellen Leser*innen fest, dass ältere E-Books, die sie gegen Geld auf ihren Reader geladen hatten, verschwunden sind. Das ist in diesem konkreten Geschäftskonstrukt tatsächlich eine Schweinerei – doch selbst möchte ich die Bücher, die ich gelesen habe, gar nicht besitzen, auch nicht als Datei (die ich bei Amazon-Kauf ohnehin nicht weitergeben oder verleihen kann wie ein Papierbuch). Ich bin völlig damit einverstanden, lediglich eine Gebühr fürs Lesen zu bezahlen (das wäre anders, wenn der Text mein Arbeitsmaterial wäre, z.B. als Literaturwissenschaftlerin). Wie ich im Kino ja auch nicht den Film kaufe, sondern eine Gebühr fürs Angucken zahle.

Zu dieser Haltung, darauf wurde ich bei Mastodon zurecht hingewiesen, passen allerdings die Preise für E-Books nicht, die nur wenig unter denen für den Besitz eines gedruckten Buchs liegen – welches ich verleihen, weitergeben, weiterverkaufen kann. Ab sofort versuche ich so weit möglich E-Books wirklich nur auszuleihen, nämlich in der Stadtbücherei. Hoch wird der Prozentsatz meiner Lektüre nicht sein, da ich in erster Linie Englischsprachiges, verhältnismäßig Aktuelles lese. (Außerdem muss ich fürs Lesen dieser Dateien auf meinem Kindle erst mal Einiges darauf umbauen.) Aber selbst das ist mir die Bibliotheksgebühr von 20 Euro im Jahr wert – für die ich bei Amazon nicht mal zwei E-Books pachten kann.

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Man kann auch als Neurotypische ein ziemlich wüst verdrahtetes Gehirn haben.

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Im andaulsische Utrera erweist sich eine ehemalige Bar als eine noch viel ehemaligere mittelalterliche Synagoge – die (sephardischen) Juden wurden bereits Ende des 15. Jahrhunderts aus diesem Gebiet vertrieben.
“Former Andalucían bar confirmed as lost medieval synagogue”.

Und der zuständige Archäologe heißt auch noch Miguel Ángel de Dios.

via @C_Emcke